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Empfohlene Beiträge

Wegweiser für die Jugend

 

Liebe Leserinnen und Leser.

 

Wahrlich, wir sind alle,Geschöpfe Gottes und von dieser Hinsicht aus betrachtet einander Geschwister. Wir sind Menschen. die Verstand besitzen und denken können.

 

Es ist nicht abzustreiten, daß die Menschen inneren Frieden und Glückseligkeit für ewig wollen. Die Risale-i Nur, für die das Wissen, der Verstand und die Erfahrungen gelten, zeigt der ganzen Menschheit den wahren Weg, den Weg der wahren Erkenntnis, des Verstandes und des Herzens. Das bezeugt das wahre Wissen. der Verstand und die Erfahrung. Die Wissensmänner, die die Risale-i Nur studiert haben, bestä tigen das auch. Nach meinen fünfzigjä hrigen Erfahrungen und Beobachtungen behaupte ich auch, daß diejenigen, die den «Wegweiser für die Jugend» studieren und ihn sich zu Herzen nehmen, im wahren Sinne ihr Glück linden. Fürjeden Denker und Idealisten. der die Jugend in diesem Lande von den schlechten Gewohnheiten der Zeit. von ihren Süchten und von ihren geistigen Bedrängnissen retten will, empfehle ich diesen «Wegweiser für die Jugend». Ich behaupte aufgrund meiner Erfahrungen, daß dieses Werk einen groß en· Dienst für das Glück der Bevölkerung und für die Ruhe und Ordnung in diesem Lande versehen wird. Geben Sie bitte dieses Buch der Jugend zu lesen und empfehlen Sie es ihr!

 

Alle Mitbrüder, die bei der Übersetzung und Veröffentlichung mitgearbeitet haben, wollen mit diesem Buch für die Menschheit dienen und arbeiteten nur um einen Gottesdienst zu versehen. Sie erwarten dafür nichts. Wer etwas tut, tut es mit Sicherheit für sich. Es ist auch niemanden möglich, Gott zu täuschen.

 

Dieses Werk dient als Sprachrohr für die Wahrheiten, an die wir glauben. Jesus, mit dem Friede sei, verkündete die Wahrheit in diesem Geist, und wurde aber von den Regierenden seiner Zeit zum Tode verurteilt. Wir wollen in unserer Zeit entsprechend den Wahrheiten. die die wahren Propheten, wie Abraham, Moses. David, Josef. Jesus und Muhammad, mit denen Friede sei, verkündeten, leben. Mit unserem Verstand. Gefühl. Gemüt und Herz und in unserem Alltagsleben wollen wir ihnen folgen. Wenn Sie dieses Werk, das zu dem Risale-i Nur Gesamtwerk gehört, und die Risale-i Nur selbst lesen. dann werden Sie sich sowohl mit dem Leben. als auch mit dem Tod zufrieden stellen und niemanden mehr als Gott lieben.

 

Gott sei mit Ihnen!

 

Ein persönlicher Schüler von Bediüzzaman Said Nursi

 

Abdullah Yeðin

 

Vorwort

 

Dieser «Wegweiser für die Jugend», wie er mit neu eingefUhrten lateinischen Buchstaben gedruckt wird, wurde auch mit arabischen Buchstaben in Isparta vervielfältigt. Da die Regierung und die Ordnungsbehörde dies nicht störte und er überall begeistert gelesen wird und sich verbreitet, zeigt, daß dieser «Wegweiser» für das Volk besonders für die Jugendlichen von sehr großem Nutzen ist. Nur der Polizeipräsident von Ankara legte den Finger auf den Satz in der achten Zeile der zweiundfünfzigsten Seite «... es ist notwendig. Überall soweit möglich kleinere Schulen des Lichtes (Dersane-i Nuriye) zu eröffnen». ohne den Satz in der fünften Zeile «Aufgrund dessen, daß die Eröffnung privater Schulen für religiöse Unterweisungen zugelassen wurde. ...» gelesen zu haben. Er mußte also dann den tatsächlichen Sinn begriffen haben, da er nicht mehr dessen Verbreitung zu hindern versuchte.

 

Die «Anmerkung über Hu*» ist zwar tiefschürfend und kann nichtjeder beim erstmaligen Lesen begreifen. Aber so wie diese Anmerkung den Grundstein der Naturalisten und der Leute des Unglaubens zerschlägt. so versetzte sie auch starrsinnige Philosophen in Erstaunen. und brachte viele von ihnen zum Glauben. Zudem wird durch die geistige Reise in die Welt der Bedeutungen, die mit dem Schlüssel dieser Anmerkung geöffnet wurde. eine Vorführung des Jenseits in augenscheinlicher Gewißheit erkennbar. Da sie aber sehr feinsinnig ist, wurde sie hier nicht veröffentlicht.

 

Bediüzzaman Said Nursi

 

*Hu!: Er! Neben der gewöhnlichen Anrufung: Ya Allah (Oh Gott)! kennt auch die isl. Mystik die Erwähnung Gottes (Zikrullah) mit dem Anruf: Ya Hu (Oh Er)? - A. d. t1.

 

Erstes Wort

 

« Bismillah». das ist der Anbeginn alles Guten. Im Anbeginn steht auch für uns dieses Wort und so beginnen wir mit ihm. Wisse. oh du meine Seele! So wie dieses gesegnete Wort ein Zeichen des Islam ist, so ist es unausgesprochen auch ein immerwährendes Gebet der gesamten Schöpfung.

 

«Bismillah!» Willst du verstehen, was füreine unerschöpfliche Kraft und welch ein nicht enden wollender Segen in diesem Wort enthalten ist, so komm und höre dieses Gleichnis. Es ist dies das folgende:

 

Wenn ein Beduine eine Reise durch die Sahara unternehmen will, so tut er gut daran, sich unter den Schutz eines Stammesfürsten zu begeben, und die Fahrt in dessen Namen zu beginnen, damit er, vor den Nachsteltungen der Räuber bewahrt, seine Angelegenheiten regeln kann. Unternimmt er die Reise dagegen auf eigene Faust. so wird er angesichts unzähliger Feinde und Bedürfnisse völlig durcheinander geraten.

 

Nun zogen einmal zwei Männer zu solch einer Reise in die Sahara hinaus. Der eine von ihnen war ein bescheidener Mann, der andere aber stolz... Der bescheidene erbat den Schutz eines Fürsten und reiste unter dessen Namen, der stolze aber nicht... Der erste bewegte sich überall in Sicherheit. Begegnete ihm ein Wegelagerer, so sagte er nur: «Ich reise unter dem Namen des Fürsten von So-und-So.» So entfernt sich der Räuber und kann ihn nicht belä stigen. Trat er in ein Zelt ein, ward er unter diesem Namen in Ehren aufgenommen. Der andere aber in seinem Stolz geriet aufderganzen Reise in solche Schwierigkeiten. wie man sie kaum beschreiben kann. Er lebte in bestä ndiger Angst und Not. und muBte um alles und jedes betteln. Dazu erfuhr er noch eine schlechte, ja unwürdige Behandlung.

