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Said Nursi

- Ein Islamdenker für unsere Zeit -

 

In der langen islamischen Geschichte sind permanent Gelehrte aufgetreten, die zeitgemäß und problemorientiert die religiös-theologischen Schwerpunkte des Glaubens herausgearbeitet und erörtert haben.

Übergreifende nachhaltige Antworten auf die Fragen der Zeit haben nur wenige gegeben.

Der Islamgelehrte und Denker Said Nursi bildet eine Ausnahme. Mit seinen originellen Ideen hat er gänzlich neue Wege eingeschlagen.

Seine Abhandlungen über Islam vermitteln den Inhalt des Glaubens. Das Essentielle, Gott wird greifbar.

 

Dem Stellenwert der Religion, dem Glauben an einen Schöpfer, der Besinnung auf das Wesentliche, was das Leben lebenswert macht, verleiht er neues Gewicht. Said Nursi ist ein Naturbeobachter, der die Spiritualität in den Dingen offen legt.

Die Aspekte, die Said Nursi eingebracht hat, haben viele Enthusiasten gefunden. Endlich einer, der über die Klerikale und Theokratie klare Worte findet und infolge einer Entpolitisierung des Glaubens Religiosität bestärkt.

Positive Errungenschaften der Moderne sieht er als Teil islamischer Eigenschaften.

Seine Werke, Ideen und zeitkritischen Stellungnahmen kennen heißt Islam kennen.

 

 

Eckdaten seines Lebens (Zeittafel):

 

1876

Said Nursi kommt in dem ostanatolischen Dorf Nurs bei Bitlis als viertes Kind seiner Familie zur Welt. Bis zu seinem 9. Lebensjahr wird er von seinem älteren Bruder unterrichtet. Danach eignet er sich den gesamten Lehrstoff der theologischen Schulen (Medresen) an.

1893

Aufenthalt in Cisre um den Krieg der Klans zu befrieden, den Krieg zwischen Scheker Aga und dem berüchtigten Miranführer Mustafa Pascha, bei dem sich Tausende Menschen auf beiden Seiten gegenüber standen.

1894

Aufenthalt in Mardin

Da keiner dem jungen Said in den Disputen das Wasser reichen konnte, und dies den Unmut der Gelehrten dort hervorrief, sah der Stadthalter den Stadtfrieden gefährdet und Said Nursi muss Mardin verlassen.

1895

Zwei Jahre Aufenthalt in Bitlis auf Einladung des Gouverneurs hin.

Said Nursi setzt seine wissenschaftlichen Arbeiten fort.

1897

Said Nursi kommt der eindringlichen Bitte Hasan Paschas, des Gouverneurs von Van nach und wird sein Gast. Er bleibt 10 Jahre in Van.

In der Zeit erarbeitet er sich sämtliches Wissen der damaligen Standartwerke der Naturwissenschaften und entwickelt seine Ideen weiter.

 

Erster Reformansatz: Wissenschaft für die Theologen (wider die Ignoranz und den Fanatismus) – Religion für die Naturwissenschaftler (wider den Materialismus ohne Ethik)

An der Horhor-Medrese in Van lehrt er islamische Theologie in Verbindung mit Naturwissenschaft.

Für die Entwicklung des Ostens sieht er die Notwendigkeit der Gründung einer Hochschule, in der Theologie und Naturwissenschaften gemeinsam gelehrt werden.

Tahir Pascha, der Nachfolger Hasan Paschas und glühender Förderer Said Nursis, drängt ihn für die Realisierung seiner Ideen nach Istanbul zu gehen.

1907

Erster Aufenthalt in Istanbul um Unterstützung zu finden.

Die osmanische Regierung ist abweisend. Durch seine brillante Intelligenz und seinem unschlagbaren Wissen ist er nach kürzester Zeit in Istanbul berühmt.

1908

Nach der Einführung des Parlamentarischen Systems unterstützt Said Nursi dieses in der Öffentlichkeit, da er dies konform mit der Scheria sieht.

Er schreibt in mehreren Zeitungen über die Bildungsreformen, die Bewahrung der Einheit des Landes und verschiedene Lösungsansätze zur Verbesserung der desolaten Lage.

1909

Aufgebrachte Teile des Jägerbataillons fordern wegen der Willkür und der Missstände mit Teilen der Bevölkerung die Einhaltung der Scheriagesetze. Andere Teile der Armee schlagen den Aufruhr nieder.

In Folge dieses März-Aufstandes 1909 wird Said Nursi verhaftet, obwohl es ihm und seiner außerordentlicher Führung zu verdanken war, dass der Aufruhr kein größeres Ausmaß annahm. Er wird vors Kriegsgericht gestellt und frei gesprochen.

„Scheria wie ich sie meine und nicht wie die Putschisten sie meinen!“

1910

Rückreise in den Osten und Aufklärung der Bevölkerung über das parlamentarische System.

„Die Freiheit des Individuums gehört zum Islam.“

Said Nursi beginnt seine Bücher zu veröffentlichen.

1911

Seine Rede in der Omayaden-Moschee in Damaskus vor hochrangigen islamischen Theologen: Analyse, Lösungsvorschläge und die hoffnungsvolle Perspektive für die Muslime.

1912-1913

Grundsteinlegung für den Bau einer Universität in der Osttürkei. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges verhindert jedoch die weitere Realisierung.

