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Zehntes Wort - Abhandlung über die Auferstehung

 

Bruder, wenn du eine Auslegung von Auferstehung und Jenseits in einfacher Sprache und allgemein verständlicher Form möchtest, dann lausche den nun folgenden kleinen Beispielerzählungen. Betrachte sie so, wie auch meine Seele es tut!

 

Die Auferstehung

 

Vorbemerkung

Der Grund dafür, dass ich die Vergleiche und Beispiele in diesen Abhandlungen in Form von Erzählungen niedergeschrieben habe, ist der, damit einerseits einem besseren Verständnis zu dienen und andererseits aufzuzeigen, wie sehr die Wahrheiten des Islam der Logik des Verstandes entsprechen, einander ergänzen und stützen und wie wohl sie begründet sind. Der Sinn der Erzählungen ist die Wahrheit, die sich an ihrem Ende herausstellt. So dienen die Vergleiche lediglich als ein Hinweis auf diese Wahrheit. Sie sind keine bloßen Phantasiegeschichten, sondern tatsächliche Wahrheiten.

 

Erstes Kapitel

 

 

»Siehe die Male der Barmherzigkeit Allahs; wie Er die Erde nach ihrem Tode wieder lebendig macht! Fürwahr, Er ist es, der die Toten wieder belebt; und Er hat Macht über alle Dinge.« (Sure 30, 50)

Bruder, wenn du eine Auslegung von Auferstehung und Jenseits in einfacher Sprache und allgemein verständlicher Form möchtest, dann lausche den nun folgenden kleinen Beispielerzählungen. Betrachte sie so, wie auch meine Seele es tut!

Es kommen zwei Männer in ein Land, das so schön ist wie das Paradies (womit wir diese Welt bezeichnen wollen). Sie schauen sich um und sehen, dass jeder der Bewohner Tür und Tor von Haus und Hof offen stehen lässt und gar nicht daran denkt, seinen Laden zu bewachen. Somit sind Geld und Gut jedermann zugänglich. Der eine der beiden Männer streckt seine Hand nach allem aus, was er sich wünscht, stiehlt es, rafft es an sich. So folgt er seinen Gelüsten, tut Unrecht und kennt kein Maß. Die Bewohner kümmern sich wenig darum. Der andere aber sagt zu ihm: »Was machst du da? Man wird dich bestrafen. Und mich wirst du mit in dein Unglück hineinziehen. All dies hier ist Staatseigentum. Diese Bewohner leisten Militärdienst mit all ihren Familien, dienen als Beamte und verrichten ihren Dienst in Zivil. Deswegen kümmern sie sich so wenig um dich. Aber das Gesetz ist streng. Des Königs Telefone und seine Beamten finden sich überall. Geh schnell und entschuldige dich!« Doch der Strolch bleibt verstockt und sagt: »Nein, das ist gar kein Staatseigentum! Wahrscheinlich ist es volkseigen und gehört eigentlich niemandem. Jeder kann sich davon nehmen, was er will. Ich sehe gar keinen Grund dafür, warum ich mir den Gebrauch dieser schönen Dinge versagen sollte. Wenn ich das nicht mit eigenen Augen sehe, werde ich es nicht glauben.« So fährt er fort, sich in seine Spitzfindigkeiten hinein zu philosophieren. Zwischen den beiden beginnt nun ein ernsthaftes Streitgespräch. Zuerst sagt dieser in seiner Verblendung: »Wer ist der König? Ich kenne ihn nicht...«

Sein Gefährte gibt ihm zur Antwort: »Es gibt kein Dorf ohne einen Bürgermeister, keine Nadel ohne ihren Meister; sie kann nicht ohne einen Besitzer sein. Es gibt keinen Buchstaben ohne seinen Schreiber; das weißt du. Wie wäre es also möglich, dass dieses so wohlgeordnete Land ohne einen Herrscher wäre? Woher sollte all der Reichtum an kunst- und wertvollen Gütern kommen, so, als käme jede Stunde ein Zug * aus dem Unsichtbaren?

Hier wird er ausgeladen und fährt wieder weiter. Wie sollte er keinen Herrn haben? Und die Veröffentlichungen und Bekanntmachungen, die überall zu sehen sind, die Siegel, Stempel und Plomben, die an allen Waren zu sehen sind, die Fahnen, die an allen Ecken flattern, wie sollten sie ohne Besitzer sein? Ich meine, du hättest ein wenig fremde Sprachen studiert. Doch diese islamischen Schriften kannst du nicht lesen? Ja, du fragst nicht einmal den, der sie kennt. Also komm nun, ich werde dir des Königs obersten Erlass verlesen!«

Doch jener in seiner Verblendung wendet sich ab und sagt: »Also nehmen wir einmal an, dass es einen König gibt! Aber was schadet ihm das bisschen, das ich mir nehme? Verliert dadurch sein Schatz an Wert? Zudem gibt es hier nicht Haft noch Kerker. Eine Strafe ist nicht zu erkennen.«

Sein Gefährte gibt ihm zur Antwort: »Mein Gott, das Land, das du hier siehst, ist doch ein Übungsgelände. Zudem ist es ein Museum der wunderbarsten Kunstwerke des Sultans. Es gleicht einer Wanderherberge ohne Basis. Siehst du denn nicht, wie jeden Tag eine Schar kommt, eine andere geht und entschwindet. Es füllt sich und entleert sich ständig. Noch kurze Zeit und dieses Land wird umgestaltet werden. Diese Bewohner werden in ein anderes, ewiges Königreich verpflanzt werden. Dort wird jeder seinem Verdienst entsprechend Strafe oder Lohn empfangen.«

Doch wiederum lehnt sich der Treulose in seiner Verblendung dagegen auf und sagt: »Das glaube ich nicht. Ist es denn überhaupt möglich, dass dieses Land zerstört werden sollte?... und alle in ein anderes Land hinüberwandern sollten.« Dem antwortet sein getreuer Gefährte:

Da du nun einmal so verstockt und verbohrt bist, komm und lass dir in »Zwölf Bilder« zeigen, welche Beweise ohne Zahl und Grenze es dafür gibt, dass es einen obersten Gerichtshof gibt, ein Haus der Gnade und Belohnung und ein Haus der Gefangenschaft und Strafe, und dass dieses Land, so wie es sich jeden Tag ein wenig leert, eines kommenden Tages auch völlig entleert und zerstört werden wird.

 

Erstes Bild: Wäre es überhaupt möglich, dass in einem Königreich - und besonders in einem Königreich von solchem Glanz, die Untertanen für gute Dienstleistungen keinen Lohn und die Aufständischen keine Strafe empfingen? Es scheint, als gäbe es hier dergleichen nicht. Das heißt, es muss an einem anderen Ort einen Obersten Gerichtshof geben.

 

Zweites Bild: Betrachte einmal den Handel und Verkehr! Wie jedermann, auch der Ärmste und Schwächste unter ihnen so gut und so vollkommen versorgt wird! Selbst die Kranken, die niemanden haben, werden bestens versorgt. Zudem gibt es kostbare und erlesene Speisen, wertvolles Geschirr, edelsteingeschmückte Orden und Ehrenzeichen, die schönsten Festtagskleider und königliche Gastmähler. Sieh einmal, wie sehr ein jeder, ausgenommen so Verblendete wie du, seinen Pflichten die höchste Aufmerksamkeit schenkt! Niemand überschreitet auch nur um einen Zoll seine Grenzen. Die größte Persönlichkeit verrichtet ihren Dienst in Demut, Gehorsam und Bescheidenheit und in aller Ehrfurcht. So besitzt also der Herr dieses Königreichs höchste Freigiebigkeit und allumfassendes Erbarmen, wie auch größte Würde, höchste Majestät, Ehre und Ansehen. Freigiebigkeit aber erfordert es, Huld zu erweisen. Erbarmen kann ohne die Güte nicht sein. Zudem ist es notwendig, zu tun, was der Würde entspricht und die Selbstachtung erfordert. Ehre und Ansehen erfordern es, dass die Ehr- und Würdelosen bestraft werden. Aber in diesem Land wird kaum ein tausendstel dessen erfüllt, was der Barmherzigkeit und Würde entspricht. Der Unterdrücker verharrt in seinem Stolz und der Beleidigte in seiner Erniedrigung; sie ziehen von dannen, scheiden von hinnen. Das heißt, alles bleibt einem Obersten Gerichtshof überlassen.

 

Drittes Bild: Siehe, mit welch erhabener Weisheit und Wohlgeordnetheit alles ausgeführt wird! Und auch mit welch wahrhafter Gerechtigkeit und Ausgewogenheit alles Nötige erledigt wird! So erfordert es die Weisheit der Staatsführung, dass die Flüchtlinge, die unter königlichem Schutz Zuflucht gesucht haben, mit Wohlwollen aufgenommen werden. Und die Gerechtigkeit erfordert, dass die Untertanen in ihren Rechten geachtet werden, damit das Ansehen des Staates und seine königliche Majestät gewahrt bleiben.

Aber in diesen Breiten wird kaum ein tausendstel dessen erfüllt, was einer solchen Weisheit und Gerechtigkeit entspricht. Doch gleich dir ziehen die meisten verblendet, ohne ihre Strafe erlangt zu haben, von dannen. Das heißt, alles bleibt einem Obersten Gerichtshof überlassen.

 

Viertes Bild: Betrachte diese unvergleichlichen Juwelen in Ausstellungen ohne Zahl und Grenze, diese einzigartigen Speisen auf den Tischen: sie zeigen die grenzenlose Freigiebigkeit des Königs dieser Stätten und seine Kammern voll unschätzbarer Reichtümer. Aber eine solche Freigiebigkeit und solche unerschöpflichen Reichtümer erfordern eine beständige Einrichtung, in der die Gäste stets all das vorfinden, was sie sich nur wünschen.

Und weiter ist es wünschenswert, dass diejenigen, welche in den Genuss dieses Gastmahles gelangt sind, daran auch weiterhin teilnehmen können, damit weder Tod noch Trennung noch Trauer seien, denn wie am Ende der Schmerzen die Freude steht, so ist auch das Ende der Freude ein Schmerz. Betrachte diese Ausstellungen! Schaue jene Bekanntmachungen an! Leihe dein Ohr diesen Ausrufern! Sie stellen die Kunstschätze eines wundertätigen Königs dar und zeigen sie. Sie künden seine Vollkommenheit. Sie sind ein Zeugnis seiner unvergleichlichen geistigen Vollendung. Sie erzählen von der Tiefe seiner verborgenen Schönheit. Das heißt also, dass seine innere Schönheit und Vollendung über die Maßen staunenswert ist. Eine solche verborgene, makellose Vollendung aber erfordert jemanden, der sie zu würdigen weiß, sich für sie zu begeistern vermag, »Mashaallah (so wie es Gott wollte!)«, der sie zu erkennen und für andere darzustellen versteht. Diese verborgene Schönheit ohne gleichen verlangt zu sehen und gesehen zu werden, nämlich die eigene Schönheit auf zweierlei Weise anzuerkennen... erstens, sich selbst in verschiedenen Spiegeln zu betrachten, zum anderen, sich in dem Verlangen der Betrachter und der Begeisterung der Bewunderer zu erkennen, selbst sowohl zu sehen als auch geschaut zu werden, ständig zu bezeugen und immerwährender Zeuge zu sein. Auch verlangt diese immerwährende Schönheit die beständige Anwesenheit derer, welche sie sehnsüchtig betrachten und sich für sie begeistern. Denn eine immerwährende Schönheit kann sich nicht mit einem sterblichen Bewunderer zufrieden geben. Denn ein Betrachter, der unwiderruflich zum Tode verurteilt ist, dessen Liebe verwandelt sich angesichts des Todes in Feindschaft. Seine Begeisterung und Verehrung verwandelt sich in Beschimpfung. Denn der Mensch ist ein Feind dessen, was er nicht kennt und nicht zu erreichen vermag. Denn jeder scheidet rasch aus diesen Herbergen und zieht von dannen. Er sieht das Licht dieser Schönheit und Vollkommenheit oder auch nur einen Schatten davon für einen Augenblick und geht wieder davon, ohne sich satt gesehen zu haben. Das heißt, er geht hinüber in ewige Gärten.

 

Fünftes Bild: Siehe, wie in allen diesen Werken sichtbar wird, welch große Liebe diese unvergleichliche Persönlichkeit hat! Denn er schickt seine Hilfe jedem, der von einem Unglück betroffen ist. Er gibt eine Antwort auf jedes Ansinnen und Verlangen. Ja, siehe, er befriedigt sogar liebevoll das allereinfachste Bedürfnis eines seiner niedersten Untertanen. Hat sich das Schaf eines Hirten den Fuß verstaucht, schickt er entweder eine Salbe oder einen Arzt.

Auf! Gehen wir zu dieser Insel dort hinüber, wo gerade eine große Versammlung stattfindet. Alle Edlen des ganzen Landes haben sich dort versammelt. Schau, einer der höchsten Botschafter, geschmückt mit höchsten Auszeichnungen, hält eine Rede. Er erbittet etwas von seinem liebevollen König. Alle Einwohner sagen: »Ja, oh ja, das ist es, was wir wünschen.« Sie unterstützen und bestätigen ihn. Höre nun, was der sagt, auf dem das Wohlgefallen des Königs ruht: »Oh du unser Sultan, der du uns mit deinen Gnadengaben nährst! Zeige uns die Ursprünge und Quellen dessen, was du uns durch Beispiele oder nur schattenhaft vor Augen geführt hast. Lenke unsere Schritte zum Sitz deiner Königsherrschaft! Lass uns nicht in diesen Wüsten zu Grunde gehen! Rufe uns in deine Gegenwart! Erbarme dich unser! Speise uns dort mit den wohlschmeckenden Gaben, von denen du uns hier bereits einen Vorgeschmack gegeben hast! Bestrafe uns nicht mit Tod und Verbannung! Lass deine gehorsamen Untertanen, die nach dir verlangen und die dir Dank sagen, nicht als Waisen zurück, damit sie nicht zugrunde gehen!« So spricht er und fleht inständig. Und auch du kannst ihn hören. Ja, wäre es denn möglich, dass ein so liebevoller und mächtiger König, der auch den einfachsten Wunsch auch eines ganz einfachen Mannes ernstnimmt und erfüllt, dem vornehmsten Verlangen eines seiner edelsten Botschafter nicht mit Wohlwollen entspräche? Denn das Verlangen dieses Edlen ist zugleich auch das Verlangen aller. Zudem fordert dies auch der Wunsch des Königs und auch seine Barmherzigkeit und Gerechtigkeit. Und es fällt ihm auch leicht, nicht schwer. Es ist ihm dies weniger schwer, als diese zeitweiligen Rastplätze in den Ausflugsorten für die Gäste zu schaffen. Er, der, um uns ein Musterbeispiel vor Augen zu führen, für einen Rastplatz von fünf, sechs Tagen solche Kosten aufwendet und dieses Land aufgebaut hat, wird sicherlich auch, um seine wahren Schatzkammern, seine Vollkommenheiten und Kunstfertigkeiten am Sitz seines Königtums darzustellen, auch Rast- und Ruheplätze schaffen und unsere Sinne in Erstaunen versetzen.

Das heißt, dass wir an diesem Ort der Prüfungen nicht uns selbst überlassen bleiben, sondern die Schlösser der Glückseligkeit oder die Kerker auf uns warten.

 

Sechstes Bild: Also nun komm und sieh! All diese gewaltigen Flugzeuge, Maschinen- und Werkzeugparks, Bahndepots und Lagerhallen, Messen, Ausstellungen und Kongresse zeigen, dass es ein glanzvolles Königreich * gibt, das gleichsam hinter dieser Kulisse regiert.

Ein solches Königreich erfordert Untertanen, die dessen würdig sind. Du siehst aber, dass sich alle Untertanen in dieser Herberge versammelt haben. Diese Herberge aber füllt und leert sich täglich. Außerdem haben sich alle Untertanen zu Übungen auf dem Prüfungsgelände eingefunden. Dieses Gelände jedoch wird jede Stunde verändert. Und alle Untertanen bleiben nur ein paar Minuten auf diesem Messegelände, um die Muster wertvoller Geschenke und wunderbarer antiker Kunstwerke des Königs in den Hallen zu betrachten. Dieses Messegelände jedoch verwandelt sich in jeder Minute. Wer gegangen ist, kommt nicht mehr wieder; wer gekommen ist, geht wieder. So zeigen also diese Situation und ihre Veränderungen unfehlbar, dass es hinter dieser Herberge, dem Übungsgelände und dem Messegelände immerwährende Schlösser, bleibende Wohnungen, Weinberge und Schatzhäuser, angefüllt mit reinen und hohen Originalen dieser Muster und Bilder gibt.

Das heißt, hier wird gearbeitet und dort empfangen. Er gibt hier die Arbeit und dort den Lohn. Es empfängt dort jeder Glückseligkeit entsprechend seiner Fähigkeit.

 

Siebentes Bild: Komm und lass uns ein wenig spazieren gehen, wir wollen einmal sehen, was diese zivilisierten Leute so alles besitzen! Schau, überall und in jeder Ecke sind Fotoapparate * aufgestellt, um Bilder aufzunehmen. Und siehe! Überall sitzen Schreiber, die sich etwas notieren. Sie schreiben sich alles auf und berichten auch noch über den unwichtigsten Dienst und das allerkleinste Ereignis. Siehe, auf diesem hohen Berg dort ist ein riesiger Fotoapparat aufgestellt, der dem König selbst gehört und Bilder aufnimmt von dem, was überall in der Welt geschieht.

Das heißt also, das diese Persönlichkeit befohlen hat, alles, was sich in seinem Eigentum ereignet, alle Amtshandlungen und alle Arbeiten aufzuzeichnen. Das bedeutet also, dass diese gewaltige Persönlichkeit alle Vorkommnisse registriert und Bilder davon macht. So ist also diese genaue Aufzeichnung und Registrierung sicherlich für eine Abrechnung vorgesehen. Wäre es nunmehr überhaupt möglich, dass ein König, der alles bewahrt, nicht die bedeutendsten Taten seiner bedeutendsten Untertanen wahrnehmen, nicht mit ihnen abrechnen, ihnen nicht Lohn oder Strafe geben sollte, wo er doch die unbedeutendsten Handlungen seiner geringsten Untertanen nicht vernachlässigt? Aber es werden Taten gerade von den Bedeutendsten begangen, die eine Beleidigung für Ansehen und Würde dieser Persönlichkeit sind, und die mit Seiner Barmherzigkeit unvereinbar sind. Hier werden sie nicht dafür bestraft. Das heißt also, das bleibt einem Obersten Gerichtshof überlassen.

 

Achtes Bild: Komm, ich werde dir die Erlasse, die von ihm kommen, vorlesen. Siehe, er verspricht immer wieder, und droht streng: »Ich werde euch von hier wegführen, zum Sitz meines Königreiches bringen, die Gehorsamen glücklich machen und die Widerstrebenden in den Kerker werfen. Ich werde diese vergängliche Stätte zerstören und ein anderes Reich mit ewigen Schlössern und Kerkern aufbauen.« Und er kann sogar sehr leicht erfüllen, was er versprochen hat und was für seine Untertanen von großer Bedeutung ist. Würde er sein Versprechen nicht halten, wäre dies unvereinbar mit der Würde Seiner Regierungsgewalt. Nun siehe also, du Verblendeter! Du bestätigst das, was dir deine Einbildung vorlügt, was dir dein Verstand vorgaukelt, und was sich deine Seele vormacht. Du bezeichnest eine Persönlichkeit als Lügner, die in keiner Weise zu Wortbruch und Widerspruch gezwungen sein kann, die in keiner Hinsicht mit Widersprüchlichkeit vereinbar ist, und deren alle offensichtlichen Werke für ihre Aufrichtigkeit Zeugnis geben. Gewiss verdienst du eine große Strafe. Du gleichst einem Reisenden, der seine Augen vor dem Licht der Sonne verschließt und statt dessen seine Phantasieprodukte betrachtet. In seiner Arroganz versucht er, einem Leuchtkäfer gleich, mit dem Schein der Leuchte seines Verstandes seinen fürchterlichen Weg zu erhellen. Da der König es aber nun schon einmal versprochen hat, wird er es auch halten. Zudem ist die Erfüllung sehr leicht für ihn, für uns wie ihn selbst, und sein Reich äußerst notwendig.

Das heißt, es gibt einen Obersten Gerichtshof, eine höchste Glückseligkeit.

 

Neuntes Bild: Komm jetzt! Betrachte die führenden Persönlichkeiten * dieser Ämter und Gemeinden. Jeder von ihnen hat sein eigenes Telefon, über das er persönlich mit dem König sprechen kann. Ja, manchmal treten sie sogar direkt in Seine Gegenwart. Höre, was sie sagen: Sie alle berichten übereinstimmend, dass seine Persönlichkeit einen überwältigenden und fürchterlichen Ort zu Lohn und Strafe vorbereitet hat. Seine Versprechungen sind unumstößlich und seine Warnungen schrecklich. Zudem dulden sein Ruhm und seine Majestät in gar keiner Weise die Erniedrigung durch ein gebrochenes Versprechen. Sie sind jeder Beleidigung unzugänglich. Und weiter berichten alle Kundschafter übereinstimmend im Grade eines »Tevatur«, d.h. mit der Überzeugungskraft der ganzen Gemeinde, dass Quelle und Sitz dieses gewaltigen Reiches aus den Spuren hier bereits sichtbar werden, in einem anderen Land weit entfernt von hier liegen, und dass die Gebäude hier, in diesem Land der Prüfung, nur vorübergehend sind. Diese Stätten werden verwandelt und später in bleibende Schlösser umgestaltet werden.

Denn dieses großartige Reich, das keinen Untergang kennt und dessen Größe wir aus seinen Spuren zu erahnen vermögen, kann nicht auf solch unvollkommenen Werken aufgebaut sein und bleiben, die vergänglich, unbeständig, schwankend und wertlos sind, die sich ständig wandeln und niemals fortbestehen.

Das heißt also, es besteht fort auf großartigen vollendeten und bleibenden Werken, die seiner würdig, beständig, dauerhaft und fest verankert sind und keinen Untergang kennen. Das heißt, es gibt noch ein anderes Land, in das wir mitten hinein reisen werden.

 

Zehntes Bild: Komm, heute ist das königliche Nauruzfest. * Eine Verwandlung wird stattfinden und einzigartige Dinge sich ereignen. An diesem schönen Tag in diesem Frühling machen wir einen Ausflug in dieser grünen Wüste mit ihren schönen Blumen. Schau einmal! Auch andere Leute kommen hierher. Siehe, es geschieht Zauberei, alle Gebäude werden zerstört und nehmen neue Gestalt an. Schau, es geschieht ein Wunder. Die zerstörten Gebäude werden hier plötzlich wiederaufgebaut, und somit ist diese öde Wüste geradezu eine belebte Stadt geworden. Sie zeigt - gleich einer Kinoleinwand - jede Stunde eine andere Welt und nimmt eine andere Gestalt an. Achte darauf, welch vollkommene Ordnung bei all diesem komplizierten, schnellen, häufigen, tatsächlichen Szenenwechsel herrscht, sodass ein jedes Ding an seinen eigenen Platz kommt. Die Szenenwechsel auf der Leinwand könnten auch nicht perfekter arrangiert sein. Millionen erfahrener Zauberer könnten dieses Kunststück nicht zustande bringen. Das heißt, der König, den wir nicht sehen können, vollbringt gewiss sehr große Wunder.

Oh du Verblendeter! Du fragst: »Wie kann dieses Riesenreich zerstört und an anderer Stätte wieder errichtet werden?«

Nun, du siehst hier, dass in jeder Stunde Umwälzungen und Verwandlungen gleich der Verwandlung des Landes geschehen, die dein Verstand nicht akzeptiert. Aus diesem Zueinanderkommen und Sich-voneinander-trennen und all diesen Ereignissen lässt sich verstehen, dass mit all diesem raschen Zueinanderkommen und Sich-vonein-ander-trennen, Sich-bilden und Wieder-zerstört-werden ein anderer Zweck erstrebt wird. Für ein Beisammensein von einer Stunde wird ein Aufwand von zehn Jahren gemacht. Das heißt also: Diese Formen können nicht Selbstzweck sein. Sie sind ein Beispiel, ein Muster. Diese Persönlichkeit macht sie als ein Wunder, sodass ihre Bilder aufgenommen, zusammengestellt und die Ergebnisse aufbewahrt und aufgezeichnet werden, wie ja schon auf dem Übungs- und Prüfungsgelände alle Dinge aufgezeichnet und aufgeschrieben wurden. Das heißt also, auf dem Großen Versammlungsplatz werden die Handlungen darauf aufgebaut und fortgesetzt. Zudem werden sie ständig auf einer riesigen Messe ausgestellt. Das heißt also, diese vergänglichen, unbeständigen Formen bringen beständige Bilder und bleibende Früchte hervor.

Das bedeutet, dass diese Vorführungen und Veranstaltungen einer höchsten Glückseligkeit, einem Obersten Gerichtshof und erhabenen Zwecken dienen, die wir nicht kennen...

 

Elftes Bild: Nun komm, mein hartnäckiger Freund! Steigen wir in ein Flugzeug, das nach Osten oder Westen fliegt, d.h. sich in die Vergangenheit oder die Zukunft bewegt. Sehen wir, welche Wunder diese wunderwirkende Persönlichkeit an anderen Orten vollbringt. Siehe also, wie sich die gleichen Merkwürdigkeiten, die wir in den Wohnungen, Plätzen und auf den Messen gesehen haben, überall finden. Sie unterscheiden sich von einander lediglich in ihrer künstlerischen Gestaltung. Doch beachte wohl, welch tiefe Weisheit sich in der Ordnung, welch offensichtliche Zeichen von Mitleid, welche Zeichen einer hohen Stufe der Gerechtigkeit, welche Früchte einer derart umfassenden Barmherzigkeit in diesen vorübergehenden Wohnungen, den vergänglichen Stätten, den unbeständigen Messen sichtbar wird. Jedermann, der nicht ohne Einsicht ist, wird gewiss verstehen, dass eine vollkommenere Weisheit als die seine, ein Mitleid, wunderbarer als das seine, eine umfassendere Barmherzigkeit als die seine, eine Gerechtigkeit noch ruhmreicher als die seine nicht sein kann und nicht vorstellbar ist. Nehmen wir einmal an, es gäbe - wie du dir einbildest - im Lande seines Königtums keine dauerhaften Unterkünfte, keine erhabenen Stätten, keine festen Aufenthaltsorte, keine bleibenden Wohnungen, keine sesshaften Bewohner, keine glücklichen Untertanen, dann ist klar, dass dieses unbeständige Reich nicht eine solche Weisheit, ein solches Mitleid und Erbarmen, eine solche Gerechtigkeit zeigen könnte. Um diese Realitäten aufzuzeigen, müsste ein anderer Platz gefunden werden, da man sonst die vor unseren Augen liegende Weisheit leugnen, das Mitleid, das wir doch bezeugen, leugnen, diese Barmherzigkeit, die wir doch sehen, leugnen, diese Gerechtigkeit, deren so kräftige Spuren und Zeichen doch offensichtlich sind, leugnen müsste. Das aber wäre, als wollten wir am helllichten Tage die Sonne leugnen, deren Strahlen wir doch sehen. Zudem müssten wir dann den Herrn all dessen, was er in Weisheit getan, in Freigiebigkeit geschaffen, in Barmherzigkeit geschenkt hat - möge Gott uns davor bewahren und behüten! - als einen primitiven Spieler oder grausamen Tyrannen ansehen. Das aber wäre eine Umkehr der Realität in ihr Gegenteil. Denn die Verkehrung der Wahrheit ist nach der Übereinstimmung aller Leute von Verstand unmöglich und unvorstellbar, ausgenommen für Sophisten, die in ihrer Torheit alle Dinge leugnen.

Das heißt also, es gibt noch einen anderen als diesen Ort. Es muss dort einen Obersten Gerichtshof, einen Ort höchster Gerechtigkeit und zugleich überwältigender Großzügigkeit geben, sodass diese Barmherzigkeit, Weisheit, das Mitleid und die Gerechtigkeit vollendet in Erscheinung treten können.

 

Zwölftes Bild: Komm, wir kehren jetzt zurück! Wir wollen mit den Präsidenten und Offizieren darüber sprechen und ihre Ausrüstungen untersuchen, ob diese Ausrüstungen ihnen nur für eine sehr kurze Dauer, um an diesem Ort auszuharren, gegeben wurden. Oder wurde sie ihnen gegeben, um sich damit ein langes, glückseliges Leben an einem anderen Ort zu erwerben? Lasst uns einmal sehen! Wir können nicht jedermann und seine Ausrüstung untersuchen. Aber wir wollen eine Stichprobe machen, und den Ausweis und das Soldbuch dieses Offiziers betrachten. In seinem Soldbuch sind sein Rang und Sold, seine Aufgabe, sein Kontostand und die Anweisungen für sein Verhalten eingetragen. Sein Rang kann ihm nicht nur für ein paar Tage, sondern muss ihm für eine sehr lange Zeit verliehen worden sein. Außerdem steht noch geschrieben: »Sie werden Ihren Sold an einem bestimmten Tag aus der königlichen Privatschatulle ausbezahlt bekommen.« Aber dieser Tag wird erst nach langer Zeit und erst nach Verlassen des Ortes kommen. Was seine Aufgabe betrifft, so wurde sie ihm sicherlich nicht nur um dieses vergänglichen Ortes willen übertragen, sondern um dadurch eine immerwährende Glückseligkeit in der Nähe des Königs zu erwerben. Und auch sein Konto wurde ihm nicht eröffnet, um ein paar Tage in dieser Herberge zu verbringen, vielmehr nur um eines langen, glückseligen Lebens willen. Auch aus seinen Anweisungen geht klar und einwandfrei hervor, dass der Inhaber dieses Soldbuches für einen anderen Ort vorgesehen ist, für eine andere Welt arbeitet. Sieh dir Ausweis und Soldbuch an! In ihnen sind Gebrauchsanweisungen und seine Verantwortung für Waffen und Ausrüstung eingetragen. Gäbe es also nicht noch eine andere, erhabene, bleibende Stätte, als nur diesen Ort hier, dann wäre ein solch definitiver Ausweis und ein solch unanfechtbares Soldbuch ganz und gar ohne Sinn. Zudem würde dieser ehrenwerte Offizier, dieser geachtete Kommandant, dieser angesehene Präsident tiefer sinken als alle Bewohner, unglücklicher werden als sie alle, elender, armseliger, würdeloser, erbärmlicher und beklagenswerter als ein jeder von ihnen. Vergleiche dies mit den übrigen Gegebenheiten! Was immer du betrachten mögest, das alles bezeugt, dass es nach diesem Vergänglichen (fani) ein Ewiges (baqi) gibt... Oh mein Freund! Dieses vergängliche Reich gleicht einem Acker. Es ist ein Übungsgelände, ein Marktplatz. Dem folgt sicherlich ein oberster Gerichtshof, eine höchste Glückseligkeit. Wenn du das leugnest, dann bist du gezwungen, auch alle Ausweise, Soldbücher, Ausrüstungen, Anweisungen, ja, sogar die ganze Ordnung in diesem Lande, ja, die Regierung selbst zu leugnen, und es wird notwendig, zu bestreiten, dass alle diese Maßnahmen tatsächlich durchgeführt worden sind. Dann aber wird man dich nicht mehr länger einen Menschen nennen können, der über ein Bewusstsein verfügt. Du wirst noch weniger Verstand besitzen als die Sophisten...

