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Fünfundzwanzigstes Wort - Abhandlung über die Wunder des Qur’an

 

Unter zahllosen Aspekten des weisen Qur’an, als Wunder, der in seiner Verkündigung ein Wunder ist, Schatzkammer der Wunder und das große Wunder Ahmeds, mit dem Friede und Segen sei, haben wir in meinen Abhandlungen und in der Risale-i Nur in arabischer Sprache und in meinem Kommentarbuch mit dem Titel »Zeichen des Wunders (Isharatu l-i'djaz)« und in diesen vorigen vierundzwanzig »Worten« auf etwa vierzig von ihnen hingewiesen. Hier wollen wir nur fünf Aspekte davon bis zu einem gewissen Grade erklären und die anderen Aspekte in ihnen zusammenfassen und mit einer Einleitung auf dessen Darstellung und Wesen hinweisen.

 

Fünfundzwanzigstes Wort - Abhandlung über die Wunder des Qur’an Da der Qur´an als ein bleibendes Wunder auf der Hand liegt, erscheint es meinem Verstand für unnötig, nach einem anderen Zeugnis zu suchen.

Da der Qur´an als ein Zeugnis der Wahrheit auf der Hand liegt, könnte es etwa für mein Herz schwer sein, die Ungläubigen zum Schweigen zu bringen?

 

Anmerkung

Wir hatten am Anfang die Absicht dieses Wort in fünf »Flammen« zu schreiben. Aber am Ende der ersten Flamme mussten wir sehr schnell schreiben, um es noch mit den alten (arabischen) Schriftzeichen drucken zu können. Wir haben sogar in manchen Tagen zwanzig, dreißig Seiten in zwei, drei Stunden geschrieben. Deswegen haben wir drei Flammen kurz und bündig zusammengefasst und die weiteren zwei Flammen vorläufig aufgegeben. Ich bitte die Brüder darum, meine Fehler und Mängel bei den Erklärungen mit Nachsicht und Toleranz zu betrachten.

Die meisten Ayat, die in dieser Abhandlung »Über die Wunder des Qur´an« behandelt werden, sind die, welche entweder die Ungläubigen zum Anlass ihrer Kritik machen oder die, welche die Wissenschaftler bestreiten oder solche Ayat, über die die Teufel unter Dschinnen und Menschen Verdächtigungen und Zweifel aufkommen lassen. Dieses »Fünfundzwanzigste Wort« hat die Wahrheit und die Andeutungen in diesen Ayat so erklärt und nach wissenschaftlichen Grundlagen bewiesen, dass die Punkte, die die Ungläubigen und die Wissenschaftler als Fehler ansehen, die Funken des Wunders und die Quellen sind, in denen sich die Wortkunst des Qur´an als vollendet herausstellt. Ihre Zweifel werden nicht erwähnt, um keinen Brechreiz hervorzurufen, und es werden nur die richtigen Antworten gegeben. Nur im Ersten Kapitel des »Zwanzigsten Wortes« werden in drei, vier Ayat, wie

 

 

»die Sonne dreht sich...« (Sure 36, 38) »Wir machten die Berge zu Masten...« (Sure 78, 7)

ihre Zweifel erwähnt. Diese Abhandlung über Wunder des Qur´an wurde zwar sehr kurz und eilig verfasst, aber hinsichtlich der Rhetorik und arabischen Sprachwissenschaft sind die Erklärungen so wissenschaftlich, fundiert und unwiderlegbar, dass sogar die Gelehrten davon begeistert sind. Jeden Abschnitt kann zwar nicht jeder, der aufmerksam liest, ganz verstehen und auch seinen Nutzen daraus ziehen, doch hat jeder in diesem »Garten« einen bedeutenden Anteil. Da diese Abhandlung sehr eilig und unter verwirrenden Umständen verfasst wurde, hat sie zwar in der Ausdrucksweise Mängel, sie erklärt aber vom wissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet die Wahrheit in einigen sehr wichtigen Punkten.

Said Nursi

 

Abhandlung über die Wunder des Qur´an

 

 

»Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.« »Sprich: Gesetzt den Fall, die Menschen und die Geister kämen alle zusammen, um etwas herbeizubringen, was diesem Qur´an gleich wäre, so werden sie nichts dergleichen beibringen können. Auch nicht, wenn sie sich dabei gegenseitig helfen.« (Sure 17, 88)

Unter zahllosen Aspekten des weisen Qur´an, als Wunder, der in seiner Verkündigung ein Wunder ist, Schatzkammer der Wunder und das große Wunder Ahmeds, mit dem Friede und Segen sei, haben wir in meinen Abhandlungen und in der Risale-i Nur in arabischer Sprache und in meinem Kommentarbuch mit dem Titel »Zeichen des Wunders (Isharatu l-i´djaz)« und in diesen vorigen vierundzwanzig »Worten« auf etwa vierzig von ihnen hingewiesen. Hier wollen wir nur fünf Aspekte davon bis zu einem gewissen Grade erklären und die anderen Aspekte in ihnen zusammenfassen und mit einer Einleitung auf dessen Darstellung und Wesen hinweisen.

 

Die Einleitung besteht aus drei Abschnitten.

Erster Abschnitt: Was ist der Qur´an? Wie kann man ihn darstellen?

 

Antwort: Wie schon im »Neunzehnten Wort« erklärt und in anderen Worten bewiesen wurde, ist der Qur´an die urewige Übersetzung dieses großen Buches der Schöpfung... er ist das Sprachrohr ihrer verschiedensten Zungen, die die Wunderzeichen des Seins vortragen... er ist der Kommentator dieses Buches der unsichtbaren und bezeugten (alem-i shehadet) Welten... er ist der Entdecker der Namen Gottes als geistige Schätze, die in der Erde und im Himmel verborgen sind... er ist der Öffner der Wahrheiten, die in den Zeilen der Ereignisse enthalten sind... er ist die Sprache der unsichtbaren Welt in der sichtbaren Welt... er ist die Schatzkammer der ewigen Zuwendungen des Allbarmherzigen und der urewigen Reden des Gepriesenen, welche aus der unsichtbaren Welt kommen, die hinter dem Schleier dieser sichtbaren Welt liegt... er ist die Sonne, Fundament und Plan dieser geistigen Welt, die der Islam ist... er ist die heilige Landkarte der jenseitigen Welten... er ist das erläuternde Wort, eindeutige Auslegung, sicherer Beweis, klarer Übersetzer des Wesens, der Eigenschaften, der Namen und des Wirkens Gottes... er ist der Erzieher dieser Menschenwelt...er ist das Wasser und das Licht des Islams, was Hingabe in Gottes Willen bedeutet, was die große Menschlichkeit ist... er ist die wahre Weisheit des Menschengeschlechts... er ist der wahre Lehrer und Wegweiser, der die Menschheit zur Glückseligkeit führt... er ist den Menschen sowohl ein Gesetzbuch als auch ein Gebetbuch und auch ein Buch der Weisheit, ein Buch des Gottesdienstes, ein Buch der Befehle und Einladungen, ein Buch des Gottesgedenkens, ein Buch des Nachsinnens; er ist das einzige, umfassende heilige Buch, das viele Bücher in sich enthält, die den Menschen für alle ihre geistige Bedürfnisse als Nachschlagewerke dienen können. Er ist ein Buch des Himmels und gilt als eine heilige Bibliothek, die je ein Buch für die unterschiedliche Gemüts- und Lebensart aller Gottesfreunde, Getreuen, Kenner und Forscher der Wahrheit und für ihre verschiedenen Berufungen bietet, wie es der Stimmung in jeder Gemüts- und Lebenslage entspricht und jede Gemüts- und Lebenslage erhellt, wie es den Zwecken jeder Berufung angemessen ist und sie auch gestaltet.

 

Zweiter Abschnitt und Ergänzung zur Darstellung (des Qur´an): Der Qur´an - herabgesandt vom Hohen Thron, offenbart durch Gottes höchsten Namen und durch alle Seine Namen auf deren höchster Stufe bestätigt (wie im »Zwölften Wort« bewiesen und erklärt wurde) - ist das Wort Allahs als des Herrn aller Welten. Zudem ist er der Erlass (ferman) Allahs, dessen Titel »Gott allen Seins« ist. Und weiter ist er eine Ansprache dessen, der Schöpfer der Himmel und der Erde ist. Überdies ist er das Wort des Herrn aller Herrscher. Zudem ist er eine immerwährende Predigt im Namen des allgemeinen Königreiches des Hochgepriesenen. Und weiter ist er ein Buch gnädigen Erbarmens aus der Überfülle des Allbarmherzigen. Überdies ist er eine Sammlung von Mitteilungen Gottes des Erhabenen voll Größe und Majestät, an deren Anfängen manchmal Chiffren stehen. Zudem ist er ein heiliges Buch voll Weisheit, herabgesandt vom Hohen Thron im Namen des Allerhöchsten, das alles umfasst und überall seine Gültigkeit hat. So ist denn dies das Geheimnis aus dem heraus dem Qur´an der Ehrentitel »Wort Gottes« in vollkommener Rechtmäßigkeit verliehen wurde und immer noch verliehen wird. Den zweiten Platz auf der Stufenleiter nehmen nach dem Qur´an die Bücher und Schriften der anderen Propheten je nach dem Grad ihrer Vorzüglichkeit ein. Nun aber verhält es sich mit den zahllosen Worten Gottes so, dass dem Menschen ein Teil von ihnen als ein Wort besonderer Wertschätzung, ein anderer wie ein verkleinertes Abbild einer persönlichen Bezeichnung oder eines eigenen Namens, ein anderer in der Gestalt seines persönlichen Herren, ein anderer in der Form seines eigenen Reiches, ein anderer als das nur für ihn bestimmte Wort der Barmherzigkeit in Form einer Eingebung sichtbar wird. Die Eingebungen bei den Engeln, bei den Menschen und bei den Tieren sind hinsichtlich ihrer besonderen und ihrer allgemeinen Gültigkeit von einander sehr verschieden.

 

Dritter Abschnitt: Der Qur´an ist ein himmlisches Buch, das in Kurzfassung die Bücher aller Propheten verschiedener Epochen enthält, die Werke aller Heiligen verschiedener Gemüts- und Lebensarten, die Werke aller aufrechten Männer der Wahrheit mit ihren verschiedenen Lehrmethoden. Er hat einen sechsfältigen Glanz. Er ist frei von der Finsternis der Verdächtigungen und Zweifel. Er ruht in Gewissheit (bi l-yaqin) auf der Säule der himmlischen Offenbarung und des Urewigen Wortes. Sein Ziel und Zweck ist erwiesenermaßen ewige Glückseligkeit. Im Innern ist er offensichtlich reine Rechtleitung. Oben ist er notwendigerweise Strahl des Glaubens. Unten ist er mit wissenschaftlicher Gewissheit (bi ilme l-yaqin) Beweis und Zeugnis. Zur Rechten ist er mit der Gewissheit der Erfahrung die Sicherheit (teslim) des Herzens und des Gewissens. Zur Linken ist er mit Gewissheit durch Beobachtung (bi ayne l-yaqin) die Unterwerfung des Verstandes und der Vernunft. Seine Früchte sind mit Gewissheit durch Selbsterfahrung (bi haqqe l-yaqin) die Barmherzigkeit des Allerbarmers und die Gärten des Paradieses. Sein Rang und seine Bevorzugung ist durch wahre Intuition unter Engeln, Menschen und Dschinnen gepriesen.

Jede von den Eigenschaften, die in diesen drei Teilen über Darstellung des Qur´an aufgezählt sind, wurden in verschiedenen Zusammenhängen schon eindeutig bewiesen oder sie werden noch bewiesen. Unsere Behauptungen sind keineswegs aus der Luft gegriffen, vielmehr ist jede einzelne von ihnen mit unwiderlegbaren Zeugnissen bewiesen.

 

Erste Flamme: Diese Flamme hat drei Strahlen.

 

Erster Strahl: Es ist die geradezu wunderbare Brillanz des Qur´an. Was aber diese Brillanz betrifft, so ist sie eine, die aus dem Fluss seiner Verse, aus der Kompetenz in seiner Aussage, aus der Einzigartigkeit seines Stils, aus seinem unvergleichlichen, bewunderungswürdigen Vorzug, aus der Überlegenheit seiner Erklärungen, aus seiner überragenden Unbefangenheit, aus der Kraft und Wahrhaftigkeit seines Inhalts, aus der Korrektheit und Beredsamkeit seines Wortes entsteht, eine Brillanz mit der er überaus geniale Dichter, die wunderbarsten Redner und Denker, die größte Kenntnisse besitzen unter den Söhnen Adams, zu einer Auseinandersetzung ruft und sie seit dreizehnhundert Jahren herausfordert.

Er stachelt sie an und reizt sie in ihrem Gemüt. Obwohl er sie zu einer Auseinandersetzung herausfordert, konnten diese Genien, obwohl sie doch in ihrer Selbstgefälligkeit und Arroganz ihren Kopf bis zum Himmel empor gereckt halten, dennoch ihren Mund nicht öffnen, um sich mit ihm auseinanderzusetzen, verloren total ihre Würde und mussten ihr Haupt senken. Hier weisen wir auf diesen Aspekt seiner besonderen Brillanz auf zweierlei Art hin.

 

Erste Art: Er ist ein Wunder und dieses ist gegenwärtig. Denn: Die Bewohner auf der arabischen Halbinsel waren in jener Zeit in der überwiegenden Mehrheit Analphabeten. Unkundig des Lesens und Schreibens tradierten sie ihren Stolz, die Ereignisse ihrer Geschichte, die Worte ihrer Väter, die ihrer guten Gesittung dienlich sein sollten, nicht durch Aufschreiben, sondern in ihrer Dichtung und der künstlerischen Eleganz ihrer Redeweise. Ein bedeutendes Wort der Altvorderen prägte sich durch seine dichterische Anziehungskraft und in seiner Brillanz stets wieder dem Gedächtnis ihrer Nachkommen ein. So hatten denn quasi in Folge eines natürlichen Bedürfnisses die Brillanz, die Klarheit und Eleganz ihrer sprachlichen Ausdrucksfähigkeit auf dem geistigen Markt dieses Volkes gleichsam den Verkehrswert von Nationalhelden und -heiligtümern. Auf sie waren sie ganz außerordentlich stolz. So stand denn jenes so hoch intelligente Volk, das die Welt nach Annahme des Islams durch seine Intelligenz lenkte und leitete, hinsichtlich seiner Beredsamkeit, der Eleganz seiner Sprache und der Brillanz seiner Ausdrucksfähigkeit, die bei ihnen in hohem Ansehen stand, auf die sie sehr stolz waren, die ihnen ein großes Bedürfnis, ja geradezu eine unbedingte Notwendigkeit waren, vor allen anderen Völkern der Welt auf der obersten Stufe. Die Kunst der schönen Rede war von einer so hohen Bedeutsamkeit, dass zwei Stämme um eines einzigen Wortes eines ihrer Dichter willen in einen gewaltigen Kampf entbrennen und durch ein anderes Wort wieder Frieden miteinander schließen konnten. Es gab sogar sieben Dichter unter ihnen, deren sieben Gedichte die »sieben Ausgehängten« genannt wurden, weil sie mit goldenen Lettern an die Wände der Kaaba geschrieben wurden und auf die sie besonders stolz waren. So geschah es denn in einer solchen Zeit, in der die Beredsamkeit im höchsten Ansehen stand, dass der Qur´an, dessen Verkündigung ein Wunder ist, herab gesandt worden ist. In der Zeit Mosis, mit dem Friede und Segen sei, stand die Magie und zur Zeit Jesu, mit dem Friede und Segen sei, die Heilkunde in hohem Ansehen. So waren auch ihre bedeutendsten Wunder von dieser Art. Und so wurden damals auch die Dichter der Araber dazu aufgefordert, einer seiner kürzesten Suren etwas gleichwertiges entgegen zu setzen.

 

 

»Und so ihr im Zweifel seid über das, was wir auf unseren Diener herab sandten, so bringt eine gleiche Sure hervor...« (Sure 2, 23)

Mit diesem Erlass (ferman) fordert er sie dazu heraus. Des Weiteren sagt er: »Ohne zum rechten Glauben überzutreten, seid ihr verdammt. Ihr werdet zur Hölle fahren.« Er reizt ihre Nerven aufs Äußerste. Er bricht ihren Stolz in fürchterlicher Weise. Er achtet ihre sich so hoch dünkende Klugheit nur gering. Er verurteilt sie zunächst zu ewiger Verlorenheit und später in der Hölle zu ewiger Pein und gleichzeitig hier auf Erden schon zur Hinrichtung. Er sagt: »Ihr werdet entweder Widerpart (gegen den Qur´an) leisten oder zu Grunde gehen (wenn ihr das nicht könnt), und zwar mit Leib und Leben.«

Wäre also irgendein Widerstand möglich gewesen, etwa mit ein, zwei Zeilen seinen Anspruch für nichtig zu erklären, wie wäre es dann möglich gewesen, dass sie etwa, wo es doch einen leichten Ausweg gegeben hätte, statt dessen den gefährlichsten Weg, den schwierigen Weg des Kampfes gewählt hätten? Sollte denn in der Tat jenes intelligente Volk, jene Nation, die zur damaligen Zeit etwas von Politik verstand und, obwohl es die Welt mit diplomatischem Geschick regierte, den kürzesten, den leichtesten und einfachsten Weg verlassen und den gefährlichsten, den langwierigen Weg, auf dem sie ihren ganzen Besitz, ja ihr Leben aufs Spiel setzen mussten, gewählt haben? Ja, wäre das überhaupt denkbar gewesen? Denn: Hätte einer ihrer Dichter (dem Qur´an) mit einigen, wenigen Buchstaben (etwas Gleichwertiges entgegensetzen und ihm somit) Widerpart bieten können, hätte der Qur´an (zurückstecken und auf seinen) Anspruch verzichten müssen. Sie hätten sich dann vor materieller und geistiger Vernichtung retten können. Statt dessen haben sie den furchtbaren und langwierigen Weg des Kampfes gewählt. Das aber heißt doch, dass ein Widerstand mit der Feder nicht machbar, nicht zu leisten war. Deswegen waren sie zum Kampf mit dem Schwert gezwungen. Es gab aber noch zwei weitere, recht gute Gründe, den Qur´an nachzuahmen, ihn zu kopieren. Der eine war der Konkurrenzneid der Feinde, der andere aber der Wunsch zur Nachahmung unter den Freunden. Unter diesen beiden starken Gründen wurden Millionen arabischer Bücher verfasst und keines von ihnen konnte ihm gleichen. Gewiss wird ein jeder, der ihn mit anderen vergleicht, ob ein Gelehrter oder ein Laie, wer es auch immer sei, sagen: »Der Qur´an gleicht ihnen nicht. Keines von ihnen kann ihn nachahmen.« In diesem Fall wird der Qur´an entweder unter allen stehen, was aber in Übereinstimmung mit allen, Freunden wie Feinden, unhaltbar und unmöglich ist oder er steht über allen diesen verfassten Büchern.

 

Nun könnte man aber sagen: »Woher wissen wir, dass niemand sich gegen ihn zu erheben versuchte? Konnte sich niemand zutrauen, ihm öffentlich entgegenzutreten? Nutzte auch die gegenseitige Hilfe unter ihnen nichts?«

 

Antwort: Wäre irgendein Widerstand gegen den Qur´an in irgendeiner Weise möglich gewesen, hätte man dies in jedem Falle versucht. Denn da handelte es sich um die Frage der Ehre und Würde, ihr Leben und ihr Besitz waren in Gefahr. Hätten sie aber einen Aufstand dagegen unternommen, hätte es in jedem Falle einen Zulauf von entschlossenen Anhängern in großer Zahl gegeben. Denn diejenigen, die sich hartnäckig der Wahrheit widersetzen, waren immer in der Mehrheit. Hätten sich Anhänger gefunden, hätten sie sich in jedem Falle berühmt gemacht. Denn: Eine kleine Auseinandersetzung lenkt den verwunderten Blick der Menschen auf sich und wird schließlich zu einer weit verbreiteten Legende. Dieser einzigartige Kampf, ein solches Ereignis kann jedoch nicht verborgen bleiben. Gegen den Islam werden alle negativen Dingen erzählt. Sie werden berüchtigt bis hin zu den Hässlichsten und Gemeinsten. Doch außer einigen Anekdoten über Müseylime, den Lügner, wird nichts überliefert, was seinen Gegenversuch betrifft. Die Nachdichtung von Müseylime war zwar durchaus poetisch. Da seine Worte aber mit der Verkündigung des Qur´an, die eine grenzenlose Schönheit besitzt, verglichen wurden, sind sie in die Geschichte (verglichen mit dem Qur´an) als die Phantasmagorien (eines Fieberkranken) eingegangen. Da also das Wunder an Schönheit Qur´anischer Ausdrucksweise die Sicherheit von »zwei mal zwei ist vier« besitzt, ergibt sich daraus die (oben dargestellte) Sachlage.

 

Zweite Art: Die Weisheit, die in dem Wunder an Schönheit Qur´anischer Ausdrucksweise liegt, wollen wir hier in fünf Punkten erklären.

 

Erster Punkt: Im Versmaß des Qur´an findet sich eine außergewöhnliche Zuverlässigkeit, eine Korrektheit und Festigkeit, die in dem Band »Isharatu l-i´djaz (= Die Zeichen des Wunders)« bereits vollständig erklärt wurde. So wie in einer Uhr, in der die Sekunden, die Minuten und die Stunden gezählt werden und einander zur vollständigen Ordnung ergänzen, so finden wir dieses Maß in jedem Satz des weisen Qur´an und in seinem ganzen Aufbau und so stehen auch die Anordnung der Wörter und die Harmonie der Sätze in Beziehung zueinander. Das haben wir in dem Buch » Isharatu l-i´djaz (= Die Zeichen des Wunders)« (vom Anfang) bis zum Ende erklärt. Wer will kann dort nachschlagen und diese außergewöhnliche Korrektheit seines Versmaßes ganz klar erkennen. Nur ein, zwei Beispiele wollen wir erwähnen, um das Versmaß im Aufbau eines Satzes zu zeigen.

 

Zum Beispiel:

 

 

»Wenn aber auch nur ein Hauch der Strafe deines Herrn sie berührt,...« (Sure 21, 46)

Um die Fürchterlichkeit der Strafe zu zeigen, wird in diesem Satz die heftige Wirkung auch der geringsten Strafe angedeutet. Das heißt, es sollen sich auch alle Formen in einem Satz, die eine Minimierung aussagen sollen, nach dieser Minimierung richten und sie verstärken. So lässt das Wort

 

 

»wenn aber«

Verdacht schöpfen. Der Verdacht bezieht sich auch auf die Verminderung. Das Wort

 

 

»berühren«

heißt: ein wenig berühren. Wiederum drückt das die Verminderung aus. Das Wort

 

 

»Hauch«

bedeutet wörtlich: ein einziger, ganz kleiner Hauch, und drückt die Verminderung aus, wobei seine Verbalform auf das »einmalige« hinweist. Masdar-i merre, Infinitiv einer einmaligen Handlung, bedeutet nach der Wortbildungslehre »einzig«. Das drückt die Verminderung aus. Die Nunation in dem Wort

 

 

»Hauch«

findet sich dort wegen der Verminderung und bedeutet, dass man ihn wegen seiner Leichtigkeit kaum wahrnehmen kann. Das Wort

 

 

»von«

ist ein Verhältniswort und bedeutet »ein Stück« und drückt die Verminderung aus. Das Wort

 

 

»Strafe«

bedeutet im Vergleich zu »neqal« und »´iqab« eine mildere Art Strafe, was auf die Minimierung hinweist. Das Wort

 

 

»dein Herr«

lässt anstelle von »Qahhar (der Vernichter)«, »Djebbar (der Zwingende)«, »Muntaqim (der Rächer)« wiederum die Zärtlichkeit spüren, womit es auf die Minimierung hindeutet.

Hier soll ausgedrückt werden, dass man vergleichen kann, wie fürchterlich die Strafe »´iqab« Gottes ist, wenn ein bisschen Strafe »´adhab« unter so vielfacher Verminderung noch derart wirksam ist. So sind alle diese kleinen Bausteine dieses Satzes einander zugewandt und unterstützen sich gegenseitig. Jede verstärkt mit ihrer eigenen Ausdrucksweise das allgemeine Ziel. In diesem Beispiel handelt es sich in gewissem Grade um die Wortwahl und das Ziel.

 

Zweites Beispiel:

 

 

»...von dem, was wir ihnen an Gut beschert haben, Spenden (Almosen, Armensteuer, Sadaqa, Zekat) geben.« (Sure 2, 3)

Die Satzformen weisen hier auf die fünf Bedingungen für die Gültigkeit der »Sadaqa« hin.

 

Erste Bedingung: Man darf Sadaqa nur in dem Maß geben, wie man selbst nicht dessen bedürftig ist. Mit dem Verhältniswort

 

 

»von«

aus der Aussage

 

 

»und von dem«

wird diese Bedingung ausgedrückt.

 

Zweite Bedingung: Man darf nicht von Ali etwas nehmen, um es Veli zu geben, sondern muss vielmehr etwas aus seinem eigenen Besitztum geben. Diese Bedingung drückt das Wort

 

 

»was wir ihnen an Gut beschert haben«

aus. Das heißt: »Ihr sollt von eurem Lebensunterhalt geben!«

 

Dritte Bedingung: Sadaqa schuldet keinen Dank. Auf diese Bedingung weist das besitzanzeigende Fürwort

 

 

»unser«

aus der Aussage

 

 

»was wir... beschert haben«

hin. Das heißt: »Ich gebe euch den Unterhalt. Ihr habt kein Recht, meine Diener zu Dank zu verpflichten, wenn ihr ihnen von meinem Eigentum gebt.«

 

Vierte Bedingung: Man soll demjenigen etwas geben, der es für seinen Lebensunterhalt benötigt, weil Sadaqa jemandem zu geben, der es für seine Vergnügungen verschwendet, nicht gültig ist. Auf diese Bedingung weist die Aussage

 

 

»Sie spenden, d.h. geben etwas zum Lebensunterhalt.«

hin.

 

Fünfte Bedingung: Man soll sie im Namen Allahs geben. Das drückt das Wort

 

 

»was Wir ihnen beschert haben«

aus. Das heißt: »Das Gut ist Mein und in Meinem Namen müsst ihr es geben!« Neben diesen Bedingungen bestehen Erweiterungen. Das heißt: Wie Sadaqa vom Besitztum (gegeben werden) kann, so kann es auch von dem Wissen, von Worten, von Handlungen, von guten Ratschlägen gegeben werden. Auf diese verschiedenen Möglichkeiten wird mit dem verallgemeinernden Wort

 

 

»dem, was«

in dem Ausdruck

 

 

»von dem, was...«

hingewiesen. Außerdem wird in diesem Satz noch besonders darauf hingewiesen, weil er absolut gemeint ist und sich auf ein Ganzes bezieht. So wird die Abhandlung über »Sadaqa« in diesem kurzen Satz dem Verstand zusammen mit den fünf Bedingungen in weitem Rahmen dargeboten und ist aus der Wortwahl zu erahnen. So ergeben sich denn aus der Wortwahl sehr viele Zusammenhänge ihrer Bedeutung.

Für einen weiteren Bereich (an Deutungsmöglichkeiten) stehen auch einzelne Wörter genauso miteinander in Resonanz. Außerdem kann ein Wort, wie zum Beispiel:

 

 

»Sprich: Er ist Allah, der Einzige.« (Sure 112, 1)

sechs Sätze in sich enthalten. Drei davon sind positiv und drei negativ. Während sie die sechs Stufen der Einheit beweisen, widerlegen sie gleichzeitig die sechs Arten der Abgötterei. Jeder einzelne Satz dient den übrigen Sätzen sowohl als Beweis als auch als Ergebnis. Denn jeder Satz hat zwei Bedeutungen. In der einen Bedeutung ist er das Ergebnis, entsprechend der anderen Bedeutung ein Beweis. Das heißt, dass in der Sure 112 »Ihlas (Glaube ohne Vorbehalt)« dreißig verschiedene Ihlas-Suren enthalten sind, die aus wohlgeordneten und einander beweisenden Zeugnissen gebildet sind. Zum Beispiel:

 

 

»Sprich: Er ist Allah. Denn Er ist ein Einziger. Denn Er ist unvergleichlich. Denn Er zeugt nicht. Denn Er ward nicht gezeugt. Denn nicht Ihm ebenbürtig ist einer.«

Außerdem:

 

 

»Nicht Ihm ebenbürtig ist einer. Denn Er wurde nicht gezeugt. Denn Er zeugt nicht. Denn Er ist unvergleichlich. Denn Er ist ein Einziger. Denn Er, Er ist Allah.«

Außerdem:

 

 

 

»Er ist Allah. Und Er ist einzig. Und Er ist unvergleichlich. Und deshalb zeugt Er nicht. Und deshalb wurde Er nicht gezeugt. Und deshalb ist Ihm nicht ebenbürtig einer.«

Dementsprechend soll man vergleichen. Zum Beispiel:

 

 

»Elif lam mim. Dies ist die Schrift, an der nicht zu zweifeln ist, geoffenbart als Rechtleitung für die Gottesfürchtigen.« (Sure 2, 1-2)

Jeder von diesen vier Sätzen hat zwei Bedeutungen. Mit einer Bedeutung gilt er für die übrigen als ein Beweis, mit der anderen Bedeutung als ihr Resultat. Aus der Skizze von sechzehn verschiedenen Kombinationen entsteht ein Ornament einer wunderbaren Wohlordnung. In dem Band »Isharatu l-i´djaz (= Die Zeichen des Wunders)« wurden diese Kombinationen in einer solchen Weise erklärt, dass sie ein Ornament einer wunderbaren Wohlordnung bilden. Wie im »Dreizehnten Wort« schon erklärt wurde, haben die meisten Verse des Qur´an ein Auge, welches alle übrigen Verse betrachtet, und ein Gesicht, das ihnen zugewandt ist, und sie so durch geistige Verbindungslinien miteinander verwebt. So webt jeder (von ihnen) ein Ornament dieses Wunders. So wird denn in dem Band »Isharatu l-i´djaz (= Die Zeichen des Wunders)« die vollkommene Harmonie (der Verse) vollendet erklärt.

 

Zweiter Punkt: Es handelt sich um die wunderbare Fähigkeit (des Qur´an), seiner Bedeutung Ausdruck zu verleihen. Betrachte folgendes Beispiel, das bereits im »Dreizehnten Wort« erklärt wurde.

Beispiel:

 

 

»Allah, den einen Gott, preist alles, was in den Himmeln und auf der Erde ist. Er ist der Allmächtige, der Allweise.« (Sure 57, 1)

Wenn du die Schönheit in der Ausdrucksweise dieser Ayah empfinden möchtest, versetze dich in jene Zeit der Unwissenheit (Djahiliyye), in die Wüste der Beduinen, jene Zeit, in der alles in der Finsternis der Unwissenheit und Gottvergessenheit wie in ein Tuch gewickelt erschien, das nur noch leblose Dinge und eine seelenlose Natur übrig ließ. Dann komm und höre nun in der himmlischen Sprache des Qur´an

 

 

»Allah, den einen Gott, preist alles, was in den Himmeln und auf der Erde ist.« (Sure 57, 1)

oder

 

 

»Es preisen Ihn die sieben Himmel und die Erde und alles, was darinnen ist.« (Sure 17, 44)

und ähnliche Ayat. So wirst du plötzlich sehen, wie diese leb- und seelenlos erscheinenden Dinge, diese scheinbar toten oder schlafenden Wesen in der Welt, unter der Rezitation des:

 

 

»Es preisen Ihn...«

in der vom Glauben erfüllten Vorstellung der Zuhörer auferstehen, zum Leben erwachen und Gott preisen. Auch die über die Erde verstreuten Geschöpfe und die Sterne am nachtdunklen Antlitz des Himmels zeigen sich, jeder einem glühenden Stückchen Kohle gleich, vor den Augen der Zuhörer, unter der Rezitation des

 

 

»Es preisen Ihn...«

wobei der Himmel dem Mund gleicht und jeder Stern ein Wort ist, das die Weisheit Gottes verkündet, ein Licht, das Seine Wahrheit ausstrahlt, und die Erde das Haupt darstellt, dessen Länder und Meere wie deren Zungen reden und alle Tiere und Pflanzen ihre Worte sind, die die Heiligkeit Gottes verkünden.

Betrachte das folgende Beispiel, das bereits im »Fünfzehnten Wort« bewiesen wurde: Beispiel:

 

 

»Oh versammelte Dschinnen und Menschen! Wenn ihr im Stande seid, die Grenzen der Himmel und der Erde zu überschreiten, so überschreitet sie doch! Aber ihr könnt es nicht, außer mit gewaltiger Energie. Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide wohl leugnen? Man wird gegen euch beide Rauch und flüssiges Feuer aussenden und ihr werdet euch nicht mehr helfen können. Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide wohl leugnen?« (Sure 55, 33-36) »Und wahrlich, wir schmückten den untersten Himmel mit Lampen und bestimmten sie zu Wurfgeschossen für die Satane...« (Sure 67, 5)

Höre diese Ayat und merke auf das, was sie sagen! Sie sagen: »Oh ihr Dschinnen und Menschen, die ihr in eurer Winzigkeit stolz und verbohrt und die ihr in eurer Schwäche und Armseligkeit verblendet und hartnäckig seid! Wenn ihr meinen Befehlen nicht gehorcht, auf dann, verlasst mein Reich, wenn ihr das könnt! Wie könnt ihr es wagen, euch in eurer Aufsässigkeit gegen die Befehle eines so ruhmreichen Königs zu stellen, dessen Befehlen Sterne, Monde und Sonnen wie gehorsame Soldaten gehorchen. Überdies kämpft ihr in eurer Aufsässigkeit gegen einen Herrscher von solcher Majestät, der so gewaltig große, Ihm gehorsame Soldaten hat, dass eure Teufel, könnten sie gegen diese antreten, von ihnen mit Kugeln gleich Bergen gesteinigt würden. Zudem rebelliert ihr in eurer Undankbarkeit im Lande eines Königs von solcher Majestät, dass seine Diener und Soldaten, auf euch (kleine Menschlein), Geschöpfe (in eurer Winzigkeit), selbst dann noch, wenn ihr, den unmöglichen Fall angenommen, Feinde und Ungläubige so groß wie ein Berg oder wie die Erde wäret, Sterne und eiserne Feuerkugeln so groß wie ein Berg oder wie die Erde nach euch schleudern und mit flüssigem Metall euch davonjagen könnten. Außerdem brecht ihr ein solches Gesetz, dass euch diejenigen, die solchermaßen gebunden sind, wenn es nötig würde, die Erde um den Kopf schlagen könnten. Sie könnten Kugeln, groß wie Welten, gleich Sternen, so Gott wollte, über euch herab regnen lassen.« Vergleiche nun die Kraft, die sprachliche Eleganz und die Schönheit und Erhabenheit in der Ausdrucksweise weiterer Ayat, anhand der (oben aufgeführten) Beispiele.

 

Dritter Punkt: Es handelt sich um die Einzigartigkeit seines Stils. Der Stil des Qur´an ist in der Tat sowohl vollkommen neuartig, vollkommen einzigartig und zugleich auch bewunderungswürdig und vollkommen überzeugend. Er kopiert nichts und niemanden. Und niemand vermag ihn nachzuahmen. Wie am ersten Tag bewahrte er stets und bewahrt er noch seine Frische, seine Vitalität und seine Einzigartigkeit. Zum Beispiel: In dem Band »Isharatu l-i´djaz (= Die Zeichen des Wunders)« habe ich schon geschrieben, dass der einzigartige Stil in den zu Beginn einiger Suren, einer Chiffre gleichende »hurufu muqatta´a« genannten Gruppen von Buchstaben, wie

 

 

»Elif Lam Mim. Elif Lam Ra. Ta Ha. Ya Sin. Ha Mim. ´Ajn Sin Qaf.«

fünf, sechs auf Wunder hinweisende Lichtstrahlen zum Inhalt hat. Zum Beispiel: Die Buchstabengruppen, die am Anfang einiger Suren stehen, werden jeweils von der Hälfte der »medjhure, mehmuse, shedide, rahwe, dhellaka, qalqale« * usw. genannten Buchstabengruppen gebildet, welche die bekanntesten von ihnen sind. Der Qur´an hat bei der Bildung der erwähnten Buchstabengruppen von den (Buchstaben mit) leichter (Aussprache), die unteilbar sind, mehr als die Hälfte und von den (Buchstaben mit) schwerer (Aussprache) weniger als die Hälfte erhalten. Somit ist der Anteil aller Buchstaben jeweils etwa die Hälfte der Gruppen. Da es unter zweihundert Möglichkeiten nur eine einzige Möglichkeit gab, solche vermischten und ineinander verschachtelten Gruppen zu bilden, diese aber nicht festgelegt, ja vielmehr verborgen und durch Nachdenken nicht in Erfahrung zu bringen sind, alle insgesamt mit einer einzigen Methode zu halbieren, auf jenem Weg dorthin, in diesem breiten Feld (nämlich dem Qur´an) das Wort zu führen, konnte nicht das Werk der Gedanken eines Menschen sein. Ein Zufall konnte hier nicht am Werk gewesen sein. Was die Buchstaben betrifft, die Gottes Chiffren am Anfang der Suren sind, so weisen sie noch auf fünf, sechs weitere, ähnliche, auf Wunder deutende Lichtstrahlen hin. Die Männer, die sich mit den Kenntnissen der Geheimnisse der Wortzeichen beschäftigen, und die Forscher unter Gottesfreunden haben mit Hilfe dieser Buchstaben viele Geheimnisse enträtselt und derartige Wahrheiten entdeckt, dass schon diese Buchstaben allein für sie ein hell strahlendes Wunder sind. Da wir aber nun kein Spezialist für diese Geheimnisse sind und sie auch nicht soweit beweisen können, dass sie für aller Augen sichtbar werden, können wir diese Türe nicht öffnen. Wir begnügen uns deshalb damit, auf fünf, sechs dieser Lichtstrahlen des Wunders zu verweisen, die bereits in dem Band »Isharatu l-i´djaz (= Die Zeichen des Wunders)« behandelt wurden.

Nun wollen wir für den Stil im Qur´an, angesichts der Sure, angesichts des Zieles, angesichts der Verse (Ayat), der Wörter und Aussagen jeweils ein Beispiel bringen.

Am Anfang dieser Sure sagt Er, um den Tag der Wiederauferstehung zu beweisen: »Ich habe die Erde für euch zu einer bestens ausgestatteten Wiege gemacht; die Berge als die (tragenden) Pflöcke (der Erde) für die Wohnstätten eures Lebens, die über verborgenen Schätzen aufragen; einander liebend vertraute Paare; die Nacht zu einer Decke für euren Schlaf und zu eurer Ruhe; den Tag zu einem Platz für euren Lebensunterhalt; die Sonne zu einer Leuchte (am Himmel), die (zugleich) Licht spendet und wärmt; und die Wolken zu einer Quelle, aus denen Ich das Wasser (für das Leben) entströmen lasse. Aus gewöhnlichem Wasser erschaffen Wir ganz leicht und in kurzer Zeit alle die verschiedenen blüten- und früchtetragenden Pflanzen, aus denen euch eure ganze Versorgung erwächst. In gleicher Weise erwartet euch eure Wiederauferstehung am »Tage der Entscheidung«. Diesen Tag herbei zu bringen ist für Uns nicht schwer.« Demnach deutet diese Sure mit indirekten Beweisen darauf hin, dass sich die Berge am Tage des Weltunterganges spalten, das (Tuch des) Himmels zerreißen wird, die Hölle wird vorbereitet werden und es werden den Leuten des Paradieses Gärten verliehen werden. Das heißt sinngemäß: »Da Er nun einmal vor euren Augen auf den Bergen und in der Ebene diese Taten vollbringt, kann Er auch im Jenseits vergleichbare Taten vollbringen.« Das heißt, dass »Der Berg« am Anfang der Sure sich auf die Zustände der Berge am Tage des Weltuntergangs bezieht, »Der Garten« aber auf den Garten am Ende der Welt und im Jenseits. So kannst du andere Punkte mit dem vergleichen und sehen, was für einen hohen und erhabenen Stil (diese Sure) hat.

Beispiel: Wenn man die 78. Sure »´amme« aufmerksam betrachtet, so zeigt sie in einzigartiger Weise das Leben nach dem Tod, die Wiederauferstehung, die Umstände (des Lebens) im Paradies und in der Hölle so, wie diese (Sure in ihrem Stil) das Herz durch die Handlungen Gottes und Spuren Seiner Herrschaft auf dieser Erde überzeugt. Da die Erklärung des Stils in dieser Sure lang wird, wollen wir hier nur auf ein, zwei Punkte hinweisen. Es ist dies wie folgt:

Zum Beispiel:

 

 

»Sag: Oh Allah, der du über die Königsherrschaft verfügst, du gibst die Herrschaft, wem du willst, du entziehst sie, wem Du willst. (Du erhöhst, wen Du willst, und erniedrigst, wen Du willst. In Deiner Hand ist alles Gute, denn Du bist aller Dinge mächtig. Auf die Nacht lässt Du den Tag folgen und auf den Tag die Nacht. Aus dem Tode lässt Du Leben hervorgehen und den Tod aus dem Leben, und Du ernährst, wen Du willst, ohne Maß.)« (Sure 3, 26-27)

In einem dermaßen erhabenen Stil erklären diese Verse die Taten Gottes und göttlichen Erscheinungen bei der Umwandlung der Nacht und des Tages und das Walten des Herrn in den Jahreszeiten und die Verfügung des Herrn über Leben und Tod überall auf der Erde und in den Wiederversammlungen und Verbreitungen auf der Erde (im Frühling), sodass sie das Gemüt der aufmerksamen Betrachter verzaubern. Ihr Stil voll Glanz und Erhabenheit und der breite Umfang ihrer Darstellung kann auch bei weniger aufmerksamer Betrachtung erkannt werden, weshalb wir hier diese Schatzkammer nicht weiter öffnen wollen.

Zum Beispiel:

 

 

»Wenn der Himmel zerreißt und seinem Herrn pflichtschuldigst gehorcht; und wenn die Erde sich streckt und herauswirft, was sie birgt, und sich leert und ihrem Herrn pflichtschuldigst gehorcht.« (Sure 84, 1-5)

In welchem Grade Himmel und Erde den Befehlen Gottes des Gerechten gegenüber gehorchen und unterworfen sind, erklären diese Verse durch ihren erhabenen Stil: Ein Oberkommandierender gründet und öffnet zum Beispiel zwei Abteilungen für die Angelegenheiten des Kampfes, wie Zweigstellen der Übungen, der Manöver und der Rekrutierung. Nach diesem Kampf oder Manöver wendet sich dieser Oberkommandierende zu diesen beiden Abteilungen, um sie umzuwandeln und zu anderen Angelegenheiten zu gebrauchen. Jede Abteilung sagt in der Sprache ihrer Diener oder sie beginnt in ihrer eigenen Sprache zu reden: »Oh Kommandant, lass uns noch ein bißchen Zeit, damit wir noch allerlei Kleinigkeiten reinigen und unnütze Dinge wegwerfen können. Danach mögen Sie uns die Ehre Ihres Besuches erweisen. Nachdem wir aufgeräumt haben, stehen wir Ihren Befehlen zur Verfügung. Verfahren Sie dann nach Ihrem Belieben! Wir folgen Ihren Befehlen! Was auch immer Sie tun, ist ganz und gar richtig, schön und gut und zweckmäßig.« Genauso stehen die Himmel und die Erde als zwei Abteilungen offen, was ihren Auftrag, die Erfahrung und die Prüfung betrifft. Nachdem die Frist abgelaufen ist, beseitigen die Himmel und die Erde auf Befehl Gottes die Dinge, die zum Bereich dieser Prüfung gehörten, und sagen: »Oh Herr! Verfahre mit uns entsprechend dem, wozu Du uns in Deinen Dienst gestellt hast! Uns gebührt, Dir gegenüber gehorsam zu sein. Was Du auch tust, ist gerecht.« So betrachte denn die Majestät des Stils dieser Sätze und merke auf!

Zum Beispiel:

 

 

»Oh Erde, verschlinge dein Wasser, und, oh Himmel, halt ein! Und es nahm ab das Wasser, und vollzogen ward der Befehl, und sie hielt an auf (dem Berge) Al-Dschudi. Und es ward gesprochen: Fort mit dem Volk der Ungerechten!« (Sure 11, 44)

So wollen wir denn nun, um auf einen Tropfen aus dem Ozean der Eleganz dieses Verses ein Zeichen zu setzen, seinen Stil im Spiegel eines Gleichnisses zeigen.

Ein Kommandant befiehlt zum Beispiel in einem weltumspannenden Krieg nach dem Sieg einer seiner Truppen, welche sich im Kampf befindet, »Feuer einstellen!« und einer anderen seiner Truppen, welche einen Angriff unternimmt, »Halt!«. In diesem Augenblick wird das Feuer eingestellt und der Angriff zum Stillstand gebracht. Er sagt: »Das Werk ist getan, die Besetzung vollzogen. Unsere Fahnen wurden auf den Zinnen der hochragenden Burgen inmitten des feindlichen Landes aufgepflanzt. Diese maßlos Ungerechten, herabgesunken zu den Niedrigsten aller Niedrigen, haben ihre gerechte Strafe gefunden.«

Genauso hat der unvergleichliche König den Himmeln und der Erde befohlen, das Volk Noahs zu vernichten. Nachdem sie ihre Aufgabe erfüllt hatten, befahl Er ihnen: »Oh Erde! Schlucke dein Wasser! Oh Himmel! Halt ein, deine Aufgabe ist beendet. Das Wasser hat sich zurückgezogen. Auf dem Gipfel des Berges wurde das Schiff, das für die Beauftragten Gottes an Stelle ihres Zeltes gedient hatte, verankert. Die Böswilligen hatte ihre gerechte Strafe ereilt. So betrachte denn die Erhabenheit dieses Stils. Hier wird gesagt: »Himmel und Erde folgen wie zwei gehorsame Soldaten ihrem Befehl und gehorchen.« Ja in dieser Ausdrucksweise wird darauf hingewiesen, dass das All über den Ungehorsam des Menschen in Wut, Himmel und Erde in Zorn geraten. Er sagt mit diesem Hinweis: »Gegen einen solchen Herrn, dessen Befehlen sich Himmel und Erde zwei gehorsamen Soldaten gleich unterstellen, soll man nicht ungehorsam sein, ist man nicht ungehorsam.« So kommt in dieser Ausdrucksweise eine furchterregende Gewalt zum Ausdruck. Hier wird ein so umfangreiches Ereignis wie die Sintflut mit all ihren Folgen und Tatsachen in ein paar Sätzen kurz und bündig, wunderbar und schön erklärt. Man mag nun mit diesem Tropfen des Meeres andere Tropfen vergleichen.

