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Hallo, lest mal diesen Artikel:

 

http://www.zeit-fragen.ch/ausgaben/2006/nr36-vom-492006/ist-irans-praesident-wirklich-ein-juden-hassender-den-holocaust-leugnender-islamo-faschist-der-gedroht-hat-israel-von-der-landkarte-zu-fegen/

 

Sehr interessanter Artikel!

 

Ich finde es wirklich erstaunlich, ja geradezu entsetzlich, was für ein Szenario herauskommt, wenn Zitate gefälscht werden - was fatale Folgen haben kann.

 

Ehrlich: Sind die Medien nichts anderes als eine Fälschnungsmaschine? Es ist wirklich traurig, dass große Teile der Bevölkerung in ihre Masche reinfallen...

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  • 2 Wochen später...

Ist Irans Präsident wirklich ein Juden hassender, den Holocaust leugnender Islamo-Faschist, der gedroht hat, «Israel von der Landkarte zu fegen»?

Worte, in Ahmadinejads Mund gelegt

von Virginia Tilley, Johannesburg, Südafrika

 

zf. Kurz bevor die USA den Irak überfielen, präsentierte der damalige amerikanische Aussenminister Colin Powell der Welt «Beweise», die eindeutig belegen sollten, dass Saddam Hussein Verbindungen zu al-Kaida habe und entgegen allen Untersuchungen der internationalen Kontrolleure Massenvernichtungswaffen besitze und «entschlossen ist, seine Hände an Atomwaffen zu legen». Condoleezza Rice warnte vor einem unmittelbar bevorstehenden atomaren Angriff, und Dick Cheney ­wusste, dass Saddam zweifellos über ein funktionierendes Atomwaffenprogramm verfüge. Die Welt weiss heute, dass das alles erlogen war: Nichts von alledem ist seither gefunden worden.

Mittlerweile ist der Irak besetzt, das Öl in amerikanischer Hand, das Land noch weiter zerstört, und die Bevölkerung leidet unter den grauenhaften Folgen der zum Einsatz gebrachten Waffen und des Terrors – Iraqi Freedom und Demokratie nach amerikanischer Vorstellung.

Bereits droht ein nächster Krieg. Die nachfolgende Analyse zu der in unseren Medien und von gewissen Politikern permanent verbreiteten Aussagen des iranischen Präsidenten Ahmadinejad macht deutlich, dass die kriegführenden Mächte so weiterzufahren gedenken. Einmal mehr soll die Welt mittels angsterzeugender Lügen in einen Krieg ­getrieben werden.

In diesem furchterregenden Chaos im Nahen Osten müssen wir eine Sache klarstellen: Der Iran droht Israel nicht mit Zerstörung. Irans Präsident hat mit keinerlei Vorgehen gegen ­Israel gedroht. Wieder und wieder hören wir, dass der Iran sich eindeutig «für die Vernichtung Israels einsetzt», weil der «verrückte» oder «rücksichtslose» oder als «Hardliner» dargestellte Präsident Ahmadinejad wiederholt gedroht habe, Israel zu zerstören. Aber jedes angebliche Zitat, jedes angebliche Beispiel für ein solches Tun seinerseits ist falsch.

Verbreitung absichtlich gefälschter Zitate von Ahmadinejad

 

Das berüchtigtste Zitat – «Israel muss von der Landkarte gelöscht werden» – ist das am krassesten falsche. In seiner Rede im Oktober 2005 hat Herr Ahmadinejad das Wort «Landkarte» oder den Begriff «auslöschen» nie verwendet. Laut Experten der Farsi-Sprache, wie Juan Cole und sogar rechtsgerichteten Anbietern wie MEMRI* zufolge, sagte er in Wirklichkeit: «Dieses Regime, das Jerusalem besetzt, muss von der Seite der Zeit verschwinden.»