Du darfst nicht denken, dass die Beweise für die Verwandlung des Reiches auf diese »Zwölf Bilder« beschränkt seien. Im Gegenteil, es gibt unbegrenzt viele, unzählige Anzeichen, ja, Beweise dafür, dass dieses unbeständige, sich ständig verändernde Reich in ein Reich umgewandelt werden wird, das keinen Untergang und keinen Wechsel kennt. Zudem gibt es unbegrenzt viele, zahllose Hinweise und Anzeichen dafür, dass diese Einwohner aus diesen Behelfsunterkünften hinweggenommen und zum Sitz des immerwährenden Königreiches hingebracht werden.

Komm nun, ich werde dir noch ein besonders beweiskräftiges Zeugnis dafür zeigen, eines, das noch überzeugender ist, als diese »Zwölf Bilder«!

Komm also nun und sieh! Inmitten seiner gewaltigen Gemeinde, die wir von Weitem sehen können, hält jener höchste Botschafter, den wir schon zuvor - geschmückt mit einem großen Orden - auf der Insel gesehen hatten, eine Ansprache. Gehen wir hin und hören wir ihm zu! Siehe, dieser glanzvolle, oberste Botschafter verkündet den Bewohnern einen höchsten königlichen Erlass. Du siehst ihn dort oben aufgehängt. Er sagt unter anderem etwa folgendes: »Seid bereit! Ihr werdet in ein anderes, ein bleibendes Reich hinübergehen, in ein Land, im Vergleich zu dem dieses Land hier wie ein Gefängnis ist. Ihr werdet zum Sitz des Reiches unseres Königs gehen, seine Barmherzigkeit und all seine Güte erfahren, wenn ihr diesen Erlass hört und ihn bestens befolgt... Rebelliert ihr aber dagegen und wollt ihr nicht hören, dann werdet ihr in furchtbare Kerker geworfen.« Du siehst auch, dass in diesem großen Erlass ein Siegel von solch einer Vollendung angebracht ist, dass es auf gar keine Weise möglich ist, es nachzuahmen. Jedermann, außer so einem Verblendeten wie du, weiß mit Sicherheit, dass dieser Erlass der Erlass des Königs ist, und jedermann, außer einem Blinden wie du, erkennt ganz klar, dass dieser glanzvolle, oberste Botschafter, der solche Auszeichnungen trägt, des Königs oberster Befehlshaber ist.

Jetzt also, mein Freund, bist du an der Reihe, zu reden! Sage nun, was du zu sagen hast! »Was kann ich denn sagen? Kann man dagegen denn noch etwas einwenden? Kann man denn am helllichten Tage noch ein Wort gegen die Sonne richten? Ich kann nur noch sagen: Elhamdulillah! Dank sei hunderttausendmal dafür, dass ich aus der Knechtschaft meiner Träume und Neigungen, von Lust und Laune errettet wurde, vor ewigem Gefängnis und Kerker bewahrt blieb.

Ich bin zu dem Glauben gelangt, dass es über dieses Tohuwabohu von Notunterkünften hinaus einen Ort der Glückseligkeit in königlicher Nähe gibt, für den wir vorherbestimmt sind.«

Siehe, nun ist dieses Gleichnis, welches beinhaltet und anspielt auf eine letzte Versammlung und die Auferstehung, vollendet. Nun wollen wir zu der erhabenen Wahrheit hinüberschreiten. Allah verleihe uns dazu Erfolg! Jetzt werden wir den vorangegangenen »Zwölf Bildern« entsprechend »Zwölf einander stützende Wahrheiten« behandeln. Wir beginnen mit einer Einführung.

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Zweites Kapitel

 

Einführung

Wir beziehen uns hier auf einige Bemerkungen, die wir bereits an anderen Stellen erklärt haben, nämlich im »Zweiundzwanzigsten«, »Neunzehnten« und »Sechsundzwanzigsten Wort«.

 

Erste Anmerkung: Der Verblendete in unserem vorigen Gleichnis und sein vertrauenswürdiger Gefährte entsprechen in der Realität den drei folgenden Paaren:

 

Erstens: meiner eigensinnigen Seele (nefs-i emmare) und meinem Herzen

 

Zweitens: einem Adepten der Philosophie und einem Jünger des Weisen Qur'an

 

Drittens: der Gemeinschaft des Islam und den Leuten des Unglaubens

Der furchtbare Irrtum der Adepten der Philosophie, der Leute des Unglaubens und der triebverhafteten Seele besteht darin, dass sie Gott den Gerechten nicht anerkennen wollen. So wie in dem Gleichnis der vertrauenswürdige Mann gesagt hat: »Ein Buchstabe kann nicht sein, ohne den, der ihn schreibt, und ein Gesetz kann nicht sein, ohne den, der es durchführt.«, so sagen auch wir:

So wie ein Buch, besonders solch ein Buch, in dem eine winzige Feder in jedes Wort ein Buch hineingeschrieben hat, ein feiner Stift in jeden Buchstaben eine vollendete Kasside (Dichtung) hineingeschrieben hat, ohne Schreiber ganz und gar unmöglich wäre, so ist es auch eine unvorstellbare Unmöglichkeit, dass diese Schöpfung ohne Designer sein sollte. Denn dieser Kosmos ist ein solches Buch, das auf jeder Seite viele Bücher in sich enthält, ja, sogar jedes Wort umfasst ein Buch, jeder Buchstabe enthält eine Kasside. Das Antlitz der Erde ist eine Seite. Wie viele Bücher umfasst es! Ein Baum ist ein Wort. Wie viele Seiten enthält es! Eine Frucht ist ein Buchstabe. Ein Kern ist ein Punkt. Dieser Punkt umfasst das Programm, das Inhaltsverzeichnis für einen riesigen Baum. Nun aber kann ein solches Buch nur ein Ornament sein, das mit dem Pinsel der göttlichen Allmacht gemalt wurde, von einer Majestät, die Schönheit, unendliche Macht und Weisheit besitzt. Das heißt, dass man glauben muss, nachdem man die Welt betrachtet und verstanden hat, es sei denn, dass man vom Irrtum berauscht sei...

In ähnlicher Weise kann kein Haus ohne Baumeister entstanden sein, besonders ein Haus, das mit solch wunderbaren Kunstwerken, staunenswerten Ornamenten, einzigartigen Verzierungen ausgestattet wurde, und besonders dann, wenn in jedem Stein so viel Kunstfertigkeit enthalten ist wie in einem ganzen Schloss. Kein vernünftiger Mensch kann akzeptieren, dass es ohne Baumeister entstanden sein sollte. Es erfordert einen sehr geschickten Künstler. Mehr noch: In diesem Schloss werden jede Stunde, wie auf der Leinwand eines Kinos, in schönster Ordnung wahrhafte Wohnstätten gebildet und wieder ausgewechselt, so wie man ein Kleid wechselt, ja, sogar innerhalb jeder Szene dieser Wirklichkeit werden zahllose winzige Wohnstätten ins Dasein gerufen.

Genauso erfordert auch dieses Universum einen allwissenden, allweisen und allmächtigen Baumeister. Denn dieses grandiose Universum ist ein solches Schloss, in dem Sonne und Mond die Lampen, die Sterne die Kerzen sind, die Zeit aber ein Seil oder eine Spule, durch die der königliche Baumeister in jedem Jahr eine andere Welt zur Aufführung bringt. In dieser so vorgeführten Welt erneuert Er die Bilder wohlgeordnet auf dreihundertsechzig Arten. In schönster Ordnung und Weisheit wechselt Er sie. Er hat das Antlitz der Erde zu einem Gabentisch gemacht, den Er in jedem Frühling mit dreihunderttausend Arten Seiner Geschöpfe deckt. Er überhäuft ihn mit Gnadengaben ohne Zahl und Maß. Dies geschieht in der Weise, dass sie sich, obwohl voll und ganz, untereinander und miteinander vermischt, doch wieder bis hin zur allerletzten Stufe voneinander trennen. Zieht man nun auch noch andere Gesichtspunkte zum Vergleich heran, wie kann man dann noch den Baumeister eines solchen Schlosses unbeachtet lassen?

Was wäre das zudem für ein höchst sonderbares und törichtes Geschwätz, wollte man mitten an einem wolkenlosen Tage die Sonne leugnen, während sich doch der Sonnenschein im Meer spiegelt, und man in jedem Tropfen seine Reflektierungen beobachten kann? Denn wollte man diese eine einzige Sonne leugnen und ihre Existenz bestreiten, dann müsste man entsprechend der Fülle der Tropfen, der Menge der Bläschen, der Zahl der Teilchen eben so viele kleine reale und originäre Sonnen annehmen. Wollte man aber von der Notwendigkeit ausgehen, anzunehmen, dass sich eine Riesensonne real in einem Stäubchen (in dem doch nicht mehr als ein Stäubchen Platz hat!) zusammengequetscht befände, so wäre das ebenso, als wollte man angesichts dieser Ordnung in der Natur, die sich ständig mit den Jahreszeiten in Weisheit verwandelt und reibungslos erneuert, nicht bestätigen, dass da ein Schöpfer ist, dessen Attribute Majestät und Vollkommenheit sind. Und das wäre eine noch üblere Torheit von einem Irrtum und das Geschwätz eines Wahnsinnigen. Denn dann müsste man ja in jedem Ding, ja, in jedem Stäubchen eine absolute Gottheit anerkennen.

Denn es ist z.B. möglich, dass ein Atom aus der Luft in jede Blume, jede Frucht, jedes Blatt eintreten und dort wirken kann. Wäre also dieses Atom nicht beauftragt worden, dann müsste es selbst Ablauf, Form und Aufbau all der Arten kennen, in die es eintreten will, um dort zu wirken. Um aber so wirken zu können, müsste es über ein umfassendes Wissen verfügen und Macht besitzen.

So ist z.B. auch noch das kleinste Stückchen Erde dazu in der Lage, den verschiedensten Samenkernen und -körnern Wiege und Ursprung zu sein. Wäre es nicht dazu beauftragt, dann müsste es so viele Werkzeuge und Maschinen in sich enthalten, wie es Gräser und Bäume gibt. Oder aber man müsste ihm die Macht geben, den gesamten Ablauf zu kennen, zu gestalten und die Kunstfertigkeit, um alle die Formen zu wissen, mit denen sie bekleidet werden, und diese zu weben.

Man mag diese Gleichnisse auch noch auf andere Daseinsbereiche anwenden! Am Ende wirst du verstehen, dass in jedem Ding ganz offensichtlich viele Beweise für die Einheit Gottes (Vahdaniyet) enthalten sind. Ja, es ist dies ein Werk, das dem Schöpfer aller Dinge eigen ist: Aus allen Dingen ein einziges zu machen und aus einem einzigen Ding alle zu machen. Beachte den berühmten königlichen Ausspruch:

 

 

»Es gibt kein Ding, das Ihn nicht mit Lob und Dank preist und rühmt.«

Das heißt: Wer nicht dazu bereit ist, die Einheit und Einzigartigkeit Gottes (Vahid-i Ahad) anzuerkennen, muss notwendiger Weise so viele Götter anerkennen, wie es Geschöpfe gibt.

 

Zweite Anmerkung: In unserem Gleichnis war von einem höchsten Botschafter die Rede, und es wurde gesagt, dass jeder, der nicht gerade blind ist und seine Auszeichnungen gesehen hat, verstehen wird, dass diese Persönlichkeit auf Befehl des Königs handelt, und von diesem persönlich beauftragt ist. Dieser höchste Botschafter ist nun der höchst ehrenwerte Gesandte (Gottes), mit dem Friede und Segen sei. Ja, in diesem so herrlich geschmückten Universum ist ein höchst ehrenwerter Gesandter des heiligen Baumeisters in gleicher Weise überaus notwendig wie die Sonne, die, damit wir leben können, notwendigerweise Licht und Wärme ausstrahlt. Denn so wie es der Sonne unmöglich ist, keine Strahlen auszusenden, ebenso ist es der Gottheit unmöglich, sich zu offenbaren, ohne Gesandte auszusenden.

Ja, wäre es überhaupt möglich, dass eine Schönheit von solcher Vollendung nicht den Wunsch hätte, sich durch einen Mittler, der Ihn vorstellt und beschreibt, zu offenbaren?

Ja, wäre es überhaupt möglich, dass eine so vollendete Kunstfertigkeit von einer derartigen Schönheit nicht durch einen Ausrufer, der die Blicke aller darauf lenkt, nach einer Ausstellung verlangt?

Oder wäre es überhaupt möglich, dass ein allgemeines Königtum mit einem universalen Herrschaftsbereich nicht das Bestreben hätte, Seine Einheit und Unabhängigkeit auf allen Ebenen, im Großen wie im Kleinen, durch einen zweiflügeligen Abgeordneten bekannt zu machen? Denn so wie diese Persönlichkeit hinsichtlich ihrer universellen Anbetung und ihres allumfassenden Dienstes der Vertreter aller Ebenen vor dem Thron Gottes ist, so ist er auch der Beauftragte am Thron Gottes auf Grund seiner Nähe und seiner Sendung für alle Ebenen.

Ja, wäre es überhaupt möglich, dass eine Persönlichkeit von einer derartigen essentiellen Schönheit nicht darum bemüht wäre, die Werte und Feinheiten Seiner Schönheit in allen Spiegeln durch Seinen geliebten Propheten zu sehen und zeigen zu lassen? Er ist dadurch sowohl liebenswert, dass er sich Seine Liebe durch den Dienst und die Anbetung erwirbt und Ihm als Spiegel dient, als auch zugleich Sein Prophet zu sein, welcher bewirkt, dass Ihn die Geschöpfe lieben, denen er die Schönheit (Djemal) Seiner Namen aufzeigt.

Ja, wäre es überhaupt möglich, dass der Besitzer der Schatzkammern, gefüllt mit erstaunlichen Wunderwerken von einzigartigem Wert und großer Seltenheit, etwa nicht wünschte und wollte, dass deren verborgene Vollkommenheit durch einen kundigen Juwelenhändler, der ihren Wert kennt und zu beschreiben vermag, dem Volk zugänglich gemacht und über ihren Häuptern gezeigt werde?

Oder wäre es überhaupt möglich, dass der, welcher den Kosmos mit Geschöpfen ausgestattet hat, welche die Vollkommenheit all Seiner Namen zum Ausdruck bringen, ihn gleich einem Schloss mit seltenen, fein gearbeiteten Kunstwerken geschmückt hat, keinen Führer und Lehrer dafür ernannt haben sollte?

Ja, wäre es überhaupt möglich, dass der Herr des Alls die tiefe, verborgene Wahrheit hinter der Frage, was Sinn und Zweck dieses sich ständig wandelnden Universums sei und das Rätsel der drei schwierigen Fragen nach dem »Woher? Wohin? und Was bist du?« nicht durch einen Botschafter lösen sollte?

Wäre es denn überhaupt möglich, dass dieser Baumeister in Seiner göttlichen Majestät, der sich den bewusstseinstragenden Geschöpfen in Seinen schönen Kunstwerken zu erkennen gibt und möchte, dass sie Ihn für Seine kostbaren Gnadengaben in Dankbarkeit lieben, Seinen Wunsch und Willen nicht durch einen Botschafter Seinen bewusstseinstragenden Geschöpfen mitteilen sollte?

Ja, wäre es überhaupt möglich, dass Er, der das Menschengeschlecht so erschaffen hat, dass es in das Bewusstsein einer Vielheit verfallen, aber auch mit der Fähigkeit ausgestattet ist, stellvertretend für die ganze Schöpfung Gott zu dienen und Ihn anzubeten, es nicht gewollt haben sollte, dass es unter der Führung eines Lehrers sein Antlitz von der Vielheit zur Einheit wende?

Es gibt noch viele andere Aufgaben des Prophetentums, deren jede einzelne ein absolut sicherer Beweis dafür ist, dass die Gottheit nicht ohne das Amt des Propheten sein kann.

Ist aber nun in der Welt außer Mohammed aus Arabien, dem Gesegneten, mit dem Friede und Segen sei, etwa noch ein anderer erschienen, der den oben erwähnten Eigenschaften und Aufgaben besser entsprochen und sie mehr als er in sich vereinigt hätte? Hat etwa die Zeit je einen hervorgebracht, der für das Amt des Propheten und seinen Auftrag, zu verkündigen, würdiger und geeigneter gewesen wäre? Nein, ganz gewiss nicht! Ja, er ist sogar das Haupt aller Gesandten (Gottes), der Imam aller Propheten, der erste Kenner aller Wahrheit (Asfiya), der Nächste aller Nahen, der Vornehmste unter allen Geschöpfen und König der Lehrer. Unter den nahezu tausend Wundern, welche Forscher bestätigt haben; z.B. die Spaltung des Mondes oder das Wasser, das aus seinen Fingern hervorströmte, Beweise seines Prophetentums ohne Zahl und Grenze, genügt der ruhmreiche Qur'an, als ein Ozean der Wahrheit und ein Wunder in vierzigfacher Hinsicht, das größte aller Wunder, um sein Prophetentum sonnenklar aufzuzeigen. Weil wir aber schon in anderen Abhandlungen, besonders im »Fünfundzwanzigsten Wort« die etwa vierzig Aspekte des Qur'ans als eines Wunders besprochen haben, können wir uns hier kurz fassen.

 

Dritte Anmerkung: Man soll nicht denken, dieser winzig kleine Mensch sei zu unbedeutend, als dass diese gewaltige Welt um der Abrechnung für seine Handlungen willen geschlossen werde. Sollte ein anderer Bereich eröffnet werden? Denn dieser winzig kleine Mensch hat eine große Bedeutung, weil er auf Grund seiner umfassenden Naturanlagen Meister allen Seins ist, der öffentliche Ausrufer des Gottesreiches und stellvertretend für die ganze Schöpfung als Diener und Anbeter (Gottes) in Erscheinung tritt. Zudem sollte man auch nicht denken, wie kann er in diesem so kurzen Leben eine ewige Strafe verdienen? Denn der Unglaube setzt das Universum, das in seinem Grad und Wert dem Brief seines Souveräns gleicht, auf die Stufe einer Sinn- und Zwecklosigkeit herab, ist eine Beleidigung des ganzen Universums, verleugnet alle die Heiligen Namen Gottes, deren Erscheinungen als der Schmuck allen Seins angesehen werden können, und weist sie zurück, ist eine Lüge gegenüber allen Belegen, welche die Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit Gottes des Gerechten aufzeigen, und ist deshalb ein grenzenloses Verbrechen. Ein grenzenloses Verbrechen erfordert aber eine grenzenlose Strafe.

 

Vierte Anmerkung: So wie wir anhand unseres Gleichnisses in »Zwölf Bildern« gesehen haben, dass es keineswegs unmöglich ist, dass dieser König, der so ein Reich besitzt, welches eher einer Notunterkunft gleicht, noch ein anderes Reich besitzt, das beständig ist, Seiner Majestät entspricht und die Basis Seines gewaltigen Reiches darstellt, so ist es auch keineswegs unmöglich, dass der Schöpfer, der bleibt (baqi) und eine Welt geschaffen hat, die vergeht (fani), nicht auch eine Welt schaffen sollte, die ewig ist. Zudem ist es nicht möglich, dass dieser Ewige Schöpfer eines so einzigartigen und doch vergänglichen Universums, dieses erschaffen hat und ein anderes, beständiges und ewiges Universum nicht schaffen sollte. Zudem ist es unmöglich, dass der Schöpfer, der allweise, allmächtig und allbarmherzig ist und das Diesseits (dunya) wie ein Messegelände, einen Prüfungsort, ein Ackerfeld geschaffen hat, nicht ein Jenseits (dar-i ahiret) erschaffen hat, in dem sich alle Seine Ziele manifestieren. Man gelangt zu dieser Wahrheit durch »Zwölf Tore«. In den nun folgenden »Zwölf Wahrheiten« werden diese zwölf Tore geöffnet. Wir beginnen mit der kürzesten und einfachsten von ihnen:

 

Erste Wahrheit: Das Tor zum Königreich und Seiner königlichen Herrschaft ist die Manifestation Seines Namens »Herr« (Rabb). Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass die Herrschaft Gottes, die sich in ihrer tatsächlichen Erscheinung und ihrem Reich manifestiert, die, um ihre Vollendung zu zeigen, eine solche Welt zu höchst erhabenen Zielen und Zwecken für die Gläubigen, die ihren Zielen und Zwecken im Glauben, im Dienst und in der Anbetung entsprechen, geschaffen hat, keine Belohnung bereit hielte? Und sollte Er jene Irregeleiteten, die Seine Zielsetzungen ablehnen und gering schätzen, nicht dafür bestrafen?

 

Zweite Wahrheit: Das Tor zu Freigiebigkeit und Barmherzigkeit ist die Manifestation Seiner Namen »Freigiebiger« (Kerim) und »Barmherziger« (Rahim). Wäre es denn überhaupt möglich, dass der Herr dieser Welt, der sich in Seinen Werken als der, welcher »ohne Maß« Freigiebigkeit und Barmherzigkeit, unendliche Ehre und grenzenlosen Ruhm besitzt, keine Belohnung bereit hielte, die Seiner Freigiebigkeit und Barmherzigkeit würdig ist, und keine Bestrafung, die Seinem Ruhm und Seiner Ehre entspricht? Ja, wenn man den Lauf der Welt betrachtet, dann sieht man, dass allen Lebewesen, von den schwächsten und ärmsten angefangen bis zu den stärksten, die Versorgung gegeben wird, die ihnen entspricht *. Die Schwächsten und Ärmsten werden bestens versorgt. Jeder Leidtragende erfährt von unerwarteter Seite Heilung. Ihm wird mit so erhabener Freigiebigkeit der Tisch bereitet und Gastfreundschaft erwiesen, dass darin ganz offensichtlich eine Hand von grenzenloser Freigiebigkeit sichtbar wird.

So sind zum Beispiel alle Bäume im Frühling, den Paradies-Jungfrauen gleich, wie in Seidenbrokat gekleidet, mit ihren Blumen und Früchten wie mit Juwelen geschmückt, und dienen uns mit ihren Zweigen gleich feinen Händen. Sie bieten uns verschiedenartige wohlschmeckende Früchte gleich Kunstwerken an. Zudem empfangen wir aus der Hand der Biene mit ihrem giftigen Stachel einen gesunden und wohlschmeckenden Honig. Wir werden in die schönsten und seidenweichsten Kleider gehüllt aus der Hand eines Insekts, das keine Hände hat. Und auch eine große Schatzkammer des Erbarmens ist in einem winzigen Kern für uns aufbewahrt. Es versteht sich von selbst, welch eine Freigiebigkeit in Schönheit und welch ein einfühlsames Erbarmen in diesen Werken zum Ausdruck kommt. Zudem erfüllen - den Menschen und manche wilde Tiere ausgenommen - die Sonne, der Mond, die Erde und so auch alle Geschöpfe bis hin zu den kleinsten ihre Pflicht mit ganzer Aufmerksamkeit, überschreiten ihre Grenzen nicht einen Fingerbreit und handeln so in einem sie alle umfassenden Gehorsam gegenüber einer gewaltigen Autorität. Dies zeigt, dass sie auf Befehl eines Herrn (Sahib) von hoher Majestät und Würde tätig werden. Es ist ebenso offensichtlich, dass die Art, in der alle Mütter in ihrer erbarmenden Zärtlichkeit sowohl in der Pflanzen- und in der Tier- als auch Menschenwelt ihre schwachen kleinen Kinder mit einer so wohlausgewogenen Nahrung, wie z.B. der Milch, aufziehen, eine Manifestation jenes Erbarmens ist, wie sie in ihrer ganzen Weite und Breite zur Auswirkung kommt. *

Dieser Weltenlenker verfügt also, wie wir oben gesehen haben, über eine Freigiebigkeit ohne Grenzen und ebenso über ein Erbarmen ohne Maß, und Seine Majestät und Ehre sind in hohem Grade erhaben. Eine so hohe und erhabene Majestät und Ehre aber erfordert, dass die Unbotmäßigen bestraft werden. Eine Freigiebigkeit (kerem) ohne alle Grenzen aber verlangt danach, sich in einer Gastfreundschaft (ikram) ohne Maß zum Ausdruck zu bringen. Grenzenloses Erbarmen aber verlangt danach, sich in Wohltaten zu äußern und einer Güte, die dessen würdig ist. Doch in dieser vergänglichen Welt und in dieser kurzen Lebenszeit kann - gleich einem Tropfen aus dem Meer - nur eine Winzigkeit unter Millionen Winzigkeiten dessen Ausdruck finden und sich manifestieren. Das heißt also, dass es einen Ort der Glückseligkeit geben muss, der dieser Freigiebigkeit würdig ist und dieser Barmherzigkeit entspricht. Man müsste sonst die Existenz dieser Barmherzigkeit, die wir erfahren haben, leugnen. Das aber wäre so, als wollte man die Existenz der Sonne leugnen, die den Tag mit ihrem Licht erfüllt. Denn Tod ohne Wiederkehr verwandelt Liebe in Leid, Mitgefühl in Hass, ein Gnadengeschenk in einen Racheakt, macht den Verstand zu einem Werkzeug des Unheils und verkehrt Wohlgefallen in Qual, sodass (göttliches) Erbarmen aufhören müsste, Realität zu sein. Außerdem muss es einen Ort der Strafe geben, welcher der Majestät und Würde (Gottes) entspricht. Denn meistens verharrt der Unterdrücker in seiner Würde und der Unterdrückte in seiner Erniedrigung, verlässt (diese Welt) und geht hinüber. (Ihre Angelegenheiten) bleiben also einem obersten Gerichtshof überlassen, werden vertagt, jedoch keineswegs übersehen. Dennoch kommt die Strafe manchmal auch schon in dieser Welt. Die Strafen, welche in den vergangenen Jahrhunderten die aufständischen und verstockten Völker getroffen haben, zeigen, dass der Mensch sich nicht selbst überlassen bleibt. Die Ehre und Majestät (Gottes) kann ihn jederzeit mit einer Ohrfeige treffen.

Ist es denn überhaupt möglich, dass der Mensch, nachdem er inmitten allen Seins mit einem wichtigen Auftrag betraut, einer bedeutenden Fähigkeit ausgestattet worden ist, und der Herr des Menschen sich ihm in so wohlgeordneten Kunstwerken zu erkennen gegeben hat, um für die wunderschönen Früchte Seines Erbarmens geliebt zu werden, der Mensch Ihn aber im Glauben nicht anerkennt und nicht in Dienst und Anbetung danach strebt, von Ihm geliebt zu werden?... Wäre es dann möglich, dass er ungestraft bliebe? Wenn Er (der Herr) nun weiter in verschiedensten Gnadenerweisen Seine Liebe und Sein Erbarmen zeigt, der Mensch aber im Gegenteil Ihm nicht durch Dank und Lobpreis die Ehre erweist... wäre es denn überhaupt möglich, dass er dafür unbestraft bliebe? sich selbst überlassen bliebe? Sollte der Herr des Ruhmes und der Ehre, diese Persönlichkeit voll Majestät etwa keinen Ort der Strafe bereitet haben? Wäre es denn möglich, dass Er, der sich nach der Überfülle Seiner Erbarmungen zu erkennen gegeben hat und geliebt werden möchte, denen, die Ihn im Glauben anerkennen, Ihn dienend und anbetend lieben und danach streben, von Ihm geliebt zu werden, dass Er in Seinem Erbarmen denen, die Ihm in Dankbarkeit die Ehre erweisen, Seinen Gläubigen, nicht eine Stätte ewiger Glückseligkeit schenken sollte?

 

Dritte Wahrheit: Das Tor der Weisheit und Gerechtigkeit ist die Manifestation Seines Namens »Allweiser (Hakim)« und »Allgerechter (Adil)«. Ja, ist es denn überhaupt möglich *, dass eine Persönlichkeit von solcher Majestät, die das Reich Ihrer Herrschaft in allen Dingen von den Atomen bis zu den Sonnen in Weisheit und Ordnung, Gerechtigkeit und Ausgeglichenheit zeigt, Ihren Gläubigen, die unter Ihren Flügeln Zuflucht suchen und glaubend, anbetend und dienend zur Übereinstimmung mit der Weisheit und Gerechtigkeit gelangen, nicht gastfreundlich entgegenkommen sollte? Und die Unbotmäßigen, die in ihrem Unglauben und in ihrer Maßlosigkeit aufstehen gegen Weisheit und Gerechtigkeit, nicht bestrafen sollte? Denn in dieser vergänglichen Welt wird unter den Menschen auch nicht der tausendste Teil dessen geübt, was der Weisheit und Gerechtigkeit entspräche. Dies wird vielmehr verschoben. Viele von denen, die auf Irrwegen gehen, erhalten nicht ihre Strafe und viele derer, die rechtgeleitet sind, sehen ihren Lohn nicht und gehen von dannen. Das heißt also, es erwartet sie ein oberster Gerichtshof, eine höchste Glückseligkeit. Ja, es ist offensichtlich so, dass die Persönlichkeit, welche diese Welt beherrscht, diese Tätigkeit mit einer grenzenlosen Weisheit versieht. Er verfolgt einen Sinn und Zweck in allen Dingen. Möchtest du einen Beweis dafür haben? Siehst du nicht, dass in allen Gliedern, Knochen, Adern, ja, selbst in allen Zellen des menschlichen Körpers, überall und in jedem kleinsten Teilchen Zweckmäßigkeit und Weisheit angestrebt wird, dass Weisheit und Zweckmäßigkeit in manchen Organen so zahlreich wie die Früchte eines Baumes aufgezeigt werden und die Hand einer grenzenlosen Weisheit in ihnen tätig ist? Außerdem zeigt die Kunstfertigkeit in jedem Ding, dass sich in ihm ein unendliches Maß an Ordnung findet. Man sieht, wie in ihm eine unendliche Weisheit am Werke ist.