Nun betrachte den Stil, der durch das Fenster der Worte sichtbar wird. Siehe zum Beispiel wie das Wort

 

 

»wie ein alter dürrer Dattelrispenstiel *« (Sure 36, 39)

aus dem Satz

 

 

»Und dem Mond bestimmten wir Stationen, bis er schließlich (schmal und gekrümmt) wird wie ein alter dürrer Dattelrispenstiel.« (Sure 36, 39)

einen so anmutigen Stil aufweist. Es ist dies wie folgt: Einer der Stationen des Mondes liegt in dem Bereich des Siebengestirns. In seiner Sichelform hier wird der Mond mit dem alten weißen Rispenstil einer Dattelpalme verglichen. Dieser Vergleich stellt vor das Auge des Hörers eine Palme, die ihm in seiner Phantasie hinter dem (nacht)blauen Schleier des Himmels, der mit ihrer spitzen, weißen, leuchtenden Rispenstiel diesen Schleier zerreißt und mit ihrer Spitze und dem Siebengestirn daran wie eine Rispe erscheint, und die übrigen Sterne als lichtvolle Früchte dieses (durch das nachtblaue) Himmelstuch verschleierten kosmischen Baumes zeigt. Wenn du dafür einen Sinn hast, dann kannst du verstehen, welch passender, anmutiger, erhabener Stil in dieser Aussage in den Augen der Wüstenbewohner zur Darstellung gelangt, deren wichtigste Lebensgrundlage die Dattelpalme ist.

Zum Beispiel, wie am Ende des »Neunzehnten Wortes« bewiesen wurde, öffnet das Wort

 

 

»sie kreist«

aus dem Satz

 

 

»und die Sonne kreist um der Beständigkeit willen.« (Sure 36, 38)

einem solchen gehobenen Stil ein Fenster. Es ist dies wie folgt: Mit dem Wort

 

 

»sie kreist«

das heißt, mit dem Ausdruck, »die Sonne kreist« wird die Größe des Meisters verständlich, der in dem Wechsel von Sommer und Winter, Tag und Nacht an seine ordnungsgemäße Verfügungsgewalt gemahnt und lenkt die Aufmerksamkeit auf die ewigen Briefe, die die Feder der Macht auf die Seiten dieser Jahreszeiten schreibt, und macht die Weisheit des majestätischen Schöpfers bekannt.

 

 

»Und Wir haben die Sonne zu einer Lampe gemacht.« (Sure 71, 16)

Das heißt, mit dem Ausdruck »Lampe« öffnet sich das Fenster zu der Beschreibung, dass diese Welt wie ein Schloss ist, in dem aller Schmuck, die Nahrung und alle Dinge des täglichen Bedarfs für die Menschen und alles Leben bereitgestellt ist. In ihm dient die Sonne als eine Leuchte. So macht er die Größe des Meisters und die Gnadengaben des Schöpfers verständlich und zeigt einen Beweis der Einheit Gottes, sodass die Sonne, welche die Götzendiener als den wichtigsten, glänzendsten unter den Anbetungswürdigen halten, nur eine dienstbereite Lampe und (innerhalb der Schöpfung nur) ein (Himmels)körper ohne Leben ist. Das heißt, mit dem Ausdruck

 

 

»Lampe«

wird an die Barmherzigkeit des Schöpfers in der Größe Seiner Herrschaft erinnert und Seine Gnadengaben im Umfang Seiner Barmherzigkeit verständlich gemacht. So verspüren wir die Gastfreundschaft Gottes in der Größe Seines Königreiches, wodurch wir Seine Einheit und Allgegenwart erkennen. So sagt dieser Ausdruck sinngemäß: »Eine leblose, in Dienst gestellte Lampe kann keineswegs anbetungswürdig sein.« Des Weiteren erinnert uns der Ausdruck

 

 

»sie kreist«

der gleichzeitig »sie läuft« bedeutet, an die einzigartige ordnungsgemäße Verfügungsgewalt in dem Wechsel von Tag und Nacht, Sommer und Winter. Mit dieser Erinnerung wird die Größe der Macht des Meisters verständlich, der in Seiner Verwaltung und in Seiner Herrschaft ein Einziger ist. Das heißt, dass der Blick des Menschen von der Betrachtung der Sonne und des Mondes weg und auf die Zeilen gerichtet wird, die auf den Seiten von Tag und Nacht, Sommer und Winter geschrieben sind. Denn der Qur´an spricht von der Sonne nicht um der Sonne willen, sondern spricht von ihr um dessen willen, der sie erleuchtet. Des Weiteren spricht er nicht von dem Wesen der Sonne, das für den Menschen nicht von Nutzen ist, vielmehr spricht er von der Aufgabe der Sonne, welche für die Wohlgeordnetheit der Kunstwerke des Herrn als Uhrfeder dient und als Mittelpunkt der Ordnung im Schaffen des Herrn, außerdem als das Schiffchen des Webers der Kunstwerke des Herrn, die der urewige Designer mit den Fäden der Nacht und des Tages in die Dinge hinein gestaltet. Noch andere Worte des Qur´an kannst du mit diesen vergleichen. Sie sind zwar scheinbar schlichte, gewöhnliche Worte, dienen aber als Schlüssel zu den Schatzkammern der feinsinnigen Bedeutungen.

Da also nun der Stil des Qur´an wie obenerwähnt erhaben und glänzend, ist manchmal ein Beduine schon ganz bezaubert von einem einzigen Wort. Er wirft sich zur Erde nieder, auch ohne Moslem zu sein. Ein Beduine warf sich sogleich zur Erde nieder, als er das Wort

 

 

»Verkündige, was dir befohlen wurde!« (Sure 15, 94)

hörte. Er antwortete denen, die ihn fragten: »Bist du nun ein Muslim geworden?«

»Nein! Ich werfe mich nur vor der unvergleichlichen Schönheit dieser Ayah nieder.«

 

Vierter Punkt: Es handelt sich um die wunderbare Klarheit (fesahat) in seiner Wortwahl. So wie der Qur´an inhaltlich in seiner Art, etwas darzulegen, außerordentlich beredt ist, so hat er auch in seinem Wortlaut einen außerordentlich glatt fließenden Stil. Ein sicherer Beweis für die Anwesenheit dieses seines flüssigen Stils ist, dass er niemals ermüdend wirkt. Ein klares Zeugnis für die Weisheit, wie sie auch in der Flüssigkeit (in seiner Ausdrucksweise zur Darstellung gelangt), sind die Zeugnisse genialer Gelehrter in der Kunst des schriftlichen und mündlichen Ausdrucks, der Lehre von Vergleich und Metapher. In der Tat werden wir, selbst nach Tausenden von Wiederholungen, seiner niemals überdrüssig, ja genießen sie vielmehr. Einem einfachen, kleinen Kind fällt es nicht schwer, ihn sich einzuprägen. Es kann ihn auswendig lernen. Dem Ohr eines Schwerkranken, das schon von einigen wenigen Worten beunruhigt wird, ist er nicht unangenehm. Er ist ihm angenehm. Einem Sterbenden gleicht er dem Nektar auf der Zunge. Das Murmeln (Zemzeme) des Qur´an ist ihm an seinem Ohr und in seinem Kopf so genussvoll wie Zem-zem an Mund und Gaumen. Das Geheimnis dessen, dass er keinen Überdruss hervorruft, und die Weisheit dahinter ist folgende: Da der Qur´an für die Herzen Grundnahrung und Vitalstoff zugleich ist, Kraft und Reichtum für den Verstand, Wasser wie (Feuer und) Licht für Geist und Gemüt, Heilung und Medizin für die Seele, lässt er keinen Überdruss aufkommen. Jeden Tag essen wir Brot und werden dessen doch nicht überdrüssig. Doch äßen wir täglich selbst die schönste Frucht, würden wir doch ihrer überdrüssig. Das heißt, da der Qur´an Recht und Gerechtigkeit, Wahrheit, Wahrhaftigkeit, Rechtleitung und hervorragende Klarheit (fesahat) ist, ruft er keinen Überdruss hervor. Wie er für allezeit jung bleibt, so bewahrt er auch seine Frische und seine Süßigkeit. Ja, es ging sogar einmal einer von den Stammesältesten der Kuraisch, einer der Götzenanbeter, ein Sachverständiger unter den Dichtern, um den Qur´an zu hören. Er hörte ihn, kehrte zurück und sagte: »Dieses Wort hat so viel Saft und Süße, wie es keinem Menschenwort gleicht. Ich kenne Dichter und Wahrsager. Doch dieses hat keine Ähnlichkeit mit einem ihrer Worte. Wir können, um unsere Gefolgschaft zu beruhigen, allenfalls sagen, dass es ein Zauber ist.« So waren denn auch die verbohrtesten der Feinde des weisen Qur´an von seiner Klarheit bezaubert.

Die Gründe für diesen so glatt fließenden Stil in den Versen, Worten, Sätzen des weisen Qur´an zu erklären, würde sehr in die Länge führen. Deswegen wollen wir uns hier kurz fassen und als ein Beispiel für die Klarheit und Flüssigkeit in den Worten, welche durch die Stellung der einzelnen Buchstaben des Alphabets innerhalb einer Ayah entstehen, und das Fünkchen, das aus dieser Position aufstrahlt und das Wunder (des Qur´an) offenbart, hier nur das folgende anführen:

 

 

»Dann, nach dem Kummer, sandte Er das Gefühl der Sicherheit auf euch herab, erquickenden Schlummer, die eine Gruppe von euch überkam...« (Sure 3, 154)

In diesem Vers sind alle Buchstaben des Alphabeten vorhanden. Beachte, dass dabei alle Arten von Buchstaben, auch die emphatischen, beieinander sind, ohne den sprachlichen Fluss zu beeinträchtigen. Vielmehr haben sie ihm noch an Glanz und den Wohlklang eines Sprachflusses verschiedener aufeinander abgestimmter und einander ergänzender Saiten hinzugefügt. Zudem achte auf das Fünkchen, durch das das Wunder erkennbar wird, dass die Buchstaben »ya« und »elif«, welche die Leichtesten sind und gewissermaßen einander ähneln wie zwei Geschwister * jeweils einundzwanzigmal wiederholt werden. Die Buchstaben »mim ()« und »nun ()« * , da sie Geschwister sind und füreinander eintreten, werden jeweils dreiunddreißigmal verwendet. Die Buchstaben »sad ()«, »sin ()«, »shin ()«, da sie hinsichtlich ihrer Artikulation, Eigenschaften und Klang Geschwister sind, werden jeweils dreimal; »´ajn ()«, »ghajn ()«, obwohl sie Geschwister sind, »´ajn ()« jedoch leichter ist, sechsmal und »ghajn ()« als der schwerere von beiden nur halb so oft, also dreimal wiederholt. Die Buchstaben »ti ()«, »zi ()«, »dhel ()«, »ze ()«, da sie hinsichtlich ihrer Artikulation, Eigenschaften und Klang Geschwister sind, werden jeweils zweimal verwendet. Die Buchstaben »lam ()« und »elif« vereinigen sich zu »lamelif ()«. Dabei ist der Anteil des »elif« in der Gestalt zu »lamelif ()« (wegen seines Gewichtes) die Hälfte von »lam ()«. Darum wird der Buchstabe »lam ()« zweiundvierzigmal und »elif« die Hälfte davon, also einundzwanzigmal verwendet. Da »he« und »hemze« ihrer Aussprache nach Geschwister sind, wird »hemze« * dreizehnmal, der Buchstabe »he«, da er in gewissem Maße leichter ist, vierzehnmal; »qaf ()«, »fe ()«, »kef ()« - da sie Geschwister sind - und »qaf ()« einen Punkt mehr hat, »qaf ()« zehnmal, »fe ()« neunmal, »kef ()« neunmal, »be ()« neunmal, »te ()«, da er in der alphabetischen Reihenfolge an dritter Stelle steht, zwölfmal verwendet. Der Buchstabe »ra ()« ist der Bruder des »lam ()«. Nach Ebdjed Rechnung ist der Wert des »ra ()« 200 und von »lam ()« 30. Da der Buchstabe »ra ()« sechsfach höherwertig ist, wird er auch nur zu einem Sechstel verwendet. Da nun weiter »ra ()« der Aussprache nach besonders betont ist, wiegt er auch schwer und wird er deshalb nur sechsmal verwendet. »kha ()«, »ha ()«, »the ()«, »dat ()« werden wegen ihrer besonderen Schwere und einiger Wechselbeziehungen untereinander je einmal verwendet. Da der Buchstabe »vav ()« leichter ist als »he« und »hemze« und schwerer als »ya« und »elif«, wird er siebzehnmal, also viermal öfter als das schwerere »hemze« und nur ein Viertel des leichteren »elif« verwendet.

So zeigt denn die Verwendungsweise dieser Buchstaben auf wunderbare Weise, in einer solchen Wohlgeordnetheit, in ihrer versteckten Wechselbeziehung, in ihrer klaren Anordnung und in der wunderbaren Schönheit und Glätte des Reims so klar wie zwei mal zwei vier ist, dass rein menschliches Denken dergleichen nicht zu Stande bringen, nicht zu gestalten vermag. Was aber den Zufall betrifft, so ist es unmöglich, dass er dabei mit im Spiel gewesen sein könnte. Wie also nun diese einzigartige Wohlgeordnetheit, diese eigenartige Anordnung die Klarheit und Glätte die Quelle für den Fluss der Wörter ist, könnten sich (in diesen Versen) noch mehr versteckte Weisheiten finden. Da also nun bereits zwischen den einzelnen Buchstaben eine solche (göttliche) Ordnung erkennbar wird, sollte mit Sicherheit auch zwischen den Worten, zwischen den Sätzen und dem Sinn (dieser Sätze) eine solche geheimnisvolle Anordnung, ein derartiger lichtvoller Strom erkennbar werden. Könnte das Auge ihn sehen, es würde sagen: »Mashaallah! (so wie Allah wollte!)«, könnte der Verstand ihn verstehen, müsste er sagen: »Barekallah! (möge Allah segnen!)«.

 

Fünfter Punkt: Es handelt sich um die Überlegenheit der Erklärungen im Qur´an. Das heißt, dass sie überlegen, unerschütterlich und großartig sind. Wie seine Gedichtform fließend, seine Worte klar, seine Bedeutungen einleuchtend und sein Stil einzigartig ist, so sind auch seine Erklärungen allem überlegen. Bezüglich aller Arten von Worten und aller Stufen der Ansprachen, wie Motivation und Abschreckung, Tadel und Lob, Beweisführung und Rechtleitung, seine Art, verständlich zu machen und zum Verstummen zu bringen, sind die Erklärungen des Qur´an unübertroffen.

Unter zahllosen Beispielen in Bezug auf Anregung und Ermunterung ist zum Beispiel die Erklärung in der 76. Sure, die beginnt mit

 

 

»Hat es nicht für den Menschen einmal (einen Zeitabschnitt) gegeben, (in dem er noch nichts Nennenswertes war)?« (Sure 76, 1)

lieblich wie Kauthar-Brunnen *, fließt (diese Sure) wie die Selsebil-Quelle dahin und ist dabei süß wie die Früchte des Paradieses und hübsch wie die Kleidung der Huris.

Unter vielen Beispielen in Bezug auf Einschüchterungen und Drohungen, zum Beispiel die Erklärung des Qur´an am Anfang der 88. Sure, die beginnt mit

 

 

»Ist dir nicht die Geschichte von der Katastrophe zu Ohren gekommen, die alles überdecken wird.« (Sure 88, 1)

Sie wirkt wie flüssiges Blei, das den Leuten des Irrweges ins Ohr dringt, wie Feuer, das ihnen das Hirn verbrennt, wie eine Frucht des Zakkum-Baumes, das ihnen den Gaumen verätzt, wie die Hölle, die an ihren Gesichtern empor lodert, wie bitteres Dorngestrüpp in ihrem Magen. Die Büttel der Hölle, die die Drohung eines Herrschers zeigt, indem sie vor Zorn und Wut beinahe platzt, wenn der Qur´an sagt und zu sagen heißt:

 

 

»und vor Wut beinahe platzt.« (Sure 67, 8)

zeigt, wie Schrecken erregend die Einschüchterung dieses Herrschers ist.

Unter Tausenden von Beispielen in Bezug auf Lob sind die Erklärungen des Qur´an in den fünf Suren, die mit Elhamdulillah (alles Lob gebührt Allah) beginnen, strahlend wie die Sonne * und glänzend wie der Schmuck der Sterne, majestätisch und gewaltig wie Himmel und Erde, freundlich wie die Engel, liebevoll wie die Barmherzigkeit für die Säuglinge auf der Erde und schön wie das Paradies im Jenseits. Unter Tausenden von Beispielen in Bezug auf Tadel und Verbot tadelt der Qur´an zum Beispiel sechsfach in der Ayah

 

 

»Möchte wohl einer von euch das Fleisch seines toten Bruders essen?« (Sure 49, 12)

gegenseitige Beschimpfungen. Er tadelt sechsfach heftig üble Nachrede. Es ist dies wie folgt: Wie bekannt, hat das »Hemze«, das vor dieser Ayah steht, den Sinn einer Fragestellung. Dieser Charakter einer Infragestellung durchdringt wie Wasser alle Worte dieser Ayah. So ist denn da zuerst dieses »Hemze«, welches fragt: Habt ihr denn keinen Verstand, um Fragen zu stellen und Antworten zu finden, dass ihr eine derart abscheuliche Sache nicht verstehen könntet? Das zweite Wort,

 

 

»er liebt«

fragt: Ist denn etwa euer Herz, jener Ort aller Zuneigung und Abneigung, so verkommen, dass es etwas so Ekelhaftes zu lieben vermöchte? Das dritte Wort,

 

 

»einer von euch«

fragt: Was ist aus eurem gesellschaftlichen Leben und seiner Kultur geworden, die doch die Quelle menschlichen Zusammenlebens ist, dass ihr eine solche Handlungsweise, welche euer Leben vergiftet, akzeptieren könntet? Das vierte Wort,

 

 

»Fleisch zu essen«

fragt: Was ist aus eurer Menschlichkeit geworden, dass ihr euren Kollegen mit euren Zähnen wie ein Raubtier in Stücke reißen könntet? Das fünfte Wort,

 

 

»seines Bruders«

fragt: Ist euch den jedes mitmenschliche Empfinden fremd geworden, habt ihr denn gar kein Gefühl für Verwandtschaftsbeziehungen mehr, dass ihr derart erbarmungslos die Persönlichkeit eures Nächsten zerreißt, welche auf vielfältige Weise euer Bruder ist? Und habt ihr denn keinen Verstand, dass ihr eure eigenen Glieder mit euren eigenen Zähnen beißt wie ein Wahnsinniger? Das sechste Wort,

 

 

»tot«

fragt: Wo ist euer Gewissen geblieben? Ist eure Natur so verdorben, dass ihr dem gegenüber, der doch als euer Bruder einen höchst ehrenwerten Status (hal) innehat, eine so ekelerregende Handlung begehen könnt, sein Fleisch zu essen? Das heißt also, dass jede Art von Beschimpfung und übler Nachrede mit Herz und Verstand, aus Gründen der Menschlichkeit und aus Gewissensgründen, um der Natur (im Allgemeinen) und der Menschheit (millet, im besonderen) willen abgeschafft und verworfen werden muss. So siehst du denn nun wie diese Ayah eine solche Schandtat kurz und prägnant, sechs Stufen hinunter, herabsetzt und sie auf wunderbare Weise in sechs verschiedenen Stufen verbietet.

Ein Beispiel als Muster (maqam) zur Beweisführung unter Tausenden von Beispielen:

 

 

»Siehe die Spuren der Barmherzigkeit Allahs: wie Er die Erde nach ihrem Tode wieder belebt! Fürwahr, Er ist es, der die Toten wieder belebt und Er hat Macht über alle Dinge.« (Sure 30, 50)

In diesem Vers führt der Qur´an, um das Leben nach dem Tode zu beweisen und dessen Unvorstellbarkeit aus dem Weg zu räumen, eine Erklärung auf eine solche Weise in Feld, wie es eine überlegenere Beweisführung nicht geben kann. Es ist dies wie folgt: Wie schon in der Neunten Wahrheit des »Zehnten Wortes« und im Sechsten Blitz des »Zweiundzwanzigsten Wortes« bewiesen und erklärt wurde, führt der Qur´an dem Menschen in jedem Frühling bezüglich der Wiederbelebung der Erde Beispiele des Lebens nach dem Tode vor Augen und zeigt uns dabei dreihunderttausend verschiedene Formen, säuberlich voneinander geschieden und zugleich in unendlichem Grade geordnet, obwohl sie doch in unendlichem Grade ineinander verschlungen und miteinander vermischt sind. Dann sagt er: Dem Herrn, der solches vollbringt, kann die Wiederversammlung und das Leben nach dem Tode nicht schwer sein. Zudem werden hunderttausende Arten auf der Erde mit der Feder der Macht wie auf einer Seite niedergeschrieben, gemeinsam, ineinander verschlungen, ohne Fehler, ohne Mangel. Da dies nur das Siegel des einen Einzigen in Seiner Allgegenwart sein kann, wird durch diese Ayah die Einheit und die Gegenwart Gottes sonnenklar bewiesen, wobei gezeigt wird, dass das Leben nach dem Tode und die Wiederversammlung so leicht und so sicher ist wie der Auf- und Untergang der Sonne. So wie denn nun der Qur´an, betrachtet aus dem Blickwinkel dieses »Wie«, das in dem Wort

 

 

»wie«

liegt, uns diese Wahrheit aufzeigt, so erwähnt er sie auch in vielen anderen Suren eingehend.

Zum Beispiel wird in der 50. Sure, die beginnt mit

 

 

»Qaf! Beim preiswürdigen Qur´an!« (Sure 50, 1)

das Leben nach dem Tod dermaßen glänzend, schön, süß und mit der so hohen Aussagekraft bewiesen, die der Überzeugung auf Grund der Gewissheit eines kommenden Frühlings entspricht. So siehe denn: Wenn die Ungläubigen die Wiederbelebung der vermoderten Knochen leugnen und sagen »Das ist merkwürdig, das kann nicht sein«, antwortet er mit der Gemahnung (ferman) der folgenden Ayat: von dem 6. Vers in der 50. Sure

 

 

»Haben sie denn nicht gesehen, wie wir den Himmel über ihnen aufgebaut und wie wir ihn geschmückt haben, sodass er keine Risse hat?«

usw. bis zum Ende des 11. Verses, das mit dem Wort

 

 

»So ist das Wiederhervorkommen.«

endet. Seine Erklärungen fließen wie das Wasser, glänzen wie die Sterne, geben dem Herzen wie Datteln sowohl Geschmack als auch Genuss und werden zur Nahrung. Unter anmutigsten Beispielen in Bezug auf die Beweisführung des Qur´an sagt er:

 

 

»Ya-ßin, beim weisen Qur´an! Du bist wirklich einer der von Gott Gesandten.« (Sure 36, 1-3)

Das heißt: »Ich schwöre beim weisen Qur´an, dass du einer der Gesandten Gottes bist.« Dieser Schwur weist auf Folgendes hin: Das Zeugnis des Prophetentums ist dermaßen gewiss und wahr, dass es wegen seiner Wahrhaftigkeit die Stellung (maqam) der Hochachtung und Verehrung erlangt hat, sodass bei ihm geschworen wird. Durch dieses Zeichen wird gesagt: »Du bist der Gesandte Gottes. Denn du hast in der Hand den Qur´an. Was den Qur´an betrifft, so ist er wahr und das Wort dessen, der die Wahrheit ist. Denn die wahrhaftige Weisheit wohnt ihm inne und das Siegel des Wunders (das er ist) ist ihm aufgeprägt.«

Eines von den Beispielen, die sich auf die Kürze und auf das Wunder des Qur´an in Bezug auf seine Beweisführung beziehen, ist folgendes:

 

 

»Er sagte: Wer wird die Gebeine wieder beleben, nachdem sie bereits vermodert sind? Sprich: Wiederbeleben wird sie der, welcher sie das erste Mal zusammen fügte; denn Er weiß um jegliche Schöpfung.« (Sure 36, 78-79)

Das bedeutet: der Mensch sagt: »Wer wird die vermoderten Gebeine wiederbeleben?« Sage nun du: »Der, welcher sie am Anfang zusammen fügte und ihnen Leben verliehen hat, der wird sie auch wieder beleben.« Wie wir im dritten Gleichnis der Neunten Wahrheit im »Zehnten Wort« dargelegt haben, könnte wohl ein Mensch, nach dem jemand an einem einzigen Tage vor seinen Augen ein ganzes Heer wieder neu aufgestellt hatte, zu einem sagen: »Dieser Mensch kann ein Bataillon, dessen einzelne Soldaten sich in einer Pause zerstreut hatten, mit einem Posaunenstoß wieder versammeln und sie wieder zur Ordnung eines Bataillons zurückrufen.« und könntest dann du, oh Mensch, etwa sagen: »Ich kann das nicht glauben.« und wüßtest doch dann sehr wohl wie wahnwitzig dein Leugnen wäre? In ähnlicher Weise könnte man fragen, wie der Herr in Seiner Allmacht und Allwissenheit, Er, der aus dem Nichts alle Tiere und all die anderen Lebewesen gleich einem neu erstellten Heer, alle die Bestandteile und alle die Fähigkeiten des Körpers Bataillonen gleich in vollkommener Ordnung und ausgewogener Weisheit aushebt und ihnen mit Seinem Wort: »kun fa yakun (Sei, und sie sind)« den Stellungsbefehl erteilt und der in jedem Menschenalter (karn = etwa sechzig Jahre), ja sogar in jedem Frühling über die Erde hin hunderttausende Arten und Gruppen von Lebewesen gleich Heeren aufstellt, mit einem einzigen Posaunenstoß aus Israfils Posaune alle die Kleinen, aber notwendigen Zellen sowie alle die wesentlichen Organe, die ja mit dem Körper bereits Bekanntschaft geschlossen und in ihm wie unter der Ordnung eines Bataillons gedient hatten, wieder versammeln könne. Darf man überhaupt so fragen und das für unmöglich halten? Es wäre dies doch ein wahnwitziger Irrsinn.

In Bezug auf Rechtleitung ist die Erklärung des Qur´an dermaßen einflussreich und rührend und dermaßen vertraut und liebevoll, dass sie die Seele mit Begeisterung, das Herz mit Freude, den Verstand mit Interesse und das Auge mit Tränen füllt. Nur eines unter Tausenden von Beispielen ist folgendes:

 

 

»Nach diesem aber verhärteten sich eure Herzen und wurden zu Stein und sogar noch härter; usw.« (Sure 2, 74)

Wie wir bereits im Ersten Kapitel des »Zwanzigsten Wortes« wegen der Behandlung der dritten Ayah bewiesen und erklärt haben, wendet sich diese Ayah an die Söhne Israels, indem sie sagt: »Vor einem einzigen Wunder Mosis, mit dem Friede und Segen sei, das er mit seinem Stab vollbrachte, spaltete sich ein harter Stein in zwölf Öffnungen und vergoss eine Tränenflut wie Brunnen. Was ist mit euch geschehen, dass ihr vor allen Wundern Mosis, mit dem Friede und Segen sei, gleichgültig bleibt, wobei eure Augen trocken und ohne Tränen, eure Herzen hart und ohne Begeisterung sind.« Da bereits in dieser Abhandlung diese rechtleitende Erklärung gegeben wurde, weise ich hier nur darauf hin und fasse mich kurz.

Betrachte nur folgende zwei Beispiele unter Tausenden von Beispielen des Qur´an, wie er verständlich macht und wie er zum Verstummen bringt: Erstes Beispiel:

 

 

»Und so ihr im Zweifel seid über das, was wir auf unseren Diener hernieder sandten, so bringt eine gleiche Sure hervor...« (Sure 2, 23)

Das heißt: »Wenn ihr daran einen Zweifel habt, so sollt ihr alle eure Großen und ihre Gefolgschaft rufen, welche euch zu helfen und für euch Zeugnis abzulegen vermögen, und so bringt doch nur eine einzige Sure herbei, die ihm gleicht.« In dem Band »Zeichen des Wunders (Isharatu l-i´djaz)« haben wir es bereits erklärt und bewiesen. Deswegen wollen wir hier nur auf die folgende Zusammenfassung hinweisen: Der Qur´an, dessen Verkündigung ein Wunder ist, sagt: »Oh ihr Menschen und Dschinnen! Seid ihr im Zweifel darüber, dass der Qur´an das Wort Gottes ist, und vermeint ihr, dass er nur Menschenwort wäre, so begebt euch auf eure Plätze! Lasst doch von einem Analphabeten gleich Mohammed, den ihr den Getreuen nennt, der des Lesens und Schreibens unkundig ist und keine derartige Ausbildung gehabt hat, ein Buch, das diesem Qur´an gleichwertig ist, zu Stande bringen, und zeigt es vor! Ihr werdet es nicht können. Wenn es also kein einfacher und ungebildeter Mann sein kann, dann soll es ein berühmter Dichter und Gelehrter sein. Könnt ihr auch ihn nicht herbeibringen, so soll es nicht ein einzelner Mann sein. Dann ruft doch all eure Dichter und Redner zusammen! Bringt all die schönen Dichtungen der Alten herbei! Ruft die Hilfe aller künftigen Dichter und den Beistand eurer Götter an! Arbeitet daran mit all eurer Kraft! Schafft etwas, das diesem Qur´an gleichwertig ist! Könnt ihr auch das nicht, dann bringt doch ein Werk hervor, das ihm - abgesehen von den Wahrheiten des Qur´an und von vielen seiner geistigen Wunder, deren gleichen es nicht gibt - an Schönheit seiner Ausdruckskraft gleicht!«

 

 

»Dann bringt doch zehn Suren herbei, die ihm gleich, und von euch erdichtet sind.« (Sure 11, 13)

Die Ayah, die sie zum Schweigen bringt, sagt: »Auf nun, ich erwarte von euch nicht, dass der Inhalt der Wahrheit entspricht! Es mögen Erdichtungen, Erfindungen, Lügen, nichtssagende Erzählungen sein. Doch auch das könnt ihr ja nicht. Und wenn es schon nicht der ganze Qur´an sein soll, so bringt doch wenigstens

 

 

»zehn Suren«

herbei, die ihm gleichen! Doch auch das werdet ihr nicht tun können. So bringt denn nur eine Sure herbei! Doch auch das ist schon zu viel. So bringt denn etwas, das wenigstens einem Stück einer Sure gleicht! Auch wenn ihr das nicht schaffen könnt - und ihr könnt es ja auch nicht schaffen - obwohl ihr das ja doch bitter nötig hättet, denn eure Ehre und Würde, euer Ruf und Glaube, eure Sitten und Gebräuche, euer Leben und euer Hab und Gut, eure diesseitige und jenseitige Welt können nur dadurch gerettet werden, dass ihr ihm etwas Gleiches entgegenstellt. Anderenfalls stürzt ihr in dieser Welt ohne Ehre, ohne Würde, ohne Glaube, sittenlos, in Schande, mit eurem Leben und eurem Hab und Gut in großes Unglück und im Jenseits werdet ihr dem Hinweis der Ayah

 

 

»Dann macht euch darauf gefasst, dass ihr in das Höllenfeuer kommt, dessen Brennstoff Menschen und Steine sind.« (Sure 2, 24)

entsprechend zu ewigem Kerker in der Hölle verurteilt und mit euren Götzen zusammen dem Feuer als Brennstoff dienen. Da ihr nun einmal bereits achtfach eure Ohnmacht erkannt habt, so sollt ihr auch achtfach wissen, dass der Qur´an ein Wunder ist. Kommt also entweder zum Glauben, oder schweigt und fahrt zur Hölle!«

So erkenne denn nun, wie der Qur´an, dessen Verkündigung ein Wunder ist, in seiner Art, etwas zu erklären, alle zum Verstummen bringt und sage:

 

Es kann in der Tat, nachdem der Qur´an etwas erklärt hat, keine weitere Erklärung mehr geben und sie ist auch nicht mehr nötig.

 

Zweites Beispiel:

 

 

»Drum ermahne, denn du bist, bei der Gnade deines Herrn weder ein Wahrsager noch ein Besessener. Sagen sie etwa: ´Ein Dichter! Wir wollen warten, was für ein Unheil das Schicksal ihm bringen wird.´ Sage: ´Wartet; ich warte mit euch.´ Oder befehlen ihnen ihre Träume dies (zu sagen)? Oder sind sie (nicht einfach) aufsässige Leute (die von vornherein Opposition treiben)? Oder sie sagen: ´Er hat ihn (den Qur´an) erfunden.´ Doch sie wollen nur nicht glauben. So mögen sie mir eine Rede wie diese bringen, wenn sie wahrhaftig sind. Oder sind sie aus etwas anderem erschaffen worden, oder sind sie gar selbst die Schöpfer? Oder erschufen sie die Himmel und die Erde? Doch nein, sie haben keine Gewissheit (in ihrem Glauben). Oder besitzen sie etwa die Schätze deines Herrn, oder selbst die Oberherrschaft (über die Welt)? Oder haben sie eine Leiter, auf der sie hinaufsteigen können, um (den Gesprächen der Engel) zu lauschen? Dann mag doch einer ihrer Lauscher offenkundige Vollmacht bringen. Oder hat Er die Töchter und ihr die Söhne? Oder verlangst du einen Lohn von ihnen, sodass sie in Schulden geraten wären? Oder haben sie Einsicht in das Verborgene, sodass sie es niederschreiben könnten? Oder wollen sie eine List anwenden? Die Ungläubigen sind es die überlistet werden. Oder haben sie einen anderen Gott als Allah? Gepriesen sei Er! Er ist erhaben über das, was sie Ihm (an anderen Göttern) beigesellen!« (Sure 52, 29-43)

Hier wollen wir eine unter Tausenden von Wahrheiten in dieser Ayah als Beispiel erklären, wie der Qur´an mit seinen Erklärungen etwas unwiderlegbar deutlich macht. Es ist dies wie folgt: Mit den Worten

 

 

»oder-oder«

bringt er alle Arten von Leuten des Irrweges in fünfzehn Stufen in der Form einer verneinenden Fragestellung zum Schweigen und erstickt jeden Zweifel schon im Keime. Er lässt dem Teufel kein Loch offen, durch welches die Leute des Irrweges entschlüpfen und worin sie sich verstecken könnten; verschließt ihnen alle. Er lässt ihren Irrtümern keinen Deckmantel, unter den sie kriechen und sich verbergen könnten; zerreißt sie alle. Er lässt von all ihren Lügen keine einzige Lüge übrig, zertritt ihr den Kopf. In jedem Abschnitt erklärt er die Zusammenfassung der gottlosen Gesinnungen jeder Gruppe entweder mit einem kurzen Ausdruck für nichtig, oder verweist durch sein Schweigen auf ihre offensichtliche Unhaltbarkeit, da ihre Unhaltbarkeit eindeutig klar ist, oder wenn sie in anderen Versen schon eingehend widerlegt sind, weist er hier nur kurz auf sie hin. Zum Beispiel: Im ersten Abschnitt (d.h. Sure 52, 29) wird auf die Ayah hingewiesen, die besagt:

 

 

»und wir haben ihn (Mohammed) nicht die Dichtkunst gelehrt, noch geziemte sie ihm.« (Sure 36, 69)

Im fünfzehnten Abschnitt (d.h. Sure 52, 43) wird aber auf die Ayah hingewiesen, die besagt:

 

 

»Gäbe es in ihnen beiden (d.h. im Himmel und auf Erden) außer Allah noch einen anderen Gott, so wären beide dem Unheil verfallen.« (Sure 21, 22)

Man möge mit diesem Abschnitt noch weitere vergleichen. Es ist dies wie folgt: Am Anfang wird gesagt: »Verkünde die Befehle Gottes. Du bist kein Wahrsager. Denn die Worte eines Wahrsagers sind nichts als wirre Vermutungen. Die deinen aber sind zuverlässig und wahr und du kannst auch kein Besessener sein, denn selbst dein Feind kann dir deinen gesunden Verstand bezeugen.

 

 

»Sagen sie etwa: ´Ein Dichter! Wir wollen warten, was für ein Unheil das Schicksal ihm bringen wird.´ Sage: ´Wartet; ich warte mit euch.´« (Sure 52, 30)

Sagen sie etwa von dir, wie die Ungläubigen, die unverständig und ahnungslos sind, du seist ein Dichter? Warten sie auf deinen Untergang? Du aber sage: »Wartet ihr und auch ich werde warten!« Die strahlenden, großen Wahrheiten, die du verkündest, sind frei von dichterischer Phantasie und bedürfen nicht dergleichen Ausschmückungen.

 

 

»Oder befehlen ihnen ihre Träume dies (zu sagen)?« (Sure 52, 32)

Oder sagen sie wie die (atheistischen) Philosophen, die in ihrem Unverstand auf ihre eigene Klugheit vertrauen, »Unser Verstand reicht uns.« und weigern sich, dir zu folgen. Doch hätten sie wirklich Verstand, befiele er ihnen, dir zu folgen. Denn alles, was du sagst, ist vernünftig. Doch der Verstand allein genügt noch nicht.

 

 

»Oder sind sie (nicht einfach) aufsässige Leute (die von vornherein Opposition treiben)?« (Sure 52, 32)

Oder ist der Grund ihrer Leugnung, dass sie sich der Wahrheit nicht unterwerfen wollen, wie Aufständische und Tyrannen? Doch in Wahrheit ist das Ende der Pharaonen, der Nimrode und anderer Oberhäupter grausamer Gewaltmenschen, bereits bekannt.

 

 

»Oder sie sagen: ´Er hat ihn (den Qur´an) erdichtet.´ Doch sie wollen nur nicht glauben.« (Sure 52, 33)

Oder verdächtigen sie dich etwa, wie verlogene und gewissenlose Heuchler, und sagen: »Der Qur´an ist nur dein eigenes Wort!« In Wirklichkeit nannten sie dich bis jetzt Mohammed, den Getreuen, und kannten dich als den, der doch unter ihnen der Wahrhaftigste war. Doch sie wollen nur nicht glauben. Dabei sollten sie doch unter den Werken der Menschheit eines finden, das dem Qur´an gleiche!

 

 

»Oder wurden sie aus etwas anderem erschaffen?« (Sure 52, 35)

Oder stellen sie sich etwa vor, wie die Nihilisten unter den Philosophen, die alles Seiende für sinnlos und zwecklos halten, dass sie sich selbst überlassen seien, sinnlos, zwecklos, verantwortungslos und ohne Schöpfer? Sind etwa ihre Augen blind, dass sie nicht sehen, dass der Kosmos vom Anfang bis zum Ende sinnvoll ausgestattet und zweckmäßig und fruchtbringend gestaltet ist und alles Sein, angefangen von den Atomen bis zu den Sonnen, mit Aufgaben betraut ist und die Befehle Gottes befolgt?

 

 

»Oder sind sie gar (selbst) die Schöpfer?« (Sure 52, 35)

Oder stellen sie sich etwa in ihrem Pharaonenstolz gleich den Materialisten vor, dass alles aus sich selbst heraus entsteht, dass alles sich selbst ernährt und dass sie alles selbst erschaffen, wessen sie bedürfen, weswegen sie vor dem Glauben, dem Dienst vor Gott und Seiner Anbetung zurückschrecken? Doch stellen sie sich vor, dass sie selbst Schöpfer seien. In Wirklichkeit muss der Schöpfer eines einzigen Dinges aber der Schöpfer aller Dinge sein. Also hat ihre Selbstgefälligkeit und ihr Stolz sie in einem solchen Ausmaß mit Torheit erfüllt, dass sie einen grenzenlos Ohnmächtigen, der einer Mücke, ja einer Mikrobe unterlegen ist, für den Absolut Allmächtigen halten. Da sie nun einmal so tief (aus der Höhe jeglicher) Vernunft und Menschlichkeit hinuntergestürzt sind, befinden sie sich nun in einer noch übleren Lage als das Tier, ja sogar als die leblosen Dinge. Also brauchst du nicht über ihre Verweigerung bekümmert zu sein.

 

 

»Oder erschufen sie die Himmel und die Erde? Doch nein, sie haben keine Gewissheit (im Glauben).« (Sure 52, 36)

Oder leugnen sie Allah wie die Deterministen, die gedankenlos und verblendet sind und den Weltenschöpfer leugnen, weswegen sie nicht dem Qur´an folgen? Dann sollten sie auch die Existenz der Himmel und der Erde bestreiten oder sagen: »Wir haben sie erschaffen.« So werden sie am Ende völlig aus dem Häuschen geraten, ihren Verstand verlieren und dem Fieberdelirium eines Wahnsinnskranken verfallen. Denn die Beweise der Einheit sind so viele Male ersichtlich und deutlich lesbar, wie die Sterne am Himmel und wie die Blumen und Blüten auf der Erde. Doch sie haben keine Absicht, sich zu vergewissern und die Wahrheit zu erkennen. Wie können sie sich aber dieses Buch des Kosmos, in dessen Buchstaben jeweils ein ganzes Buch geschrieben ist, ohne seinen Schreiber vorstellen, obwohl sie doch wissen, dass es keinen Buchstaben ohne seinen Schreiber gibt?

 

 

»Oder haben sie die Schätze deines Herrn unter ihrer Verfügung?« (Sure 52, 37)

Oder leugnen sie das Prophetentum als solches, wie die Brahmanen, oder wie einige Philosophen einer Irrlehre, die die Entscheidungsfreiheit Gottes des Gerechten verneint, und die dir deshalb keinen Glauben entgegenbringen? Also sollen sie dann alle Werke Seiner Barmherzigkeit und die Gnadengeschenke und alle Wunder aller Propheten leugnen, die Werke der Weisheit, der Zweckmäßigkeit, der Wohlordnung und deren Früchte, welche in der ganzen Schöpfung ersichtlich sind und Entscheidungs- und Willensfreiheit beweisen, oder sagen: »Die Schätze aller Gnadengaben, die den Geschöpfen verliehen sind, liegen hier bei uns und wir haben sie in unserer Hand.« Sollen sie doch eingestehen, dass sie (als Partner für ein vernünftiges Gespräch) nicht ansprechbar sind. Sei wegen ihrer Verweigerung nicht betrübt.

 

 

»Oder haben sie die Oberherrschaft (über die Welt)?« (Sure 52, 37)

Oder glauben sie etwa, sie seien die Inspektoren und hätten die Oberaufsicht über die Handlungen des Schöpfers, wie die Mu´tezila, die ihren Verstand zum obersten Richter ernannt haben, und so den majestätischen Schöpfer zur Verantwortung ziehen wollen? Sieh zu, dass du nicht den Mut verlierst! Aus solcher Verweigerung dieser Selbstgefälligen kommt nichts heraus. Und nimm auch du sie nicht so wichtig!

 

 

»Oder haben sie eine Leiter, auf der sie lauschen können auf die Gespräche der Engel? Dann mag einer ihrer Lauscher offenkundige Vollmacht bringen.« (Sure 52, 38)

Oder denken sie sich, sie hätten gleich den Leuten, die Geistern und Satanen folgend mit Wahrsagerei spielen und Spiritismus betreiben, dass sie einen anderen Weg zur Welt des Verborgenen entdeckt hätten? Wenn dem aber so wäre, bilden sie sich dann ein, dass sie eine Leiter hätten, um in den Himmel emporzusteigen, was ihren Teufeln versperrt wurde, weswegen sie deine himmlischen Botschaften der Lüge bezichtigen. Die Verleugnungen solcher Scharlatane bedeuten nichts.

 

 

»Oder hat Er Töchter (die ihr Menschen für euch nicht haben wollt) und ihr Söhne?« (Sure 52, 39)

Oder wollen sie wie die Philosophen (der Schule Ishraqiyyun), die Gott unter dem Namen »Zehn Stufen des Geistes« und »Herren der Arten« Götzen beigesellen, und wie die Sabi´iyyun, die Sternen und Engeln eine Art Göttlichkeit zuschreiben, und wie die Atheisten und die Irrgläubigen, die Gott dem Gerechten ein Kind zuschreiben, was der Einheit und Einmaligkeit des Herrn in Seinsnotwendigkeit, Seiner Allgegenwart, Seiner absoluten Bedürfnislosigkeit und Einzigartigkeit widerspricht, und die den Engeln weibliche (Attribute beifügen), was ihrem Dienst, ihrer Anbetung, ihrer Reinheit und ihrer (geschlechtlichen Nicht-)Zugehörigkeit entgegengesetzt ist? Glauben sie, dass sie ihre Fürsprecher sind, weswegen sie dir nicht folgen?

Die Fortpflanzung, die für alle Geschöpfe, wie auch für den Menschen, (dessen Existenz von einer Reihe verschiedener) Umstände (abhängig) ist, der vergänglich ist und das Bedürfnis hat, fortzubestehen, der einen Körper hat, der zerfällt und die Fähigkeit hat, sich zu vermehren, der schwach ist, in alles Irdische vernarrt und Nachkommen ersehnt, die ihm zu Hilfe kommen sollen, dient nicht nur seiner Vermehrung, sondern auch der gegenseitigen Hilfeleistung und ist das Band seines Lebens und Bestehens, dem, dessen Existenz notwendig ist zuzuschreiben, dem majestätischen Herrn, der beständig und dessen Bestehen in alle Ewigkeit ist, der unabhängig ist von dem Dasein eines Körpers, dessen Wesen lauter und rein ist und frei von Zerfall und Vermehrung, dessen Macht unangreifbar und bar jeder Schwäche ist, Kinder zuzuschreiben, ja sogar zahllose Töchter, selbst Kinder, die diese ohnmächtigen und armseligen Menschlein, deren Existenz (von vielen, verschiedenen Umständen) abhängig ist, auch nicht mögen, ja geradezu unter ihrer Würde finden, zuzuschreiben, ist ein solcher Unsinn, leeres Gerede eines Wahnsinnigen, dass die Verleugnungen und Verweigerungen derartiger Kerle, die dieser Meinung sind, für Null und nichtig gelten können. Du brauchst sie gar nicht zu beachten. Man kann ja nicht dem Unsinn eines jedes Verblendeten, den Phantastereien eines jedes Verrückten sein Ohr leihen.

 

 

»Oder verlangst du einen Lohn von ihnen, dass sie bei dir verschuldet wären?« (Sure 52, 40)

Oder finden sie deine Angebote schwer, wie die Weltverehrer, die der Gier und dem Geiz verhaftet, ungebärdig und aufständisch sind, weswegen sie vor dir davonlaufen? Wissen sie etwa nicht, dass du deinen Lohn, dein Honorar nur von Gott erwartest. Sie halten das Gebot Zekat zu geben, für schwer und schrecken (vielleicht deswegen?) vor dem Islam zurück. Ist es ihnen etwa zu schwer, von dem Gut, das Gott der Gerechte ihnen gab, entweder ein Zehntel oder ein Vierzigstel den Armen unter ihnen zu geben, damit sie sowohl Segen finden, als auch sich vor dem Neid und den Verwünschungen der Armen retten? Ihre Verweigerung ist nicht von Bedeutung. Sie verdienen es, von dir eine Ohrfeige, statt einer Antwort zu bekommen.