Was meinte er damit? In dieser Rede vor einer jährlich stattfindenden antizionistischen Konferenz war Herr Ahmadinejad prophetisch, nicht drohend. Er zitierte Imam Khomeini, der diese Worte in den 80er Jahren sagte (zu der Zeit verkaufte Israel sogar Waffen an den Iran, offensichtlich wurde es also damals nicht als so grässlich angesehen). Herr Ahmadinejad hatte seine Zuhörerschaft nur daran erinnert, dass das Schah-Regime, die Sowjetunion und Saddam Hussein alle enorm mächtig und unüberwindbar erschienen waren, dennoch seien die ersten beiden nahezu unwiderruflich verschwunden und der dritte sieche nun im Gefängnis dahin. In diesem Sinne werde auch das «Besetzungsregime» in Jerusalem eines Tages vorbei sein. Seine Botschaft war im wesentlichen: «Auch das wird vorübergehen.»

«Welle von Moral» mit «Welle von Angriffen» übersetzt

 

Wie verhält es sich aber mit seinen anderen «Drohungen» gegenüber Israel? Die «Sphäre des veröffentlichten Geschwätzes» hat grossen Wirbel um eine angebliche spätere Äusserung in derselben Rede ausgelöst: «Es besteht kein Zweifel: Die neue Welle von Angriffen in Palästina wird den Schandfleck aus dem Antlitz der islamischen Welt löschen.» «Schandfleck» wurde als «Israel» interpretiert, und «Welle von Angriffen» klang sehr unheilverkündend. Was er jedoch wirklich sagte, war: «Ich habe keinen Zweifel daran, dass die neue Bewegung, die in unserem geliebten Palästina stattfindet, eine Welle von Moral darstellt, welche die gesamte islamische Welt umspannt und welche diesen Schandfleck bald von der islamischen Welt entfernen wird.» «Welle von Moral» bedeutet nicht «Welle von Angriffen». Der vorangehende Satz hatte klargemacht, dass mit dem «Schandfleck» das Versagen der muslimischen Welt zur Entfernung des «Besatzungsregimes» gemeint war.

Seit Monaten haben Gelehrte wie Cole und Journalisten wie Jonathan Steele vom Londoner «Guardian» auf diese Fehlübersetzungen hingewiesen, während gleichzeitig mehr und mehr davon auftauchen: So zum Beispiel Herrn Ahmadinejads Äusserungen anlässlich des Treffens der Organisation der islamischen Länder am 3. August. Radio Free Europe berichtete, er habe gesagt, «das hauptsächliche Heilmittel für die Krise im Nahen Osten ist die Eliminierung Israels». «Eliminierung Israels» beinhaltet physische Zerstörung: Bomben, Unterbeschussnahme, Terror, Juden ins Meer werfen. Tony Blair bezeichnete die übersetzte Stellungnahme als «recht schockierend». Aber Herr Ahmadinejad hat dies nie gesagt. Was er laut al-Jazzera wirklich sagte, war: «Das wirkliche Heilmittel für den Konflikt ist die Beseitigung des zionistischen Regimes, aber dem sollte ein sofortiger Waffenstillstand vorausgehen.»

«Besatzungsregime» mit «Zerstörung Israels» übersetzt

 

Auf Grund ruchloser Pläne wird offensichtlich «das Besatzungsregime beseitigen» andauernd mit «Zerstörung Israels» übersetzt. Das Wort «Regime» bezieht sich auf ein Regierungssystem, nicht auf die Bevölkerungen oder Städte. «Das zionistische Regime» ist die Regierung Israels und dessen Gesetzessystem, welches palästinensisches Land annektiert hat und Millionen von Palästinensern unter militärischer Besetzung hält. Viele wichtige Menschenrechtsvertreter glauben, dass Israels «Regime» tatsächlich verändert werden muss, auch wenn sie sich nicht einig sind, wie das geschehen soll. Einige hoffen, Israel könnte erlöst werden durch einen Wandel von Denken und Regierung(-ssystem), der eine Zwei-Staaten-Lösung zulassen würde. Andere glauben, dass der jüdische Staat als solcher schon ungerecht ist, da er in seiner staatlichen Regierungsform rassistische Prinzipien verankert hat, und fordern eine Umformung in eine säkulare Demokratie (Wandel des Systems). Keine dieser Vorstellungen von Regimewechsel bedeutet die Vertreibung der Juden ins Meer oder die Verwüstung ihrer Dörfer und Städte. Alle bedeuten grundlegenden politischen Wandel, der nötig ist, um einen gerechten Frieden zu schaffen.