In der Tat zeigt das in das winzige Samenkorn einer schönen Blume sorgfältig eingearbeitete Programm, der Arbeitsplan, die Lebensgeschichte, die Liste der Ausrüstungsgegenstände eines großen Baumes, eingeschrieben mit dem unsichtbaren Stifte der göttlichen Vorsehung (qader) in einem winzigen Samenkern, die Spur einer Feder voll unendlicher Weisheit.

In der Tat zeigen Kunst und Schönheit, wie sie sich in so hohem Grade bei der Erschaffung eines jeden Dinges finden, in welchem Maß der weise Baumeister es damit ausgeschmückt hat. Und tatsächlich findet man in diesem so winzig kleinen Körper eines Menschen das Inhaltsverzeichnis des ganzen Universums, die Schlüssel zu den Schatzkammern der Barmherzigkeit und die Spiegel aller göttlichen Namen, was zeigt, wie grenzenlos diese Weisheit ist, der wir in Seinen schönen Künsten begegnen.

Ist es also nun überhaupt möglich, dass diese hochherrschaftliche Weisheit, die auf diese Art regiert, denjenigen, die im Glauben und im Gehorsam unter den Flügeln ihrer Herrschaft Zuflucht suchen, nicht gastfreundlich entgegenkäme, sie nicht ewig gastfrei aufnehmen würde?

Und willst du noch einen Beweis dafür, dass alle Dinge in Gerechtigkeit und Ausgeglichenheit durchgeführt werden? Nun, die genaue Ausgewogenheit, das ihnen eigene Maß, nach dem jeder Körper aufgebaut wird, und das allen Dingen Gestalt verleiht, alles an seinen besonderen Platz stellt, zeigt, mit welch unendlicher Gerechtigkeit und Ausgewogenheit alle Werke ausgeführt werden.

In ähnlicher Weise zeigt die Tatsache, dass jeder, der dazu berechtigt ist, entsprechend seinen Fähigkeiten erhält, was er benötigt, d.h., dass all das, was er in seinem Sein braucht, ihm in der besten für ihn passenden Form gegeben wird, und auch das, was zur Erhaltung seines Daseins notwendig ist, die Hand einer grenzenlosen Gerechtigkeit.

Und wiederum zeigt die Tatsache, dass der, welcher danach fragt und darum eine Bitte äußert, sei es, dass sie sich in seinen Fähigkeiten oder in der Bedürftigkeit seiner Natur äußert oder in seiner Notlage zum Ausdruck kommt, stets eine Antwort erhält, in grenzenlosem Maße Weisheit und Gerechtigkeit.

Ist es denn nun überhaupt möglich, dass die Weisheit und Gerechtigkeit, die auch dem kleinsten Geschöpf auch noch in seinem geringsten Bedürfnis zu Hilfe eilt, den Menschen als das größte unter allen Geschöpfen, in seinem Verlangen nach Ewigkeit, welches sein größtes Bedürfnis ist, unerfüllt lassen? Seinen Notschrei um Hilfe und seine wichtigste Frage ohne Antwort lassen? Sollte diese Gerechtigkeit, um die Majestät ihrer Herrschaft zu schützen, das Recht ihrer Diener und Anbeter nicht verteidigen? Denn der Mensch, der in dieser vergänglichen Welt ein kurzes Leben verbringt, erfährt die Realität einer solchen Gerechtigkeit nicht, und kann sie auch gar nicht erfahren. Sie muss vielmehr einem obersten Gerichtshof überlassen bleiben. Denn die wahre Gerechtigkeit erfordert, dass dieser winzig kleine Mensch nicht entsprechend seiner Winzigkeit, sondern nach der Größe seines Verbrechens, der Bedeutung seines Daseins und seiner gewaltigen Aufgabe Lohn und Strafe empfange. Denn in dieser vergänglichen, vorübergehenden Welt ist der Mensch, der für die Ewigkeit geschaffen ist, sehr weit davon entfernt, eine solche Gerechtigkeit und Weisheit zu erfahren. In jedem Fall wird der Herr, dessen Schönheit sich voll Majestät in Seiner Gerechtigkeit manifestiert, der Herr, dessen Majestät sich manifestiert voll Schönheit in Seiner Weisheit, eine immerwährende Hölle und ein ewiges Paradies haben.

 

Vierte Wahrheit: Das Tor zu unerschöpflicher Freigiebigkeit und Schönheit ist die Manifestation Seiner Namen »Freigiebiger in Vollkommenheit (Djevvad)« und »Vollkommener in Schönheit (Djemil)«.

Ja, ist es denn überhaupt möglich, dass eine unerschöpfliche Freigiebigkeit und Offenheit, unauslotbarer Reichtum, endlose Schatzkammern, unsterbliche Schönheit ohne Beispiel, makellose immerwährende Vollkommenheit nicht nach solchen verlangte, die in ihrer Not dankbar sind und sich danach sehnen, in einem Haus der Glückseligkeit ewig an einem Gastmahl teilnehmen zu dürfen und all dem Spiegel und staunender Betrachter zu sein? In der Tat zeigt das Antlitz der Erde, geschmückt und ausgestattet mit so vielen Kunstwerken, dem Mond und der Sonne als Lampen darin, einem Tisch voller Gnadengaben, gedeckt mit den verschiedensten Speisen, Obstbäumen, deren jeder einer geöffneten Schale gleicht, die zu jeder Jahreszeit mehrmals nachgefüllt wird, eine unerschöpfliche Gastfreundschaft und Freigiebigkeit... Eine solche unerschöpfliche Gastfreundschaft und Freigiebigkeit, diese endlosen Schatzkammern und eine solche Barmherzigkeit erfordern ein Gastmahl in einem Haus der Glückseligkeit, das nicht nur ewig fortdauern sollte, sondern bei dem sich auch alles findet, was das Herz begehrt. Zudem erfordert es mit Bestimmtheit, dass diejenigen, die es genießen, an diesem Ort der Glückseligkeit ewig bleiben und verweilen dürfen, wo weder Tod noch Trennung noch Trauer sein werden. Denn wie am Ende der Schmerzen die Freude steht, so ist auch das Ende der Freude ein Schmerz. Eine solche Gastfreundschaft duldet keinen Schmerz.

Das heißt, sie verlangt ein ewiges Paradies und darinnen diejenigen, die ewig ihrer bedürfen. Denn unendliche Gastfreundschaft und Freigiebigkeit erfordern es, mit unendlichen Wohltaten zu beschenken. Mit unendlichen Wohltaten zu beschenken aber erfordert es, sie mit unendlicher Dankbarkeit in Empfang zu nehmen. Das wiederum verlangt nach dem fortdauernden Dasein der Person, welcher die Wohltaten erwiesen werden. So sollte das beständige Nehmen des Einen, Dankesschuld und Verbundenheit für das beständige Geben des Anderen hervorrufen. Im anderen Fall wäre es mit einer solchen Freigiebigkeit und Gastfreundschaft unvereinbar, würden sie sich auf den vorübergehenden durch sein Entschwinden bitter gewordenen Genuss eines ganz kurzen Augenblicks beschränken. Sieh dich zudem noch überall in der Welt um, wo Gottes Kunstwerke wie auf Messen ausgestellt sind! Achte auf die königlichen Bekanntmachungen, welche die Pflanzen und Tiere auf dem ganzen Erdball in Händen halten. * Und neige dein Ohr den Verkündigungen der Propheten und Heiligen über die Schönheiten der göttlichen Herrschaft, wie sie einstimmig die makellose Vollkommenheit des Künstlers in Seiner Majestät durch die Ausstellung Seiner wunderbaren Kunstwerke aufzeigen und verkündigen, und so die Blicke aller darauf lenken! Daraus ergibt sich, dass der Baumeister dieser Welt von einer sehr bedeutsamen, Staunen erregenden, verborgenen Vollkommenheit ist. Er möchte sie in diesen wunderbaren Kunstwerken zeigen. Denn diese geheime, makellose Vollkommenheit verlangt danach, sich vor denen zu manifestieren, die sie zu schätzen wissen und sich für sie begeistern können, und die »Mashaallah« sagen, wenn sie sie schauen. Das Fortbestehen der Vollkommenheit aber verlangt danach, sich auch ständig zu manifestieren. Dies wiederum verlangt nach dem Fortleben derer, die das zu schätzen wissen und sich dafür begeistern können. In den Augen derer, für die es eine Begeisterung, aber kein Fortleben gibt, erlischt auch der Wert der Vollkommenheit. * Und wiederum künden auch die Geschöpfe, die das Weltall bevölkern, in ihrer wunderbaren Vollendung und ihrem strahlenden künstlerischen Schmuck, gleich wie das Licht von der Sonne kündet, den hohen Wert einer beispiellosen inneren Vollkommenheit, rufen die Tiefe einer unvergleichlichen, verborgenen Schönheit aus. * Sie sind ein Hinweis auf die vielen verborgenen Schätze, die eine Manifestation dieser edlen Schönheit und heiligen Vollkommenheit (Djemal) sind und sich in den Namen (Gottes), ja, in jedem einzelnen von ihnen finden. Wie aber nun eine in solchem Grade hohe, beispiellose verborgene Schönheit (Djemal) ihren eigenen erhabenen Wert wie in einem Spiegel zu schauen und die Stufen ihrer Schönheit, die Wertung ihrer Vollkommenheit (Djemal) in einer bewussten, sehnsuchtsvollen Reflexion zu betrachten verlangt, so verlangt sie auch danach, sich zu manifestieren, um ihre liebenswerte Schönheit (Djemal) mit den Augen der anderen aufs Neue zu sehen. Das heißt, sie betrachtet ihre eigene Schönheit auf zweierlei Weise. Zum einen sieht sie sich selbst in jedem einzelnen Spiegel in einer anderen Farbe wieder, zum anderen möchte sie sich in der Sehnsucht der Betrachter und in der Begeisterung ihrer Bewunderer sehen. Das heißt, die Schönheit und Vollkommenheit (Djemal) möchte sehen und gesehen werden. Sehen und Gesehen-Werden aber verlangt nach einem sehnsüchtigen Betrachter, nach begeisterten Bewunderern. Eine unsterbliche Schönheit und ewige Vollkommenheit (Djemal) aber verlangt nach der beständigen Anwesenheit derer, die sie sehnsüchtig betrachten. Denn eine immerwährende Schönheit kann sich nicht mit einem sterblichen Bewunderer zufrieden geben. Denn ein Betrachter, der unwiderruflich zum Tode verurteilt ist, dessen Liebe verwandelt sich angesichts des Todes in Feindschaft. Seine Begeisterung verwandelt sich in Verachtung, seine Verehrung in Beschimpfung. Denn so wie ein egoistischer Mensch Feind dessen ist, was er nicht kennt, so ist er auch ein Gegner dessen, was er nicht zu erreichen vermag. Denn eine unendliche Zuneigung verkehrt sich gegenüber einer Schönheit, die doch grenzenloser Liebe und Bewunderung würdig wäre, in eine versteckte Abneigung, ja, Hass und Zurückweisung. So begreift man das Geheimnis des Ungläubigen, der ein Feind Allahs geworden ist.

In der Tat verlangt also diese unendliche Gastfreundschaft und Freigiebigkeit, diese beispiellose Schönheit und Vollkommenheit (Djemal), diese makellose Vollendung (Kemal), nach ewig dankbaren, sehnsüchtigen Bewunderern. Doch in der Herberge dieser Welt sehen wir, dass jeder rasch davon geht und entschwindet. Er hat von den Gaben dieser Gastfreundschaft kaum ein wenig gekostet. Sein Appetit wurde angeregt. Doch er geht ohne recht gegessen zu haben. Er sieht nur einen Schimmer des Lichtes von dieser Schönheit und Vollkommenheit (Djemal ve Kemal), ja, nur einen schwachen Schatten davon für einen Augenblick, und geht wieder davon, ohne sich satt gesehen zu haben. Das heißt er geht hinüber in ewige Gärten. Kurzum, so wie diese Welt mit allem, was da ist, unfehlbar auf die Majestät des Schöpfers hinweist, so weisen auch die Attribute und Namen dieser Majestät des Schöpfers auf eine Heimstatt im Jenseits hin, bezeichnen sie und verlangen nach ihr.

 

Fünfte Wahrheit: Das Tor der selbstlosen Liebe, und der Dienst und die Gottesanbetung, die Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, verrichtete, ist die Manifestation Seiner Namen »Der Bewirkende (Mudjib)« und »Der Erbarmende (Rahim)«.

Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass ein Herr, der unendliche Liebe und Barmherzigkeit besitzt und auch das primitivste Bedürfnis Seines niedersten Geschöpfes sieht, es auf unerwartete Art und Weise in vollkommener Liebe befriedigt, der auch noch die leiseste Stimme eines Seiner verborgensten Geschöpfe hört und ihm Hilfe schickt, und der auf alle die Bitten, ausgesprochene wie unausgesprochene, hört, die größte Not Seines größten Dieners und Verehrers *, Seines geliebtesten Geschöpfes nicht sehen und ihr kein Ende bereiten, sein höchstes Gebet nicht hören und nicht annehmen sollte?... In der Tat wird uns am Beispiel der Ernährung und Aufzucht hilfloser Jungtiere eine Gastfreundschaft und Unterstützung gezeigt, wie der Herr der Welt in grenzenloser Barmherzigkeit regiert. Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass der, welcher mit einer Liebe von solcher Erbarmung regiert, das schönste Gebet Seines würdigsten Geschöpfes nicht annehmen sollte?... Diese Wahrheit haben wir zwar bereits im »Neunzehnten Wort« erläutert, wollen sie aber hier noch einmal darlegen.

Oh du mein Gefährte, der du mir gleich meiner Seele zuhörst! In unserer Erzählung haben wir folgendes Bild gebraucht: Auf einer Insel findet eine Versammlung statt... Ein oberster Botschafter hält dort eine Ansprache. Die Wahrheit, die er auslegt, ist wie folgt: Komm! Wir wollen uns von unserer jetzigen Zeit zurückziehen und in unserer Vorstellung in das glückliche Zeitalter auf die Halbinsel Arabien gehen, um den ehrwürdigen Propheten, mit dem Friede und Segen sei, zu besuchen und ihn bei der Erfüllung seiner Pflichten, in Gebet und Gottesdienst zu beobachten. Siehe! So wie diese Persönlichkeit durch Prophetentum und Rechtleitung (hidayet) Ursache für die Schaffung ewiger Glückseligkeit und das Mittel ist, diese zu erlangen, so ist sie auch durch Gebet und Gottesdienst der Grund für das Fortbestehen dieser Glückseligkeit und das Fahrzeug zum Paradies.

Nun siehe! Diese Persönlichkeit betet mit einer so großen Hingabe, in so erhabener Anbetung um die ewige Glückseligkeit, als wäre die ganze Insel, ja der ganze Erdball in seinem Flehen, in einer einzigen, gewaltigen Feier des Gebetes mit ihm vereinigt. Denn in dem Gottesdienst, den er feiert, ist der Gottesdienst der gesamten Gemeinde (umma), die sich ihm unterstellt hat, mitenthalten, gleich wie das Geheimnis dieses Gottesdienstes auch in geheimnisvoller Übereinstimmung alle Propheten umfasst. Er betet und fleht mit einer solchen Hingabe in so gewaltiger Gemeinschaft, als sprächen alle erleuchteten und vollendeten Menschen unter den Kindern Adams, angefangen von den Zeiten Adams bis zu unserer Zeit, ja, sogar bis zum Jüngsten Tage ihr »Amen« zu seinem Gebet, sich in seiner Nachfolge ihm unterwerfend. *> Siehe, er betet in einer so allgemeinen Not, z.B. um Ewigkeit und Beständigkeit, dass nicht nur alle Bewohner der Erde, nein, auch die Bewohner der Himmel, ja, alle Wesen daran teilnehmen, unausgesprochen bitten und beten: »Ja, unser Herr! Gewähre es ihm! Nimm sein Gebet an! Darum bitten auch wir!« Und siehe nun, er bittet darum so herzergreifend, so liebevoll, so sehnsuchtsvoll, so flehentlich um beständige Glückseligkeit, dass er das ganze Weltall zu rühren und zur Anteilnahme an seinem Gebet zu bewegen vermag. Siehe, er betet noch dazu um eine Glückseligkeit, deren Ziel und Zweck es ist, den Menschen und alle Geschöpfe aus dem Zustand eines niedrigsten aller niedrigen, dem Sturz in die absolute Negation, Wertlosigkeit, Nutzlosigkeit, Sinnlosigkeit zu den Höhen von Illiyyun (das Paradies), zu Wert, Beständigkeit, hoher Verantwortlichkeit und einem Brief des Unwandelbaren zu erheben.

Siehe, er ruft seine Bitte mit einem so lauten Schrei hinaus, bittet und fleht so rührend, im tiefsten Inneren bewegt, als wollte er die ganze Schöpfung, die Himmel und den Thron (Gottes) dazu bringen, ihm zuzuhören, in einem ekstatischen Gebet »Amin, Allahumma amin« zu sagen. *

Und siehe, er erbittet von diesem Allmächtigen, dem Freigiebigen, der alles hört, dem Allwissenden, dem Erbarmer, der alles sieht, Glückseligkeit und Beständigkeit. Wie wir es mit eigenen Augen sehen können, sieht und hört Er den verborgensten Wunsch auch noch des verborgensten Wesens, sein leisestes Flehen, nimmt es an, erbarmt sich seiner und beantwortet es, wenn auch unausgesprochen. Er beantwortet es mit soviel Weisheit, Klarsicht und Erbarmen, dass kein Zweifel daran bleibt, dass alles, was zu Unterhalt und Versorgung geschieht, von dem kommt, der alles hört und sieht, dem Freigiebigkeit und Barmherzigkeit zu Eigen ist...

Wollen wir nun hören, was der Stolz des Menschengeschlechtes, dieser Einzigartige in Raum und Zeit, die Ehre des Universums erbittet, er, hinter dem alle Kinder Adams stehen, der, weilend auf der Erde, seine Hände zum Throne des Allgewaltigen erhebt, und der in seinem Gebet, dem wahren Gottesdienst Ahmeds, mit dem Friede und Segen sei, die Essenz des Gottesdienstes der Menschheit umfasst. Siehe, er erbittet für sich und seine Gemeinde (umma) die ewige Glückseligkeit. Er bittet um Beständigkeit, um das Paradies. Er bittet zugleich darum, dass sich dort alle die Heiligen Namen Gottes offenbaren, die ihre Schönheit (Djemal) in den Spiegeln allen Seins zeigen. Du siehst ihn, wie er nach der Offenbarung dieser Namen verlangt. Gäbe es nicht diese zahllosen Gründe, die nach der Existenz eines Jenseits verlangen, und gäbe es nicht die Beweise für sein Vorhandensein, schon ein einziges Gebet dieser Persönlichkeit genügte, jenes Paradies zu erbauen. Der Macht des allbarmherzigen Schöpfers wäre dies ebenso ein Leichtes, wie unseren Frühling zu Stande zu bringen *...

Ja, wie könnte für den, der in jedem Frühling den Erdball einem Versammlungsort gleich werden lässt und dort hunderttausend Nachbildungen einer solchen Versammlung hervorbringt, die Schaffung des Paradieses schwierig sein? Das heißt, sein Prophetentum veranlasste, dass diese Stätte der Prüfung eingerichtet wurde, wie es das Geheimnis des folgenden heiligen Hadith bestätigt:

 

 

»Wenn nicht für dich, wenn nicht für dich, ja nicht erschaffen hätte ich das All.«

Desgleichen veranlasste auch sein Gottesdienst, dass eine andere, jenseitige Stätte der Glückseligkeit eingerichtet wurde... Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass eine solche, alle Verstande in Erstaunen versetzende Ordnung in dieser Welt und eine solche makellose künstlerische Schönheit in so breiter Fülle und eine so beispiellose Vollkommenheit (Djemal) in der Herrschaft (Gottes) sein Gebet unbeantwortet lassen sollte? Nein, solch eine Hässlichkeit, eine solche Unbarmherzigkeit, eine solche Unordentlichkeit wäre damit unvereinbar. Denn wer die kleinsten, unbedeutendsten Wünsche, den leisesten Ruf hört, erhört und entspricht, sollte der die wichtigsten, notwendigsten Wünsche für unwichtig ansehen, sie nicht hören, erhören und nicht verstehen? Nein, und abermals und hunderttausendmal Nein! Da sei Gott vor! Eine solche Schönheit ist mit einer derartigen Hässlichkeit unvereinbar und kann niemals hässlich werden. *

Das heißt also, dass der ehrenwerte Botschafter, mit dem Friede und Segen sei, in seiner Eigenschaft als Gesandter Gottes die Pforten zur Welt geöffnet hat, und so auch in gleicher Weise als Sein Diener und Verehrer die Pforten des Jenseits öffnet...

 

 

»Oh Allah, segne Deinen geliebten Diener, der Dich anbetet (abd, habib) und den Du gesandt hast (Rasul), ihn, der der Herr ist in beiden Welten (qaun), der Stolz beider Welten (alem), die Quelle des Lebens hier und dort, der Weg (vasila) zur Glückseligkeit hier und dort, der Herr beider Flügel und der Botschafter (Rasul) für die Menschen und die Geister (Dschinn), ihn und seine Familie und seine Gefährten (Ashab) insgesamt und seine Brüder unter den Propheten (Nabi) und Gesandten (Rasul), Amin.«

Sechste Wahrheit: Das Tor zu Glanz und Unsterblichkeit ist die Manifestation Seiner Namen »Der Majestätische (Djelil)« und »Der Beständige (Baqi)«

Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass sich der Glanz Seiner Herrschaft, die sich alles Sein, die Sonnen und auch die Bäume bis hin zu den Atomen gleich gehorsamen Soldaten unterworfen hat und es lenkt, auf verlorene, vergängliche Menschen stützen sollte, die in der Herberge dieser Welt ein flüchtiges Leben verbringen, und er sich nicht eine unsterbliche, bleibende Stätte Seiner Majestät und einen ewigen, erhabenen Sitz Seiner Herrschaft errichten sollte? In der Tat zeigen diese königlichen Maßnahmen, wie der Wechsel der Jahreszeiten, den wir in dieser Welt beobachten, gewaltige Vorgänge, wie die Bewegungen der Planeten, die Flugzeugen gleichen, eine furchterregende Befehlsgewalt, wie sie die Erde dem Menschen zur Wiege und die Sonne ihm zur Leuchte bestimmt hat, umfassende Verwandlungen, gleich der Wiederbelebung der toten, vertrockneten Erde und ihre Ausschmückung, dass es hinter den Kulissen eine große und gewaltige Herrschaft gibt, die in königlichem Glanze herrscht. Eine solche Königsherrschaft verlangt nach Untertanen, die ihrer würdig sind und einem passenden Ort der Manifestation. Stattdessen aber sieht man, dass die bedeutendsten und kompetentesten Seiner Untertanen sich in der Herberge dieser Welt nur vorübergehend zu einer provisorischen Versammlung eingefunden haben. Diese Herberge jedoch füllt und lehrt sich täglich. Zudem versammeln sich alle Untertanen nur vorübergehend an diesem Orte der Prüfung, um ihre Dienstfähigkeit zu erproben. Der Platz aber verwandelt sich stündlich. Zudem bleiben alle Untertanen nur wenige Minuten auf diesem Ausstellungsgelände, um die Nachbildungen jener kostbaren Gnadengaben des königlichen Künstlers und Seine wunderbaren antiken Kunstwerke auf den Ständen des Jahrmarkts dieser Welt wie mit den Augen eines Händlers zu betrachten und dann wieder zu entschwinden. Dieses Messegelände aber verändert sich in jeder Minute. Wer gegangen ist, kommt nicht mehr wieder... wer gekommen ist, wird wieder gehen. Also zeigen uns diese Umstände und Verhältnisse mit Sicherheit, dass sich hinter dieser Herberge, diesem Gelände, diesen Hallen ewige Schlösser und beständige Wohnstätten befinden, in denen der Sitz eines ewigen Königreiches zum Ausdruck kommt, und die angefüllt sind mit den makellosen, erhabenen Originalen der Nachbildungen und Abbildungen, die wir in dieser Welt gesehen haben, dazu noch Weinberge und Schatzkammern. Das heißt, was wir hier erstreben, werden wir dort erhalten. Hier wird gearbeitet, dort der Lohn gegeben. Soweit er sie nicht verloren hat, empfängt jeder dort Glückseligkeit nach seiner Fähigkeit. Es ist tatsächlich unmöglich, dass sich ein solches unvergängliches Königreich auf so vergängliche, verlorene, sterbliche Seelen stützen sollte...

Betrachte nun diese Wahrheit durch das Fernrohr des folgenden Gleichnisses! Du bist, beispielsweise, unterwegs. Da siehst du an deinem Wege eine Herberge liegen. Ein großer Herr hat sie denen erbaut, die als Gäste zu ihm kommen. Damit seine Gäste sich dort eine Nacht lang aufhalten und einen Eindruck gewinnen können, gibt er für die Ausstattung seiner Herberge Millionen Taler aus. Aber es gibt unter den Gästen nur sehr wenige, welche die Ausstattung des Hauses einige Augenblicke betrachten, für kurze Zeit ein wenig von den dargebotenen Wohltaten genießen, während die meisten ungesättigt von dannen gehen. Jedoch fotografiert ein jeder Gast die Dinge in dieser Herberge mit seiner eigenen Kamera und nimmt die Bilder mit sich. Und auch die Diener dieses Großen Herrn machen sich sehr sorgfältig ein Bild von den Handlungen Seiner Gäste und bewahren es auf. Außerdem siehst du, dass dieser Herr täglich einen großen Teil Seiner wertvollen Ausstattung zerstört, um für die neu ankommenden Gäste das Haus wieder neu einzurichten. Ja, bleibt denn noch, nachdem du dies gesehen hast, ein Zweifel daran, dass der Herr, der diese Herberge am Wege erbaut hat, ewige, erhabene Wohnstätten und dazu noch unerschöpfliche, sehr wertvolle Schätze besitzt und dabei noch von einer beständigen, sehr großen Freigiebigkeit ist? Mit der Gastfreundschaft, die Er in dieser Herberge bezeigt, möchte Er in Seinen Gästen einen Hunger nach den Dingen wecken, die Er besitzt. Dadurch weckt Er in ihnen das Verlangen nach den Geschenken, die Er für sie bereit hält. Nach all dem Gesagten wirst du nun aus den Geschehnissen in jeder diesseitigen Herberge die folgenden neun Grundsätze verstehen können, wenn du nicht trunken, sondern aufmerksam bist.

 

Erster Grundsatz: Du verstehst, dass diese Welt, die einer Herberge gleicht, nicht für sich selbst da ist... Es ist auch unmöglich, dass sie sich selbst diese Form gegeben hat. Sie ist vielmehr ein Gasthaus, das mit Weisheit geschaffen wurde, damit die Scharen der Geschöpfe dorthin kommen und sich darin aufhalten können, bevor sie wieder weiterziehen.

 

Zweiter Grundsatz: Du verstehst auch, dass die Bewohner dieser Herberge Gäste sind. Ihr freigiebiger Herr lädt sie von dort in das Haus des Friedens ein.

 

Dritter Grundsatz: Du verstehst auch, dass der Schmuck, mit dem diese Welt ausgestattet ist, nicht nur dem Vergnügen und dem Zeitvertreib dient. Denn diente er nur eine Zeitlang dem Genuss, so verursachte doch seine Aufgabe einen Schmerz für lange Zeit. Er gleicht einer Kostprobe, die den Appetit anregt, ohne ihn zu befriedigen. Denn entweder ist er selbst nur von kurzem Bestand oder aber dein eigenes Leben dauert nur kurze Zeit. Es reicht nicht zur Befriedigung. Das heißt, sein Wert ist zwar hoch, aber nur von kurzer Dauer. Dieser Schmuck dient zur Belehrung, verlangt unsere Dankbarkeit. Er dient der Nachfrage nach den beständigen Originalen. Er dient anderen, hocherhabenen Zielen *...

 

Vierter Grundsatz: Du verstehst, dass der Schmuck dieser Welt den Nachbildungen und Abbildungen der Gnadengaben gleicht, die durch das Erbarmen des Barmherzigen für die Gläubigen im Paradies aufbewahrt werden *.

 

Fünfter Grundsatz: Man versteht auch, dass diese vergänglichen Kunstwerke nicht für die Vergänglichkeit erschaffen wurden, um sich ein bisschen zu zeigen und danach vernichtet zu werden, sondern um sich in diesem Dasein für eine kurze Zeit zu versammeln, ihre vorbestimmte Form anzunehmen, damit ihre Bilder festgehalten, ihre Nachbildungen aufbewahrt werden können, damit man ihren Sinn zu verstehen, ihren Zweck zu verzeichnen vermag...