 

Wohlan denn. du meine hochmütige Seele! Dieser Reisende bist du. Was aber diese Welt betrifft, so gleicht sie einer Wüste. Deine Schwäche und Armseligkeit ist grenzenlos. Deine Feinde sind zahllos und deine Bedürfnisse unendlich. Weil das aberso ist, unterstelle dich dem Namen dieses Königs von Ewigkeit zu Ewigkeit. welcher Besitzer und Herrscher dieser Wüste ist. damit du davor bewahrt bleibst. in aller Welt betteln zu müssen und vor jedem Ereignis zu zittern...

 

In der Tat ist dieses Wort « Bismillah» ein so gesegneter Schatz. daß es für dich eine Beziehung zur unendlichen Macht und Barmherzigkeit herstellt und in deiner grenzenlosen Schwäche und Armseligkeit am Hofe des Allmächtigen und Allbarmherzigen zu einem hochachtbaren Fürsprecher wird. Wer nach diesem Wort handelt. gleicht einem Mann. der sich als Soldat rekrutieren läBt. Er handelt im Namen des Staates. Er braucht niemanden zu fürchten. «Im Namen des Gesetzes, im Namen der Regierung». spricht er. Ererledigt jede Arbeit und überwindet jede Schwierigkeit.

 

Wir haben am Anfang gesagt: Die ganze Schöpfung spricht ohne Worte ein «Bismillah». Wie geschieht das?

 

Stellen wir uns also einmal vor: Da kommt ein Mann ganz allein daher. Er fühn die ganze Bevölkerung einer Stadt gewaltsam an einen Ort. wo er sie zur Arbeit zwingt. Da weiBt du mit Sicherheit: dieser Mann handelt nicht in eigenem Namen und nicht aufgrund. seiner eigenen Macht. Er ist vielmehr ein Soldat. Er handelt im Namen der Regierung. Er stützt sich auf die Macht und das Ansehen eines Königs. Genauso handeln alle Dinge im Namen Gottes des Gerechten, sodaß die Samenkerne und Körner. winzig klein wie Staubkörner, riesige Bäume auf ihrem Haupt tragen, Lasten gleich Berge emporheben. Das heiBt also: Jeder Baum spricht «Bismillah». Er füllt seine Hä nde aus der Schatzkammer des Allbarmherzigen mit Früchten, streckt sie uns entgegen, bietet sie uns an. Jeder Garten spricht «Bismillah». Er wird zu einem Kessel in der Küche der Macht, worin die verschiedensten Arten köstlicher Speisen gleichzeilig zubereitet werden. All die Tiere (die Gott zum Segen der Menschheit geschaffen hat) wie Kuh und Kamel, Ziege und Schaf, sprechen «Bismillah». Aus der Fülle des Erbarmens entsteht ein Brunnen von Milch. Sie bieten uns im Namen des Versorgers wie ein Wasser des Lebens die feinste und reinste Nahrung an. All die Planzen, Bäume wie Kräuter sprechen mit ihren seidenweichen Wurzeln und Adern «Bismillah». Sie durchdringen harte Steine und feste Erde. Sie sprechen «Im Namen Allahs, im Namen des Barmherzigen» und es unterwerfen sich ihnen alle Dinge.

 

Ja. genauso wie sich die Äste in der Luft ausbreiten und Früchte geben, breiten sich diese Wurzeln mit der vollkommener Leichtigkeit in der festen Erde aus, durchdringen den harten Stein und bringen unter der Erde ihren Ertrag hervor. Zudem bleiben ihre empfindlichen grünen Blä tter auch noch in sengender Hitze monatelang frisch. Das alles ist den Materialisten wie ein krä ftiger Schlag ins Gesicht und bringt sie zum Verstummen, steckt ihnen den Finger auf ihre verblendeten Augen und spricht zu ihncn: Auch die Hä rte und die Hitze, der du eine so große Macht zuschreibst, handeln unter (göttlichem) Auftrag, sodaß diese seidenweichen Adern gleich dem Stab Mosis dem Befehl: gehorchen und die Fetsen spalten. Und diese zarten Blütter, dünn wie Zigarettenpapier rezitieren jedes gleich den Gliedern Abrahams, mit dem der Friede sei, den Befehl Gottes gegen die glühende, sengende Hitze:

 

Da nun einmal jedes Ding dem Sinne nach «Bismillah» sagt und,uns in Allahs Namen die Gnadengaben Gottes entgegenbringt und anbietet, müssen auch wir «Bismillah» sagen. In Allahs Namen müssen wir geben. In Allahs Namen müssen wir entgegennehmen. Wenn dies aber so ist. dürfen wir von gottvergessenen menschen. die nicht in Allahs Namen geben. auch nichts annehmen

 

Frage: Wir bezahlen den Menschen, die uns die Waren nur anbieten, einen Preis. Doch welchen Preis verlangt Allah von uns, der doch der wahre Eigentümer der Ware ist?

 

Antwort: Es sind dies in der Tat drei Dinge, die der wahre Geber aller Gaben als Gegenleistung für alle die kostbaren Gnadengaben und Güter als Preis von uns gefordert hat. Erstens: Zikir (Gottesgedenken). zweitens: Þükür (Danksagung), dritens: Fikir (Nachsinnen).

 

Im Anfang steht das Gottesgedenken (zikir) im «Bismillah». Am Ende steht die Danksagung (þükür) im «Elhamdulillah» Zwischen den beiden stehen Nachdenken und Begreifen. daß diese kostbaren Gnadengaben. die wunderbare Kunstwerke sind, Geschenke des Erbarmens, und Wunderwerke der Macht des Einen (Ehad) und Einzigartigen* sind, bedeutet Nachsinnen (Fikir). Jedoch einem Habenichts die Füße zu küssen, wenn er dir ein kostbares Geschenk eines Königs überbringt und dabei den Eigentümer des Geschenkes nicht zur Kenntnis zu nehmen. was für eine Dummheit wä re das! Genauso wä re es noch tausendmal törichter als dies, die äuBerlich sichtbaren Spender zu loben und zu lieben, den wahren Geber aber zu vergessen.

 

Oh du meine Seele! Wenn du nicht so töricht sein willst, dann gib im Namen Allahs, nimm im Namen Allahs. lm Namen Allahs fange an. Im Namen Allahs führe zu Ende. Und somit erlange Frieden. (= Selam: Gruß und Wunsch beim Abschied).

 

*Samed: Er. der nichts und niemanden braucht und dessen alle undjedes bedarf. - A. d. U. , ,

 

Zweites Kapitel des Dreizehnten Wortes

 

Dialog mit einigen jungen Leuten, die in einer Zeit vielfä ltiger Verlockungen dennoch ihren Verstand noch nicht rerloren haben.

