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Was denken Muslime wirklich?

Radikal, extremistisch, hasserfüllt: Weltweit haben Muslime ein gewaltiges Imageproblem. Umso verblüffender wirken die Ergebnisse einer großen Gallup-Umfrage.

 

 

Umfrage in muslimischen Ländern

 

US-Präsident Bush hat immer wieder betont, islamische Extremisten verachteten westliche Demokratie und Freiheit - doch eine großangelegte Studie des US-Forschungsinstituts Gallup legt nahe, dass das Gegenteil der Fall ist. "Die Sympathisanten des Terrorismus hassen nicht unsere Freiheit, sie wollen unsere Freiheit", bilanziert Gallup-Mitarbeiterin Dalia Mogahed.

 

Die gute Nachricht der Studie "Wer spricht für den Islam? - Was eine Milliarde Muslime wirklich denken": Lediglich sieben Prozent der Muslime können laut Gallup als "politisch radikalisiert" eingestuft werden, sie rechtfertigten die Terroranschläge vom 11. September. Dagegen seien 93 Prozent "politisch moderat".

 

Insgesamt wurden für das Projekt in den vergangenen Jahren 50.000 Muslime in über 35 überwiegend islamischen Ländern befragt, laut Gallup eine der umfangreichsten Studien, die je in der islamischen Welt gemacht wurden - die Ergebnisse stellen reihenweise gewohnte Denkmuster infrage.

 

"Im Gegensatz zur verbreiteten Annahme, dass Extremisten anti-demokratisch eingestellt seien" betonten 50 Prozent von ihnen, dass sie mehr "politische Demokratie" befürworten. Mehr noch: Befragt, was sie am Westen am meisten bewundern, nannten die politisch Radikalen an erster Stelle "Technologie" - bereits an zweiter Stelle "das westliche Wertesystem", gefolgt von einem "fairen politischen System, Demokratie und Menschenrechten".

 

Allerdings: Tiefe Skepsis herrscht darüber, ob die USA tatsächlich das Ziel verfolgen, Demokratie in die islamische Welt zu bringen. Lediglich die Hälfte aller befragten Muslime glauben das. Die Autoren sehen dies als Folge, dass die USA seit Jahrzehnten undemokratische und autoritäre Regime unterstützen. Lediglich 24 Prozent der Ägypter und Jordanier und gar nur 16 Prozent der Türken nehmen den USA das Eintreten für Demokratie in der islamischen Welt ab.

 

 

 

85 Prozent aller Befragten im Iran sind für Gleichberechtigung

"Obwohl es selten Demokratie gibt in muslimischen Ländern, schätzen viele Muslime eine Reihe demokratischer Prinzipien", heißt die Bilanz der Autoren John L. Esposito und Mogahed. "Im Allgemeinen sehen Muslime keinen Gegensatz zwischen demokratischen Werten und religiösen Prinzipien." Immer wieder betonen die Befragten den Wert des Islam für ihre Gesellschaft. Esposito meint: Die Muslime strebten zwar Freiheit und Demokratie an, "aber keine von den USA definierte und aufgezwungene Demokratie."

 

Ein weiteres für Laien unerwartetes Ergebnis: 85 Prozent aller Befragten im Iran, 90 Prozent in Indonesien und 61 Prozent in Saudi-Arabien treten für die gleichen Rechte für Männer und Frauen ein - in der Wirklichkeit dieser Länder ist es um die Stellung der Frau allerdings weniger gut bestellt.

 

Weit verbreitet ist der Umfrage zufolge allerdings die Furcht vor angeblichen US-Plänen zur Beherrschung der islamischen Welt. 81 Prozent der befragten Radikalen und 67 Prozent der politisch Gemäßigten sehen die USA als aggressive Macht. Zum Vergleich: Nur neun Prozent der Radikalen schätzten etwa Deutschland derart ein. "Die Eigenschaften, die am häufigsten mit den USA verbunden werden, sind Rücksichtslosigkeit, wissenschaftlicher und technologischer Fortschritt, Aggressivität (...) und moralische Dekadenz."

 

 

 

Quelle: SZ 28.02.2008

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