 

 

»Oder haben sie Einsicht in das Verborgene, sodass sie es niederschreiben könnten?« (Sure 52, 41)

Oder behagen ihnen deine Nachrichten aus dem Verborgenen nicht, wie den Buddhisten, die behaupten, bewandert in den verborgenen Dingen zu sein, oder denjenigen, die ihre Klugheit verkaufen wollen und ihre Mutmaßungen über die verborgenen Dinge als Gewissheit darstellen? Haben sie etwa Bücher aus dem Verborgenen, sodass sie dein Buch aus dem Verborgenen nicht annehmen wollen? Wenn das so ist, dann bauen sie Luftschlösser, denn sie bilden sich ein, die Welt des Verborgenen, die doch außer den Gottesgesandten, die Offenbarung empfingen, niemandem offen steht und in die auch niemand aus eigener Anstrengung einzutreten vermag, stünde ihnen offen zur Verfügung, sodass sie von dort her Auskünfte erhalten und niederschreiben könnten. Du brauchst auch wegen der Verweigerung dieser Selbstgefälligen, die ihre Grenzen dermaßen grenzenlos überschritten und eingebildet sind, nicht zu resignieren! Denn binnen kurzer Zeit werden sich diese Schlösser mit der Wahrheit, die du verkündest, in Luft auflösen.

 

 

»Oder wollen sie eine List anwenden? Die Ungläubigen sind es, die überlistet werden.« (Sure 52, 42)

Oder wollen sie das, woran sie selbst nicht glauben können, anderen glaubhaft machen, indem sie dich manchmal als Wahrsager, manchmal als Verrückten, manchmal als Zauberer bezeichnen? Wollen sie etwa dadurch die Menschen von der Rechtleitung, die ihnen nicht gegeben ist, überlisten und abspenstig machen, wie die Scharlatane unter den Heuchlern oder wie die hinterlistigen Gottesleugner, deren Naturanlagen verdorben sind und deren Gewissen abgestorben ist? Du brauchst dich von dem hinterlistigen und vordergründigen Widerstand solch verschlagener Scharlatane nicht beeindrucken zu lassen und darüber nicht mutlos zu werden, indem du vergeblich nach ihrer menschlichen Würde Ausschau hältst. Vielmehr solltest du deinen Eifer noch verdoppeln. Denn sie betrügen nur ihre eigene Seele. Sie schaden sich dabei selbst. Der Erfolg ihrer Bosheiten kann nur vorübergehend sein. Er ist etwas, worauf sie in ihrer Gottvergessenheit zu unrecht stolz sind und wodurch sie den Zorn und Seine Strafe auf sich ziehen. Er ist eine List Gottes und eine Hypothek für diese Menschen.

 

 

»Oder haben sie einen anderen Gott als Allah? Gepriesen sei Er! Er ist erhaben über das, was sie Ihm (an anderen Göttern) beigesellen!« (Sure 52, 43)

Oder stützen sie sich auf andere Götter, wie die Parsen, die sich zwei verschiedene Götter mit den Namen, der Schöpfer des Guten und der Schöpfer des Bösen vorstellen, oder wie die Ursachenanbeter und Götzendiener, die verschiedenen Ursachen eine Art Göttlichkeit zuschreiben und sie als Stützpunkte ansehen, weswegen sie sich dir widersetzen! Wollen sie sich etwa deswegen von dir bitten und nötigen lassen? Laut der Ayah

 

 

»Gäbe es in ihnen beiden (d.h. im Himmel und auf Erden) außer Allah noch einen anderen Gott, so wären beide dem Unheil verfallen.« (Sure 21, 22)

Sehen sie denn nicht diese vollkommene Ordnung und diese wunderbare Zuordnung der Dinge im ganzen Kosmos, die so klar ist wie das Tageslicht? Ja, sind sie denn blind? In Wirklichkeit wird aber die Ordnung in Unordnung geraten und die Zuordnung der Dinge in völligen Wirrwarr, wenn es in einem Dorf zwei Bürgermeister, in einer Stadt zwei Regierungspräsidenten, in einem Land zwei Könige gäbe. In Wirklichkeit sehen wir, dass eine dermaßen subtile Ordnung, von einem Mückenflügel bis zu den Lampen des Himmels beabsichtigt ist, dass für eine Vielgötterei kein Platz mehr bleibt, auch nicht einmal so groß wie ein Mückenflügel. Da sich aber nun diese (Leute) aller Weisheit und Verstand, allem Sinn und Klarheit dermaßen entgegengesetzt verhalten, sollen ihre Verleugnungen dich nicht davon abhalten, weiterhin gute Lehren und Ratschläge zu erteilen.

Wir haben hier unter hunderten von Diamanten dieser Ayah, die einen Rosenkranz (silsile) von Wahrheiten bilden, nur einen einzigen Diamanten der Verkündigung, nämlich (die Art, wie der Qur´an die Dinge erklärt) und verständlich macht und (wie er seine Gegner zum) Verstummen bringt, kurz und bündig erklärt. Wäre ich dazu im Stande und könnte noch einige andere seiner Diamanten zeigen, würdest auch du sagen: »Selbst diese wenigen Ayat sind für sich allein betrachtet schon ein Wunder.« Aber die Verkündigung des Qur´an ist, in der Art, etwas verständlich zu machen und zu unterweisen, so wunderbar schön und klar, dass auch der einfachste, ungebildete Mensch die Erklärungen des Qur´an und die subtilste Wahrheit in ihr ganz leicht verstehen kann. Der Qur´an, der in seiner Verkündigung ein Wunder ist, öffnet den Zugang zu vielen verborgenen Wahrheiten in einer einfachen und offenkundigen Weise und unterrichtet sie so, wie es dem allgemeinen Verständnis wohl tut, ohne die Empfindungen des Volkes zu verletzen, der Denkweise der einfachen Leute beschwerlich zu werden und sie zu ermüden. Etwa so wie man im Umgang mit einem Kind eine kindgemäße Ausdrucksweise verwendet.

 

 

»So zu sprechen, wie der menschliche Intellekt es zu verstehen vermag, ist Herabkunft göttlicher Demut.«

Der Stil des Qur´an, wobei göttliche Demut mit den Worten des Sprechers (mutekellim) auf den Angesprochenen (muhatab) dessen Niveau entsprechend herabkommt, lässt die verborgenen Wahrheiten und Geheimnisse Gottes, die auch den Gedanken hochgelehrter Denker nicht zugänglich sind, durch einige Beispiele und Gleichnisse in Form von Sinnbildern selbst noch dem einfachsten, ungebildeten Menschen verständlich werden. Zum Beispiel:

 

 

»Der Barmherzige hat Seinen Thron bestiegen.« (Sure 20, 5)

Um in einem Gleichnis die Herrschaft Gottes darzustellen, und den Umfang Seines Herrschaftsanspruches in der Lenkung der Welt verständlich zu machen, wird hier als Beispiel angeführt, wie ein König seinen Thron besteigt und die Regierung übernimmt. Der Qur´an ist in der Tat das Wort des majestätischen Schöpfers dieses Kosmos. Er kommt von der gewaltigen Stufe Seiner Herrschaft herab. Er hat die höchste Autorität und unterrichtet alle die Autorität repräsentieren auf jeder Stufe unter ihm. Er scheint hinter siebzigtausend Schleiern und erleuchtet sie alle. Er spendet seinen Segen und verbreitet sein Licht über Tausende von Schichten, deren Verständnis und Intelligenz voneinander unterschiedlich ist. Er hat die Fähigkeit, über verschiedene Zeitalter und Epochen lebendig zu bleiben und verbreitet seinen Sinngehalt überall in reicher Fülle. Überdies verliert er auch keine Spur seiner Aktualität, bleibt vielmehr stets taufrisch und anmutig. Er unterrichtet in einer unglaublichen Leichtigkeit und Einfachheit, sodass er jedem einfachen Menschen verständlich ist. In dem selben Unterricht, mit den selben Worten unterweist er auch sehr viele Schichten, deren Denkweisen voneinander unterschiedlich und deren Bildungsgrade voneinander verschieden sind, überzeugt und befriedigt sie alle. In welcher Hinsicht man auch ein solch wunderbares Buch aufmerksam betrachten mag: man wird in jedem Fall wenigstens ein Fünkchen dieses Wunders erkennen können.

 

Zusammenfassung: Wenn ein Wort aus dem Qur´an wie »Elhamdulillah (alles Lob, Preis und Dank gebührt Allah)« vorgetragen wird, so erfüllt es eine Höhle, das Ohr eines Berges, in gleicher Weise wie das selbe Wort auch noch in dem winzig kleinen Öhrchen einer Mücke vollständig seinen Platz ausfüllt. So wie die Bedeutung des Qur´an winzig kleine, einfache Intelligenzen, wie z.B. eine Mücke unterrichten und befriedigen kann, so befriedigt sie auch mit den gleichen Worten Bergen gleiche Intelligenzen. Denn der Qur´an ruft alle Schichten der ganzen Menschen und Dschinnen zum Glauben. Überdies lehrt und beweist er der Allgemeinheit die Kenntnisse des Glaubens. Darum soll auch der einfachste, ungebildete Mensch mit den gebildeten der höheren Schichten gemeinsam Schulter an Schulter, Knie bei Knie, die Lektion des Qur´an hören und nutzen können. Also ist der ehrwürdige Qur´an solch ein Tisch des Himmels, dass Denkweisen, Intelligenzen, Herzen und Gemüter, die Tausende von verschiedenen Schichten bilden, an diesem Tisch ihre Nahrung finden und alles, was sie sich nur wünschen können. Ihre Wünsche werden erfüllt. Es sind sogar noch sehr viele Türen verschlossen geblieben, die künftigen Generationen vorbehalten sind. Wenn du zu diesem Anlass ein Beispiel möchtest, ist der ganze Qur´an vom Anfang bis zum Ende voll von Beispielen zu diesem Anlass. Alle Mudjtehidin und Siddiqin, islamische Denker und Forscher, die Gelehrten zum Usulu l-Fiqh und Theologen, Kenner unter Heiligen, die geistige Pole unter den Geliebten Gottes, Kritiker unter Gelehrten und Moslime aus dem einfachen Volk und dergleichen Schüler des Qur´an und diejenigen, die seinem Unterricht folgen, sagen gemeinsam: »Wir verstehen unsere Lektion bestens.« Kurzum glänzen Blitzstrahlen dieses Wunders, das der Qur´an ist, in seiner Unterweisung und Verständlichkeit genau wie auch in anderen Hinsichten.

 

 

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Erste Flamme > Zweiter Strahl Zweiter Strahl: Es ist diese wunderbare Vielseitigkeit des Qur´an. Dieser Strahl besteht aus fünf Funken.

 

Erster Funke: Es ist die Vielseitigkeit in seinen Ausdrücken. Mit Sicherheit wird diese Vielseitigkeit durch die Ayat, die in vorigen Abhandlungen und in diesem Wort zitiert wurden, offensichtlich erkennbar.

 

 

»Für alle Ayat gibt es ein Äußerliches und ein Innerliches, einen Anfang und ein Ende und jede hat ihre Äste, Zweige und Blätter.«

Wie diese Hadith besagt, sind die Worte im Qur´an in der Art gesetzt, dass sich jede Aussage, ja sogar jedes Wort, selbst jeder Buchstabe, sogar manchmal ein Schweigen auf verschiedene Gesichtspunkte bezieht. Er gibt allen Angesprochenen (muhatab) durch verschiedene Türen ihren (eigenen Zugang zu ihrer individuellen) Lesart.

Zum Beispiel:

 

 

»Haben Wir nicht die Berge zu Pflöcken gemacht?« (Sure 78, 7)

Das heißt: »Ich habe die Berge für eure Erde zu Pflöcken und Masten gemacht.« Das ist eine Aussage. Was einfache Leute dieser Aussage entnehmen, ist folgendes: Sie sehen die Berge, die äußerlich wie in den Boden eingeschlagene Pflöcke aussehen, und denken an ihren Nutzen und an die Gnadengaben, die sie in ihnen finden. So danken sie ihrem Schöpfer.

Was dagegen ein Dichter dieser Aussage entnimmt, ist folgendes: Die Erde ist der Boden, über dem sich die Kuppel des Himmels wie ein großartiges blaues Zelt wölbt, geschmückt mit elektrischen Lampen. In seiner Phantasie stellt er sich die Berge als Pflöcke dieses Zeltes vor, die in einen horizontalen Kreis vor den Saum des Himmels bilden. Ihren majestätischen Baumeister verehrt er voller Begeisterung.

Von den Zeltbewohnern entnimmt ein Dichter dieser Aussage folgendes: Die Erdoberfläche ist eine Wüste, die Sahara. Er stellt sich die Gebirgsketten als viele verschiedene Beduinenzelte vor, deren Planen die Erde über den hohen Masten der Berge darstellen, deren Gipfel diese Plane aus Erde hochheben und als Wohnstätte vieler ganz unterschiedlicher Geschöpfe dienen, die aufeinander angewiesen sind. Vor dem majestätischen Schöpfer, der solch große, gewaltige Schöpfungen, so ganz leicht wie diese Zelte auf Erden errichtet und fest begründet, wirft er sich voll Verehrung nieder.

Ein Dichter, der von Ländern und Meeren träumt, entnimmt dieser Aussage folgendes: Er denkt sich die Erdkugel als ein Schiff, das in dem großen Ozean des Äthers durch die Himmel segelt, und dessen Berge gleich Masten dieses Schiffes sind. Vor dem Allmächtigen in Seiner Vollkommenheit, der diese riesige Erdkugel zu einem bestens ausgerüsteten Schiff machte, uns an Bord nahm und nun in alle Winde des Kosmos reisen lässt, sagt er:

 

 

»Gepriesen seist Du, wie gewaltig ist doch Dein Ruhm!«

Ein Weiser, kundig in Kultur, Zivilisation und Gesellschaftslehre entnimmt dieser Aussage folgendes: Die Erde ist unser Haus. Die Basis unseres Haushalts stellt das Leben der Tiere und die Grundlage für das Leben der Tiere sind Wasser, Luft und Erde als deren Lebensbedingungen. Fundament und Pflöcke für Wasser, Luft und Erde sind die Berge. Denn die Berge speichern das Wasser, kämmen die Luft (sie lassen Schadstoffe sich absetzen und reinigen die Luft), beschützen die Erde (sie bewahren die Erde vor Sturmfluten, vor Hochwasser und vor der Überhandnahme der Sümpfe) und er begreift, dass alle übrigen, notwendigen Dinge Schatztruhen des menschlichen Lebens sind. In vollkommener Verehrung lobt und preist er den majestätischen Schöpfer, den Freigiebigen, der diese riesigen Berge in diesem Sinne zu tragenden Säulen der Erde gemacht hat, welche das Haus unseres Lebens ist, und sie zum Zahlmeister für unseren Unterhalt bestimmte.

Zum Beispiel: Das Wort

 

 

»eine zusammenhängende Masse«

aus der Ayah

 

 

»..., dass Himmel und Erde eine zusammenhängende Masse waren, worauf wir sie getrennt haben?« (Sure 21, 30)

lässt einen Gelehrten, der mit den genauen Untersuchungen der Naturwissenschaft nicht belastet ist, folgendes erkennen: Der Himmel ist klar und ohne Wolken. Der Erdboden ist trocken und ohne Leben. Noch waren sie unfruchtbar. Es konnte also nur das Werk eines majestätischen Allmächtigen sein, Himmel und Erde miteinander zu vermählen, die (Tore) des Himmels dem Regen und die Erde dem Grün (der Pflanzen) zu öffnen, alles Leben aus diesem Wasser zu erschaffen und durch den Himmel zu befruchten. Vor Ihm ist die Erde nur ein kleiner Garten. Die Wolken aber, die wie ein Schleier vor dem Antlitz des Himmels sind, gleichen dem Schwamm, (der das Wasser) für Seinen Garten (speichert). Dies erkennt er und wirft sich nieder vor der Größe Seiner Macht.

Einem kritisch denkenden Weisen sagt dieses Wort folgendes: Am Anfang der Schöpfung bildeten der Himmel und die Erde einen formlosen Haufen, eine zusammengeballte, formlose Masse, einen nutzlosen wässerigen Brei, ohne Leben, ohne Geschöpfe, ohne Kinder. Der allweise Schöpfer rollte diese Masse aus, formte aus ihr schöne Gestalten, gestaltete aus ihr nützliche Formen und machte (die Erde) zu einem Beet für eine große Zahl geschmückter Geschöpfe. So versteht er und begeistert sich vor dem Umfang Seiner Weisheit.

Ein Philosoph heutiger Zeit versteht dieses Wort wie folgt: Als unsere Erde und andere Planeten, die das Sonnensystem bilden, anfangs noch mit der Sonne verbunden, wie eine zusammengeballte (formlose Masse wie) ein Teigklumpen war, rollte der Allmächtige und Beständige diesen Teigklumpen aus, verteilte die Planeten, einen nach dem anderen, auf ihre Plätze, ließ die Sonne zurück, brachte unsere Erde hierher, breitete (fruchtbaren) Boden über die Erde aus, ließ vom Himmel herab regnen, sprühte Licht von der Sonne herunter, brachte in die Erde Leben und pflanzte uns dort ein. Da zieht er seinen Kopf aus dem Sumpf der Naturphilosophie und sagt:

 

 

»Ich glaube an Allah, den allgegenwärtigen Einen.«

Zum Beispiel:

 

 

»und die Sonne läuft zu dem Ort, an dem sie sich aufhält.« (Sure 36,38)

Der Buchstabe »lam« bringt die Präposition »li (zu)« zum Ausdruck, wie im üblichen Sinne, als auch im Sinne der Präposition »fi (an)«, als auch im Sinne der Präposition »ila (bis zu)«. So sehen die einfachen Leute den Buchstaben »lam« in dem Wort

 

 

»zu einem Ort, an dem sie sich aufhält«

im Sinne von »ila (bis zu)« und verstehen darunter: »Die Sonne ist in ihrer Beziehung zu euch eine Lampe, die sich bewegt und Licht und Wärme gibt. Mit Sicherheit wird ihre Fahrt eines Tages an einem Ort enden, an dem sie zur Ruhe kommt. Sie wird eine Gestalt annehmen, in der sie euch nicht länger mehr nützlich sein wird.« So erkennen sie die großen Gnadengaben des majestätischen Schöpfers, welche Er ihnen durch die Sonne schenkt, und rufen »Subhanallah« (gepriesen sei Allah!), »Elhamdulillah« (alles Lob gebührt Allah!).

Einem Gelehrten erscheint dieses »lam« auch im Sinne von »ila (bis zu)«. Er stellt sich die Sonne nicht nur als eine Lampe vor, sondern auch als ein Schiffchen an der Werkbank des Frühlings und des Sommer für die Webstücke des Herrn, oder auch als ein Tintenfass für die Briefe des Einzigartigen, die mit Licht auf den Seiten der Nacht und des Tages geschrieben werden. Der augenscheinliche Lauf der Sonne veranlasst ihn über die Ordnung der Welt nachzudenken, deren Lauf Kennzeichen für sie ist und auf sie hinweist. Er ruft vor der Kunstfertigkeit des allweisen Meisters »Maschaallah« (wunderbar ist es, was Allah wollte!) und vor seiner Weisheit »Bare-kallah« (segne es Allah!) und wirft sich vor Ihm nieder.

Ein Astronom betrachtet dieses »lam« als die Präposition »fi (an)« und versteht darunter folgendes: Die Sonne dreht sich um ihre Achse und läuft auf zugleich ihre Bahn, wodurch sie ihr System auf Gottes Weisung in Ordnung hält und es wie eine Uhrfeder antreibt. Vor dem majestätischen Schöpfer, der eine solche Riesenuhr erschuf und in Ordnung hält, ruft er in vollkommener Bewunderung und Begeisterung »Al-´azametu lillah ve l-qudretu lillah!« (die Größe ist Gottes und die Macht ist Gottes!). Er verwirft die (atheistische) Schule und begibt sich in die (Schule der) Weisheit des Qur´an.

Für einen kritisch betrachtenden Gelehrten bedeutet dieses »lam« sowohl die eigentliche Ursache als auch die näheren Umstände und er versteht dabei folgendes: »Der allweise Meister macht die augenscheinlichen Ursachen zu einem Schleier Seiner Taten. Darum verbindet Er mit Seinem Gesetz, das wir das Gesetz der Anziehung nennen, die Planeten gleich den Steinen (in einer Schleuder) mit der Sonne, (um die sie kreisen). Durch diese Anziehungskraft lässt Er die Planeten in verschiedenen, doch wohlgeordneten Bewegungen nach Seiner Weisheit kreisen. Um diese Anziehung hervorzubringen, machte Er die Bewegung der Sonne um ihre Achse zu einem äußerlichen Grund. Also besagt die Bedeutung von

 

 

»zu einem Ort, an dem sie sich aufhält.«

 

Das heißt: Sie bewegt sich um ihre Achse um der Stabilität und der Wohlordnung ihres Systems Willen. Denn es ist eine Gewohnheit Gottes, ein Gesetz in Seiner Herrschaft, dass die Bewegung die Hitze, die Hitze die Kraft, die Kraft die Anziehung offensichtlich hervorruft. Wenn dieser Weise eine solche Weisheit aus einem Buchstaben des Qur´an entnimmt, sagt er: »Elhamdulilah (alles Lob gebührt Allah!), die Wahrheit und die Weisheit liegt im Qur´an; der Philosophie messe ich keine fünf Kurusch Wert bei.«

Ein anderes Beispiel:

 

 

»Es sind diejenigen, die errettet werden.« (Sure 2, 5)

Hier bleibt vieles ungesagt. Die Aussage wird verallgemeinert. Hier wird nicht bestimmt, was für einen Sieg sie erringen, sodass jeder darin das Erwünschte finden kann. Hier wird wenig gesagt, damit das Gesagte viel werde. Denn ein Teil der Adressaten wollen sich vor dem Feuer retten. Ein anderer Teil denkt allein an das Paradies. Wieder ein anderer Teil sehnt sich nach ewiger Glückseligkeit. Wieder ein anderer Teil hofft nur auf das Wohlwollen Gottes. Wieder ein anderer Teil weiß als das Ziel seiner Hoffnungen, Gott zu schauen. Und so weiter... Desgleichen macht der Qur´an an vielen Stellen eine unbestimmte Aussage, damit sie für alle gültig sei. Er lässt vieles aus, um verschiedene Ausdeutungen zu ermöglichen. Er fasst kurz, damit jeder seine eigene Ansicht darin finden kann. So besagt

 

 

»diejenigen, die errettet werden.«

Aber in diesem Ausdruck wird nicht gesagt, wovor sie errettet werden. Mit diesem Schweigen wird wohl ausgedrückt: »Oh ihr Muslime!... Frohe Botschaft für euch. Oh Gottesfürchtiger!... Du wirst vor der Hölle errettet. Oh Frommer!... Du wirst dein Heil im Paradies finden. Oh Gotteskenner!... Du wirst das Wohlwollen Gottes erlangen. Oh Gottesliebender!... Du wirst erreichen, Ihn zu sehen. Und so weiter...«

So haben wir Beispiele der Vielseitigkeit, die die Worte, die Wörter, die Buchstaben und das Ungesagte im Qur´an betreffen als Muster unter Tausend weiteren Beispielen gebracht. Du kannst nun die Ayat und die Geschichten im Qur´an mit diesen vergleichen.

Zum Beispiel:

 

 

»Sei dir nun dessen bewusst, dass es keine Gottheit gibt, außer Allah, und bitte Ihn um Vergebung deiner Schuld.« (Sure 47,19)

Diese Ayah hat so viele Aspekte und so viele Stufen, dass alle Schichten der Gottesfreunde auf ihrem Weg und auf jeder Stufe (ihres Weges) erkannten, dass diese Ayah geradezu ein Bedürfnis für sie war und sie aus ihr stets eine ihrer Stufe entsprechende geistige Nahrung, eine aktuelle Bedeutung entnehmen konnten. Denn »Allah« ist der Name, der für alle Schöne Namen Gottes steht und in dem sich so viele (Erkenntnisse) der Einheit finden, wie es Schöne Namen gibt.

 

 

»Dem entsprechend: Es gibt keinen Versorger außer Ihm. Es gibt keinen Schöpfer außer Ihm. Es gibt keinen Erbarmer außer Ihm. usw...«

Die Geschichte Mosis, mit dem Friede sei, hat unter den Geschichten im Qur´an Tausende von Nutzanwendungen wie der Stab Mosis (mit dem Friede sei). In dieser Geschichte gibt es viele Aspekte und sehr viele Absichten wie, den Gesandten Gottes, mit dem Friede und Segen sei, zu besänftigen und zu trösten, den Ungläubigen zu drohen, die Heuchler zu tadeln, den Juden einen Verweis zu erteilen. Darum wird sie in verschiedenen Suren behandelt. An allen Stellen kommen zwar alle diese Absichten zum Ausdruck, wobei jeweils nur eine von ihnen besonders im Vordergrund steht. Die Anderen hingegen stehen dahinter zurück.

 

Wenn du sagst: »Woher können wir wissen, dass der Qur´an alle diese im obigen Beispiel erwähnten Bedeutungen beabsichtigt und auf sie hinweist?«

 

Antwort: Der Qur´an ist eine Predigt des Urewigen. Er spricht zu allen Söhnen Adams, die in verschiedenen Klassen seit Jahrhunderten in der Reihe sitzen, und (darauf warten,) von ihm unterrichtet zu werden. Mit Sicherheit wird er den verschiedenen Auffassungsfähigkeiten entsprechend diese verschiedene Bedeutungen in sich umfassen, (sie ihnen mitzuteilen) beabsichtigen und auf diese Absichten hinweisen. In dem Buch »Zeichen des Wunders« wurde schon entsprechend der Formen- und Satzlehre, der Lehre von Vergleich und Metapher, der Bedeutungslehre und Stilistik und der Rhetorik bewiesen, dass die Worte im Qur´an verschiedene Bedeutungen haben, wie wir als Beispiel oben erwähnt haben. Darüber hinaus können alle Gesichtspunkte und Bedeutungen, die die Leute der Bedeutungslehre aus dem Qur´an entnehmen, die die Männer der Lehre von Vergleich und Metapher und die Dichter gutheißen, nach der Übereinstimmung der Exegeten, der Kommentatoren, der Theologen und der Rechtsgelehrten und durch die Zeugnisse ihrer Disputationen nur dann zu dem Inhalt des Qur´an gerechnet werden, solange sie nach der arabischen Literatur richtig und nach der islamischen Wortlehre wahr sind. Auf jene Bedeutungen weisen Zeichen entsprechend ihrer Wichtigkeit hin. Sie sind entweder Worte oder Anspielungen. Was aber die Anspielungen betreffen, so weisen sie als Zeichen entweder aus dem Kontext oder aus einer anderen Ayah auf jene Bedeutungen hin. Hunderttausende Qur´ankommentare, die von Forschern geschrieben und manche von ihnen sogar zwanzig, dreißig, vierzig, sechzig, ja sogar achtzig Bände umfassen, sind ein sicheres, klares Zeugnis für die Vielseitigkeit des Qur´an und das Wunder seiner Worte. Wie dem nun auch sein mag... Wenn wir in dieser Abhandlung jedes Zeichen so erklären wollen, unter welchem Gesetz und nach welchen Regeln es auf die Bedeutungen hinweist, dann verlängert sich die Abhandlung um vieles. Darum wollen wir hier kurz zusammenfassen und verweisen auf meine ausführliche Erklärung in dem Band »Zeichen des Wunders«.

 

Zweiter Funke: Die einzigartige Vielseitigkeit in seinen Bedeutungen. Der Qur´an bietet aus der Schatzkammer seiner Bedeutungen eine Quelle für alle Exegeten, einen (geistigen) Genuss für alle Kenner (der Wahrheit), die rechte Gemütsverfassung für alle Gottliebenden, für alle die Berufung zu ihrer Vollendung und die Lehrmeinung (mezheb) für alle Wahrheitssucher und -forscher. Dabei ist er für sie stets ein Wegweiser (rehber) und bei ihrer geistigen Entwicklung und inneren Entfaltung zu jeder Zeit ein Lehrer (murshid). Es wird von ihnen allen bestätigt und einmütig versichert, dass der Qur´an ihnen aus seiner unerschöpflichen Schatzkammer Licht auf ihrem Weg spendet.

 

Dritter Funke: Die einzigartige Vielseitigkeit seiner Lehre (ilm). Der Qur´an lässt viele verschiedene Wissenszweige des islamischen Rechtes, viele unterschiedliche Wissenszweige wahrer Erkenntnis, viele verschiedene Wissenszweige der Mystik dem Meer seines Wissens entströmen. Die wahre Weisheit des »Bereiches der Möglichkeiten« (die Welt, in der wir leben) und das wahre Wissen des Bereiches des Notwendig-Seienden (Vucub) und die verschlossene Kenntnis des Bereiches der Jenseitigen Welt lässt er wiederum aus dem Meer (seines Wissens) wohlgeordnet und in Fülle strömen. Wenn wir Beispiele für diesen (dritten) Funken anführen wollten, müsste man ein ganzes Buch schreiben. Statt dessen führen wir hier nur diese vorangegangenen fünfundzwanzig Worte als Beispiel an. In der Tat sind alle wahren Erkenntnisse in diesen fünfundzwanzig Worten nur fünfundzwanzig Tropfen aus dem Meer des Wissens des Qur´an. Soweit sich in diese Worte Fehler eingeschlichen haben, sind sie meinem zu kurzen Verständnis zuzuschreiben.

 

Vierter Funke: Einzigartige Vielseitigkeit in seinen Themen. Der Qur´an umfasst in der Tat die umfangreichen Themen bezüglich des Menschen und des Auftrages des Menschen, der Schöpfung und des Schöpfers, der Erde und der Himmel, der Welt und des Jenseits, der Vergangenheit und der Zukunft, der Zeiten von Ewigkeit zu Ewigkeit. Alle grundlegenden und wichtigen Themen, angefangen von der Erschaffung des Menschen aus einem Samentropfen (nutfa) bis dahin, wo er ins Grab steigt; angefangen von den Sitten hinsichtlich Essen und Schlafen, bis hin zu den Themen der Göttlichen Fügung (Kaza) und der Vorherbestimmung Gottes; angefangen von der Erschaffung der Welt in sechs Tagen, bis hin zu den Aufgaben des Windes in seinem Wehen, wie in dem Schwur

 

 

»Bei denen, die nach und nach gesandt werden.« (Sure 77, 1) »Bei denen, die Staub aufwirbeln.« (Sure 51, 1)

hingewiesen wird; angefangen von Gott, der Herz und Willen des Menschen ergreift, worauf

 

 

»Ihr könnt nicht etwas wollen, wenn Gott es nicht will.« (Sure 76, 30) »Allah hält den Menschen mit Leib und Seele in Händen.« (Sure 8, 24)

hinweisen, bis

 

 

»Und die Himmel werden zusammengerollt sein in Seiner Rechten.« (Sure 39, 67)

das heißt, dass Er alle Himmel in Seiner Hand hält; angefangen von den Blumen, den Weinstöcken und den Dattelpalmen der Erde

 

 

»Und Wir legten Gärten auf ihr an mit Palmen und Weinstöcken.« (Sure 36, 34)

bis zu dem einzigartigen Ereignis, das in der Ayah

 

 

»Wenn die Erde erschüttert wird...« (Sure 99, 1)

zum Ausdruck kommt; angefangen von dem Zustand des Himmels

 

 

»Hierauf richtete Er sich zum Himmel auf, der (damals noch) aus (formlosem) Rauch bestand,...« (Sure 41, 11)

bis zu seiner Spaltung unter Rauch und dem Fallen der Sterne und der Verbreitung im grenzenlosen Weltall; und angefangen davon, dass die Welt um einer Prüfung Willen geöffnet wurde, bis sie wieder geschlossen wird; und angefangen von dem Grab, das die erste Wohnstatt des Jenseits ist, dann dem Zwischenreich, der Wiederversammlung, der Brücke (sirat), bis zum Paradies, bis zur ewigen Glückseligkeit; angefangen von den Ereignissen der vergangenen Zeit, von der Erschaffung Adams in seinem Leibe, von dem Zank seiner beiden Söhne, bis zu der Sintflut, bis zu dem Untergang des Volkes des Pharao, bis zu den wichtigen Ereignissen der meisten Propheten; und angefangen von dem Ereignis aus der Urzeit, auf das

 

 

»Er sagte: Bin ich nicht euer Herr?« (Sure 7, 172)

hinweist, bis zu dem Ereignis nach (dem Ende) aller Zeiten, das durch

 

 

»An jenem Tag wird es strahlende Gesichter geben, die auf ihren Herrn schauen.« (Sure 75, 22-23)

mitgeteilt wird, erklärt der Qur´an in der Weise, dass diese Verlautbarung dem Majestätischen Herrn angemessen ist, der den ganzen Kosmos wie ein Schloss verwaltet, der diese und die jenseitige Welt gleich zwei Kammern öffnet und wieder schließt, der über die Erde wie über einen Garten und über den Himmel wie über ein mit Lampen verziertes Dach verfügt, der die Vergangenheit und die Zukunft wie zwei Seiten betrachtet, welche vor Seinem Blick wie eine Nacht und ein Tag gegenwärtig sind, und der ewige und urewige, vergangene und künftige Zeiten, wie Gestern und Heute, Schwingen in der Kettenfolge Seiner Taten in einer einzigen gegenwärtigen Zeit schaut und vereinigt. Ein Baumeister spricht zum Beispiel von zwei Häusern, die er gebaut hat und verwaltet. Er zeichnet ihren Plan und macht eine Liste und Beschreibung von den Gegenständen in ihnen. Der Qur´an zeigt aber eine Form, wie sie einer Erklärung des Herrn angemessen ist, der diesen Kosmos erbaute und ihn verwaltet und eine Liste und Beschreibung der Gegenstände in ihm - wenn man so sagen darf - der sein Programm schrieb und beschreibt. In gar keiner Weise lässt sich die Spur theatralischen Gehabes oder der Förmlichkeit entdecken. Wie der Qur´an kein Zeichen von Täuschung, so als ob einer an Stelle eines anderen aufträte und in dessen Namen spräche, nicht den kleinsten Fleck der Imitation trägt, so sagt er mit allem Nachdruck, (und zugleich) in aller Lauterkeit und in aller Reinheit »Ich bin das Wort und die Kunde des Schöpfers der Welt.«, so wie das Tageslicht sagt »Ich bin von der Sonne gekommen.«

Ja, wäre er nicht in der Tat (Gottes) des Erbauers, des Gebers, der diese Welt mit einzigartigen Kunstwerken verzierte, mit geschmackvollen Gaben erfüllte und mit Kunstwerken ausstattete, die zur Begeisterung hinreißen, solche wertvollen Gnadengaben über das Antlitz der Erde hin mit Freude schenkend verteilt, eines nach dem anderen ordnet und über dem Antlitz der Erde ausbreitet und aufs Schönste herrichtet, wessen denn sonst könnte der Qur´an sein, der in seiner Verkündung ein Wunder ist, welcher diese Welt (mit Menschen) füllt, die begeistert gratulieren und applaudieren, mit dem murmelnden und raunenden (Chor derer, die Gott) lobpreisen und Ihm danken, erfüllt und die Erde in eine Gedenkstätte (dhikrhane), in eine Moschee, in eine Galerie der Kunstwerke Gottes verwandelte, wessen Wort könnte er sonst sein? Wer sonst könnte auf ihn Anspruch erheben? Wessen Wort könnte er sonst sein? Wem könnte das Licht, das über die Welt ausstrahlt, sonst entsprechen, außer dem der Sonne? Wessen könnte das Licht der Verkündung des Qur´an sein, welches das Geheimnis der Schöpfung entschleiert und die Welt erleuchtet, wenn nicht das der Urewigen Sonne? Wer wäre im Stande, etwas ihm gleichwertiges zu schaffen? Eine Nachdichtung hervorzubringen? Es wäre in der Tat unmöglich, dass der Meister, der diese Welt mit Seinen Kunstwerken verziert, nicht mit dem Menschen spräche, der von Seinen Kunstwerken begeistert ist. In Anbetracht Seiner Allmacht und Allweisheit versteht Er es auch mit Sicherheit, sich mitzuteilen. In Anbetracht Seiner Fähigkeit, sich mitzuteilen, ist es mit Sicherheit der Qur´an, der Seiner Mitteilungen würdig ist. Wie könnte der Herrscher Seines Königreichs (maliku l-mulk), dem die Wohlgestalt einer Blume nicht gleichgültig ist, einem Wort gegenüber gleichgültig bleiben, das Sein ganzes Königreich in Aufruhr brachte? Ja könnte Er denn einen Anderen dazu veranlassen, es sich zu Eigen zu machen und selbst es nicht im geringsten berücksichtigen?

Fünfter Funke: Die einzigartige Vielseitigkeit im Stil und der inhaltlichen Konzentration des Qur´an. Hierin gibt es fünf »Lichtbündel«.

 

Erstes Lichtbündel: Der Stil des Qur´an ist in seiner ganzen Vielseitigkeit so einzigartig, dass eine einzige Sure den Ozean des Qur´an beinhaltet, der die ganze Schöpfung umfasst. Eine einzige Ayah umfasst eine ganze Schatzkammer einer solchen Sure. Die meisten Ayat sind in sich selbst wie eine kleine Sure und die meisten Suren wie ein kleiner Qur´an. So ist denn diese wunderbare Konzentration in der Unterweisung eine große Gnade und eine gute und angenehme Erleichterung. Denn da ein Jeder jederzeit des Qur´an bedarf, wirkt eine jede Sure wie ein kleiner Qur´an, ja sogar eine jede längere Ayah wie eine kurze Sure, damit die Menschen, die entweder wegen mangelnder Auffassungsgabe oder auf Grund einer anderen Ursache nicht jederzeit den ganzen Qur´an lesen können, keine Zeit oder Gelegenheit dazu finden, nicht des ganzen Qur´an gleichsam wie beraubt bleiben mögen. Ja es stimmen sogar die Erforscher (und Entdecker der geistigen Gefilde) darin überein, dass der ganze Qur´an in der ersten Sure »Fatiha = die Eröffnung«, die Sure »Fatiha« aber im »Besmele = im Namen Gottes... (dem ersten Satz dieser Sure)« enthalten ist. Die Übereinstimmung der Forscher ist der Beweis für diese Wahrheit.

 

Zweites Lichtbündel: Die Ayat des Qur´an beinhalten alle möglichen Arten von Aussagen (kelam), die wahre Erkenntnis und die Bedürfnisse der Menschheit, mit Beweisen und Hinweisen, wie Geboten und Verboten, Versprechungen und Drohungen, Ermutigung und Abschreckung, Zurechtweisungen und Rechtleitung, Geschichten und Gleichnisse, Erlasse, Gotteserkenntnis, das Wissen des Seins und der Prinzipien, die Bedingungen des persönlichen Lebens, das gesellschaftliche Leben, das Leben mit Herzensbildung, das spirituelle Leben und das Leben nach dem Tode.

 

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Das heißt: »Für alles, was du dir wünschst, nimm dir aus dem Qur´an, was du brauchst!« Die Bedeutung dieser Aussage ist in der Weise anerkannt und richtig, sodass sie unter den Kennern der Wahrheit (ehl-i haqiqat) als sprichwörtlich gilt. Die Qur´anischen Verse sind so vielseitig, dass sie für allen Kummer Genesung bringen und jedes Bedürfnis stillen. In der Tat soll es auch so sein, denn der absolute Wegweiser für alle Schichten der Vollendeten, die ständig die Sprossenleiter ihrer Vollendung emporsteigen, muss sicherlich diese Qualität besitzen.

 

Drittes Lichtbündel: Der Qur´an ist wunderbar in seinen Zusammenfassungen. Manchmal geschieht es, dass er die beiden Enden einer langen Kette in einer Weise erwähnt, welche diese lange Reihenfolge aufs Beste zusammenfasst. Manchmal geschieht es auch, dass er viele Beweise einer Behauptung zu einem Wort fügt, worin sie entweder eindeutig, oder durch einen Hinweis, ein Stichwort, eine Anmerkung erkennbar sind. Zum Beispiel:

 

 

»Und zu Seinen Wunderzeichen gehört die Erschaffung von Himmel und Erde und die Verschiedenartigkeit eurer Sprachen und eurer Farben.« (Sure 30, 22)

Hier wird zunächst die zweite Reihenfolge gezeigt, indem der Anfang und das Ende der Reihenfolge in der Erschaffung des Kosmos erwähnt wird, die eine Reihenfolge von Wunderzeichen und Beweisen für die Einheit (Gottes) und Seine Allgegenwart sind. Daraus lässt er sodann die erste Reihenfolge herauslesen. In der Tat ist der erste Absatz auf den Seiten der Welt, die für den allweisen Baumeister Zeugnis ablegen, der Ursprung der Erschaffung von Himmel und Erde. Dann erfolgt die Reihenfolge Seines Wirkens mit der Verzierung der Himmel mit Sternen, mit der Belebung der Erde mit Lebewesen, sodann mit dem Wechsel der Jahreszeiten in der Dienstbarkeit der Sonne und des Mondes, dann mit der Verschiedenheit und dem Wechsel von Tag und Nacht, bis hin zu den Gesichtern und den Stimmen, die sich dort am meisten voneinander unterscheiden, individuell charakteristisch sind, wo auch die größte Vielfalt herrscht. In Anbetracht der Tatsache, dass eine in Begeisterung versetzende Ordnung in Weisheit unter den Gesichtern gerade dort als charakteristisches Kennzeichen der einzelnen Personen zum Ausdruck kommt, wo wir diese Ordnung am wenigsten für möglich halten, wo sie dem Spiel des Zufalls am meisten ausgeliefert ist, und gezeigt wird, dass hier die Feder eines künstlerisch außerordentlich begabten Weisen am Werk ist, werden mit Sicherheit auch andere Seiten, deren Ordnung ebenfalls klar ersichtlich sind, sofort verständlich und lassen ihren Designer erkennen. Da nun einmal im Anfang der Schöpfung der gewaltigen Himmel und der Erde das Werk der Kunstfertigkeit und der Weisheit erkennbar ist, so ist auch das Werk der Kunstfertigkeit des Baumeisters, der für den Bau des kosmischen Schlosses voll Weisheit Himmel und Erde als Grundstein legte, dieses Schmuckstück Seiner Weisheit, in anderen Teilen des Schlosses klar erkennbar. So macht diese Ayah klar, was bisher verborgen war, übergeht dabei, was ohnehin offensichtlich ist und bringt uns auf diese Weise eine sehr schöne Zusammenfassung. Mit Recht sind, angefangen von

 

 

»Gott sei gepriesen am Abend...« (Sure 30, 17)

bis zu

 

 

»Er stellt in sich das erhabenste Wesen dar, das sich im Himmel und auf der Erde überhaupt nur denken lässt. Und Er ist der Mächtige und Weise.« (Sure 30, 27)

sind die Reihen von Zeugnissen die sechsmal mit

 

 

»zu Seinen Wunderzeichen gehören...«

beginnen, eine Reihenfolge von Juwelen, eine Reihenfolge von Lichtern, eine Reihenfolge von Wundern, eine Reihenfolge von wunderbaren Zusammenfassungen. Mein Herz wünscht sich, dass ich die in diesen Schätzen verborgenen Diamanten zeigen könnte! Doch, was soll ich machen, wenn das hier den Rahmen dafür sprengen würde. Ich verschiebe es auf einen anderen Zeitpunkt und öffne diese Türe jetzt nicht. Zum Beispiel:

 

 

»schickt mich...; Josef, du Wahrhaftiger!« (Sure 12, 45-46)

Zwischen dem Wort

 

 

»schickt mich ...«

und dem Wort

 

 

»Josef!«

liegt das folgende:

 

 

»...zu Josef, damit ich Auskunft über den Traum holen kann! Sie haben ihn geschickt. Er ging in das Gefängnis und sagte zu Josef:«

Das heißt, obwohl fünf Sätze in einem Satz zusammengefasst und verkürzt worden sind, wurde die Klarheit der Aussage dadurch nicht getrübt und das Verständnis dadurch nicht beeinträchtigt.

Zum Beispiel:

 

 

»Er ist derjenige, der für euch aus dem grünen Baum Feuer hervorgebracht hat.« (Sure 36, 80)

Wenn der aufsässige Mensch herausfordernd sagt »Wer wird die vermoderten Knochen wieder lebendig machen?« antwortet der Qur´an auf diese (versteckte) Leugnung: »Der, der sie zu Anfang erschaffen hat, wird sie auch wieder lebendig machen. Was aber denjenigen betrifft, der sie erschafft, so weiß Er Bescheid über alle Dinge mit all ihren Eigenschaften. Außerdem vermag derjenige, der für euch aus dem grünen Baum Feuer entstehen lässt, aus den vermoderten Knochen (wieder neues) Leben hervorzubringen.« So bezieht sich dieses Wort auf die Behauptung der Wiederbelebung in verschiedener Hinsicht und beweist sie. Zuerst beginnt (diese Ayah) mit diesem Wort die Reihe der Gnadengeschenke, die Gott für den Menschen bereitet hat, rüttelt ihn auf, ruft sie ihm in Erinnerung. Weil wir dies aber in anderen Ayat bereits ausführlich behandelt haben, fassen wir hier nur kurz zusammen und überlassen alles übrige dem eigenen Nachdenken. Vor dem Herrn, der euch Früchte und Feuer aus Bäumen, Nahrung aus Gräsern, Getreide und Pflanzen aus der Erde gibt, der die Erde für euch zu einer angenehmen Wiege gestaltet hat, in der alle Versorgungsmittel für euch bereitgestellt sind und der die Welt zu einem Schloss gemacht hat, das schön ist und in dem sich alles findet, was ihr braucht, kann man nicht entfliehen, ganz und gar auf sich allein gestellt bleiben, ins Nichts entschwinden und sich (vor Ihm) verbergen. Ihr könnt nicht ohne eine Verpflichtung bleiben, ins Grab hinabsteigen und ruhig schlafen, ohne (wieder auf)erweckt zu werden.

Hier nun, was diese Behauptung unter Beweis stellt: Das Wort

 

 

»der grüne Baum«

sagt sinngemäß: »Oh du, der die Wiederversammlung leugnet! Betrachte die Bäume! Den Herrn, der unzählige Bäume, die im Winter knochentot zu sein scheinen, im Frühling wieder belebt, begrünt, sogar in jedem Baum mit Blättern, Blüten und Früchten Beispiele dreifacher Wiederbelebung zeigt, kann man in Seiner Macht nicht herausfordern, indem man die Wiederversammlung leugnet und sie für unmöglich hält.« Dann weist es auf ein weiteres Zeugnis hin und sagt: »Wie könnt ihr es für unmöglich halten, dass der Herr, der aus einem dichten, schweren, dunklen Stoff wie einem Baum etwas so Anmutiges, Leichtes, Leuchtendes wie das Feuer hervorbringt, Knochen, die dem Holz gleichen, ein Leben, das dem Feuer gleicht, und ein Bewusstsein, das dem Licht gleicht, verleihen wird.« Dann macht es nähere Angaben zu noch einem weiteren Beweis und sagt: »Man hält es nicht für unmöglich, dass der Herr, der das Feuer erschafft, wenn Beduinen aus zwei Zweigen des bekannten Baumes Feuer entzünden als wären es Streichhölzer, indem sie diese noch grün aneinander reiben, und der zwei einander entgegengesetzte Naturen, der grünen Feuchtigkeit und der trockenen Hitze, vereinigt, und der eines dem anderen zur Quelle macht, wodurch Er zeigt, dass alle Dinge, ja sogar die Grundelemente und die Urnaturen Seinen Befehlen folgen, sich in Seiner Kraft bewegen, sodass keines von ihnen frei ist und sich nicht nach ihrer Natur richtet, den Menschen, den Er aus Erde gemacht hat und der wieder zur Erde zurückkehrt, ihn auch wieder aus der Erde hervorbringen wird. Mit Aufsässigkeit fordert man Ihn nicht heraus.« Dann, indem es den berühmten Baum Mosis, mit dem Friede sei, in Erinnerung bringt, deutet es darauf hin, dass dieser Ruf Ahmeds, mit dem Friede und Segen sei, auch der Ruf Mosis ist, mit dem Friede sei. Er gibt uns so einen dezenten Hinweis auf die Einmütigkeit der Propheten und fügt damit der prägnanten Zusammenfassung dieses Wortes noch eine Feinheit hinzu.