So sollen sie z.B. für die Bewohner der Ewigkeit zu einer bleibenden Ansicht gewebt sein. Auch sollen sie in der bleibenden Welt noch anderen Zwecken dienen. Die Dinge wurden für die Dauer erschaffen, nicht um zu vergehen; ja, selbst wenn sie äußerlich vergehen...mihre Aufgabe erfüllt haben und sie entlassen werden, so versteht man auf diese Weise, dass ein vergängliches Ding zwar in der einen Hinsicht seiner Vernichtung entgegengeht, in vielerlei Hinsicht aber bestehen bleibt. Betrachte zum Beispiel diese Blume, welche ein Wort der Allmacht Gottes ist. Diese Blume schaut und lächelt uns für eine kurze Zeit an. Danach verbirgt sie sich hinter dem Schleier des Nicht-mehr-Seins. Aber sie geht so wie ein Wort, das deinen Mund verlassen hat, und hinterlässt in den Ohren tausende Seinesgleichen. In dem Verstand derer, die es verstehen, verbleiben ihrer Anzahl entsprechend ebenso viele Bedeutungen. Denn nachdem es seine Bedeutung zum Ausdruck gebracht und damit seine Aufgabe erfüllt hat, vergeht und entschwindet es selbst. Auch die Blume entschwindet, nachdem sie allen, die sie wahrgenommen haben, ihre Gestalt ins Gedächtnis eingeprägt, und in jedem ihrer Samenkörner das Wesen ihres Seins zurückgelassen hat. Es ist, als gleiche jedes Gedächtnis und jedes Samenkorn einer Kamera, ihren Schmuck aufzubewahren, und einer Wohnung zu ihrer bleibenden Fortdauer. Verhält es sich aber mit den Geschöpfen auf der untersten Sprosse des Lebens auf diese Weise, dann mag man verstehen, wie sehr der Mensch auf der höchsten Ebene des Lebens als Besitzer einer ewigen Seele der Ewigkeit verbunden ist. Geht man nun wiederum davon aus, dass die Strukturgesetze selbst riesiger blüten- und früchtetragender Pflanzen, deren jedes ein wenig der Seele gleicht, mit vollständiger Ordnung als Miniaturausgaben in den winzigen Samen unter stürmischen Wandlungen bewahrt und weitergegeben werden, so kann man verstehen, wie sehr die Seele des Menschen, vielseitig begabt und ausgestattet durch ihr erhabenes Wesen, bekleidet mit einer äußeren Gestalt, ein bewusstseinstragender, erleuchteter Befehl Gottes, mit der Beständigkeit verknüpft und verbunden ist...

 

Sechster Grundsatz: Man versteht des Weiteren auch, dass es dem Menschen nicht überlassen bleibt, mit einer Leine um den Hals zu grasen, wo er will, vielmehr dass alle seine Taten aufgenommen, aufgeschrieben, und die Ergebnisse aller seiner Handlungen für den Tag der Abrechnung aufbewahrt werden.

 

Siebenter Grundsatz: Man versteht des Weiteren auch, dass die Zerstörung im Herbst all des Schönen, das im Sommer, im Frühling zuvor erschaffen worden war, nicht einer Vernichtung gleichkommt, sondern einer Entlassung der Geschöpfe, die ihre Aufgabe erfüllt haben. *

Diese Entlassung bedeutet zudem, dass Platz geschaffen und frei gemacht wird für die neuen Geschöpfe, die im Frühling kommen werden, dass der Platz vorbereitet, und Raum geschaffen wird für diejenigen, die neu eintreffen und ihre Pflichten übernehmen werden, für die Geschöpfe, die nun ihren Auftrag erhalten. Schließlich ist es auch eine Mahnung des Hochgelobten an alle Seine bewussten Geschöpfe, nicht in Gottvergessenheit und Pflichtvergessenheit zu verfallen, nicht wie im Rausch ihre Dankespflicht zu vernachlässigen.

 

Achter Grundsatz: Man versteht des Weiteren auch, dass der ewige Meister dieser vergänglichen Welt noch eine andere, ewige Welt für sich hat, in die zu gelangen Er Seine Diener und Anbeter anführt und anspornt...

 

Neunter Grundsatz: Man versteht des Weiteren auch, dass dieser Allerbarmer in einer solchen Welt für Seine getreuen Diener und Anbeter derartige Gastgeschenke bereit halten wird, wie sie noch kein Auge gesehen, von denen noch kein Ohr etwas gehört hat, und über die noch in keines Menschen Herz etwas eingedrungen ist. Wir glauben...

 

Siebente Wahrheit: Das Tor des Schutzes und der Beschützung ist die Manifestation der Namen »Beschützer (Hafiz)« und »Wächter (Raqib)«.

Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass ein Schutz, der in vollkommener Ordnung und Ausgewogenheit alle Dinge im Himmel und auf Erden, zu Wasser und zu Lande, seien sie nun nass oder trocken, groß oder klein, hoch oder niedrig, überwacht und das, was sie bewirken, siebt und sichtet, und die Taten und Handlungen des Menschen, die sich auf die allgemeine Herrschaft (Gottes) beziehen, nicht überwachte? Und zwar die Taten des Menschen, der diesen hohen Vorzug besitzt, ein Mensch sein zu dürfen, den Rang eines Groß-Kalifen zu bekleiden, betraut mit der großen Aufgabe, ein hohes Pfand zu verwalten. Sollte Er seine Taten und Handlungen nicht mit dem Sieb Seiner Abrechnung sichten, mit der Waage der Gerechtigkeit wägen, ihm nicht eine entsprechende Belohnung oder Bestrafung zumessen? Nein, es ist keineswegs möglich...

Tatsächlich überwacht diese Persönlichkeit, die das Universum lenkt und leitet, alle Dinge in Ordnung und Ausgewogenheit. Ordnung und Ausgewogenheit aber sind eine Erscheinungsweise angewandter Wissenschaft und eines machtvollen Willens. Denn wir sehen, dass alle Dinge in bester Ordnung und Ausgewogenheit geschaffen und gestaltet wurden. Und obwohl sie ihre Gestalt im Verlaufe ihres Lebens verändern, verharrt doch jedes von ihnen in einem Zustande der Ordnung und dieser gesamte Ablauf bleibt auch unter dem Gesetz der Ordnung. Wir sehen, dass der majestätische Beschützer von allen Dingen, deren Leben nach der Erfüllung ihrer Aufgaben zu Ende gegangen ist und die diese bezeugte Welt scheidend verlassen haben, von ihnen mancherlei Bilder in Gedächtnissen, die wohlgehüteten Tafeln gleichen, in Form ihrer Urbilder schützt, und den größten Teil ihres Lebenslaufes in ihren Kernen und in ihren Früchten einstickt und einschreibt. So verleiht Er ihnen in den inneren und äußeren Spiegeln Beständigkeit. Das Gedächtnis des Menschen, die Frucht eines Baumes, der Kern einer Frucht, der Samen einer Blume zeigen zum Beispiel den ungeheuren Geltungsbereich dieses Gesetzes der Konservierung. Siehst du nicht, dass alle blüten- und früchtetragenden Gewächse eines ungeheuren Frühlings und das Verzeichnis ihrer Taten in der ihnen gemäßen Form, die Gesetze ihres Wachstums und die Urbilder ihrer Form dadurch erhalten werden, dass Er sie in dem engbegrenzten Raum eines Samenkorns einschreibt? In einem zweiten Frühling gibt Er die Liste ihrer Taten auf Grund einer ihnen entsprechenden Abrechnung heraus, gestaltet in vollkommener Ordnung und Weisheit eine neue ungeheure Welt des Frühlings und zeigt so, in welch einem gewaltigen Umfang die Beschützung und Bewahrung zur Auswirkung kommt. Wenn also nun bei so vergänglichen, wertlosen, unbeständigen und bedeutungslosen Dingen eine solche Bewahrung zu beobachten ist, wäre es denn dann überhaupt noch möglich, dass die Taten des Menschen, die in der Welt des Unsichtbaren, der jenseitigen Welt, in der Welt der Seelen und der Geister, unter dem Aspekt der universalen Herrschaft Gottes bedeutende Früchte bringen, nicht als bedeutungsvoll verbucht würden? Nein, durchaus nicht!

In der Tat wird aus der Art, wie sich diese Beschützung und Bewahrung manifestiert, verständlich, dass der Herr (Malik) allen Seins mit großer Sorgfalt auf die Verbuchung aller Abläufe in Seinem Reiche achtet. Außerdem schenkt Er den Pflichten Seiner Herrschaft eine unendlich große Aufmerksamkeit. Und Er verwendet auch eine sehr große Sorgfalt auf die Aufgaben Seiner königlichen Regierung.

Er lässt auch das kleinste Ereignis, auch noch den unbedeutendsten Dienst mit einer großen Sorgfalt aufzeichnen und aufschreiben. Über alle Abläufe in Seinem Reich bewahrt Er die Abbildungen aller Gegenstände in den verschiedenen Dingen auf. Diese Verwahrung ist ein Zeichen dafür, dass einmal ein bedeutendes Abrechnungsbuch der Taten eröffnet, und besonders die großen Taten und wichtigen Handlungen des Menschen, der essentiell der größte, würdigste und vornehmste unter allen Geschöpfen ist, einer genauen Prüfung und Wägung unterzogen werden. Dann wird das Archiv seiner Handlungen geöffnet. Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass der Mensch, mit dem Kalifat und einem Unterpfand (seiner Seele) betraut sein sollte, zu einem Befehlshaber und Zeugen aufgestiegen, der die Universalität der Herrschaft Gottes bezeugt und die Einheit Gottes (Vahdaniyet) im Reich der Vielheit verkündet, der einen großen Teil der Schöpfung in Anbetung und Gottesdienst behindert *, ins Grab hinabsteigen, dort ruhig schlafen und nicht wieder auferweckt werden sollte? Sollte er nicht nach all seinen kleinen und großen Taten gefragt werden? Sollte er nicht zum Versammlungsort der Auferstehung gerufen und vor einen obersten Gerichtshof gestellt werden? Nein, durchaus nicht!...

Oder wie könnte wohl der Mensch ins Nichtsein hinübergehen und entfliehen, in die Erde hinabsteigen und sich verstecken vor der Majestätischen Allmacht, wo doch die Geschehnisse aller vergangenen Zeiten * die Wunder Seiner Allmacht bezeugen, dass Er auch für alle künftigen Zeiten der Allmächtige im Bereich alles Möglichen ist, und Winter und Frühling, die dem Untergang der Welt und der Auferstehung gleichen, offensichtlich zu jeder Zeit schafft? Da aber nun einmal in dieser Welt keine entsprechende Abrechnung gehalten und ein Urteil nicht gefällt wird, wird der Mensch sicherlich vor einen obersten Gerichtshof gestellt werden und einer höchsten Glückseligkeit entgegengehen...

 

Achte Wahrheit: Das Tor der Verheißung von Lohn und Strafe ist die Manifestation Seiner Namen »Djemil (Schönheit)« und »Djelil (großartig und gewaltig)«.

Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass der Meister dieser Kunstwerke in Seiner Allwissenheit und Allmacht Seine stets wiederholte Verheißung von Lohn und Strafe, welche alle Propheten übereinstimmend verkündet haben und alle Getreuen (Siddiq) und Freunde Gottes (Auliya) einstimmig bezeugt haben, nicht wahr machen und sich so - Gott bewahre! - als schwach und unwissend erweisen sollte? Denn alles, was Er als Lohn und Strafe verheißen hat, ist für Seine Allmacht keineswegs schwer zu erfüllen. Es ist sehr einfach und leicht... so leicht, wie die zahllosen Geschöpfe des vergangenen Frühlings teils wieder zu beleben, teils neu hervorzubringen *.

Es ist aber sowohl für uns als auch für alle Dinge und auch für Ihn selbst und Seine Königsherrschaft außerordentlich notwendig, dass Er den verheißenen Lohn auch zugesteht. Seine Verheißung nicht zu erfüllen aber wäre sowohl dem Ansehen Seiner (göttlichen) Macht entgegengesetzt als auch ein Widerspruch zu der Weite Seiner Allwissenheit. Denn ein Bruch Seines Versprechens könnte entweder nur aus Unwissenheit oder nur aus Schwäche erwachsen.

Oh du Leugner! Weißt du, was für ein Verbrechen du in deiner Dummheit mit deinem Unglauben und deiner Verleugnung begehst? Du bestätigst das, was dir deine Einbildung vorlügt, was dir dein Verstand vorgaukelt, und was sich deine Seele vormacht, und leugnest so einen Herrn, der keineswegs dazu gezwungen sein kann, Lug und Trug zu begehen, zu dessen Ruhm und Ansehen keineswegs eine Lüge passt und dessen Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit alle sichtbaren Dinge und Geschehnisse bezeugen. In deiner unendlichen Kleinheit begehst du ein unendlich großes Verbrechen! Sicherlich verdienst du dafür eine große und ewige Strafe. Man berichtet, dass ein Zahn bei manchen Bewohnern der Hölle so groß wie ein Berg sei. Dies möge als Maßstab für die Größe seines Verbrechens dienen. Du bist mit einem Reisenden zu vergleichen, der seine Augen vor dem Sonnenlicht verschließt und die Traumbilder betrachtet, die er im Kopf hat. Seine Einbildung möchte ihm seinen schrecklichen Weg einem Leuchtkäfer gleich erhellen, als habe er einen Scheinwerfer auf seinem Kopf. Was aber Gott der Gerechte einmal versprochen hat, dessen Schöpfung Sein zuverlässiges Wort ist, das recht spricht und dessen Wunderzeichen (ayat) die Geschehnisse im Kosmos sind, die die Wahrheit verkünden, das wird Er sicherlich auch halten. Er wird einen höchsten Gerichtshof abhalten und höchste Glückseligkeit verleihen.

 

Neunte Wahrheit: Das Tor zu Leben und Tod ist eine Manifestation Seiner Namen »der Lebendige (Hayy)« und »der Unwandelbare (Qayyum)«, »Lebensspender (Muhyi)« und »Todbringender (Mumit)«.

Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass ein Allmächtiger, Allbarmherziger, Allwissender und Allweiser, der die tote, dürre, weite Erde wiedererweckt und wiederbelebt, der Seine Macht dadurch erweist, dass Er unter dieser Seiner Belebung mehr als dreihunderttausend Schöpfungsarten wieder hervorruft und verbreitet, deren jede einzelne hervorzubringen so wunderbar ist wie einen Menschen aufzuerwecken und der Sein allumfassendes Wissen dadurch erweist, dass Er diesen Unterschieden letzte Feinheit und Vorzüge zumisst, während Er sie hervorruft und verbreitet, obwohl sie doch so sehr untereinander vermischt sind, und der die Blicke aller Seiner Diener und Anbeter auf die ewige Glückseligkeit hinlenkt, indem Er den Menschen mit all Seinen himmlischen Erlassen die Auferstehung verspricht, und der Seine gewaltige Herrschaft dadurch erweist, dass Er alle Seine Geschöpfe dazu veranlasst, Kopf an Kopf, Schulter an Schulter und Hand in Hand miteinander zusammenzuwirken, sich im Kreise Seines Willens und Befehls zu bewegen, einander Hilfe zu leisten und sich Ihm zu unterwerfen und der dadurch erweist, welchen Wert Er dem Menschen beimisst, dass Er den Menschen als die vielseitigste, zarteste, empfindsamste, anspruchsvollste und sonnenhungrigste Pflanze am Baume der Schöpfung geschaffen, ihn als Seinen Partner im Dialog angenommen und ihm alles unterworfen hat, die Auferstehung nicht zu Stande bringen sollte? den jüngsten Tag nicht heraufführen sollte oder könnte? die Menschheit nicht auferwecken sollte oder könnte? einen höchsten Gerichtshof nicht abhalten könnte? Himmel und Hölle nicht schaffen könnte? Nein, das alles ist durchaus unmöglich!...

Tatsächlich schafft der glorreiche Lenker dieser Welten in jedem Zeitalter, in jedem Jahr, an jedem Tag auf diesem engen vergänglichen Erdball viele, zahlreiche Beispiele, Zeichen und Gleichnisse der Großen Versammlung und des Platzes der Auferstehung. Kurzum: Bei der Versammlung im Frühling sehen wir, wie Er innerhalb von fünf, sechs Tagen mehr als dreihunderttausend Arten kleiner und großer Tiere und Pflanzen hervorbringt und verteilt. Er belebt die Wurzeln aller Bäume und Gräser und schenkt ihnen und auch einem Teil der Tiere neues Leben. Die übrigen erschafft Er in einer der Gleichheit entsprechenden Ähnlichkeit wieder neu. Den Samenkörnchen aber, die sich in ihrer Zusammensetzung doch kaum voneinander unterscheiden und noch dazu miteinander vermischt sind, werden innerhalb von sechs Tagen oder sechs Wochen ihre Vorzüge und ihre Unterschiede zugemessen und sie werden trotz dieser Schnelligkeit, Verbreitung und Leichtigkeit dennoch in vollkommener Ordnung und Ausgewogenheit wieder belebt. Wäre es denn überhaupt möglich, dass dem Herrn, der diese Handlungen vollbringt, irgendetwas schwer werden könnte? dass Er Himmel und Erde nicht innerhalb von sechs Tagen erschaffen könnte? oder die Menschen nicht auf einen Posaunenstoß hin versammeln könnte? Bewahre!... Nehmen wir einmal an, es gäbe einen mit einer wunderbaren Fähigkeit begabten Dichter, der innerhalb einer einzigen Stunde dreihunderttausend Bücher, deren Buchstaben teils halb verwischt, teils gänzlich unleserlich geworden sind, zu gleicher Zeit auf einem einzigen Blatt wunderschön und fehlerfrei niederschreiben könnte, ohne die Buchstaben zu verwechseln, ohne sich zu irren, ohne einen auszulassen oder zu vergessen. Käme dir dann jemand, der behauptete, dass der Dichter dein Buch, das er verfasst hat, und das ins Wasser gefallen ist, in einer Minute aus dem Gedächtnis neu schreiben könne, würdest du dann sagen, er kann es nicht, ich glaube das nicht?... Oder ein wundertätiger König würde, um seine Macht zu zeigen, oder eine Lehre zu erteilen oder eine Vorführung zu veranstalten mit einem Fingerzeig Berge aufheben und Länder umgestalten, und du könntest sehen, dass Er das Meer in Land verwandelt hat. Wenn du dann einen großen Stein siehst, der in einen Bach gerollt ist und den Gästen, die der König zu seinem Gastmahl eingeladen hat, den Weg versperrt, sodass sie nicht weiter gehen können, und es käme dir jemand und sagte, dass der König diesen Stein, und sei er auch noch so groß, mit einem Fingerzeig aufheben oder zum Verschwinden bringen könnte, er werde seine Gäste nicht auf ihrem Wege allein lassen, würdest du ihm dann entgegnen, er werde sich nicht darum kümmern oder sei nicht dazu in der Lage?... Oder ein Herr würde an einem Tage ein Heer neu aufstellen, und es käme dir jemand und sagte, dieser Herr werde seine Bataillone, dessen Soldaten sich zu einer Ruhepause verstreut haben, mit einem Posaunenstoß wieder versammeln, und die Bataillone würden sich wieder geordnet formieren, würdest du ihm dann zur Antwort geben »Ich glaube es nicht«? Verstehst du nun, wie töricht du dich verhältst?...

Wenn du also jetzt diese drei Gleichnisse verstanden hast, dann betrachte einmal, wie der ewige Designer das weiße Blatt des Winters vor unseren Augen umwendet, das grüne Blatt des Frühlings und des Sommers offen legt und mit der Feder Seiner Macht und Seines göttlichen Wissens (qader) in schönster Form mehr als dreihunderttausend Schöpfungsarten über das Antlitz der Erde hin wie auf ein Blatt aufzeichnet. Sie beeinträchtigen einander nicht und geraten nicht durcheinander. Er zeichnet sie alle gleichzeitig auf, und doch stören sie einander nicht. Sie bleiben nach Form und Inhalt voneinander getrennt und vermischen sich nicht. Seine Zeichnung ist ohne einen Fehler. Ja, darf man denn da noch fragen, wie dieser allweise und allerhaltende Herr, der das Programm auch des größten Baumes gleich seiner Seele wie einen Punkt, selbst in den kleinsten Kern hineinsetzt und bewahrt, die Seelen der Verstorbenen bewahren kann? Ja, darf man denn da noch fragen, wie der Allmächtige, der den Erdball wie in einer Schleuder herumwirbeln lässt, diese Erde Seinen Gästen aus ihrem Weg ins Jenseits räumen oder beseitigen kann? Ja, darf man denn da noch fragen, wie der Herr in Seiner Majestät, der die Heerscharen alles Lebendigen aus dem Nichts heraus wieder neu schafft, und in vollkommener Ordnung die Zellen in den Bataillonen aller Körper mit dem Befehl:

 

 

»Sei! Und es ist.«

aushebt und einberuft und so die Heere aufstellt, mit einem Posaunenstoß die Grundbestandteile und Wesenselemente versammeln könne, die sich ja einander bereits kennen gelernt hatten, als sie sich unter dem Kommando des Bataillons, dem der Körper gleicht, zusammengefunden hatten? Überdies kannst du mit eigenen Augen betrachten, welch reichen Schmuck Er als Muster, als Entwurf, als Skizze der Auferstehung in jeder Kulturepoche, in jedem Zeitalter, ja, sogar im Wechsel von Tag und Nacht, ja selbst in der Bildung und Wiederauflösung der Wolken schafft, welcher der Wiederversammlung im Frühling gleich ist. Ja, wenn du dich in deiner Phantasie tausend Jahre zurückversetzt und dann Vergangenheit und Zukunft, welche die beiden Flügel der Zeit sind, einander gegenüber stellst, kannst du so viele Beispiele der Wiederversammlung und Vorbilder der Wiederauferstehung betrachten, wie der Zahl der Zeitalter und Tage entspricht. Wenn du dann noch, trotz so vieler Beispiele und Vorbilder, die du betrachtet hast, die leibliche Auferstehung für unverständlich und unvorstellbar halten und deshalb leugnen wolltest, so begreifst du nun, was für ein Irrsinn das wäre... Siehe nun, was der Große Königliche Erlass (ferman-i a'zam, der Qur'an) über die Wahrheit sagt, die wir besprochen haben:

 

 

»Siehe die Male der Barmherzigkeit Allahs; wie Er die Erde nach ihrem Tode wieder lebendig macht! Fürwahr, Er ist es, der die Toten wieder belebt; Er hat Macht über alle Dinge.« (Sure 30, 50)

Kurzum: Es gibt nichts, was die Wiederauferstehung unmöglich macht. Für das, was sie notwendig erscheinen lässt, spricht aber alles. Die glorreiche und ewige Herrschaft, die allmächtige und allumfassende Macht desjenigen, der dieser weiten Erde als Ort der Wiederversammlung einem einzelnen Tier gleich das Leben und den Tod schenkt, und sie für Mensch und Tier zu einer schönen Wiege oder einem prächtigen Schiff gemacht hat, die Sonne zu einer Licht und Wärme spendenden Lampe in der Herberge dieser Welt und die Planeten den Engeln zu Flugzeugen, kann sich unmöglich nur auf die vergänglichen, brüchigen, unsteten, bedeutungslosen, veränderlichen, unbeständigen, mangelhaften und unvollkommenen Angelegenheiten dieser Welt stützen oder auf sie beschränkt bleiben. Anders gesagt: Es gibt noch einen anderen Ihm würdigen, dauerhaften und beständigen Ort voll Majestät, der nicht dem Verfall unterworfen ist. Bei Ihm gibt es noch ein anderes, beständiges Reich, und um dieses sollen wir uns bemühen. Dorthin lädt Er uns ein. Alle Menschen erleuchteten Geistes, alle geistigen Pole (qutub) einer inneren Ausstrahlung, alle Menschen, die einen klaren Verstand besitzen und mit der Nähe Seiner Gegenwart geehrt wurden, bezeugen, dass Er uns dort hinüberholen wird, berichten einstimmig, dass Er Lohn und Strafe dort für uns bereit hält, teilen uns mit, dass Er uns wiederholt sehr starke Verheißungen gegeben und sehr ernsthafte Warnungen ausgesprochen hat.

Sein Versprechen nicht einzulösen aber wäre sowohl eine Erniedrigung als auch eine Entwürdigung. Das wäre in keiner Weise mit der Erhabenheit Seiner Heiligkeit zu vereinbaren. Eine Drohung nicht wahr zu machen, wäre in gleicher Weise ein Zeichen der Verzeihung oder der Schwäche. Unglaube aber ist ein unendliches Verbrechen *.

Ihn zu entschuldigen ist nicht möglich.

Hinzu kommt noch, dass der Allmächtige von jeglicher Schwäche frei und unberührt ist. Dessen sind sich alle Zeugen und Verkündiger, obwohl sie sich in ihren Wegen, Veranlagungen und Rechtsschulen unterscheiden, im Grundsatz dieser Frage unbestritten einig. Auf Grund ihrer Vielzahl erreichen sie den Grad allgemeiner Übereinstimmung (tevatur), und ihre Stimme hat das Gewicht einer ganzen Gemeinschaft. Jeder von ihnen bekleidet den Rang eines Sternes der Menschheit, ist das Auge einer ganzen Gemeinschaft und eine heiligmäßige Persönlichkeit in einem gläubigen Volk. Ihrer Bedeutung entsprechend sind sie in dieser Frage Fachleute, deren Aussage sowohl sachkundig als auch beweiskräftig ist. Dabei werden auf wissenschaftlichem oder künstlerischem Gebiet die Aussagen zweier Fachleute denen von tausend anderen Leuten vorgezogen, und die Nachricht zweier Zeugen wiegt schwerer als tausend Dementis. So macht z.B. die Nachricht zweier Männer, welche zu Beginn des Monats Ramadan die Mondsichel (hilal) gesehen haben, das Dementi von tausend Dissidenten zunichte. Kurzum: es kann in der Welt keine Botschaft geben, die richtiger, keine Verkündigung, die zuverlässiger, keine Wahrheit, die offensichtlicher wäre als diese. Das heißt, die Welt ist zweifelsohne ein Acker. Die Wiederversammlung ist die Zeit, die Ernte zu dreschen. Himmel und Hölle aber sind wie je eine Scheune.

 

Zehnte Wahrheit: Das Tor der Weisheit (hikmet), der Gnade (inayet), der Barmherzigkeit (rahmet) und der Gerechtigkeit (adalet) ist die Manifestation Seiner Namen »Allweiser (Hakim), Freigiebiger (Kerim), Gerechter (Adil) und Barmherziger (Rahim)«.

Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass sich im ganzen Umkreis des Reiches der Königsherrschaft über Himmel (melekut) und Erde (mulk) dessen, der in Seiner Majestät (Djelal) Eigentümer des Reiches (Maliku l-Mulk) ist, und dessen Werke in dieser unbeständigen Herberge, an diesem vergänglichen Ort der Prüfung, auf diesem vorläufigen Ausstellungsgelände dieser Erde eine solche offensichtliche Weisheit (hikmet), eine so offenkundige Gnade (inayet), eine so bezwingende Gerechtigkeit (adalet) und eine so umfassende Barmherzigkeit (merhamet) zeigen, keine dauerhaften Heime, keine ewigen Bewohner, keine bleibenden Wohnstätten und keine unsterblichen Geschöpfe finden ließen, und die Tatsache dieser offensichtlichen Weisheit, Gnade, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zunichte werden sollte?

Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass dieser Allweise Herr, der sich den Menschen aus der Mitte Seiner Schöpfung heraus zum Sprecher aller und zu Seinem universalen Spiegel gemacht hat, und ihm all das, was die Kammern Seiner Schätze und Vorräte enthalten, zu verkosten und zu bemessen, zu untersuchen und zu erwägen und darüber hinaus auch sich Selbst in all Seinen Namen zu erkennen gegeben hat, der ihn liebt und sich von ihm lieben lässt... danach diesen armseligen Menschen nicht Sein ewiges Reich zuteil werden lassen sollte? ihn nicht zu diesem Ort ewiger Glückseligkeit einladen und dort glücklich machen sollte? Wäre es noch dazu überhaupt verständlich, dass Er jeglichem Sein - und sei es auch so klein wie ein Samenkorn - die Last einer Pflicht von der Größe eines Baumes auflasten, es mit Zielen so zahlreich wie seine Blüten befrachten, es mit Nützlichkeiten so zahlreich wie seine Früchte bestücken sollte und doch an das Ende all dieser Pflichten, dieser Ziele, dieser Nützlichkeiten nur ein Samenkorn voll irdischer Zweckmäßigkeiten gesetzt hätte? dass Er etwas, das ungefähr den Wert eines Senfkorns hat, zum Ziel irdischer Beständigkeit gesetzt haben sollte? dass Er nicht alles Sein zum Samenkorn für die Welt der Bedeutungen und zu einem Acker für die jenseitige Welt bestimmt haben sollte? * dass Er es zulassen sollte, dass es wahre und ihm angemessene Früchte hervorbringe und dabei doch alle Verschiedenheiten von Bedeutung und Wichtigkeit ohne Ziel, hohl und sinnlos bleiben sollten? Sollte Er nicht das Antlitz des Seins der Welt der Bedeutungen, der jenseitigen Welt zukehren? sodass es sein wahres Ziel und seine ihm entsprechenden Früchte hervorbringe? Ja, wäre es denn tatsächlich möglich, dass Er diese Dinge im Gegensatz zur Realität geschaffen haben sollte, sodass Er - und möge Er dem vor sein und es verhüten! - sich mit den Gegensätzen Seiner wirklichen Attribute »der Weise, der Freigiebige, der Gerechte, der Barmherzige« bezeichnete und so die Realität des ganzen Kosmos leugnete, die Seine Weisheit und Freigiebigkeit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit zeigt? Sollte Er das Zeugnis allen Seins zurückweisen? die Beweise all Seiner Werke ungültig machen?

Und würde es der Verstand überhaupt annehmen, dass Er auf das Haupt des Menschen und seine inneren Empfindungen so viele Aufgaben auflasten sollte wie es Haare gibt und ihm doch nur eines Haares Wert weltlichen Lohn dafür geben sollte? Und sollte er im Gegensatz zur wahren Gerechtigkeit und im Widerspruch zur wahren Weisheit eine sinnlose Arbeit tun?