 

Von Seiten einiger junger Leute wurde unter dem Zwang zu gesellschaftlichen Lustbarkeiten und Grillen mit den Worten «Auf welche Weise können wir unser Leben für das Jenseits retten» um Hilfe aus der Risale-i Nur gebeten. Auch ich habe zu ihnen im Namen der Gemeinschaft um die Risale-i Nur gesagt:

 

Es gibt das Grab. Das kann niemand leugnen. Dorthin wird jeder gehen, ob er will oder nicht. Und um dorthin zu gelangen, gibt es drei Reisemöglichkeiten. Außer diesen drei Wegen gibt es keine andere Möglichkeit.

 

Erster Weg: Für die Leute des Glaubens ist das Grab ein Tor zu einer anderen Welt, die noch schöner ist als diese Welt.

 

Zweiter Weg: Denjenigen, die zwar bestä tigen, daß es ein jenseits gibt,jedoch in Ausschweifungen leben und auf Irrwegen gehen, ist es ein Tor zu ewigem Kerker und einer Einzelhaft, in der sie von allen ihren Freunden getrennt, und auf sich allein gestellt sind. Dieser sichtweise entsprechend sehen sie auch einer solchen Behandlung entgegen, weil sie sich nicht ihrer Überzeugung und ihrem Glauben entsprechend verhalten haben.

 

Dritter Weg: Für die Leute des Unglaubens und Irrweges, die an das jenseits nicht glauben, ist es ein Tor zu Verlust und Verlorenheit auf ewig. es ist ein Galgen, an dem sowohl sie selbst als auch all ihre Geliebten aufgehä ngt werden. Da sie es nur in dieser Weise kennen, werden sie es als Antwort genau so erleben, wie sie es angenommen und geglaubt haben.

 

Diese beiden letzten Möglichkeiten sind offensichtlich und bedürfen keines Beweises. Man kann sie mit bloßem Auge erkennen. Da nun einmal der Augenblick des Todes nicht bekannt ist, kann der Tod zu jeder Zeit kommen, um dir den Kopf abzuschlagen; und dabei macht er zwischen jung und alt keinen Unterschied. Mit Sicherheit ist für einen hilflosen Menschen, der einem so groß en und fürchterlichen Problem gegenübersteht und es immer vor Augen hat, hier einen Ausweg zu suchen, damit er sich vor dieser immerwährenden Verlorenheit, dieser zutiefst unendlichen Einzelhaft rettet und das Grabestor für sich in ein Tor umwandelt, das sich zu einer beständigen Welt. zu einer ewigen Glückseligkeit und Welt des Lichtes öffnet, ein Umwandlungsprozeß, der für diesen Menschen ein Problem von weltweiten Ausmaß en ist.

 

So haben sich denn diesedrei Möglichkeiten als eine unanfechtbare Tatsache herausgestellt. Hundertvierundzwanzigtausend Seher, deren Prophetentum sich durch Zeichen und Wunder als wahr herausgestellt hat. haben berichtet, daß es aufgrund dieser oben erwähnten drei Tatsachen drei Wege gibt.124 Millionen Heilige haben aufgrund ihrer geistigen Erfahrungen, Wahrnehmungen und Schau die Berichte der Propheten über dieselbe Tatsache anerkannt und bestä tigt. Zahllose Forscher* beweisen dieselben Berichte dieser Propheten und Heiligen, verständlich, mit sicheren Beweisen und wissenschaftlicher Sicherheit. Alle berichteten gemeinsam, in Übereinstimmung, mit einer99 %-igen Sicherheit: « Sich vor ewiger Kerkerhaft und Verlorenheit zu retten und diese Reisemöglichkeit in einen Weg zur ewigen Glückseligkeit umzuwandeln, ist nur im Glauben und im Gehorsam möglich...*

 

Wer nicht einen gefahrvollen weg einschlagen will, wird auch dann das Wort eines einzigen Beobachters berücksichtigen, wenn dort die Wahrscheinlichkeit, zugrundezugehen, nur ein Prozent betregt. Ein Mann; der die Worte eines solchen Beobachters nicht erst nimmt und trotzdem auf diesem Wege weiter geht. *Eine von ihnen ist die Risale-i Nur, die das für alle offenlegt.

 

verliert dabei durch die innere Unruhe, die aus der Angst vor dem Verderben entsteht, selbst noch seinen Appetit am Essen. In gleicher Weise berichten hunderttausende als zuverlässig bestätigter Seher. daß Verirrungen und Ausschweifungen mit hundertprozentiger Bestimmtheit zur ausschlaggebenden Ursache dafür werden, das Grab vor Augen als einen Galgen und eine ewige Einzelhaft zu betrachten, Glaube, Gottesdienst und Anbetung aber mit hundert,prozentiger Bestimmtheit diesen Galgen aus den Augen schafft, die Einzelhaft aufhebt, das Grab in ein Tor zu einer ewigen Schatzkammer, einem Schloß der Glückseligkeit umwandelt,und sie brachten dafür Beispiele und Hinweise. Vor diesem einzigartigen, erstaunlichen, gewaltigen und Schrecken erregenden Problem steht nun der hilflose Mensch und besonders ein Muslim. Dort wo aber Glaube, Anbetung und Gottesdienst fehlen. könnte da ein Mensch, auch würde ihm aller Reichtum und Genuß aller Welt gegeben, die ihm stä ndig vor Augen stehende Qual und Pein in der Erwartung, daß die Reihe an ihn kommt, abberufen zu werden, fortwischen? Das frage ich euch.

 

So wühlen denn Alter, Krankheit, Unglücks- und Todesfälle von allen Seiten diesen fürrhterlichen Schmerz immer wieder auf und rufen ihn wach. Auch wenn die Leute des Irrweges und der Ausschweifungen das Leben hunderttausendfach genießen und sich vergnügen, lebt und brenntdennoch mit Sicherheit eine Hölle unsichtbar in ihren Herzen. Jedoch der Rausch ihrer so tiefen Gottvergessenheit läßt sie das vorübergehend nicht empfinden.

 

Menschen jedoch. die sich im Glauben und Tun auf Gott hin ausrichten, ist das Grab, das sie vor Augen sehen, ein Tor zu einer immerwä hrenden Schatzkammer, einer nie endenden Glüekseligkeit. Auch wurde durch den Glauben für sie aus der Lotterie jener Zukunft in der Ewigkeit ein Los gezogen, das Milliarden in Gold und Diamanten gewinnen läß t. Noch während sie ständig darauf warten, gerufen zu werden: « Komm, empfange dein Los! ». wä chst in ihnen ein tiefwurzelnder, wahrhaftiger Genuß und in ihrem Herzen die Freude. Es ist diese Freude. die, sobald sie Gestalt annimmt und der Kern zu einem Baum heranwächst, die für diese Leute zu ihrem persönlichen Paradies wird. Geben sie jedoch diesen Genuß und diese überwältigende Freude auf und wählen, durch ihre jugend verführt. stattdessen einen unerlaubten, vergänglichen. nur aus einer augenblicklichen Laune und der Ausschweifung geborenen Genuß, der einem vergifteten Honig gleicht, gemischt mit zahllosen Schmerzen, so sinken sie noch hundertfach tiefer unter das Tier herab.