 

Viertes Lichtbündel: Die Kürze im Qur´an ist ganz außergewöhnlich vielseitig und wunderbar. Wenn man aufmerksam hinschaut, bemerkt man, dass er, als zeige er ein Meer in einer Kanne, allgemeingültige Grundsätze in ihrer ganzen Länge und Breite, Gesetze, die für alle gelten, als Barmherzigkeit für das Verständnis der Einfachen und Ungebildeten in einem grundlegenden Abschnitt, in einem besonderen Ereignis darstellt. Dafür bringen wir hier zwei Beispiele unter Tausenden von Beispielen.

 

Erstes Beispiel: Es sind drei Verse die in dem Ersten Kapitel des »Zwanzigsten Wortes« eingehend erklärt wurden. Gleichsam unter der Überschrift: »Adams Unterweisung aller Namen« drücken sie die Unterweisung aller Wissenschaften und Kenntnisse aus, die dem Geschlecht der Söhne Adams eingegeben wurden. Mit der Erzählung von den Engeln, die sich vor Adam niederwarfen und dem Teufel, der sich nicht niederwerfen wollte, bringen sie zum Ausdruck, dass die meisten Geschöpfe, angefangen von den Fischen bis hin zu den Engeln, (in ihrer Weise) dem Menschengeschlechte dienstbar sind, dagegen aber Geschöpfe, die ihm Schaden zufügen, angefangen von den Schlangen bis hin zu den Teufeln, ihm nicht gehorchen, vielmehr ihm feindselig sind. Des Weiteren wird durch das Schlachten einer Kuh unter dem Volk Mosis, mit dem Friede sei, ausgedrückt, dass die Anbetung der Kühe, welches aus der Idolatrie der Kühe in Ägypten stammte und in der Geschichte von dem »Kalb« ihre Wirkung zeigte, mit dem Messer Mosis, mit dem Friede sei, abgeschnitten wurde. Wenn nun des Weiteren erwähnt wird, dass aus den Felsen Wasser hervorquoll, dass Bäche fließen und Felsen sich spalten und hinunter rollen, so wird damit zum Ausdruck gebracht, dass die Gesteinsschichten unter der Erde sowohl als Schatzkammer für die Wasseradern dienen, als auch die Erde (über sich wie) eine Mutter tragen

 

Zweites Beispiel: Es handelt sich um Sätze und Abschnitte in der Geschichte Mosis, mit dem Friede sei, die im Qur´an oft wiederholt werden, wobei uns mit jedem Satz, ja mit jedem Abschnitt ein Zipfel eines allgemeingültigen Gesetzes gezeigt wird und dieses Gesetz zum Ausdruck gebracht wird. Zum Beispiel:

 

 

»Oh Haman, baue mir einen Turm.« (Sure 40, 36)

Der Pharao befiehlt seinem Minister: Baue mir einen hochragenden Turm! Ich will den Zustand der Himmel beobachten und schauen, ob es nach dem Gang des Himmels etwa einen Gott im Himmel gibt, der dort droben lenkt und leitet, wie Moses verkündet.« So wird durch das Wort

 

 

»Turm«

und durch dieses kleine Ereignis ein erstaunliches Gesetz ausgedrückt, das in der Tradition der Pharaonen Ägyptens herrschte, die sich nach Bergen sehnten, weil sie in einer berglosen Wüste lebten, die Naturanbeter waren und ihre göttliche Herrschaft beanspruchten, weil sie den Schöpfer nicht kannten, die ihre Namen verewigten, indem sie die Werke ihrer Gewaltherrschaft zeigten, die ruhmsüchtig waren und die berühmten bergengleichen Pyramiden errichteten, die an Zauberei und Seelenwanderung glaubten, ihre Leichen einbalsamierten und in bergengleichen Gräbern aufbewahrten. Zum Beispiel:

 

 

»Heute wollen wir dich nun deinem Leibe nach retten...« (Sure 10, 92)

Dem ertrunkenen Pharao wird gesagt: »Heute will Ich deinen Körper retten, nachdem er ertrunken ist.« Mit dieser Aussage wird der den Tod betreffende, ein abschreckendes Lehrbeispiel bildende Grundsatz in ihrem Leben, ausgedrückt, dass alle Pharaonen ihre Leichen aus der Vergangenheit heraus auf die Bühne der kommenden Generationen der Zukunft sandten, indem sie ihre Leichen auf Grund ihrer Vorstellung von der Seelenwanderung einbalsamierten. Übrigens wurde im letzten Jahrhundert im Gebiet dieses Meeres, wo er damals ertrank und an Land gespült wurde, ein Leichnam gefunden, eben jene Leiche des ertrunkenen Pharao, ein wunderbares Zeichen aus dem Unsichtbaren, Funke eines Wunders. Er wurde aus dem Meer der Zeit über die Wogen der Jahrhunderten hinweg an die Küste dieses Jahrhunderts geworfen. Schon deshalb ist dieses einzige Wort allein schon ein Wunder.

 

Fünftes Lichtbündel: Es handelt sich um die wunderbare Vielseitigkeit des Qur´an hinsichtlich seiner Ziele und Themen, der Bedeutungen, seines Stils, der Feinheiten und Schönheiten. Achtet man auf die Suren und Ayat im Qur´an, dessen Verkündigung ein Wunder ist, und besonders auf die Anfänge der Suren, auf den Beginn und das Ende der Ayat, sieht man, dass er alle Arten der Dichtkunst, Wörter mit besonderem Gewicht und all ihren Formen, alle Grade der erhabenen Stile, alle Beispiele der ethischen Schönheiten, alle Resümees der Naturwissenschaften, alle Inhaltsverzeichnisse der Erkenntnis Gottes, alle nützlichen Grundsätze des persönlichen Lebens und des menschlichen Gemeinschaftslebens, alle lichtvollen Gesetze der hohen Weisheit der Schöpfung beinhaltet; und dabei sieht man nirgendwo eine Spur der Verworrenheit. So verschiedene Arten an einem Platz zusammenzubringen, ohne dass dabei ein Streit, ein Durcheinander entsteht, muss gewiss das Werk einer gewaltigen, wundersamen Ordnung sein. Fürwahr, neben dieser Wohlordnung bei all dieser Vielseitigkeit, wie in den vorangegangenen vierundzwanzig Abhandlungen, den »Worten (Sözler)« schon erläutert und bewiesen, wurde der Schleier des Selbstverständlichen, welcher der Ursprung der Unkenntnis dessen ist, der überzeugt ist, genaue Kenntnis zu besitzen, durch seine scharfen Erklärungen zerrissen. Die Wunder, die unter dem Schleier des Alltäglichen verborgen sind, wurden herausgeholt und gezeigt. Der Abgott (Taghut) aller Natur(philosophie), welcher die Quelle allen Irrtums ist, wurde mit dem diamantenen Schwert seiner Beweisführung in Stücke gehauen, die dicken Schichten der Gottvergessenheit von seiner donnergleichen Stimme wie Schlaf vertrieben, das tiefe Geheimnis der Welt und das einzigartige, verschlossene Rätsel der Erschaffung des Kosmos, das (zu enträtseln) sich Philosophie und Menschenweisheit als zu schwach erwiesen haben, gelöst und aufgedeckt. Dies sind mit Sicherheit wunderbare Werke eines Wunderwirkenden wie des Qur´an, der die Wahrheiten sieht, bewandert im Verborgenen, der zur Rechtleitung führt und zeigt, was recht ist. Wenn man in der Tat in Recht und Billigkeit auf die Verse des Qur´an achtet, so wird ersichtlich, dass er nicht einer fortschreitenden Gedankenkette gleicht, wie bei anderen Büchern, die ein oder zwei Ziele verfolgen, sondern eine spontane, aus dem Augenblick entstandene Art zeigt, einen Entwicklungsgang, als wären sie ihm zugeworfen worden. Und man merkt, dass jede Gruppe, die zu gleicher Zeit offenbart worden ist, für sich selbst steht und von einem weit entfernten Ort herüber gekommen ist, eine nach der anderen, in kurzen Mitteilungen, als eine überaus ernste und wichtige Botschaft. Wer, außer dem Schöpfer des Kosmos, könnte jemals ein Gespräch führen, welches sich ernsthaft mit dem Kosmos und dem Schöpfer des Kosmos beschäftigt?... seine Grenzen grenzenlos überschreiten? den majestätischen Schöpfer nach seiner Lust und Laune zu seinem Gesprächspartner machen und der Schöpfung treffend Ausdruck verleihen? Tatsächlich wird im Qur´an erkennbar, wer in allem Ernst, wirklich, wahrhaftig und erhaben der Sprecher und wer das Sprachrohr des Schöpfer des Kosmos ist. Darin findet sich überhaupt keine Spur einer Nachahmung. Er spricht (für sich selbst) und lässt (Seinen Propheten) sprechen. Den unmöglichen Fall einmal angenommen, jemand überschritte wie Müseylime grenzenlos seine Grenzen und ließe nachahmend den majestätischen Schöpfer, den Herrn aller Würde und Macht, nach eigener Vorstellung sprechen und die Schöpfung mit Ihm, so wird man mit Sicherheit Tausende von Spuren seiner Nachahmung und Tausende von Zeichen seines Betruges darin finden. Denn diejenigen, die sich von erhabenster Art zeigen, wo sie doch von gemeinster Art sind, verraten in all ihrem Verhalten ihre Fälschung. Also betrachte und beachte folgende Ayat, die diese Wahrheit mit einem Schwur verkünden:

 

 

»Beim dem Stern, wenn er fällt! Euer Gefährte geht nicht irre, ist nicht einem Irrtum erlegen und er redet nicht aus eigener Neigung. Es ist nichts anderes als eine Offenbarung, die offenbart wurde.« (Sure 53, 1-4)

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Erste Flamme > Dritter Strahl Dritter Strahl: Hier geht es um ein Wunder, das aus den Mitteilungen erwächst, die der Qur´an, dessen Verkündigung ein Wunder ist, aus dem Unsichtbaren gibt, und daraus, dass er in jedem Jahrhundert sein Jungsein bewahrt hat und für alle Menschen jeder Schicht geeignet ist. Dieser Strahl besteht aus »drei Erscheinungen«.

 

Erste Erscheinung: Hier werden die Mitteilungen aus dem Unsichtbaren behandelt. Diese Erscheinung besteht aus »drei Blitzen«.

 

Erster Blitz: Es sind seine Mitteilungen aus dem Unsichtbaren, die sich auf die Vergangenheit beziehen. Der weise Qur´an erwähnt die wichtigsten Umstände und die bedeutendsten Ereignisse der Propheten seit der Zeit Adams bis zu dem glücklichen Zeitalter des getreuen Propheten (Mohammedu l-Amin) in der Sprache einer nach allgemeiner Überlieferung unbelesenen Persönlichkeit mit besonderem Ernst und Nachdruck, wobei Bücher wie Thora und Evangelium (den Qur´an) bestätigen. Dort, wo die vorausgegangenen Bücher miteinander übereinstimmen, stimmt (auch der Qur´an) zu. Dort, wo über ein Thema Uneinigkeit herrscht, legt er korrigierend den wahren Sachverhalt offen. Das heißt, dass das Auge des Qur´an das Verborgene sieht und die Ereignisse der Vergangenheit in allen vorausgegangenen Büchern überschaut. So bestätigt er dort, wo eine Übereinstimmung besteht und bezeugt so ihre Glaubwürdigkeit. In allen strittigen Fragen dient er als Prüfstein und stellt die Dinge richtig. In Wirklichkeit sind die Mitteilungen des Qur´an über die Ereignisse und Vorkommnisse der Vergangenheit keine Sache des Verstandes, sodass der Verstand sie uns mitteilen könnte. Vielmehr handelt es sich dabei um etwas, das auf einer Überlieferung vom Himmel herab beruht. Was derartige Überlieferungen betrifft, so sind sie eine Sache der Leute, die schreiben und lesen können. Freunde wie Feinde stimmen darin überein, dass (der Qur´an) auf eine Persönlichkeit herabgekommen ist, die zwar von Hause ungebildet ist, unkundig des Lesens und Schreibens, doch berühmt ob seiner Zuverlässigkeit. Außerdem berichtet er über jene vergangenen Ereignisse in der Weise, dass er alle diese Ereignisse so erzählt, als habe er sie gesehen. Denn er schält den Kern und Geist einer Erzählung heraus, gebraucht ihn als die einleitende (Handlung), die ihn ans Ziel bringt. Das heißt also, dass die Auszüge und Zusammenfassungen im Qur´an darauf hinweisen, dass derjenige, der diese Auszüge und Zusammenfassungen schildert, die ganze Vergangenheit mit all ihren Ereignissen kennt. Denn jemandes Sachverstand in Kunst oder Wissenschaft erweist sich in seiner fachkundigen Ausdrucksweise, in einem fach- und materialgerecht hergestellten Kunstwerk, und so wie es das Geschick, das Talent eines Menschen beweist, so zeigt auch die Zusammenfassung, der Geist eines Ereignisses, das im Qur´an erwähnt wird, dass derjenige der es berichtet, falls mir dieser Ausdruck gestattet sei, mit einer wunderbaren Begabung über alle die Ereignisse berichtet, die er geschaut hat.

 

Zweiter Blitz: Es sind seine Nachrichten aus dem Unsichtbaren, die sich auf die Zukunft beziehen. Diese Gruppe von Nachrichten hat verschiedene Arten. Die erste Gruppe bezieht sich auf das Persönliche. Sie ist bestimmt für einen Teil unter den Leuten der meditativen Wahrnehmung und den Gottesfreunden. Zum Beispiel: Muhyiddin al-Arabi hat in der Sure 30, die mit den Ayat

 

 

»Elif lam mim. Die Byzantiner sind besiegt worden...« (Sure 30, 1-2)

beginnt, viele Nachrichten aus dem Verborgenen entdeckt. Imam Rabbani hat in den Buchstaben die Muqatta´at genannt und am Anfang der Suren erwähnt werden, Zeichen und Nachrichten auf viele unvorhersehbaren Ereignisse erkannt usw... Für die Gelehrten der inneren (batin) Bedeutung des Qur´an besteht der Qur´an vom Anfang bis zum Ende aus solchen verborgenen Mitteilungen. Wir wollen hier aber nur auf einen Teil von ihnen hinweisen, welcher die Allgemeinheit betrifft. Auch hier gibt es viele verschiedene Stufen, von denen wir hier nur eine Stufe behandeln wollen. So sagt denn der weise Qur´an dem ehrenwerten Gesandten, mit dem Friede und Segen sei * :

 

 

»Sei nun geduldig. Das Versprechen Gottes ist wahr.« (Sure 30, 60) »Ihr werdet gewiss, wenn Gott will, die Heilige Moschee betreten in Sicherheit, sowohl mit geschorenem Haupt als auch mit gestutztem Haar, doch ohne euch zu fürchten.« (Sure 48, 27) »Er ist es, der seinen Gesandten mit der Rechtleitung und der Religion der Wahrheit gesandt hat, um ihr die Oberhand zu verleihen über alle Religionen.« (Sure 48, 28) »Aber sie werden, nachdem sie besiegt worden sind, (ihrerseits) siegen, in etlichen Jahren. Gott steht die Entscheidung zu.« (Sure 30, 3-4) »Du wirst schauen, und auch sie werden schauen, wer von euch der Versuchung ausgesetzt ist.« (Sure 68, 5-6) »Oder sagen sie etwa: Ein Dichter. Wir warten ab, was für ein Unheil das Schicksal ihm bringen wird. Sprich: Wartet ab, ich gehöre mit euch zu denen, die abwarten.« (Sure 52, 30-31) »Gott schützt dich vor den Menschen.« (Sure 5, 67) »Wenn ihr es nicht tut - und ihr werdet es nie tun können...« (Sure 2, 24) »Aber niemals werden sie ihn sich wünschen...« (Sure 2, 95) »Wir werden sie an den Horizonten und in ihnen selbst unsere Zeichen sehen lassen, bis es ihnen deutlich wird, dass es die Wahrheit ist.« (Sure 41, 53) »Sage: Auch wenn Menschen und Dschinnen sich vereinigen würden, um diesem Qur´an ein Gleiches entgegenzusetzen, könnten sie dennoch nichts ähnliches schaffen. Auch nicht, wenn sie sich gegenseitig dabei helfen würden.« (Sure 17, 88) »Oh ihr Gläubigen, wer unter euch von seinem Glauben abfällt, an dessen Stelle wird Allah ein anderes Volk setzen, welches Er liebt und das Ihn liebt, das liebevoll gegen die Gläubigen und streng gegen die Ungläubigen sein wird und welches für die Religion Allahs kämpft und das sich nicht vor dem Tadel der Verleumder fürchtet.« (Sure 5, 54) »Und sag: Alles Lob gebührt Allah! Er wird euch Seine Zeichen sehen lassen, sodass ihr sie erkennt (und nicht sagen könnt, ihr wüsstet von nichts).« (Sure 27, 93) »Sprich: Er ist der Erbarmer. An Ihn glauben wir und auf Ihn vertrauen wir. Ihr werdet noch erfahren, wer sich im offenkundigen Irrtum befindet.« (Sure 67, 29) »Allah hat denjenigen von euch, die glauben und tun, was recht ist, versprochen, dass Er sie zu Nachfolgern auf Erden bestellen wird, wie Er diejenigen, die vor ihnen lebten, zu Nachfolgern bestellt hat; dass Er ihnen ihre Religion, die Er für gut befunden und für sie festgelegt hat, zu einer angesehenen Stellung verhelfen wird; und dass Er ihnen, nachdem sie in Angst gelebt hatten, statt dessen Sicherheit gewähren wird.« (Sure 24, 55)

Und noch viele dergleichen Ayat bringen Mitteilungen aus dem Unsichtbaren zum Ausdruck, die sich wörtlich bewahrheitet haben. Solche Nachrichten aus dem Unsichtbaren, die aus dem Munde dessen, der sehr vielen Einwänden und Kritiken ausgesetzt ist und wegen eines einzigen Fehlers seinen Ruf (da´va) verlieren könnte, ohne zu zögern, vollkommen ernst und zuverlässig hervorgebracht wurden und eine große Authentizität verspüren lassen, zeigen, dass diese Persönlichkeit von dem Meister der Ewigkeit Unterricht nimmt und sodann spricht.

 

Dritter Blitz: Es sind die Nachrichten aus dem Unsichtbaren, die sich auf die Wahrheit über Gott, die Wahrheit über das Sein und auf die Dinge des Jenseits beziehen. Die Erklärungen des Qur´an über die Wahrheiten über Gott und seine Aussagen über das Sein, die das Geheimnis des Kosmos öffnen und die verschlossene Wahrheit bei der Erschaffung der Welt aufdecken, sind in der Tat die Wichtigsten unter den Nachrichten aus dem Unsichtbaren. Denn mit der rechten Leitung zu diesen Wahrheiten aus dem Unsichtbaren zu gelangen und sie unter zahllosen Irrwegen zu finden, ist nicht ein Verdienst des menschlichen Verstandes und kann es auch nicht sein. Es ist bekannt, dass die genialsten Philosophen der Menschheit auch der kleinsten dieser Fragen mit ihrem Verstand nicht genügten. Des Weiteren sagt der Verstand des Menschen zu dem Qur´an, der seine Aussagen über diese von ihm gezeigten Wahrheiten über Gott und über das Sein hörte, nach der Reinigung seines Herzens, der Läuterung seiner Seele (nefs), der Entfaltung seines Geistes und der Vervollkommnung seines Verstandes »Sadaqte (du sagst die Wahrheit)« und nimmt diese Wahrheiten an. Er sagt zu dem Qur´an »Barekallah (Segne es Gott)«. Die Erklärungen und Beweisführungen zu diesem Abschnitt wurden bereits im »Elften Wort« zum Teil dargestellt. Eine Notwendigkeit zu ihrer Wiederholung ist nicht gegeben. Was die Zustände (hal) im Jenseits und im Zwischenreich (berzah) betrifft, auch insoweit der Mensch durch eigenes Nachdenken allein nicht zu ihnen gelangen und sie nicht erkennen kann, so werden sie doch auf dem Wege, den der Qur´an uns aufzeigt, im Grade unmittelbarer Wahrnehmung bewiesen. Im »Zehnten Wort« wurde bereits erklärt und bewiesen, in welchem Grade die Nachrichten des Qur´an aus dem Unsichtbaren wahr und richtig sind. Dort kann man also nachschlagen.

 

Zweite Erscheinung: Es handelt sich um die immerwährende jugendliche Frische des Qur´an. Er bewahrt diese seine Jugendlichkeit und Frische in jedem Jahrhundert so, als wäre er gerade erst herabgestiegen. Da sich der Qur´an ja, als eine Predigt (hutbe) des Urewigen, an alle Schichten der Menschheit aller Jahrhunderte gleichzeitig wendet, muss er in der Tat dementsprechend fortwährend jung sein. Außerdem hat man ihn stets so gesehen und sieht ihn stets noch so. Er geht auf jedes Jahrhundert ein, wie es seiner unterschiedlichen Denkweise und dem jeweils anderen Zeitgeist entspricht, als betrachte er ganz besonders dieses Zeitalter, verleiht ihm seine besondere Perspektive und erteilt ihm seinen eigenen Unterricht. Die Werke und Gesetze der Menschen altern wie die Menschen selbst. Sie verändern sich, werden erneuert. Nur die Bestimmungen und Gesetze des Qur´an sind so fest und sicher, dass im Verlauf der Jahrhunderte stets mehr ihre Stärke sichtbar wird. In der Tat haben dieses gegenwärtige Jahrhundert und die Leute der Schrift in diesem Jahrhundert, welche so ungeheuer stolz auf sich sind und sich vor dem Wort des Qur´an die Ohren verstopfen, den Ruf des Qur´an zur Rechtleitung

 

 

»Oh ihr Leute der Schrift! Oh ihr Leute der Schrift!« (Sure 3, 64)

so dringend notwendig, als richtete sich dieser Ruf unmittelbar an dieses Jahrhundert; und der Ruf

 

 

»Oh ihr Leute der Schrift!« (Sure 3, 64)

umfasst in sich auch die Bedeutung des

 

 

»Oh ihr Leute der Schule!«

Er verkündet an allen Enden der Welt mit Donnerstimme

 

 

»Oh ihr Leute der Schrift, kommt herbei zu einem Wort, in gleicher Weise angenommen zwischen uns und euch.« (Sure 3, 64)

mit aller Kraft und mit aller jugendlichen Frische.

 

Zum Beispiel: Nachdem sich einzelne Personen und ganze Gemeinschaften bereits mit dem Qur´an auseinandergesetzt und als schwach erwiesen haben, hat nun unsere gegenwärtige Zivilisation, die das Ergebnis der Denkweise der ganzen Menschheit, ja sogar der Dschinnen ist, gegen den Qur´an Stellung genommen. Sie widersetzt sich gegen das Wunder des Qur´an mit ihrem Zauber. Nun wollen wir aber die Grundsätze und Prinzipien, die diese Zivilisation zur Auseinandersetzung aufstellt, den Prinzipien des Qur´an gegenüberstellen, um gegenüber diesen verheerenden neuen Gegnern das Wunder des Qur´an und den Ruf (da´va) seines Verses

 

 

»Sag: Wenn die Menschen und Dschinnen zusammen kämen,...« (Sure 17, 88)

zu beweisen.

 

Erster Grundsatz:

 

Erste Stufe: Die Vergleiche und die Gegenüberstellungen vom »Ersten Wort« bis zum »Zwanzigsten Wort«, die Wahrheiten dieser Abhandlungen und die Qur´anver-se an ihren Anfängen beweisen mit der Sicherheit wie zwei mal zwei vier ist, das Wunder des Qur´an und seinen Sieg.

 

Zweite Stufe: Wie bereits im Zwölften Wort bewiesen, wollen wir hier einige Grundsätze (des Qur´an und unserer heutigen Zivilisation) auflisten und einander gegenüberstellen.

So ist es denn die heutige Zivilisation, die in ihrer Philosophie des gesellschaftlichen Lebens grundsätzlich »die Macht« als ihren Eckpfeiler annimmt. Als ihr Ziel weiß sie »Den Gewinn«. Als Lebensgrundsatz kennt sie »Den Kampf«. Als Band der Gemeinschaft hält sie an »Rassismus und Nationalismus« fest. Was aber ihre Früchte betrifft, so sind es die Befriedigung der Begierden (nefs) des Fleisches und die Vermehrung der menschlichen Bedürfnisse. In Wirklichkeit jedoch ist Angriff die Konsequenz aus dem Streben nach Macht. Konkurrenzkampf heißt die Konsequenz aus dem Streben nach Gewinn, weil dieser ja nicht ausreicht, um alle Wünsche zu befriedigen. Der Interessenkonflikt ist die Konsequenz aus dem Grundsatz des Kampfes. Aggressivität ist die Konsequenz des Rassismus, weil er dadurch gespeist wird, dass er andere verschlingt. Solcher Art sind also nun die Grundsätze dieser Zivilisation, die trotz aller ihrer guten Seiten nur zwanzig unter hundert Menschen eine Art scheinbares Glück schenkt und achtzig in Ruhelosigkeit und Elend wirft.

Es ist aber nun die Weisheit des Qur´an, grundsätzlich anstelle der Macht die Gerechtigkeit als den Eckpfeiler im gesellschaftlichen Leben anzunehmen. Sie setzt anstelle des Gewinns grundsätzlich das, was vorzüglich ist und Gottes Wohlgefallen zu gewinnen vermag, als Ziel. Im Leben hält sie an Stelle des Grundsatzes vom Kampf den Grundsatz, Beistand zu leisten, als das Wesentliche fest. Als Band der Gemeinschaft bestimmt sie anstelle von Rassismus und Nationalismus grundsätzlich die Liebe zum Glauben, zum Beruf und zur Heimat als das einigende Band. Ihr Ziel ist es, Gelüste und Launen einzudämmen, den Geist empor zu führen, die erhabenen Empfindungen zu nähren, hohe Lust zu stillen, den Menschen zu menschlicher Vollkommenheit hin zu leiten und so erst zu einem Menschen zu machen.

Einigkeit ist die Konsequenz der Gerechtigkeit. Gemeinschaftssinn ist die Konsequenz eines vorzüglichen Charakters. Einander zu Hilfe zu eilen ist die Konsequenz des Grundsatzes, Beistand zu leisten. Das Band der Brüderlichkeit und Zusammengehörigkeit ist die Konsequenz aus idealer Gesinnung und einer gläubigen Haltung. Glückseligkeit in beiden Welten heißt das Ergebnis für den, der zuerst seine Seele gebändigt, sodann den Geist zur Vollkommenheit angespornt und ihm so die Freiheit geschenkt hat. Und so hat denn in Anbetracht dieser Tatsachen die heutige Zivilisation gegenüber dem Qur´an verloren, trotz der guten Seiten, die sie den zuvor geoffenbarten Religionen, besonders aber aus den Lehren des Qur´an, entnommen hat.

 

Dritte Stufe: Unter Tausenden von Fragestellungen des Qur´an wollen wir als Beispiel nur drei, vier Fragen besprechen. Denn da ja die Grundsätze und die Gesetze des Qur´an aus der Urewigkeit her kommen, bestehen sie auch bis in ewige Zeiten weiter. Sie veralten nicht wie die Gesetze einer Zivilisation, die zum Tode verurteilt ist. Sie sind immer jung, immer stark. Die Zivilisation unterliegt trotz all ihrer Wohlfahrtsverbände, trotz all ihrer zwingenden, strengen Ordnungsmaßnahmen und Anordnungen, trotz all ihrer Erziehungsinternate und Sittenlehren dem weisen Qur´an gegenüber in den folgenden zwei Punkten: Zum Beispiel:

 

 

»Und verrichtet das Gebet und entrichtet die Almosensteuer.« (Sure 2, 43) »Doch Allah hat den Handel erlaubt und den Zins verboten.« (Sure 2, 275)

Diese Überlegenheit des Qur´an, durch die er sich als ein Wunder erweist, wollen wir mit der hier folgenden Einleitung erklären:

In dem Band »Zeichen des Wunders (Isharatu l- i´djas)« wurde bereits bewiesen, dass, sowie der Grund aller Revolutionen unter den Menschen ein einziges Wort ist, so auch die Quelle aller schlechten Sitten nur ein einziges Wort ist.

 

Erstes Wort: »Hauptsache ich werde satt; es geht mich nichts an, wenn ein anderer vor Hunger stirbt.«

 

Zweites Wort: »Arbeite du; ich werde essen.«

Im gesellschaftlichen Leben aller Menschen können in der Tat bei einem Gleichgewicht zwischen Oberschicht und Unterschicht die Reichen und die Armen in Frieden miteinander leben. Die Grundlage dieses Gleichgewichtes sind aber Güte (shefqat) und Barmherzigkeit (merhamet) in der Oberschicht, Ehrerbietung und Gehorsam in der Unterschicht. Wie aber nun das erste Wort die Oberschicht zur Ungerechtigkeit, Sittenlosigkeit, Erbarmungslosigkeit, das zweite Wort die Unterschicht in Hass, Neid und Widerstand geführt und der Menschheit seit Jahrhunderten den Frieden geraubt hat, genauso ist in diesem Jahrhundert das allgemein bekannte, große Ereignis in Europa als Folge des Kampfes zwischen Arbeit und Kapital zu Stande gekommen. So konnte die Gesinnung der westlichen Zivilisation trotz all ihrer Wohlfahrtsverbände, Erziehungsinternate, Sittenlehren, strengen Ordnungsmaßnahmen und Anordnungen diese beiden Schichten der Menschen nicht versöhnen und dabei auch zwei schreckliche Wunden im Leben der Menschen nicht heilen. Der Qur´an schafft das erste Wort durch die zwangsläufige Einführung der Almosensteuer (sekat) von der Wurzel her ab und heilt es. Er schafft das zweite Wort durch das Verbot des Zinsnehmens von der Wurzel her ab und heilt es. In der Tat steht der Vers des Qur´an vor dem Tor der Welt und sagt dem Zins: »Eintritt verboten!« Er verordnet den Menschen: »Um das Tor des Streites zu schließen, schließt die Türe zur Bank!« Er befiehlt seinen Schülern: »Tretet nicht ein!«

 

Zweiter Grundsatz: Die (westliche) Zivilisation akzeptiert die Polygamie nicht. Sie hält diese Bestimmung des Qur´an, so weit es sie selbst betrifft, für der Weisheit und, was die Menschheit betrifft, ihren Belangen entgegengesetzt. Bestünde der Sinn einer Heirat in der Befriedigung der Wollust, dann müsste die Polygamie besonders bevorzugt sein. In Wirklichkeit steht mit dem Zeugnis aller Tiere und Pflanzen fest und wird durch deren Vermählung bestätigt, dass der Sinn der Vermählung die Begattung und ihr Zweck die Vermehrung ist. Was aber den Genuss in der Befriedigung der Wollust betrifft, so ist er eine kleine Belohnung, die seitens der Barmherzigkeit gegeben wird, um diesen Auftrag zu erfüllen. Die Vermählung dient aber in Wahrheit zweckmäßiger Weise der Vermehrung und dem Fortbestand des Menschengeschlechtes. Da eine Frau aber nur einmal im Jahr gebären kann und nur in der Hälfte eines Monats empfänglich ist und nach fünfzig Jahren nicht mehr hoffen darf, ihr Mann aber in den meisten Fällen bis zu seinem hundertsten Lebensjahr zeugungsfähig ist, kann sie ihm sinnlich nicht genügend entgegenkommen. Daher ist die Gesinnung der westlichen Zivilisation gezwungen, sehr viele Freudenhäuser zuzulassen.

 

Dritter Grundsatz: Die (westliche) Zivilisation in ihrem Unverstand kritisiert die Qur´anverse, weil der Qur´an der Frau ein Drittel des Erbes zugesteht. In Wirklichkeit richten sich die meisten Gesetze im gesellschaftlichen Leben nach der Häufigkeit der einzelnen Fälle. Eine Frau findet gewöhnlich jemanden, der sie beschützt. Was aber den Mann betrifft, so muss er sich mit einer Frau arrangieren, die er unterhalten muss und die ihm ihre Versorgung überlässt. Erhält also nun eine Frau unter den gegebenen Umständen von ihrem Vater die Hälfte (eines männlichen Anteils), so ergänzt ihr Mann den Mangel (mit zwei Erbteilen). Bekommt hingegen der Mann zwei Erbteile von seinem Vater, so wird er den einen Teil davon für die Versorgung der Frau verwenden, mit der er verheiratet ist. Daraus ergibt sich eine Gleichstellung mit seiner Schwester. Es ist also die Gerechtigkeit des Qur´an, die dies erfordert. So hat er es bestimmt. *

 

Vierter Grundsatz: So wie der Qur´an die Götzenanbeterei streng verbietet, so verbietet er auch die Bilderanbeterei, welche eine Art Nachahmung der Götzenanbeterei ist. Die (westliche) Kultur zählt aber die Bilder zu ihren Kunstwerken und versucht damit sich dem Qur´an zu widersetzen. In Wirklichkeit sind Bilder und Statuen entweder ein Stein gewordenes Verbrechen, oder zur Schau gestellte Leiblichkeit oder die verkörperte Lust, sodass sie die Neigung des Menschen zum Verbrechen, die Sucht, sich zur Schau zu stellen, ihre Lust und Laune noch weiter aufreizen. Außerdem befiehlt der Qur´an in seiner Barmherzigkeit, um die Ehre der Frauen zu bewahren, sich in den Schleier ihrer Schamhaftigkeit zu hüllen, um diese Quelle ihrer selbstlosen Liebe (schefkat) nicht unter den Füßen gemeiner Lust ins Elend geraten zu lassen. Sie sollen nicht zu einem Werkzeug der Laune, zu einem wertlosen Objekt werden. *Was aber die (westliche) Zivilisation betrifft, so hat sie die Frauen aus ihrem Heim vertrieben, ihr den Schleier zerrissen und auch die Menschen verführt. In Wirklichkeit kann aber das Leben in der Familie nur in gegenseitigem Respekt und in der Liebe zwischen Mann und Frau weiter bestehen. Freizügigkeit und Nachlässigkeit in der Bekleidung zerstört in der Tat jeden aufrichtigen Respekt und jede echte Liebe und vergiftet das Familienleben. Man kann also nun verstehen, dass besonders die Bilderverehrung die Sitten zutiefst erschüttert und den Grund legt für den geistigen Verfall: Die Leiche einer schönen, (aber bereits) verstorbenen und nun der Barmherzigkeit bedürfenden Frau mit einem wollüstig begehrlichen Blick zu betrachten: wie weit zerstört doch das eine edle Gesittung! Genauso erschüttert es die höchsten Empfindungen des Menschen und zerstört sie von Grund auf, wenn man Bilder verstorbener Frauen oder auch lebender Frauen, welche Bilder als deren kleine Leichen gelten, begehrlich zu betrachten.

So dient denn jedes der vielen Tausend Themen im Qur´an gleich diesen drei Beispielen zur Erlangung der Glückseligkeit des Menschen in dieser Welt, sowie es auch seinem ewigen Leben dient. Andere Themen magst du mit den oben erwähnten Themen vergleichen.

Wie die derzeitige (westliche) Kultur den Grundsätzen des Qur´an, die das gesellschaftliche Leben der Menschen betreffen, unterlegen ist, geht sie vor dem Qur´an, der von seinem Sinngehalt her ein Wunder ist, im Anblick der Wahrheit zu Grunde.

Desgleichen gilt: In der Gegenüberstellung der beiden Weisheiten, die der westlichen Philosophie und der Weisheit der Menschen, mit der Weisheit, die der Qur´an lehrt, wird anhand der Vergleiche in den fünfundzwanzig Worten unwiderlegbar bewiesen, dass die Weisheit, die diese Philosophie lehrt, völlig hilflos und die Weisheit, die der Qur´an lehrt, ein Wunder ist. In dem »Elften« und »Zwölften Wort« wurde schon die Hilflosigkeit, ja das (unvermeidliche) Ende der Weisheit, die diese Philosophie lehrt, und das Wunder und der Reichtum an Weisheit, den der Qur´an lehrt, bewiesen. Dort kann man also nachschlagen.

Ebenso ist auch die heutige Kultur dem Wunder an Weisheit des Qur´an in Theorie und Praxis unterlegen. Desgleichen verhält sich auch die westliche Kultur in ihrer Literatur und Rhetorik gegenüber der Literatur und Rhetorik des Qur´an: Es gleicht dem Verhältnis der Klage eines Waisenkindes, einsam und verlassen, hoffnungslos weinend in seiner dunklen Trauer, oder des tosenden Gesanges eines berauschten Trunkenbolds, zu den Liedern eines Liebenden, in seiner Erhabenheit, Sehnsucht und Hoffnung, wenn auch zugleich Trauer über die vorübergehende Trennung, oder einer Ode auf die Heimat, die zum Sieg oder Kampf oder zu hoher Opferbereitschaft ermuntert. Denn Literatur und Rhetorik vermitteln durch ihren Stil entweder Trauer oder Freude. Trauer aber ist eine Zwiefache. Die eine ist eine düstere Trauer, die aus der Schutzlosigkeit und der Trennung von Freunden erwächst, eine Trauer, die aus der Literatur der westlichen Kultur gespeist wird, die in die Irre führt, die Natur anbetet und dabei Gott vergisst. Die zweite Art der Trauer aber erwächst aus der Abwesenheit von den Freunden. Das heißt, es gibt zwar Freunde, doch ihre Abwesenheit erweckt eine Trauer, die von Sehnsucht nach ihnen erfüllt ist. Dies also ist die Trauer, die uns durch den Qur´an recht leitet und Licht spendet. Was aber die Freude betrifft so ist auch sie eine Zwiefache. Die eine kitzelt die Begierden der Seele (nefs). Das ist die Eigenschaft der westlichen Literatur, die nach Theaterstücken, Filmen, Romanen verlangt. Die andere Art der Freude aber ist, nachdem die Begierde (nefs) zum Schweigen gebracht wurde, eine anmutige, artige und unschuldige Anregung, Geist, Sinn, Herz und Gemüt zu erhabenen Dingen, zur ursprünglichen Heimat der Menschen, zu ihrem ewigen Sitz, zum Treffen mit ihren Freunden im Jenseits gelangen zu lassen. Das ist die Freude, die aus dem Qur´an erwächst, dessen Verkündigung ein Wunder ist, eine Freude, welche die Menschen zum Paradies, zur Ewigen Glückseligkeit, zum Schauen der Schönheit Gottes geleitet und sie dafür in Begeisterung versetzt. Nun,

 

 

»Sag: Gesetzt den Fall, Menschen und Dschinnen täten sich zusammen, um etwas herbeizubringen, was diesem Qur´an gleich wäre, so würden sie dennoch nichts Ähnliches herbeischaffen können. Auch, käme einer dem anderen zu helfen.« (Sure 17, 88)

wird die gewaltige Bedeutung und großartige Wahrheit, die dieser Qur´anvers zum Ausdruck bringt, von den Kurzsichtigen wegen ihrer Unachtsamkeit für die unmögliche Vorstellung einer Dichtkunst gehalten, die zu Übertreibungen (neigt). Gott bewahre! Hier ist keine Übertreibung, keine unmögliche Vorstellung! Es ist eine treffende Aussage und zugleich die Wahrheit, die (Unmöglichkeit einer solchen) Möglichkeit und eines solchen Geschehens.

Ein Gesichtspunkt dieser Vorstellung ist der folgende: Das heißt, kämen alle schönen Worte der Menschen und der Dschinnen, die nicht aus dem Qur´an heraus gefiltert wurden und deshalb Eigentum des Qur´an sind, zusammen, so könnten sie dennoch dem Qur´an nicht gleichwertig sein. Es gibt in der Tat nichts Gleichwertiges vorzuzeigen. Ein zweiter Gesichtspunkt besagt: Die Kultur, die Weisheit ihrer Philosophie und die fremdländische Dichtkunst, welche das Ergebnis der Gedanken der Dschinnen und Menschen, ja sogar der Teufel und das Gesamtresultat ihrer Arbeiten sind, bleiben auf der Stufe der Hilflosigkeit gegenüber den Verordnungen des Qur´an, der Weisheit, die er lehrt, und seiner Aussagekraft, wozu wir die Beispiele bereits angeführt haben.

 

Dritte Erscheinung: Der weise Qur´an richtet das Wort an jede der Volksschichten eines jeden Jahrhunderts, als wendete er sich persönlich an jede einzelne Schicht. In der Tat ruft der Qur´an alle Söhne Adams in all ihren Volksschichten zum Glauben, der das höchste und tiefste Wissen ist, zur Gotteserkenntnis, die die umfassendste und leuchtendste Wissenschaft ist, und zu den Bestimmungen des Islam, der die bedeutendste und vielseitigste Bildung ist, auf. Daher ist es für ihn notwendig, einen Unterricht zu erteilen, der für jede Kultur und jede Volksschicht geeignet ist. Natürlich ist der Unterricht stets derselbe und keineswegs immer wieder verschieden. Da dies aber so ist, so müssen sich in diesem selben Unterricht verschiedene Stufen finden. Jeder Mensch bekommt entsprechend seiner Stufe einen Anteil am Unterricht aus dem Qur´an, (verborgen hinter) Schleiern von Schleiern. Viele Beispiele dieser Wahrheit haben wir bereits angeführt. Man kann dort nachschlagen. Hier wollen wir nur auf ein, zwei Beispiele hinweisen, wie sie von ein, zwei Schichten verstanden werden.

 

Zum Beispiel:

 

 

»Er zeugt nicht, und ist nicht gezeugt worden, und keiner ist Ihm gleich.« (Sure 112, 3-4)

Was die Volksschicht betrifft, die die Mehrheit bildet und die Volksschicht der Ungebildeten ist, darunter versteht, ist: »Gott der Gerechte ist darüber erhaben, einen Vater oder Kinder oder Verwandte oder eine Frau zu haben.« Was eine weitere, die Mittelschicht darunter versteht, ist: »Es wird die Gottheit Jesu, mit dem Friede sei, und der Engel und aller gezeugten Dinge, widerlegt.« Denn da es offensichtlich zwecklos ist, etwas Unvorstellbares zu widerlegen, ist in der Redekunst eine Schlussfolgerung notwendig, die diesen Zweck erfüllt. Wenn diese Sure widerlegt, dass Gott ein Kind oder einen Vater hat, was zur Körperwelt gehört, so bezweckt sie, die Gottheit derjenigen zu widerlegen, die ein Kind oder einen Vater oder ihresgleichen haben, um zu zeigen, dass sie nicht der Anbetung würdig sind. Es ist das Geheimnis der Sure »Ihlas (Aufrichtiger Glaube)« jedem jederzeit von Nutzen sein zu können.

Was die Schicht betrifft, die noch ein Stückchen weiter vorne liegt, so versteht sie: »Gott der Gerechte ist, was Seine Geschöpfe betrifft, frei von jeglicher Bindung an sie, soweit sie eine Zeugung erahnen lassen oder gezeugt worden sind. Er ist auch frei davon, einen Partner, Helfer oder Mitgott zu haben. Vielmehr besteht das Verhältnis zu allem Sein im Schöpfungsakt. Mit dem Befehl »Sei! und es ist.« erschafft Er mit Seinem ewigen Willen und Seiner freien Entscheidung. Er ist frei von allen Abhängigkeiten, die Seiner Vollkommenheit widersprechen würden, wie z.B. eine Notwendigkeit, eine Zwangslage, eine nicht abwendbare Erscheinung.«

Was eine noch höhere Schicht darunter versteht, ist: Gott der Gerechte ist von Ewigkeit (ezeli) zu Ewigkeit (ebedi). Er ist der Erste (Evvel) und der Letzte (Ahir). Es gibt in keiner Weise, weder in Seinem Wesen, noch in Seinen Eigenschaften, noch in Seinem Tun, einen, der Ihm ähnlich, gleich oder ebenbürtig, der mit Ihm zu vergleichen, für Ihn ein Beispiel oder ein Partner zu sein vermöchte. Es gibt nur Beispiele im Sinne von Vergleichen, um Ihn in Seinem Tun, in Seinem Wirken betrachten zu können:

 

 

»Gott ist erhaben über alle Vergleiche.« (Sure 16, 60)

Im Vergleich zu diesen drei Schichten kannst du dir über das Verständnis der Schicht der Gotteskenner, der Schicht der Leute der Liebe, der Schicht der Getreuen und dergleichen vielen anderen Eignern eines unterschiedlichen Verständnisses eine Vorstellung machen.

 

Zweites Beispiel:

 

 

»Mohammed ist nicht der Vater eines eurer Männer.« (Sure 33, 40)

Was die erste Schicht darunter versteht, ist: Da Seyd, der Diener des Ehrenwerten Gesandten, mit dem Friede und Segen sei, und den er mit »mein Sohn« anredete, feststellte, dass seine würdige Gattin ihm nicht ebenbürtig war, hat er auf einer Scheidung bestanden. Auf den Befehl Gottes hat der Ehrenwerte Gesandte, mit dem Friede und Segen sei, sie geheiratet. Der Qur´anvers sagt: »Wenn der Prophet euch mit »mein Sohn« anredet, sagt er es angesichts seiner Sendung als Gesandter Gottes. Er ist ja selbst nicht euer Vater, sodass die Frauen, die er heiratete, ihm (gesetzlich) nicht zustehen könnten.«

Was die zweite Schicht darunter versteht, ist: Ein großer Gebieter betrachtet seine Untertanen mit väterlicher Liebe. Wenn dieser Gebieter auch im übertragenen Sinne König der äußerlichen wie innerlichen Welt ist, dann übersteigt seine Barmherzigkeit hundertfach die Liebe eines Vaters und jeder seiner Untertanen betrachtet ihn als seinen Vater, als ob er tatsächlich sein Kind wäre. Da der väterliche Blick sich nicht zum Blick eines Bräutigams verändert, und da der Blick einer Tochter sich nicht leicht in den Blick einer Braut verwandelt, passt es der allgemeinen Vorstellung nicht, dass der Prophet, mit dem Friede und Segen sei, Töchter der Gläubigen heiratet. Aus diesem Grund sagt der Qur´an: »Der Prophet, mit dem Friede und Segen sei, hegt für euch selbstlose Liebe, die aus der Barmherzigkeit Gottes entspringt, und geht mit euch väterlich um. Von der Haltung eines Gottesgesandten her seid ihr wie seine Kinder. Aber von seiner Identität als Mensch ist er nicht euer Vater, sodass es für ihn unpassend sein könnte, eine eurer Frauen zu ehelichen.«

Eine dritte Schicht versteht darunter: Das heißt, indem ihr dem Propheten, mit dem Friede und Segen sei, folgt, euch auf seine Vollkommenheit stützt und auf seine väterliche Liebe verlasst, sollt ihr keine Fehler begehen und nicht nachlässig sein. Tatsächlich gibt es viele, die sich auf ihre Großen und geistigen Lehrer verlassen und deshalb nachlässig werden. Man sagt sogar manchmal »Unser Gebet wurde schon verrichtet.« (Wie ein Teil der Aleviten sagt.)