Von Herrn Ahmadinejad gab es andere Stellungnahmen bei der Organisation der islamischen Staaten, die klar zeigten, dass nach seinem Verständnis Israel im Rahmen des Völkerrechtes behandelt werden muss. So anerkannte er beispielsweise die Realität der bestehenden Grenzen, indem er forderte, «jeglicher Aggressor sollte sich hinter die internationale libanesische Grenze zurückziehen». Er anerkannte die Autorität Israels und die Rolle der Diplomatie, als er bemerkte: «Man sollte die Bedingungen schaffen, um eine Rückkehr der Flüchtlinge und Vertriebenen zu ermöglichen, und Gefangene sollten ausgetauscht werden.» Er rief auch zu einem Boykott auf: «Wir schlagen ausserdem vor, dass die islamischen Nationen sofort alle offenen oder verdeckten politischen und wirtschaftlichen Beziehungen mit dem zionistischen Regime abbrechen.» Eine ganze Reihe grösserer jüdischer Friedensgruppen, amerikanischer kirchlicher Gruppen und Massen von Menschenrechtsorganisationen haben dasselbe gesagt.

Gefälschte «Holocaust»-Zitate

 

Ein abschliessendes Wort ist fällig über Herrn Ahmadinejads «Leugnen des Holocaust». Das Leugnen des Holocaust ist im Westen ein sehr heikles Thema, wo es, wie allgemein bekannt, dem Antisemitismus dient. Andernorts auf der Welt lässt Unklarheit in bezug auf den Holocaust allerdings eher auf reinen Informationsmangel schliessen. Man könnte meinen, es gebe weltweit sehr viele Informationen über den Holocaust, aber das ist ein Irrtum. (Um nicht hochnäsig zu sein: Die Amerikaner zeigen dieselbe alarmierende Engstirnigkeit in bezug auf das Allgemeinwissen, wenn sie zum Beispiel bis ins fortgeschrittene Erwachsenenalter nicht begreifen, dass US-Truppen mindestens 2 Millionen Vietnamesen umgebracht haben, und jeden, der dies sagt, für antiamerikanisch halten. Die meisten Franzosen haben noch nicht anerkannt, dass ihre Armee in Algerien 1 Million Araber hingeschlachtet hat.)

Skepsis hinsichtlich der Darstellung des Holocaust hat im Nahen Osten nicht deshalb Verbreitung gefunden, weil die Menschen die Juden hassen, sondern weil sie für die ­Behauptung benutzt wird, Israel habe ein Recht auf «Selbstverteidigung», jedes Land in seiner Umgebung anzugreifen. Die Öffentlichkeit im Nahen Osten ist so an westliche Zeitungslügen gewöhnt, mit denen koloniale und imperiale Machtergreifungen legitimiert werden, dass sich einige fragen, ob das Argument mit den 6 Millionen Toten nicht einfach ein weiterer Mythos oder eine Übertreibung sei. Es ist bedrückend, dass Herr Ahmadinejad scheinbar zu diesem Sektor gehört, der nicht gerade für differenzierte Kenntnis des Westens bekannt ist.

