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Qries Qries Qries Qries Qries Qries

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...hört

As salamu alaikum,

 

 

Im Sommer 1993 machten mein damaliger, türkischer Ehemann Ali und ich eine

Tour mit unserem Iveco-Kleintransporter - ich hatte eine kleine Firma- in

die Balkanländer.

 

In Bulgarien wurden wir aufgehalten, Ali´s Aufenthaltserlaubnis für

Deutschland war abgelaufen und unsere Vermieter, mit denen wir im

Rechtsstreit lagen, meldeten unseren Wohnsitz unbekannt verzogen ab.

Deswegen erteilte die deutsche Botschaft in Sofia/Bulgarien ihm kein

Einreisevisum, sie sagten, er müsse es von der Türkei aus versuchen. Wir

reisten in die Türkei ein, der Iveco wurde, da er mir gehörte, in meinen

Pass eingetragen, wie es eben in der Türkei üblich ist.

 

Das deutsche Konsulat lehnte den Antrag Ende September ab, mit der

Begründung, er habe keinen festen Wohnsitz in Deutschland, und es sei auch

keine Familienzusammenführung, da ich ja auch in der Türkei war.

 

Wir überlegten, ob wir in der Türkei bleiben, oder nach Deutschland

zurückkehren wollten. Da ich mein Studium noch beenden wollte, entschieden

wir uns für die Rückkehr nach Deutschland. Man kann aus der Türkei nur so

ausreisen, wie man eingereist ist, das bedeutete also, ich müsste allein mit

meinem Kleinlaster nach Deutschland zurückfahren, oder wir müssten aus der

Türkei ausreisen, und ihn bei der Einreise in den Ali´s Pass eintragen

lassen. Da es zu gefährlich ist, als Frau, allein, mit einem neuen

Kleinlaster durch den Balkan zu reisen, entschieden wir uns für die zweite

Alternative.

 

Wir bereiteten alles für den Aufbruch vor, Ali fuhr zur Tankstelle, ich

packte ein paar Sachen zusammen. Als er zurückkam, machte er ein bedrücktes

Gesicht und sagte mir, daß der Iveco nicht mehr richtig fährt! Ich erinnerte

mich daran, daß der Verkäufer uns geraten hatte, nach soundsoviel tausend

Kilometern den Antriebsriemen überprüfen zu lassen, was wir versäumt hatten.

Darum sagte ich Ali, er solle doch mal danach schauen, und ihn eine Kerbe in

die eine Richtung verstellen, wenn es nicht geht, zwei in die andere. Ali

meinte, er wolle lieber in das Industriegebiet von Bursa tuckern und dort

sich von Fachleuten beraten lassen. Die Fachleute waren sich einig, daß die

Dieselpumpe kaputt sei. Eine neue Dieselpumpe müsse von Deutschland

importiert werden, Kostenpunkt ca. DM 1500,-.

 

Soviel Geld hatten wir nicht mehr, es war ja nur ein kurzer Aufenthalt

geplant. Seine Verwandten wollten uns nicht helfen, da Ali´s

Rückzahlungsmoral bekannt war, und von meinem Stiefvater war auch keine

Unterstützung zu erwarten, also fragten wir auf Zollhof von Bursa nach, ob

wir den Kleinlaster dort abstellen könnten. Der Zollbeamte sagte, es würde

250 $ pro Monat kosten, aber selbst, wenn wir das bezahlen würden ginge es

nicht, weil er den Platz, den er noch habe, selbst brauche....er wollte also

geschmiert werden. Wir fuhren zurück und berieten uns mit der Familie, aber

auch diesmal wollten sie uns nicht helfen. Also blieben wir bei seiner

Mutter in der mittelanatolischen Stadt Aksehir.

 

Meine Mutter sparte solange bis sie uns das Geld überweisen konnte. Endlich

war es Mitte Februar 1994 soweit! Ali fuhr nach Bursa um die Dieselpumpe zu

bestellen. Einen Tag später rief er an, ich solle auch nach Bursa kommen, er

habe eine Überraschung für mich... er holte mich vom Busbahnhof mit unserem

Kleinlaster ab!!! So schnell kann doch keine Dieselpumpe importiert

werden!?! Er erzählte mir dann, was geschehen war. Er war in das

Industriegebiet gefahren, um die Pumpe zu bestellen. Die Automechaniker dort

begutachteten nochmals den Motor des Iveco´s, tranken Tee und palaverten,

als ein alter Mann dazukam, und fragte, was los sei. Als er hörte, wie der

Motor lief, stellte er den Antriebsriemen um eine Kerbe in die eine

Richtung, es lief garnichts mehr, dann zwei Kerben in die andere

Richtung...der Iveco lief wieder wie am Schnürchen!!!

 

Ich informierte meine Mutter. Dann kamen meine Schwester und ein Bekannter

Anfang März 1994 in die Türkei, um den Iveco nach Deutschland

zurückzubringen, damit er dort verkauft werden konnte. Ich wollte in der

Türkei bleiben, da dort mein Studium anerkannt wurde, und ich eine sehr gut

bezahlte Stellung hätte bekommen können.

 

Erstens kommt es anders, als man meistens zweitens denkt...

Wir stellten bald fest, daß unsere Pläne nicht funktionierten, sprachen sogar

darüber, uns scheiden zu lassen. Bald hatten wir dann auch ein klärendes

Gespräch. Wir vereinbarten, daß ich,sobald wir geschieden wären, direkt zum

Flughafen nach Ankara fahren würde,

wo meine Mutter schon ein Ticket für mich hinterlegt hatte.

