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Dritter Brief - Kosmisches Schauspiel

 

 

»Im Namen dessen, der gepriesen sei. Und es gibt kein Ding, dass ihn nicht lobt und preist.«

 

(Teil eines Briefes an seinen wohlbekannten Schüler)

Fünftens: Du schreibst in einem Deiner Briefe an mich, dass Du meine Gefühle hier mit mir teilen möchtest. Höre nun hier über eines unter tausend von ihnen!

Eines Nachts betrachtete ich aus der Höhe meines Baumhauses im Gipfel einer Zeder in das wunderschöne Antlitz des Himmels, von den Sternen vergoldet, und erkannte in dem Schwur des weisen Qur´an:

 

 

»Fürwahr, ich schwöre bei den Planeten, wenn sie vor oder zurück laufen oder sich verbergen.« (Sure 81,15-16)

das erhabene Licht des Wunders und das glänzende Geheimnis der Beredsamkeit. Dieser Vers, der sich auf die Planeten bezieht, wenn sie sich verbergen oder ausschwärmen, führt den Blicken der Beobachter ein ganz besonders schön gesticktes Kunstwerk, eine hocherhabene Tafel mit Beispielen vor Augen. In der Tat treten diese Planeten im Umkreis der Sonne, ihres Kommandanten, treten in den Kreis der Fixsterne hinüber und zeigen uns am Himmel immer wieder neue kunstvolle Muster. Manchmal zeigen sie sich Schulter an Schulter mit anderen Sternen, ebenso glänzend wie sie, und bilden eine besonders schöne Konstellation. Und manchmal treten sie unter die kleinen Sterne und nehmen die Position des Kommandanten ein. Besonders in dieser Jahreszeit bietet die Venus am späten Abend, dicht über dem westlichen Horizont und am Osthimmel, ganz früh, noch vor der Morgendämmerung ihr strahlender Bruder ein wahrhaft liebenswertes und prächtiges Schauspiel. Später, nachdem sie ihre Pflicht als Inspektoren oder als Weberschiffchen in der Kunstwerkstatt erfüllt haben, kehren sie wieder in die prächtige Sphäre der Sonne, ihres Sultans, zurück und verbergen sich dort. Jetzt demonstrieren sie, ebenso glänzend wie die Sonne die Pracht der Herrschaft und den Glanz des göttlichen Königreiches des Herrn, der unsere Erde zusammen mit den genannten vor und zurück laufenden Planeten in den Tiefen des Alls wie Schiffe oder Flugzeuge in vollkommener Ordnung, kreisen, segeln und reisen lässt. Siehe die Pracht eines Königreiches unter dessen Schiffen und Flugzeugen es solche gibt, die tausend Mal größer als unsere Erde sind und in einer Sekunde eine Entfernung von acht Stunden überbrücken können. So kannst du denn nun einen Vergleich ziehen, welch hohes Glück und was für eine große Ehre es ist, einem solchen König in Dienst, Anbetung und Glaube verbunden und in dieser Welt sein Gast zu sein.

Danach betrachtete ich den Mond und sah das hell strahlende Licht eines Wunders ausgedrückt in der Ayah:

 

 

»Und dem Mond haben wir seine Phasen und Stationen bestimmt, bis er schließlich einem alten Dattelrispenstiel gleicht.« (Sure 36, 39)

In der Tat ist die Bestimmung, die Rotation, die Regulierung, die Lichteinstrahlung des Mondes und seine Stellung im Verhältnis zu unserer Erde und zur Sonne mit einer so außerordentlichen Präzision so wunderbar, so erstaunlich, dass für den Allmächtigen, der (seine Daten und Bahnelemente) in dieser Weise ordnete und bestimmte, nichts schwer sein kann. (Der Mond) unterrichtet alle mit Bewusstsein begabten Wesen in der Vorstellung:

»Der ihn so gemacht hat, vermag alles zu tun.«

Und weiter folgt er der Sonne in der Weise, dass er auch nicht für eine Sekunde von seiner Bahn abweicht, noch auch nur ein Stäubchen hinter seiner Aufgabe zurück bleibt. Er lässt die ihn aufmerksam beobachten ausrufen:

 

 