 

Doch können sie auch nicht den fremdländischen Atheisten gleich werden. Denn verleugnen diese auch unseren Propheten, werden sie doch andere Propheten anerkennen. Wissen sie nichts von den Propheten. werdcn sie doch Gott anerkennen. Wissen sie nichts von Gott. werden sich doch einige gute Charakterzüge bei ihnen finden, die zur Quelle der Vol1endung werden.

 

Jedoch ein Muslim kennt sowohl die Propheten als auch seinen Herrn und überdies alle Völlendung durch Muhammad. den Araber, mit dem Frieden und Segen sei. Wer aber seine Erziehung vergiß t und seine Hürde vertäßt, kennt überhaupt keinen Propheten mehr und kann deshalb auch Gott nicht kennen. Auch kann er gar keine Grundsätze zu eigen haben, um sich seine Menschlichkeit und Würde in der Seele zu bewahren. Denn wer die Lehren des Letzten und Größten der Propheten. dessen Glaube. Unterweisung und Ruf, der sich an die ganze Menschheit richtet, und durch seine Wunder, seinen Glauben, seine Unterweisung über allen anderen steht, derdie ganze Menschheit in allen Wahrheiten als ein Meister unterwiesen hat und das über vierzehn Jahrhunderte klar bewiesen hat, auf den die ganze Menschheit stolz ist. wer die Grundsä tze dieser Erziehung durch eine solche Persönlichkeit und die Wurzeln seines Glaubens vergißt, kann mit Sicherheit und auf gar keine Weise zum Licht, zur Vollendung gelangen. Er ist verurteil, und sein Sturz ist unaufhaltsam.

 

Wohlan denn, ihr Hilflosen, die ihr dem Genuß des irdischen Lebens verfallen seid. und euch in eurer Sorge um die Zukunft darum bemüht. eure Zukunft und euer Leben zu sichern! Wenn ihr irdische Vergnügungen, Genuß, Freude, Glück und Bequemlichkeit wollt, soltt ihr euch mit dem Genuß im erlaubten Rahmen begnügen. Er ist für diesen Genuß ausreichend. Sicherlich habt ihr aus den vorhergegangenen Erklärungen entnommen, daß im Genuß auBerhalb dieses Rahmens und im Bereich des Unerlaubten tausend Schmerzen liegen. Könnte man, so wie man heute das Vergangene, d.h. Ereignisse von Gestern, durch eine Filmaufnahme in die Gegenwart versetzen kann. auch die Ereignisse der Zukunft, zum Beispiel die Lebensumstände in fünfzig Jahren durch eine Filmaufnahme zeigen, dann würden die Leute der Ausschweifung über das. worüber sie heute lachen, hunderttausendfach fluchen, es hassen und darüber weinen. Wer in dieser Welt und im Jenseits immer und ewige Freude möchte. soll sich die muslimische Erziehung. wie sie sich im Rahmen des Glaubens findet. zum Wegweiser nehmen.

 

Einmal saß ich an dem Fenster des Gefängnisses in Eskiþehir.

 

Als die erwachsenen Mädchen des gegenüberliegenden Gymnasiums in dem Hof der Schule ausgelassen tanzten, sah ich sie in ihrem irdischen Paradies als Jungfrauen der Hölle. Auf einmal erschienen mir ihre Situationen in fünfzig Jahren. Ihr Lachen verwandelte sich in schmerzvolles Weinen. Daraus entwickelte sich diese folgende Wahrheit. Ich sah nämlich ihre Situation in fünfzig Jahren in einer geistigen und imaginären Vorführung: Fünfzig von diesen ausgelassenen sechzig Mädchen sind schon im Grab und leiden, sie sind zu Erde geworden. Zehn von ihnen sind in ihrem siebzigsten Lebensjahr unansehnlich geworden und lenken von allen einen widerwilligen Blick auf sich. Und ich habe ihretwegen geweint.

 

Das wahre Gesicht der Verlockungen in der Endzeit zeigte sich mir. Die fürchterlichste und verführerichste unter diesen Verlokkungen entsteht aus dem ungenierten Gesicht der Frauen. Es beraubt die Entscheidungsfreiheit und lä ßt wie ein Nachtfalter in das Feuer der Ausschweifung werfen. Es veranlaßt, daß man einer Minute irdischen Lebens Jahre des ewigen Lebens bevorzugt.

 

Als ich einmal draußen auf die Straße schaute. verspürte ich ein wirkungsvolles Beispiel dieser Verlockungen. Ich habe den Jugendlichen gegenüber Mitleid empfunden. Ich sagte: «Diese Hilflosen können sich vor dem Feuer dieser wie ein Magnet anziehenden Verlockungen nicht retten» und machte mir Sorgen. Plötzlich verkörperte sich vor mir eine geistige Persönlichkeit, die diese Verlockungen anheizt und vorexeziert und die sich damit beschä ftigt, vom Glauben abfallen zu lassen. Und ich sagte auch zu ihm und zu den Ungläubigen, die ihm nacheifern:

 

Oh du Unglücklicher, der du deinen Glauben aufgibst und dich von dem ausschweifenden Irrtum sogar mit Freuden bestechen lä st, um sich mit den Jungfrauen der Hölle zu vergnügen und der du dich um des Geschmackes der Vergnügungen der körperlichen Begierden, willen für die Glaubenslosigkeit und den Atheismus entscheidest und der du das Leben anbetest und dich vor dem Tod schrecklich fürchtest und der du nicht an das Grab erinnert werden willst und beginnst vom Glauben abzufallen! ... Wisse mit Sicherheit, daß hinsichtlich der Glaubenslosigkeit diese deine riesige Welt vordieser Stunde und nach dieser Minute. dieser dein ganzer Kosmos, deine Vergangenheit und deine Zukunft, deine vergangene Gattung und Art. die künftigen Geschöpfe und Generationen, vergangene Welten und Völker. die kommenden Menschen und Gruppen völlig abwesend und tot sind. Alle diese wandelnden und fließenden Universen. mit denen du durch Menschlichkeit und Verstand in Verbindung stehst. lassen ständig wegen deines Irrtums auf deinen Kopf so viele fürchterliche Plagen wie die ganze Wett und heftige Schmerzen der zahllosen Sterbefälle herunterprasseln. Wenn du dir dessen bewußt bist. dann brennen sie dein Herz... Wenn du einen Geist hast, verbrennen sie ihn... Wenn dein Verstand nicht erloschen ist, ersticken sie ihn in Gram und Sorge... Wenn deine Ausschweifung und ekelhafter Genuß im Rausch von einem Stündchen diesen grenzenlosen Sorgen. Trauern und Schmerzen widerstehen kann, dann bleibe in dieser Ausschweifung... Anderenfalls nimm Vernunft an!... Um dich von dieser geistigen Hölle zu retten und in ein geistiges Paradies. daß der Glaube noch in dieser Welt beschafft, einzutreten und die Glückseligkeit im Leben zu erleben, höre die Unterweisungen des Qur’an... Tausche den bruchteiligen, vergänglichen Geschmack von einer Minute mit den allgemeinen, bleibenden, immerwä hrenden Freuden* aus dem Glauben um...