Nach demGespräch fuhr Ali wieder zu seinem Freund Mustafa, der ein kleines

Lokal an der Bundesstrasse zwischen Konya und Aksehir betrieb. Gegen

Mitternacht rief er an, er habe zwei leute aus Deutschland getroffen, die uns helfen könnten,

sie hätten auch Dokumente dabei, die das belegen würden. Ich solle Tee

kochen, sie seien gleich da. Kaum war der Tee fertig, standen sie schon vor

der Tür.

So lernte ich Murat und Fatma, ein türkisches Ehepaar aus

Freiburg/Breisgau kennen.Wir redeten die ganze Nacht...

Murat bot mir an, ich könne am nächsten Tag mit ihnen nach Deutschland

zurückfahren, und wenn ich nicht mehr bei meiner Familie bleiben könne, zu

ihnen nach Freiburg kommen. Dort könne ich bei ihnen solange wohnen, bis ich

Arbeit und Wohnung gefunden habe, und Ali und ich könnten in Ruhe überlegen,

was wir tun wollten.

Anfang Mai 1994 verließ ich die Türkei mit Murat und Fatma. Unterwegs erfuhr

ich, daß Murat ein Schüler Sheikh Nazim´s ist, den er gerade in Zypern besucht hatte.

Nach drei schönen Wochen des Wiedersehens verließ ich meine Familie, und fuhr

mit dem Zug nach Freiburg, wo mich die beiden am Bahnhof abholten.

Zwei Wochen später hatte ich eine Arbeitsstelle gefunden, mit der Wohnungssuche

wollte ich warten, bis ich mich entschieden hätte, ob ich noch mit Ali

verheiratet bleiben wolle, oder nicht.

Drei oder vier Monate lebte ich in der Familie Murat´s, lernte etwas über den

Islam und hörte das erste Mal von Sheikh Nazim und der Naqshbandi-Tarikat.

Einmal kehrte Murad von einem Besuch bei Sheikh Nazim zurück. Er war im

Zimmer nebenan, und redete mit Fatma, ich hörte, wie sie sagte: Das musst

Du ihr sagen! . Sie baten mich, zu ihnen ins Zimmer zu kommen. Ich erfuhr,

daß Sheikh Nazim Murad und Fatma zu mir geschickt hatte, damit ich ihn nach

siebenjähriger Suche endlich finden konnte, und daß ich seine Schülerin sei.

Fatma erzählte, sie habe damals,als sie von Konya Richtung Usak fuhren Murad

schon zweimal gebeten, anzuhalten, weil sie Wasser trinken wollte, er sei an zwei Raststätten

vorbeigefahren. Bei der dritten hatte sie ihm gesagt, er solle dort endlich

anhalten. Das war die Raststätte, in der sie Ali getroffen hatten.

Ich war sehr froh darüber, endlich etwas zu lernen und von Sheikh Nazim zu hören,

denn seitdem ich im Sommer 1993 offiziell die Schahada sprach, hatte ich nicht

viel lernen können, denn ich fand niemanden, der mich das über den Islam lehren

wollte, wonach ich mich sehnte.

 

Ali und ich probierten es nochmal unsere Ehe weiterzuführen, der Versuch

scheiterte, ich liess mich 1998 scheiden. Wenn Leute mich nach meiner

Religion fragten, antwortete ich anfangs noch, ich sei Muslima. Dann wurde

mir immer wieder von Muslimen erklärt, ich sei nur Muslima, wenn ich dies

und jenes tun bzw. lassen würde, so daß ich dann nur noch sagte, ich habe

den Islam akzeptiert, könne aber nicht von mir sagen, Muslima zu sein.

 

Anfang diesen Jahres wurde der Wunsch in mir immer grösser, wieder

Verbindung mit Muslimen aufzunehmen, und dachte auch wieder des Öfteren an

Sheikh Nazim, und die Naqshbandi-Tarikat. So gab ich bei Google: Muslima,

deutsch, Forum ein. Zuerst landete ich im Deutsche-Muslima-Forum , darüber

kam ich auf die Ansary-Seite und über die Linkliste zum Abendstern. Durch

ein Posting Salim´s wurde mir wieder klar, daß ich eigentlich immer Muslima

war. - Alhamdullilah!

Bald entwickelte sich ein persönlicher Kontakt mit Salim und seiner Frau Hagar, die ich an

einem Wochenende besuchte. Wir saßen zusammen am Tisch und redeten über den

wunderbaren Humor Allah´s.

Plötzlich wurde mir klar, dass ich meinem Exmann Ali dankbar dafür sein muß,

daß er nicht auf mich gehört hat, als ich ihm 1993 sagte, der Antriebsriemen des Iveco´s sei verstellt.

Denn sonst sässen wir jetzt nicht zusammen, der Sheikh hätte mir Murat und

Fatma nicht nach Aksehir schicken können, damit ich ihn endlich finde und ich

hätte auch nicht am Schwarzwald-Dhikr teilnehmen können!

Allahu Akbar!

 

wasalam

Katja

 

 

[Diese Nachricht wurde am 16.10.2002 um 11:57 Uhr von Katja editiert]

 

[Diese Nachricht wurde am 16.10.2002 um 12:05 Uhr von Katja editiert]

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salam schwester

 

eine sehr interessante lebens geschichte...

 

aber bin froh das du alles hinter dir hast und jetzt zufrieden bist mit deinem leben ALHAMDULILLAH

 

MASAALLAH und weiter so:thumbs:

 

wassalam

songül/köln

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