Wäre es zudem überhaupt möglich, dass Er jedem Lebewesen, ja, sogar jedem Organ, wie z.B. der Zunge, ja, überhaupt allen Seinen Kunstwerken so viel Weisheit und Nützlichkeit verliehen hätte, der Anzahl der Früchte und Nützlichkeiten gleich, die Er einem Baum verliehen hat und so unter Beweis gestellt hätte, dass Er der Allweise ist, danach aber die Beständigkeit, die Vereinigung mit Ihm (liqa) und die ewige Seligkeit, alles das, was die höchste Weisheit, das wichtigste aller Erfordernisse und das unabdingbarste aller Ergebnisse ist, und die Weisheit zur Weisheit, die Gnade zur Gnade und die Barmherzigkeit zur Barmherzigkeit macht, und was die Quelle und das Ziel all Seiner Weisheit, all Seiner Gnadengaben, all Seiner Barmherzigkeit und all Seiner notwendigen Wohltaten ist, nicht geben, sondern aufgeben und all Seine Werke bis zur untersten Stufe der Sinnlosigkeit herabsinken lassen sollte? Damit würde Er jemandem gleichen, der ein Schloss baute, darinnen jeder Stein auf tausenderlei Arten verziert, dessen jede Seite auf tausenderlei Arten geschmückt, in dem jeder Saal mit tausenderlei wertvollen Geräten und Einrichtungsgegenständen ausgestattet wäre und dieses danach ohne ein Dach beließe? damit alles verrotten und nutzlos verfallen sollte? Nein, keineswegs! Aus dem absolut Guten kommt die Güte. Und aus dem absolut Schönen (Djemil) kommt Schönheit. Aus dem absolut Weisen kann Nutzlosigkeit nicht kommen. Ja, wer immer in seiner Vorstellung in die Geschichte einsteigt und in Richtung Vergangenheit fährt, wird so viele abgeschiedene Wohnungen, Plätze, Messen und Welten sehen, wie es Jahre gab. Jede von ihnen gleicht der Wohnung dieser Welt, einer Stätte der Prüfung, einer Ausstellung von Gegenständen so wie wir sie in jetziger Zeit erblicken. Obwohl sie nach Form und Qualität voneinander verschieden sind, gleichen sie doch einander in der Ordnung und Einzigartigkeit, die in ihnen erkennbar, und in der Macht und Weisheit des Baumeisters, die in ihnen sichtbar wird. Auch wird der Mensch in diesen unbeständigen Wohnstätten, auf diesen vergänglichen Plätzen, in diesen vorübergehenden Messen die Ordnung einer so offensichtlichen Weisheit (hikmet), die Zeichen einer so offenkundigen Gnade (inayet), die Werke einer so bezwingenden Gerechtigkeit (adalet) und die Früchte einer so umfassenden Barmherzigkeit (merhamet) erblicken. In soweit er nicht seinen Scharfsinn verloren hat, wird er mit Sicherheit erkennen, dass es eine Weisheit von noch höherer Vollkommenheit (kemal) als diese Weisheit nicht geben kann, dass eine Gnade von noch höherer Schönheit (djemal) als die Gnade, deren Spuren wir sehen, nicht möglich ist, dass eine Gerechtigkeit von noch höherer Majestät als die Gerechtigkeit, deren Werke wir sehen, nicht sein kann, dass eine Barmherzigkeit, noch umfassender als diese Barmherzigkeit, deren Früchte wir sehen, nicht vorstellbar ist.

Wollten wir einmal den unmöglichen Fall annehmen, dass sich in dem Herrschaftsbereich des Ewigen Königs, der alle diese Maßnahmen verfügt und alle diese Herbergen und ihre Gäste austauscht, keine beständigen Wohnungen, keine dauerhaften Heime, keine erhabenen Wohnstätten und keine bleibenden Häuser, keine sesshaften Bewohner, keine glücklichen Diener fänden, dann müsste man die Realität der (göttlichen) Weisheit, Gerechtigkeit, Gnade und Barmherzigkeit leugnen, diese vier geistigen Grundelemente, deren Tragfähigkeit und Weite, Feuer, Wasser, Luft und Erde entspricht, und deren Existenz abstreiten, obwohl sie ebenso offensichtlich sind wie die äußeren Elemente. Denn es ist ja bekannt, dass diese vergängliche Welt, und was in ihr ist, keine vollkommene Manifestation ihres wahren Wesens sein kann. Gäbe es nicht noch irgendwo anders einen Ort, wo es sich vollkommen manifestieren kann, dann müsste man wie ein Wahnsinniger die Existenz der Sonne leugnen, obwohl man doch sehen kann, wie ihr Licht den Tag erfüllt, die Weisheit leugnen, die vor unseren Augen alle Dinge erfüllt, die Gnade leugnen, die wir jederzeit in unseren Seelen und in den meisten Dingen bezeugen können, die Gerechtigkeit leugnen, deren Werke so mächtig sichtbar werden, die Barmherzigkeit leugnen, die wir überall sehen können. Desgleichen müssten wir dann annehmen, dass der Herr dieser weisheitsvollen Ausführungen, dieser gastfreien Behandlung, dieser Gastgeschenke Seiner Barmherzigkeit, die wir im ganzen Universum sehen können - möge Er es verhüten! - ein gemeiner Schauspieler und ein erbarmungsloser Tyrann wäre. Das aber ist eine grenzenlos unmögliche Verkehrung der Wahrheit! Sogar die törichten Sophisten, die die Existenz allen Seins und ihrer selbst leugnen, wären nicht so leicht dazu bereit, derartige Betrachtungen anzustellen *...

 

Zusammenfassung: Betrachen wir die völlige Ungleichheit zwischen den verschiedenen Handlungsabläufen, wie einerseits das Leben weltweit vereinigt wird und der Tod es rasch wieder trennt, die prunkvollen Versammlungen und eiligen Auflösungen, die gewaltigen Leichenbegräbnisse und die großen Manifestationen, und wie wir andererseits in dieser vergänglichen Welt mit all dem nur für eine kurze Zeit winzige Früchte ernten und nur unbedeutende Zwischenziele erreichen, so ist dies, als wollten wir einem kleinen Stein Sinn und Weisheit eines großen Berges zuschreiben, den Sinn eines großen Berges aber dem eines kleinen Steines gleich erachten. Dies kann aber niemals der Vernunft und Weisheit entsprechend sein.

Mit anderen Worten: Ein derartiger Mangel an Verhältnismäßigkeit zwischen allem Sein in dieser Welt und den darin ablaufenden Prozessen und deren auf sie beschränkten Ergebnissen bezeugt mit Sicherheit, dass das Antlitz allen Seins der Welt der Bedeutungen zugewandt ist. Dort wird es seine ihm entsprechenden Früchte ernten und dort werden seine Augen die Heiligen Namen (Gottes) betrachten. Sein Ziel schaut nach jener Welt hin. Während sein Wesen unter dem Boden dieser Erde liegt, entfalten sich seine Urbilder in der Welt der Entsprechungen (alem-i misal). Der Mensch sät hier seinen Fähigkeiten entsprechend aus und er wird gleich einem Samenkorn ausgesät. Im Jenseits bringt er die Ernte ein. Ja, betrachtet man das Antlitz der Dinge, das auf die Namen Gottes und auf die jenseitige Welt hin ausgerichtet ist, dann sieht man, dass jedes einzelne Samenkorn ein Wunder der Macht ist, und ebenso viele Bestimmungen hat wie ein Baum. Jede einzelne Blüte, die ein Wort der Weisheit ist, hat den gleichen Sinn wie alle Blüten des Baumes, und jede einzelne Frucht, die ein Wunderwerk ist und ein Gedicht der Barmherzigkeit, enthält so viel Weisheit wie alle Früchte des Baumes. Sie dient uns zur Nahrung, was unter tausenden von Weisheiten nur eine einzige Weisheit ist, vollendet ihre Aufgabe, erfüllt ihren Sinn, stirbt und wird in unserem Magen begraben *.

Weil nun aber diese vergänglichen Dinge an einem anderen Ort bleibende Früchte hervorbringen, immerwährende Urbilder hinterlassen und in anderer Hinsicht eine ewige Bedeutung zum Ausdruck bringen (die Namen Gottes verkörpern), rezitieren sie beständig den Lobpreis Gottes (tesbihat). Der Mensch aber, der ihr Antlitz betrachtet, das auf diesen Aspekt hin ausgerichtet ist, wird dadurch zum Menschen. So findet er in der Vergänglichkeit den Weg zur Ewigkeit.

Mit anderen Worten: Hinter allem Sein, das zwischen Leben und Tod hin- und hergetrieben, eingesammelt und wieder ausgestreut wird, verbirgt sich ein anderer Sinn. Dieser Vergleich hinkt nicht. Die Vorbilder gleichen den Nachbildungen, die von ihnen angefertigt, und ihre Abläufe den Vorführungen, die ihnen gemäß veranstaltet werden. Es werden zu hohen Kosten kurze Versammlungen einberufen und wieder aufgelöst, nur um Bilder aufzunehmen und zusammenzustellen, die ständig auf einer Leinwand gezeigt werden. Genauso liegt einer der Gründe, dass in dieser Welt für kurze Zeit ein individuelles Leben und ein soziales Leben geführt wird, darin, Bilder aufzunehmen und zusammenzustellen, die Ergebnisse unserer Taten zu verbuchen und einzuspeichern, damit sie am Tage der Großen Versammlung ihrer Abrechnung zugeführt und auf einer gewaltigen Messe-Veranstaltung gezeigt werden können, um die Fähigkeit (des Menschen) zu höchster Glückseligkeit offen zu legen. In der ehrwürdigen Überlieferung (Hadith) wird diese Tatsache mit folgenden Worten zum Ausdruck gebracht: »Das Diesseits ist der Acker für das Jenseits.« Weil es also nun einmal diese Welt gibt und es in dieser Welt offensichtlich Weisheit, Gnade (inayet), Barmherzigkeit und Gerechtigkeit gibt, gibt es mit Sicherheit auch das Jenseits, und zwar mit der gleichen Sicherheit wie das Diesseits. Da nun einmal alles in dieser Welt in gewisser Hinsicht jener Welt zugewandt ist, bedeutet dies, dass alles nach dorthin strebt. Das Jenseits zu leugnen, heißt, das Diesseits mit allem, was darinnen ist, zu leugnen. So wie also Tod und Grab auf den Menschen warten, so beobachten und erwarten auch Himmel und Hölle den Menschen.

 

Elfte Wahrheit: Das Tor der Menschlichkeit ist die Manifestation Seiner Namen »Wahrhaftiger und Gerechter (Haqq)«

Wäre es denn überhaupt möglich, dass Gott der Gerechte und Herr der Wahrheit (Djenab-i Haqq) und der zu Recht Angebetete in der Wahrheit (Ma'bud-u bi l-Haqq) den Menschen innerhalb des Kosmos als Seinen Diener und Anbeter erschaffen haben sollte, der hinsichtlich der Vollkommenheit Seiner Göttlichen Herrschaft und vor aller Welt in Anbetracht Seiner universellen Herrschaft der Bedeutendste ist, dass Er ihn zu jenem Gesprächspartner gemacht hätte, welcher der tiefsinnigste Denker unter den Angeredeten des Hochgelobten ist, zu einem allumfassenden Spiegel der Manifestationen Seiner Namen, ihm den höchsten Wert (ahsen-i taqvim) verliehen hätte, um an ihm den Rang der Erscheinung Seines Gewaltigen Namens (Ism-i A'zam) zu offenbaren, der sich in allen Seinen Namen wiederfindet, damit er, als das schönste Wunder Seiner Macht, die Schatzkammern Seiner Barmherzigkeit erwägen und ermessen solle, ihn zu einem Forscher gemacht hätte, der mehr als alle anderen die Waage und die Werkzeuge besitzt, welcher unendlicher Gnade mehr als alle anderen bedürftig ist, welcher unter der Vergänglichkeit mehr als alle anderen leidet, und sich mehr als alle anderen nach Beständigkeit sehnt, der unter allen Lebewesen am meisten mit Feinempfinden ausgestattet ist, das empfindlichste, ärmste und bedürftigste unter ihnen, derjenige, welcher im irdischen Leben am meisten leidet und darüber am unglücklichsten ist, er, der erhabenste und größte nach Form und Wesen, und ihn nicht in das Haus der Ewigkeit entsenden sollte, wofür er würdig und geeignet ist, und wonach er sich sehnt, und so die Menschenrechte aufheben könnte, Seine eigene Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit ganz und gar in ihr Gegenteil verkehren, und das Antlitz von Recht und Wahrheit ungerecht und abscheulich machen könnte?

Wäre es zudem überhaupt möglich, dass der Allgerechte in Seiner Weisheit, der Allbarmherzige in Seiner Vollkommenheit, dem Menschen die Fähigkeit verliehen hätte, das Große Pfand auf sich zu nehmen, welches zu tragen Himmel, Erde und Berge nicht wagten, nämlich mit seinen winzig-kleinen Maßstäben und an Hand winziger Kunstwerke die allumfassenden Attribute, die universalen Taten und die unendlichen Manifestationen des Schöpfers zu ermessen und zu erkennen, dass Er ihn zudem auf dieser Erde als äußerst fein und zart, empfindlich, arm und schwach erschaffen, ihn jedoch als eine Art Ordnungshüter über alle tierischen und pflanzlichen Geschöpfe gesetzt und dazu beauftragt hätte, an ihrem Lobpreis und Gottesdienst gestaltend mitzuwirken, ihm gezeigt hätte, ein Beispiel im Kleinen zu sein für das göttliche Geschehen im All, im Universum ein Verkünder der Herrschaft des Hochgelobten im Wort und in der Tat zu sein, dass Er ihn vor den Engeln bevorzugt und ihm den Rang eines Kalifen verliehen hätte und ihm dennoch nicht die Ewige Glückseligkeit als Ergebnis, Ziel und Frucht all seiner Aufgaben geben sollte? dass Er ihn auf die Stufe eines unglücklichsten, hilflosesten, leidgeprüftesten, beklagenswertesten und würdelosesten aller Geschöpfe hinabstoßen und seinen Verstand, dieses so überaus gesegnete, lichtvolle Werkzeug zur Glückseligkeit und Geschenk der Weisheit für diesen Hilflosen, in ein ebenso unheilvolles, finsteres Werkzeug zur Qual verwandeln und so eine Unbarmherzigkeit so gänzlich entgegengesetzt zu Seiner Allweisheit und im Widerspruch zu Seiner Allbarmherzigkeit begehen sollte? Nein, keineswegs!...

 

Zusammenfassung: Wir haben in unserem Gleichnis bereits Pass und Soldbuch eines Offiziers betrachtet und gesehen, dass uns sowohl sein Rang als auch seine Aufgabe, sein Sold, seine Dienstanweisung und seine Ausrüstung zeigen, dass dieser Offizier nicht für dieses vergängliche Feld da ist, sondern in ein bleibendes Reich geht und demgemäß arbeitet. So stimmen auch die Entdecker und Erforscher (des Landes der Wahrheit und Gerechtigkeit) darin überein, dass die wahre Bildung, eingetragen im Pass seines Herzens, die Qualitäten, eingetragen im Soldbuch seines Verstandes, die Ausrüstung, eingeschrieben in seiner Veranlagung, vollkommen harmonisch auf die Ewige Glückseligkeit hin ausgerichtet sind und ihm dementsprechend verliehen wurden, und er somit dementsprechend ausgerüstet ist.

Mit einem Satz: Zum Beispiel sagte ein Diener und Darsteller jener Vorstellungskraft, die wir den Verstand nennen: Ich werde dir eine Million Lebensjahre und das Königreich der Welt geben, doch im Jenseits wirst du mit Sicherheit nicht mehr existieren. Falls die Einbildung nicht trügt und seine Begierde (nefs) nicht stärker ist, wird er »ach« statt »oh« sagen und bedauern. Das heißt, dass auch nicht das größte Stück Vergänglichkeit Herz, Sinn und Verstand des Menschen auch nur ein ganz kleines bisschen zu sättigen vermag. Es entspricht also der Veranlagung des Menschen, dass seine Hoffnungen, die sich nach der Ewigkeit ausstrecken, seine Gedanken, die das All umspannen, und seine Wünsche, die sich auf die Ewige Seligkeit hin öffnen, darauf hinweisen, dass dieser Mensch für die Ewigkeit geschaffen wurde und in die Ewigkeit eingehen wird. Das Diesseits ist für ihn eine Herberge und ein Wartesaal für das Jenseits...

 

Zwölfte Wahrheit: Sie ist das Tor des Prophetentums und der Offenbarung, durch das sich »Bismillahi r-Rahmani r-Rahim (Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen)« manifestiert.

Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass Wahnideen und Täuschungen, in denen sich kaum die Kraft eines Mückenflügels befindet, in der Lage wären, den Weg ins Jenseits und das Tor zum Paradies zu versperren, das der Ehrwürdige Gesandte (Gottes), mit dem Friede und Segen sei, so entschieden mit ganzer Macht geöffnet hat, gestützt auf die Kraft der tausend Wunder, die er gewirkt hat, gestützt auf tausende maßgeblicher Verse (ayat) des Weisen Qur'an, der selbst wiederum in vierzigfacher Hinsicht ein Wunder ist. Sein Wort wird bekräftigt durch alle Propheten (enbiya), die sich auch wieder auf ihre Wunder stützen. Sein Ruf (da'va) wird bestätigt durch alle Heiligen (auliya), die sich ihrerseits wieder auf Erkenntnisse und Wundergaben stützen. Seine Wahrhaftigkeit wird bezeugt durch alle die weitblickenden und klarsichtigen Wissenschaftler (asfiya), die sich auf ihre Forschungen stützen...

Auf Grund der oben aufgeführten Wahrheiten ist es nun offensichtlich geworden, dass die Wiederversammlung eine so fest verwurzelte Wahrheit ist, dass noch nicht einmal eine Kraft, die im Stande wäre, den Globus aus den Angeln zu heben, zu zerstören und fortzuschleudern, diese Wahrheit erschüttern könnte. Denn diese Wahrheit hat Gott der Gerechte selbst fest verankert, wie es alle Seine Namen und Eigenschaften beweisen. Der Ehrwürdige Prophet bestätigt sie mit allen seinen Wundern und Zeugnissen. Der Weise Qur'an beweist sie mit seiner ganzen Wahrheit und in all seinen Versen. Das Weltall bezeugt sie mit all den Zeichen (ayat) seiner Natur und in der Weisheit all dessen, was darinnen geschieht. Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass der Notwendig-Seiende (Vadjibu l-Vudjud) in der Frage der Wiederversammlung mit all dem, was da ist, nicht übereinstimmen sollte (die Ungläubigen davon ausgenommen) und Zweifel, die nicht die Kraft eines Haares besitzen, satanische Einflüsterungen, diese bergesgleich feste und hohe Wahrheit erschüttern und von der Stelle heben sollte? Nein, keineswegs!... Nun darf man aber keineswegs annehmen, dass die Beweise für die Wiederversammlung auf die besprochenen zwölf Wahrheiten beschränkt sind. Keineswegs, vielmehr weist uns allein der Weise Qur'an noch auf tausend weitere Aspekte gleich den oben erwähnten zwölf Wahrheiten hin, über die er uns bereits unterrichtet hat. Jeder von diesen Aspekten ist ein starker Hinweis dafür, dass unser Schöpfer uns aus dieser vergänglichen Heimstatt in eine bleibende Heimstatt versetzen wird.

Man darf auch keineswegs annehmen, dass es sich bei den göttlichen Namen, welche eine Wiederversammlung erheischen, lediglich um diejenigen handelt, welche wir besprochen haben (Hakiem, Kerim, Rahim, Adil, Hafiz). Keineswegs, vielmehr erfordern alle Göttlichen Namen, die sich bei der Lenkung und Leitung des Alls manifestieren, ein Jenseits, ja, erzwingen es geradezu.

Und weiter darf man auch nicht annehmen, dass die Wunderzeichen (ayat) in der Natur auf dieser Welt beschränkt sind, auf diejenigen, welche wir bereits besprochen haben. Keineswegs, vielmehr können wir in Allem Sein meistenteils Ansichten und Eigenschaften betrachten, die sich wie zwei Vorhänge nach rechts und links öffnen. Es (das Sein) legt einerseits ein Zeugnis für seinen Baumeister ab und ist andererseits ein Hinweis auf die Wiederversammlung. Zum Beispiel: Der Mensch weist in all der Schönheit seiner Erschaffung und dem hohen Wert, den er in ihr hat, auf seinen Meister hin, während zu gleicher Zeit die Tatsache, dass er bei all der Vielseitigkeit seiner Fähigkeiten und dem hohen Wert, den er verkörpert, dennoch in kurzer Zeit wieder verfällt, auf seine Wiederversammlung verweist. Betrachtet man zuweilen einen Aspekt hinsichtlich zweier verschiedener Gesichtspunkte, so verweisen diese sowohl auf den Meister als auch auf die Wiederversammlung. Betrachtet man zum Beispiel die weisheitsvolle Ordnung, die gnadenvolle Ausschmückung, die rechtliche Ausgewogenheit, das erbarmungsvolle Entgegenkommen, welches in dem Wesen der meisten Dinge sichtbar wird, so erkennt man, dass sie aus der Hand der Macht des Meisters hervorgehen, dessen Name »Hakiem, Kerim, Adil, Rahim« ist. Des Weiteren tut sich vor uns das Jenseits auf, betrachtet man wie unbedeutend und kurzlebig das vergängliche Dasein als Manifestation der Namen von Unendlichkeit und Macht ist. Jedes Ding verkündet in seiner Art unausgesprochen:

 

 

»Ich glaube an Gott und den Jüngsten Tag.«

und dies lässt sich aus jedem Ding herauslesen.

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Nachwort

 

Die vorausgehend behandelten zwölf Wahrheiten bestätigen einander, ergänzen einander, bekräftigen einander. Sie alle vereinigen sich miteinander und führen zu ein und demselben Ergebnis. Gibt es etwa eine wahnwitzige Vorstellung, die dazu in der Lage wäre, diese zwölf festen Mauern, hart wie Eisen, ja, sogar hart wie Diamant, zu durchbrechen oder zu durchschreiten? so, dass der Glaube an die Wiederversammlung in seiner sicheren Kasematte erschüttert werden könnte?

Der ehrwürdige Qur'anvers:

 

 

»Euer aller Erschaffung und Wiederversammlung ist nur wie die einer einzelnen Seele.« (Sure 31, 28)

bringt zum Ausdruck, dass die Erschaffung und Wiederversammlung aller Menschen für die Göttliche Macht ebenso leicht ist, wie die Erschaffung und Wiederversammlung (aller Quantitäten und Qualitäten) eines einzelnen Menschen. Und so ist es tatsächlich. In einer Abhandlung über die Wiederversammlung, »Nokta« (der Punkt) genannt, habe ich die Wahrheit, die in diesem Qur'anvers zum Ausdruck gebracht wird, ausführlich beschrieben. Darauf wollen wir hier in einigen Parabeln nur kurz zusammenfassend hinweisen. Wer will, mag darin nachschlagen. Zum Beispiel:

 

 

»Und bei Allah ist das höchste Gleichnis.«

Wenn wir einmal davon ausgehen, die Sonne könne die tiefe Wahrheit ihrer Lichtausstrahlung nach eigenem freien Willen offenbaren, dann könnte sie sich mit Leichtigkeit einem jeden Stäubchen offenbaren und sich mit der gleichen Leichtigkeit den unendlich vielen glänzenden Gegenständen zuwenden.

Ebenso gilt die tiefe Wahrheit von der Spiegelung der Sonnenstrahlung für ein winzig kleines Stäubchen Glas in gleicher Weise wie für das weite Antlitz des Meeresspiegels.

Ebenso gilt die tiefe Wahrheit von der Ordnung, für den Finger eines Kindes, das ein Spielzeugschiff lenkt, in gleicher Weise wie für die Steuerung eines riesigen Schlachtschiffes.

Ebenso gilt die tiefe Wahrheit von dem Gehorsam gegenüber einem Marschbefehl in gleicher Weise für einen einzelnen Soldaten, den ein Kommando in Bewegung setzt, wie für ein riesiges Heer, welches sich auf das gleiche Kommando hin in Bewegung setzt.

Ebenso gilt die tiefe Wahrheit vom Gleichgewicht auch für eine Waage, die wir uns im All vorstellen, und die gleichzeitig so hoch empfindlich und so riesig groß sein soll, dass sie schon auf zwei Nüsse reagiert, die man in ihre Schalen legt, als auch zwei Sonnen in ihnen Platz finden, sie zu wiegen. Die gleiche Kraft, welche die eine von den beiden Nüssen, die sich in den zwei Schalen befinden, zu den Wolken empor, die andere zum Boden hin bewegt, ließe auch von zwei Sonnen, wenn sie sich darin befänden, die eine zum Himmel emporsteigen, die andere aber zur Erde hinabsinken.

Also gilt die tiefe Wahrheit von der Lichtausstrahlung, der Spiegelung, der Ordnung, dem Gehorsam und dem Gleichgewicht in dieser gewöhnlichen, unvollkommenen und vergänglichen Welt sowohl für die größten Dinge als auch in gleicher Weise für die kleinsten. Unendlich viele und zahlreiche Dinge sind als einem einzigen Ding gleich anzusehen. Die Kraft des Allmächtigen in ihrer Ursprünglichkeit und Grenzenlosigkeit und in ihrer unendlichen Vollkommenheit offenbart sich in ihrer lichtvollen Strahlung, das innere Antlitz der Dinge in ihrer Spiegelhaftigkeit *, Wissen und Weisheit in der Ordnung, die vollkommene Unterwerfung der Dinge in den Naturgesetzen, die Ausgewogenheit innerhalb der Möglichkeiten in der Gleichberechtigung der Fähigkeit, zu sein oder nicht zu sein. Wie auf Grund dieser tiefen Weisheit viel oder wenig, groß oder klein einander gleich sind, so vermag Er auch alle Menschen (in all ihren Quantitäten und Qualitäten) auf einen Posaunenstoß hin gleich einem einzigen Menschen zusammenzurufen. Des Weiteren kommen die verschiedenen Stufen der Stärke und der Schwäche in einem Ding durch die Einwirkung der Gegensätze in diesem Ding zu Stande. So entstehen zum Beispiel die verschiedenen Hitzegrade unter der Einwirkung der Kälte. Die verschiedenen Abstufungen von Schönheit entstehen unter der Einwirkung von Hässlichkeit. Die Stufen des Lichtes entstehen unter der Einwirkung der Finsternis. Wenn aber ein Ding essentiell und nicht akzidentiell ist, so können in ihm keine Gegensätze auftreten, denn dann müssten ja die Gegensätze gleichzeitig auftreten. Das aber ist unmöglich. Das heißt also, dass es in einem ursprünglichen und essentiellen Ding keine Abstufungen geben kann. Nun aber ist die Kraft des Allmächtigen eine essentielle. Sie ist nicht akzidentiell wie in der Welt der Möglichkeiten, sondern vollendete Vollkommenheit. Was aber die Schwäche betrifft, welche ihr Gegenteil darstellt, so ist es unmöglich, dass sie darauf einwirken kann. Das heißt also, dass für den Herrn in Seiner Majestät die Erschaffung des Frühlings genauso leicht ist, wie die einer einzelnen Blume. Wollte man sie aber den Ursachen zuschreiben, dann würde die Erschaffung einer Blume genauso schwierig werden wie die des Frühlings. So ist es also genauso leicht, die ganze Menschheit wieder aufzuerwecken und zu versammeln, wie eine einzelne Seele ins Leben zurückzurufen. Unsere Erklärungen, welche wir von Anfang an bis hierher über die Frage um die Wiederversammlung in unseren Bildern und Wahrheiten in Form von Gleichnissen dargelegt haben, beruhen auf dem Segen des weisen Qur'an. Sie bereiten die Seele darauf vor, sich zu unterwerfen und das Herz darauf, anzunehmen. Das Grundwort aber gebührt dem Qur'an. Denn er ist das Wort, und das Wort gehört ihm. Hören wir also:

 

 

 

»Siehe die Male der Barmherzigkeit Allahs: wie Er die Erde nach ihrem Tode wieder lebendig macht! Fürwahr, Er ist es, der die Toten wieder belebt und Er hat Macht über alle Dinge.« (Sure 30, 49) »Es sagt (der Mensch): Wer belebt die Gebeine wieder, wenn sie vermodert sind? Sprich: Leben wird ihnen der geben, welcher sie zum ersten Mal erschuf, denn Er weiß um jegliche Schöpfung.« (Sure 36, 78-79) »Oh ihr Menschen, fürchtet euren Herrn! Siehe das Erdbeben der ‚Stunde' ist eine gewaltige Sache. An diesem Tage werdet ihr sehen, wie jede Stillende ihres Säuglings vergessen und jede Schwangere ihre Last ablegen wird. Und du wirst die Menschen wie trunkene sehen, obwohl sie nicht trunken sind. Fürwahr: Allah ist streng im Bestrafen!« (Sure 22, 1-2) »Allah! Es gibt keinen Gott außer Ihm. Wahrlich, Er wird auch versammeln zum Tag der Auferstehung! Kein Zweifel ist daran; und wessen Wort ist zuverlässiger als Allahs?« (Sure 4, 87) »Siehe, die Rechtschaffenen , wahrlich, im Wonne und die Sünder in der Hölle.« (Sure 82, 13-14) »Wenn die Erde erbebt und wenn die Erde wieder herausgibt, was sie belastet und der Mensch fragt: »Was ist mit ihr?«, an jenem Tage wird sie ihre Kunde geben, weil dein Herr es ihr so eingegeben hat. An jenem Tage werden die Menschen in Scharen hervorkommen, um ihre Werke zu schauen und wer auch nur um eines Dattelkernhäutchens Gutes getan hat, wird es sehen. Und wer auch nur um das Gewicht eines Staubkorns Böses getan hat, wird es sehen.« (Sure 99) »Die Klopfende! Aber was ist das: die Klopfende? Und was lehrt dich erfahren, was die Klopfende ist? An jenem Tage werden die Menschen wie die Motten umherflattern und die Berge werden zerflockter Wolle gleich sein. Wessen Waagschale dann schwer sein wird, der wird im seligen Leben sein. Wessen Waagschale aber leicht sein wird, dem wird die Grube zur Mutter werden. Und was lehrt dich erfahren, was das ist? Es ist ein heiß-loderndes Feuer!« (Sure 101) »Und bei Allah ist das Verborgene der Himmel und der Erde. Doch der Auftrag der Stunde ist wie ein Augenzwinkern oder noch weniger. Denn Allah ist aller Dinge mächtig.« (Sure 16, 77)

Hören wir noch andere klare Verse des Qur'an und sagen wir:

 

 

 

»Wir glauben es und stimmen dem zu. Ich glaube an Allah und Seine Engel und Seine Bücher und Seine Gesandten und an den Jüngsten Tag und die Macht (qader) des Guten und des Bösen von Allah dem Erhabenen und daran, dass die Wiederversammlung nach dem Tode wahr ist, dass das Paradies wahr ist, dass das Feuer wahr ist, dass die Fürsprache wahr ist, dass es wahrhaftig Munker und Nekir (die Grabesengel) gibt, dass Allah wiederversammeln wird, die in den Gräbern sind. Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Allah und ich bezeuge, dass Mohammed der Gesandte Allahs ist. Oh Allah, segne die willkommenste, edelste, vollkommenste, schönste Frucht am Tuba-Baum mit dem Erbarmen, mit dem Du ihn gesandt hast als eine Barmherzigkeit für alle Welten, als ein Fahrzeug, damit wir unser Ziel erreichen, die schönste, beste, reinste und erhabenste Frucht dieses Tuba-Baumes, dessen Äste über dem Jenseits und über dem Paradies ausgebreitet sind. Oh Allah bewahre uns und unsere Eltern vor dem Feuer, führe uns und unsere Eltern mit den Gerechten (ebrar) in das Paradies, auf die Fürsprache deines Propheten, den Du Dir erwählt hast. Amen.«

Oh mein Bruder, der du diese Lehre mit innerer Anteilnahme studierst! Sage nicht: »Warum kann ich dieses »Zehnte Wort« nicht sogleich vollkommen verstehen?« Sei deswegen nicht bedrückt! Denn sogar Ibn-i Sina (Avicenna), einer der Großen im Reich des Geistes und der Weisheit, sagte:

 

 

»Die Wiederversammlung ist nicht mit dem Verstand zu ermessen.«

»Wir glauben daran. Aber der Verstand kann uns auf diesem Wege nicht weiterhelfen,« so urteilte er. Ähnlich urteilten alle islamischen Gelehrten übereinstimmend: »Die Wiederversammlung ist eine Frage der Offenbarung. Die Offenbarung ist der Beweis dafür. Mit dem Verstand kann man sich ihr nicht nähern.« Aus diesem Grund kann natürlich eine so tiefschürfende Frage, ein solcher Saumpfad des Geistes nicht plötzlich zur öffentlichen Straße der Vernunft werden. In einer Zeit zerbrochener Traditionen und einer zerstörten religiösen Hingabe (teslim) müssen wir tausendmal dafür Dank sagen, dass der Schöpfer uns mit dem Segen (feyz) des Weisen Qur'an und nach der Überfülle Seiner Erbarmungen begnadet (ihsan) und uns diesen Weg gleich einer Klamm oder einem Saumpfad geebnet hat. Denn dadurch hat Er uns in unserem Glauben Rettung und Befriedigung gebracht. Zufrieden mit der Menge des Verstandenen müssen wir uns darum bemühen, diese Menge durch wiederholtes Studium zu vergrößern. Ein Grund dafür, dass es unmöglich ist, die Wiederversammlung mit dem Verstand zu erfassen, liegt darin, dass die Gewaltige Versammlung (Hashr-i A'zam) eine Manifestation des Gewaltigen Namens (Ism-i A'zam) ist. Die gewaltigen Taten Gottes des Gerechten werden durch die Manifestation Seines Gewaltigen Namens und all Seiner Namen auf deren höchsten Stufe offenbart. Die Gewaltige Versammlung kann nur der ebenso leicht wie den Frühling beweisen und auch andere dahin führen, mit der gleichen Sicherheit, Gewissheit und Überzeugung an sie zu glauben, der diese gewaltigen Taten (Gottes) selbst gesehen hat und sie auch anderen zu zeigen vermag. In diesem »Zehnten Wort« sieht man dies mit dem Segen (feyz) des Qur'an und so wird es auch gezeigt. Anderenfalls wäre die Vernunft nicht dazu in der Lage, bliebe sie ihren eigenen engen und beschränkten Grundsätzen überlassen, und wäre zu einer bloßen Übernahme gezwungen...