 

 

 

 

 

*Ja, der Glaube kann auch in dieser Welt die paradiesischen Freuden geistig geben. Betrachte unter Hunderten genußvollen Lichtern diesen einen Nutzen. Du siehst zum Beispiel jemanden. den du sehr liebst, in einer Gefahr sterben. In diesem Augenblick kommt ein Arzt wie Lokman der Weise und Hýzýr (= der Grüne, gemeint der Prophet Elias. der im Augenblick höchster Bedrängnis zur Hilfe kommt. - d. Ü.) Auf einmal wird er wieder lebendig. Welch eine groß e Freude wirst du empfinden. Genauso gibt dir auch der Glaube so viele Freude und Fröhlichkeit wie die Zah1 der Verstorbenen. die du liebst und mit denen du dich verbunden Verfühlst. Denn in dem Friedhof der Vergangenheit werden Millionen Menschen. die von dir geliebt werden. aus der Vernichtung und dem Tod durch das Licht des Glaubens auf einmal vor dir wieder lebendig. Sie sagen: «Wir sind nicht gestorben und werden euch nicht sterben,« und sie erlangen das Leben wieder. Statt der zahllosen Schmerzen, die aus den zahllosen Trennungen entstehen, kommen noch in dieser Welt grenzenlose Freuden und Fröhlichkeiten aus der Zusammenkunft und Wiederbelebung hinsichtlich des Glaubens. welches zeigt: Der Glaube ist ein solcher Kern, der für die Leute des Glaubens das Paradies mit all seinen Genüssen und Schönheiten als Frucht gibt... und Er wird es geben.

 

Desweiteren sollst du nicht sagen: «Ich will mein Leben so verbringen, wie es ein Tier verbringt» Denn für ein Tier sind Vergangenheit und Zukunft verborgen. Gott, der gnädige allweise Herr. hat sie von zahllosen Schmerzen errettet, indem Er sie dieses Verborgene nicht wissen lä ßt. Sogar ein Huhn, das zum Schlachten hingelegt wird. empfindet überhaupt kein Leid und Trauer. Nur wenn das Messer schneidet. will es empfinden, aber dieses Gefühl verschwindet und es rettet sich auch vor diesem Schmerz. Das heißt, eine überaus groBe und vollkommene Gnade, Barmherzigkeit und Liebe Gottes des Gerechten liegt darin, das Verborgene nicht wissen zu lassen. Besonders ist es noch vollständiger für die Arten der kleinen Tiere. Also kannst du in dem ausschweiferischen Genuß den Tieren nicht gleichen. Tausende Grade fä llst du runter. Denn die Dinge, die für ein Tier verborgen bleiben, sieht dein Verstand und bekommt Leid von ihnen. Du bist von der vollstündigen Ruhe, die in dem Verdecktsein des Verborgenen liegt, völlig ausgeschlossen.

 

Dasweiteren beschrä nken sich Bruderschaft, Verehrung. Einsatzbereitschaft und dergleichen schöne Eigenschaften, auf die du stolz bist. in einem ganz dünnen Zeitabschnitt, in einem ein Finger breiten Platz inmitten einer riesig großen Sahara. Sie gehören nur einer gegenwä rtigen Stunde in grenzenloser Zeit, werden künstlich, vorübergehend, falsch, unecht und überaus klein. Deine Menschlichkeit und Vollkommenheit verkleinern sich dementsprechend und werden unbedeutend. Aber Bruderschaft.Vehrung, Liebe und Einsatzbereitschaft der Leute des Glaubens umfassen die aufgrund des Glaubens existente Vergangenheit und Zukunft. Ihre Menschlichkeit und Vollkommenheit werden dementsprechend höher. Desweiteren gleichst du in deinem Erfolg in dieser Welt einem verrückt gewordenen Juwelier, der die Glasscherben mit dem Preis von Diamanten kauft. Da du auch für eine winzig kleine, ganz kurze Zeit und Lebensspanne den Preis eines langen, immerwährenden und breiten Lebens gibst kannst du mit Sicherheit in diesem begrenzten Rahmen siegen. Da du für eine Minute Überlegenheit so eine starke Gier, Liebe, Rachsucht und dergleichen Gefühle zeigst, wie sie für ein Jahr ausreichen würden, kannst du die Leute des Glaubens vorübergehend überragen.

 

Desweiteren, da deine Vernunft, dein Geist, dein Herz und deine Empfindungen ihre hohe Aufgaben unterlassen und in den gemeinen Sachen der niederträchtigen Begierde und der ekelhaften Gelüste teilnehmen und beitragen, kannst du dich in dieser Welt den Leuten des Glaubens gegenüber stärker erweisen. Und Scheinbar wirst du noch sympathischer erscheinen. Denn deine Vernunft, dein Herz und dein Geist sind im ä ußersten Grade verfallen, entartet und gesunken. Sie haben sich in ekelhafte Gelüste und Begierden verwandelt und abgerieben. Mit Sicherheit wirst du in dieser Hinsicht eine vorübergehende Überlegenheit haben, was dich die Hölle und aber die unterdrückten Leute des Glaubens das paradies gewinnen lä ßt.

 

Eine Anmerkung von unserem Meister, die in den «Wegweiser für die Jugend» hinzugefügt werden soll.

 

Aus Mersin haben wir ein handgeschriebenes Exemplar des «Wegweisers» erhalten. Es ist gut. die dreiundzwanzigste und vierundzwanzigste Anfangsseiten, in denen sich ein Artikel mit dem Titel «Eine wichtige Fragestellung» befindet, herauszunehmen. Denn eine von den wichtigsten Grundprinzipien der Schule «Nur» (Licht) ist selbstlose Liebe. Darum zeigen die Frauen mehr als die Männer inniges, aufrichtiges und ernsthaftes lnteresse für die Risale-i Nur Werke. Mit der Schärfe in diesen beiden Seiten sollen sich die gesegneten Schwestern - Helden der selbstlosen Liebe - nicht angesprochen und beleidigt fühlen. Denn diese Fragestellung wurde geschrieben. um ein Teil der muslimischen Mädchen zu warnen. die sich bemühen. offen und freizügig gekleideten, halbnackten oströmischen und armenischen Mädchen in den Städten wie in Istanbul nachzuahmen.

 

Dagegen haben die Heuchler uýýd Freimaurer in Istanbul, die sich gegen den Wegweiser stellen, in dieser letzten Zeit auch manche Zeitungen. die gegen uns sind, diesen Punkt falsch interpretien. Und sie machten diesen Punkt zu einem Grund ihrer Verleumdung. um das Interesse einiger Frauen an dem Risale-i Nur Gesamtwerk zu schwächen. Vorläufig sollen diese beiden Seiten herausgenommen werden. Ersetzt wird ihre Stelle durch den «Wegweiser für die Frauen», welcher mit «Gespräch mit Frauen» betitelt ist.*

 

Said Nursi

 

 

 

*Wie die geheimen Komitees, die sich der islamischen Erziehung entgegensetzen, aktiv arbeiten. um die Jungen zu verderben, so arbeiten auch jetzt einige atheistische und geheime Komitees, um die hilflosen Frauen auf die schiefe Bahn zu bringen.