Dennoch hat Herr Ahmadinejad nicht das gesagt, was er laut US-Subcommittee on Intelligence Policy (Unterausschuss für Geheimdienst-Politik) gesagt haben soll: «Sie haben einen Mythos erfunden, wonach Juden massakriert wurden, und stellen diesen über Gott, Religion und die Propheten.» In Wirklichkeit sagte er: «Im Namen des Holocaust haben sie einen Mythos geschaffen und halten diesen für wertvoller als Gott, Religion und die Propheten.» Diese Wortwahl zielt auf den Mythos vom Holocaust, nicht auf den Holocaust selbst – das heisst «Mythos» im Sinne von «Aura» bzw. was mit dem Holocaust gemacht wurde. Andere Autoren, darunter wichtige jüdische Theologen, haben den «Kult» oder das «Gespenst» des Holocaust kritisiert, ohne zu leugnen, dass dieser geschehen ist. In jeden Fall ist Herrn Ahmadinejads hauptsächliche Botschaft: Wenn der Holocaust so geschah, wie Europa sagt, er sei geschehen, dann ist Europa und nicht die muslimische Welt für ihn verantwortlich.

Warum wird Herr Ahmadinejad so systematisch fehlzitiert und dämonisiert? Müssen wir uns das fragen? Wenn die Welt glaubt, dass der Iran sich darauf vorbereitet, Israel anzugreifen, dann können die USA oder Israel behaupten, es sei gerechtfertigt, den Iran zuerst anzugreifen. In Zuge dieser Planung wurde die Desinformationskampagne zu Herrn Ahmadinejads Stellungnahmen mit einer zweiten Gruppe von Lügen verknüpft: Irans (nicht existierendem) Atomwaffen-Programm.

Von den WMD im Irak zur «Atomgefahr» Iran: derselbe Spin

 

Der gegenwärtige Wirbel um Irans Programm zur nuklearen Anreicherung spielt sich derart identisch ab wie seinerzeit die amerikanischen Zeitungslügen über Iraks Massenvernichtungswaffen, dass wir uns wundern müssen, warum er nicht auf lautstarken internationalen Hohn stösst. Die Bush-Regierung mit ihren verschiedenen Agenden bezüglich des Iran – Öl, US-Hegemonie, Israel, Neocons-Phantasien eines «neuen Nahen Ostens» – hat eine grosse internationale Hysterie in bezug auf Irans nukleares Anreicherungsprogramm heraufbeschworen (siehe Ray Close: «Why Bush Will Choose War Against Iran», Warum Bush Krieg gegen den Iran wählen wird). Aber obwohl die Inspektoren der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) Irans Anlagen und Aufzeichnungen durchgeackert haben, fanden sie keine Beweise eines Waffenprogramms. Auch die amerikanischen Geheimdienste haben nichts gefunden.

Alle Experten sind sich einig, dass der Iran – selbst wenn er ein solches Programm hat – noch fünf bis zehn Jahre davon entfernt ist, das nötige angereicherte Uran für eine tatsächliche Waffe zu haben, und deshalb ein präemptiver militärischer Schlag zum jetzigen Zeitpunkt kaum notwendig ist. Selbst der kürzliche Bericht des republikanisch dominierten Subcommittee on Intelligence Policy, der darauf hinwies, dass die US-Regierung nicht über die notwendigen geheimdienstlichen Informationen zu Irans Waffenprogramm verfügt, um dieses zu vereiteln, bestätigt klar, dass die angeblichen «Geheimdienstinformationen» zusammengestückelt und mangelhaft sind.

Die lockere Art, wie die Bush-Administration Nordkoreas Atomprogramm vernachlässigt, weist darauf hin, dass es hier in Wirklichkeit nicht um die Atomwaffen geht. Die Neocons sind entschlossen, die Regierung im Iran auszuwechseln, und haben deshalb ihre Propagandisten aufmarschieren lassen, um die «Atomwaffen»-Panik voranzutreiben, genauso wie sie die Hysterie vor dem irakischen Massenvernichtungswaffen-Programm vorangetrieben haben.

Republikanische Rhetorik und Nachrichtensprecher des rechten Flügels sind darauf eingespurt, gehorsam die unbegründeten Behauptungen zu wiederholen, der Iran habe ein «Atomwaffen-Programm», dieses «Atomwaffen-Programm» bedrohe die Welt, besonders Israel, und man könne nicht zulassen, dass der Iran sein «Atomwaffen-Programm» fertigstelle. Diejenigen, die nervös darauf hinweisen, dass in Wirklichkeit harte Beweise für irgendein iranisches «Atomwaffen-Programm» fehlen, werden als naive und rückgratlose Einfaltspinsel verhöhnt.