Said Nursi verhindert die Teilnahme großer Teile der Armee und der Bevölkerung an dem Scheych-Selim/Schahabeddin-Aufstand. Viele Leben werden dadurch gerettet.

1914-1916

Said Nursi verteidigt als Kommandeur der Miliz den Osten der Türkei.

Seinen ersten Korankommentar verfasst er in der Zeit an der Front.

1916-1918

Russische Kriegsgefangenschaft und Flucht über das winterliche Osteuropa über Berlin nach Istanbul

1918-1922

Istanbul

Said Nursi wird Mitglied des Darül’Hikmetil-Islamiye, des höchsten theologischen Rates der islamischen Welt, auf Vorschlag der Armee.

Er bekommt die höchste Auszeichnung als Islamgelehrter von Sultan Vahidüddin verliehen.

Er widmet sich verstärkt seinen Publikationsarbeiten.

Engagierter Kampf gegen die Besatzung durch die Briten und Alliierten (1920)

Einsatz gegen die nationalistischen Bewegungen und Veröffentlichung diesbezüglicher Schriften

Mitbegründer des Grünen Halbmondes (Aufklärung über Suchtgefahren und gegen Verwahrlosung)

„Ich suche Schutz vor dem Scheytan und vor der Politik bei Gott ...“

„Religion ist das heilige Besitztum von Jedem ... Religion darf nicht in ausschließender, ausgrenzender Form gebraucht werden ..."

1922

Einladung der neuen Regierung nach Ankara

Trotz Meinungsverschiedenheiten überzeugt Said Nursi die neue Regierung in Ankara für den Bau einer Universität im Osten.

1924

Auflösung des Amts des Scheychül-Islam

In den folgenden Jahren werden auch die Scheria-Gerichte ersetzt und alle religiösen Einrichtungen (Medresen, Teken, Sufi-Gemeinschaften ...) verboten. Die arabische Schrift wird verboten und abgeschafft.

1925

Scheych Said will die Auflehnung gegen die Zentralregierung in Ankara und bittet Said Nursi um Unterstützung und Zusammenarbeit. Said Nursi lehnt strikt ab und ruft die Bevölkerung auf, an diesem Aufstand nicht teilzunehmen. Das Leben Hunderttausender wird dadurch gerettet.

Nach diesem Aufstand werden alle einflussreichen Persönlichkeiten, Stammesführer etc. verbannt, Said Nursi auch. Sein erster Verbannungsort ist Burdur, danach Barla.

1926-1934

Said Nursi setzt auf Aufklärung nicht auf Verbote.

In Barla verfasst er den größten Teil des Risale-i Nur, trotz der widrigen Umstände und des Verbots.

1935

Anklagen des Staatsanwalts wegen Förderung der Religion: viele Gerichtsverfahren, diverse weitere Gefängnisaufenthalte und Jahre der Verbannung

1946-1950

Unterstützung des Übergangs zum Mehrparteiensystem

Zur Befreiung vom Diktat des Einparteiensystems offene Unterstützung der Demokratischen Partei. Sie gewann mit absoluter Mehrheit.

1960

In Urfa, am 23. März 1960 verschied Said Nursi aus dieser Welt. Seine Grabstätte wurde vom Militär an einen unbekannten Ort verlegt.

 

 

 

Einige Kurzerläuterungen, Aussagen aus dem Risale-i Nur

 

»Der Glaube an einen Schöpfer erhebt den Menschen vom Banalen zum Erhabenen. Glaube öffnet die Türen zur menschlichen Vervollkommnung und der Mensch begreift seinen Platz im Universum. Es veredelt sein Handeln.« (z.B. in Sözler)

 

»Jene, die alles im Reich der Materie suchen, haben ihre Intelligenz in die Augen gelegt. Und in den Dingen des Geistes ist das Auge blind.«

 

»Wenn aus den Herzen Liebe und Barmherzigkeit verschwinden, machen die Intelligenz und der Verstand den Menschen zu einer reißenden Bestie und er lässt sich durch nichts mehr halten.«

 

»Je mehr die Zeit vergeht, desto jünger wird der Koran. Seine Geheimnisse werden offensichtlich.«

 

»Islam ist wie die Sonne. Durch nichts lässt sie sich löschen. Er ist wie der Tag. Durch Verschließen der Augen schafft man nur für sich selbst Nacht.« TH 71

 

»Scheria, der Weg der Religion, besteht zu 99% aus Ethik, Gebet, Jenseits und Tugendhaftigkeit. Nur 1% ist Rechtsordnung. Und dieses ist die Sache des Staates« TH 59

 

„Wir haben den Sinn und das Ziel der Scheria nicht begriffen.“, sagt Bediuzzaman.

Scheria ist nicht Theokratie, Scheria ist der Weg, der zu Gott führt:

 

»Unser Einsatz für die Beseitigung von Armut, dem Aneignen der Wissenschaft und für ein solidarisches Zusammenleben ist größter Dschihad. Darin eingeschlossen ist das Beherzigen des ethisch-moralischen Weges Muhammeds (a.s.s.), der Scheria, welche zu neunundneunzig Teilen von hundert Teilen dich angeht. Ein Teil betrifft und obliegt den Regierenden. Und all unser Streben stellt ein Beitrag zur Erkenntnis der Erhabenheit Gottes dar.«

 

 

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