 

Denjenigen, die den «Wegweiser der Jugend» erhalten haben, soll man eine Kopie von der oben erwähten Anmerkung überreichen. damit sie nicht von den Verleumdungen dieser Verderbungskomitees verführ werden können.

 

Die Frauen sollen anstelle dieser beiden herausgenommenen Seiten den Wegweiser für alte und junge Damen, die als ein «Gespräch mit den Frauen» betitelt ist, lesen. Und an die Stelle dieser herausgenommenen beiden Seiten soll die oben erwähnte Anmerkung unseres Meisters treten.

 

Eine wichtige Fragestellung, die mir plötziich angemahnt wurde.

 

Von den Überlieferungen verschiedener Hadise wird verständlich. wer in den Verführungen der Endzeit die fürchterlichste Rolle spielt; es sind dies die Frauen und ihre Verführungen. In der Geschichte von alten Zeiten wird von einer militärischen Gruppe aus kämpferischen Frauen überliefert, die Amazonen genannt werden und sagenhafte Kriege führten. Genauso ist in dieser Zeit in dem Kampf des atheistischen Irrglaubens gegen den Ýslam die fürchterlichste unter den Divisionen, die mit dem Plan der eigenwilligen Seele unter das Kommando des Teufels gegeben wurden, die halbnackten Frauen, die mit ihren unbedeckten Beinen wie mit fürchterlichen Messern die Leute des Glaubens angreifen. Sie bemühen sich den Weg der Heirat zuzuschließ en und den Weg zum Freudenhaus zu verbreitern. Die Begierde vieler nehmen sie auf einmal gefangen und vertetzen ihre Herzen und Seelen mit großen Sünden. Vielleicht töten sie ein Teil von diesen Herzen. Als richtige Strafe dafür, sie einige Jahre den Gelüsten der Fremden zu zeigen, werden diese Beine wie Messer zu Brennholz der Hölle, wo zuallererst diese Beine verbrannt werden. Da sie in dieser Well die Zuverlässigkeit und Treue verloren haben, können sie einen passenden Mann nicht mehr finden, wonach sie sich aufgrund ihrer natürlichen Veranlagungen sehr sehnen und dessen sie ihrem Wesen entsprechend sehr bedürfen. Auch wenn sie einen finden, laden sie sich eine Plage auf. Als Folge dieses Zustandes - so versteht man von den Überlieferungen der Hadise-werden sie sogar in manchen Orten in dieser Endzeit wegen des Desinteresses und der Nichteinhaltung der Heirat so bedeutungslos,ohne Gönner und wertlos,wie bei einem Mann,der über vierzig Frauen Aufsicht führt.

 

Die Wahrheit ist nun einmal so, und jede Schöne liebt ihre Schönheit. will sie schützen so weit wie sie kann und will sie nicht verlieren. Und Schönheit ist nun einmal ein Geschenk Gottes. Wenn man für das Geschenk dankt. wird es geistig vetmehrt. Dankt man nicht dafür. verwandelt es sich und wird hä ßlich. Wenn eine Schöne klug ist. wird sic sicherlich mit all ihrer Kraft zu vermeiden suchen, durch ihre Gutheit und Schönheit Sünden auf sich zu laden, die anderen zu verleiten. dieses Geschenk hä ßlich und giftig zu machen und durch Undankbarkeit zu einem Mittel zur Strafe zu verwandeln. Um diese vergangliche, fünf, zehn Jahre dauemde Schönheit zu verewigen, wird sie für dieses Geschenk danken. indem sie es in dem von Gott erlaubten Rahmen gebraucht. Anderenfalls wird sie in ihrem Alter lange Zeit dem Widerwillen ausgesetzt sein und verzweifelt weinen.

 

Wenn die Schönheit einer Frau im Rahmen der islamischen Erziehung. mit dem Schmuck der qur'anischen Lehre verschönert wird, steht es mit Sicherheit laut eines Hadis fest. daß diese ihre vergä ngliche Schönheit ihr geistig ewig bleiben wird, und sie im Paradies ihre Schönheit zurückbekommt, noch hübscher und glä nzender als die der paradiesischen Jungfrauen. Wenn eine Schöne über ein Fünkchen Vernunft verfügt. wird sie diese schöne, glä nzende und ewig bleibende Folge nicht entkommen lassen.

 

Liebe treue Brüder!

 

Wirschicken einen Artikel mit dem Titel ,«Eine Ermahnung an die Jugendlichen, die sich in einem gefährlichen Zustand hefinden». Diese Ermahnung soll noch stä rker beweisen, wie wertvoll es ist, hinsichtlich des Jungseins rechtschaffen, ehrlich zu werden und dem Beispiel des Propheten zu folgen, wie die jungen Schüler der Risale-i Nur es tun. Die wahre und freudige Jugend ist aber die Jugend der Glücklichen dieser Art und sie soll zeigen, wer tatsä chlich Jungtürken sind.

 

Euer Bruder Said Nursi

 

Unterweisung

 

Eine Ermahnung, Erinnerung &127;ür einige alleingelassene Jugendliche

 

Eines Tages kamen einige Jugendliche zu mir. Sie wollten eine wirksame Ermahnung von mir empfangen, um sich vor den Gefahren zu schützen, die ihnen aus ihren jugendlichen Interessen und ihrer Lebensweise erwachsen. So habe ich ihnen auch das gesagt. was ich früher denjenigen gesagt habe, die um Hilfe aus der Risale-i Nur gebeten hatten:

 

Eure Jugendzeit wird mit Sicherheit vorübergehen. Wenn ihr nicht innerhalb des von Gott erlaubten Rahmens bleibt. wird diese Jugendzeit verlorengehen und auch nicht nur im Jenseits und im Grab. sondern auch schon in dieser Welt Unglück und Schmerzen bereiten, mehr als Genüsse. Wenn ihr aber diescs Geschenk eurer Jugendzeit der islamischen Erziehung entsprechend als eine Danksagung in Ehren, Redlichkeit und Gchorsam verbringt, wird diese Jugend euch innerlich ewig erhalten bleiben und euch dazu verhelfen, eine unsterbliche, ewige Jugend zu gewinnen.

 

Was das Leben betrifft. so bringt es, gäbe es den Glauben nicht oder hätte dieser Glaube durch den Ungehorsam keine Wirkung, in der Folge äußerlicher, sehrkurzer Genüsse und Vergnügungen. tausendfach mehr Leiden, Kummer und Sorgen. Denn da der Mensch Verstand und Denkvermögen hat, ist er von seinem Wesen her, im Gegensatz zum Tier, sowohl mit der gegenwärtigen als auch mit der vergangenen und der zukünftigen Zeit verbunden. Dabei kann er aus diesen Zeiten sowohl Schmerz als auch Freude schöpfen.