Noch schlimmer, die Bush-Regierung hat die Uno dazu gebracht, sich mit diesen Lügen zu befassen und mit dem Sicherheitsrat gestritten, bis dieser eine Resolution (SC 1696) verabschiedet hat, in der er fordert, dass der Iran die nukleare Anreicherung bis 31. August beende, und mit Sanktionen droht, wenn es dies nicht tue. Zusammen mit seinem miserablen Verhalten in bezug auf Israels Angriff auf Libanon hat sich der Sicherheitsrat damit in beschämende unterwürfige Inkompetenz aufgelöst.

Wie alle Hirngespinste ist der Atomwaffenvorwurf schwer abzuwehren, da er nicht vollständig widerlegt werden kann. Vielleicht arbeiten einige iranische Wissenschafter in irgendeiner entlegenen Untergrundanlage an Atomwaffentechnologie. Vielleicht wurden Fühler nach Nordkorea ausgestreckt, um die Möglichkeit zu prüfen, von dort spezielle Zusatzteile zu erhalten. Vielleicht ist ja einmal ein ausserirdisches Raumschiff in der Nevada-Wüste abgestürzt. Wenn etwas nicht widerlegt werden kann, bedeutet dies normalerweise noch nicht, dass es zutrifft. Aber in der Welt der Neocons sind Möglichkeiten Realitäten, und eine feige Presse ist dafür da, die Hacken zusammenzuschlagen und panikmachende Schlagzeilen hinauszuposaunen. Es braucht nicht viel, um bei der endlosen Wiederholung des Begriffs «mögliches Atomwaffen-Programm» das Wort «möglich» stillschweigend fallenzulassen.

Für die Bush-Administration, für die das «Verlangen» nach Atomwaffen ein ausreichender Grund für einen Präventivschlag ist, sind Beweise in jedem Fall lediglich ein Detail. In den amerikanischen Debatten vor dem Einmarsch in den Irak gab es Menschen, die darauf bestanden, dass wirkliche Beweise für Massenvernichtungswaffen bedauerlicherweise fehlen würden. Das Weisse Haus beharrte dann jeweils darauf, dass angesichts dessen, dass Saddam Hussein solche Waffen «wollte», er sie wahrscheinlich in näherer Zukunft besitzen würde. Mithin können nun gedachte Verbrechen, sogar nur imaginäre gedachte Verbrechen, mit einer Militär­invasion bestraft werden.

Plant Israel, den Iran anzugreifen?

 

Werden die USA den Iran wirklich angreifen? US-Generäle sind zu Recht alarmiert, dass das Bombardieren von Irans Atomanlagen beispielslose Angriffe auf US-Besetzungstruppen im Irak sowie auf US-Basen im Golf entfesseln würde. Der Iran könnte sogar die Strasse von Hormuz blockieren, durch welche 40 Prozent des Welterdöls transportiert werden. Als Nebeneffekt würde terroristische Militanz massiv zunehmen. Der mögliche Schaden für die internationale Sicherheit und die Weltwirtschaft wäre unabsehbar. Die Neocons der Bush-Administration scheinen zu jeder Wahnsinnstat in der Lage, also würde ihnen dies alles wahrscheinlich egal sein. Aber sogar die Neocons müssen innehalten, denn es ist Israel mit genau der Art von Luftangriffen, die für den Iran geplant ist, nicht gelungen, die Hizbollah niederzuschlagen.