 

 

 

Erster Teil eines Briefes zum »Zehnten Wort« - ein wichtiger Anhang

 

 

»Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen; Lob, Preis und Dank sei Allah, wenn es für Euch Abendzeit und Morgenzeit geworden ist und Lob Ihm in den Himmeln und auf Erden zur Mittagsstunde und wenn der Tag sich neigt. Er bringt das Lebendige aus dem Toten hervor und lässt das Tote entstehen aus dem Lebendigen. Er schenkt der Erde wieder das Leben nach ihrem Tode und so werdet auch Ihr wieder hervorgerufen werden. Und zu Seinen Zeichen gehört es, dass Er Euch aus dem Staube erschaffen hat. Siehe da wurdet Ihr zu Menschen, die sich ausbreiteten! Und zu Seinen Zeichen (ayat) gehört es, dass Er für Euch Gefährten erschaffen hat aus Euch selbst, dass Ihr ihnen beiwohnet. Und Er hat Liebe und Erbarmen unter Euch gesetzt. Wahrlich, darin finden sich ja Zeichen für solche, die nachdenken. Und zu Seinen Zeichen gehört die Erschaffung der Himmel und der Erde und die Verschiedenartigkeit Eurer Zungen (= Sprachen) und (Haut)farben. Wahrlich darin finden sich ja Zeichen für die Wissenden. Und zu Seinen Zeichen gehört Euer Schlaf in der Nacht und am Tage und Euer Trachten nach Seiner Huld (fadl). Wahrlich, darin finden sich ja Zeichen für solche, die hören. Und zu Seinen Zeichen gehört es, dass Er Euch den Blitz zeigt zur Furcht und zur Hoffnung und Wasser herabsendet vom Himmel und damit die Erde vom Tode erweckt. Wahrlich, darin finden sich ja Zeichen für Leute von Verstand. Und zu Seinen Zeichen gehört es, dass Himmel und Erde fest stehen auf Sein Geheiß. Wenn Er Euch dann wieder aus der Erde hervorruft, so ersteht Ihr neu. Sein ist, was in den Himmeln und auf Erden ist und alles gehorcht Ihm. Er ist es, der die Schöpfung hervorbringt und sie sodann wieder erneuert, was für Ihn ein Leichtes ist. Und bei Ihm ist das höchste Gleichnis in den Himmeln und auf der Erde und Er ist der Mächtige, der Weise.« (Sure 30, 17-27)

In dem nun folgenden »Neunten Strahl« (Shu'a) wird ein besonders wichtiger Punkt dieser großen himmlischen Qur'anverse erklärt, die einen Pol des Glaubens darstellen und eines von den gewaltigen Zeugnissen für die Wiederversammlung erläutern. Es war ein feinsinniges Gnadengeschenk des Herrn, als der Alte Said vor dreißig Jahren sein Werk mit dem Titel »Urteile« (Muhakemat) als Einführung zu seinem Kommentar beendete. Damals schrieb er:

Zweite Abhandlung. Hier werden zwei Verse über die Wiederversammlung aus dem Qur'an kommentiert und erklärt.

 

 

»Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.«

Hier wurde er aber unterbrochen und konnte nicht mehr weiterschreiben. Lobpreis und Dank sei meinem Barmherzigen Schöpfer so viele Male wie es Beweise und Zeichen der Wiederversammlung gibt, dafür dass Er dreißig Jahre später in Seiner Güte (ihsan) den Erfolg gewährt hat. Tatsächlich verlieh Er vor zehn Jahren durch diese eine von den beiden Verse:

 

 

»Sieh die Male der Barmherzigkeit Allahs wie Er die Erde nach ihrem Tode wieder lebendig macht. Für wahr Er ist es, der die Toten wieder belebt und Er hat Macht über alle Dinge.« (Sure 30, 50)

das »Zehnte« als dem einen und das »Neunundzwanzigste Wort«, als einen weiteren glänzenden und sehr starken Beweis und Kommentar zu diesem göttlichen Erlass. Sie haben die Leugner zum Schweigen gebracht. Er hat in dieser Abhandlung (Risale) den Kommentar zu den oben erwähnten großen Versen, die gleich zwei uneinnehmbaren Festungen des Glaubens an die Wiederversammlung sind, neun, zehn Jahre später zum Geschenk (ikram) gemacht. So besteht also der folgende Neunte Strahl aus »neun erhabenen Stufen«, auf die mit den oben erwähnten berühmten Versen hingewiesen wurde und einer bedeutsamen Einführung dazu.

 

 

 

Einführung Zwei Punkte, mit denen die lebenswichtigen Folgen und sehr viel geistiger Nutzen des Glaubens an die Wiederversammlung zu einem einzigen Ergebnis zusammengefasst, und in denen aufgezeigt wird, in welchem Grade dieser Glaube für das menschliche Leben und besonders für das Gemeinschaftsleben erforderlich, ja, sogar zwingend notwendig ist, und in denen der Glaube an die Wiederversammlung mit einem einzigen universellen bündigen Zeugnis unter vielen Zeugnissen dargestellt, und gleichzeitig zum Ausdruck gebracht wird, in welchem Grade der Glaube an die Wiederversammlung offensichtlich und ganz ohne allen Zweifel ist.

 

Erster Punkt: Für das Dogma von der Auferstehung, welches das Grundprinzip des sozialen wie des individuellen Lebens ist und die Grundlage zur Glückseligkeit und zur Vervollkommnung des Menschen, wollen wir hier unter hunderten von Beweisen lediglich vier Beispiele anführen:

 

Erster Beweis: Kinder, welche etwa die Hälfte der Menschheit ausmachen, können nur im Gedanken an das Paradies den Tod und die Trennung ertragen, die ihnen Furcht und Schrecken einjagt, sodass sie weinen. Nur so können sie in ihrer Empfindsamkeit und vergleichsweise Schwäche die geistige Kraft für ihr Dasein aufbringen und bei ihrer so wenig widerstandsfähigen Gemütsverfassung, wo sie doch so leicht zum Weinen neigen, mit der Hoffnung auf das Paradies in Freude leben. Zum Beispiel sagt ein Kind im Gedanken an das Paradies: »Mein kleiner Bruder oder Freund ist gestorben. Nun ist er ein Vogel im Paradies geworden. Dort hat er es nun gut. Er fliegt im Paradies umher und lebt jetzt noch schöner als wir.« Wäre das nicht so, fielen diesen hilflosen, schwachen und ängstlichen Kindern die Toten ins Auge, Große und auch Kleine in ihrem Alter, die immer und überall rings um sie gestorben sind, vernichteten ganz und gar die Kraft ihres Widerstandes und die Stärke ihrer Seele, brächten nicht nur ihre Augen, nein, Herz, Sinn und Verstand, ihr ganzes Gemüt zum Weinen, zerstörten es gar, und die Kinder würden so verstörten, unglückseligen Tieren gleich.

 

Zweiter Beweis: Die Alten aber, welche die andere Hälfte der Menschheit ausmachen, können sich nur mit dem Jenseits über die Nähe ihres Grabes hinwegtrösten. Nur so können sie sich in Anbetracht ihres eigenen Lebens im Besonderen, mit dem sie eng verbunden sind, und das doch so bald erlöschen wird, und das in Anbetracht dieses schönen Lebens allgemein, zu dem sich so bald die Türe schließen wird, noch weiter aufrecht erhalten. In ihrem Geist und Gemüt, das dem der Kinder ähnelt, können sie dem Schmerz und der Hoffnungslosigkeit, die aus dem Tod und Verfall erwächst, nur die Hoffnung auf ein bleibendes Leben entgegensetzen. Sonst würden alle diese sorgenvollen Väter und Mütter, würdig der Liebe (shefqat) und Verehrung, und bedürftig der Ruhe für ihre Seelen und des Friedens für ihre Herzen, ein solches Weh des Geistes und eine derartige Verwirrung des Herzens erleiden, dass ihnen die Welt wie ein finsterer Kerker und das Leben einer peinvollen Strafe gleich wäre.

 

Dritter Beweis: Die jungen Leute, welche die Ausgangsbasis des menschlichen Gesellschaftslebens bilden, diese Jugendlichen in ihrer doch so heißblütigen Art, im Überschwang ihrer Gefühle und Leidenschaften, können sich nicht anders vor Ausschreitungen, Gewalttätigkeiten und Zerstörung zurückhalten und einen angenehmen Ablauf des gesellschaftlichen Lebens sicherstellen als nur in dem Gedanken an die Hölle. Anderenfalls, wenn die Furcht vor der Hölle nicht wäre, würden diese jungen Menschen in ihrem Rausch nach dem Motto: »Das Recht ist auf Seiten des Stärkeren« den Hilflosen, Schwachen und Armen je nach Lust und Laune das Leben zur Hölle machen, und die hohe Menschlichkeit in eine ganz gemeine Bestialität umwandeln.

 

Vierter Beweis: Im irdischen Leben des Menschengeschlechtes ist der universale Mittelpunkt, der Lebensnerv, ein Paradies irdischer Glückseligkeit, ein Zufluchtsort und eine Burg das Familienleben, das Zuhause ist für jedermann seine kleine Welt. Was aber in dieses Zuhause und sein Familienleben Leben und Glück hineinbringt, ist nur in inniger, ernster und treuer Verehrung, in aufrechtem, liebevollem und opferbereitem Mitleid möglich, und diese wahrhaftige Verehrung, das herzliche Erbarmen kann nur in dem Gedanken und auf dem Glaubensgrundsatz einer ewigen Freundschaft und einer ewigen Partnerschaft und einem immerwährenden Beieinandersein möglich sein in der Idee, sich für eine grenzenlose Zeit und ein unbegrenztes Leben in väterlicher, kindlicher, brüderlicher und freundschaftlicher Verbundenheit zusammenzufinden. So sagt ein Mensch zum Beispiel: »Diese meine Frau wird in einer ewigen Welt, einem ewigen Leben meine immerwährende Gefährtin sein. Es macht nichts, wenn sie jetzt alt und hässlich geworden ist. Denn ihr ist eine ewige Schönheit zu Eigen, die wiederkehren wird. Und ich bin dazu bereit, für eine solch immerwährende Kameradschaft jedes Opfer zu bringen und ihr Barmherzigkeit zu erweisen.« So kann er seiner altgewordenen Frau mit der gleichen Liebe (muhabbet), Zärtlichkeit (shefqat) und Barmherzigkeit begegnen, wie einer Paradiesesjungfrau (huri). Anderenfalls würde eine Kameradschaft, die nach einem kurzen, ein-, zweistündigen, äußerlichen Beisammensein durch einen Abschied und eine Trennung auf ewig wieder gelöst wird, sicherlich nur eine Art von sehr oberflächlicher und nur vorübergehender emotionaler Bindung ohne jede Wurzel sein, worin Erbarmen nur ein Wort und Ehrerbietung nur gekünstelt bleibt. So wie im Tierreich würden arteigene Interessen und andere dominierende Eigenschaften über Ehrerbietung und Barmherzigkeit siegen, und dieses irdische Paradies in eine Hölle verwandeln.

So betrifft also eine unter hundert Folgen des Glaubens an die Wiederversammlung das gesellschaftliche Leben der Menschen. Und diese eine einzige Folge hat aber hunderte von Möglichkeiten, sie zu betrachten und anzuwenden. Vergleicht man diese vier oben erwähnten Beweise mit den anderen (noch möglichen), dann wird es verständlich, dass die Wiederversammlung sich als ein tatsächliches Ereignis bewahrheiten wird, und dies mit der Gewissheit der Existenz der Menschheit und ihrer gemeinsamen Bedürfnisse. Ja, die Existenz eines Bedürfnisses im menschlichen Magen ist sogar ein offensichtlicher Beweis und ein klares Zeugnis für die Existenz der Nahrung. Ja, sie teilt diese Tatsache sogar noch viel deutlicher mit. Das aber beweist: Nimmt man der Menschheit die Schlussfolgerung, die sich aus der Tatsache der Wiederversammlung ergibt, weg, dann fällt dieses so wichtige, erhabene und lebendige Wesen der Menschheit, seine Seele, auf die Stufe eines Kadavers herab, der als Abfall nur noch den Mikroben dient und ungenießbar (murdar, unrein) ist. Diejenigen, welche sich so intensiv mit der Regierung, den Sitten und den gesellschaftlichen Beziehungen unter den Menschen beschäftigen, die Politiker, Moralisten und Soziologen sollen einmal die Ohren spitzen! Sollen sie doch endlich einmal sagen, wie sie diese Leere ausfüllen, und womit sie diese tiefe Wunde heilen wollen?

 

Zweiter Punkt: Für die Tatsache der Wiederversammlung gibt es zahlreiche Beweise. Wir wollen hier nun einen dieser Beweise in sehr kurzer Form darlegen. Er wurde aus Zeugnissen zusammengestellt, die auf noch anderen Fundamenten des Glaubens beruhen. Es ist dies der folgende: Alle Wunder, die das Gesandtentum Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, beweisen, und all die Beweise seines Prophetentums und seiner Wahrhaftigkeit beweisen und bezeugen zusammen, dass sich die Wiederversammlung tatsächlich bewahrheiten wird. Denn alles, was diese Persönlichkeit lehrte, konzentriert sich zunächst auf die Lehre von der Einheit (Vahdaniyet), danach aber auf die Wiederversammlung. In der Tat bezeugen alle seine Wunder und Beweise, die sämtliche Propheten zu ihrer Bestätigung gewirkt haben, und durch die sie als Propheten bestätigt worden sind, eben diese eine Wahrheit. In gleicher Weise führt

 

 

»und an Seine Propheten.«

das Bekenntnis des Glaubens an die Propheten (von Adam bis Mohammed, mit dem Friede und Segen sei), welches

 

 

»und an Seine Schriften.«

das Bekenntnis des Glaubens an die heiligen Schriften in seiner Klarheit noch steigert, zum Bekenntnis des Glaubens an eben diese eine Wahrheit. Dies ist wie folgt:

Vor allem führen sämtliche Wunder, Beweise und Tatsachen, welche die Wahrheit des Qur'an (als Gottes Wort), der ja offensichtlich selbst ein Wunder ist, belegen, insgesamt zu dem Bekenntnis des Glaubens, dass die Wiederversammlung sich als ein tatsächliches Ereignis bewahrheiten wird. Denn fast ein Drittel des Qur'an handelt von der Wiederversammlung, und die meisten kurzen Suren beginnen mit sehr starken Versen über die Wiederversammlung. Er berichtet in tausenden von Versen ausdrücklich oder inbegriffen von eben dieser einen Wahrheit, beweist sie, weist auf sie hin. Zum Beispiel:

 

 

»Wenn die Sonne zusammengefaltet wird,« (Sure 81, 1) »Oh Ihr Menschen, fürchtet Euren Herrn. Siehe, das Beben der ›Stunde‹ ist ein gewaltig Ding.« (Sure 22, 1) »Wenn die Erde gewaltig erbebt,...« (Sure 99, 1) »Wenn der Himmel sich spaltet,...« (Sure 82, 1) »Wenn der Himmel zerreißt,...« (Sure 84, 1) »Wonach fragen sie einander,« (Sure 78, 1) »Ist die Kunde von dem gewaltigen Ereignis zu dir gedrungen?« (Sure 88, 1)

In dieser oder ähnlicher Weise zeigt der Qur'an am Anfang von dreißig, vierzig Suren mit völliger Gewissheit, dass die Tatsache der Wiederversammlung die bedeutendste Tatsache und die notwendigste (vadjib) in der Schöpfung ist. Und auch noch andere Verse erklären diese Tatsache mit den verschiedensten Beweisen überzeugend. Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass der Glaube an die Wiederversammlung, der doch aus dem Zeugnis und der Lehre des Buches, das doch mit einem einzigen Zeichen eines einzigen Verses im Bereich der verschiedenen naturwissenschaftlichen und philosophischen islamischen Wissenschaften vor unseren Augen wissenschaftliche Tatsachen sonnenklar als Frucht hervorbringt, nicht wahr sein sollte? Wäre das nicht hundertmal unmöglich und irrig, als wollte man die Existenz der Sonne bestreiten und das Weltall als nichtvorhanden erklären? Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass sich tausende von Aussagen, Versprechungen und Warnungen eines so ehrenwerten und vertrauenswürdigen Königs als Unwahrheit und Lüge herausstellen sollten, obwohl sich doch zuweilen ein Heer auf einen einzigen Wink seines Königs in Marsch setzt, um zu kämpfen? Ja, wäre es denn für einen Menschen, der in seiner Ignoranz diese Wahrheit nicht annehmen will, obwohl doch dieser ruhmreiche, unsichtbare König, für den ein bloßer Wink genügt, um eine solche Tatsache zu beweisen, der seit dreizehn Jahrhunderten ununterbrochen über zahllose Geister, Intelligenzen, Herzen und Seelen Seines Reiches in Recht und Gerechtigkeit herrscht, sie unterweist und lenkt und leitet, die Tatsache der Wiederversammlung mit tausenden von Erklärungen erläutert und bewiesen hat, nicht notwendig, ihn mit der Hölle zu bestrafen, und wäre das nicht für ihn die wahre Gerechtigkeit? In dieser oder ähnlicher Weise bestätigen, auch alle die himmlischen Bücher und heiligen Schriften, deren jedes in seinem Zeitalter und in seiner Kulturepoche maßgeblich war, jene Wahrheit von der Wiederversammlung, die der Qur'an, welcher für alle Zukunft und für eine jegliche Kulturepoche maßgeblich ist, ausführlich, mit Erläuterungen und Wiederholungen erklärt. Sie alle nehmen diese Wahrheit ihrem Zeitalter und ihrer Kulturepoche entsprechend als unumstößlich an, erklären sie kurz und bündig, behaupten und beweisen sie nachdrücklich, wenn auch die Bilder dabei manchmal etwas undeutlich bleiben. Sie alle unterstreichen und bestätigen diese Lehre des Qur'an wie mit tausenden von Unterschriften.

Hier noch das Ende eines Bittgebet (Risale-i Muna- dja'at), in dem dieses Thema behandelt wird:

Es wird darin ein Grundpfeiler des »Glaubens an den Jüngsten Tag« im Zusammenhang mit noch anderen Grundpfeilern des Glaubens, besonders dem, welcher das Bekenntnis des Glaubens (shahada) an die Propheten und die heiligen Bücher betrifft, in Form eines Bittgebetes (munadja'at) als ein kurz und bündig zusammengefasster Beleg für die Wiederversammlung angeführt, der sehr stark ist und jeglichen Zweifel auszuräumen vermag. Es ist dies ein Bittgebet, in dem es folgendermaßen heißt:

Oh mein barmherziger Herr! Unterrichtet durch Deinen höchst ehrenwerten Gesandten und gelehrt durch den weisen Qur'an, habe ich verstanden: Vor allem der Qur'an und Dein hochehrwürdiger Gesandter, aber auch alle heiligen Bücher und Propheten bezeugen und beweisen übereinstimmend und weisen darauf hin, dass die Manifestationen Deiner glorreichen und anmutigen (Djelal ve Djemal) Namen, deren Abbilder wir hier in dieser Welt allüberall betrachten können, sich noch glanzvoller in der Ewigkeit der Ewigkeiten fortsetzen werden und dass Deine Gnadengaben, deren Manifestationen und Abbildungen in Deiner Barmherzigkeit dieser Welt zum Zeugnis gegeben werden, noch majestätischer an der Stätte der Glückseligkeit für immer und ewig erscheinen werden, und dass diejenigen, die sie in diesem kurzen irdischen Leben voll Freude und Sehnsucht genossen haben, und die ihnen bis in die Ewigkeit hinüber Begleiter waren, ihnen auch dort noch Begleiter sein werden, wo es keine Trennung gibt.

Zudem verkünden auch, allen voran der hochehrwürdige Gesandte und Dein weiser Qur'an, so dann alle die Propheten erleuchteten Geistes, die Heiligen (auliya), welche die Pole (qutub) aller lichtvollen Herzen, die Getreuen (Siddiq), welche die Quelle allen lichten und scharfen Denkens sind, gestützt auf Deine tausenden von Verheißungen und Warnungen, die sich in allen himmlischen Büchern und heiligen Schriften so oft wiederholen, und auch im Vertrauen auf Deine heiligen Namen und Eigenschaften: Allmacht, Barmherzigkeit, Gnade (Inayet), Weisheit, Majestät (Djelal) und Schönheit (Djemal), welche nach einem Jenseits verlangen, im Vertrauen auf die Würde Deiner Majestät und das Königreich Deiner Herrschaft, auch bauend auf ihre zahllosen (spirituellen) Entdeckungen und Erfahrungen (mushahade), welche sie uns übermitteln gleich Abbildern aus dem Jenseits und Tropfsteinen, (welche, von einer himmlischen Nährlösung gespeist, von dem Boden der diesseitigen Welt empor und von ihrer Decke herabwachsen) und im Vertrauen auf ihre Überzeugungen und ihren Glauben, welcher die Sicherheit der Wissenschaft und persönlicher Wahrnehmung (ilme l-yaqin ve ayne l-yaqin) besitzt, (verkünden sie mit einer solchen Sicherheit) den Menschen die ewige Seligkeit. Die verkünden und erklären, dass für die Leute des Irrweges (dalalet) die Hölle und für die Leute der Rechtleitung (hidayet) das Paradies da ist. Daran glauben sie fest und bezeugen es...

Oh allmächtiger König! (Ey Qadir-i Hakim!) Oh barmherziger Erbarmer! (Ey Rahman-i Rahim!) Oh Freigiebiger und Getreuer in Deinen Versprechungen! (Ey Sadiqu l-Va'di l-Kerim!) Oh gewaltiger und majestätischer Herr der Ehren, dem keiner zu wiederstehen vermag!... (Ey Izzet ve A'zamet ve Djelal sahibi Qahhar-i Dhu l-Djelal). Gepriesen bist Du hunderttausendmal, grenzenlos rein und so hoch erhaben darüber, dass Du so viele Deiner treuen Freunde zu Lügnern stempeln solltest!... und dass sich so viele Deiner Versprechungen, Attribute und Taten als verlogen herausstellen sollten!... und dass Du die absoluten Erfordernisse des Königreiches Deiner Herrschaft verleugnen und ihnen nicht entsprechen solltest!... und dass Du die zahllosen Bitten und Gebete Deiner zahllosen Diener und Anbeter, die Du angenommen hast und liebst und die Deine Liebe dadurch erstreben, dass sie an Dich glauben (tasdik) und Dir gehorchen, zurückweisen und nicht erhören solltest!... und dass Du die, welche auf Irrwegen (ehl-i dalalet) gehen, und die Ungläubigen, welche Deine gewaltige Größe angreifen, indem sie Dich in Deinem Versprechen der Auferstehung in ihrem Unglauben und ihrer Auflehnung zum Lügner stempeln wollen, welche Dich in der Ehre Deiner Majestät und in der Würde Deiner Göttlichkeit und in der Barmherzigkeit Deiner Herrschaft beleidigen wollen, in ihrer Verleugnung der Wiederversammlung bestätigen solltest! Über aller grenzenlosen Ungerechtigkeit und über aller grenzenlosen Abscheulichkeit sei über alles geheiligt Deine grenzenlose Gerechtigkeit, Deine grenzenlose Schönheit (Djemal) und Deine unbegrenzte Barmherzigkeit! Wir glauben mit aller Macht, dass die Zeugnisse der Propheten, der Gelehrten (asfiya) und der Heiligen (auliya), die die hunderttausend getreuen Botschafter und grenzenlos aufrechten Ausrufer Deines Königreiches bilden und die jenseitigen Schatzkammern Deiner Barmherzigkeit, die Tresore Deiner Gnadengaben (ihsan) in der ewigen (baqi) Welt und die Manifestationen Deiner wunderbaren schönen Namen, die sich im Hause der Glückseligkeit vollständig offenbaren, werden mit wahrhaftiger Sicherheit, mit augenscheinlicher Sicherheit, mit wissenschaftlicher Sicherheit (haqqa l-yaqin, ayne l-ya-qin, ilme l-yaqin) bestätigen, richtig und wahrhaftig sind. Ihre Beschreibungen sind zutreffend und stimmen miteinander überein. Was sie verkündigen ist zutreffend, entspricht den Tatsachen. Sie glauben, dass der größte Strahl Deines Namens, auf den alle Tatsachen hinauslaufen, der ihre Sonne und ihr Beschützer ist, »der Wahre« (Haqq) heißt, und dass er die gewaltige Tatsache der Auferstehung ist, und unterrichten dieser Wahrheit entsprechend in Deinem Auftrag Deine Diener und Anbeter. Sie belehren darüber, was die Wahrheit selbst ist. Oh Herr! Um der Wahrheit dieses ihres Unterrichtes und der Ehrenhaftigkeit ihrer Belehrungen willen, schenke den Schülern der Risale-i Nur einen vollkommenen Glauben und ein gutes Ende! Gewähre uns, ihrer Fürsprache teilhaftig zu werden! Amen... So wie aber nun einerseits alle Hinweise und Belege, welche die Wahrhaftigkeit des Qur'an, ja, sogar aller heiligen Schriften, beweisen, andererseits auch alle die Wundertaten und Zeugnisse des Prophetentums des Geliebten Gottes (Habibullah), ja, sogar aller Gesandten bestätigen, so beweisen sie alle auch die große Lehre vom Jenseits als einer Realität. In ähnlicher Weise bestätigen auch die meisten Hinweise und Belege, indem sie das Sein und die Einheit des Notwendig-Seienden bestätigen, gleichzeitig auch die Eröffnung des Hauses der Glückseligkeit, das die hauptsächliche Quelle und der Angelpunkt göttlicher Herrschaft, Seiner Erhabenheit und die Existenz einer beständigen Welt ist. Wie noch in den folgenden Abschnitten zu erläutern und zu beweisen sein wird, verlangen sowohl das Sein des Notwendig-Seienden als auch alle seine Eigenschaften, die meisten Seiner Namen und auch Seine Attribute wie Herrschaft (Rububiyet), Erhabenheit (Uluhiyet), Barmherzigkeit (Rahmet), Gnade (Inayet), Weisheit (Hikmet) und Gerechtigkeit (Adalet) mit der ihr eigenen Notwendigkeit nach einem Jenseits, fordern mit zwingender Notwendigkeit nach einer beständigen Welt, rufen mit Dringlichkeit nach einer Auferstehung und Wiederversammlung, dort zu belohnen und zu bestrafen.

Da es nun einmal einen Gott gibt von Ewigkeit zu Ewigkeit, wird es mit Sicherheit auch ein Jenseits geben, das der unvergängliche Sitz Seines Königreiches in Erhabenheit ist. Und da es nun einmal in diesem Universum und über allen Lebendigen eine vollkommene Herrschaft in außerordentlicher Majestät, Weisheit und Liebe gibt und sichtbar ist, wird sich mit Sicherheit auch ein Haus Ewiger Glückseligkeit finden, das die Majestät Seiner Herrschaft vor einem Umsturz, Seine Weisheit vor der Sinnlosigkeit und Seine Liebe (shefqat) vor der Grausamkeit bewahrt, und in das man eintreten wird.