 

Was aber ein Tier betrifft, so werden seine vergangenen Schmerzen und seine Ängste vor der Zukunft seine gegenwä rtige Freude nicht zerstören, weil es darüber nicht nachdenken kann.

 

Was aber den Menschen betrifft, welcherder Gottvergessenheit und dem Irrtum verfallen ist, sei verbittern und zerstören die Trauer über das Vergangene und die Sorge vor der Zukunft sein augenblickliches bißchen Freude völlig. Was insbesondere die unerlaubten Dinge betrifft, so gleichen sie ganz und gar dem vergifteten Honig. Das heißt also, daß der Mensch vom Standpunkt des Lebensgenusses hundertfach tiefer sinkt als ein Tier. Außerdem gehört dem, der einem Irrweg folgt und gottvergessen lebt, sein Leben, ja, seine ganze Existenz. ja, sogar seine ganze Welt nur für einen Tag. Alle vergangenen Jahreszeiten und Lebensalter und alles, was da war, ist von seinem irrigen Standpunkt aus betrachtet. nicht mehr vorhanden, gestorben. Sein verstandesgemä ßes Denken malt ihm alles in Dunkelheit und Finsternis.

 

Was aber die Zukunft betrifft, so ist sie für ihn aus seinem Mangel an Überzeugung wiederum nicht existent. Die durch diese Nichtexistenz verursachten bestä ndigen Trennungen verfinstern ihm, infolge seiner Fähigkeit darüber nachzudenken, bestä ndig das Leben.

 

Wenn aber der Glaube das Leben zum Leben erweckt, dann wird sowohl die vergangene als auch die künftige Zeit im Lichte des Glaubens erleuchtet und erhält ihre Gestalt. Gleich der gegenwärtigen Zeit verleiht dann das Leben dem Herzen und der Seele des Menschen, vom Standpunkt des Glaubens aus betrachtet, erhabene, geistige Genüsse und Lichter, unter denen es sich gestaltet. Diese Wahrheit ist in einer Abhandlung für die Alten, der «Siebenten Hoffnung», erklä rt worden. Dort kann man darüber nachlesen.

 

Siehe, so ist also nun das Leben! Verlangt es euch nach den Freuden und Genüssen des Lebens, so macht euer Leben lebendig durch ein Leben aus dem Glauben, schmückt es mit euren Pflichten gegenüber Gott und bewahrt es euch dadurch, daß ihr euch der Sünden enthaltet.

 

Was aber die ungeheuerliche Wahrheit vom Tode betrifft, die jeden Tag und überall und zu jeder Zeit die Dahinscheidenden beweisen, so möchte ich sie euch anhand eines Beispiels erlä utern, wie ich das schon anderen jungen Leuten gegenüber getan habe:

 

Da ist zum Beispiel hier vor euren Augen ein Galgen aufgerichtet. Gleich daneben steht eine Los-Agentur, aber eine solche für die Vergabe der besonders hohen Gewinne. Nun werden also wir zehn. die wir hier sind. in jedem Fall. ob wir es wollen oder nicht-einen anderen Weg gibt es nicht, - dorthin vorgeladen. Wir werden aufgerufen. Und während wir noch darauf warten und weil die Zeit unserer Abberufung unbestimmt ist. vielmehrjeden Augenblick jemand «Komm, nimm dein Verdammungslos und steige zum Galgen hinauf!» oder «Komm, nimm dein Los, mit dem du Millionen Goldstücke gewonnen hast!» rufen kann, kommen plötzlich zwei Menschen zur Tür herein. Einer von ihnen ist eine verführerisch schöne, halbnackte Frau, die in ihrer Hand eine Schale mit Helva* hält. die äußerlich zwar köstlich erscheint, in Wirklichkeit aber giftig ist, und die sie als Speise anbietet. Der andere aber. ein ernster Mann, der nicht betrügt und sich nicht betrügen läßt, tritt hinter der Frau ein und sagt:

 

1. «Ich habe euch ein Losungswort, eine Anweisung mitgebracht. Wenn ihr dieses aussprecht und dic Helva nicht eßt, werdet ihr euch vor dem Galgen retten. Mit diesem Losungswort werdet ihr jenen einzigartigen. höhen Gewinn empfangen. Dort vor dem Galgen seht ihr ja bereits mit eigenen Augen, wie die Honigesser dahingehen und sich noch im Gehen von der vergifteten Helva in fürchterlichen leibschmerzen krümmen, während ihr zwar nicht seht, wie die jenigen welche das große Los gezogen haben. und die ihr offensichtlich auch zum Galgen hinaufsteigen seht, gar nicht aufgehängt werden sondern von dort aus mit Leichtigkeit einen Schritt zur Los-Agentur hinüber tun und dort eintreten. Dafür gibt es Millionen Zeugen, die davon Nachricht geben. So schaut denn zum Fenster hinaus. Die obersten Beamten und die höchsten, mit dieser beschä ftigten Persönlichkeiten verkünden mit lauter Stimme und berichten: Diejenigen, welche zum Galgen hinaufsteigen, sind mit augenscheinlicher Sicherheit genau so wie ihr sie seht. Diejenigen aber, die das Große Los gezogen haben, das sind die Besitzer des Losungswortes. Das sollt ihr ganz ohne allen Zwiespalt und Zweifel mit der absoluten Sicherheit des Tages wissen!»*Helva, das; -s (arab. halwa: Süß igkeit): Süß speise aus geröstetem Sesamsamen, Honig, Zucker. Butter, Nüssen, Mandeln und feinem Weizenmehl. - A. d. Ü.

 

So fällt denn der Mensch, ä ußerlich betrachtet in das Unglück des Todes. der einer Hinrichtung am Galgen gleicht, und in das des Grabes. welches einem Tor in die ewige Finstemis gleicht. weil er durch die Ausschweifungen und die unerlaubten Vergnügungen in seiner Jugend, die dem vegifteten Honig in unserem Beispiel gleichen. den Glauben verloren hat, der die Eintrittskarte und der Ausweis für die Schatzkammer der Ewigkeit und eine endlose Glückseligkeit ist. und so kann denn der Henker-Tod, vor dem jung und alt gleich sind, weil die Todesstunde unbekannt ist, jederzeit kommen. um seinen Kopf abzuschlagen. Wenn der Mensch diese von Gott verbotenen Leidenschaften, die dem vergifteten Honig gleichen, aufgibt. zu seinem Glauben steht und seine Ptlichten gegenüber Gott, die das Losungswort des Qur'an sind. auf sich nimmt. wird er das Los für die Schatzkammer zur ewigen Glückseligkeit aus der wunderbaren Lotterie der Zukunft, die dem Menschen bestimmt ist, gewinnen. Darüber berichten die Hundertvierundzwanzigtausend Gesandten Gottes, mit denen der Friede sei, und so viele Heilige und Kenner der Wahrheit, daß man sie gar nicht mehr zählen kann, übereinstimmend... und sie zeigen die Anzeichen dafür auf.