»Gepriesen sei der, durch dessen Kunst der Verstand in Erstaunen versetzt wird!«

Besonders aber dann, wenn es Ende Mai gelegentlich geschieht, dass er in der Form einer schmalen Sichel in das Haus des Siebengestirns eintritt, was dann so aussieht, wie ein weißer, gebogener Palmwedel und das Siebengestirn wie eine Dattelrispe, was in der Phantasie die Vorstellung wachruft, als wäre da ein riesiger leuchtender Baum hinter dem Schleier eines grünen Himmels. Es ist als habe die Phantasie die Vorstellung von einem solchen Baum hervorgerufen, der sich mit dem spitzen Ende eines Zweiges (ein Loch) durch diesen Vorhang gebohrt und da seinen Kopf hervor gestreckt habe, woraus nun das Siebengestirn und die Mondsichel entstanden seien und all die anderen Sterne, welche die Früchte dieses verborgenen Baumes geworden sind. So siehe denn nun die subtile Ausdruckskraft dieser Metapher:

 

 

»Gleicht einem alten Dattelrispenstiel.« (Sure 36, 39)

Dann kam mir der folgende Ayah ins Gedächtnis:

 

 

»Er ist es, der euch die Erde untertan gemacht hat. So geht den auf ihren Schultern!« (Sure 67, 15)

die darauf hinweist, dass die Erde einem Schiff oder einem Reittier gleicht, das in euren Dienst gestellt ist. In diesem Zeichen habe ich mich denn hoch droben auf einem riesigen Schiff gesehen, das mit großer Geschwindigkeit durch die Tiefen des Alls eilt. Da habe ich die Ayah gelesen, die zu rezitieren Sunnah ist, wenn man ein Transportmittel, also ein Pferd oder Schiff benutzt:

 

 

»Gepriesen sei der, der dies in unseren Dienst gestellt hat. Wir wären nie dazu in der Lage gewesen.« (Sure 43, 13)

Des Weiteren habe ich gesehen, dass die Erde durch diese Bewegung einem Projektor glich, welcher Bilder auf eine Leinwand wirft. Sie versetzte die Himmel in Bewegung und begann alle Sterne wie ein prächtiges Heer aufmarschieren zu lassen. Das brachte einen solch schönen und erhabenen Anblick zu Stande, dass die, welche nachdenken, davon berauscht und in Bewunderung geraten. »Ehre sei Gott!« habe ich da gesagt. Mit wie wenig Aufwand werden doch so viele, große, einzigartige, erstaunliche, erhabene und kostbare Werke verrichtet! An dieser Stelle tauchten in meinem Gedächtnis zwei Anmerkungen zum Glauben auf:

 

Erste Anmerkung: Vor einigen Tagen hat mir einer meiner Gäste eine Frage gestellt. Im Wesentlichen beruhte seine Frage auf dem folgenden Zweifel: Himmel und Hölle sind sehr weit von hier entfernt. Nun sagen wir einmal, dass die Leute des Paradieses durch die Gnade Gottes den Ort der Auferstehung schnell wie Blitz und Buraq durcheilen und ins Paradies eingehen werden. Wie aber werden die Leute der Hölle mit ihren schweren Leibern und unter der Last ihrer großen und schweren Sünden dahin gelangen? Durch welches Mittel?

Woran ich mich nun erinnerte, war das folgende: Wie zum Beispiel von allen Völkern, die zu einem allgemeinen Kongress nach Amerika eingeladen worden sind, ein jedes Volk an Bord eines großen Schiffes geht und dorthin fährt, so lädt auch die Erde, die es gewohnt ist, den Ozean des Alls auf ihrer langen Reise von fünfundzwanzig Tausend Jahren Entfernung in einem einzigen Jahre zurückzulegen, ihre Bewohner ein, bringt sie zum Ort der Auferstehung und lädt sie dort wieder aus. Des Weiteren wird sie das Feuer der Hölle, die einige Aufgaben der großen Hölle in dieser Welt und im Bersah versieht und die in der Mitte der Erde liegt, entsprechend dem Hinweis, dass (ihre Temperatur) alle dreiunddreißig Meter um ein Grad zunimmt und so zweihunderttausend Grad Hitze erreicht, (der Temperatur), die einem Hadith entsprechend als die Hitze des Höllenfeuers erklärt wird, in das Feuer der Hölle entleeren und sich dann auf den Befehl Gottes in eine noch schönere, ewige Form umwandeln und eine Wohnstatt der jenseitigen Welt werden.