Nun aber weisen zahllose sinnenfällig sichtbare Gnadengaben (nimet) und Geschenke (ihsan), für jeden, dessen Verstand noch nicht erloschen und dessen Herz noch nicht erstorben ist, Huld- (lutuf) und Gnadenerweise (kerem), Bezeigungen der Gunst (inayet) und Barmherzigkeit (rahmet) darauf hin, dass es wie hinter einem unsichtbaren Schleier in der Überfülle Seiner Erbarmungen einen verborgenen Herrn geben muss. Und es gibt und wird mit Sicherheit auch ein immerwährendes Leben in einer beständigen Welt geben, wo die Gnade vor dem Spott, die Güte vor dem Hohn, die Huld vor der Feindschaft, die Barmherzigkeit vor der Qual, die Gunst und die Güte vor dem Verrat bewahrt bleiben, wo die Güte zur Güte und die Gnade zur Gnade wird.

Überdies ist in jedem Frühling eine Feder des Allmächtigen damit beschäftigt, vor unseren Augen diese knappe Seite, welche unsere Erde darstellt, mit hunderttausend Büchern zu beschreiben und eines in das andere fehlerfrei hineinzukomponieren. Und der Besitzer dieser Feder hat hunderttausendmal geschworen und versprochen: »Ich werde an einem noch größeren Ort ein schönes unsterbliches Buch schreiben. Es wird dies noch leichter sein, als auf diesem begrenzten Platz das Buch des Frühlings, das so verwickelt und ineinander verschrieben ist. Das werde ich euch zu lesen geben.« sagt Er und erwähnt dieses Buch in allen Seinen Erlassen. Sicher und gewiss ist das Original dieses Buches schon geschrieben, und auch die Anmerkungen dazu werden noch am Tage der Auferstehung und Wiederversammlung niedergeschrieben werden. Und auch das Berichtsheft mit den Taten und Werken aller wird sich darin aufgezeichnet finden. Nun aber ist die Erde in Anbetracht der Vielzahl alles Geschaffenen und als Wohnstätte, Ursprung, Fabrik, Messegelände und Versammlungsort hunderttausender äußerst verschiedener, ständig wechselnder belebter und beseelter Arten des Lebens das Herz, Zentrum, Mittelpunkt, Frucht und Ursache der Schöpfung des Alls, und hat als solche eine sehr große Bedeutung; sie ist trotz ihrer Kleinheit den unendlich weiten Himmelsräumen gleichgestellt. Deshalb ist in den himmlischen Erlassen immer vom

 

 

»Herrn der Himmel und der Erde«

die Rede. Nun aber kommt dem Geschlecht der Kinder Adams eine große Bedeutung zu. Sie herrschen allüberall auf der Erde, verfügen über die Mehrzahl alles Geschaffenen, ordnen sich die Mehrzahl aller Geschöpfe unter und sammeln sie um sich, ordnen die Mehrzahl alles Geschaffenen nach eigenen Neigungen, Vorstellungen, Plänen, Bedürfnissen, Grundsätzen auf das schönste, stellen sie aus, schmücken und verzieren sie, und sammeln sie entsprechend einer Liste ihrer kostbarsten Arten an einzelnen Orten, sodass sie sich nicht nur die Blicke der Menschen und Dschinnen, nein, sogar die aufmerksamen Blicke und das Wohlwollen aller Bewohner der Himmel und des ganzen Universums auf sich ziehen, den bewundernden Blick des Herrn des Alls auf sich lenken, was ihnen einen großen Wert und eine hohe Bedeutung verleiht. Sie zeigen mit ihren Künsten und Wissenschaften, dass sie die Weisheit in der Schöpfung des Alls, deren großen Sinn, ihre wertvolle Frucht und den Kalifen der Erde darstellen. Sie stellen ja die wunderbaren Kunstwerke des Meisters der Welt auf dem Antlitz der Erde so wunderschön aus und ordnen sie an. Trotz ihrer Auflehnung und ihres Unglaubens wurden sie auf der Erde belassen und ihre Strafe wurde ausgesetzt. Um dieses Dienstes willen wurde ihnen eine Frist gewährt und eine Möglichkeit gegeben, erfolgreich zu sein.

Es liegt aber nun einmal in dem, was die Natur der Kinder Adams ausmacht, dass sie in Anbetracht ihrer Beschaffenheit und Veranlagung außerordentlich schwach und hinfällig sind, weshalb ihnen ein ebenso mächtiger, weiser und liebevoller Herrscher in all ihrer Schwäche und Armseligkeit, ihrer grenzenlosen Bedürftigkeit und Not, dieses gewaltige Erdenrund zu einer Lagerstätte für jede Art Erz, entsprechend den Erfordernissen des Menschengeschlechtes, ein Lagerhaus für jede Art Nahrung, einen Laden verschiedenster Güter, wie sie dem Menschengeschlecht wohlgefallen, bereitgestellt hat, und der sich auf diese Weise um das Menschengeschlecht kümmert, es ernährt und dessen Wünsche befriedigt.

Es gibt nun einmal einen Herrn, der dieser Tatsache entspricht, der den Menschen sowohl liebt als auch von den Menschen geliebt werden möchte, der sowohl ewig besteht, als auch über ewig bestehende Welten verfügt, der sowohl jedes Werk in Gerechtigkeit verrichtet, als auch jedes Ding in Weisheit schafft. Nun hat aber das Königreich des Urewigen Herrschers in Seiner Majestät, und die Unsterblichkeit Seiner Herrschaft in diesem kurzen irdischen Leben, in dieser allzu kurzen Spanne menschlichen Daseins, auf dieser zeitlich und räumlich so begrenzten Welt keinen Platz. Und all das, was sich unter den Menschen und ihrer Welt entgegen der Ordnung, Gerechtigkeit, Ausgewogenheit und vollkommenen Schönheit ereignet, diese so große Unterdrückung und Auflehnung, die dem widerspricht, der Verrat, die Verleugnung, der Unglaube gegenüber dem Freund und Wohltäter des Menschen, der ihn so liebevoll versorgt, bleibt im Diesseits unbestraft. Die grausamen Unterdrücker verbringen ihr Leben in Bequemlichkeit, während die Unterdrückten und Armen geschunden werden. Das Wesen vollkommener Gerechtigkeit aber, dessen Spuren wir im ganzen Weltall beobachten können, kann nicht dulden, noch erlauben, dass diese grausamen Unterdrücker und die hoffnungslos Unterdrückten einander im Tode gleichgestellt sein und nicht wiederauferstehen sollten. Dies stünde ganz und gar im Widerspruch dazu.

Gleich wie aber nun der Herr des Alls die Erde im All und das Menschengeschlecht von der Erde auserwählt hat, ihm einen so hohen Rang und ihm eine solche Bedeutung verliehen hat, so hat Er auch die Propheten, die Heiligen und Gelehrten, die mit den Zielen Seiner Herrschaft übereinstimmen, jene wahren Menschen, die in Glaube und Hingabe Sein Wohlgefallen erstreben, unter den Menschen auserwählt, sie sich zu Freunden und Ansprechpartnern gemacht, sie mit Wundertaten und Erfolgen ausgezeichnet und ihre Feinde mit außernatürlichen Katastrophen geschlagen.

Unter Seinen kostbaren und geliebten Freunden hat Er Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, ihnen als Leuchte des Glaubens erwählt, mit dessen Licht Er seit vielen Jahrhunderten eine bedeutende Hälfte des Erdenrundes und ein bedeutendes Fünftel der Menschheit erleuchtet... es scheint, als sei das Universum seinetwillen erschaffen worden, weil dessen Ziele sämtlich in ihm, in seinem Glauben und im Qur'an ihren Ausdruck finden. Er, der doch würdig und geeignet gewesen wäre, als Lohn Seiner grenzenlosen, so außerordentlich wertvollen Verdienste, die zu erwerben eine Million Jahre erforderlich gewesen wären, erhielt dafür nur jene kurze Lebensspanne von dreiundsechzig Jahren, erfüllt von Mühen und Kämpfen. Ja, wäre es denn in irgendeiner Hinsicht möglich, wahrscheinlich oder vorstellbar, dass diese Persönlichkeit nicht mit all seinen ihm gleichrangigen Freunden und Gefährten wieder auferweckt werden sollte? Ja, sollte er nicht hier und heute im Geiste vital und lebendig sein? Ja, sollten sie auf ewig verurteilt und vernichtet sein? Nein, keineswegs - Gott bewahre! - und tausendmal nein!...

Tatsächlich verlangt das ganze All, erfordern die Realitäten dieser Welt seine Auferstehung. Nun aber haben im »Ayetu l-Kubra« (Das Große Zeichen) genannten »Siebenten Strahl« dreiunddreißig überwältigend einstimmige Beweise, ein jeder einzelne so stark wie ein Berg, ergeben, dass dieses ganze Universum aus einer einzigen Hand hervorgegangen, und das Eigentum eines einzigen Herrschers ist. Sie zeigen, dass die Einheit Gottes und Seine Allgegenwart (Vahdet ve Ahadiyet) die Quelle Seiner göttlichen Vollkommenheit ist. Unter dieser zweifachen Einheit wurde das ganze Weltall gleich gehorsamen Soldaten und dienstfertigen Beamten diesem einen Herrn unterstellt. Unter der Betrachtung des Kommens eines solchen Jenseits bleibt Seine Vollkommenheit vor dem Sturz, Seine absolute Gerechtigkeit vor grenzenlos gnadenlosem Spott, Seine universale Weisheit vor Torheit und Ausschweifung, Seine alles umfassende Barmherzigkeit vor lasterhaften Spielen und grausamen Vergnügungen, die Würde Seiner Allmacht vor würdeloser Schwäche bewahrt, rein erhalten und geheiligt. Sicherlich und gewiss wird der Jüngste Tag, wie wir aus hundert Anmerkungen über den Glauben an Allah (Iman-i billah) und aus den sechs vorangegangenen »madem (überdies, nun, aber, zudem)«-Abschnitten den Schluss ziehen müssen, in jedem Falle hereinbrechen. Die Wiederauferstehung und Wiederversammlung wird stattfinden. Es wird ein Haus der Bestrafung und der Belohnung eröffnet werden... sodass die obenerwähnte Bedeutung der Erde, ihre zentrale Lage und die Bedeutung der Menschheit und ihr Wert sich bewahrheiten. Dann wird sich die obenerwähnte Gerechtigkeit, Weisheit, Barmherzigkeit und Herrschaft des weisen Schöpfers und Herrn, des Lenkers und Leiters der Erde und ihrer Menschheit fest verankern und die obenerwähnten wahrhaftigen Freunde und alle, die sich nach Ihm sehnen, vor der ewigen Vernichtung bewahrt bleiben und er der größte und kostbarste unter diesen Freunden, der mit seinem heiligen Dienst das ganze Weltall glücklich und dankbar gemacht hat, seine Belohnung erhalten. So wird die Vollkommenheit des ewigen Königs vor Fehlern und Mängeln, Seine Macht vor Ohnmacht, Seine Weisheit vor Sinnlosigkeit und Seine Gerechtigkeit vor Ungerechtigkeit bewahrt, rein und geheiligt sein.

Kurzum: Das es nun einmal Allah gibt, gibt es mit Sicherheit auch ein Jenseits...

So wie aber nun die obenerwähnten drei Grundpfeiler des Glaubens (erkan-i imaniye: Allah, die Propheten und die heiligen Schriften) mit all den Zeugnissen, die ihnen zum Beweis dienen, zugleich auch Zeugnis und Beweis sind für die Wiederversammlung, so erfordern zugleich auch die anderen beiden Grundpfeiler des Glaubens in einer nachdrücklichen Weise diese Wiederversammlung und bezeugen und beweisen eine bleibende Welt:

 

 

»Der Glaube an die Engel und die Macht (qader) des Guten und des Bösen von Allah dem Erhabenen.«

Es ist dies wie folgt: Alle Beweise, die zahllosen Zeugnisse und Dialoge, welche die Existenz der Engel, ihren Dienst vor Gott und die Anbetung, mit der sie beauftragt sind, bezeugen, bestätigen indirekt auch die Existenz der Welt der reinen Geister, die unsichtbare Welt, die beständige Welt, die Welt des Jenseits, jenes Haus der Glückseligkeit, das dereinst Dschinnen und Menschen beleben werden, das Dasein von Himmel und Hölle. Denn die Engel dürfen diese Welten mit göttlicher Erlaubnis schauen und besuchen, und alle die Engel vor Gottes Thron (melaike-i muqarrebin), die wie der Erzengel Gabriel vertrauten Umgang mit den Menschen pflegten, berichten übereinstimmend über die Existenz der obenerwähnten Welten, und dass sie selbst darinnen verweilen. So wie wir von der Existenz des amerikanischen Kontinents auch dann wissen, wenn wir nicht selbst dort gewesen sind, und zwar auf Grund der Nachrichten derer, die von dort herübergekommen sind, so müssen wir auch auf Grund der Kunde der Engel an die Existenz einer beständigen Welt, eines »Hauses des Jenseits«, an Himmel und Hölle mit absoluter Sicherheit glauben, denn sie hat die hundertfache Kraft einstimmiger Überlieferung (tevatur). Und deshalb glauben wir daran.

Des Weiteren weisen auch alle die Zeugnisse, welche im »Sechsundzwanzigsten Wort«, »Risale-i Qader« (Abhandlung über das göttliche Vorherwissen) genannt, den Glaubensgrundsatz des Glaubens an Kader bestätigen, indirekt auch auf die Wiederversammlung, die Offenlegung der persönlichen Auszeichnung (suhuf) und das Abwägen der Taten auf der Großen Waage hin. Denn die Konsequenz (qader) aller Dinge ist vor unseren Augen auf den Tafeln der Ordnung und Ausgewogenheit aufgezeichnet, der Lebenslauf alles Lebendigen ist aufgespeichert in seinem Erinnerungsvermögen, in den Samenkörnern und anderen, einer Tafel vergleichbaren Dingen, die Taten aller geistbegabten Wesen, insbesondere aber der Menschen sind eingetragen und festgehalten auf den Wohlverwahrten Tafeln (elvah-i mahfudha). Mit Sicherheit kann eine so umfangreiche Konsequenz (qader), eine Weisheit von solcher Folgerichtigkeit, eine so sorgfältige Aufzeichnung, diese schriftliche Aufbewahrung nur dem Zweck einer öffentlichen Verhandlung vor einem obersten Gerichtshof dienen, um eine ewige Belohnung oder Bestrafung auszusprechen. Anderenfalls bliebe diese umfangreiche und bis in die kleinsten Feinheiten hineinreichende Aufzeichnung und Aufbewahrung ganz und gar ohne Sinn und Wert. Sie würde der Weisheit und Wahrhaftigkeit widersprechen. Ja, mehr noch, würde eine Wiederversammlung nicht stattfinden, würde auch der ganze Sinn eines solchen universalen Buches, geschrieben mit der Feder folgerichtiger Bestimmtheit (qader), nichtig werden. Das aber kommt unmöglich in Betracht, wäre unvorstellbar, einer Leugnung des Universums vergleichbar, nicht mehr als ein Fieberwahn...

 

Zusammenfassung: Die fünf Glaubensgrundsätze mit all ihren Beweisen zeigen uns die Belege für Tatsache und Ereignis der Auferstehung und Wiederversammlung, für Dasein und Eröffnung einer jenseitigen Wohnstatt und fordern uns dazu auf, dafür Zeugnis abzulegen. Da es nun aber für die Tatsache der Wiederversammlung solche ihrer Wichtigkeit völlig entsprechende, unerschütterliche und starke Stützen und Zeugnisse gibt, befasst sich ungefähr ein Drittel des Qur'an, der in seiner Verkündigung ein Wunder ist, mit der Wiederversammlung und dem Jenseits, macht sie zum Grundstein und baut alles auf diesem fundamentalen Prinzip jeglicher Wahrheit auf...

 

(damit schließt diese Einführung)

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Zweiter Teil eines Briefes zum »Zehnten Wort« - ein wichtiger Anhang Am Anfang des ersten Kapitels von neun Kapiteln, welche die neun Arten von Zeugnissen für die Wiederversammlung behandeln, finden sich die folgenden Ayat als ein wunderbarer Hinweis:

 

 

»Lob sei Allah, wenn für Euch die Abendzeit gekommen ist und die Morgenstunde und Preis sei Ihm in den Himmeln und auf der Erde zur Mittagsstunde und wenn der Tag sich neigt. Er schenkt der Erde wieder das Leben nach ihrem Tode und so werdet auch ihr wieder hervorgerufen werden.« (Sure 30, 17-19)

Wir wollen hier einen unumstößlichen Beweis und ein offensichtliches Zeugnis anführen, das sich aus dem Erlass über die Wiederversammlung ergibt, und es inshaallah (so Gott will!), erklären und erläutern *.

Im Zusammenhang mit der achtundzwanzigsten Eigenart des Lebens wurde erklärt, dass das Leben nach den sechs Grundpfeilern (erkan) des Glaubens ausgerichtet und deren Beweis ist. Es enthält die Hinweise auf deren Existenz (bzw. Wahrheit). Ja, es ist in der Tat das Leben das bedeutendste Ergebnis, das Ferment und die Weisheit in der Schöpfung des Alls. Sicherlich ist diese erhabene Wahrheit nicht auf dieses vergängliche, kurze, fehlerhafte und schmerzvolle, irdische Leben beschränkt. Vielmehr ist das Ziel, das Ergebnis und die Frucht am Baume des Lebens, die dessen gewaltiger Größe würdig ist, das Ewige Leben, das jenseitige Leben, das Leben im »Haus der Glückseligkeit«, wo Steine, Bäume und Boden von Leben erfüllt sind. Anderenfalls wäre es die notwendige Konsequenz, dass der Baum des Lebens, der so zahlreiche bedeutsame Organe hervorgebracht hat, ohne Frucht, ohne Nutzen, ohne seine Verwirklichung für alle mit Bewusstsein Begabten, besonders für den Menschen, bliebe und der Mensch, der doch von seinen Anlagen und Fähigkeiten her zwanzigmal wertvoller ist als z.B. ein Sperling, und das Wichtigste, Erhabenste und Bedeutendste unter allem, was da lebt unter den Himmeln, hinsichtlich seines Lebensglückes zwanzigmal tiefer fiele als ein Sperling und zum unglücklichsten und würdelosesten unter den Armen werden würde.

In ähnlicher Weise würde ihm auch der Verstand, diese wertvollste unter allen Gnadengaben, sein Herz mit Gedanken der Trauer über die Vergangenheit und der Furcht vor der Zukunft wund reiben, ihm in einen Tropfen Freude neun Körnchen Schmerz untermischen und ihm so zur Katastrophe gereichen. Dergleichen aber wäre in hundertfacher Weise unsinnig. Also beweist das irdische Leben mit absoluter Sicherheit den Grundsatz vom Glauben an das Jenseits und stellt uns in jedem Frühling mehr als dreihunderttausend Musterbeispiele der Auferstehung vor Augen. Ja, wäre es denn überhaupt möglich, dass der allmächtige Lenker und Leiter, der in deinem Körper, deinem Garten, deiner Heimat alle für dein Leben notwendigen und geeigneten Werkzeuge und Geräte in Weisheit, Gnade und Barmherzigkeit vorbereitet hat und zu seiner Zeit bereitstellt, ja, sogar um deinen Magen weiß und ihn hört, wenn er in seinem Wunsch nach Leben und Beständigkeit mit einem so ganz privaten Gebet um Nahrung fleht, und mit zahllosen wohlschmeckenden Speisen zeigt, dass Er dieses Gebet auch annimmt und den Magen zufrieden stellt, nicht um dich wüsste, dich nicht sähe, die notwendigen Grundlagen für ein ewiges Leben, welches das höchste Ziel des Menschengeschlechtes ist, nicht vorbereiten sollte? das höchste, wichtigste, würdigste, umfassendste Gebet um das immerwährende Leben des Menschengeschlechtes nicht annehmen, ein jenseitiges Leben nicht einrichten und das Paradies nicht erbauen sollte? dem bedeutendsten Geschöpf im All, ja, König der Welt ein so umfassendes und so starkes Gebet, das um der Bedürfnisse des Men-schengeschlechtes willen in Himmel und Erde wiederhallt, nicht erhören sollte, wo Er doch dem Gebet des kleinen Magens eine Bedeutung zumisst und ihn zufrieden stellt? Sollte Er ihn dahin führen, die Vollkommenheit Seiner Weisheit und Seine unendliche Barmherzigkeit zu leugnen? Keineswegs und hunderttausendmal nein!...

Und wäre es des Weiteren auch noch möglich, dass der, welcher auch noch die ganz und gar verborgene Stimme selbst des kleinsten Lebewesens hört und dessen Schmerz wahrnimmt, ihm Heilung schenkt, seine Bedürfnisse befriedigt, sich in ganzer Liebe und Sorge um es kümmert und dafür sorgt, dass es mit Aufmerksamkeit bedient wird, ihm alle Schöpfung dienstbar macht, danach aber die einem Donner vergleichbar laute Stimme des größten und wertvollsten, beständigen und geliebten Lebens nicht vernehmen sollte!? sein so wichtiges Gebet um Beständigkeit, sein Verlangen und sein Flehen nicht beachten sollte? Das wäre so, als wollte Er einen einzelnen Soldaten mit vollendeter Sorgfalt ausrüsten und versorgen, ein ganzes, großes, stehendes Heer aber vernachlässigen, als könnte Er ein Stäubchen sehen, die Sonne aber nicht sehen! als könne Er das Sirren einer Mücke hören, das Grollen des Donners aber nicht hören! Keineswegs und hunderttausendmal nein!...

Ja, könnte es denn der Verstand überhaupt annehmen, dass der allmächtige und allweise Herr (Dhat-i Qadir-i Hakiem), in Seiner grenzenlosen Barmherzigkeit, in Seiner Liebe (muhabbet) und in Seinem unendlichen Mitgefühl (shefqat), der Seine eigenen Kunstwerke doch so sehr liebt, sie dazu hinführt, Ihn zu lieben und diejenigen, welche Ihn lieben noch mehr liebt, das Leben, das Ihn über alles liebt, geliebt wird und liebenswert ist, und seinen Meister von Natur aus anbetet, und die Seele (ruh), die Essenz und das Juwel des Lebens, zu ewigem Tode verurteilen und so bewirken könnte, dass der, welcher Sein eigener Liebender und liebevoller Geliebter ist, sich im Zorn für immer und ewig von Ihm abwendet, Ihm grollt, zutiefst gekränkt ist, selbst die tiefe Wahrheit Seines Erbarmens und das Licht Seiner Liebe (muhabbet) verleugnete und ihre Verleugnung verursachte? Keineswegs, hunderttausendmal nein und niemals!...

Eine solche vollkommene Schönheit (Djemal), die das All mit Ihrer (eigenen) Manifestation verschönt und eine solch vollkommene Barmherzigkeit (rahmet), welche alles Geschaffene in Freude taucht, ist sicherlich in unendlichem Grade heilig, unbefleckt und rein von einer solchen grenzenlosen Abscheulichkeit, totalen Schändlichkeit und totalen Ungerechtigkeit und Erbarmungslosigkeit.

Schlussfolgerung: Da nun einmal in der Welt Leben ist, werden diejenigen Menschen, welche die tiefe Wahrheit des Lebens erfasst und dieses Leben nicht missbraucht haben, an einem ewigen Ort, in einem ewigen Paradies ein ewiges Leben erlangen. »Amenna« (wir glauben)... So wie aber nun auf dem Antlitz der Erde die glänzenden Dinge ihren Glanz in den Stahlen der Sonne entfalten, auf dem Antlitz der Meere das Licht in den Wassertropfen aufstrahlt und wieder verlischt, während nach ihnen schon wieder andere Tropfen gleich den vergangenen zu Lichtquellen winzig kleiner imaginärer Sonnen werden und damit offensichtlich zeigen, dass dieser ganze Sprühregen aus Fünkchen und Tröpfchen die spiegelgleiche Verkörperung einer einzigen großen Sonne bildet, und mit verschiedenen Zungen die Existenz der Sonne ins Bewusstsein ruft, und mit seinen Lichtfingern auf sie hinweist, ebenso erglänzt auch alles, was auf dem Antlitz der Erde und im Meere lebt als eine gewaltige Manifestation des Namens des Herrn, des lebendigen und beständigen und Leben spendenden durch göttliche Allmacht, spricht »Ya Hayy« (Leben), und verschwindet hinter dem Vorhang des Unsichtbaren, um anderen, die nach ihm kommen, Platz zu machen, und legt so Zeugnis ab für das Leben und dafür, dass es notwendigerweise einen Herrn des Lebens (Hayy) und der Ewigkeit (Qayyum) geben muss, der das ewige Leben ist, und weist darauf hin. Alle Beweise, die ein Zeugnis göttlichen Wissens sind, dessen Spuren in der Ordnung alles Geschaffenen sichtbar werden, alle Belege, welche die Macht beweisen, die im All herrscht, alle Zeugnisse, welche auf einen Wunsch und Willen hinweisen, welcher über alle Ordnung und Anordnung verfügt, alle Kennzeichen, welche das Prophetentum beweisen, welches Mittler des Wortes des Herrn und der göttlichen Ordnung ist, alle diese Wunder und dergleichen (sie alle zugleich und gemeinsam)... alle Beweise, welche für die sieben göttlichen Attribute ein Zeugnis sind, bezeugen, bestätigen und verweisen übereinstimmend darauf, dass der Herr des Lebens und der Ewigkeit der Lebendige ist. Denn, wenn ein Ding Sehvermögen besitzt, so muss auch Leben in ihm sein. Ist Hörvermögen vorhanden, so ist dieses eines der Kennzeichen des Lebens. Ist Sprechvermögen vorhanden, so ist auch dieses eines der Kennzeichen für das Vorhandensein von Leben. Wo Handlungs- und Entscheidungsfreiheit gegeben sind, kommt darin Leben zum Ausdruck. In ähnlicher Weise legen auch solche Attribute wie »der Allmächtige«, »der über alles Entscheidende« und »der Allwissende«, deren Vorhandensein an ihren Auswirkungen ganz klar und ohne alle Zweifel erkannt werden kann, mit allen ihren Nachweisen dafür Zeugnis ab, dass der Herr des Lebens und der Ewigkeit der Lebendige ist und der notwendigerweise Seiende, und sie legen auch für ein ewiges Leben Zeugnis ab, von dem schon eine einzige Projektion einem Licht gleicht, welches das Weltall erleuchtet, und von dem schon eine einzige Manifestation genügt, das gesamte Haus des Jenseits bis in alle Teilchen hinein mit Leben zu erfüllen.

So steht das Leben auch im Zusammenhang mit dem Grundsatz des Glaubens an die Engel, weist zeichenhaft auf ihn hin. Denn da nun einmal das bedeutendste Ziel im Kosmos das Leben ist, und die Lebewesen darin am weitesten verbreitet sind, und wegen ihres Wertes vielfach wieder aufgelegt werden, und das Gästehaus dieser Erde mit ihrem Kommen und Gehen in Scharen mit Leben erfüllen, und da nun einmal das Erdenrund mit so vielen Arten von Lebewesen erfüllt ist, sich ständig in Weisheit füllt und wieder leert, um so die verschiedenen Arten von Lebewesen jeder Zeit wieder zu erneuern und neu wieder aufzulegen, und eine Vielzahl von Lebewesen selbst noch aus den wertlosesten und verdorbensten Dingen erschaffen werden, sodass diese zu einem Versammlungsort von Mikroben werden, werden also Bewusstsein und Vernunft, welche das reinste Konzentrat dessen sind, was aus dem Leben extrahiert wurde, und die Seele (ruh), die ein feinstofflicher und unwandelbarer Juwel ist, auf diesem Erdenrund in aller Vielfalt erschaffen. Es ist so, als werde die Erde durch das Leben, die Vernunft, das Bewusstsein und die Seele belebt und mit Leben erfüllt. Es liegt sicherlich nicht im Bereich der Möglichkeiten, dass die Himmelskörper, welche feinstofflicher, lichtvoller, größer und bedeutender als die Erde sind, tot und starr sein sollten, ohne Leben und Bewusstsein. Es muss also geeignete, mit Bewusstsein begabte, himmlische Lebewesen geben, um die Himmel, die Sonnen und die Sterne zu bewohnen, zu beleben und mit Leben zu erfüllen, um das Ziel der Erschaffung der Himmel zu verwirklichen und als Partner im Dialog mit dem Hochgelobten zu erscheinen. So erfordert es also das Geheimnis des Lebens, dass es auch die Engel gibt...

In ähnlicher Art weist das innerste Geheimnis des Lebens indirekt auch auf den Grundsatz des Glaubens an die Propheten hin und beweist ihn. Denn in der Tat wurde der Kosmos erschaffen um des Lebens willen, und auch das Leben ist eine einzige gewaltige Manifestation des Urewigen, des Lebendigen und Beständigen (Hayy ve Qayyum). Es ist eines Seiner vollkommensten Schmuckstücke. Es ist eines Seiner schönsten Kunstwerke. Und weiter enthüllt sich das ewige Leben durch die Sendung der Propheten und die Offenbarung der Schriften. Tatsächlich wüssten wir nichts vom ewigen Leben, gäbe es nicht die Bücher und die Propheten. So wie wir erkennen, dass ein Mensch noch körperlich existiert und noch geistig lebendig ist, wenn er redet, so gibt es auch die Propheten und die offenbarten Schriften, um das Wort des Herrn, der hinter der Welt des Unsichtbaren, unter dem Schleier dieses Kosmos verborgen redet und spricht, Befehle erteilt und Verbote erlässt, bekannt zu machen und Seine Ansprachen zu verbreiten.

