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Hintergrund: In Anerkennung der Frauen

Anmerkungen von Professor Khalid Abou El Fadl, Los Angeles

 

Als Imam Zuhri, eine der sehr respektierten Gelehrten der Sunna - der prophetischen Lebensweise - gegenüber Qasim ibn Muhammad - einem Qur'angelehrten - andeutete, dass er nach Wissen suche, verwies dieser ihn auf die Versammlung einer der bekanntesten Juristinnen seiner Zeit, Amra bint Al-Rahman. Imam Zuhri besuchte ihren Unterricht und beschrieb sie später als "ein grenzenloses Meer des Wissens". Amra bint Al-Rahman unterrichte noch andere Gelehrte, zu denen auch Abu Bakr Muhammad ibn Hazm und Jahja ibn Said gehörten.

 

Amra war kein Sonderfall in der Geschichte der Muslime, denn diese kann eine Vielzahl an weiblichen Wissensquellen vorweisen, angefangen mit 'A'ischa, der Ehefrau des Propheten Muhammad, möge Allah ihn segnen und ihm Frieden geben. Eine vorsichtige Schätzung würde für den Verlauf der Geschichte mindestens 2.500 Juristinnen, Übermittlerinnen von Prophetenberichten und Dichterinnen ergeben.

 

Das war die Vergangenheit, aber heute gibt es nur sehr wenige weibliche Rechtgelehrte. Frauen nehmen natürlich am öffentlichen und intellektuellen Leben im Islam teil. Es gibt erstaunlich engagierte Frauen und auch einige beeindruckende Autorinnen, wie beispielsweise Zaynab Al-Ghazali, die allerdings eine Ausnahme darstellen. Während es zum Alltag gehört, berufstätigen muslimischen Frauen auf Schritt und Tritt zu begegnen, so ist es selten, dass eine Frau vor einem gemischten Publikum über ein geschlechtsneutrales Thema wie beispielsweise Riba (Wucher) doziert. Ebenso selten stehen Frauen an der Spitze islamischer Zentren oder in anderen Führungspositionen der muslimischen Gemeinden.

 

Es gibt verschiedene Gründe für dieses dem Islam wesensfremde Phänomen. Ein besonders befremdlicher ist die herablassende Haltung, die scheinbar einige muslimische Männer beeinflusst hat. Wenige Männer nur sind bereit, sich von einer Frau unterrichten zu lassen. Muslimische Männer in Nordamerika und in anderen Orten scheinen eine richtiggehende Furcht vor Frauen entwickelt zu haben, die zum folgerichtigem Ausschluss von Frauen aus Konferenzen, Treffen oder sogar den Moscheen geführt hat.

 

Wie anders war die Rolle von Fatima bint Qais, die mit 'Umar ibn Al-Khattab und 'A'ischa bint Abu Bakr As-Siddiq, möge Allah mit ihnen allen zufrieden sein, über rechtliche Fragen argumentierte. Und es gab auch Umm Ja'qub, die, als sie 'Abdullah ibn Mas'ud über eine rechtliche Frage reden hörte, diesem im Vertrauen sagte: "Ich habe den gesamten Qur'an gelesen, konnte darin aber keine Bestätigung für deine Position finden."

 

Eigentlich beschränkt der Islam die Frauen weder auf die private Sphäre, noch weist er ihnen in der Öffentlichkeit eine minderwertige Rolle zu. Es wäre hier anzumerken, dass die antiken Zivilisationen der Griechen und Römer, keine einzige bedeutende Philisophin oder Rechtsgelehrte hervorbrachten. Ebenso gelang es in Europa bis ins 18. Jahrhundert hinein nicht, Frauen herausragende Rollen im Bereich des Rechts, des sozialen Lebens oder der Politik zu ermöglichen. Im Islam geschah genau das Gegenteil in einem solchen Maße, dass der zweite Khalif, 'Umar ibn Al-Khattab, Schaffa bin 'Abdullah als Aufseherin über die Märkte Medinas einsetzte.

 

Und doch ist es das traurige Erbe unserer Tage, dass wir Frauen in die vor-islamische Zeit zurück geführt haben, indem wir sie vom öffentlichen Leben ausschlossen. Ein moderner Denker, Muhammad al-Ghazali, beschrieb dies als den "Aufstieg des Beduinen-Rechts". Damit meinte er, dass sich in weiten Teilen der modernen Gesellschft die Welt um Männer dreht und ihnen alles dienstbar gemacht wird.

 

Die Sunna des Propheten eröffnet uns, dass dieser seine Frauen bei der Hausarbeit unterstützte. Aber die meisten der zeitgenössischen Gelehrten die Männer bisher nicht darauf hingewiesen, dass es empfehlenswert oder sogar notwendig sei, den Frauen im Haushalt zur Hand zu gehen. Einige Männer übersehen dies und betonen selektiv diejenigen Aspekte der Sunna, die ihren Interessen dient. Es ist bekannt, das Frauen wie 'A'ischa bint Abu Bakr, Umm Salamah, Laila bint Qasim, Asma bint Abu Bakr, Kaula bint Umm Darda und viele andere damit betraut waren, ein Viertel der Religion zu bewahren und weiterzugeben.

 

Professor Khalid Abou El Fadl ist Professor für Recht an der Universität von Kalifornien, wo er sich auf islamisches Recht spezialisiert hat.

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