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Irak verstrahlt

 

Studie: Zunehmende Zahl von Krebsfällen und -toten als Folge des Krieges.

Frauen und Kinder besonders betroffen

 

Von Karin Leukefeld

 

 

Im Irak sind im Mai 1951 Zivilisten gewaltsam getötet worden. Das geht aus Zahlen der irakischen Verteidigungs-, Innen- und Gesundheitsministerien hervor, die die Nachrichtenagentur AFP jetzt veröffentlichte. Danach starben im Mai ein Drittel mehr Iraker als im Vormonat April und fast so viele wie im März. Die Internetseite von »Iraq Body Count« gibt die Zahl der zivilen Opfer seit Beginn der US-Invasion 2003 aktuell mit 70934 an.

 

Die Medizinische Hochschule von Basra kommt in einer Studie mit dem Titel »Der Anstieg von Krebsfällen als Folge von Kriegsschrott« zu dem Ergebnis, daß mindestens 45 Prozent aller Todesfälle in den südlichen Provinzen auf Krebs zurückzuführen seien. Südirak war »in den letzten 20 Jahren besonders stark von Kriegen betroffen«, so Imad Hassan, der an der Studie mitgearbeitet hat. Seit dem Irak-Iran-Krieg (1980–88) war Süd­irak immer wieder Schauplatz von Kriegen, in denen chemische Kampfstoffe und, von den US- und britischen Truppen, abgereicherte Uranmunition eingesetzt wurden. Der Studie zufolge sind besonders Frauen und Kinder in den Provinzen Basra und Missan betroffen. Die Leukämierate (Blutkrebs) bei Kindern sei hier im Vergleich zum Jahr 2005 um 22 Prozent gestiegen, manche Babys entwickeln die Krankheit schon vier Wochen nach der Geburt. Täglich kämen in den südlichen Provinzen mindestens drei verkrüppelte Kinder zur Welt, denen Organe oder Glieder fehlten. Die Rate von Brustkrebserkrankungen, oft schon bei jungen Mädchen, sei um 19 Prozent gestiegen. Die Studie beruft sich auf Statistiken der lokalen Leichenhallen und Krankenhäuser.

 

Die Gesundheitsbehörde von Basra hat die Regierung in Bagdad aufgefordert, mehr Mittel bereitzustellen. »Wir brauchen mehr Geld, neue Geräte und Medikamente, um das Leben von Hunderten unschuldiger Opfer der Kriege zu retten«, sagte der Onkologe Hussein Abdulkerim von der Gesundheitsbehörde in Basra gegenüber dem UN-Informationsnetzwerk IRIN. Die irakische Bevölkerung lebe seit 1980 fast ununterbrochen im Krieg und leide unter großem psychischem Streß. Gewalt, Vertreibung und ständige Unsicherheit hätten die natürlichen Widerstandskräfte der Menschen erschöpft und sie anfälliger für Krankheiten gemacht. Hinzu komme der katastrophale Zustand irakischer Krankenhäuser und der Mangel an Medikamenten zur Krebstherapie. Die Flucht irakischer Krebsspezialisten in die Nachbarländer habe die Lage zusätzlich verschlechtert. Lebensmittel und Wasser seien der Strahlung alter Streubomben ausgesetzt, so Abdulkerim.

 

Als eine der wenigen internationalen Hilfsorganisationen unterstützt »Aladin’s Wunderlampe« aus Österreich seit Jahren die Krebsstation des Kinderkrankenhauses in Basra. Der letzte Transport von Medikamenten erreichte das Krankenhaus Ende März 2007. Doch die Situation sei erdrückend, schildert die Ärztin Eva-Maria Hobiger in ihrem jüngsten Bericht: »Scharen von Patienten kommen aus Bagdad nach Basra, doch das Krankenhaus in Basra wurde für so viele Patienten nicht gebaut, und die Folge ist, daß auf der Krebsstation inzwischen mehr Patienten auf dem Fußboden liegen, als in den Betten (…)«.

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