So wie dieses irdische Leben mit absoluter Sicherheit ein zuverlässiges Zeugnis dafür ablegt, dass der Lebendige von Ewigkeit her da ist und da sein muss, so beweist es indirekt auch die Grundsätze des Glaubens an die Propheten, welche uns gesandt, und die Schriften, welche uns offenbart wurden, und welche die Strahlen und Manifestationen des urewigen Lebens verkörpern und uns mit ihm verbinden. Besonders weil das Prophetentum Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, und die Offenbarung des Qur'an der Seele und dem Verstand des Lebens gleichen, kann man sagen, dass beide eine Realität darstellen, die ebenso sicher ist wie die Existenz des Lebens selbst. So wie also das Leben tatsächlich ein Konzentrat ist, das aus dem Kosmos extrahiert wurde, Bewusstsein und Gefühl aber konzentriertes Leben, aus dem Leben extrahiert, Vernunft aber ein Konzentrat des Bewusstseins, extrahiert aus Bewusstsein und Gefühl, der Geist (ruh) aber ein echtes und reines Juwel und die unwandelbare und unabhängige Essenz des Lebens, so ist auch das leibliche und seelische Leben Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, das konzentrierte Konzentrat, das aus dem Leben und dem Geist des Kosmos extrahiert wurde. Das Prophetentum Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, aber ist das reinste Konzentrat, das aus dem Gefühl, dem Bewusstsein und der Vernunft des Kosmos extrahiert wurde. Ja, sogar das leibliche und seelische Leben Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, ist - wie seine Werke bezeugen - das Leben des kosmischen Lebens, und das Prophetentum Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, ist das Bewusstsein und das Licht des kosmischen Bewusstseins, und die Offenbarung des Qur'an - Zeugnis lebendiger Wahrheit! - ist der Geist des kosmischen Lebens und die Vernunft des kosmischen Bewusstseins. Ja, fürwahr, so ist das in der Tat!...

 

Verließe das Prophetentum Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, das All, schiede aus ihm sein Licht, so stürbe das All. Entschwände uns (die Botschaft) des Qur'an, verlöre das Erdenrund Kopf und Verstand, und das All würde verrückt werden. Vielleicht stieße dann sein willenlos gewordener Kopf gegen einen Planeten und der Jüngste Tag bräche herein...

Leben steht ferner in Beziehung zu dem Grundsatz des Glaubens an Qader (Vorauswissen Gottes, Konsequenz im Leben) und ist der indirekte Beweis dafür. Weil aber das Leben aus dieser Erde, die wir hier bezeugen, hervorsprießt (wie das Licht aus der Sonne) und alles erfüllt und die Frucht und das Ziel des Daseins, ja, einen Brennspiegel darstellt für den Schöpfer des Alls, ein vollkommenes Abbild der Taten des Herrn und sie alle beinhaltet und als deren Programm (wenn dieser Vergleich gestattet ist) angesehen werden darf, erfordert das Geheimnis des Lebens sicherlich, dass die abwesende Welt (alem-i gayb), nämlich die Vergangenheit und die Zukunft, sich in einem Zustand der Bereitschaft zu Regelmaß, System und Bekanntheit * befindet, bezeugt, determiniert und den Naturgesetzen unterworfen, so wie es dem inneren Leben (hayat-i maneviye) der Geschöpfe entspricht. Im Pflanzkorn eines Baumes, in dessen Wurzeln und Zweigen, wie in den Samenkörnern seiner Früchte, offenbart sich gleich wie in dem Baum selbst in seiner jeweils ihm eigenen Art stets wieder das gleiche Leben. Ja, die Samenkörner tragen die Gesetze des Lebens sogar in einer noch verfeinerteren Form in sich als wie der ganze große Baum. In ähnlicher Weise tragen die Samenkörner und Wurzeln, die der Herbst vor dem gegenwärtigen Frühling zurückgelassen hat, und die Samenkörner und Wurzeln, die der kommende Frühling, der folgt, nachdem dieser Frühling vergangen ist, zurücklassen wird, alle das selbe Antlitz des Lebens und folgen denselben Lebensgesetzen. In gleicher Weise haben auch alle die Äste und Zweige am Weltenbaum ihre eigene Zukunft und ihre eigene Vergangenheit. Sie haben eine Kette, die gebildet wird aus der Haltung und dem Verhalten in Vergangenheit und Zukunft. Jede Art und jedes Teilchen findet sich mit all seinen verschiedenen Formen im Wissen Gottes, unterscheidet sich in der Art seiner Existenz, und bildet in diesem Wissen eine Kette seiner Existenz, und auch das, was in diesem Wissen existiert (vudjud-u ilmi), zeigt sich als eine Offenbarung des Geistes (manevi) und des universellen Lebens in gleicher Weise wie das, was bereits sichtbar existiert (vudjud-u haridji). Es erhält die Bestimmung seines Lebens (muqadderat-i hayatiye) von diesen mit Geist und Leben erfüllten Tafeln der Bestimmung (elvah-i qaderiye).

Die Tatsache, dass die Welt der Geister, welche einen Teil der unsichtbaren Welt (alem-i gayb) darstellt, erfüllt ist von Geistern, die das eigentliche Leben und den Stoff des Lebens bilden und lebendige Wesen und Juwelen sind, verlangt und erfordert mit Sicherheit, dass auch die andere Art der abwesenden Welt (alem-i gayb), die wir Vergangenheit und Zukunft nennen und ihr zweiter Teil ist, zur Verwirklichung der Manifestation des Lebens gelangen soll. Zudem zeigt auch die vollendete Ordnung, die bedeutsame Stellung, die lebendige Frucht und das Verhalten eines Dinges, so wie wir sie im Bereich des Wissens (vudjud-u ilmi) vorfinden, eine Art Manifestation geistigen (manevi) Lebens. Tatsächlich kann diese Art einer Manifestation des Lebens, die ein Strahl der Sonne des urewigen Lebens ist, sicherlich nicht allein auf diese bezeugte Welt, diese gegenwärtige Zeit und diese äußerliche Existenz beschränkt sein. Vielmehr empfängt jede einzelne Welt ihrer Fähigkeit entsprechend eine Manifestation dieses Lichtes, und das All ist voll Licht und Leben durch diese Manifestation in allen seinen Welten. Wenn dies nicht so wäre, dann wäre jede einzelne Welt, so wie dies in den Augen der Irregeleiteten erscheint, ein großer und furchtbarer Leichnam, eine von Finsternis und Zerfall erfüllte Welt inmitten eines vergänglichen und nur äußerlichen Lebens.

So wird in diesem Geheimnis des Lebens auch ein breiter und grundsätzlicher Aspekt des Glaubens an die göttliche Vorherbestimmung und ihre Erfüllung (qader ve qaza) verständlich und dadurch erhärtet. Denn gerade so wie die bezeugte Welt und die gegenwärtig vorhandenen Dinge in der Art ihrer Entstehung und in dem, was sie hervorbringen, das Leben bezeigen, das in ihnen ist, genauso haben auch die Geschöpfe der vergangenen und künftigen Zeiten, die der abwesenden Welt (alem-i gayb) zugerechnet werden, eine, inneres Leben tragende, geistige Existenz (vudjud-u manevi) und ihre geistige Gewissheit in Seinem Wissen, was sich im Namen Zukunft und durch die Vermittlung der Tafeln von der göttlichen Vorherbestimmung und deren Erfüllung (lauh-i qader ve qaza) in den Werken dieses geistigen Lebens (manevi hayat) zeigt und in ihnen offensichtlich wird...

 

 

 

Dritter Teil eines Briefes zum »Zehnten Wort« - ein wichtiger Anhang Eine Problemstellung in Bezug auf die Wiederversammlung: Im Qur'an zeigen die oftmals wiederholten Erlasse (ferman):

 

 

»Es wird aber sein wie ein einziger Schrei.« (Sure 36, 29)

oder auch:

 

 

»Die Angelegenheit der 'Stunde' wird nur ein Augenblick sein.« (Sure 16, 77)

dass die gewaltige Wiederversammlung in einem zeitlosen Augenblick zu Stande kommen wird. Doch unser begrenzter Verstand verlangt nach einem augenfälligen Beispiel, um diese so über alle Grenzen wunderbare und beispiellose Angelegenheit mit innerer Sicherheit annehmen zu können.

 

Die Lösung: Bei der Wiederversammlung werden die Seelen zu ihren Körpern zurückkehren. Sodann findet die Wiederbelebung dieser Körper statt. Dann werden die Körper wiedererbaut werden. Daraus ergeben sich folgende drei Problemstellungen.

 

Erste Problemstellung: Ein Beispiel für die Rückkehr der Seelen zu ihren Körpern: Die einzelnen Soldaten eines wohldisziplinierten Heeres, die sich zu einer Ruhepause nach allen Seiten hin zerstreut haben, werden durch einen lauten Posaunenstoß wieder versammelt. Ja, so wie die »Sur«, die Posaune des Erzengels Israfil, sicherlich nicht weniger mächtig erschallt als die Posaune des Heeres, so werden sicherlich auch die Seelen, welche sich noch in den Ewigkeiten und der Welt der Atome befanden, als die Frage an sie erging:

 

 

»Bin ich nicht euer Herr?«

und sie

 

 

»Sie sagten: ja.«

zur Antwort gaben, tausendmal folgsamer, gehorsamer, disziplinierter sein als die einzelnen Soldaten dieses Heeres. Außerdem wurde schon im »Dreißigsten Wort« durch unwiderlegbare Zeugnisse bewiesen, dass nicht nur die Seelen, sondern sogar alle Zellen einem Heer des Hochgelobten und seinen gehorsamen Soldaten vergleichbar sind.

 

Zweite Problemstellung: Ein Beispiel für die Wiederbelebung der Körper: So, wie in einer sehr großen Stadt in einer festlichen Nacht von einem einzigen Kraftwerk aus hunderttausend elektrische Lampen in einem einzigen Augenblick mit Licht und Leben erfüllt werden könnten, so wäre es auch möglich, von einem einzigen Kraftwerk aus über das Antlitz des ganzen Erdenrundes hinweg hundert Millionen Lampen aufleuchten zu lassen. Wenn also eine Schöpfung Gottes des Gerechten wie z.B. die Elektrizität als ein Diener und ein Leuchter in Seinem Gasthaus durch die Ausbildung, die er von seinem Schöpfer empfangen hat und im Gehorsam Ihm gegenüber, eine solche Fähigkeit erzeigen kann, dann kann sicherlich auch die Gewaltige Wiederversammlung in einem einzigen Augenblick stattfinden im Rahmen der regulären Gesetze der göttlichen Weisheit, welche tausende Seiner erleuchteten Diener darstellen, wie z.B. die Elektrizität.

 

Dritte Problemstellung: Ein Beispiel für die plötzliche Wiedererbauung der Körper: Zur Frühlingszeit werden innerhalb weniger Tage alle Blätter sämtlicher Bäume, die doch tausendmal zahlreicher sind als das ganze Menschengeschlecht, plötzlich und in vollkommener Weise und genau so wie im vergangenen Frühling wieder aufgebaut. Auch alle Blüten, Blätter und Früchte sämtlicher Bäume werden wie im vergangenen Frühling und zur Erntezeit im vergangenen Herbst blitzschnell wieder zu Stande gebracht. Auch die zahllosen Samenkörnchen, Kerne und Wurzeln werden zu Beginn des Frühlings plötzlich alle zusammen auferweckt, entfaltet und wiederbelebt. Auch die Skelette all der Bäume, die den aufrecht stehenden Gebeinen der Verstorbenen gleichen, offenbaren plötzlich den Befehl zur »ba'thu ba'da l-maut« (Auferstehung nach dem Tod) und entfalten sich wieder. Auch unzählige kleine Tierchen verschiedenster Art werden in überaus kunstvoller Weise wieder ins Leben berufen. Auch besonders die Fliegen in ihren verschiedenen Stämmen, die uns doch beständig an Abdest und Reinheit erinnern, wenn sie immer wieder ihr Gesicht, ihre Augen, ihre Flügel putzen, werden wieder auferweckt. Ihre Zahl in ihren Stämmen ist in jedem Jahr noch zahlreicher als die Zahl der Kinder Adams, von Adams Zeiten an gerechnet. In jedem Frühling werden sie zusammen mit anderen Arten in ein paar Tagen auferbaut, wiederbelebt und wiederversammelt. Sicherlich gibt es für die Wiedererbauung der menschlichen Leiber am Jüngsten Tage nicht nur ein solches Beispiel, sondern tausende von Beispielen.

Tatsächlich ist unsere diesseitige Welt ein Haus der Weisheit, die jenseitige aber das Haus der Macht. Darum erfordern die vielen Namen (Gottes), wie Hakim (Allweiser), Murattib (Ordner, Setzer), Mudabbir (Ordner, Leiter), Murabbi (Versorger, Lehrer), dass sich die Dinge in dieser Welt stufenweise und mit der Zeit entfalten. So wurde dies ein Erfordernis der Weisheit des Herrn. Aber da nun einmal Macht und Barmherzigkeit im Jenseits stärker in Erscheinung treten als Weisheit, werden die Dinge auf einmal erbaut, ohne eine Materie, Zeitraum, Zeitpunkt oder Zeitablauf zu benötigen. Als Hinweis darauf, dass die Dinge, die hier einen Tag oder ein Jahr benötigen, im Jenseits plötzlich, in einem Augenblick erbaut werden, ergeht im Qur'an, dessen Verkündigung ein Wunder ist, der Erlass (ferman):

 

 

»Es ist aber die Angelegenheit der 'Stunde' nur ein Augenblick oder noch weniger.« (Sure 16, 77)

Wer mit der Sicherheit des kommenden Frühlings an die künftige Auferstehung glauben möchte, der siehe einmal im »Zehnten« und im »Neunundzwanzigsten Wort« nach und lese es aufmerksam! Glaubst du dann immer noch nicht mit der Sicherheit des kommenden Frühlings, dann magst du mich tadeln, wenn du das Gegenteil beweisen kannst!

 

Vierte Problemstellung: Der Untergang der Welt und der Anbruch des Jüngsten Tages: Würde einmal ein Planet oder ein Komet auf Befehl seines Herrn mit der Erdkugel, die unsere Herberge ist, zusammenstoßen, so könnte diese unsere Herberge zerstört werden. Ebenso könnte ein Schloss, das in zehn Jahren erbaut wurde, in einer einzigen Minute wieder zerstört werden.

 

Vierter Teil eines Briefes zum »Zehnten Wort« - ein wichtiger Anhang.

 

 

»Er sagte: Wer wird die Gebeine wieder beleben, nachdem sie bereits vermodert sind? Sprich: Wiederbeleben wird sie der, welcher sie das erste Mal erbaute; denn Er weiß um jegliche Schöpfung.« (Sure 36, 78-79)

Das bedeutet: Der Mensch sagt: »Wer wird die vermoderten Gebeine wiederbeleben?« Sage nun du: »Der, welcher sie am Anfang erbaut und ihnen Leben verliehen hat, der wird sie auch wiederbeleben.«

Wie wir im dritten Gleichnis der Neunten Wahrheit im »Zehnten Wort« dargelegt haben, könnte jemand, nachdem eine Persönlichkeit an einem einzigen Tage vor den Augen ein ganz neues Heer aufgestellt hatte, sagen: »Diese Persönlichkeit kann ein Bataillon, dessen einzelne Soldaten sich in einer Pause zerstreut hatten, mit einem Posaunenstoß wieder versammeln und sie wieder zur Ordnung eines Bataillons zurückrufen.« Sagtest du, oh Mensch, dann: »Ich kann das nicht glauben.«, dann weißt du sehr wohl, wie wahnwitzig dein Leugnen ist. In ähnlicher Weise könnte man fragen, wie der Herr in Seiner Allmacht und Allwissenheit, Er, der aus dem Nichts alle Tiere und all die anderen Lebewesen gleich einem neu erstellten Heer, alle die Bestandteile und alle die Fähigkeiten des Körpers, Bataillonen gleich, in vollkommener Ordnung und ausgewogener Weisheit aushebt und ihnen mit Seinem Wort:

 

 

»Sei! Und es ist.«

den Stellungsbefehl erteilt, und der so in jedem Menschenalter *, ja, sogar in jedem Frühling über die Erde hin hunderttausende Arten und Gruppen von Lebewesen gleich Heeren aufstellt, mit einem einzigen Posaunenstoß aus Israfils Sur alle die kleinen, aber notwendigen Zellen sowie alle die wesentlichen Organe, die ja mit dem Körper bereits Bekanntschaft geschlossen und in ihm wie unter der Ordnung eines Bataillons gedient hatten, wiederversammeln könne. Darf man überhaupt so fragen und das für unmöglich halten? Es wäre dies doch ein wahnwitziger Irrsinn.

Überdies geschieht es zuweilen, dass der Qur'an Staunen erregende Taten erwähnt, die Gott der Gerechte in dieser Welt vollbringt, um den Menschen auf Seine wunderbaren Taten im Jenseits vorzubereiten, damit dieser sie in seinem Herzen annehme und mit seinem Verstande bestätige. Oder es werden darin die Staunen erregenden Taten erwähnt, die Er in der Zukunft (d.h. beim Weltuntergang) und im Jenseits (d.h. beim Weltgericht) vollbringen wird, damit wir durch die Beobachtung vergleichbarer Ereignisse davon überzeugt werden.

Zum Beispiel:

 

 

»Sieht der Mensch etwa nicht, dass Wir ihn aus einem Samentropfen erschaffen haben. Doch er ist uns ein offener Kritiker geworden.« (Sure 16, 4)

usw. bis zum Ende dieser Sure... So also beweist der Weise Qur'an in der Frage der Wiederversammlung die Auferstehung auf sieben, acht Arten, in verschiedener Form.

Zunächst stellt er uns unsere erste Entstehung (nesh'e-i 'ula) vor Augen. Er sagt: von einem Samentropfen (nutfa) zu einem Blutstropfen (alaqa), von einem Blutklumpen zu einem Klumpen Fleisch (mudgha) könnt ihr die Erschaffung des Menschen bis zu seiner Vollendung beobachten... Wie also nun könnt ihr eure zweite Entstehung (nesh'e-i uhra) noch leugnen? Sie gleicht doch der ersten, und ist vielleicht sogar noch einfacher als diese. Zudem weist Gott der Gerechte auch auf die gewaltigen Gnadengaben hin, die Er dem Menschen verliehen hat, indem Er sagt:

 

 

»Er, welcher aus grünen Bäumen Feuer für euch gemacht hat.« (Sure 36, 83)

Wird nun Er, der euch solche Gnadengaben verliehen hat, danach euch ganz und gar selbst überlassen, damit ihr euch am Ende ins Grab hinablegen und nicht wiederauferstehen solltet? Zudem sagt er (der Qur'an) indirekt auch: Ihr seht doch, wie tote Bäume von neuem wieder grün und lebendig werden. Könnt ihr nicht aus der Wiederbelebung knochentrockenen Holzes eure Schlussfolgerungen ziehen, und wollt dies für völlig unverständlich ansehen? Ja, sollte denn der, welcher Himmel und Erde erschaffen hat, über Leben und Tod des Menschen, der doch die Frucht der Himmel und Erden ist, keine Macht besitzen? Ja, sollte denn der, welcher diesen riesigen Baum gepflegt hat, der Frucht dieses Baumes keinen Wert mehr beimessen, und sie einem anderen überlassen? Ja, könntet ihr euch vielleicht vorstellen, dass der, welcher den Baum der Schöpfung geformt und mit all seinen Teilen in Weisheit gebildet hat, ihn nun nutz- und sinnlos werden ließe, und all dem, was er hervorbringt, keine Beachtung mehr schenkte? Und weiter heißt es im Qur'an: Der, welcher euch zu der Wiederversammlung auferwecken wird, ist jener Herr (Dhat), vor dem der gesamte Kosmos einem befehlsbereiten Soldaten gleicht. Vor Seinem Befehl:

 

 

»Sei und es ist.«

beugt er sich in vollkommenem Gehorsam. Einen Frühling zu erschaffen, ist für Ihn ebenso leicht wie die Erschaffung einer Blume. Die gesamte Tierwelt ins Dasein zu rufen, ist für Ihn in Seiner Macht genau so leicht als handele es sich dabei bloß um eine Mücke. Man darf Ihn nicht herausfordern und Seine Macht geringschätzend zu Ihm sagen:

 

 

»Wer wird diese Gebeine wieder beleben?« (Sure 36, 78)

Sodann wird mit der Ayah:

 

 

»Lob und Preis sei Ihm, in dessen Händen die Herrschaft (melekut) aller Dinge ruht.« (Sure 36, 83)

zum Ausdruck gebracht, dass der, welcher der Allmächtige ist in Seiner Majestät, die Zügel aller Dinge in Seinen Händen hält und die Schlüssel zu allen Dingen besitzt, und dass Er Tag und Nacht, Sommer und Winter so leicht umblättert wie die Seiten eines Buches. Diesseits und Jenseits gleichen zwei Wohnstätten, deren eine Er öffnet und deren andere Er schließt.

Da dies nun einmal so ist, so zeigt es sich als Schlussfolgerung aller Beweisführung:

 

 

»Und zu Ihm werdet ihr zurückkehren.« (Sure 10, 56)

d.h. Er wird euch aus dem Grabe heraus wieder zum Leben zurück und zur Wiederversammlung führen. In Seiner Gegenwart und Größe wird Er euch eure Rechnung vorlegen.

Diese Ayat haben also den Verstand darauf vorbereitet, den Glauben an die Wiederversammlung zu bestätigen. Sie haben auch das Herz bereit gemacht. Denn sie haben auch am Beispiel irdischer Geschehnisse deren Abbilder aufgezeigt. Zudem geschieht es manchmal, dass er (der Qur'an) Seine künftigen Taten in der Weise erwähnt, dass deren irdische Entsprechungen dadurch in uns wachgerufen werden, sodass sie für unmöglich zu halten oder zu leugnen, kein Raum mehr bleibt. Z.B:

 

usw.; usw.; usw.

»Wenn die Sonne zusammengefaltet wird,...« (Sure 81, 1) »Wenn der Himmel sich spaltet,...« (Sure 82, 1) »Wenn der Himmel zerreißt,...« (Sure 84, 1)

In solchen Suren werden die gewaltigen Umwälzungen und all das, was Seine Herrschaft bei der Auferstehung und Wiederversammlung verfügt, in der Weise erwähnt, dass der Mensch diese Umwälzungen, die dem Herzen Furcht einflößen und den Verstand überwältigen, leicht anzunehmen vermag, weil er ihre Entsprechungen in der Welt, z.B. im Herbst und im Frühling sehen kann. Auch nur ein zusammenfassender Hinweis auf den Inhalt dieser drei Suren würde hier zu weit führen. Wir wollen deshalb hier nur einen einzigen Qur'anvers als Beispiel anführen.

Mit den Worten:

 

 

»Wenn die Blätter ausgebreitet werden,...« (Sure 81, 10)

wird zum Ausdruck gebracht, dass bei der Wiederversammlung alle Taten jedes Menschen, wie auf einer einzigen Seite zusammengetragen, ausgebreitet werden. Dieses Problem für sich allein betrachtet erscheint uns recht eigenartig und dem Verstand unzugänglich. Aber so wie diese Sure darauf hinweist, findet die Ausbreitung der Blätter ganz offensichtlich ebenso ihre Entsprechung in der Wiederversammlung des Frühlings wie auch anderer vergleichbarer Geschehnisse. Denn jeder fruchttragende Baum und jede blühende Pflanze hat ihre Pflichten und Aufgaben, ihre Aktivitäten und Funktionen und ihre Prädikate. Je nach ihrer Form, in der sie die Namen Gottes zeigen, zelebrieren sie lobend und preisend den Dienst an ihrem Herrn. So ist die Funktion, die Lebens- und Wachstumsgeschichte einer jeden Pflanze allen ihren Samenkernen und Körnern eingegeben, wenn diese in einem neuen Frühling und an einem anderen Ort wieder aus dem Boden hervorkommen werden. Mit der Form und Gestalt, in der sie sich uns zeigen, wird ganz klar ersichtlich, wie sie Ursprung und Herkunft ihrer Taten und Aufgaben gedenken und ihre Äste und Zweige, ihre Blätter und Blüten ausbreiten und ihre Früchte hervorbringen, und so auch die Blätter ihrer Taten und Aufgaben ausbreiten. In der Tat vollbringt der Gleiche voll Weisheit und als ein Verständiger (Hakim), voll Achtsamkeit und als ein Beschützer (Hafis), voll Umsicht und als ein Führer (Mudabbir), voll Fürsorge und als ein Lehrer (Murabbi), ja, voll Zärtlichkeit und als ein Vollender (Latif) alle diese Werke, der gesagt hat:

 

 

»Wenn die Blätter ausgebreitet werden,...« (Sure 81, 10)

Man möge nun ähnliche Qur'anstellen zum Vergleich heranziehen! Und Möglichkeiten ausdeuten! Um eine Hilfestellung zu geben, wollen wir noch hinzufügen, dass der Qur'anvers:

 

 

»Wenn die Sonne zusammengefaltet wird.« (Sure 81, 1)

mit dem Ausdruck Zusammenfalten, Umhüllung (tekvir) auf das folgende glänzende Beispiel hinweist, und auf dessen Entsprechung anspielt.

 

Erstens: In der Tat hat Gott der Gerechte die Schleier des Nicht-Seins, des Äthers und des Himmels geöffnet, um die Sonne, einer diamantenen Lampe gleich, aus der Schatzkammer seiner Barmherzigkeit zur Erleuchtung der Welt hervorzuholen und der Welt zu zeigen. Nachdem diese Welt geschlossen worden ist, wird Er dieses Juwel wieder in seine Schleier einhüllen und zurückbringen.

 

Zweitens: Man kann die Sonne auch als eine Art Beamten betrachten, der damit beauftragt ist, die guten Eigenschaften des Lichtes auszuteilen und dafür Sorge zu tragen, dass es sich hier auf Erden mit der Finsternis abwechselt. Zwar sammelt nun dieser Beamte jeden Abend sein Gut ein und verbirgt sich; es kann aber auch sein, dass sein Geschäft durch den Schleier einer Wolke vermindert wird oder es kann sein, dass der Mond zu einem Schleier vor seinem Antlitz wird und ihn in seinem Dienst zum Teil behindert. So wie er nun seine Güter und das Buch seiner Taten einsammelt, so wird er sicherlich auch einmal von seinen Pflichten entbunden werden. Und sollte es auch keinen Grund für seine Entlassung geben, so finden sich doch zwei Flecken in seinem Gesicht, die sich vergrößern, die zwar jetzt noch klein sind, doch wachsend sein Gesicht bedecken werden. Dann wird die Sonne auf den Befehl des Herrn das Licht, das sie jetzt um das Haupt der Erde geschlungen hat, mit göttlicher Erlaubnis um den eigenen Kopf winden. Und es wird zu ihr gesagt werden: »Auf! Fahre nun zur Hölle hinab und verbrenne dort diejenigen, die dich angebetet haben, und so mit ihrer Treulosigkeit eine gehorsame Dienerin wie dich verspottet haben!« So trägt sie mit ihrem schwarzbefleckten Gesicht den Erlass (ferman) vor:

 

 

»Wenn die Sonne zusammengefaltet wird.« (Sure 81, 1)

Fünfter Teil eines Briefes zum »Zehnten Wort« - ein wichtiger Anhang.

 

In der Tat haben alle die hundertvierundzwanzigtausend Propheten, welche nach allgemeiner Überlieferung (Nass-i Hadith) den edelsten Teil der Menschheit verkörpern, gemeinsam und übereinstimmend (tevatur) verkündet, und zwar gestützt teils auf ihre eigene Zeugenschaft (shuhud), teils auf die Gewissheit ihrer Wahrhaftigkeit (haqqa l-yaqin), dass über die Existenz eines Jenseits Einmütigkeit besteht und alle Menschen dorthin verbracht werden, so wie es der Schöpfer des Alls fest versprochen hat, sie in das Jenseits hinüberzuführen. In ähnlicher Weise bezeugen auch die hundertvierundzwanzig Millionen Heiligen (auliya), welche die Berichte (der Propheten) mit ihren Beobachtungen, Entdeckungen (keshif) und Zeugnissen (shuhud) als gesichertes Wissen ('ilme l-yaqin) bestätigen, dass es ein Jenseits gibt. Auch alle Namen des weisen Baumeisters des Alls, deren Manifestationen in dieser Welt sichtbar werden, erfordern ganz offensichtlich eine beständige Welt und bezeugen wiederum die Existenz des Jenseits. Jedes Jahr im Frühling empfangen alle diese unzählbar vielen, wie tot auf ihren Beinen stehenden Skelette der Bäume, auf dem ganzen Erdenrund von der grenzenlos Urewigen Macht auf den Befehl:

 

 

»Sei und es ist.«

ein neues Leben, offenbaren

 

 

»Auferstehung nach dem Tode.«

werden die dreihunderttausend Pflanzenarten und Tiergattungen auferweckt und wiederversammelt, bilden hunderttausende Entsprechungen der Auferstehung und Wiederversammlung. So ist auch die Urewige Weisheit niemals kleinlich berechnend und dennoch niemals großzügig verschwendend. So erfordert auch die Beständige Barmherzigkeit und das immerwährende Gnadengeschenk, das alles, was da lebt und der Nahrung bedarf, in vollkommener Liebe auf wunderbare Weise ernährt und jeden Frühling in kurzer Zeit Arten von Schönheit und Wert ohne Zahl und Grenze hervorbringt, ganz offensichtlich die Existenz eines Jenseits. Schließlich gibt es da noch diese starke, unerschütterliche und immerwährende Liebe zur Beständigkeit, Begeisterung für die Ewigkeit und Hoffnung auf Unsterblichkeit im Menschen, der die vollkommenste Frucht der Schöpfung, das bevorzugte Kunstwerk des Meisters der Schöpfung ist, und mit allem, was da ist und lebt, in dieser Schöpfung am stärksten verbunden ist, die ganz offensichtlich ein Zeichen und Beweis dafür ist, dass wir nach dem Ende dieser vergänglichen Welt eine beständige Welt, eine jenseitige Wohnstatt und einen Ort der Glückseligkeit vorfinden werden. Und dieser Beweis trägt in sich eine so absolute Sicherheit, dass man die Existenz des Jenseits genau so klar und offen annehmen muss, wie die Existenz des Diesseits *.

Da aber nun einmal der wichtigste Unterricht, den uns der Weise Qur'an erteilt, der Glaube an das Jenseits ist, ist dieser Glaube so stark, und liegen in diesem Glauben eine solche Hoffnung und eine solche Tröstung, dass die Tröstung, die aus diesem Glauben hervorgeht, dazu im Stande ist, dem Alter, das den Menschen befällt, hunderttausendfach Widerpart zu bieten. Wir alten Leute sollten

 

 

»Lobpreis und Dank sei Allah für die Vollkommenheit des Glaubens!«

sagen und uns unseres Alters erfreuen.

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