Eine vierte Schicht versteht unter diesem Qur´anvers einen Hinweis aus dem Verborgenen: Die männlichen Nachkommen des Propheten, mit dem Friede und Segen sei, werden das Mannesalter nicht erreichen, seine Söhne werden einem Geheimnis zufolge nicht (am Leben) bleiben. In dem Ausdruck »Mann« liegt ein Hinweis darauf, dass er Vater von Frauen sein wird und nur seine weibliche Nachkommenschaft fortbestehen soll. Alles Lob gebührt allein Allah, welcher die geistige und materielle Nachkommenschaft der Sonne am Himmel des Prophetentums, die gesegnete Nachkommenschaft sich von der Tochter des Propheten, Fatima, die der leuchtende Vollmond seiner beiden so lichtvollen Nachkommen, Hassan und Husseyn ist, fortsetzen ließ.

 

 

»Oh Allah, gieße aus Deinen Segen über ihn und über seine Familie.«

 

(Hier endet die »Erste Flamme« mit ihren drei »Strahlen«.)

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Zweite Flamme Zweite Flamme: Die Zweite Flamme hat drei »Lichter«.

 

Erstes Licht: Im ganzen Qur´an, dessen Verkündigung ein Wunder ist, liegt ein so lauterer Fluss, eine so überlegene Sicherheit, eine so unerschütterliche Solidarität, eine richtige Proportionalität, eine starke gegenseitige Hilfeleistung zwischen seinen Sätzen und Abschnitten und ein erhabener Frage- und Antwortwechsel zwischen den Versen und ihren Zielen. Das steht fest nach der Bezeugung von Tausenden von Imamen, Koryphäen der ilm-i Beyan (Exegeten) und Fenni-Ma´ani und Beyani (Predigtlehre von der Bedeutung und Auslegung), wie Zemahsheri, Sekkaki, Abdu l-Qahir al-Djurdjani. Obwohl es acht, neun Ursachen gibt, die diesen Frage- und Antwortwechsel, diese gegenseitige Hilfeleistung, diese Solidarität, diesen Fluss und diese Sicherheit zerstören könnten, bewirken diese Ursachen keine Zerstörung, im Gegenteil, sie stärken den Fluss, die Sicherheit und die Solidarität unter ihnen. Nur in gewissem Grade setzen sich diese Ursachen durch und recken ihre Häupter aus dem Schleier der Wohlordnung und des Flusses empor. Aber wie aus dem Stamm eines glatten, graden Baumes eine Zahl von Unebenheiten und Spitzen sprießen, kommen sie nicht heraus um das Ebenmaß zu zerstören, vielmehr kommen sie heraus, um die Früchte zu tragen, welche diesem Baum zur Vervollkommnung und Verschönerung seines Schmuckes dienen. Genau wie diese recken auch die Ursachen ihre spitzen Köpfe hervor, um den Bedeutungen Ausdruck zu verleihen, die für den Fluss der Poesie des Qur´an wertvoll ist. So besitzt der deutliche Qur´an (Qur´an-i mubin), obwohl er je nach Ort und Bedürfnis in voneinander verschiedenen Abschnitten, in unterschiedlichen Teilen, in zwanzig Jahren (in Versen wie) Sternen herabgekommen ist, ein so vollkommenes Ebenmaß, dass er einen Zusammenhang darstellt, als wäre er auf einmal als ein Ganzes herabgekommen.

Des Weiteren zeigt der Qur´an, obwohl (seine Verse) in zwanzig Jahren aus unterschiedlichen und voneinander unabhängigen Gründen herabgekommen sind, eine so vollkommene Einheit (einander ergänzender Verse), als wäre er aus einem einzigen Grund herabgekommen. Des Weiteren zeigt der Qur´an, obwohl er als Antwort auf verschiedene, (manchmal auch) wiederholte Fragen herabgekommen ist, eine vollendete Harmonie und Einheit, als wäre er die Antwort einer einzigen Frage. Des Weiteren zeigt der Qur´an, obwohl er herabgekommen ist, um die Wirkungen der verschiedenen Ereignisse zu verkünden, eine so vollkommene Wohlordnung, als wäre ein einziges Ereignis der Anlass seiner Verkündung. Des Weiteren zeigt der Qur´an, obwohl er in verschiedenen Stilarten das jeweilige Verständnisvermögen der zahllosen Adressaten in ihrer verschiedenen, manchmal einander entgegengesetzten geistigen Verfassung anspricht und als ein (Zeichen) göttlicher Demut (mit menschlichen) Worten herabgekommen ist, eine wunderschöne Gleichheit und einen anmutigen Fluss, gleich wie das Wasser in einem Strom dahin fließt, als wäre die geistige Verfassung der Menschen stets ein und dieselbe und läge ihr Verständnis auf der gleichen Stufe. Des Weiteren hat der Qur´an, obwohl er sich an verschiedene, voneinander entfernte Klassen von Adressaten wendet und sie anspricht, eine solche Leichtigkeit in seinen Erklärungen, eine solche Harmonie in seiner Anordnung und eine solche Klarheit in seiner Art, sich verständlich zu machen, als wären seine Adressaten von ein und derselben Klasse. Ja, jede Klasse denkt sogar, dass in erster Linie nur sie allein angesprochen sei. Des Weiteren findet sich im Qur´an, der herab gesandt wurde, um die Menschen zu verschieden Zielen stufenweise hin zu führen und zu leiten (irschad), eine so maßvolle und angemessene Vollkommenheit, eine so umsichtige und aufmerksame Ausgewogenheit, eine so gute und schöne Geordnetheit, als gäbe es nur ein einziges Ziel.

Obwohl diese Ursachen ausreichen könnten, Verwirrung zu stiften, wurden sie in das Wunder der Verkündigung des Qur´an, in seinen Fluss und in seinen harmonischen Aufbau mit eingeschlossen. In der Tat sieht jeder, der im Herzen nicht krank und in seinem Denken geradlinig ist, der in seinem Gewissen nicht verwundet worden ist, der ruhig (selim) ist in seinem Gemüt, in der Verkündung des Qur´an einen anmutigen Fluss, ein schönes Ebenmaß, vernimmt seinen angenehmen Klang, erkennt in ihm seine einzigartige Klarheit. Des Weiteren sieht jeder, der die Dinge mit dem Auge seines Herzens zu betrachten vermag, dass auch der Qur´an über ein solches Auge verfügt und mit diesem Auge alle Dinge im ganzen Kosmos, die Äußeren wie die Inneren, so klar sieht, als habe er eine Seite vor den Augen, die er nach Wunsch umblättert und uns dann die Bedeutung dieser Seite nach Wunsch mitteilt. Wollten wir die Wahrheit dieses Ersten Lichtes mit Beispielen erläutern, wären dafür mehrere Bände notwendig. Da dies so ist, begnüge mich hier mit den Erklärungen aus meinen übrigen arabischen Abhandlungen und aus dem Band »Zeichen des Wunders« und aus diesen fünfundzwanzig »Worten« über den Beweis dieser Wahrheit und ich führe dabei gleichzeitig den ganzen Qur´an als Beispiel an.

 

Zweites Licht: Es bezieht sich auf die wunderbaren Vorzüge des Weisen Qur´an, die in seinem guten Stil liegen, hinsichtlich der Zusammenfassungen wie auch der Namen Gottes (Esma-i Husna), die am Ende seiner Verse angeführt werden.

 

Erinnerung: In diesem »Zweiten Licht« werden nun viele Qur´anverse angeführt werden. Was diese Verse betrifft, so dienen sie nicht nur als Beispiele zu diesem »Zweiten Licht«, sie gelten vielmehr auch als Beispiele zu den vorangegangenen Abschnitten und »Strahlen«. Diese ausführlich zu erläutern, würde viel Zeit beanspruchen. Ich muss mich aber jetzt hier kurz und bündig fassen. Darum wollen wir hier nur äußerst gerafft auf die Qur´anverse, die zu den Beispielen jenes gewaltigen Geheimnisses des Wunders gehören, verweisen und deren ausführliche Erklärung auf eine andere Zeit verschieben.

So führt denn der Qur´an, der in seiner Verkündigung ein Wunder ist, meistens am Ende seiner Verse einige Auszüge an, die entweder die Namen Gottes (Esma-i Husna) oder deren Bedeutungen zum Inhalt haben; oder aber auf den Verstand verweisen, um damit den Verstand zu (weiterem) Nachdenken anzuregen; oder sie beinhalten allgemeingültige Grundprinzipien, die zu den Zielen des Qur´an gehören. Er macht diese Auszüge, um damit die Aussagen der Verse zu bestätigen und zu bekräftigen. In diesen Auszügen finden sich einige Hinweise aus der erhabenen Weisheit des Qur´an, einige Tropfen aus dem Lebenswasser der Rechtleitung Gottes, einige Funken aus den Blitzen des Qur´an, der in sich ein Wunder ist. Nun wollen wir nur zehn Hinweise unter vielen kurz erwähnen. Sie enthalten viele verschiedene Beispiele und jedes Beispiel umfasst sehr viele Wahrheiten, wovon wir hier jeweils nur ein Beispiel einer solchen Wahrheit mit einer kurzen Auslegung aufzeigen wollen. Von diesen zehn Hinweisen finden sich die meisten in den meisten Qur´anversen gemeinsam und formen ein richtiges Muster dieses Wunders. Und die meisten der Qur´anverse, die wir als Beispiel anführen, sind Beispiele für die meisten Hinweise. Wir wollen nur einen Hinweis für jeden Vers zeigen. Die nähere Bedeutung der Verse, die wir hier als Beispiel anführen und die bereits in den vorausgegangenen Worten behandelt worden sind, wollen wir hier nur mit einem leichten Zeichen andeuten.

 

Erstens: der Vorzug sprachlicher Brillanz: Der Weise Qur´an stellt uns mit seinen wunderbaren Erklärungen die Handlungen und Werke des glorreichen Meisters vor Augen und beschreibt sie. Dann extrahiert er aus dessen Werken und Taten die Namen Gottes; oder er beweist damit eines von den Grundzielen, denen der Qur´an folgt; den Glauben an die Wiederversammlung und an die Einheit Gottes (Tauhid).

Ein Beispiel für die erste Darstellungsweise:

 

 

»Er ist es, der für euch alles, was auf der Erde ist, erschaffen hat, dann wandte Er sich dem Himmel zu und gestaltete ihn zu sieben Himmeln. Und Er weiß über alle Dinge Bescheid.« (Sure 2, 29)

Ein Beispiel für die zweite Darstellungsweise:

 

 

»Haben Wir nicht die Erde zu einer Lagerstätte gemacht und die Berge zu Pflöcken? Und Wir haben euch als Paare erschaffen.« (Sure 78, 6-8)

Und so weiter bis zu dem Vers 17:

 

 

»Wahrlich, der Tag der Entscheidung ist ein festgelegter Termin.« (Sure 78, 17)

Im ersten Vers stellt er die Werke vor als Einleitung zu einer Folge, zu einem wichtigen Zweck; er legt die gewaltig großen Werke dar, welche durch Zweck und Wohlordnung für das Wissen und die Macht Zeugnis ablegen. Er extrahiert den Namen »Der Allwissende«. Im zweiten Vers erwähnt er, wie schon im dritten Punkt des Ersten Strahls der Ersten Flamme teilweise erklärt wurde, die großen Taten und gewaltigen Werke Gottes des Gerechten und erwähnt (weiter) als Folge die Wiederversammlung, den Tag der Entscheidung.

 

Zweitens, eine Anmerkung zur sprachlichen Brillanz: Der Qur´an entrollt vor den Augen der Menschen das Tuch göttlicher Kunst und zeigt es ihnen. Dann rollt er das Tuch gleichsam wie in einer Zusammenfassung, welche die Namen Gottes in sich enthält, wieder zu einem Ballen zusammen, oder aber überlässt (diese Aufgabe) dem Verstand. Ein Beispiel zu der ersten Darstellung:

 

 

»Sag: Wer beschert euch den Lebensunterhalt vom Himmel und von der Erde, oder wer vermag euch Gehör und Gesicht zu verleihen? Und wer bringt das Lebendige aus dem Toten hervor, und das Tote aus dem Lebendigen? Und wer lenkt die Sache? Sie sagen: ´Gott!´ Dann sag: Wollt ihr denn nicht gottesfürchtig sein? So ist Allah euer Herr, der Gerechte.« (Sure 10, 31-32)

So sagt er am Anfang: Wer ist es, der den Himmel und die Erde wie zwei Kammern für eure Versorgung bereitstellt, von dort Regen und von hier Korn hervorbringt? Kann überhaupt ein anderer als Allah den riesigen Himmel und die riesige Erde zu zwei in Dienst gestellten Schatzmeistern machen? Also gebührt Ihm allein der Dank.

Im zweiten Abschnitt sagt er: Wer ist der Eigentümer eurer Augen und Ohren, den wertvollsten unter euren Organen? Von welcher Werkbank oder von welchem Geschäft habt ihr sie gekauft? Derjenige, der diese anmutigen, wertvollen Augen und Ohren zu verleihen vermag, ist allein euer Herr. Er ist es, der euch ins Dasein bringt und versorgt, weshalb Er euch diese verliehen hat. Also ist Er allein der Herr. Auch Er allein ist euer Angebeteter (Ma´bud).

Im dritten Abschnitt sagt er: Wer ist es, der die tote Erde lebendig macht und hunderttausende verstorbener Arten wieder ins Leben ruft? Wer, außer dem Gerechten und Schöpfer des ganzen Kosmos, kann solches vollbringen? Er ist es, der es mit Sicherheit vollbringt. Er ist es, der lebendig macht. Da nun einmal Er der Gerechte ist, wird Er das Recht nicht verlassen. Er wird euch zu einem großen Gerichtshof schicken. Wie Er die Erde lebendig macht, so wird Er auch euch wieder lebendig machen.

Im vierten Abschnitt sagt er: Wer könnte es sonst sein, außer Allah, der diesen gewaltigen Kosmos wie ein Schloss, wie eine Stadt vollkommen wohlgeordnet lenkt und leitet und ihn versorgt? Außer Allah kann es niemand sein. Die Macht, die den riesigen Kosmos mit all seinen Himmelskörpern darin überaus leicht lenkt und leitet, ist dermaßen fehlerlos und unendlich, dass sie überhaupt keines Partners oder keiner Beteiligung oder Unterstützung und Hilfe bedarf. Derjenige, der den riesigen Kosmos lenkt und leitet, überlässt auch nicht das kleinste Geschöpf anderen Händen. Ob ihr also nun wollt oder nicht, ihr werdet »Allah« sagen müssen.

So sagt der erste und vierte Abschnitt »Allah«. Der zweite Abschnitt sagt »Herr«. Der dritte Abschnitt sagt »Der Gerechte«. So verstehe nun wie wunderbar

 

 

»So ist Allah euer Herr, der Gerechte.« (Sure 10, 32)

entspricht. So gedenkt er der gewaltigen Taten Gottes des Gerechten, der bedeutenden Tücher, die Seine Macht gewebt hat. Anschließend erwähnt er die Werkbank dieser gewaltigen Werke und Webstücke,

 

 

»So ist Allah euer Herr, der Gerechte.« (Sure 10, 32)

Das heißt; indem er der Namen »Der Gerechte, Herr, Allah« gedenkt, zeigt er den Ursprung dieser gewaltigen Taten.

Eines von den Beispielen zu dem Zweiten:

 

 

»Siehe, in der Schöpfung der Himmel und der Erde und in dem Wechsel der Nacht und des Tages, und in den Schiffen, welche das Meer durcheilen mit dem, was den Menschen nützt, und was Allah vom Himmel nieder sendet an Wasser, womit Er die Erde belebt nach ihrem Tode, und was Er auf ihr ausbreitet an allerlei Getier, und in dem Wechsel der Winde und der Wolken, die fronen müssen zwischen dem Himmel und der Erde, wahrlich, darinnen sind Zeichen für ein Volk von Verstand!« (Sure 2, 164)

Die Erschaffung der Himmel und der Erde, welche die vollkommene Macht Gottes des Gerechten und die Größe Seiner Herrschaft zeigt und Seine Einheit und Allgegenwart bezeugt, wodurch das Königreich der Gottheit in Erscheinung tritt; und der Wechsel der Nacht und des Tages, wodurch Seine Herrschaft in Erscheinung tritt; und die Schiffe, eines von den größten Verkehrsmitteln im gemeinschaftlichen Leben der Menschen, die über das Meer fahren können, wodurch die Barmherzigkeit in Erscheinung tritt; und auf der Erde die Erschaffung unzählbar verschiedener Lebewesen aus einfacher Erde, wodurch die Barmherzigkeit und Macht in Erscheinung treten; und die Winde (bzw. die Luft), die mit großen Aufgaben beauftragt sind, wie für die Atmung der Tiere und die Bestäubung der Pflanzen, und wie sie in Bewegung gebracht, gelenkt und geleitet werden, damit sie für Versorgung und Atmung nützlich werden, wodurch die Barmherzigkeit und die Weisheit in Erscheinung treten; und die Wolken, die zwischen der Erde und dem Himmel ein Mittel der Erbarmung sind, die wie eine einzigartige Versammlung in der Schwebe zusammengebracht und wieder auseinandergetrieben werden, wie ein Heer in Ruhestellung gebracht und wieder zum Dienst aufgestellt wird, und dergleichen Unterwerfungen, wodurch die Herrschaft in Erscheinung tritt; nachdem der Qur´an all Sein Wirken und Werken aufgezählt hat, sagt er

 

 

»Darinnen sind Zeichen für ein Volk von Verstand!« (Sure 2, 164)

um den Verstand zum Nachdenken über die Wahrheit (in Seinen Werken) in allen Einzelheiten anzuregen. Er überlässt es dem Verstand, die Verständigen zu ermahnen.

 

Drittens, der Vorzug der sprachlichen Brillanz: Manchmal erklärt der Qur´an die Taten Gottes des Gerechten ausführlich. Dann fasst er sie in einer kurzen Aussage zusammen. Durch seine ausführliche Erklärung vermittelt er eine Überzeugung; durch seine kurze Zusammenfassung prägt er sie dem Gedächtnis ein und fasst zusammen. Zum Beispiel:

 

 

»Und gemäß diesem wird dich dein Herr erwählen und wird dich lehren die Deutung der Geschichten und wird Seine Gnade an dir vollenden und an dem Hause Jakobs, gleich wie Er sie vollendete an deinen Vätern zuvor, an Abraham und Isaak. Siehe, dein Herr ist wissend und weise.« (Sure 12, 6)

So weist der Qur´an mit diesem Vers auf die Gnadengaben hin, die dem ägyptischen Josef und seinen Vätern erwiesen wurden. Er sagt: »Er hat euch unter allen Menschen durch den Rang des Prophetentums berühmt gemacht. Er hat alle Reihen der Propheten mit eurer Reihe (Generation) verbunden, wodurch Er eure Generation zu Wegbereitern aller Propheten des Menschengeschlechtes machte. Er hat euer Haus zu einer Stätte der Bildung im Wissen um Gott und der rechten Leitung zur Weisheit des Herrn gemacht. Durch dieses Wissen und Seine Weisheit hat Er bei euch das glückliche Sultanat in dieser Welt mit der ewigen Glückseligkeit in der jenseitigen vereinigt. Er stattete dich mit Wissen und Weisheit aus und ernannte dich zu einem ehrenwerten Statthalter über Ägypten, als auch zu einem Gottesgesandten und einem weisen Lehrer (Murshid).« An diese Gnadengaben Gottes erinnert er, zählt sie auf und erwähnt, dass er und seine Väter und Vorväter durch ihr Wissen und ihre Weisheit bevorzugt waren. Anschließend sagt er: »Dein Herr ist allwissend und allweise. Seine Herrschaft und Seine Weisheit erfordern, dass er dich, deine Väter und deine Vorväter Ihn unter Seinen Namen »Der Allwissende, Der Allweise« offenbar werden ließ.« Somit fasst der Qur´an jene ausführlich aufgezählten Gnadengeschenke in dieser kurzen Aussage zusammen.

Ein anderes Beispiel:

 

 

»Sag: Oh Gott, der Du über die Herrschaft verfügst! Du gibst die Herrschaft, wem Du willst.« (Sure 3, 26-27)

Dieser Qur´anvers zeigt die Verfügung Gottes des Gerechten im gemeinschaftlichen Leben der Menschen so, dass die Ehre und die Erniedrigung, die Armut und der Reichtum unmittelbar von der Entscheidung und dem Willen Gottes des Gerechten abhängig ist. Das heißt, »Bis hin zu den weitverästelten Verfügungen in den vielfältigen einzelnen Bereichen ist alles an den Willen und die Bestimmung Gottes gebunden. Hier kann der Zufall seine Finger nicht mit im Spiel haben.« Nachdem dieser Qur´anvers dieses Urteil bekanntgegeben hat, beweist er anhand von ein, zwei Zitaten, dass der Lebensunterhalt des Menschen, da er die wichtigste Sache in seinem Leben ist, unmittelbar aus der Schatzkammer der Barmherzigkeit des wahren Ernährers gesandt wird. Er sagt: »Eure Versorgung ist abhängig vom Leben des Bodens. Was die Belebung des Bodens betrifft, so hält sie nach dem Frühling Ausschau. Was aber den Frühling betrifft, so ist er in der Hand dessen, der die Sonne und den Mond in Seine Dienste nimmt und der Nacht und Tag wechselt. Da dies aber so ist, kann nur der einem Menschen einen Apfel zu seiner wahren Versorgung zu geben, der Selbst auch die ganze Erde mit all ihren Früchten füllt. Und Er wird ihm der eigentliche Versorger sein.« Anschließend sagt er:

 

 

»Und Du bescherst, wem Du willst, ohne Maß.« (Sure 3, 27)

In diesem Satz werden diese ausführlich aufgezählten Taten zusammengefasst und bewiesen. Das heißt, »Er, der euch euren Unterhalt gibt, ohne zu zählen, ist der, welcher alle diese Taten vollbringt.«

 

Viertens, eine Anmerkung zu seiner sprachliche Brillanz: Manchmal geschieht es, dass der Qur´an die Geschöpfe Gottes in einer bestimmten Reihenfolge erwähnt. Anschließend zeigt er, dass sich in diesen Geschöpfen Ordnung und Ausgewogenheit finden und sie deren Früchte sind, (d.h. die Reihenfolge in der Erwähnung der Geschöpfe ist die Frucht einer Ordnung,) womit sie durchschaubar wird und einen Glanz gewinnt. Dann extrahiert er aus dieser Reihenfolge die Namen Gottes, deren Erscheinung und Spiegelbild sie ist, als ob die erwähnten Geschöpfe Worte wären, Namen (Gottes), welche die Bedeutungen (dieser Worte) oder die Kerne jener Früchte oder ihr Konzentrat sind. Zum Beispiel:

 

 

»Und wahrlich Wir schufen den Menschen aus einem Lehmkloß. Dann machten Wir ihn zu einem Tropfen in einem festen Behältnis. Dann erschufen Wir aus dem Tropfen ein Anhängsel, und Wir erschufen diesen Nestling zu einem Fleischkloß und Wir erschufen diesen Fötus mit Knochen und Wir bekleideten die Knochen mit Muskeln. Dann entwickelten Wir ihn zu einer neuen Schöpfung. So sei denn Allah gepriesen, der beste Schöpfer.« (Sure 23, 12-14)

So gemahnt der Qur´an an die erstaunlichen, einzigartigen, wunderschönen, wohlgeordneten und wohlausgewogenen Gestalten bei der Erschaffung des Menschen, in der Weise, als würden sie (in ihm) widergespiegelt und bringt sie so der Reihe nach, dass

 

 

»So sei denn Allah gepriesen, der beste Schöpfer.« (Sure 23, 12-14)

darin von sich selbst erkennbar wird und aus sich selbst sprechen lässt. Einer der Schreiber des Propheten sprach sogar, während er diese Offenbarung niederschrieb, dieses Wort bereits aus, bevor der Prophet es empfing. Sicherlich meinte er: »Vielleicht habe auch ich eine Offenbarung empfangen.« In Wirklichkeit war es aber die vollkommene Wohlordnung, die Klarheit und Folgerichtigkeit, die sich äußerte, bevor der Prophet dieses Wort empfing. Ein anderes Beispiel:

 

 

»Siehe euer Herr ist Allah, welcher die Himmel und die Erde in sechs Tagen erschaffen hat. Alsdann inthronisierte er sich in Seiner Herrschaft. Er lässt die Nacht den Tag verhüllen und sie folgt ihm schnell; und Er schuf die Sonne, den Mond und die Sterne, die zu Seinem Befehl bereitstehen. Wahrlich, Sein ist die Schöpfung und der Befehl! Gepriesen sei Allah, der Herr der Welten.« (Sure 7, 54)

So zeigt denn der Qur´an in diesem Vers die Größe der Macht Gottes und das Königreich des Herrn in einer Weise, dass der Allmächtige in Seiner Majestät sichtbar wird, die Sonne, der Mond und die Sterne gleich Ordonnanzoffizieren Seiner Befehle harren und Er sich in Seiner Herrschaft inthronisiert, die Wunderzeichen Seiner Herrschaft auf die Seiten des Kosmos schreibt, indem Er die Nacht und den Tag wie zwei Zonen, schwarz und weiß, oder wie zwei Streifen hintereinander (ihre Runden) drehen lässt. Jede Seele, die es hört, wünscht zu sagen:

 

 

»Segne es Gott!« »Wie wunderbar ist doch, was mit Gottes Willen geschehen ist!« »So sei denn Allah gepriesen, der Herr der Welten!«

Das heißt,

 

 

»So sei denn Allah gepriesen, der Herr der Welten!«

gilt als Auszug, Kern, Frucht und Lebenswasser aus dem Vorausgegangenen.

 

Fünftens, die Vorzüglichkeit der sprachlichen Brillanz: Der Qur´an erwähnt manchmal materielle Dinge, die der Veränderung unterworfen sind und verschiedene Eigenschaften entwickeln. Um sie zu festen Wahrheiten zu machen, fasst und bindet er sie mit festen, lichtvollen, umfassenden Namen zusammen. Oder er schließt sie mit einem Resümee ab, das zum Nachdenken anregen und ein abschreckendes Lehrbeispiel vermitteln soll.

Ein Beispiel unter vielen Beispielen zu dem ersten Punkt:

 

 

»Und Er brachte Adam alle Namen bei; dann brachte Er diese vor die Engel und sagte: Nennt mir die Namen dieser Dinge, wenn ihr wahrhaftig seid! Sie sprachen: Gepriesen seist Du. Wir haben kein Wissen außer dem, was Du uns gelehrt hast; wahrlich, Du bist der Allwissende, der Allweise.« (Sure 2, 31-32)

Hier erwähnt also diese Ayah zunächst das Ereignis, welches als »das Wissen von Hazret-i Adem, das seine Bevorzugung als Beauftragter (Khalif) gegenüber den Engeln rechtfertigte«. Dann erwähnt der Qur´an in diesem Geschehen, dass die Engel gegenüber Hazret-i Adem unterlegen waren, was sein Wissen betrifft. Dann fasst er diese beiden Ereignisse mit zwei umfassenden Namen zusammen. Es heißt da:

 

 

»Du bist der Allwissende, der Allweise.« (Sure 2, 32)

Das heißt: Da Du der Allwissende, der Allweise bist, lehrtest Du Adam, wodurch er uns überlegen wurde. Da Du Allweise bist, gibst Du uns gemäß unseren Fähigkeiten, und (du gibst) ihm den Vorrang, wie er seinen Fähigkeiten entspricht.

Ein Beispiel unter vielen Beispielen zu dem zweiten Punkt:

 

 

»Siehe: euer Vieh gibt euch ein Lehrbeispiel: Wir tränken euch mit dem, was in ihren Leibern ist, mitten zwischen dem Mist und dem Blut: mit lauterer Milch, die so wohlschmeckend ist für den, der sie trinkt.« (Sure 16, 66)

und bis zu dem Ende des 69. Vers:

 

 

»Darin liegt ein Heilmittel für die Menschen. Fürwahr: darin ist ein Zeichen für ein nachdenkendes Volk!« (Sure 16, 69)

So zeigen denn diese Ayat, dass Gott der Gerechte Seine Geschöpfe, wie Schaf, Ziege, Rind oder Kamel für die Menschen zu reinen, lauteren, geschmackvollen Milchbrunnen; Kunstwerke wie Reben und Palmen für die Menschen zu Tischen und Töpfen voll, anmutigen, geschmackvollen, süßen Gaben; und kleine Wunderwerke Seiner Macht, wie die Bienen, zu Verteilern heilender, süßer, schöner Getränke gemacht hat, wonach (der Qur´an) sagt:

 

 

»Fürwahr: darin ist ein Zeichen für ein nachdenkendes Volk!« (Sure 16, 69)

und mit diesen Worten schließt, um dazu anzuregen, mit noch anderen Dingen zu vergleichen, damit (die Menschen) nachdenken und ihre Lehre ziehen sollen.

 

Sechstens, eine Anmerkung zur sprachlichen Brillanz: Manchmal geschieht es, dass ein Qur´anvers die Bestimmungen der Herrschaft über eine breite Vielfalt hin ausbreitet, dann mit einem einigenden Band zu einer Einheit vereinigt, oder in ein allumfassendes Gesetz einsetzt. Ein Beispiel:

 

 

»Weit reicht Sein Thron über die Himmel und die Erde und es fällt Ihm nicht schwer sie zu bewahren. Er ist der Hohe, der Gewaltige.« (Sure 2, 225)

So werden in dem Thronvers mit zehn Sätzen zehn Stufen der Einheit in verschiedenen Farben bewiesen, wobei der Satz

 

 

»Wer ist es, der bei Ihm Fürsprache einlegen könnte, außer mit Seiner Erlaubnis?« (Sure 2, 225)

in einer ganz besonders schneidenden Strenge Abgötterei (schirk) und jede Einwirkung fremder (Kräfte) von sich weist und sie verwirft. Weil aber nun zudem in diesem Vers der Gewaltige Name Gottes (Ism-i Azam) aufscheint, wird in ihm die Bedeutung der Wahrheit Gottes in so hohem Grade sichtbar, dass sich darin die Größe Seines Herrschaftsbereiches zeigt. Nachdem er des Weiteren die Maßnahmen der Gottheit, die alle Himmel und die ganze Erde zugleich betreffen, und Seinen alles umfassenden Schutz im seinem ganzen, großen und gewaltigen Umfang erwähnt hat, zeigt er das einigende Band (der gesamten Schöpfung), den Aspekt ihrer Einheit auf und fasst die Ursprünge ihrer inneren gewaltigen Erscheinungen in (dem Ausdruck)

 

 

»Er ist der Hohe, der Gewaltige.« (Sure 2, 225)

zusammen. Ein anderes Beispiel:

 

 

»Allah ist es, der die Himmel und die Erde erschuf und vom Himmel Wasser herabkommen ließ und dadurch einen Lebensunterhalt von den Früchten für euch hervorbrachte. Und Er stellt in euren Dienst die Schiffe, damit sie auf Seinen Befehl über das Meer fahren. Und Er stellt die Flüsse in euren Dienst. Er stellt die Sonne und den Mond, wie sie unablässig miteinander laufen, in euren Dienst. Und Er stellt in euren Dienst die Nacht und den Tag. Und er lässt euch etwas zukommen von allem worum ihr bittet. Und wolltet ihr die Gnadengaben Gottes berechnen, ihr könntet sie nicht aufzählen.« (Sure 14, 32-34)

Diese Qur´anverse besagen: Als erstes erschuf Gott der Gerechte diesen riesigen Kosmos für den Menschen wie ein schönes Schloss und Er sandte vom Himmel zur Erde das Lebenswasser. Er stellte die Erde und den Himmel als zwei Diener ein, um für den Menschen den Lebensunterhalt hervorzubringen. Er stellte die Schiffe in den Dienst der Menschen, um zu ermöglichen, dass jeder Mensch alle Arten Früchte von allen Ecken der Erde nutzen kann und damit die Menschen die Früchte ihrer Arbeit austauschen, und alle Arten ihrer Lebensbedürfnisse decken können. Das heißt: Er brachte das Meer, den Wind und das Holz in der Weise zueinander, dass der Wind (dem Menschen) als seine Peitsche, das Schiff als sein Pferd und das Meer gleich einer Wüste unter seinen Füßen dient. Durch das Schiff ermöglichte Er den Menschen, mit der ganzen Erde in Verbindung zu treten. Flüsse und große Ströme machte Er für die Menschen zu natürlichen Transportmitteln. Er ließ Sonne und Mond (ihre Bahnen) ziehen, ließ sie als zwei dienstbereite Steuermänner das riesige Rad der Jahreszeiten drehen und ließ sie als Seine Diener die vielfarbigen Gnadengeschenke des wahren Gebers anbieten, wie sie sich in den Jahreszeiten abwechseln. Er stellte die Nacht und den Tag für den Menschen in den Dienst. Er machte die Nacht zu einer Decke für seinen erquickenden Schlaf und den Tag zu einem Marktplatz für seinen Lebensunterhalt. Nachdem der Qur´an diese Gnadengaben aufgezählt hat, zeigt er mit der Zusammenfassung:

 

 

»Wenn ihr die Gnadengaben Gottes berechnen wolltet, könntet ihr sie nicht aufzählen.« (Sure 14, 34)

welch großen Umfang die Gnadengeschenke haben, die dem Menschen erwiesen werden, und in welchem Ausmaß grenzenlos viele Gnadengeschenke über dem Bereich (unserer Schöpfung) ausgeschüttet worden sind. Das heißt: Alles was der Mensch in der Sprache seiner geistigen Fähigkeiten und angeborenen Bedürfnisse erbittet, wird ihm gegeben. Gottes Gnadengaben für den Menschen kann man nicht aufzählen, noch erfassen. Sie erschöpfen sich nicht. Wären Himmel und Erde für den Menschen ein Tisch, ein Teil der Gnadengaben darauf Sonne und Mond, Nacht und Tag, ließen sich doch die Gnadengaben, die dem Menschen zugedacht sind, noch nicht einmal in Schätzungen und Grenzen angeben.

 

Siebentens, ein Geheimnis der sprachlichen Brillanz: Manchmal geschieht es, dass uns ein Qur´anvers den Sinn und den Nutzen einer Frucht zeigt, um (uns zugleich damit zu zeigen,) wie weit die äußerlichen Ursachen von der Fähigkeit entfernt sind, etwas erschaffen zu können, um so (Ursachen und Fähigkeiten voneinander) zu trennen und um uns (auf diese Weise) deutlich zu machen, dass eine Ursache nur ein Schleier von Äußerlichkeiten ist. Denn der Wille zu Zielen von großer Weisheit und bedeutenden Früchten, ist an das Werk eines Weisen (Hakiem) und großen Gelehrten (Alim) gebunden. Was aber die Ursachen betrifft, so sind sie ohne ein Bewusstsein und tot. Des Weiteren zeigt eine Ayah, indem sie Nutzen und Früchte erwähnt, auch wenn die Ursachen äußerlich betrachtet, in der physischen Welt, mit ihren Ergebnissen ganz nahe beieinander liegen und zusammenzugehören scheinen, dass in Wirklichkeit eine weite Entfernung zwischen ihnen liegt. Von einer Ursache bis zu ihrem Ergebnis liegt eine so große Entfernung, dass auch die größte Ursache zur Erschaffung auch des kleinsten Ergebnisses nicht genügen kann. So gehen denn die Namen Gottes in dieser weiten Entfernung zwischen Ursache und Wirkung wie die Sterne auf. Ihr Aufgang liegt zwischen den Entfernungen ihrer Bedeutungen, so wie ja auch die Berge unter dem Horizont nahe beieinander und mit dem Himmel zu verschmelzen scheinen. In Wirklichkeit liegt zwischen dem Kamm eines Berges und dem Horizont des Himmels eine große Spanne, innerhalb derer der Aufgang aller Sterne und (noch viele) andere Dinge ihre Wohnstatt haben. Genauso liegt eine große Entfernung ihrer Bedeutung zwischen einer Ursache und ihrer Folge, was aber erst durch das Fernrohr des Glaubens und im Licht des Qur´an erkennbar wird. Zum Beispiel:

 

 

»So betrachte der Mensch einmal seine Speise! Siehe, wir ließen Wasser in Strömen fließen. Alsdann zerspalteten wir die Erde. Und ließen Korn auf ihr sprießen. Weinreben und Gemüse. Und Ölbäume und Palmen. Und dicht bepflanzte Gärten. Und Früchte und Gras. Zum Unterhalt für euch und euer Vieh.« (Sure 80, 24-32)

So erwähnen denn diese ehrwürdigen Qur´anverse die Wunderwerke der göttlichen Macht in einer Anordnung voll Weisheit. Sie verbinden die Wirkung mit ihrer Ursache und führen am Ende (des Verses) mit den Worten:

 

 

»zu eurem Nutzen« (Sure 80, 32)

zu einem Ergebnis, einem Ziel, das beweist, dass es einen Lenker und Leiter gibt, der dieses Ziel (im Ablauf) aller dieser hintereinander geschalteten Ursachen und ihrer Wirkungen kennt und im Auge behält, und der sich hinter all diesen Ursachen wie hinter einem Schleier verbirgt. Mit dem Wort

 

 

»zum Nutzen für euch und euer Vieh.« (Sure 80, 24-32)

trennen sie in der Tat alle Ursachen von ihrer Fähigkeit, etwas erschaffen zu können. Der Bedeutung nach sagen sie: Um für euch und euer Vieh die Versorgung rechtzeitig herbeizubringen, kommt das Wasser vom Himmel. Da dieses Wasser aber nicht über die Fähigkeit verfügt, mit euch und euerem Vieh mitzufühlen, es zu lieben und die Versorgung zur rechten Zeit bereitzustellen, heißt dies, dass das Wasser nicht kommt, sondern gesandt wird. Des Weiteren öffnet sich die Erde in ihren Pflanzen, von wo euer Lebensunterhalt kommt. Da die Erde ohne ein Gefühl und ohne Bewusstsein sehr weit entfernt ist von der Fähigkeit, sich um eure Versorgung zu bekümmern und euch zu lieben, heißt dies, dass die Erde sich nicht von sich aus öffnet, vielmehr ein Anderer dieses Tor öffnet und die Gnadengaben in eure Hände legt. Des Weiteren liegt es Gräsern und Bäumen fern, sich um eure Versorgung zu bekümmern und in ihrer Barmherzigkeit Früchte und Getreide für euch wachsen zu lassen, weshalb die Ayah zeigt, dass dies Seile und Fäden sind, die der Allbarmherzige, der Allweise, (verborgen) hinter einem Schleier ausbreitet, an denen Er Seine Geschenke befestigt, um sie Seinen Lebewesen zu reichen. Aus diesen Erklärungen zeigt sich der Aufgang von vielen Namen, wie der Barmherzige (Rahim), der Versorger (Rezzaq), der Geber (Mün´im), Der Freigiebige (Kerim). Ein anderes Beispiel:

 

 

»Sahst du nicht, dass Allah die Wolken treibt und sie dann wieder versammelt und sie dann aufhäuft? Und du siehst den Regen mitten aus ihnen herauskommen. Und er sendet vom Himmel Wolkenberge herab, erfüllt mit Hagel, und Er trifft damit, wen Er will, und wendet sie ab, von wem Er will. Der Glanz Seines Blitzes blendet fast die Augen! Allah lässt wechseln die Nacht und den Tag; siehe, hierin ist wahrlich eine Lehre für die Verständigen. Allah erschuf alle Tiere aus Wasser; unter ihnen sind Einige, die auf ihrem Bauch und Andere, die auf zwei Füßen und Andere, die auf Vieren gehen. Allah schafft, was er will; siehe, Allah hat Macht über alle Dinge.« (Sure 24, 43-45)

Wenn diese Qur´anverse diese einzigartige Lenkung und Leitung bei der Bildung der Wolken und dem Regen, die wichtigsten unter den wunderbaren Werken des Herrn und die bewunderungswürdigsten Schleier der Schatzkammern Seiner Barmherzigkeit, erklären wollen, vergleichen sie die Teile der Wolken, die in der Atmosphäre aufgelöst und verborgen haben, mit den Soldaten, die eine Ruhepause einlegen und sich auf ein Signal einer Trompete wieder zusammenfinden. So versammeln sie sich mit dem Befehl Gottes und formen sich wieder zu Wolken. Dann vereinigt Er diese kleinen Wölkchen, als ob diese winzig kleinen Scharen ein Heer bildeten. Von diesen Haufenwolken her, die mit ihrer Größe und Form die segelnden Berge des Weltuntergangs darstellen und feucht und weiß wie Schnee oder Hagel sind, sendet Er das Lebenswasser zu allem, was da lebt. Aber in dieser Aussendung offenbart sich ein Wille, eine Absicht. Es kommt je nach Bedürfnis; das heißt, es wird gesendet. Die Atmosphäre ist ganz klar und rein, ohne jede (sichtbare Spur einer Wolke) darinnen. Sie erscheint wie ein einzigartiger Versammlungsort. Diese bergesgleichen Massen versammeln sich also nicht von sich aus, es ist vielmehr einer da, der alles, was da lebt, kennt und der sie sendet. So gehen denn in dieser Distanz zwischen ihren Bedeutungen die Namen wie der Allmächtige, der Allwissende, der Lenker und Leiter, der Organisator, der Versorger, der Helfer, der Lebensspender auf.

 

Achtens, der Vorzug der sprachlichen Brillanz: Manchmal geschieht es, dass der Qur´an Staunen erregende Taten erwähnt, die Gott der Gerechte in dieser Welt vollbringt, um den Menschen auf Seine wunderbaren Taten im Jenseits vorzubereiten, damit dieser sie in seinem Herzen annehme und mit seinem Verstande bestätige. Oder es werden darin die Staunen erregenden Taten erwähnt, die Er in der Zukunft (d.h. beim Weltuntergang) und im Jenseits (d.h. beim Weltgericht) vollbringen wird, damit wir durch die Beobachtung vergleichbarer Ereignisse davon überzeugt werden.

Zum Beispiel:

 

 

»Sieht der Mensch etwa nicht, dass Wir ihn aus einem Samentropfen erschaffen haben. Doch er ist Uns zu einem offenen Kritiker geworden.« (Sure 36, 77)

und so weiter bis zum Ende dieser Sure. So beweist der Weise Qur´an also in der Frage der Wiederversammlung die Auferstehung auf sieben, acht verschiedene Arten und Formen.

Zunächst stellt er uns unsere Ursprüngliche Entstehung (nesh´e-i ´ula) vor Augen. Er sagt: Von einem Samentropfen (nutfe) zu einem Eingenisteten (alaqa), von einem Eingenisteten zu einem Klumpen Fleisch (mudgha) könnt ihr die Erschaffung des Menschen bis zu ihrer Vollendung beobachten... Wie also nun könnt ihr eure Zweite Entstehung (nesh´e-i uhra) noch leugnen? Sie gleicht doch nur der ersten und ist vielleicht sogar noch einfacher als diese. Zudem weist Gott der Gerechte auch auf die gewaltigen Gnadengaben hin, die Er dem Menschen verliehen hat, indem Er sagt:

 

 

»Er, welcher aus den grünen Bäumen Feuer für euch gemacht hat.« (Sure 36, 83)

Wird nun Er, der euch solche Gnadengaben verliehen hat, danach euch ganz und gar selbst überlassen, damit ihr euch am Ende ins Grab legen und nicht wiederauferstehen solltet? Zudem sagt der Qur´an indirekt auch: Ihr seht doch, wie tote Bäume von neuem wieder grün und lebendig werden. Könnt ihr nicht aus der Wiederbelebung knochentrockenen Holzes eure Schlussfolgerungen ziehen und wollt dies für völlig unverständlich ansehen? Ja sollte denn der, welcher Himmel und Erde erschaffen hat, über Leben und Tod des Menschen, der doch die Frucht der Himmel und Erden ist, keine Macht besitzen? Ja sollte denn der, welcher diesen riesigen Baum gepflegt hat, der Frucht dieses Baumes keinen Wert mehr beimessen und sie einem Anderen überlassen? Ja, könntet ihr euch vielleicht vorstellen, dass der, welcher den Baum der Schöpfung geformt und mit all seinen Teilen in Weisheit gebildet hat, ihn nun nutz- und sinnlos werden ließe und all dem, was er hervorbringt, keine Beachtung mehr schenkte? Und weiter heißt es im Qur´an: Der, welcher euch zu der Wiederversammlung auferwecken wird, ist jener Herr, vor dem der gesamte Kosmos einem befehlsbereiten Soldaten gleicht. Vor seinem Befehl: »Kun fe yakun« (Sei! Und es ist.), beugt er sich in vollkommenem Gehorsam. Einen Frühling zu erschaffen ist für Ihn ebenso leicht wie die Erschaffung einer Blume. Die gesamte Tierwelt ins Dasein zu rufen ist für Ihn in Seiner Macht genauso leicht, als handele es sich dabei bloß um eine Mücke. Man darf Ihn nicht herausfordern und Seine Macht gering schätzen und zu Ihm sagen:

 

 

»Wer wird diese Gebeine wieder beleben?« (Sure 36, 78)

Sodann wird mit dem Vers:

 

 

»Lob und Preis sei Ihm, in dessen Händen die Herrschaft (melekut) aller Dinge ruht.« (Sure 36, 83)

zum Ausdruck gebracht, dass der, welcher der Allmächtige ist in Seiner Majestät, die Zügel aller Dinge in Seinen Händen hält und die Schlüssel zu allen Dingen besitzt und dass Er Tag und Nacht, Sommer und Winter so leicht umblättert wie die Seiten eines Buches. Diesseits und Jenseits gleichen zwei Wohnstätten, deren eine Er öffnet und deren andere Er schließt.

Da dies nun einmal so ist, zeigt sich als Schlussfolgerung aller Beweisführung:

 

 

»Und zu Ihm werdet ihr zurückkehren.« (Sure 10, 56)

d.h. Er wird euch aus dem Grabe heraus wieder zum Leben zurück und zur Wiederversammlung führen. In Seiner Gegenwart und Größe wird Er euch eure Rechnung vorlegen.