Statt dessen kann Israel den Iran angreifen, und dies dürfte der Plan sein. Im Verbund könnten die beiden Länder ihre jeweiligen strategischen Beschränkungen kompensieren. Die USA haben im Sicherheitsrat ihren Einfluss als Supermacht geltend gemacht, um – im Wissen darum, dass der Iran sein Anreicherungsprogramm nicht aufgeben wird – den Weg für Sanktionen zu bereiten. Indem die israelische Regierung den (falschen) international verbreiteten Glauben genährt hat, der Iran bedrohe es mit einem direkten Angriff, könnte Israel das Recht auf Selbstverteidigung für sich in Anspruch nehmen und alleine einen Präventivschlag führen, um die nukleare Kapazität eines Staates zu zerstören, von dem man sagt, er habe die Uno-Anweisungen verletzt. Ein direkter Vergeltungsschlag durch den Iran gegen Israel ist unmöglich, weil Israel eine Atommacht ist (der Iran ist es nicht) und weil der US-Sicherheitsschirm Israel schützt. Auf Grund einer (gewissen) Unklarheit bezüglich indirekter US-Mittäterschaft könnten sich regionale Reaktionen gegen US-Ziele in Grenzen halten.

Für diesen Fall beobachten wir nun, wie die USA das internationale Sicherheitsumfeld für einen alleinigen israelischen Angriff schaffen und sich darauf vorbereiten, Israel in der Folge Rückendeckung zu geben.

Ist dies wirklich der Plan? Es gibt einige Hinweise darauf, dass dies der Fall ist. In den letzten Jahren hat Israel neue «bunkerbrechende» Raketen, eine Flotte von F-16-Kampfflugzeugen und 3 deutsche Dolphin-U-Boote mit der neuesten Technologie gekauft (und 2 weitere bestellt) – das heisst, die geeigneten Waffensysteme, um Irans Nuklearanlagen anzugreifen. Im März 2005 berichtete die Londoner «Times», dass Israel in der Wüste ein Modell der iranischen Anlage von Natanz in Originalgrösse nachgebaut und Bombardierungsprobeläufe durchgeführt hat. In den letzten Monaten haben israelische Beamte offen erklärt, Israel werde den Iran bombardieren, sollte die Uno nichts unternehmen.

Soll die Uno-Truppe Israels Angriff erleichtern?

 

Aber die Hizbollah, Irans Verbündeter, bedroht noch immer Israels Grenze. Daher war der Angriff gegen die Hizbollah mehr als eine «Demo» für den Angriff auf den Iran, wie Seymour Hersh berichtet. Er war notwendig für den Angriff auf den Iran. Es gelang Israel nicht, die Hizbollah zu zerschlagen, aber seit der Uno-Sicherheitsrat mit der Resolution 1701 die ganze internationale Gemeinschaft für die Entwaffnung der Hizbollah verantwortlich gemacht hat, mag der Ausgang für Israel nun besser sein. Sollte die von den USA unterstützte Resolution 1701 erfolgreich sein, wird der Angriff auf den Iran kommen.

Da Israel und die USA versuchen, diesen zutiefst fehlerhaften Plan umzusetzen, werden wir ohne Zweifel überall lesen, dass Irans Präsident – ein feindseliger, irrationaler, Juden hassender, Holocaust leugnender Islamo-Faschist, der damit gedroht hat, «Israel von der Landkarte auszulöschen» – erwiesenermassen irrational genug sei, um nationalen Selbstmord zu begehen, indem er eine (nicht existierende) Atomwaffe gegen Israels mächtiges Atomarsenal startet. Diese Botschaft wird uns eingebleut: Gegen diesen – von den Medien geschaffenen – Mythos, muss sich Israel wirklich «selbst verteidigen».•

 

*Middle East Media Research Institut, 1998 gegründet mit Sitz in Washington D.C. und Niederlassungen in Berlin, London, Tokio und Jerusalem; seine Beiträge werden in Englisch, Deutsch, Hebräisch, Italienisch, Französisch, Spanisch und Japanisch übersetzt.

Abdruck mit freundlicher Genehmigung der Autorin. (Übersetzung Zeit-Fragen)

 

*Virginia Tilley ist Professorin für Politische Wissenschaft, US-Bürgerin und arbeitet in Südafrika. Sie ist Autorin des Buches «The One-State Solution: A Breakthrough for Peace in Israeli-Palestinian Deadlock», 2005.

Sie kann erreicht werden unter: tilley(at)hws.edu.

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