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Qries Qries Qries Qries Qries Qries

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:selam:

 

Bevor der segensreiche Monat Ramadan anfängt, wollte ich noch ganz schnell über das Papst-Zitat den abschließenden Beitrag verfassen, damit der Segen im Fastenmonat nicht gestört wird. Dazu bedarf es, dass das in der Papst-Rede vorkommende Zitat einmalig und treffend aufgeklärt werden muss, damit nie mehr wieder darüber diskutiert werden muss. Also:

 

Das vom Papst Benedikt XVI. genannte Zitat ist im historischen Kontext falsch! Mit anderen Worten: Der Papst kennt die Geschichte nicht!

 

Es ist nämlich historisch nicht möglich, dass jenes Gespräch zwischen dem byzantinischem Kaiser und dem iranischen Islamgelehrten im Jahre 1391 bei Ankara stattgefunden haben kann. Zu jenem Zeitpunkt war Ankara innerhalb des osmanischen Territoriums und kein byzantinischer Kaiser hätte deshalb die Möglichkeit dazu gehabt, nach Ankara zu kommen. Außerdem liegt der Papst auch darin falsch, dass er behauptet, dass jenes Gespräch zwischen 1394 und 1402 vom byzantinischen Kaiser während der Belagerung Konstantinopels in schriftlichen Dokumenten festgehalten wurde. Nämlich, in jenem Zeitraum wurde Konstantinopel nie belagert und es ist allgemein bekannt, dass das Osmanische Reich ab 1401 in eine 11 Jahre lang dauernde Übergangszeit hineingeraten ist (Thronstreitigkeiten). Im Jahre 1391, wo jenes angebliche Gespräch bei Ankara stattgefunden haben soll, war Ankara innerhalb des Osmanischen Reichs und weit Weg von der Grenze zum Byzantinischen Reich. Und zu jenem Zeitpunkt waren die Osmanen längst in Europa eingefallen und hatten Teile des Balkans in ihrem Reichsgebiet. Auch ist allgemein bekannt, dass im Jahre 1402 der Osmanische Sultan Yildirim Bayezid in der Schlacht bei Ankara gegen die Truppen Timurlenks unterlegen war und in Gefangenschaft geriet. Dem folgten 11 Jahre lang dauernde Thronstreitigkeiten unter Bayezids Nachfolgern. Papst Benedikt XVI. macht nicht nur den Fehler bei einer Entnahme vom maronitischen Theologen Adel Theodor Khoury. Der besagte iranische Islamgelehrte, auf den der Papst anspielt, ist niemand anderer als der zweitgrößte Imam der sunnitisch-escharitischen Theologie, nämlich Ebu Bekir Bakillani. Und Bakillani diskutierte nicht direkt mit dem byzantinischen Kaiser selbst! Das widerspricht nämlich der Logik, da der Kaiser bei religiösen Angelegenheiten nicht mächtig war. Es ist also nicht denkbar, dass der Kaiser direkt mit Bakillani diskutiert hat, wo er doch Theologen um sich hat. Nach Baklillanis Berichterstattung fand die Diskussion nämlich in Istanbul (damals noch Konstantinopel) zwischen dem byzantinischen Patriarchen und den Theologen statt. Nach damaligem Brauch wurde eine Diskussionsrunde eröffnet. Und der Kaiser hat der Diskussion lediglich als Zeuge beigewohnt. Außerdem war nicht der Kaiser Mihail Paleogolos II. Zeuge jener Diskussionsrunde, sondern Kaiser Basilius II.! Mihail Paleogolos II. kann jene Diskussion also nur für sich beansprucht haben. So die geschichtlichen Fakten. Des Weiteren fand jene Diskussionsrunde nicht im Jahre 1391 statt, so wie es der Papst angibt, sondern im Jahre 371 nach Hidschra (~ 981 n.Chr.), also 400 Jahre (!) früher!

 

Jenes historische Ereignis geschah folgendermaßen: Der escharitische Theologe und schafiitischer Gelehrter Ebu Bekir Bakillani wurde von Adud ed Devle als Gesandter im Jahre 371 nach Hidschra vom Iran nach Konstantinopel geschickt, um einen Gefangenenaustausch zu bewirken. Bakillani wird vom byzantinischen Kaiser respektvoll empfangen. In Gegenwart des Kaisers brachten die christlich-orthodoxen Priester das Gespräch auf das Thema über das angebliche Liebesverhältnis von Hz. Aische gegenüber einem anderen Mann. Bakillani verwies daraufhin auf die jungfräuliche Empfängnis Marias (Hz. Meryem) und erläuterte, dass beide Frauen von Allah von Sünden reingesprochen wurden.

Der Papst hingegen schildert das Ereignis sehr einseitig und nur aus byzantinischen Quellen!

 

Anderen Quellen zu Folge denken die Byzantiner sich Taktiken aus, um den islamischen Gesandten zu demütigen. Bakillani aber überlistet ihre Taktiken und macht sie auch mit ihren eigenen Taktiken fertig. Zum Beispiel, als Bakillani sieht, dass er sich beugen muss, um durch die Tür zu gehen, um des Kaisers Gegenwart zu erreichen, dreht er sich zunächst um, bevor er sich beugt und durch die Tür geht, und überlistet diplomatisch diese Demütigungsfalle. Mit Kaiser Basilius II. und den christlich-orthodoxen Priestern führt er erfolgreiche Diskussionen über wichtige Punkte, unter anderem über die Trinität und der Stellung Christi (Isa a.s.), über den Wunder der Mondspaltung und über die Persönlichkeiten der Maria (Hz. Meryem) und Hz. Aische, und gewann damit Lob und Anerkennung des Kaisers.