So haben also diese Qur´anverse den Verstand darauf vorbereitet, den Glauben an die Wiederversammlung zu bestätigen. Sie haben auch das Herz bereit gemacht. Denn sie haben am Beispiel irdischer Geschehnisse deren Abbilder aufgezeigt.

Zudem geschieht es manchmal, dass der Qur´an die künftigen Taten Gottes dadurch erwähnt, dass deren irdische Entsprechungen in uns wachgerufen werden, sodass kein Raum mehr bleibt, sie für unmöglich zu halten oder zu leugnen. Z.B.:

 

 

»Wenn die Sonne zusammengefaltet wird...« (Sure 81, 1)

usw.

 

 

»Wenn der Himmel sich spaltet...« (Sure 82, 1)

usw.

 

 

»Wenn der Himmel zerreißt...« (Sure 84, 1)

In solchen Suren werden die gewaltigen Umwälzungen und all das, was die Herrschaft Gottes bei der Auferstehung und Wiederversammlung verfügt, in der Weise erwähnt, dass der Mensch diese Umwälzungen, die dem Herzen Furcht einflößen und den Verstand überwältigen, leicht anzunehmen vermag, weil er ihre Entsprechungen in der Welt, z.B. im Herbst und im Frühling sehen kann. Wollten wir hier auf den Inhalt dieser drei Suren auch nur einen kurz zusammengefassten Hinweis geben: es würde dies zu weit führen. Wir wollen deshalb hier nur einen einzigen Vers als Beispiel anführen.

Mit den Worten:

 

 

»Wenn die Blätter ausgebreitet werden...« (Sure 81, 10)

wird zum Ausdruck gebracht, dass bei der Wiederversammlung alle Taten jedes Menschen wie auf einer einzigen Seite zusammengefasst und veröffentlicht werden. Dieses Problem für sich allein betrachtet erscheint uns recht eigenartig und dem Verstand unzugänglich. Aber so wie diese Sure darauf hinweist, findet die Veröffentlichung der Blätter ganz offensichtlich ebenso ihre Entsprechung in der Wiederversammlung des Frühlings wie auch anderer vergleichbarer Geschehnisse. Denn jeder fruchttragende Baum und jede blühende Pflanze hat ihre Pflichten und Aufgaben, ihre Aktivitäten und Funktionen und ihre Prädikate. Je nach ihrer Form, in der sie die Namen Gottes zeigen, zelebrieren sie lobend und preisend den Dienst an ihrem Herrn. So ist die Funktion, die Lebens- und Wachstumsgeschichte einer jeden Pflanze allen ihren Samenkernen und Körnern eingegeben, wenn diese in einem neuen Frühling und an einem anderen Ort wieder aus dem Boden hervorkommen werden. Mit der Form und Gestalt, in der sie sich uns zeigen, wird ganz klar ersichtlich, wie sie Ursprung und Herkunft ihrer Taten und Aufgaben gedenken und ihre Äste und Zweige, ihre Blätter und Blüten ausbreiten und ihre Früchte hervorbringen und so auch die Blätter ihrer Taten und Aufgaben ausbreiten. In der Tat vollbringt der Gleiche voll Weisheit und als ein Verständiger (Hakiem) voll Achtsamkeit und als ein Beschützer (Hafiz) voll Umsicht und als ein Leiter (Müdebbir) voll Fürsorge und als ein Lehrer (Mürebbi) voll Zärtlichkeit und als ein Anmutiger (Latif) alle diese Werke, der gesagt hat:

 

 

»Wenn die Blätter ausgebreitet werden...« (Sure 81, 10)

Man möge nun ähnliche Qur´anstellen zum Vergleich heranziehen und Möglichkeiten ausdeuten! Um eine Hilfestellung zu geben, wollen wir noch hinzufügen, dass der Vers:

 

 

»Wenn die Sonne zusammengefaltet wird...« (Sure 81, 1)

mit dem Ausdruck zusammenfalten, umhüllen (tekvir) auf das folgende glänzende Beispiel hinweist und auf dessen Entsprechung anspielt:

 

Erstens: In der Tat hat Gott der Gerechte die Schleier des Nicht-Seins, des Äthers und des Himmels geöffnet, um die Sonne einer diamantenen Lampe gleich aus der Schatzkammer seiner Barmherzigkeit zur Erleuchtung der Welt hervorzuholen und der Welt zu zeigen. Nachdem diese Welt geschlossen worden ist, wird Er diesen Juwel wieder in seine Schleier einhüllen und zurückbringen.

 

Zweitens: Man kann die Sonne auch als eine Art Beamten betrachten, der damit beauftragt ist, die guten Eigenschaften des Lichtes auszuteilen und dafür Sorge zu tragen, dass es sich hier auf Erden mit der Finsternis abwechselt. Zwar sammelt nun dieser Beamte jeden Abend sein Gut ein und verbirgt sich; es kann aber auch sein, dass sein Geschäft durch den Schleier einer Wolke vermindert wird; oder es kann sein, dass der Mond zu einem Schleier vor ihrem Antlitz wird und ihn in seinem Dienst zum Teil behindert. So wie er nun seine Güter und das Buch seiner Taten einsammelt, so wird er sicherlich auch einmal von seinen Pflichten entbunden werden. Und es wird zu ihm gesagt werden: »Auf! Fahre nun zur Hölle hinab und verbrenne dort diejenigen, die dich angebetet und so mit ihrer Treulosigkeit eine gehorsame Dienerin wie dich verspottet haben!« So trägt sie den Erlass (ferman) vor:

 

 

»Wenn die Sonne zusammengefaltet wird...« (Sure 81, 1)

Neuntens, eine Anmerkung zur sprachlichen Brillanz: Zuweilen geschieht es, dass der Weise Qur´an einige kleine Ziele erwähnt. Dann berichtet er ein kleines Ereignis anstelle eines allgemeingültigen Grundsatzes mit Gottes Schönen Namen, stellt es fest, forscht und beweist es, um den Verstand von den erwähnten kleinen Ereignissen hinweg zu allgemeingültigen Rängen zu führen. Ein Beispiel:

 

 

»Gehört hat Gott die Aussage jener, die mit dir über ihren Gatten stritt und bei Gott Klage erhob. Gott hörte euren Wortwechsel. Gott hört und sieht alles.« (Sure 58, 1)

Hier sagt der Qur´an: »Gott der Gerechte ist allhörend, Er hört alles. Er hört sogar mit Seinem Namen »der Gerechte« den Streit einer Frau mit dir, die sich über ihren Gatten beklagt, was nur eine private Angelegenheit war. Überdies hört Er mit Seinem Namen »der Barmherzige« die berechtigte Beschwerde einer Frau, in der die anmutigste Form der Barmherzigkeit erscheint und die in ihrer Opferbereitschaft eine Quelle der selbstlosen Liebe (shefqat) ist. Er hört sie aufmerksam unter Seinem Namen »der Barmherzige« und nimmt sie mit Seinem Namen »der Gerechte« genauso wichtig wie die gewaltigste Angelegenheit.« Um dieses kleine Ereignis zu verallgemeinern, muss derjenige, der außerhalb des Bereichs der Möglichkeiten des Seins ist, der auch das kleinste Ereignis der Geschaffenen hört und sieht, mit Sicherheit der Herr sein, der alles hört und alles sieht. Derjenige, der der Herr des Kosmos ist, muss die Sorgen der armen, kleinen Geschaffenen innerhalb des Kosmos sehen und ihr Wehklagen hören. Wer ihre Sorgen nicht sieht und ihre Klagen nicht hört, kann kein Herr sein. Wenn das so ist, stellt der Qur´an mit dem Satz

 

 

»Wahrlich, Gott hört und sieht alles.« (Sure 58, 1)

zwei gewaltige Wahrheiten fest.

Ein anderes Beispiel:

 

 

»Preis sei dem, der seinem Diener bei Nacht von der heiligen Moschee (zu Mekka) zur fernen Moschee (zu Jerusalem), die Wir ringsum gesegnet haben, reisen ließen, damit Wir ihm etwas von Unseren Zeichen zeigen. Er ist der, der alles hört und sieht.« (Sure 17, 1)

Nachdem der Qur´an die Nachtreise des Ehrenwerten Gesandten, mit dem Friede und Segen sei, von seiner Moschee (Mesdjid-i Haram) zu der fernen Moschee (Mesdjid-i Aqsa), die der Anfang seiner Himmelfahrt (Mi´-rac) war, erwähnt hat, sagt er

 

 

»Wahrlich, Er ist der, der alles hört und alles sieht.« (Sure 17, 1)

Das Pronomen »hu«, das in dem

 

 

»Wahrlich, Er ist.«

enthalten ist, kann sich entweder auf Gott den Gerechten oder auf den Gesandten beziehen. Sollte es sich auf den Gesandten beziehen, dann besagt der Qur´anvers folgendes: »Die Reise dieser Persönlichkeit ist eine Reise stellvertretend für alle und für einen Aufstieg über alle Stufen, sodass er die Zeichen des Herrn und die einzigartigen Kunstwerke Gottes gehört und gesehen hat, welche seine Augen und Ohren bei seiner Reise über alle Stufen der Gottesnamen bis zum »Lotusbaum« (Sidretu l-munteha), ja bis auf »Zwei-Bogenlängen-Nähe« zu Gott (Qab-i Qauseyn) angetroffen haben.« Dieser Qur´anvers schildert jene persönliche Reise des Propheten als Schlüssel zu einer Reise mit einer einzigartigen Versammlung und zu einer Reise, die stellvertretend für alle ist. Wenn sich das Pronomen auf Gott den Gerechten beziehen sollte, dann besagt der Qur´anvers folgendes: »Er lud einen Seiner Diener zu einer Reise in Seine Gegenwart ein, um ihn mit einer Aufgabe zu beauftragen. Er sandte ihn von der innersten Moschee (zu Mekka) zur äußersten Moschee (zu Jerusalem), wo sich alle Propheten versammelten, ließ ihn mit den Propheten zusammentreffen, und nachdem Er ihnen gezeigt hatte, dass er der vollkommene Erbe des Wurzelgrundes der Religionen aller Propheten ist, führte Er ihn in Seinem ganzen Reiche, der Körperwelt wie der Engelwelt empor, bis Er ihn (schließlich in dem Maqam von) »Zwei-Bogenlängen-Nähe (Qab-i Qauseyn)« bei Sich (Gott empfing).« So ist diese Persönlichkeit also zwar ein Diener; diese Reise ist die Himmelfahrt, die zwar er Individuum erlebt; aber bei ihm als Diener ein Pfand (emanet), das ihn mit dem ganzen Sein verbindet. Überdies ist ein Licht mit ihm, das die Farbe unseres Daseins zu verwandeln vermag. Überdies ist ein Schlüssel bei ihm, der das Tor zur Ewigen Glückseligkeit zu öffnen vermag. Darum stellt sich Gott der Gerechte in Seinen Eigenschaften als der All-Hörende und All-Sehende vor, sodass der universelle Wert dieses Unterpfandes, dieses Lichtes und dieses Schlüssels aufgezeigt werde.

Ein anderes Beispiel:

 

 

»Alles Lob gebührt Allah, dem Schöpfer der Himmel und der Erde, der die Engel zu Boten macht, versehen mit Flügeln in Paaren zu dritt und zu viert. Er fügt der Schöpfung hinzu, was Er will. Wahrlich, Allah hat Macht über alle Dinge.« (Sure 35, 1)

So besagt dieser Qur´anvers also am Anfang: »Der majestätische Schöpfer der Himmel und der Erde verzierte die Himmel und die Erde so mit Seinen wunderbaren Kunstwerken, dass die ungezählten Zuschauer dazu gebracht werden, ihren Schöpfer unendlich zu loben und zu preisen. Desgleichen schmückte Er sie mit unzählbaren Gnadengeschenken, dass der Himmel und die Erde in der Sprache all Seiner Gnadengaben, und derer, die diese Gnadengaben genießen, jenem gnädigen Schöpfer unendlich viel Lob und Preis darbringen.« Der majestätische Schöpfer, der nicht nur Menschen, Tieren und Vögeln, Flügel und Flugmaschinen verliehen hat, womit sie zwischen den Städten und Ländern der Erde fliegen und umherreisen können, sondern auch den Engeln, Einwohnern des Himmelreiches, Flügel verliehen hat, damit sie zwischen den Sternen, den Schlössern des Himmels, und zwischen den Türmen, (Sternbildern und) hohen Ländern, wo sie Zuhause sind, reisen und fliegen können, muss mit Sicherheit Macht über alle Dinge haben. Derjenige, der einer Fliege die Flügel verleiht, mit denen sie von einer Frucht zur anderen Frucht fliegt, der einem Sperling Flügel gibt, mit denen er von dem einen Baum zu einem anderen Baum fliegt, ist derselbe, der die Flügel gibt, mit denen man vom Morgenstern zum Jupiter, vom Jupiter zum Saturn fliegen kann. Des Weiteren sind die Engel nicht auf eine einzelne Existenz, wie unsere irdische, beschränkt. Sie sind nicht an einen bestimmten Ort gebunden. Als Hinweis darauf, das sie zu gleicher Zeit auf vier oder noch mehr Sternen anwesend sind, gibt der Vers eine ausführliche Erklärung mit den Worten

 

 

»in Paaren, zu dritt und zu viert«

So weist denn dieser Vers mit dem Ausdruck: »Die Engel mit Flügeln zu versehen«, was nur ein minderes Geschehen ist, auf die Werkbank hin, wo sich dann die Größe Seiner Macht in ihrem ganzen großen Umfang und in ihrer Allgemeingültigkeit herausstellt. Mit dem Ausdruck:

 

 

»Wahrlich, Allah hat Macht über alle Dinge.« (Sure 35, 1)

untersucht er dies zugleich und befestigt es.

 

Zehntens, eine Anmerkung zur sprachlichen Brillanz: Es kommt gelegentlich vor, dass eine Ayah, Werke menschlichen Ungehorsams gegenüber Gott erwähnt, ihn deswegen unter einer strengen Androhung zurechtweist. Damit er aber unter dieser strengen Androhung nicht in Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit verfällt, schließt sie sodann, auf seine Barmherzigkeit verweisend, mit einem Teil Seiner Namen ab, die ihn nun wieder trösten. Zum Beispiel:

 

 

»Sprich: Gäbe es neben Ihm noch andere Götter, wie sie sagen, dann müssten diese doch nach einem Weg trachten, zu dem Herrn des Thrones zu gelangen. Lob sei Ihm! Hoch und erhaben ist Er über das, was sie da behaupten! Es preisen Ihn die sieben Himmel und die Erde und wer darinnen ist. Es gibt kein Ding, das Ihn nicht lobpreist. Doch versteht ihr nicht ihre Lobpreisung. Siehe, Er ist milde und verzeihend.« (Sure 17, 42-44)

Diese Ayah sagt also nun: Sprich: Gäbe es in Seinem Eigentum noch einen Teilhaber, wie ihr behauptet, würde er mit Sicherheit die Hand nach dem Thron der Herrschaft Gottes ausstrecken und eine solche Unordnung hervorrufen, dass die Spuren seiner Einmischung sichtbar werden würden. Jedoch preisen alle Geschöpfe, im Allgemeinen wie im Besonderen, angefangen von den sieben Himmeln bis hin zu den mikroskopisch kleinen Lebewesen, die kleinen und die großen, mit den Zungen der Erscheinungen und Ornamente aller Namen, die an ihnen sichtbar werden, denjenigen, der diese Schönen Namen in Seiner Majestät trägt, und erklären Ihn frei von irgendeinem, der Sein Teilhaber oder Ihm ebenbürtig sein könnte. Wie der Himmel Ihn mit den lichtausstrahlenden Worten, die Sonnen und Sterne genannt werden, mit seiner Zweckmäßigkeit und Wohlordnung verherrlicht und für Seine Einheit und Gegenwart Zeugnis ablegt und auch die Atmosphäre Ihn mit Worten der Wolken, der Blitze, des Donners und der Regentropfen preist und verherrlicht und für Seine Einheit und Gegenwart Zeugnis ablegt, genauso preist die Erde mit allem, was unter ihr und über ihr ist, in lebendigen Worten, die Tiere und Pflanzen heißen, den majestätischen Schöpfer und Seine Einheit (Tauhid). Jeder Baum auf ihr preist Ihn wiederum mit Worten gleich Blättern, Blüten und Früchten und bezeugt Seine Einheit. Genauso preist auch das kleinste Geschöpf, das winzigste Kunstwerk, trotz seiner Kleinheit, seiner Winzigkeit, durch die Ornamente und Eigenschaften, die es trägt und die auf sehr viele alles umfassende (d.h. einen Partner ausschließende) Namen hinweisen, den Träger in Seiner Majestät und bezeugt Seine Allgegenwart (Vahdaniyyet). Was ist im Gegensatz zu all dem, der Unglaube und die Abgötterei, in die der Mensch verfällt, der eine Zusammenfassung dieses Kosmos, sein Ergebnis und seine kostbarste Frucht ist, ein teurer Beauftragter Gottes (Khalif) in diesem Kosmos, in dem alle Geschöpfe im Einklang, gemeinsam und in gleicher Sprache den majestätischen Schöpfer preisen und Seine Einheit und Allgegenwart bezeugen und dadurch ihre Geschöpfespflicht in der ihnen entsprechenden Art in vollkommenem Gehorsam erfüllen, für eine Hässlichkeit und in welchem Grade verdient er dafür seine Strafe! Um ihn nicht ganz und gar in Verzweiflung zu stürzen, und um die Weisheit, die darin liegt, zu zeigen, dass der Zornige (Qahhar) in Seiner Majestät zu solch einem grenzenlosen Verbrechen und einer solch unendlich hässlichen Rebellion eine Möglichkeit gibt und den Kosmos über seinem Kopf nicht zerschlägt und zerstört, sagt der Vers:

 

 

»Siehe, Er ist milde und verzeihend.« (Sure 17, 44)

Mit diesem Abschluss zeigt (diese Ayah) den Sinn dieser Fristgewährung und lässt das Tor zu einer Hoffnung offen.

So verstehe denn nun auf Grund der zehn auf dieses Wunder hinweisenden Zeichen, dass es in den Zusammenfassungen am Ende der Qur´anverse, neben vielen Spuren der rechten Leitung viele Blitze gibt, die dieses Wunder aufzeigen, sodass die größten und genialsten Dichter, in Anbetracht dieser einzigartigen Stilarten vollkommen verwundert und so begeistert waren, dass sie voll Staunen ganz und gar überwältigt sagten:

 

 

»Das ist kein Menschenwort.«

Sie glaubten an

 

 

»Es ist nichts anderes als eine Offenbarung, die offenbart wird.« (Sure 53, 4)

mit einer Gewissheit, die sie selbst erlebt und gelebt hatten. Also beinhalten manche Verse neben allen obenerwähnten Zeichen noch viele andere Eigenschaften, die hier nicht unser Thema betreffen. Aus der Sammlung dieser Eigenschaften wird ein so wunderbares, vollendetes Ornament erkennbar, dass es selbst noch ein Blinder sehen kann.

 

Das dritte Licht des Zweiten Strahls ist folgendes: Der Qur´an bietet keine Vergleichsmöglichkeit mit irgendeinem anderen Wort, ist unvergleichbar mit anderen Worten. Denn die verschiedenen Ebenen eines Wortes ergeben sich hinsichtlich seiner Erhabenheit, Kraft und Schönheit aus vier Quellen. Eine davon ist sein Sprecher (mutekellim). Eine andere ist der Angesprochene (muhatab). Eine weitere ist seine Absicht (maqsad). Eine letzte ist sein Niveau (maqam). Es ist keineswegs so, wie es die Literaten sagen, die nur den literarischen Wert (maqam) ins Auge fassen. Weil dies aber so ist, frage dich bei einem Wort: »Wer sagte es? Wem wurde es gesagt? In welcher Absicht wurde es gesagt? Wie seriös (maqam) war es gemeint?« Bleibe nicht dabei stehen, nur das Wort allein zu betrachten. Da ein Wort nun einmal seine Kraft, seine Schönheit aus diesen vier Quellen schöpft, erkennt man, sobald man der Quelle des Qur´an seine Beachtung schenkt, den Grad seiner sprachlichen Brillanz, seiner Erhabenheit und seine Schönheit. Da nun einmal ein Wort (kelam) abhängig ist von dem, der es sagt (mutekellim), so beinhaltet dieses Wort auch, sobald es sich dabei um ein Gebot oder ein Verbot handelt, zugleich Willenskraft und Macht entsprechend dem Rang des Sprechers. Dann wird das Wort so stark, dass es keinen Widerstand mehr duldet. Es wirkt wie der elektrische Strom. Dementsprechend steigert sich auch die Erhabenheit und Kraft eines Wortes. Zum Beispiel:

 

 

»Oh Erde, verschlinge dein Wasser, und, oh Himmel, halt ein!« (Sure 11, 44)

Das heißt: »Oh Erde, deine Aufgabe ist beendet. Verschlinge dein Wasser! Oh Himmel, deine Dienste sind nicht mehr erforderlich. Stelle den Regen ein!« Ein anderes Beispiel:

 

 

»Und Er sagte zum Himmel und zur Erde: kommt her, freiwillig oder widerwillig! Sie sagten: Wir kommen freiwillig.« (Sure 41, 11)

Das heißt: Er sagte: »Oh Erde! Oh Himmel! Ob ihr wollt oder nicht, kommt her, unterwerft euch Meiner Weisheit und Macht! Tretet aus dem Nichtsein heraus, kommt zu Meiner Kunstausstellung ins Dasein!« Sie sagten: »Wir kommen in vollkommenem Gehorsam. Wir werden alle Aufgaben, die Du uns zeigst, mit Deiner Macht vollbringen.« So betrachte die Kraft und die Erhabenheit von derartigen wahren und eindringlichen Befehlen, welche die Macht und die Willenskraft (Gottes) in sich enthalten. Können denn da noch Gespräche in Befehlsform, welche sich Menschen mit der unbelebten Natur zurechtphantasieren, wie

 

 

»Oh Erde halt ein! Oh Himmel spalte dich! Oh Untergang brich an!«

mit den oben angeführten Befehlen vergleichbar sein?... Wo bleiben denn da nun in der Tat alle die guten Wünsche und die unsinnigen Befehle, die aus diesen Wünschen erwachsen, und wo bleibt der wahre Befehl eines Kommandeurs in seinem Dienst, ausgestattet mit der Echtheit seines Kommandos?... Wo bleibt da in der Tat der durchschlagende Befehl des Kommandeurs: »Marsch!« an sein großes, gehorsames Heer?... Wenn ein solcher Befehl von einem einfachen Soldaten ausgesprochen wird, so unterscheidet er sich, obwohl er ihm doch äußerlich gleicht, dem Geist und Sinne nach so wie ein einfacher Soldat von seinem Kommandeur.

Zum Beispiel:

 

 

»Sein Befehl ist nur, wenn Er ein Ding will, dass Er zu ihm spricht: Sei! und es ist.« (Sure 36, 82)

und zum Beispiel

 

 

»Und als Wir zu den Engeln sprachen: Werft euch vor Adam nieder.« (Sure 2, 34)

Betrachte die Kraft und die Erhabenheit, die in den beiden Befehlen der beiden Verse liegt. Dann betrachte die Worte der Menschen, die sie als Befehle geben. Ähnelt es nicht einem Vergleich zwischen einem Leuchtkäfer mit der Sonne?... Wenn in der Tat der wahre Inhaber eines Geschäftes uns eine Beschreibung gibt, wenn der wahre Künstler während seiner Tätigkeit Auskunft gibt über sein Kunstwerk, wenn der wahre Geber bei der Überreichung seiner Gaben eine Verlautbarung zu seinen Gaben äußert, so heißt das, Wort und Tat miteinander zu vereinigen, seine eigene Tat sowohl für das Auge als auch für das Ohr zu erläutern, wenn er sie folgendermaßen beschreibt: »Schaut her! So habe ich dies gemacht. So mache ich das. Hier habe ich dies aus jenem Grunde so gemacht. Dies muss so werden. Darum mache ich dieses auf jene Weise.« Zum Beispiel:

 

 

»Haben sie nicht zum Himmel über ihnen emporgeschaut, wie Wir ihn erbaut und geschmückt haben und (gesehen, dass) er keine Risse hat? Und die Erde - Wir haben sie ausgebreitet und feste Berge darauf gesetzt; und Wir ließen auf ihr all die herrlichen Paare hervorsprießen als Aufklärung und Ermahnung für jeden Diener, der sich Ihm zuwendet. Und vom Himmel senden Wir Wasser hernieder, das voll des Segens ist, und bringen damit Gärten und Korn für die Ernte hervor, und hochragende Palmen mit dichtstehenden Fruchtscheiden als Versorgung für die Diener; und beleben damit ein totes Land. So wird die Auferstehung sein.« (Sure 50, 6-11)

Was sind also derartige Darstellungen, die wie sternengleiche Paradiesesfrüchte als Sternzeichen (burudj) dieser Sure am Himmel des Qur´an leuchten, die brillante Ausdrucksweise, in der durch diese Taten Beweise der Auferstehung auf verschiedenen Ebenen erwähnt werden und was die Schlussfolgerung, die sich daran anschließt und mit dem Ausdruck

 

 

»So ist die Auferstehung.«

die Auferstehung beweist und so schon am Anfang der Sure diejenigen, welche die Auferstehung bestreiten, zum Schweigen bringt und was sind dagegen die leeren Worte der Menschen über Werke, zu denen sie kaum eine Beziehung haben? Selbst Bilder von Blumen, naturgetreu kopiert, erreichen im Vergleich mit lebendigen Blumen nie einen solchen Grad von Echtheit. Die Bedeutung von diesem

 

 

»betrachten sie nicht.«

bis zum

 

 

»so ist die Auferstehung.«

aufs Beste wiederzugeben, würde hier jedoch den Rahmen sprengen. Deshalb wollen wir hier nur darauf hinweisen und fahren fort. Es ist also wie folgt:

Da die Ungläubigen, die Wiederauferstehung leugnen, macht der Qur´an am Anfang der Sure eine solche Einleitung, um die Notwendigkeit der Wiederauferstehung darzulegen. Er sagt: »Schaut ihr etwa nicht zum Himmel über euch empor, in welcher Art Wir ihn, so wohlgeordnet und so prachtvoll aufgebaut haben? Und seht ihr überdies denn nicht, wie wir ihn mit den Gestirnen, dem Mond und der Sonne geschmückt haben? Wir haben keinen Fehler oder Mangel zurückgelassen. Und seht ihr überdies denn nicht, wie Wir die Erde für euch ausgebreitet und wie Wir sie voll Weisheit eingerichtet haben? Wir haben Berge auf der Erde aufgerichtet und sie so vor dem Überfluten durch das Meer geschützt. Und seht ihr überdies denn nicht, wie schön bunt und in Farbe Wir paare von Pflanzen jeder Art erschaffen haben? Alle Ecken der Erde haben Wir mit diesem Schmuck verziert. Und seht ihr überdies denn nicht, wie Wir vom Himmel herab den Segen des Wasser senden? Aus diesem Wasser erschaffe Ich Weingärten und Felder, Getreide und hochragende Bäume, die, gleich den Dattelpalmen, wohlschmeckende Früchte tragen, schicke durch sie Meinen Dienern ihren Unterhalt, lasse ihn eilig herbeibringen. Seht ihr überdies denn nicht, dass Ich mit diesem Wasser ausgedorrtes Land wiederbelebe? Tausende irdische (Abbilder der) Auferstehung rufe ich ins Dasein. Wie ich diese Pflanzen durch Meine Macht aus diesem abgestorbenen Boden wieder hervorbringe, so wird auch euer Wiederhervorkommen am Tage der Auferstehung sein. Wenn die Welt untergeht, wird zwar die Erde sterben, doch ihr werdet lebendig wieder aus ihr hervorkommen.« Was also ist die Brillanz, welche diese Ayat bei den Beweisführungen für die Wiederauferstehung zeigen und für deren tausendsten Teil wir hier ein Zeichen setzen konnten? Und was sind dagegen die Worte, die die Menschen zu einer Behauptung benötigen?

Vom Anfang dieser Abhandlung bis hierher haben wir viele Anrechte des Qur´an im Namen der Forschung, welche sich in der Neutralität des Urteils findet, im Verborgenen gelassen, um einen hartnäckigen Gegner zur Anerkennung der Wunder des Qur´an zu bringen. Wir haben diese Sonne immer auf die Stufe der Kerzen herunter gebracht und sie mit ihnen verglichen. Nun hat die Forschung ihre Aufgabe erfüllt und die Wunder des Qur´an auf glänzende Weise bewiesen. Jetzt wollen wir hier nicht im Namen der Forschung, sondern im Namen der Wahrheit auf den wahren Rang (maqam) des Qur´an, welcher sich jedem Vergleich entzieht, mit ein, zwei Worten hinweisen: In der Tat ist das Verhältnis gewöhnlicher Worte zu den Versen des Qur´an so, wie das Verhältnis der Sterne selbst zu den winzig kleinen Spiegelbildern dieser Sterne in einer Glasscherbe. Was also sind in der Tat die Worte des Qur´an, von denen ein jedes wie ein Stern feststehende Wahrheiten beschreibt und aufzeigt, und was sind dagegen die Aussagen von Menschen, die sie nach ihrer Meinung und im Spiegel ihrer Empfindungen mit bloßen Worten zusammenstellen? Was sind in der Tat die engelsgleichen, lebendigen Worte des Qur´an, der das Licht der rechten Leitung eingibt, und der das Wort des majestätischen Schöpfers der Sonne und des Mondes ist, und was sind dagegen die mit betörenden Wünschen und betrügerischen Einzelheiten bestechenden Worte der Menschen, um deren Lust und Laune zu erwecken? Wie Ungeziefer und ihr Stich, wie Käfer im Vergleich zu den gesegneten Engeln und den lichtstrahlenden Geistwesen, sind in der Tat Menschenworte im Vergleich zu den Worten des Qur´an. Diese Wahrheiten sind in den vorangegangenen vierundzwanzig »Worten« zusammen mit dem »Fünfundzwanzigsten Wort« bewiesen. Diese unsere Behauptung ist keineswegs aus der Luft gegriffen; Beweis dafür ist die weiter oben bereits angeführte Schlussfolgerung. Was sind in der Tat die Worte des Qur´an, dessen jedes einzelne eine Perle in der Muschel der Rechtleitung und eine Quelle der Glaubenswahrheiten, eine Fundgrube der Grundsätze des Islam ist, die unmittelbar vom Thron des Erbarmens herabkommen, Worte über und außerhalb des Kosmos, die um des Menschen willen auf ihn herabgesandt werden, und die das Wissen, die Macht und den Willen beinhalten und die Ansprache (hitab) des Urewigen sind. Was sind demgegenüber in der Tat die Worte der Menschen, die sie in ihrer Gleichgültigkeit den ernsten Dingen gegenüber äußern, die ihre Wünsche und ihre Neigungen preisen, Worte, nichtig sind und nur von ihren eigenen Wünschen handeln? Was ist in der Tat der Qur´an, der zu einem paradiesischen Tuba-Baum wurde, indem er all seine geistigen Werte, seine Kennzeichen und Vollkommenheiten, seine Prinzipien und Gesetze wie seine Blätter in dieser islamischen Welt ausbreitet, indem er die Koryphäen des Herzens (Auliya) und des Geistes (Asfiya) als seine Blüten durch das Lebenselixier dieses Baumes frisch und schön zeigt und als Früchte immer die Vollkommenheiten, die wahren Erkenntnisse über die Schöpfung und über den Schöpfer trägt und die vielen Kerne in seinen Früchten, die je zu einem Grundsatz und Programm für das Leben werden und die wieder als ein fruchtbarer Baum die Kette (muteselsil) der Wahrheit zeigen? Was aber ist demgegenüber das uns bekannte Wort eines Menschen?

 

 

»Wo ist die Erde und wo ist das Siebengestirn?«

Während der Weise Qur´an seit 1350 Jahren alle seine Wahrheiten auf dem Markt des Kosmos ausbreitet, schöpfte jeder Mensch, jedes Volk, jedes Land von seinen Juwelen, von seinen Wahrheiten und schöpfen sie auch weiterhin aus ihm. In Wirklichkeit konnten weder sein gewohnheitsmäßiger Gebrauch, noch seine vielen Exemplare, noch die lange Zeit, noch die großen Umwälzungen seine kostbaren Wahrheiten, seine anmutigen Stilarten beeinträchtigen, veraltern, eintrocknen, ihm etwas von seinem Wert nehmen oder seine Schönheiten auslöschen. Dieser Zustand ist für sich allein genommen schon ein Wunder.

Wenn nun einer hervortreten würde und kindisch einem Teil der Wahrheiten, die der Qur´an brachte, nach seinen Vorstellungen, eine neue Anordnung geben wollte und zu einem Vergleich herbei brächte, um mit ihnen gegen einige Verse des Qur´an zu konkurrieren und sagen wollte: »Ich habe ein Wort gebracht, das dem Qur´an ähnlich ist.«, so wäre das eine Aussage, so töricht wie in dem folgenden Beispiel: Ein einfacher Baumeister ganz gewöhnlicher Häuser, der keine Ahnung von der hohen Kunst eines Baumeisters hat, der ein großartiges Schloss aus verschiedenen Edelsteinen erbaute und es durch exakte Platzierungen dieser Steine mit ausgewogenen Ornamenten verzierte, die sich bei dem hohen Schmuck dieses ganzen Schlosses finden, und nicht in der Lage ist, diesen hohen Schmuck, alle Edelsteine und Verzierungen dieses Schlosses zu erkennen, betritt dieses Schloss. Er vernichtet die erhabenen Ornamente, die von diesen wertvollen Steinen gebildet sind, und versucht kindisch nach seinem Wunsch, entsprechend der Form eines gewöhnlichen Hauses eine neue Anordnung, eine neue Form zu finden. Er befestigt einige Plastikperlen, wie sie den Augen der Kinder gefallen würden. Und dann sagt er anschließend: »Seht! Ich habe mehr Geschicklichkeit und Reichtum als der Baumeister dieses Schlosses. Ich habe wertvolle Schätze.« Es ist ein Vergleich mit dem Werk eines Fälschers, mit den Phantastereien eines Fieberkranken.

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Dritte Flamme Dritte Flamme: Diese Flamme hat drei Strahlen.

 

Erster Strahl: Einer der überwältigenden Aspekte des Qur´an, der als solcher nicht nur in sich selbst, als auch in der Art seiner Verkündigung ein Wunder ist, wurde bereits im »Dreizehnten Wort« erklärt. Er wird jedoch hier in diesem Zusammenhang noch einmal angeführt, um ihn in die Reihe seiner Geschwister, der übrigen Aspekte zu stellen, welche ebenfalls dieses Wunder zeigen.

So ist denn jeder einzelne Vers des Qur´an wie ein Stern von durchdringendem Glanz (Sure 86, 3). Wenn du sehen und erleben willst, wie er die Erkenntnis der Wunder und das Licht der Rechtleitung verbreitet und dadurch die Finsternis des Unglaubens und der Gottvergessenheit vertreibt, versetze dich zu jener Zeit der Unwissenheit (Djahiliyah) in die Wüste der Beduinen, jene Zeit, in der alles in der Finsternis der Unwissenheit und Gottvergessenheit wie in ein Tuch gewickelt schien, das nur noch leblose Dinge und eine seelenlose Natur übrig ließ. Dann komm und höre nun in der Sprache des Qur´an

 

 

»Es preist Allah, was in den Himmeln und was auf Erden ist, den König, den Heiligen, den Mächtigen, den Weisen.« (Sure 57, 1 u. 62, 1)

und ähnliche Verse. So wirst du plötzlich sehen, wie diese leb- und seelenlos erscheinenden Dinge, die scheinbar toten oder schlafenden Wesen in dieser Welt, unter der Rezitation des

 

 

»Es preist...«

in der vom Glauben erfüllten Vorstellung der Zuhörer zum Leben erwachen, auferstehen und Gott preisen. Auch die Sterne am nachtdunklen Antlitz des Himmels zeigen sich jeder einem glühenden Stückchen Kohle gleich und die über die Erde verstreuten Geschöpfe erscheinen vor den Augen der Zuhörer unter der Rezitation des

 

 

»Es preisen Ihn die sieben Himmel und die Erde.« (Sure 17, 44)

wobei der Himmel dem Mund gleicht, jeder Stern ein Wort ist, das die Weisheit Gottes verkündet, ein Licht, das die Wahrheit ausstrahlt und die Erde das Haupt darstellt, die Länder und Meere wie deren Zunge reden und alle Tiere und Pflanzen ihre Worte sind, die die Heiligkeit Gottes verkünden.

Schaust du jedoch aus heutiger Zeit in jene Zeit zurück, kannst du sicherlich die Feinheiten in den oben geschilderten Vorgängen nicht miterleben. Ja, betrachtest du sie in einer Welt, in der sich seit jener Zeit das Licht ausgebreitet hat und im Laufe der Zeit zu einem allgemeinen Leuchten geworden ist und die noch von anderen Lichtern des Islam überstrahlt wird und unter der Sonne des Qur´an die Farbe des Tages angenommen hat, oder wenn du durch deinen Schleier der Oberflächlichkeit und Gewohnheit blickst, dann kannst du sicher nicht recht erfahren, welch eine Finsternis ein jeder Qur´anvers erleuchtet und mit welch einem köstlich hellen, wundersamen Klang er sie vertrieben hat. So kannst du diese Art Wunder unter vielen anderen Arten von Wundern des Qur´an mit deinen Sinnen nicht erfassen. Wenn du das Wunder des Qur´an, der ein Wunder seiner Verkündigung ist, in seiner höchsten Stufe betrachten willst, dann komm und höre das folgende Gleichnis. Es ist dies wie folgt:

Versuchen wir uns einmal einen sehr hohen und weit ausladenden, einen einzigartigen, Staunen erregenden Baum vorzustellen, der durch eine Art Tarnkappe verborgen und in ein großes Tuch eingewickelt sein soll. Nun ist ja bekannt, dass zwischen den Zweigen, Früchten, Blättern, Blüten und allem, was zu einem Baum gehört, ein Verhältnis, eine Proportionalität, ein Gleichgewicht bestehen muss, ähnlich dem unter den Organen des Menschen. Jedes Teil erhält also nach der Art des Baumes seine Form, das ihm entsprechende Aussehen. Jetzt trete jemand auf, der von diesem noch nie gesehenen und auch tatsächlich nicht sichtbaren Baum auf einer Leinwand ein wohlproportioniertes Bild malen soll, mit allen seinen Teilen, von ihm einen Entwurf machen mit Stamm, Ästen und Zweigen, bis hin zu den Blättern und Früchten, eine wohlausgewogene Skizze anfertigen, eine stimmige Zeichnung entwerfen soll, wobei er während seiner Arbeit, mitten zwischen ihrem Anfang und ihrem noch unendlich weit entfernten Ende die einzelnen Teile entsprechend ihrer tatsächlichen Form und Gestalt darstellen müsste. Es bliebe dann mit Sicherheit kein Zweifel daran, dass der Maler diesen unsichtbaren Baum mit seinem Blick, der in das Unsichtbare schaut, betrachtet und danach beschreibt.

Genauso erklärt auch der Qur´an, dessen Verkündigung ein Wunder ist, das Bild von der Welt der unerschaffenen Möglichkeiten. (Dies ist das Bild vom Baum der Schöpfung, der sich vom Anbeginn der Welt bis in die Unendlichkeit der Ewigkeit und von der Erde bis zum Thron Gottes und vom Atom bis hin zur Sonne ausbreitet.) Diese Offenbarungsschrift hat bei der Beschreibung dieses Bildes die Proportionalität so weit im Auge behalten und jeden Teil und jede Frucht dieses Baumes dementsprechend ins Bild gesetzt, dass alle Kenner der Wahrheit, am Ende ihrer Forschung, in Anbetracht der Beschreibung des Qur´an »Maschaallah, Barekallah« gesagt haben. Zudem haben sie gesagt: »Oh weiser Qur´an, du bist der, der die tiefe Wahrheit des Kosmos und die verschiedenen Geheimnisse der Schöpfung aufgedeckt und enthüllt hast.«

 

 

»Es preisen Ihn die sieben Himmel und die Erde.« (Sure 17, 44)

Wir stellen die Namen und Attribute Gottes, die Taten und Handlungen Seiner Herrschaft in Form eines Tuba-Baumes aus Licht dar. Die weit ausladenden Äste dieses lichtstrahlenden Baumes strecken sich bis in alle Ewigkeiten aus. Seine Grenzen breiten und dehnen sich in den unendlichen Raum hinein und umfassen ihn. Die Grenze seiner Ausdehnung reicht von

 

 

»Allah dringt zwischen des Menschen Inneres und sein Herz.« (Sure 8, 24) »Allah lässt Kerne und Körner keimen.« (Sure 6, 95)

bis zur Grenze von

 

 

»Und die Himmel werden zusammengerollt sein in Seiner Rechten.« (Sure 39, 67) »Er schuf die Himmel und die Erde in sechs Tagen.« (Sure 7, 35)

Der weise Qur´an hat diese leuchtende Wahrheit von den Namen, Attributen, Taten und Handlungen (Gottes) auf eine solche Weise erklärt, dass die einzelnen Zweige und Äste mit ihren Früchten und allem, was der Baum an Nutzbarem hervorbringt, miteinander harmonieren, zueinander passen, einander entsprechen, ohne sich gegenseitig in ihrer Entfaltung zu behindern, einander in ihren Rechten zu beeinträchtigen und ohne einander in der Erfüllung ihrer Aufgaben allein zu lassen. Alle Erforscher und Kenner der Wahrheit, die Theologen und alle Leute von Weisheit und Bildung, die sich in der Welt der göttlichen Aspekte bewegen, haben über die Verkündigung der Errettung »Subhanallah« gesagt, und bestätigen sie mit den Worten: »Wie richtig und wie wahr, wie treffend und wie schön.«

 

Beispiel: Die sechs Grundpfeiler des Glaubens sind wie die Äste eines gewaltigen Baumes, die sich nach der Welt der bedingten Möglichkeiten und nach der Welt des unabdingbar notwendigen Seins erstrecken. Der Qur´an beschreibt bis zu den feinsten Früchten und Blüten hin alle Zweige an den sechs Ästen, den Grundpfeilern (des Glaubens) so treffend, schildert sie so wohlausgewogen und zeigt sie in einer so entsprechenden Weise, dass der menschliche Verstand zu schwach ist, ihm mit seiner Vorstellungskraft zu folgen und vor dessen Schönheit in Staunen verharrt.

Zwischen den fünf Grundpfeilern des Islam, welche gemeinsam einen Zweig am Ast des Glaubens bilden, wird bis zu den feinsten Verästelungen seines Stammes, d.h. kleinsten Sitten, fernsten Zielen, tiefsten Weisheiten und winzigsten Früchten, eine vollkommene Proportionalität, ein vollkommenes Verhältnis und ein vollständiges Gleichgewicht aufrecht erhalten. Dafür gibt es einen unwiderlegbaren, gerechten Zeugen und ein sicheres, zweifelsfreies Zeugnis: die vollkommene Ordnung, Gleichgewicht, vollkommene Ausgewogenheit und Autorität der Islamischen Großen Verfassung (Scharia), die aus den klaren Darlegungen, Aspekten, Hinweisen und Chiffren des alles umfassenden Qur´an erwächst. Das bedeutet also, dass die Erklärung des Qur´an nicht auf der begrenzten Kenntnis eines Menschen, besonders auf dem Wissen eines Analphabeten beruhen kann. Vielmehr ist sie das allumfassende Wissen und das Wort des Herrn, der alle Dinge gleichzeitig überschaut und von Ewigkeit zu Ewigkeit in einem einzigen Augenblick aller Wahrheiten Zeuge ist. »Amenna (Wir glauben)«.

