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Die Erinnerung an Unterdrückte – Eine Ramadan-Mode?

 

 

Jedes Jahr pünktlich zu Ramadan gibt es immer wieder Völker und Länder, zu denen wir besonders besorgt hinüberschauen. Letztes Jahr war es Somalia. Dieses Jahr sind es die Muslime in Myanmar.

Da ist es natürlich berechtigt zu fragen, ob dieses ganze nicht nur eine Ramadan-Mode ist. Und vor allem woran das liegt, dass man sich gerade im Ramadan daran erinnert. Oder passieren diese Sachen einfach nur “per Zufall“ nur am Ramadan?

Dafür gibt es psychologische, soziologische und theologische Möglichkeiten:

Psychologischer Grund: Im Ramadan ist man tiefenpsychisch selbst einer der “Schwachen“, da man auf Essen und Trinken etc. verzichtet. Durch die Enthaltsamkeit entsteht eine gewisse Spiritualität, wodurch man sich leichter in die Lage der unterdrückten Menschen versetzen kann. Daher nimmt man diese besser wahr und versucht etwas zu unternehmen, meist in Form von Spenden. Nach dem Ramadan ist dann alles wieder vergessen, weil man sich nicht mehr in dieser Situation befindet und die Spiritualität nachlässt.

Soziologischer Grund: Diese Ungerechtigkeiten finden gerade im Ramadan statt. Mit dem Beginn des Ramadans werden Muslime besonders unterdrückt. Daher ist es kein Zufall, dass man sich eben gerade im Ramadan um diese Menschen sorgt. Mit dem Ende des Ramadans enden die Ungerechtigkeiten.

Theologischer Grund: Unser Schöpfer prüft uns auf verschiedenste Arten und Weisen. Alles, was wir im Leben erleben ist eine Prüfung. Damit wir im Ramadan besonderen “Lohn“ erhalten, prüft uns Gott damit, ob wir uns für die Unterdrückten einsetzen, in dem Er diese Situationen bei Ramadan erst aufkochen lässt. Somit gibt Er uns die Möglichkeit – oder besser die Chance – diese Prüfung zu bestehen, in dem wir uns für die Unterdrückten einsetzen.

Ich denke jeder Mensch mit einem gesunden Menschenverstand wird einsehen, dass Punkt 2 und 3 nicht zutreffen. Gott könnte natürlich auch diese beiden Gründe erschaffen, jedoch wenn man sich die Tatsachen anschaut, dann sieht man, dass die Gewalttaten und Unterdrückungen nicht nur zu Ramadan stattfinden. Sie finden auch vor und nach dem Fastenmonat statt.

Daher kommt also rational in fast allen Fällen nur Punkt 1 in Frage. Dass nämlich zu Ramadan die Wahrnehmung durch die Spiritualität gestärkt wird. Wir nehmen dann unsere Mitmenschen “besser“ wahr. In dem wir uns Rückbesinnen auf die wirklichen Werte des Lebens, werden die Grausamkeiten noch deutlicher.

Denn außerhalb des Ramadans, wo wir uns eben nicht Rückbesinnen oder Enthalten, sind wir so sehr mit dieser Welt beschäftigt, dass unsere Spiritualität sinkt und mit ihr die Wahrnehmung für Ungerechtigkeiten. Doch die Ungerechtigkeiten finden auch außerhalb Ramadans statt.

Daraus ergibt sich konsequenterweise für einen Muslim, dass man Wege und Mittel suchen muss, seine Wahrnehmung auch nach Ramadan zu stärken.

Der Einsatz für unterdrückte Menschen – egal welcher Herkunft und Religion - überall auf der Welt muss zum Alltag gemacht werden. Sich an Unterdrückte Menschen zu “erinnern“ darf keine Ramadan-Mode werden. Sie muss darüber hinausgehen.

 

 

 

 

 

Cemil Sahinöz

cemil@misawa.de

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