 

Bakillani bringt – im Gegensatz zur Darstellung des Papst Benedikt XVI. – seine Kontrahenten mit ihren eigenen Methoden zum Schweigen. Als er in Gegenwart des Kaisers mit dem Patriarch begegnet, fragt er den Patriarch, wie es seiner Frau und seinen Kindern geht. Bakillanis Kontrahenten ist die Frage peinlich. Ihm wird Respektlosigkeit unterstellt. Daraufhin Bakillani: „Wie können Sie dann dem großen Schöpfer, dem ihr einen makellosen Dienst erbringen wollt, ein Kind zumuten, wo Sie doch nicht einmal sich selbst ein Kind zumuten können?“ Daraufhin bleibt – im Gegensatz zur Darstellung des Papst Benedikt XVI. – die andere Seite verstummt.

Der Papst behauptet, dass die Vernunft der Religion vorausgeht und der Maßstab für die Religion ist. Wir sagen: Die Logik geht dem Beweis voraus. Wo keine Logik ist, ist auch kein Beweis. Wie kann also ein Zitat, was der Papst erwähnt, das den historischen Tatsachen aufs gröbste nicht entspricht, als Beweis dafür dienen, den Islam in Misskredit zu stellen? Wo ist hier die Logik?

 

Es sei darauf hinzuweisen, dass für die Aufklärung jener Angelegenheit das kommentierte Buch El Mesail el Kosntantiniyye von Bakillani dringend empfehlenswert ist. Wer möchte, kann als Bereicherung das Buch von Adel Theodor Khoury zum genannten Thema in Vergleich stellen.

 

Die gesamte Information zum obigen Thema habe ich auch folgendem Zeitungsartikel entnommen:

 

http://www.yeniasya.com.tr/2006/09/17/haber/h2.htm

 

Bitte macht mich darauf aufmerksam, wenn in jenem Artikel etwas Wichtiges übersehen oder missverstanden habe!

 

Fazit:

 

Es stellt sich heraus, dass es wenig sinnvoll ist, dass der Papst sich bei den Muslimen entschuldigt. Er soll nicht sagen:

 

Liebe Muslime! Ich entschuldige mich bei euch für die von mir erwähnten Zitate, dass sie als Beleidigung aufgefasst wurden, was ich nicht beabsichtigt habe.

 

Nein, vielmehr muss er sagen:

 

Liebe Historiker! Liebe Muslime! Aus den oben genannten Gründen muss ich mich bezüglich des von mir erwähnten Zitats revidieren. Ich entschuldige mich hierfür gegenüber der ganzen Vertretung der Geschichtswissenschaft.

 

In Kürze: Der Papst muss sich also nicht bei den Muslimen entschuldigen, sondern gegenüber der Geschichtswissenschaft!

 

Ich bezweifle jedoch, dass der Papst seinen Irrtum diesbezüglich erkannt hat. Deshalb sind wir als Muslime dazu verpflichtet, das Thema nicht weiter auszuufern, sondern vor der Papst-Entschuldigung Genugtuung zu empfinden. Um des Friedens willen.

 

So, hiermit denke ich, dass die ganze Verwirrung um die Papst-Rede aufgeklärt worden ist und kein weiterer Beitrag mehr dazu nötig sein wird. Deshalb sehe ich das Thema Papst-Rede hiermit für endgültig abgeschlossen.

 

Nun wünsche ich euch allen und der gesamten islamischen Welt einen gesegneten Ramadan und den Teilnehmern des Forums gesegnetes Diskutieren!

 

Vesselam!

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  • 2 Wochen später...

Es ist völlig egal, wann und wo das Zitat gefallen ist. Wenn Du meinst, der Papst habe hier eine Geschichtevorlesung gehalten, hast Du überhaupt nichts verstanden. Aber die, die nichts verstehen, sind ja immer die, die das Maul am weitesten aufreißen.

 

Ja, der Papst erwähnt in seinem Vortrag, wann und wo dieses zitierte Gespräch "wohl" (also vermutlich, möglicherweise) stattgefunden hat. Aber das ist völlig unwesentlich. Das ganze Zitat ist in dem Vortrag überhaupt nur ein rhetorisches Vehikel um zum eigentlichen Thema zu kommen: Das Verhältnis von Vernunft und Glauben.

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  • 4 Wochen später...

Das Verhältnis, dass der Papst anscheinend überhaupt nicht verstanden hat.

 

Und das Zitat hat das Thema verfehlt.

 

na eh nicht,......! Woher auch. Damals haben sie ihm den Mehrtsteuer-Satz

nicht erklärt ohne den WGumgsatz vorzurechnen. Sonst wäre eh alles billiger.

Die Proffessur rechne ihm aber hoch an!

 

Mehr Kaugummiis für das Volk! Und bitte noch mehr Bildung!

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