 

Zweiter Strahl: Da wir im »Zwölften Wort« erklärt und mit einem Gleichnis beschrieben und in anderen Worten bewiesen haben, in welchem Grade (westliche) Menschenweisheit, die angetreten ist, um der Weisheit des Qur´an Widerstand zu bieten, der Weisheit des Qur´an gegenüber unterlegen ist, wollen wir ihr hier nur noch einen anderen Aspekt gegenüberstellen und uns des Weiteren mit einem Hinweis begnügen. Es ist dies wie folgt:

Menschliche Philosophie und Weisheit betrachtet diese Welt als ewig. Von dem Wesen und den Eigenschaften der Schöpfung spricht sie ausführlich. Falls sie von der Aufgabe spricht, die alles Sein dem Meister gegenüber hat, fasst sie sich kurz. Im Buch des Kosmos bespricht sie so gut wie nur die Verzierungen und die Buchstaben. Seiner Bedeutung misst sie keinen Wert bei. Was aber den Qur´an betrifft, so betrachtet er die Welt als vergänglich, vorüber fließend, trügerisch, vorbei fahrend, unbeständig und veränderlich. Vom Wesen der Schöpfung, ihren sichtbaren und materiellen Eigenschaften spricht er nur kurz. Er erwähnt aber ausführlich die Aufgaben der Schöpfung, mit denen sie als Diener und Anbeter von ihrem Meister beauftragt wurde, auf welche Art und Weise sie die Namen des Meisters zeigen, und von ihrem Gehorsam, den alles Sein den Befehlen Gottes an die Schöpfung erweist. So wollen wir denn nun den Unterschied zwischen der menschlichen Philosophie und der Weisheit des Qur´an betrachten in Bezug auf das, was sie kurz oder ausführlich behandeln, um zu sehen, welches die reine Wahrheit und die Wirklichkeit selbst ist. So scheint denn die Uhr, die wir am Arm tragen, oberflächlich betrachtet, stillzustehen. Innerlich ist sie aber durch die Anstrengung ihrer Unruhe und der Zahnräder ständig in Bewegung. Desgleichen ist diese Welt eine große Uhr der Macht Gottes und bewegt sich trotz ihrer äußerlichen Ruhe in ständigen Erschütterungen und Umwandlungen, verfällt und vergeht. Da es in dieser Welt den Begriff der Zeit gibt, sind in der Tat die Nacht und der Tag wie ein Zeiger, der die Sekunden dieser großen Uhr anzeigt. Das Jahr spielt die Rolle eines Zeigers, der die Minuten auf dieser Uhr zählt. Was das Jahrhundert betrifft, so gleicht es dem Zeiger, der die Stunden dieser Uhr anzeigt. So ist denn die Welt in das Meer der Zeit geworfen, in deren Wellen sie versinkt. Vergangenheit und Zukunft überlässt sie dem Nicht-mehr- oder dem Noch-nicht-Sein und verbleibt nur mit der Gegenwart im Da-Sein. Doch gestaltet nicht nur der Wandel der Zeit das Gesicht unserer Erde, auch die Welt als ein Ort gleicht einer pulsierenden Uhr, die niemals still steht. Denn, da sich die Atmosphäre, der Himmel über der Erde ständig verändert, von einem Zustand in den anderen übergeht, an manchen Tagen sich ein paar Mal mit Wolken füllt und leert, gleicht eine Veränderung, der Veränderung die der Sekundenzeiger bewirkt. Was nun den Erdboden betrifft, der der Boden unseres Weltenhauses ist, so verändert sich hier das Gesicht (der Erde) durch Leben und Tod, mit den Pflanzen und Tieren, sehr rasch und gleicht so einem Minutenzeiger, welcher anzeigt, dass das Gesicht dieser Welt vergänglich ist. In gleicher Weise, wie sich die Oberflächengestalt unserer Erde präsentiert, so gleicht ihr Inneres, ihr Bauch, mit den Umwälzungen und Beben in ihm und, als deren Folge, das Auffalten der Berge und das Absinken der Gräben einem Stundenzeiger, welcher zeigt, dass die Welt(zeit) auch in dieser Hinsicht allmählich vergeht. Was aber den Raum des Himmels, der die Decke des Weltenhauses ist, betrifft, so zeigen die Bewegungen der Himmelskörper, das Erscheinen der Kometen, das Zustandekommen von Sonnen- und Mondfinsternissen, das Verglühen der Sternschnuppen und andere Umwandlungen, dass auch der Himmel nicht beständig ist. Selbst das Weltall wird alt und geht zu Grunde. Obwohl diese Umwandlungen gleich dem Umlauf des Tageszeigers in einer Wochenuhr nur langsam und schleppend vor sich geht, so zeigen sie doch in jedem Fall, dass auch der Himmel, das Weltall, vergänglich ist, dem Untergang bestimmt und zu Grunde gehen wird. So ist denn die Welt in weltlicher Hinsicht auf diesen sieben Grundpfeilern errichtet. Diese Grundpfeiler erschüttern sie ständig. Wenn aber diese Welt in all ihren Erschütterungen und Bewegungen auf ihren Meister hin blickt, dann sind diese Bewegungen und Umwandlungen das Werk der Feder der Macht, mit der der Einzigartige Seine Schriftstücke schreibt. Was die Veränderungen der Zustände betrifft, so sind sie Spiegel, die sich erneuern, und in denen sich die Erscheinungen des Wirkens der Gottesnamen in verschiedenen Arten zeigen. In weltlicher Hinsicht geht also die Welt auf ihren Untergang zu, eilt ihrem Tode entgegen, befindet sich in einer ständigen Bewegung. Obwohl sie also tatsächlich wie Wasser dahin strömt, ist sie in ihrer Gottvergessenheit dennoch äußerlich wie gefroren, hat in ihrer materialistischen Gesinnung an Undurchsichtigkeit und Dichte zugenommen und ist so zu einer Trennwand gegenüber dem Jenseits geworden. So vermehrt denn also die Philosophie in ihrer Unzulänglichkeit, in der Kritik ihrer Betrachtung, wie auch in ihrer naturwissenschaftlichen Denkweise, mit verführerischen Tanzvergnügungen, in einer ausschweifenden Lebensweise und trunkener Laune die Erstarrung in dieser Welt, verfestigt noch die Gottvergessenheit, baut sich in ihrem Kummer eine undurchsichtige Wand auf und lässt den Schöpfer und das Jenseits dahinter vergessen. Was aber den Qur´an betrifft, so schlägt er die Welt, die sich in dieser Art darstellt, in weltlicher Hinsicht wie zerzauste Wolle mit den Versen

 

 

»Die Pochende. Was ist die Pochende?« (Sure 101, 1-2) »Wenn die Stunde eintrifft, die eintreffen wird.« (Sure 56, 1) »Beim Berg; bei einem Buch, das Zeile für Zeile niedergeschrieben wurde.« (Sure 52, 1-2)

Er schenkt der Welt eine Klarheit in der Beseitigung aller Undurchsichtigkeit mit Erklärungen wie

 

 

»Haben sie denn keine Betrachtungen über die Herrschaft Gottes über Himmel und Erde angestellt.« (Sure 7, 165) »Haben sie denn nicht gesehen, wie Wir den Himmel über ihnen aufgebaut haben.« (Sure 50, 6) »Haben denn diejenigen, die ungläubig sind, nicht gesehen, dass die Himmel und die Erde eine einzige Masse waren?« (Sure 21, 30)

Er lässt die leblose Welt schmelzen durch seine leuchtenden Funken wie

 

 

»Gott ist das Licht der Himmeln und der Erde.« (Sure 24, 35) »Das diesseitige Leben ist bloß Spiel und Zerstreuung.« (Sure 6, 32)

Er zerspaltet die Welt in ihrer nur eingebildeten Ewigkeit durch seine auf den Tod hinweisenden Worte in Stücke, wie

 

 

»Wenn die Sonne zusammengefaltet wird...« (Sure 81, 1)

und

 

 

»Wenn der Himmel sich spaltet...« (Sure 82, 1)

und

 

 

»Wenn der Himmel zerreißt...« (Sure 84, 1) »Es wird in die Posaune gestoßen und da stürzt, wie vom Blitz getroffen, wer in den Himmeln und wer auf der Erde ist, die so Gott will ausgenommen.« (Sure 39, 68)

Er vertreibt die Gottvergessenheit, die die naturalistische Gesinnung hervorbringt, mit seinem donnergleichen Klang wie

 

 

»Er weiß, was in die Erde eingeht und was aus ihr hervorkommt, was vom Himmel herabkommt und was zu ihm emporsteigt. Und Er ist mit euch, wo immer ihr auch seid. Und Gott sieht sehr wohl, was ihr tut.« (Sure 57, 4) »Und sag: Alles Lob sei Gott! Er wird euch Seine Zeichen sehen lassen, sodass ihr sie erkennt (und nicht sagen könnt, ihr wüsstet von nichts). Und dein Herr gibt sehr wohl Acht auf das, was ihr tut.« (Sure 27, 93)

So folgt der Qur´an mit seinen Versen, welche sich auf den Kosmos beziehen, vom Anfang bis zum Ende, diesem Grundsatz. Er deckt die Wahrheit der Welt so auf, wie sie ist und stellt sie dar. Indem er dem Menschen zeigt, wie hässlich diese Welt ist, bringt er ihn dazu, sich von ihrer Hässlichkeit abzuwenden. Er zeigt ihm das schöne Antlitz einer schönen Welt, die auf ihren Schöpfer ausgerichtet ist. Er veranlasst den Menschen dazu, einzig auf sie seine Augen gerichtet zu halten. Er unterrichtet die wahre Weisheit. Er lehrt die Bedeutungen des kosmischen Buches. Selten lenkt er die Aufmerksamkeit auf seine Buchstaben und seine Verzierungen. Er macht es nicht so, wie jene Philosophie es macht, die von sich selbst berauscht und in das Hässliche verliebt ist, den Sinn (des Lebens) vergessen lässt und die Aufmerksamkeit auf die Verzierung der Buchstaben lenkt, wodurch die Menschen ihre Zeit für sinnlose Dinge vergeuden.

 

Dritter Strahl: Im Zweiten Strahl haben wir darauf hingewiesen, dass die Weisheit der Menschen gegenüber der Weisheit des Qur´an unterlegen ist, und dass die Weisheit, die der Qur´an lehrt, ein Wunder ist. In diesem Strahl wollen wir nun den Umfang der Weisheit der Gottesgelehrten (asfiya) und der Gottesfreunde (auliya), die die Schüler des Qur´an sind, und den Umfang der Weisheit der gnostischen Philosophen (ischrakiyun), die die Erleuchteten unter den Philosophen waren, und den Umfang der Weisheit des Qur´an aufzeigen und unter diesem Gesichtspunkt kurz auf das Wunder des Qur´an verweisen.

So ist denn der zuverlässigste Beweis der Erhabenheit des weisen Qur´an, das allerklarste Zeugnis seiner Wahrhaftigkeit und das mächtigste Zeichen dieses Wunders folgendes: Der Qur´an stellt alle Stufen sämtlicher Bereiche der Einheit (Tauhid) dar, während er sie zugleich auch mit allem umfasst, was aus ihr erwächst. Er stört nicht ihre Harmonie, er erhält sie. Des Weiteren ist im Qur´an die Ausgewogenheit aller erhabenen Wahrheiten über Gott bewahrt geblieben. Des Weiteren umfasst er alle Ergebnisse, die die Gottesnamen in sich enthalten und hält die Ausgewogenheit all dieser Ergebnisse aufrecht. Des Weiteren umfasst er die Auswirkungen der Herrschaft Gottes und Seiner Erhabenheit in vollendeter Harmonie. So ist denn eine besondere Eigenart, dass er diese Ausgewogenheit und Harmonie aufrecht erhält und in sich umfasst. Sie findet sich überhaupt nicht in den Werken der Menschen und ist nicht in den Ergebnissen der Meinungen der Großen unter den Menschen anzutreffen. Dergleichen findet sie sich weder in den Werken der Gottesfreunde, die in der Engelwelt wandern, noch in den Büchern der gnostischen Philosophen, die in das Innere der Dinge hineingehen, noch in den Erkenntnissen der Geistlichen, die in die unsichtbare Welt eindringen. Als hätten sie sich die Arbeit (am Baum der Wahrheit) untereinander aufgeteilt, klammert sich jede Gruppe nur an ein, zwei Ästen am großen Baum der Wahrheit fest. Die eine widmet sich allein seinen Früchten und Blättern. Von einem anderen (Zweig oder Ast) hat sie entweder keine Ahnung, oder sie kümmert sich nicht darum. In der Tat können ihre beschränkten Blicke die absolute Wahrheit nicht umfassend erkennen. Ein ganzheitlicher Blick wie der des Qur´an ist notwendig, um sie zu erfassen. Auch diejenigen, die vom Qur´an unterrichtet worden sind, können infolge ihrer persönlichen Auffassung nur ein, zwei Seiten der einen und ganzen Wahrheit vollständig betrachten. Sie beschäftigen sich allein mit ihr, schließen sich in ihr ein. Sie zerstören die Wahrheit in ihrer Ausgewogenheit durch Hinzufügungen oder Weglassungen und beseitigen so ihre Harmonie. Diese Tatsache wurde schon im Zweiten Ast vom »Vierundzwanzigsten Wort« durch ein einzigartiges Gleichnis erläutert. Hier wollen wir aber mit einem anderen Gleichnis zu diesem Thema einen Hinweis geben. Zum Beispiel:

Nehmen wir einmal an, dass sich irgendwo in einem Meer eine Schatzkiste befände, die mit allen Arten zahlloser Edelsteine gefüllt sei. Nun tauchen also Schatzsucher hinab, um diese Schatzkiste zu suchen. Mit geschlossenen Augen versuchen sie ihn durch Fühlen und Ertasten mit ihren Händen zu erkennen. Einem Teil von ihnen gelingt es einen länglichen Edelstein zu ergreifen. Diese Taucher meinen nun, der ganze Schatz bestünde aus Edelsteinen in der Form langgestreckter Säulen. Wenn einer unter ihnen durch seine Kameraden von anderen Mineralien hört, stellt er sich vor, dass diese Mineralien zu dem Edelstein, den er selbst gefunden hat, dazugehören, ihn noch weiter ausschmücken und ergänzen. Einem anderen Teil von ihnen gelingt es, einen kugelförmigen Rubin zu ergreifen. Wieder ein anderer findet einen würfelförmigen Bernstein. Und so weiter... Jeder glaubt, dass der Edelstein, den er mit der Hand ergriffen hat und den er nun kennt, den größten Teil des eigentlichen Schatzes bildet. Er hält das, was er hört, für nebensächliche Dinge, für eine Art Zubehör seines Schatzes. Damit geht das Gleichgewicht der Wahrheit verloren. Die Proportionalität verschwindet. Viele Wahrheiten bekommen eine andere Farbe. Um die wahre Farbe der Wahrheit erkennen zu können, gerät man in den Zwang zu freien Auslegungen und zu Improvisationen. Ja manchmal gehen sie sogar soweit, etwas völlig zu verleugnen oder zu verschweigen. Diejenigen, welche die Bücher der gnostischen Philosophen und die Bücher der Mystiker durchdenken, die mit ihrer geistigen Schau und ihren Entdeckungen vertraut sind, ohne sie mit der Waage der Tradition des Propheten (Mohammed) zu wiegen, bestätigen unsere Feststellung ohne Zweifel. Das also heißt, dass sie, obzwar sie von der Wahrheiten des Qur´an und von der Lehre des Qur´an herrühren, sie dennoch mangelhaft bleiben, weil sie eben nicht der Qur´an selbst sind. Auch die Verse des Qur´an, ein Ozean der Wahrheit, sind Taucher zu diesem Schatz im Meer. Doch ihre Augen sind geöffnet und erblicken den ganzen Schatz. Sie erkennen, was zum Schatz dazu gehört und was nicht. Sie beschreiben und erklären diesen Schatz in allen seinen Maßen und Proportionen auf das Beste und bringen so seine wahre Schönheit zur Geltung. Zum Beispiel:

 

 

»Am Tage der Auferstehung wird Er die ganze Erde in Seiner Hand halten und die Himmel zusammengerollt in Seiner Rechten.« (Sure 39, 67) »An jenem Tag werden Wir den Himmel zusammenrollen, so wie man eine Schriftrolle zusammenrollt...« (Sure 21, 104)

So wie diese Verse die Größe der Herrschaft Gottes erkennen, die sie zum Ausdruck bringen, so erfassen auch die folgenden Verse den Umfang der Barmherzigkeit Gottes, stellen sie dar, bringen sie zum Ausdruck.

 

 

»Vor Gott ist nichts verborgen, weder auf der Erde noch im Himmel. Er ist es, der euch im Mutterschoß gestaltet, wie Er will.« (Sure 3, 5-6) »Es gibt kein Tier, Er trüge es nicht an seinem Nackenwulst.« (Sure 11, 56) »Und wie viele Tiere gibt es, die ihre Versorgung nicht mit sich herumtragen! Allah versorgt sie und euch.« (Sure 29, 60)

Des Weiteren sieht und zeigt der Vers

 

 

»...Allah, der die Himmel und die Erde geschaffen, die Finsternis und das Licht gemacht hat!« (Sure 6, 1)

die Weite des Schaffens Gottes, die er zum Ausdruck bringt, wobei der Vers

 

 

»...wo doch Gott euch und das, was ihr macht, erschaffen hat?« (Sure 37, 96)

den Umfang der Lenkung und Leitung Gottes und Seiner Herrschaft, den sie zum Ausdruck bringt, sieht und zeigt. Der Vers

 

 

»...wie Er die Erde wiederbelebt, nachdem sie abgestorben war.« (Sure 30, 50)

sieht und zeigt die Wahrheit der Größe, die sie zum Ausdruck bringt, und der Vers

 

 

»Und es hat dein Herr der Biene eingegeben,...« (Sure 16, 68)

die Wahrheit der Freigiebigkeit, die sie zum Ausdruck bringt, und der Vers

 

 

»Und die Sonne, der Mond und die Sterne stehen durch Seinen Befehl im Dienst.« (Sure 7, 54)

die gewaltige, herrschaftliche und gebieterische Wahrheit. Der Vers

 

 

»Haben sie nicht zu den Vögeln über sich aufgeschaut, wie sie ihre Flügel ausbreiten und einziehen? Nur der Erbarmer hält sie. Er sieht alle Dinge.« (Sure 67, 19)

bringt die Wahrheit des Barmherzigen, des Lenkers und Leiters zum Ausdruck. Der Vers

 

 

»Weit reicht Sein Thron über die Himmel und die Erde, und nicht schwer fällt Ihm ihre Hut.« (Sure 2, 255)

bringt die Wahrheit der Größe zum Ausdruck. Der Vers

 

 

»Und Er ist mit euch, wo immer ihr auch seid.« (Sure 57, 4)

bringt die Wahrheit der Begleitung zum Ausdruck. Der Vers

 

 

»Er ist der Erste und der Letzte, der Sichtbare und der Verborgene. Und Er weiß über alle Dinge Bescheid.« (Sure 57, 3)

bringt die Wahrheit des Allumfassenden zum Ausdruck. Der Vers

 

 

»Wir haben doch den Menschen erschaffen und wissen, was ihm seine Seele einflüstert. Und wir sind ihm näher als seine Schlagader.« (Sure 50,16)

bringt die Nähe (Gottes) zum Ausdruck. Der Vers

 

 

»Zu Ihm steigen die Engel und der Geist empor an einem Tag, dessen Maß fünfzigtausend Jahre ist.« (Sure 70, 4)

weist auf die Wahrheit der Hoheit hin. Der Vers

 

 

»Siehe, Allah gebietet Gerechtigkeit zu üben, Gutes zu tun und die Verwandten zu beschenken und verbietet das Schädliche und Schlechte und die Gewalttat.« (Sure 16, 90)

bringt die Wahrheit der Universalität zum Ausdruck. Jeder Vers sieht und zeigt ausführlich jeden von den sechs Grundpfeilern des Glaubens, die das Jenseits und das Diesseits, die Erkenntnis und die Tat betreffen; und jeden von den fünf Grundpfeilern des Islam mit Absicht und Ehrlichkeit; sowie alle Grundsätze, die die Glückseligkeit in den beiden Welten sicher stellen. Sie erhalten das Gleichgewicht aufrecht, bewahren seine Harmonie. Aus der Quelle der Schönheit und Herrlichkeit, die aus der Harmonie des gesamten Bildes dieser Wahrheiten hervortritt, erscheint uns das Wunder, das aus der inneren Bedeutung des Qur´an erwächst.

Also konnten aus diesem großen Geheimnis die Gelehrten (Ulema) des Gotteswortes wie die Gelehrten der Schule Mu´tezila, die den Verstand der Offenbarung vorgezogen hatten, obwohl sie Schüler des Qur´an waren, und obwohl ein Teil von ihnen je zehn Bände über die Grundpfeiler des Glaubens, also Tausende von Werken verfasst hatte, kaum klare Aussagen über die Wahrheit machen, sichere Beweise dafür erbringen und ernsthaft überzeugen wie nur zehn Verse des Qur´an. Sie bohren sozusagen unter weitentfernten Bergen Tunnel, gehen wie in Rohrleitungen durch die Kette der Ursachen bis zum Ende der Welt, wo sie schließlich an das Ende der Kette aller Beweise gelangen. Alsdann versuchen sie die Gotteserkenntnis und Existenz des Notwendig-Seienden, welche Lebenswasser sind, zu beweisen. Was aber die ehrwürdigen Qur´anverse betrifft, so kann jeder mit ihrer Hilfe, dem Stab Mosis gleich, überall Wasser hervorholen, bei jeder Sache ein Fenster öffnen und so den majestätischen Schöpfer bekannt machen. In meiner arabisch verfassten Abhandlung namens »Qatre (Tropfen)«, welche aus dem Ozean des Qur´an stammt, und auch in anderen »Worten« hat sich diese Tatsache als richtig herausgestellt, worauf wir auch hingewiesen haben. Auf Grund dieses Geheimnisses konnten diejenigen, die in das Innere der Dinge eingedrungen und sich ihrer eigenen inneren Schau sicher waren, ohne der gelobten Tradition des Propheten Mohammed zu folgen, auf halben Wege wieder umgekehrt, das Oberhaupt einer Gemeinde geworden waren, Sekten gebildet hatten, also alle diese Bannerträger einer Irrlehre, Harmonie und Wohlausgewogenheit in der Wahrheit nicht aufrecht erhalten, sodass sie am Ende in derartige ketzerische Erneuerungen (bid´a) und Irrlehren gestürzt und jedesmal eine Gemeinschaft aus der Menschheit auf einen falschen Weg geführt haben. Somit zeigt also deren ganze Schwäche, dass die Verse des Qur´an ein Wunder sind.

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Schlusswort Zwei der Strahlen des Wunders des Qur´an wurden schon im Vierzehnten Tropfen des »Neunzehnten Wortes« behandelt. Es sind die Wiederholungen in ihm und die kurzen Zusammenfassungen bei naturwissenschaftlichen Erkenntnissen in ihm, welche der Anlass dazu waren, in ihnen einen Fehler zu sehen, die aber im Grunde genommen jeweils eine Quelle der Strahlen des Wunders sind. Des Weiteren wurde ein Strahl des Wunders des Qur´an, der uns aus der Erscheinung der Wunder der Propheten im Qur´an entgegen strahlt, in dem Zweiten Kapitel des Zwanzigsten Wortes eindeutig dargelegt. Noch viele dergleichen Lichter des Wunders sind in anderen »Worten« und auch in einer meiner arabischen Abhandlungen aufgeführt worden. Damit wollen wir uns hier begnügen und nur noch hinzufügen:

Ein weiteres Wunder des Qur´an ist folgendes: Alle Wunder der Propheten zeigen ein Ornament des Wunders im Qur´an. So wird der Qur´an mit all seinen Wundern zu einem Wunder Ahmeds, mit dem Friede und Segen sei. Alle Wunder Ahmeds, mit dem Friede und Segen sei, gelten auch als ein Wunder des Qur´an. Das zeigt das Verhältnis des Qur´an zu Gott dem Gerechten. Durch das Bestehen dieses Verhältnisses wird jedes seiner Worte ein Wunder. Denn, ein einziges Wort wird wie ein Samenkern, der in sich einen Baum der Wahrheit unsichtbar enthält. Überdies kann es, wie die Zentrale eines Herzens, mit allen Organen einer gewaltig großen Wahrheit in Verbindung stehen. Da es sich auf ein allumfassendes Wissen und eine grenzenlose Willenskraft stützt, kann es sich durch seine Buchstaben, durch seine Zusammenstellung, durch seine Form, durch seine Stellung auf unendliche Dinge beziehen. Dies also ist der Grund dafür, dass die Gelehrten (Ulema), die über Buchstaben ein spezielles Wissen besitzen, behaupten, in einem Buchstaben im Qur´an Geheimnisse herauszufinden, die eine Seite füllen können, und ihre Behauptung vor Gelehrten ihres Faches beweisen können.

Fasse also nun alle Flammen, Strahlen, Funken, Lichtbündel und Lichter von Anbeginn dieser Abhandlung bis hierher zusammengenommen ins Auge und betrachte sie! Sie enthalten die Behauptung, die am Anfang erhoben wurde, nun als entscheidendes Ergebnis, d.h. der Qur´anvers

 

 

»Sag: Gesetzt den Fall, die Menschen und die Geister tun sich alle zusammen, um etwas herbeizubringen, was diesem Qur´an gleich wäre, so werden sie das nicht können. Auch nicht, wenn sie sich gegenseitig helfen.« (Sure 17, 88)

trägt dies mit lauter Stimme vor und macht es bekannt.

 

 

»Gepriesen seist Du! Wir haben kein Wissen, außer dem, das Du uns gelehrt hast. Denn Du bist der Allwissende, der Allweise.« (Sure 2, 32)

»Unser Herr, ziehe uns nicht zur Rechenschaft wegen unserer Fehler und dem, was wir durch unsere Vergesslichkeit unterlassen haben.« (Sure 2, 286) »Herr! Weite mir die Brust, mach es mir leicht und löse den Knoten in meiner Zunge, damit die Leute verstehen, was ich sage!« (Sure 20, 25-28)

»Oh Gott, gib Deinen Frieden und Deinen Segen nach Deiner vorzüglichen, schönsten, vornehmsten, klarsten, reinsten und saubersten, besten, würdigsten, gesegnetsten, ehrwürdigen und ehrenwerten, gewaltigen, höchsten, tiefsten und erhabensten Segensweise und mit Deinen ihm angemessenen, so vielen, so zahlreichen, edlen, hohen, immerwährenden Friedensgrüßen, mehre und ergieße über ihm Deinen Segen und Deinen Frieden, Dein Erbarmen, Dein Wohlwollen, Verzeihung und Vergebung wie einen Regen aus den Wolken Deiner Freigiebigkeit, Deiner Gastfreundlichkeit, lass sie wachsen und gedeihen durch die köstlichen, ehrenvollen, kostbaren Geschenke Deiner Freigiebigkeit und Güte von Weltzeit zu Weltzeit ohne alle Veränderung, von Ewigkeit zu Ewigkeit, ohne jeden Wandel, über Deinem Diener, Deinem vielgeliebten Propheten Mohammed, der das edelste Deiner Geschöpfe, das mächtigste und glänzendste Licht, ein klares und eindeutiges Zeugnis, ein unerschöpfliches Meer, ein sanftes Licht, eine erblühende Schönheit, eine überwältigende Größe, eine aufragende Vollkommenheit ist und segne ihn mit Deinem Segen, den Du in der Größe Deines Seins herabgesandt hast, auf ihn und seine Familie, wie auch auf seine Gefährten (Ashab), einem Segen, mit dem Du unsere Sünden vergibst, unsere Brust weitest, unsere Herzen reinigst, unseren Geist erquickst, unsere Geheimnisse heiligst, unsere Gedanken und Erinnerungen läuterst, die Schatten lichtest, die über dem liegen, was in uns verborgen (sirr) ist, unsere Krankheiten heilst und die Riegel unserer Herzen sprengst.«

»Unser Herr, lass unsere Herzen nicht mehr in die Irre gehen, da Du uns geleitet hast, und gib uns Deine Barmherzigkeit! Denn Du bist fürwahr unser Geber (Vahhab).« (Sure 3, 8) »Und dies ihr letztes Gebet: Alles Lob gebührt Allah, dem Herrn der Welten!« (Sure 10, 10) »Amin Amin Amin.«

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Erster Anhang (Die Siebzehnte Stufe des Ersten Kapitels im »Siebten Strahl« wurde in diesem Zusammenhang als Anhang zum »Fünfundzwanzigsten Wort« gebracht.)

Nun wandte sich unser nimmermüder Reisender, der sich noch nie satt zu sehen vermochte, wohl wissend, dass das Ziel des Lebens in dieser Welt und das Leben des Lebens selbst der Glaube ist, an das eigene Herz und sagte zu ihm:

»Lasst uns das Buch jener Persönlichkeit befragen, die wir suchen und deren Wort und Spruch es genannt wird und das in dieser Welt das berühmteste, hervorragendste und weiseste ist und das in jeder Generation wieder jeden, der sich ihm nicht fügen will, erneut herausfordert, nämlich den Qur´an, dessen Verkündigung ein Wunder ist. Lasst uns fragen, was er uns sagt! Vor allem aber ist es erst einmal notwendig, zu beweisen, dass er das Buch unseres Schöpfers ist.« Und so begann er mit seinem Studium.

Da unser Reisender aber in gegenwärtiger Zeit lebt, betrachtete er zunächst die Risale-i Nur, Wunder und Funke aus dem Geiste des Qur´an und erkannte, dass ihre hundertdreißig Bände Anmerkungen und Lichter zu den Wunderzeichen der Unterscheidung (= Qur´an) und deren grundlegende Auslegung sind. Wenn die Risale-i Nur in einer Zeit wie der heutigen, wo die Menschen so verbohrt sind und so wenig Gewissen haben, die Wahrheit des Qur´an mit einem derartigen Idealismus verbreiten kann, ohne dass jemand dagegen aufzustehen vermag, so beweist dies, dass der Qur´an ihr Lehrmeister (Ustadh), von dem sie ihre Autorität bezieht, und ihre Sonne im Himmel ist und nicht Menschenwort. Ja, in der Risale-i Nur wird unter hunderten von Zeugnissen schon allein im »Fünfundzwanzigsten Wort« und am Ende des »Neunzehnten Briefes« als ein einziges Zeugnis für den Qur´an dergestalt der Beweis erbracht, dass der Qur´an in vierzigfacher Hinsicht ein Wunder ist, dass der, welcher ihn liest, ihn nicht kritisieren noch etwas dagegen einwenden kann, sondern angesichts dieser Beweisführung von Bewunderung und Hochachtung erfüllt wird und höchstes Lob spendet. So überließ er es der Risale-i Nur, den Qur´an als ein Wunder darzustellen und zu beweisen, dass er das wahre Wort Allahs ist und achtete nur darauf, in wenigen Stichpunkten kurz auf dessen Größe hinzuweisen.

 

Erster Punkt: So wie der Qur´an mit allen Wundern und allen Tatsachen, die ein Beweis seines Wahrheitsgehaltes sind, ein Wunder Mohammeds ist, so ist auch Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, mit all seinen Wundern, Beweisen für sein Prophetentum und seiner Vollendung in der Wissenschaft ein unumstößliches Zeugnis dafür, dass der Qur´an ein Wunder ist und dass der Qur´an Allahs Wort ist.

 

Zweiter Punkt: Der Qur´an, welcher in so lichtvoller beseligender und wahrheitsgemäßer Weise das gesellschaftliche Leben veredelt und sowohl den Seelen als auch den Herzen, als auch dem Geist, als auch dem Intellekt, als auch im persönlichen Leben, als auch im gesellschaftlichen Leben, als auch im politischen Leben eine solche Umwälzung zu Stande gebracht hat und noch immer zu Stande bringt und als eine Richtschnur dient, dessen 6666 Ayat im Verlaufe von vierzehn Jahrhunderten von mehr als hundert Millionen Menschen mit völliger Ehrerbietung rezitiert werden, ihre Seelen (nefs) wäscht und ihre Herzen reinigt, ihrem Geiste Wachstum und Gedeihen schenkt, dem Intellekt Ausrichtung und Licht, dem Leben Glück, dieser Qur´an ist sicherlich ein Buch ohne seinesgleichen, einzigartig, außerordentlich und wunderbar.

 

Dritter Punkt: Der Qur´an hat seit der Epoche seiner Entstehung bis in unsere Zeit eine so überwältigende Schönheit gezeigt, dass die unter der Bezeichnung »Mu´alIakat-i Seb´a« (w. die sieben Hängenden) an den Wänden der Kaaba mit goldenen Lettern geschriebenen berühmten Kassiden der bekanntesten Dichter von ihm dermaßen in den Schatten gestellt wurden, dass die Tochter des Dichters Lebid, als sie die Kasside ihres Vaters in der Kaaba abnahm, sagte: »Sie haben im Vergleich mit diesen Ayat ihren Wert verloren.«

So warf sich ein beduinischer Dichter, nachdem er die Ayah:

 

 

»Verkündige, was dir befohlen wurde!« (Sure 15, 94)

gelesen hatte, zur Erde nieder und antwortete denen, die ihn fragten: »Bist du nun ein Moslem geworden?«

»Nein! Nur vor der unvergleichlichen Schönheit dieser Ayah habe ich mich zu Boden geworfen.«

Gleich ihm haben Tausende von Imamen und Sprachforschern wie Abdu l-Qahir-i Djürdjani, Sekkaki und Zemahsheri, Rhetorik-Wissenschaftler von überragendem Geist, insgesamt übereinstimmend das Urteil abgegeben: »Die überwältigende sprachliche Schönheit des Qur´an übersteigt alles menschliche Fassungsvermögen und bleibt unerreichbar.«

Seit dieser Zeit reizt der Qur´an ständig die stolzen und selbstgefälligen Dichter und Schriftsteller zum Widerstand auf und indem er die Stolzen zerbricht, sagt er zu ihnen: »Bringt doch nur eine einzige ähnliche Sure herbei, oder nehmt in dieser und in jener Welt euren Untergang und eure Schande hin!« Obwohl aber doch der Qur´an sie dazu eingeladen hatte, gaben die halsstarrigen Dichter jener Zeit ihre Bemühungen auf, den kürzeren Weg einzuschlagen und auch nur eine einzige ähnliche Sure hervorzubringen und wählten statt dessen den langwierigen Kampf, in dem sie Gut und Leben aufs Spiel setzten, was beweist, dass es unmöglich ist, den kurzen Weg zu beschreiten.

So haben Freunde des Qur´an in ihrer Begeisterung versucht, den Qur´an nachzuahmen und auch seine Feinde kamen dazu, etwas zu schaffen, was dem Qur´an vergleichbar gewesen wäre und ihn zu kritisieren. Millionen arabischer Bücher sind mit dem Fortschritt des Gedankenaustausches auf den Markt gelangt. Keines davon konnte den Qur´an gleichen. Ja, würde selbst ein ungebildeter Mensch sie hören, sagte er gewiss: »Dieser Qur´an ist ihnen nicht gleich. Ja, er steht noch nicht einmal auf gleicher Stufe mit ihnen. Er muss entweder unter ihnen oder aber über ihnen allen stehen«. Dass er unter ihnen stünde, kann in dieser Welt niemand, kein Ungläubiger, ja noch nicht einmal ein dummer Mensch behaupten. Das heißt also, das die Stufe seiner sprachlichen Schönheit weit über ihnen allen liegt. Einmal hatte jemand die Ayah:

 

 

»Es preist Allah, was in den Himmeln und auf Erden ist.« (Sure 57, 1)

gelesen und gesagt: »Ich kann an dieser Ayah nichts von der sprachlichen Schönheit finden, die als so bewundernswert an ihr gesehen wird.« Da sagte man ihm:

»Geh doch auch du wie jener Reisende hinab in die damalige Zeit und lausche da!« Da stellte er sich selbst vor, in der Zeit vor dem Qur´an dort zu sein und sah:

Alle Wesen der damaligen Welt befanden sich in einem heillosen, dunklen, erstarrten, kaum noch bewussten Zustand, ziellos in einem grenzenlos leeren, unendlich öden Raum, in einer unbeständigen, vergänglichen Welt. Plötzlich hörte er die Stimme des Qur´an diese Ayah verkünden und erkannte, dass diese Ayah über der Welt und dem Antlitz der Erde einen Schleier hob, sie erleuchtend, allen mit Bewusstsein begabten Seelen in den Bankreihen der Jahrhunderte mit dieser urewigen Ansprache, diesem zeitlosen Erlass (ferman) Unterricht erteilend und so verstand er, dass das All einer großen Moschee gleich, von Himmel und Erde angeführt mit all seinen Geschöpfen in ein lebendiges Gedenken Gottes (dhikr) und in Seinen Lobpreis versunken, seine Pflicht glücklich, begeistert und zufrieden erfüllt. Dies bezeugte er. Da genoss er die vollendete Schönheit dieser Ayah, verglich sie mit noch anderen Ayat und verstand, dass die Hälfte der Erde und ein Fünftel der Menschheit vom Raunen der Suren angerührt, von ihrer vollendeten Schönheit erfüllt wurde. Hierin liegt eine Weisheit unter Tausenden von Weisheiten, grundlegend für den Fortbestand des Königreiches in all Seiner Majestät und vollkommener Würde ununterbrochen seit vierzehn Jahrhunderten.

 

Vierter Punkt: Der Qur´an weist eine solche wahrhaftige Süßigkeit auf, dass die Rezitation des Qur´an niemals Überdruss hervorruft, obwohl doch häufige Wiederholungen auch der süßesten Dinge überdrüssig werden lassen, sodass sich seine Süßigkeit bei der Wiederholung nur noch vermehrt, soweit das Herz des Menschen noch unverdorben und sein Geschmack noch unverfälscht geblieben sind. Dies ist schon seit langem so gewiss für jedermann, dass es bereits zum Sprichwort geworden ist.

Dabei erweist sich noch immer seine ursprüngliche Jugendlichkeit und Frische, sodass er trotz seines Alters von vierzehn Jahrhunderten und trotzdem er doch jedermann leicht zugänglich ist, seine Frische so bewahrt hat, als wäre er gerade erst offenbart worden. Jedes Jahrhundert hat in ihm eine solche Jugendlichkeit erblickt, als habe er es unmittelbar angesprochen. Und obwohl jeder Zweig der Wissenschaft sich stets an ihm orientierte und ihnen stets eine Vielzahl von Exemplaren zur Verfügung stand und alle ihm in ihrer Ausdrucksweise nacheiferten, vermochte er dennoch seinen ursprünglichen, unverfälschten Stil und seine originäre Ausdrucksweise bis in unsere Tage zu bewahren.

 

Fünfter Punkt: So wie der Qur´an, mit dem einen Flügel in der Vergangenheit, mit dem anderen in der Zukunft, den die alten Propheten auf Grund der Tatsache ihrer Übereinstimmung, die seine Wurzel und der eine seiner Flügel ist, bestätigen und bestärken, sie gleichfalls in dieser Übereinstimmung bestätigt, so beweisen auch Männer wie die Heiligen (auliya) und Gottesgelehrten (asfiya), dass sie die Frucht des Lebens an dem vollkommenen, segensreichen und segenspendenden Baum sind, der die Quelle der Wahrheit ist und alle echten Orden der Freundschaft (mit Gott) und alle wahrhaftigen Wissenschaften des Islam, die sich unter dem Schutz des zweiten Flügels gesammelt haben und leben, legen Zeugnis dafür ab, dass der Qur´an als die Wahrheit selbst und als ein Kompendium der Wahrheit und als ein Gesamtwerk ein Wunder ohnegleichen ist.

 

Sechster Punkt: Der Qur´an spendet Erleuchtung nach sechs Seiten; sie alle bezeigen seine Richtigkeit und Wahrhaftigkeit. So wie an seiner Unterseite die Pfeiler von Zeugnis und Beweis, an seiner Oberfläche das funkensprühende Siegel seiner Wunderhaftigkeit, an seiner nach vorne zielenden Seite die Geschenke der Glückseligkeit in beiden Welten, an seiner Rückseite der Stützpunkt der Offenbarung der himmlischen Wahrheiten, an seiner Rechten die Bestätigung durch die Beweise unendlich vieler geradliniger Intelligenzen, an seiner Linken die ernsthaften, vertrauensvollen, innerlich hingezogenen und ergebungsvoll hingegebenen Herzen und reinen Gewissen beweisen, dass der Qur´an eine über alle Maßen wunderbare, feste, unangreifbare Burg des Himmels auf Erden ist und so wie auch der Lenker der Welt auf sechs verschiedenen Ebenen dafür unterschrieben hat, dass der Qur´an die Wahrheit und Aufrichtigkeit selbst ist und nicht Menschenwort, noch ein Irrtum und sich den Grundsatz Seines Handelns zur Gewohnheit gemacht hat, dafür Sorge zu tragen, dass in der Welt jederzeit zunächst die Schönheit sichtbar wird und das, was gut und richtig ist, Betrug und Verleumdung aber auszurotten und dem Qur´an die höchstgeschätzte und erhabene Ehrenstellung in der Regierung der Welt und einen Grad des Erfolges gegeben, ihn bestätigt und für ihn unterschrieben hat, so vermochte man auch bei ihm, der die Quelle des Islam ist und der Dolmetscher des Qur´an, der, welcher sich stärker als jeder Andere auf ihn stützte, ihn verehrte, der, welcher sich zur Zeit seiner Herabkunft in einer Art Schlafzustand befand, sodass andere seiner Worte den Qur´an nicht erreichen und ihm keineswegs gleich sein konnten, der obwohl selbst des Lesens und Schreibens unkundig, aus dem Qur´an die vergangenen und die künftigen Ereignisse in der Welt in Wahrheit aus dem Verborgenen mit unbeirrter innerer Sicherheit verkündete, selbst unter den Blicken höchst aufmerksamer Augen keine Spur von Betrug oder Falschheit zu entdecken. Er, der als sein Dolmetscher mit ganzer Kraft an alle Bestimmungen des Qur´an glaubte und sie bestätigte und sich durch nichts darin erschüttern ließ, unterschrieb auch dafür, dass der Qur´an vom Himmel herabgekommen und wahrhaftig das gesegnete Wort seines eigenen allbarmherzigen Schöpfers ist.

Zudem gilt die gläubig hingerissene Verbundenheit eines Fünftels, ja sogar eines Großteils der Menschheit mit diesem offen vor unseren Augen liegenden Qur´an, die Sehnsucht und Begeisterung, mit der sie ihm ihr Ohr leihen, das Zeugnis der vielen Hinweise, Ereignisse und Entdeckungen, dass sich auch Dschinnen, Engel und Geister zur Zeit der Lesung voll Verehrung für die Wahrheit den Faltern gleich um ihn versammeln, gleicht einer Urkunde dafür, dass der Qur´an weltweit angenommen wurde und eine hohe Stufe einnimmt.

Zudem ist die Tatsache, dass in allen Schichten des Menschengeschlechtes, von dem primitivsten und ungebildetsten angefangen bis zu den klügsten und intelligentesten jeder einzelne zur Gänze seinen Nutzen aus den Lektionen des Qur´an gezogen hat und selbst noch seine tiefsten Geheimnisse verstehen kann und jede Art von Erforschern der Wahrheit, gleich hunderten von Wissenschaftlern und islamischen Gelehrten, Religionswissenschaftlern und Theologen aus dem Qur´an die Antwort auf alle ihre Fragen entsprechend ihrem Wissensgebiet gefunden haben, gleicht einer Urkunde dafür, dass der Qur´an die Quelle der Gerechtigkeit und eine Fundgrube der Wahrheit ist.

Außerdem haben selbst unter den fortgeschrittensten Sprachwissenschaftlern diejenigen arabischen Dichter, die den Islam nicht angenommen haben, mochten sie nun noch so sehr das Bedürfnis haben, Widerstand zu leisten, bis heute nicht einmal die unvergleichliche sprachliche Schönheit des Qur´an, die doch nur ein einziges Wunder unter den sieben Aspekten seiner Wunderhaftigkeit ist, nicht eine einzige Sure nachzuahmen vermocht. Auch heute noch versuchen sie mit ihrem Widerstand an Ansehen zu gewinnen, doch konnte von allen berühmten Dichtern und überragenden Wissenschaftlern keiner auch nur einen einzigen Aspekt seiner Wunderhaftigkeit widerlegen. Alle wurden sie schwach, verstummten. Auch dies gleicht einer Urkunde dafür, dass der Qur´an über alle Menschenkraft hinaus ein Wunder ist.

In der Tat: bei einem Wort zu fragen: »Von wem stammt es und an wen richtet sich es und in welchem Zusammenhang wurde es ausgesprochen?« bestimmt seinen allgemeinen Wert, die individuelle Hochschätzung und den sprachlichen Rang. Auch von diesem Standpunkt betrachtet gibt es nichts, was man mit dem Qur´an vergleichen oder was ihn erreichen könnte. Denn der Qur´an ist die Anrede und Ansprache des Herrn und Schöpfers aller Welten, ein Wort, in dem sich nicht das geringste Zeichen entdecken ließe, das auf eine Nachahmung oder Vortäuschung schließen lässt. Aus ihm erwuchs durch den starken universalen Glauben seines Sprechers, welcher zugleich auch der Sprecher für die ganze Menschheit, ja sogar der Abgeordnete der gesamten Schöpfung, unter allen Menschen der gerühmteste und mit den höchsten Ehren ausgezeichnete ist, der riesige Baum des Islam. In seiner Herabkunft erhob er seinen Besitzer bis zur Stufe (maqam) von Qab-i Qau-seyn und ließ ihn zum Gesprächspartner des Einzigartigen (Samed) werden. Er erklärt und erläutert alle Fragen, die sich auf das Glück in beiden Welten und die Auswirkungen der Erschaffung des Alls und die in ihnen (verborgene) Absicht des Herrn beziehen und den hohen und weiten Glauben seines Sprechers, der alle Wahrheiten des Islam in sich enthält. Er zeigt alle Seiten des gewaltigen Kosmos, einer Landkarte, einer Uhr oder einem Haus gleich und belehrt über den Meister, der ihn gemacht hat, ihn lenkt und leitet und stellt Ihn anhand Seiner Taten vor. So ist es ohne allen Zweifel unmöglich, dem Qur´an, dessen Verkündigung ein Wunder ist, ein Gleiches an die Seite zu stellen und den Grad seiner Wunderhaftigkeit zu erreichen.

Zudem zeigen und beweisen alle die Forscher von hohem Geist, Tausende von Wissenschaftlern und Gelehrten, die den Qur´an kommentiert haben - manche von ihnen haben dreißig, vierzig, ja sogar siebzig Bände geschrieben und jeder seinen eigenen Kommentar! - durch die Veröffentlichung ihrer Urkunden und Zeugnisse die grenzenlosen Vorzüge und Besonderheiten und die außergewöhnlichen Werte des Qur´an, seine Geheimnisse, seinen erhabenen Sinn und die vielen Beispiele jeder Art verborgener Dinge. Insbesondere beweist jede einzelne der hundertdreißig Abhandlungen der Risale-i Nur mit absolut sicheren Zeugnissen die Vorzüge und Besonderheiten des Qur´an. Desgleichen wird auch in der Abhandlung über die Wunderhaftigkeit des Qur´an, im Zweiten Kapitel (maqam) des »Zwanzigsten Wortes«, wo von Eisenbahnen und Flugzeugen und vielen anderen »Wundern« (harika) der modernen Zivilisation und Technik, auf die sich Hinweise im Qur´an finden, die Rede ist, und in den »Ersten Strahl« genannten Hinweisen des Qur´an, wo auf die Ayat verwiesen wird, die sowohl auf die Risale-i Nur einerseits als auch auf die Elektrizität andererseits hingewiesen wird, also in den »Acht Hinweise« genannten kleinen Abhandlungen, die zeigen, wie wohlgeordnet, geheimnis- und bedeutungsvoll die »Buchstaben« (harf) des Qur´an sind, in einer kleinen Abhandlung, die anhand der letzten Ayah der Sure 48 (»Feth«) in fünffacher Hinsicht den auf die unsichtbare Welt bezogenen Aspekt der Wunderhaftigkeit beweist, in jedem kleinsten Teil der Risale-i Nur eine Ansicht der Wahrheit und des Lichtes klar gelegt. Das alles ist wie eine Urkunde für die Unvergleichlichkeit, Wunderhaftigkeit (mudjize) und Außerordentlichkeit (hariqa) des Qur´an. In dieser bezeugten Welt ist er die Sprache der unsichtbaren Welt und das Wort dessen, der um alles Verborgene weiß.

Auf Grund dieser oben erwähnten in sechs Punkten, sechs Aspekten und sechs Stufen aufgezeigten Vorzüge und Besonderheiten hat der Qur´an in seinem lichtvollen Königreich, in seinem gewaltigen, Heiligen Sultanat das Antlitz der Jahrhunderte erleuchtet und erhellt auch das Antlitz der Erde schon seit tausenddreihundert Jahren. Es besteht weiter in vollkommener Würde fort. Ja, in diesem Königreich ist jeder Buchstabe des Qur´an hundert verdienstvollen guten Werken gleich, bringt zehnfache beständige Frucht. Auch in manchen Ayat und Suren bringt jeder Buchstabe hundert oder tausend oder noch mehr Früchte hervor und in Heiligen Zeiten vervielfältigen sich das Licht, die Verdienste und die Werte um das Zehnfache. Da erkannte unser Reisender, welche geheiligten Privilegien man erwerben kann und sprach zu seinem Herzen:

»Nun also legt der Qur´an, der in jeder Hinsicht ein Wunder ist, durch die Gemeinsamkeit seiner Suren und den Einklang seiner Ayat, durch die Entsprechungen seiner Geheimnisse und Lichter, durch die Übereinstimmung seiner Früchte und Werke und mit Zeugnissen, die einen sicheren Beweis liefern, ein solches Zeugnis dafür ab, das notwendigerweise ein absolutes Sein da sein muss, für Seine Einheit, Seine Attribute und Namen (Charaktereigenschaften), dass die unendliche Zahl der Zeugnisse aller Männer des Glaubens als ein Zeugnis angesehen werden kann, das aus dem Zeugnis des Qur´an herausgewachsen ist.«

So wurde denn auf der siebzehnten Stufe des ersten Kapitels als ein kurzer Hinweis auf die Lektion über die Einheit und den Glauben, die unser Reisender erhalten hatte, das folgende gesagt:

 

 

»Es gibt keinen Gott (ilah) außer Gott (Allah), der notwendigerweise da sein muss, der Eine und Einzige, dessen Seinsnotwendigkeit und Allgegenwart (Vahdet) der Qur´an beweist, der in seiner Verkündigung ein Wunder ist, geschätzt, gefragt und bewährt bei Engeln, Menschen und Dschinnen, der in all seinen Versen in jedem Augenblick in vollkommener Ehrfurcht durch die Zungen von Millionen des Menschengeschlechtes rezitiert wird, dessen heilige Herrschaft sich fortsetzt über alle Enden der Erde und die Äußersten des Alls, über Zeit und Ewigkeit, dessen lichtvolle, geistige Herrschaft in vollkommener Majestät über der Hälfte der Erde und über ein Fünftel der Menschheit, seit vierzehn Jahrhunderten gilt, in der Übereinstimmung seiner lichtvollen, göttlichen Verse und im Einklang mit seinen tiefen Wahrheiten (sirr), in der ganz offensichtlichen Entsprechung zu seiner Lehre, seinen Früchten, seinen Ergebnissen.«

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Eine Blume aus Emirdag

 

Die Zehnte Problemstellung aus der »Frucht-Abhandlung«, die der Elfte Strahl ist:

Eine Blume aus Emirdag

(Eine besonders überzeugende Antwort auf die Kritik, die sich auf Wiederholungen im Qur´an beziehen.)