 

Zweite der Anmerkungen, die in meinem Gedächtnis aufgetaucht sind: Es ist eine Gewohnheit des Allmächtigen Meisters (Sani-i Kadir), des Allweisen Schöpfers (Fatir-i Hakim), des Einen und Einzigartigen (Vahid-i Ahad), um die Vollkommenheit Seiner Macht (kemal-i kudret), die Schönheit Seiner Weisheit (cemal-i hikmet) und die Beweise Seiner Allgegenwart (Vahdet) zu zeigen, viele Werke mit sehr wenig Mitteln zu bewirken und sehr große Aufgabe mit sehr wenig Einsatz ausführen zu lassen. Ich hatte bereits in einigen Abhandlungen (Sözler) gesagt: Wenn alle Dinge auf ein einziges Wesen zurückgeführt werden, so werden alle Dinge in dem Maße leicht, wie es ihrer Notwendigkeit entspricht. Wenn aber alle Dinge auf verschiedene Meister und Ursachen zurückgeführt werden, so entstehen so viele Schwierigkeiten, dass sie schließlich den Grad der Unmöglichkeit erreichen. Denn während eine einzige Person, wie ein Offizier oder ein Meister, einer Vielzahl von Einzelpersonen oder vielen einzelnen Steinen durch eine einzige Handlung, eine einzige Bewegung mit Leichtigkeit formieren und so zu einem Ergebnis führen kann, könnte man dies nur mit sehr vielen Handlungen, unter erheblichen Schwierigkeiten und großen Wirrungen bewerkstellingen, überließe man es den Einzelnen im Heer oder den Steinen, die sich ohne stützende Säulen in einer Kuppel befinden, sich selbst zu formieren und so zu einem Ergebnis zu kommen.

Wenn man also nun Werke, wie alles Wirbeln und Kreisen, alle Umdrehungen und Umwälzungen, ein Lob und Ruhm versprühendes Schauspiel, den Ablauf der vier Jahreszeiten und den Wechsel von Tag und Nacht im Universum dem einen Allgegenwärtigen (vahdet) zuschreibt, so vermag eine einzige Person mit einem einzigen Befehl eine Kugel in Bewegung zu versetzen, im Wechsel der Jahreszeiten die einzigartigen Kunstwerke, im Wechsel von Tag und Nacht außerordentliche Weisheit, durch die augenscheinlichen Bewegungen von Sonne und Mond schöne Szenen und andere erhebende Auftritte und kostbare Ergebnisse zu bewirken. Denn Ihm gehört das ganze Heer des Seins. Wenn Er will, kann Er einen einfachen Soldaten wie die Erde zum Kommandanten aller Sterne ernennen, die riesengroße Sonne für deren Bewohner zu einer Lampe, die Licht und Wärme ausstrahlt, die vier Jahreszeiten zu Weberschiffchen für die Bildtafeln der göttlichen Macht, Tag und Nacht zu einer Feder für die Seiten der göttlichen Weisheiten machen. Indem Er den Mond jedem Tag in einer anderen Form zeigt, macht er ihn zu einem Kalender für die Berechnung der Zeit. Und so wie Er die Sterne zu verzierten, wunderschönen, strahlenden Fackeln in den Händen zum Tanze angetretener und in Ekstase tanzender Engel gemacht hat, so führt Er noch viele andere Seiner Weisheiten auf der Erde vor. Wenn dergleichen Dinge nicht von einer einzigen Person nachgefragt werden, deren Autorität, Disziplin, Gesetze und Maßnahmen allem Sein zugewandt sind, dann müssten alle Sonnen und alle Sterne in einer tatsächlichen Bewegung und einer unendlich hohen Geschwindigkeit täglich eine unendlich weite Entfernung zurücklegen.

Es ist auf Grund dieser unendlichen Leichtigkeit die in der Einheit (vahdet) und auf Grund einer unendlichen Schwierigkeit, die in der Vielheit liegt, dass Geschäftsleute und Handwerker aus der Vielheit zur Einheit kommen, um Erleichterungen und Vereinfachungen zu bewirken, das heißt, sie bilden Handelsgesellschaften.

 

Kurzum: Es gibt unendlich viele Schwierigkeiten auf den Wegen des Irrtums und eine unendliche Leichtigkeit auf dem Wege der Rechtleitung und Einheit.

 

 

»Der Beständige ist der, der bleibt und besteht.«

Said Nursi

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