Meine lieben und getreuen Mitbrüder.

Eigentlich ist diese Abhandlung auf Grund meiner zerrütteten Verhältnisse ein bisschen unklar ausgefallen und gar nicht elegant, doch habe ich trotz meiner mangelhaften Ausdrucksweise mit Sicherheit ein besonders kostbares Wunder (im Qur´an) gefunden. Leider war ich nicht dazu in der Lage, es in die rechten Worte zu kleiden. Doch wie schwach auch meine Ausdrucksweise sein möge, bleiben meine Erwägungen in ihrer Beziehung auf den Qur´an, dennoch sowohl eine Form des Gottesdienstes, als auch die Mutter einer Perle, glanzvoll, heilig und erhabenen. Nicht das zerrissene Kleid möge man darum betrachten, sondern den Diamant in meiner Hand! Übrigens war ich sehr krank, unzureichend versorgt und ungenügend ernährt. In nur ein, zwei Tagen musste ich im Ramadan sehr viele Wahrheiten und verschiedene Zeugnisse mit einem Satz kurz zusammenfassen. Man möge mir also verzeihen! *

Meine lieben und treuen Brüder! Ich las im heiligen Monat Ramadan den Qur´an, der in seiner Verkündigung ein Wunder ist. Aber auf welchen Vers der 33 Ayat ich auch immer stieß, die auf die Risale-i Nur hinweisen, was im »Ersten Strahl« erklärt wurde, und welche Hinweise ich nun deuten wollte: ich bemerkte jedes Mal, dass sich die Seite, der Abschnitt und der Inhalt im Zusammenhang mit einem dieser Verse gewissermaßen auch auf die Risale-i Nur und ihre Schüler bezieht. Es beziehen sich besonders die Verse in der Sure »Nur« (Licht), in denen das Wort »Nur« (Licht) vorkommt, auf die Risale-i Nur, während die Verse, die danach folgen und in denen das Wort »Finsternis« vorkommt, genau ihre Gegner treffen. Diese Verse messen der Risale-i Nur eine große Bedeutung bei, gewinnen sogar über ihre historische Bedeutung hinaus Allgemeingültigkeit. Dabei hatte ich das Empfinden, dass die Risale-i Nur und ihre Schüler in unserem Jahrhundert wieder ein Beispiel dafür sind. In der Tat spricht (hitab) der Qur´an vor allem auf Grund der allumfassenden Bedeutung (maqam) dessen, der von Ewigkeit her spricht, dem Herrscher über alles Sein, des Weiteren auf Grund der allumfassenden Bedeutung dessen, der im Namen der Menschheit, ja sogar im Namen der ganzen Schöpfung angesprochen (muhatab) worden ist, des Weiteren auf Grund der allumfassenden Bedeutung der ganzen Menschheit, der Söhne Adams, die in allen Jahrhunderten der Rechtleitung bedürfen, des Weiteren auf Grund der Bedeutung der überaus erhabenen und alles umfassenden Auslegung der Gesetze des Schöpfers des Kosmos und Seiner Herrschaft zur Erhaltung dieser und jener Welt, der Erde und der Himmel und aller Ewigkeiten und zur Erhaltung aller Geschöpfe. Auf Grund dieser allumfassenden, allumspannenden, erhabenen Bedeutung spricht (hitab) (der Qur´an) in der ganzen Höhe, der Tiefe und der Weite seines Wunders. (Der Qur´an) schließt mit seiner konkreten und allgemein verständlichen Ausdrucksweise, die dem gewöhnlichen Verständnis der einfachen Volksschichten entgegenkommt, welche die Mehrheit der Angeredeten bilden, in seiner Unterweisung auch die höchsten Schichten mit ein. Und dies nicht um aus einer Erzählung nur eine Lehre zu ziehen, oder nur um anhand eines geschichtlichen Ereignisses ein Beispiel anführen zu wollen, sondern auch um (den Qur´an) gleichsam wieder neu zu offenbaren, wobei er mit einem einzelnen Beispiel in jedem Jahrhundert jede Volksschicht anspricht, um ihr so ein allumfassendes Gesetz zu zeigen. Besonders aber lässt uns (der Qur´an), indem er stets drohend

 

 

»Die Tyrannen, die Tyrannen...«

wiederholt, und dabei all die Katastrophen, die vom Himmel herab die Menschen treffen, und die Unglücksfälle, die hier auf Erden geschehen, als Strafe für die Ungerechtigkeiten der Menschen nachdrücklich erklärt, und die Strafe, die über das Volk des Ad, des Thamud und des Pharao hereingebrochen waren, die beispiellosen Ungerechtigkeiten unseres Jahrhunderts betrachten und tröstet die Gläubigen, die unter diesen Ungerechtigkeiten leiden, durch die Errettung der Gottesgesandten wie Abraham und Moses, mit denen der Friede sei.

Über die ganze vergangene Zeit, Jahrhunderte verstorbener Generationen, welche in den Augen derer, die Gott vergessen haben und in die Irre gegangen sind, in das öde und fürchterliche Land des Nichts und der Gräber, voll Schmerz und Zerstörung hinabgestiegen sind, unterweist in der Tat der Qur´an, der in seiner Verkündigung ein Wunder ist, die Menschen jedes Jahrhunderts und jeder Bildungsschicht und zeigt sie (die Zeit) ihnen in wunderbarer Weise gleichsam wie auf einer Leinwand als jeweils eine lebendige Seite mit Lehrbeispielen, als eine einzigartige Welt, durch und durch beseelt und lebendig, und als ein Land des Herrn, dem wir verbunden sind und versetzt uns so manchmal in diese Zeiten zurück und versetzt diese Zeiten manchmal in unsere Gegenwart. In gleicher wunderbarer Weise macht der hochehrenwerte Qur´an diesen Kosmos, der in den Augen der Irrenden seelenlos, unverständlich, tot, eine unendliche Öde ist und zwischen Trennung und Untergang hin und her schlingert, zu einem Buch des Einzigartigen (Samed), zu einer Stadt des Erbarmers und zu einem Ausstellungsort der Kunstwerke des Herrn. Er macht diese leblosen Dinge lebendig. Er lässt jedes von ihnen als Seinen Beauftragten sich untereinander austauschen und einander zu Hilfe eilen. So unterrichtet er Menschen, Engel und Dschinnen in der Weisheit, wahrheitsgemäß, sehr einleuchtend und ganz und gar angenehm. Zu seinen erhabenen Besonderheiten gehört es, dass jeder seiner Buchstaben zehn, manchmal hundert, manchmal tausend, selbst viele Tausend Segnungen (sevab) bringt. Auch wenn alle Menschen und Dschinnen zusammenkämen, könnten sie nichts zu Stande bringen, was ihm gleichwertig wäre. Er spricht zu allen Adamssöhnen und der ganzen Welt mit Worten am rechten Ort und zur rechten Zeit. Mit Freude werden sie zu allen Zeiten Millionen, die den ganzen Qur´an auswendig kennen und rezitieren können, ins Herz geschrieben. Viele Wiederholungen im Qur´an lassen keinerlei Überdruss (bei den Menschen) aufkommen, selbst dann nicht, wenn sie ihn stets wieder rezitieren. Auch in den empfindsamen Gehirnen und einfachen Vorstellungen der Kinder findet der Qur´an seinen Platz, trotz vieler Stellen und Sätze, die sie miteinander verwechseln könnten. Er klingt denen, die krank sind oder im Sterben liegen und sich schon von wenigen Worten gestört fühlen, angenehm in den Ohren und ist für sie wohltuend wie Zem-Zem (Wasser). Aus ihm gehen all diese Besonderheiten hervor und durch ihn gewinnen seine Schüler die Glückseligkeit in beiden Welten (Diesseits und Jenseits). Es liegt in seinem Sinne, auf den volkhaften Bildungsgrad seines Dolmetschers (eines Analphabeten) Rücksicht zu nehmen, gar keine Gezwungenheit, keine Künstelei und keine Schauspielerei aufkommen zu lassen. In seiner Weisheit öffnen der natürliche Fluss und die Klarheit seiner Sprache, seine unmittelbare Herkunft aus dem Himmel und die Herabkunft seines Wortes, die dem grundlegenden Verständnis der einfachen Volksschichten schmeichelt, den Himmel und die Erde, jene klar und offensichtlichen und eindeutigen Seiten (im Buche der Natur) und unterrichtet die einzigartigen Wundertaten der Macht Gottes, die hinter den Alltäglichkeiten verborgen sind, und lehrt Seine Weisheit in den sinnvollen Zeilen (des Buches der Natur) und zeigt damit die Gnade der Rechtleitung als ein schönes Wundwerk seiner Macht.

Auch in dem Sinne, dass er mitteilen möchte, dass er ein Buch des Gebets und der Einladung (zum Islam), des Gedenkens (dhikr) und der Einheit (Gottes) ist, weshalb Wiederholungen erforderlich sind; auch dass er mit guten und treffenden Wiederholungen in einem einzigen Satz und einer einzigen Geschichte viele völlig verschiedene Bedeutungen für die vielen völlig verschiedenen von ihm angesprochenen Bevölkerungsschichten verständlich macht; auch in dem Sinne, dass er mitteilen möchte, dass unter seinen barmherzigen Augen auch bei ganz persönlichen und ganz gewöhnlichen Ereignissen selbst noch die persönlichsten und unbedeutendsten Dinge seiner Leitung und seinem Willen unterstehen, genauso wie in der Entstehung des Islam, wie bei der Zusammenstellung der Scharia, auch die kleinsten Erlebnisse der Sahabis als wichtig betrachtet wurden; so findet sich (in ihm) ein abgeschlossenes Grundgesetz und darüber hinaus wirken solche kleinen Ereignisse gleich Saatkörnern, die recht bedeutende Früchte hervorbringen, bei der Entstehung des Islam und der Scheriah, die allgemeingültig ist; und auch in dieser Hinsicht zeigt er wiederum einen Aspekt seines Wunders.

So entstand denn immer wieder das Bedürfnis und wurde eine Wiederholung immer wieder notwendig, weil für sehr viele verschiedene Volksschichten innerhalb von zwanzig Jahren immer wieder eine Unterweisung als Antwort auf sehr viele wiederholt gestellte Fragen erfolgte und um eine so unbegrenzte und grenzenlose, allumfassende fürchterliche Umwandlung, die bewirkt, dass das riesige Universum in Stücke zerfällt, am Tage der Wiederauferstehung seine Gestalt verliert und die Welt (gleich einer Ausstellung) aufgehoben und an ihrer Stelle das gewaltige Jenseits aufgerichtet wird und die beweist, dass alles, das Kleine wie das Große, von den Atomen bis zu den Sternen in der Hand und in der Macht des einen Herrn liegt, und den Zorn Gottes und die Wut des Herrn, um des Ergebnisses der Erschaffung des Universums willen zeigt, über die Grausamkeiten des Menschengeschlechts, weshalb auch das ganze Universum, die Erde, die Himmel und alle Elemente in Zorn und Wut geraten, einzuprägen, ist es kein Fehler, manche Sätze zu wiederholen, die in tausendfacher Hinsicht eine gewaltige Wirkung haben, einen Teil der Verse, welche das Ergebnis zahllos vieler Zeugnisse sind, vielmehr ein überaus machtvolles Wunder, eine hohe Kunst flüssiger Redeführung und eine Klarheit, die den Umständen genau entspricht und erforderlich ist.

Zum Beispiel: Der Satz

 

 

»Im Namen Allahs, des Erbarmers des Barmherzigen.«

ein Vers, der im Qur´an einhundertvierzehnmal wiederholt wird, wie im »Vierzehnten Blitz« der Risale-i Nur erklärt wird, ist eine solche Wahrheit, dass sie den Thron Gottes mit der Erde verbindet und den Kosmos mit Licht erfüllt und jeder ihrer in jeder Minute bedarf. Hätte man ihn auch Millionen Male wiederholt, bedürfe man ihrer dennoch wieder nicht nur wie das tägliche Brot, vielmehr bedarf man ihrer wie der Luft und sehnt sich nach ihr in jeder Minute gleich wie nach dem Licht.

Und zum Beispiel: In der Sure

 

 

»Ta Sin Mim.«

wird der Vers

 

 

»Und siehe, dein Herr, wahrlich, Er ist der Mächtige, der Barmherzige.« (Sure 26, 9)

achtmal wiederholt. In dieser Sure wird erzählt, wie die Gottesgesandten errettet und ihre Völker bestraft werden. Um des Ergebnisses der Erschaffung des Kosmos willen und zu Gunsten der allgemeinen Herrschaft wird dieser Vers, der so machtvoll wie tausend Wahrheiten ist, wiederholt. Auch wenn er tausend Male wiederholt würde, um darüber zu belehren, dass die Würde des Herrn die Bestrafung jener grausamen Völker und zugleich auch die Barmherzigkeit Gottes die Errettung der Propheten erfordert, braucht man ihn und wünscht ihn sich. Es ist eine wunderbare, schöne und erhabene Kunst der Redeführung.

Und zum Beispiel: In der Sure Rahman wird der Vers

 

 

»Und welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr wohl leugnen?« (Sure 55, 13)

und in der Sure Murselat der Vers

 

 

»Wehe an jenem Tag denen, die (die Botschaft) für Lüge erklären!« (Sure 77, 15)

wiederholt. Diese beiden Verse klagen Menschen und Dschinnen vor den Jahrhunderten, vor der Erde und den Himmeln mit lauten Drohungen wegen ihres Unglaubens, ihrer Undankbarkeit und Grausamkeit und ihrer Verletzung der Rechte aller Geschöpfe an. Darüber gerät der Kosmos in Wut, erzürnen sich Himmel und Erde, der Sinn der Erschaffung der Welt geht zu Grunde. Der Erhabenheit des Königreichs Gottes begegnen sie mit Verleugnung und Herabwürdigung. Auch wenn diese beiden Verse in einem weltweiten Unterricht tausend Fragen mächtig über tausend Wahrheiten tausend Male wiederholt würden, bedarf es doch noch erneut einer Wiederholung. Dies ist ein Wunder der Redekunst in seiner Majestät, Schönheit und Kürze.

Zum Beispiel: Eine Art wahres und vollständiges Bittgebet des Qur´an ist Djaushanu l-Kabir, das Gebet des Propheten, mit dem Friede und Segen sei. Es entstand aus dem Qur´an und ist eine Art Zusammenfassung. Dort wird der Satz

 

 

»Gepriesen seist Du, außer dem es keinen Gott gibt! Unser Schutz, unser Hort, errette, schütze und bewahre uns vor dem Feuer!«

hundert Mal wiederholt. In seiner Wiederholung liegt die größte Wahrheit des Kosmos, die die Erkenntnis der Einheit Gottes ist; und die wichtigsten von drei gewaltigen Aufgaben aller Geschöpfe gegenüber der Herrschaft Gottes: Lobpreis, Dank und die Heiligung Gottes; und das furchtbarste Problem des Menschengeschlechtes: die Errettung vor der ewigen Qual; und das natürliche Erfordernis des Menschen sowohl in seinem Dienst vor Gott und Seiner Anbetung als auch in seiner Schwäche. Darum wäre es noch wenig, würde es auch tausendmal wiederholt.

So beziehen sich die Wiederholungen im Qur´an auf dergleichen Grundsätze. Die Wahrheit von der Einheit Gottes wird zuweilen sogar zwanzigmal auf einer Seite teils direkt teils indirekt zum Ausdruck gebracht, je nachdem wie es der Zusammenhang erfordert, wie es für das Verständnis notwendig ist und wie es der Schönheit der Verkündigung entspricht. Sie vermitteln nicht Überdruss, sondern Überzeugungskraft und Begeisterung. In der Risale-i Nur wurde schon mit Beweisen erklärt, wie sehr die Wiederholungen im Qur´an am Platz sind, wie angemessen und wie hochgeschätzt sie in der Rhetorik sind.

Geheimnis und Weisheit der Verschiedenheit zwischen den Suren im Qur´an, dessen Verkündigung ein Wunder ist, die in Mekka offenbart wurden, und den Suren, die in Medina offenbart wurden, hinsichtlich ihrer Rhetorik und in Anbetracht dieses Wunders, sowie dem Aspekt der Ausführlichkeit, bzw. der Zusammenfassung, sind wie folgt: Weil damals in Mekka die Götzendiener und die Ungebildeten vom Stamme Kuraisch die in erster Linie die Angeredeten bzw. Gegner waren und weil damals hinsichtlich der Rhetorik ein erhabener und gewaltiger Stil, eine wunderbare, überzeugende, sehr beredte Prägnanz, als auch Wiederholungen zur Befestigung notwendig waren, drücken die meisten mekkaner Suren die Glaubensgrundsätze und die Stufen der Einheit (Gottes) wiederholt mit einer überaus starken, erhabenen und wunderbaren Prägnanz aus und beweisen Ausgang und Rückkehr, Allah und das Jenseits, nicht nur auf einer Seite, mit einem Vers, mit einem Satz oder mit einem Wort, ja sogar mit nur einem Buchstaben, durch syntaktische Umstellung, Inversion, Determination, Gebrauch des Artikels, durch Ellipsen und Teilhinweise, so nachdrücklich, dass sich die Koryphäen der Wissenschaft, der Dichtkunst und der Redekunst dafür begeisterten. In der Risale-i Nur und besonders im »Fünfundzwanzigsten Wort« mit dem gesamten Anhang, worin das vierzigfache Wunder des Qur´an bewiesen wurde, und in dem arabisch verfassten Kommentarbuch aus der Risale-i Nur »Zeichen der Wunderhaftigkeit« (Isharatu l-i´djaz), worin bewiesen wurde, wie wunderbar der Qur´an in seiner Ordnung ist, wird anhand von Beispielen gezeigt, dass der dichterische Stil in den Suren und in den Versen, die in Mekka offenbart wurden, hocherhaben und ein Wunder an höchster Prägnanz ist.

Was nun aber die medinensischen Suren und Verse betrifft, waren die dort in erster Linie Angeredeten bzw. Gegner die Leute der Schrift, Juden wie Christen, welche die Existenz Gottes (arab. Allah) bestätigten und für welche die Erfordernisse der Dichtkunst, die Rechtleitung, Umstände und Zusammenhänge notwendig waren, weniger um den Leuten der Schrift die tiefen Wurzeln der Religion und die Grundpfeiler des Glaubens in einfachen Worten klar und ausführlich zu erklären, als vielmehr die Einzelheiten in der Gesetzgebung (Scharia) und den Rechtsbestimmungen und die Ursprünge und Gründe aller Einzelheiten und die allgemeinen Gesetze darzulegen, worin der Grund ihrer Auseinandersetzung bestanden hatte. Bei den medinensischen Suren und Versen, wird meistens in einfachem Stil inmitten ausführlicher Erklärungen und Erläuterungen, in jener beispiellosen Ausdrucksweise, wie sie dem Qur´an zu Eigen ist, plötzlich mitten in einem Einzelfall, eine Aussage von hoher Prägnanz, ein Resümee, ein Schlusswort, ein Beweis, ein Satz angeführt, der die Einheit, den Glauben oder das Jenseits betrifft, der einen das Gesetz betreffenden Vorfall verallgemeinert und der durch den Glauben an Allah die Befolgung des Gesetzes zu Wege bringt. Dadurch wird der betreffende Zusammenhang in ein höheres und erhabeneres Licht gerückt. Die Risale-i Nur beweist, welch hohe Vortrags- und Redekunst, welche Eleganz und welch tiefe Bedeutung in den Schlussworten und Zusammenfassungen zu finden ist, die von der Einheit und vom Jenseits handeln, wie

 

 

»Gott hat zu allem die Macht.« (Sure 2, 20) »Gott weiß über alles Bescheid.« (Sure 58, 7) »Er ist der Mächtige und Weise.« (Sure 14, 4) »Er ist der Mächtige und Barmherzige.« (Sure 30, 5)

die meistens als Abschluss eines Verses erscheinen. Besonders in dem »Zweiten Licht« der »Zweiten Flamme« des »Fünfundzwanzigsten Wortes« werden zehn Beispiele für sehr viele tiefe Bedeutungen und Besonderheiten dieser Schlussworte und Zusammenfassungen erklärt, wodurch auch noch den Verblendeten bewiesen wird, dass in derartigen Zusammenfassungen ein großes Wunder erkennbar wird.

In der Tat erhebt der Qur´an den Blick des Angeredeten von den Erklärungen über die Einzelheiten und über die Grundlagen der Gesellschaft plötzlich zu einem hohen und allgemeinen Betrachtungspunkt empor und während sich sein einfacher Stil in einen erhabenen Stil und seine Unterweisung im Gesetz verwandelt in die Unterweisung in der Einheit, erweist sich der Qur´an als ein Gesetzbuch, ein Buch der Urteile und der Weisheit, als ein Buch des Bekenntnisses und des Glaubens, als ein Buch des Gottesgedenkens und des Nachsinnens (dhikr ve fikr) und als ein Buch des Gebetes und der Einladung (zum Islam). In jedem Zusammenhang unterweist der Qur´an über viele Ziele seiner Rechtleitung. Anders als die Schönheit der Ausdrucksweise Mekkaner Verse zeigen sich seine glänzenden und wunderbaren Redewendungen (in den medinensischen Versen).

Manchmal wird in zwei Worten, zum Beispiel in

 

 

»Der Herr der Welten.« (Sure 7, 54)

und

 

 

»Dein Herr.« (Sure 2, 30)

mit dem Ausdruck

 

 

»Dein Herr.« (Sure 2, 30)

die Einheit im Wesen Gottes (Ahadiyet = die Erkenntnis der Einheit Gottes in der Beziehung des Einzelnen zu Ihm) und mit dem

 

 

»Herr der Welten.« (Sure 7, 54)

die Einheit in Seinen Eigenschaften (Vahidiyet = die Erkenntnis der Einheit Gottes in der Beziehung eines Kollektivs zu Ihm) kundgetan. So kommt die Einheit Gottes, die in der Beziehung aller Geschöpfe zu Ihm (Vahidiyet) erkannt wird, durch die Einheit Gottes, die in der persönlichen Beziehung des Menschen zu Ihm (Ahadiyet) liegt, zum Ausdruck. Der Qur´an beschreibt in einem seiner Verse sogar die Atome in der Linse hinter der Pupille des Auges und setzt sie dort ein. Und in der gleichen Art setzt er im selben Vers die Sonne als Auge des Himmels ein. Zum Beispiel folgt dem Vers

 

 

»Er ist es, der Himmel und Erde... geschaffen hat.« (Sure 57, 5)

der Vers

 

 

»Er lässt die Nacht dem Tage folgen, und lässt den Tag auf die Nacht folgen.« (Sure 57, 6)

der mit der Aussage

 

 

»Und Er weiß, was im Innern der Brust ist.« (Sure 57, 6)

endet. Dies besagt: »Bei aller Majestät der Erschaffung der Erde und der Himmel kennt Er doch die feinsten Regungen des Herzens und wacht über sie.« Dieses einfache und persönliche Gespräch (zwischen Gott und Seinem Propheten) auf der Stufe eines reinen und unverbildeten Verständnisses, unter Berücksichtigung der einfachen Leute, verwandelt sich durch diese Art Aussage in eine alles umfassende, fesselnde, lehrreiche und dennoch erhabene Konversation.

 

Frage: Da eine grundlegende Wahrheit von oberflächlichen Betrachtern nicht bemerkt und der Zusammenhang mancher Stellen nicht ersichtlich ist, wie auf Grund eines kleinen, alltäglichen Vorfalls eine so hochgeschraubte Schlussfolgerung über die Einheit (Tauhid) gezogen werden, bzw. zum universellen Grundsatz erklärt werden kann, halten (oberflächliche Betrachter diese Schlussfolgerung) manchmal für einen Fehler. Zum Beispiel: Inmitten der Erzählung, worin der ägyptische Josef, mit dem Friede sei, die Abreise seines Bruders mit einer List verhinderte, um ihn bei sich zu behalten, wird die folgende große Schlussfolgerung:

 

 

»Und über jedem, der Wissen besitzt, steht Er, der mehr weiß.« (Sure 12, 76)

gezogen. Ein Zusammenhang ist aber bei aller Kunst der Redeführung nicht ersichtlich. Was ist hier das Geheimnis und wo liegt hier die Weisheit?

 

Antwort: Da der Qur´an in seinen langen und auch in den mittleren Suren, deren jede als ein Qur´an im Kleinen gilt, auf vielen Seiten und an vielen Stellen (maqam) nicht nur zwei, drei Ziele verfolgt, sondern seinem Wesen nach sowohl ein Buch des Gottesgedenkens, des Glaubens und des Nachsinnens (dhikr ve fikr), als auch ein Buch der Gesetzgebung, der Weisheit und der Rechtleitung ist und noch viele andere, ähnliche Bücher und Unterweisungen umfasst, um so die alles umspannende Herrschaft Gottes und das Aufscheinen Seiner Majestät zum Ausdruck zu bringen, der Qur´an also als eine Art Lesung aus dem großen Buch des Kosmos sicherlich an jeder Stelle (maqam), ja sogar auf jeder Seite vielen Zielen folgt, und in Anbetracht dessen, dass er verschiedene Stufen der Erkenntnis und der Einheit Gottes und der Wahrheiten des Glaubens unterweist, beginnt der Qur´an an einer anderen Stelle (maqam) zum Beispiel durch eine, zwar äußerlich nicht besonders deutliche, Überleitung eine neue Unterweisung und infolge dieser, wenn auch undeutlichen Überleitung, kommen neue um so klarere Zusammenhänge hinzu. Das aber entspricht ganz und gar dieser Stelle (maqam), und so wird der Grad seiner Ausdruckskraft und -kunst erhöht.

 

Zweite Frage: Was ist der Sinn dessen, dass im Qur´-an direkt oder indirekt oder durch ein Zeichen auf tausen-derlei Weise das Jenseits, die Einheit Gottes, der Lohn und die Strafe für den Menschen bewiesen, ins Blickfeld gerückt und in jeder Sure, auf jeder Seite, ja in jedem Zusammenhang (maqam) darüber unterrichtet wird?

 

Antwort: Es ist wiederum keine Verschwendung, wenn der Qur´an diese Dinge im Rahmen des Möglichen und was das Weltgeschehen betrifft, bezüglich der großen Umwälzungen und im Rahmen der Aufgabe, welche die Quelle der Qual oder ewiger Glückseligkeit des Menschen ist, der das große Pfand und den gewaltigen Auftrag auf Erden auf seine Schultern genommen hat, um über die gewaltigsten unter den bedeutendsten, größten und erschütterndsten Probleme zu unterrichten, zahllose Zweifel zu beseitigen, die hartnäckigsten und verbohrtesten Verdrehungen zu zerbrechen, mit dem Ziel, diese schrecklichen kommenden Umwälzungen zu bestätigen und zu bezeugen, dass diese Umwälzungen in ihrem Ausmaß gleich gewaltig sind, wie diese Probleme für den Menschen wichtig und bedeutend sind, nicht nur tausendmal, nein Millionen Mal zu betrachten gibt, wenn vielmehr der Qur´an diese Erzählungen Millionen Mal lesen und wiederholen lässt. Das verursacht keinen Überdruss, nimmt nicht das Bedürfnis (nach weiteren Wiederholungen) weg.

Zum Beispiel:

 

 

»Diejenigen, die glauben und gute Werke tun, werden Wir in Gärten eingehen lassen, unter denen Bäche fließen; darin werden sie auf ewig verweilen.« (Sure 4, 122)

Da dieser Vers die Wahrheit der Ewigen Glückseligkeit als frohe Botschaft verkündet, indem er sagt: »Die Wahrheit des Todes, die sich einem armen Menschen in jeder Minute zeigt, rettet sowohl den Menschen selbst als auch seine Welt, als auch alle seine Lieben vor der Hinrichtung auf ewig und lässt ihn ein immerwährendes Königreich gewinnen«, wäre es dennoch keine Verschwendung, auch wenn er Milliarden Male wiederholt und ihm soviel Wert wie der ganzen Welt beigemessen würde, und verliert er nichts von seinem Wert. Der Qur´an, dessen Verkündigung ein Wunder ist, unterrichtet über zahllose, wertvolle Fakten solcher Art und versucht, den Menschen vom Anbruch der erschütternden Umwälzungen, die den Kosmos so leicht wie ein Haus umformen und seine ganze Erscheinung zerstören, zu überzeugen und sie ihm zu beweisen. Mit Sicherheit ist es keine Verschwendung, wenn er direkt und indirekt und mit Zeichen tausend Male die Aufmerksamkeit auf sie lenkt, vielmehr erneuert es jeweils die Gnadenerweise Gottes, die wir so lebensnotwendig brauchen wie Brot, wie alle Lebens- und Heilmittel, wie Luft und Licht.

Zum Beispiel: Was die Weisheit betrifft, dass der Qur´an solche von Zorn erfüllte Verse wie

 

 

»Bestimmt ist für die Ungläubigen die Pein des Feuers.« (Sure 8, 14) »Für die, die Unrecht tun, ist eine schmerzhafte Pein bestimmt.« (Sure 14, 22)

äußerst heftig und zornig und mit besonderem Nachdruck, immer wieder erwähnt, so ist der Unglaube des Menschen - wie es schon in der Risale-i Nur unwiderlegbar bewiesen wurde - eine solche Verletzung der Rechte des Kosmos und der meisten Geschöpfe, dass sie die Himmel und die Erde in Zorn und die Elemente in Wut versetzt, sodass die Tyrannen mit sintflutartigen (Katastrophen) geschlagen werden.

 

 

»Wenn sie (d.h. die Ungläubigen) hinein geworfen werden, hören sie sie (d.h. die Hölle) laut aufheulen, während sie (gleichzeitig) in Wallung gerät und vor Wut beinahe birst.« (Sure 67, 7-8)

Den eindeutigen Aussagen dieser Verse entsprechend gerät die Hölle über die verlogenen Unterdrücker in eine solche Wut, dass sie in ihrer Wut, rasend vor Zorn, in eine solche Raserei gerät, dass sie beinahe platzt. Wenn nun der König des Kosmos wegen eines solchen Verbrechens gegen alle und der grenzenlosen Überschreitungen, nicht etwa wegen der Winzigkeit und Bedeutungslosigkeit eines Menschen, sondern hinsichtlich des Umfangs seiner verbrecherischen Tyrannei und der schrecklichen Überschreitung durch seinen Unglauben in Seinem Erlass überaus zornig und wütend dieses Verbrechen und die Strafe dafür nicht nur tausendmal, sondern Millionen und Milliarden Male wiederholt hätte, um die Wichtigkeit der Rechte Seiner Untertanen und die grenzenlose Hässlichkeit des Unglaubens und der Tyrannei dieser Lügner und Leugner zu zeigen, ist dies wiederum keine Verschwendung und kein Fehler, weshalb Millionen von Menschen seit tausend Jahren jeden Tag das Bedürfnis haben, diese Verse mit einer tiefen inneren Anteilnahme zu lesen, ohne dass sie dabei ihrer überdrüssig würden.

Da nun jeden Tag, jeder Zeit, in der Tat für einen jeden eine Welt vergeht und sich ihm zugleich das Tor zu einer neuen Welt öffnet, wiederholt man, um jede der vorübergehenden Welten zu erleuchten, aus seiner Bedürftigkeit und Zuversicht heraus tausendmal den Satz

 

 

»Es gibt keine Gottheit außer Allah.«

und macht so jedes

 

 

»Es gibt keine Gottheit außer Allah.«

für jeden dieser wechselnden Theatervorhänge zu einer Theaterbeleuchtung. Genauso sind die Wiederholungen des Qur´an sehr sinnvoll, damit diese vielen, vorüber gleitenden Vorhänge und die sich ständig erneuernden, vorüber segelnden Welten, nicht im Dunkeln bleiben und damit die Bilder, die sich in dem Spiegel seines Lebens reflektieren, nicht hässlich werden und die Umstände, die seine Gäste waren und für ihn Zeugnis ablegen können, nicht zu seinen Gegnern werden und (damit der Mensch), der den Qur´an liest, die Strafen für die Verbrechen und die nachdrücklichen Drohungen des urewigen Königs, den Trotz zu brechen, würdigt, indem er sich bemüht, sich vor der Aufsässigkeit der eigenen Seele zu retten, sodass selbst der Teufel davor zurückschreckt, diese mächtigen, nachdrücklichen, wiederholten Drohungen des Qur´an für unwahr zu halten, was zeigt, dass die Strafe der Hölle die wahre Gerechtigkeit für die Leugner ist, die nicht hören wollen.

 

Zum Beispiel: Wenn der Qur´an die Geschichte Mosis, mit dem Friede sei, welche viele Weisheiten und Nutzanwendungen enthält, wie die des Stabes Mosis, und die Geschichten anderer Propheten, mit denen Friede sei, vielmals wiederholt, so will er das Prophetentum aller Gottesgesandten als einen Beweis für die Wahrhaftigkeit des Prophetentums Ahmeds *, mit dem Friede und Segen sei, anführen. Wer dieses in seiner Gesamtheit nicht zurückzuweisen vermag, kann in Anbetracht dieser Tatsache auch das Prophetentum dieser Persönlichkeit (des Propheten) nicht in Abrede stellen. Da nicht jeder stets den ganzen Qur´an durchlesen will und kann, werden solche Geschichten, genauso wie die bedeutenden Pfeiler des Glaubens wiederholt, um jede lange und mittlere Sure wie einen Qur´an im Kleinen zu gestalten, was nicht eine Verschwendung sondern ein Erfordernis der Redekunst ist, und dazu dient, über die Geschichte Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, zu unterweisen, welche Begebenheit die größte der Kinder Adams und das gewaltigste Ereignis im Kosmos darstellt.

In der Tat wird die Aussage im Qur´an:

 

 

»Es gibt keine Gottheit außer Allah.«

mit

 

 

»Mohammed ist der Gesandte Gottes.«

dadurch in der Waage gehalten, dass (diese Aussage) vier Glaubenspfeiler enthält. Dadurch wird der Persönlichkeit Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, im Qur´an der höchste Rang (maqam) verliehen. Das Prophetentum Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, ist die größte Wahrheit in der Schöpfung und die Persönlichkeit Ahmeds, mit dem Friede und Segen sei, die würdigste unter allen Schöpfungen und seine geistige Persönlichkeit, mit ihrem allumfassenden Einfluss, und sein heiliger Rang (maqam), der als die Wahrheit Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, bekannt ist, die glänzendste Sonne der beider Welten und dieses wunderbaren Ranges (maqam) würdig. Das ist anhand vieler Zeugnisse und Zeichen in der Risale-i Nur mit Sicherheit bewiesen. Ein Beweis unter Tausend ist der folgende:

Nach dem Grundsatz von

 

 

»Derjenige, der verursacht, ist gleich dem Täter.«

werden so viele Segenspunkte (hasanat), wie die guten Taten seiner ganzen Gemeinde in allen Zeiten bringen, auch im Buch der guten Taten Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, gutgeschrieben. Mit dem Licht, das er brachte, erhellte er alle Gegebenheiten im ganzen Kosmos und wurde so nicht nur Dschinnen, Menschen, Engeln, sondern allen lebenden Wesen, ja dem Kosmos, Himmel und Erde ein Anlass zur Dankbarkeit. Die Gebete, welche die Pflanzen in ihren naturgemäßen Eigenschaften darbringen, und die Gebete, welche die Tiere in ihren jeweiligen Bedürfnissen darbringen, werden vor unseren Augen tatsächlich erhört. Dadurch rufen Millionen, ja sogar Milliarden Aufrichtige seiner Gemeinde, deren Gebete Gott erhört, nicht zurückweist, weil sie ihrer Natur entsprechen, jeden Tag mit Gebeten des Friedens und des Segens Erbarmen über diese Persönlichkeit, mit der Frieden und Segen sei, herab. Sie schenken ihre geistigen Verdienste zuallererst dieser Persönlichkeit, mit der Friede und Segen sei. Jeder von den dreihunderttausend Buchstaben des Qur´an, den die ganze Gemeinde liest, bringt manchmal zehn Segenspunkte, manchmal hundert und manchmal tausend Segenspunkte (hasanat) und Früchte ein. Allein durch die Rezitation des Qur´an werden zahlreiche Lichter in das Buch seiner Taten eingetragen. Derjenige, der alle verborgenen Dinge kennt, (Allamu l-ghuyub) hatte schon gewusst und gesehen, dass die Wahrheit Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, die die geistige Körperschaft seiner Persönlichkeit ist, in der Zukunft einem paradiesischen Tuba-Baum gleich werden wird. Diesem Zusammenhang entsprechend misst Er ihm eine so großartige Bedeutung in Seinem Qur´an bei und erklärt es in Seinem Erlass für die wichtigste Sache des Menschen, ihm zu folgen und durch die Einhaltung seiner gelobten Sitte (Sünnet-i seniye) ihn zu veranlassen, sein Fürsprecher zu sein. Sogar im Qur´an wird manchmal selbst seine Persönlichkeit als Mensch und seine Haltung als Mensch, welche zu Beginn (des Islam) steht, welcher der Kern zu jenem herrlichen Tuba-Baum ist, zum Thema der Betrachtung. Da die Wahrheiten, die im Qur´an wiederholt werden, diese Bedeutung haben, können Menschen von gesundem Verstand und Gemüt bezeugen, dass sich die Wiederholungen im Qur´an als ein überaus starkes und umfassendes spirituelles Wunder erweisen, es sei denn dass sie durch die Pest des Materialismus von der Krankheit im Herzen und im Gewissen befallen sind, was die folgende Aussage belegt:

 

 

»Man bestreitet doch die Dinge, die man im Lichte der Sonne mit eigenen Augen sehen könnte, wenn die Augen entzündet sind, und der Mund erkennt nicht, den Geschmack des Wassers, wenn er krank ist.«

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Zwei Anmerkungen zum Schluss dieser Zehnten Problemstellung Erste Anmerkung: Zwölf Jahre vor Abfassung dieser Risala hatte ich gehört, dass ein ganz schrecklicher und völlig verbohrter Ungläubiger begonnen habe, mit seiner Übersetzung ein Attentat auf den Qur´an zu unternehmen. Er soll gesagt haben: »Der Qur´an soll übersetzt werden, damit jeder erkennen kann, was er für einen Wert hat.« Deshalb hat er einen fürchterlichen Plan geschmiedet, damit jeder seine unnötigen Wiederholungen sehen solle und seine Übersetzung anstelle seines Originaltextes rezitiert werde. Aber die unwiderlegbaren Beweise beseitigten alle Zweifel und stellten fest, dass eine wahre Übersetzung des Qur´an nicht möglich ist und anstelle der arabischen Sprache, die in der Satzbildung perfekt ist, eine andere Sprache die Besonderheiten des Qur´an und seine feinsinnigen Anmerkungen nicht bewahren kann. Die wunderbaren, umfassenden Aussagen der Worte des Qur´an, deren jedes zehn bis tausend Segenspunkte (sevab) bringt, können nicht durch die gewöhnlichen, doch nur bruchstückhaften Übersetzungen der Menschen ersetzt werden. Sie können nicht an Stelle (des Qur´an) in den Moscheen rezitiert werden. Doch durch die allseitige Verbreitung der Risale-i Nur blieb jene fürchterliche Intrige fruchtlos. Aber die Heuchler, die von jenem Ungläubigen Unterricht bekommen, versuchen dennoch zu Gunsten des Teufels töricht wie törichte Kinder die Sonne des Qur´an auszupusten. Ich denke, dass mir aus diesem Grund diese Zehnte Problemstellung trotz meiner knappen Zeit, meiner Bedrängnis und inneren Unruhe zu schreiben ermöglicht wurde. Ich habe keine Möglichkeit, mit den Leuten zu sprechen. Deswegen kenne ich die tatsächliche Sachlage nicht.

 

Zweite Anmerkung: Nach unserer Entlassung aus dem Gefängnis in Denizli saß ich im obersten Stockwerk des berühmten Stadthotels. In den schönen Gärten vor mir waren viele Pappeln. Es war so als bildeten sie Ketten zu einer Dhikr-Feier. Ihre Zweige und Blätter tanzten vom Winde bewegt anmutig und wie in Ekstase. Das berührte mich in meinem Herzen, da ich durch die Trennung von meinen Mitbrüdern und durch meine Einsamkeit traurig und kummervoll war. In dem Moment kamen mir Herbst und Winter in Erinnerung und es überkam mich eine Wehmut. Ich habe für diese anmutigen Pappeln und Lebewesen, die in vollkommener Freude miteinander kokettierten, ein solches Mittleid empfunden, dass sich meine Augen mit Tränen füllten. Sie erinnerten mich an die Vernichtung und ließen mich die Trennung spüren, die unter dem verzierten Schleier der Welt verborgen ist. Da wurde ich unter all der Traurigkeit der ganzen Welt begraben, die aus Tod und Trennung erwächst. Auf einmal eilte mir das Licht, das die Wahrheit Mohammeds brachte, mit dem Friede und Segen sei, zur Hilfe. Es verwandelte all diese Traurigkeit und den Kummer in Frohsinn. Ich wurde sogar wegen der Hilfe und Tröstung dieses Lichtes, von dessen Fülle ich wie jedermann und jeder Gläubige in jenem Moment und in jenem Zustand ein Millionstel erhielt, der Persönlichkeit Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, für immer und ewig dankbar. Es ist dies wie folgt:

Jener gottvergessene Blick zeigte mir, dass diese segensreichen Anmutigen ohne Ziel und Auftrag waren. Sie zeigten sich in der einen Jahreszeit, doch kamen ihre Bewegungen nicht aus Fröhlichkeit, vielmehr zitterten sie vor der Vernichtung und dem Abschied, dann stürzten sie in das Nichts. Die Liebe für die Beständigkeit und die Lie-be für das Schöne und Mitleid für die Mitmenschen und für das, was lebendig ist, die wie bei jedem Menschen auch bei mir vorhanden ist, hinterließen in mir einen so tiefen Eindruck, dass sich die Welt auf diese Weise in eine Art von Hölle und der Verstand in ein Werkzeug der Qual verwandelten. Während dessen hob das Licht, das Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, für die Menschheit als Geschenk brachte, den Schleier auf. Es zeigte mir an Stelle von Hinrichtung, Nichtsein, Nichtigkeit, Nutzlosigkeit, Sinnlosigkeit und Abschied ebenso viele Weisheiten und Bedeutungen, wie es an jeder Pappel Blätter gab, und ließ mich erkennen, dass sie Ergebnisse und Aufgaben haben, die in drei Gruppen geteilt sind, wie schon in der Risale-i Nur bewiesen wurde.

 

Erste Gruppe: Sie bezieht sich auf die Namen des majestätischen Schöpfers. Zum Beispiel: Wenn ein Meister eine wunderbare Maschine baut, sagt jeder zu ihm »Maschaallah (so wie es Gott wollte), Barekallah (möge Gott segnen)« und beglückwünscht ihm. Genauso beglückwünscht auch diese Maschine ihren Meister auf die ihr eigene Art, indem sie die durch sie beabsichtigten Ergebnisse vollständig zu Stande bringt. Jedes Lebewesen und jedes Ding ist eine solche Maschine und gratuliert ihrem Meister mit Lobpreisungen.

 

Die Weisheiten, die die zweite Gruppe betreffen: Sie beziehen sich auf die Betrachtung der Lebewesen und derer, die über ein Bewusstsein verfügen. Das wird für sie ein beliebter Lesesaal und jedes ein Buch der Erkenntnis. Sie lassen ihre Bedeutungen im Gedächtnis der Bewusstseintragenden und ihre Bilder im Erinnerungsvermögen und in den Tafeln der Bilderwelt und in den Büchern der unsichtbaren Welt, die zu dem Bereich des Seins gehören. Dann verlassen sie die Welt in der wir Zeugnis ablegen und ziehen sich in die unsichtbare Welt zurück. Das heißt, sie verlassen ihren sichtbaren Körper, gewinnen aber viele geistige, unsichtbare und als Wissen existierende Körper. Ja, in Anbetracht der Tatsache, dass es Allah gibt und Sein Wissen alles umfasst, sind das Nichtsein, die Hinrichtung, die Nichtigkeit, die Verlorenheit und das Vergehen in der Welt der Leute des Glaubens im wahren Sinne nicht vorhanden. Die Welt der Ungläubigen aber ist gefüllt mit Nichtigkeit und Nichtsein, mit Trennung und Vergänglichkeit. So unterweist das folgende Sprichwort, wie der Volksmund so oft sagt, diese Wahrheit:

»Für wen es Gott gibt, für den gibt es alles und für wen es Ihn nicht gibt, für den gibt es nichts und alles ist für ihn nichts.«

 

Zusammenfassung: Wie der Glaube einen Menschen in der Todesstunde vor der ewigen Verlorenheit rettet, so rettet er auch jedem Menschen seine persönliche Welt vor der Verlorenheit und den Finsternissen des Nichtseins. Was aber den Unglauben (der Heiden) betrifft, besonders wenn es sich um den absoluten Unglauben (der Atheisten) handelt, verurteilt er sowohl den Menschen, als auch seine persönliche Welt mit dem Tod zur ewigen Verlorenheit und wirft ihn (schon im Diesseits) in die Finsternisse einer inneren Hölle hinein. Er verwandelt seinen Geschmack am Leben in bitteres Gift. Diejenigen, die das irdische Leben dem jenseitigen vorziehen, möge es in den Ohren klingen! Sie mögen kommen und hierfür entweder einen Ausweg finden oder zum Glauben übertreten. Mögen sie sich vor einem solch furchtbaren Schaden retten!

 

 

»Gepriesen seist Du! Wir haben kein Wissen, außer dem, das Du uns gelehrt hast. Denn Du bist der Allwissende, der Allweise!« (Sure 2, 32)

Euer Bruder, der sehr eueres Gebetes bedarf, und sich nach euch sehnt,

 

Said Nursi

 

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