 

Kurzum: Die Jugendzeit wird vergehen. Wenn sie in Ausschweifung vergangen ist, wird sie sowohl in dieser Welt als auch im Jenseits tausende von Übeln und Schmerzen zur Folge haben. Wollt ihr begreifen, wie solche jungen Leute meistens durch den Verdacht von Krankheiten, die aus Mißbrauch und Kraftvergeudung entstanden sind. die Krankenhäuser. durch Maß losigkeit und Übergriffe, die Gefängnisse und Armenhä user, durch Depressionen und seelischen Kummer die Kneipen überschwemmen; so fragt in den Krankenhäusem, in den Gefüngnissen und auf den Friedhöfen nach.

 

Sicherlich werden die meisten Krankenhäuser euch in ihrer eigenen Sprache, in ihrem Seufzen und Wehklagen von den Krankheiten berichten, die in der Verführung der Jugend durch Verschwendung und Mißbrauch entstanden sind.

 

Auch aus den Gefä ngnissen werdet ihr von der Trauer so vieler unglücklicher junger Leute hören, welche in ihrem jugendlichen Überschwang für ihr ungesetzliches Verhalten Schläge bekommen haben.

 

Zudem werdet ihr wissen. daß in jenem Zwischenreich, in der Welt des Grabes, dessen Tore ständig vorden Eintretenden geöffnet und hinter ihnen wieder geschlossen werden, die meisten Qualen eine Folge des Mißbrauchs in der Jugendzeit sind, wofür auch alle die Kenner der Grabeswelt Zeugnis ablegen und was auch alle Kenner der Wahrheit bestätigen und bezeugen.

 

Auß erdem sollt ihr die Alten und Kranken fragen, die den größten Teil der Menschheit bilden. Weitaus die meisten von ihnen werden sicherlich in Trauer und Sehnsucht sagen: «Weh uns, wir haben unsere Jugendzeit umsonst verlebt. verlonren und dafür bezahlen müssen. Hütet euch davor, daß ihr es nicht auch so macht, wie wir!» Denn wer in seiner Jugendzeit fünf oder zehn Jahre mit unerlaubten Vergnügungen verbracht hat und deswegen in dieser Welt viele Jahre in Kummer und Sorge leben muß, im Zwischenreich Strafe und Schaden erleidet und im Jenseits die Qualen der Hölle und des Feuers zu verkosten bekommt, der verdient, obwohl er sich in einem bedauernswerten Zustande befindet, nach dem Geheimnis gar kein Mitleid. Denn wer seinen Schaden absichtlich herbeiführt, dessen braucht man sich nicht zu erbarmen, und er verdient es auch gar nicht. Gott der Gerechte möge uns und euch vor den Verführungen und Verlockungen dieser Zeit retten und bewahren! Amen.

 

Antwort aut eine Frage, die durch die Schüler der Risale-i Nur gestellt wurde. «Ýn den schreckliehen Zeiten dieses Weltkrieges. der die Zukunft der islamischen Welt ernsthaft betrifft, seit zwei Jahren,jetzt aber zehn Jahre geworden, haben Sie weder uns noch Emin, der jeden Tag in Ihren Diensten steht, auch nicht ein einziges Ma1 darüber gefragt und diesem keine Bedeutung beigemessen. Herrscht etwa eine andere noch größere Tatsache als dieses große Ereignis, vor der es bedeutungslos wird? Oder ist es schä dlich. sich damit zu beschäftigen?» So haben wir unseren Meister gefragt. Und er gab folgende Antwort:

 

Ja, es herrscht eine noch größere Tatsache. ein noch gewaltigeres Ereignis als dieser Weltkrieg und dieser Weltkrieg fä llt im Vergleich dazu in Bedeutungslosigkeit. Denn. während in diesem Weltkrieg zwei Regierungen gegenseitig auf die Macht über die ganze Erde Anspruch erheben. wird ein Versöhnungsprozeß der zwei großen Religionen vor dem Friedensgericht eröffnet. Und während die fürchterliche Strömung der Glaubenslosigkeit mit ihrem gewaltigen Kampf gegen die himmlisehen Religionen beginnt,beginnt ein Prozeß vordem großen Gericht zwischen der sozialistischen Klasse und der Bourgeoisie unter dem Menschengeschlecht. Aber es kam eine dermaßen gewaltigere Wahrheit an den Tag und ein dermaßen wichtigerer Prozeß als diese Prozesse war schon im Gange, daßdessen Auswirkungen aufden einzelnen Menschen viel großer ist als dieser Weltkrieg. Also ist dieser Prozeß der folgende:

 

In dieser Zeit lä uft ein Prozeß fürjeden Gläubigen. ja, sogar für alle Menschen, einen bleibenden Acker so groß wie die Erdkugel und ein ewiges Besitztum, von einem Ende zum anderen ausgestattet mit Gä rten und Schlössern zu erhalten und dieses Besitztum zu gewinnen oder zu verlieren. Das heißt. daß überjeden einzelnen Menschen ein dermaßen großer Prozeß läuft. daß er- hätte er soviel Vermögen und Kraft wie England und Deutschland. und wä re er auch dabei klug - alles ausgeben würde, nur um diesen Prozeß zu gewinnen. Mit Sicherheit ist derjenige, der auf andere Dinge Wert Iegt. bevor er diesen Prozeß gewonnen hat,ein Wahnsinniger. Ja, dieser Prozeß ist sogar dermaßen in Gefahr geraten, daß nach der Bezeugung eines geistig entdeckenden Heiligen. an einem Ort nur ein einziger Mann unter vierzig Männern gewonnen hat, die von der Hand des Todesengels ihren Entlassungsbescheid bekommen hatten. Neununddreißig davon hatten ihn verloren.

 

Gäbe es einen Anwalt, der diesen wichtigen, gewaltigen Prozeß gewinnen läßt und der seit zwanzig Jahren mit Erfahrungen acht von zehn diesen Prozeß gewinnt, muß mit Sicherheit jeder Mensch mit Verstand im Kopf einen Dienst, der dieser Anwalt in seinem Auftrag führt, um diesen Prozeß zu gewinnen, über alle Ereignisse wichtiger halten.

 

Einer von diesen Anwä lten, sogar der Vorderste ist die Risalei Nur, die aus dem Qur'an -der in seiner Bedeutung und in seiner Verkündigung ein Wunder ist - herausgefiltert, entstanden und hervorgekommen ist. Dafür sind die Tausenden. die durch sie diesen Prozeß gewonnen haben, Zeugen.

 

Es hat sich mit aller Klarheit herausgestellt, daßjeder Mensch, der auf diese Erde mit seinem Auftrag gekommen ist, hier ein Gast und vergä nglich ist. und daß er seinem Wesen nach, nach einem bleibenden Leben orientiert ist. Da die Burgen, die Stützpunkte fürjeden Menschen zur Errettung seines ewigen Lebens in dieser Zeit erschüttert sind, muß er diese seine Welt und alle seine Geliebten darin, mit denen er sich verbunden fühlt, für ewig verlassen; und gleichzeitig lä uft über ihn ein Prozeß. ein ewiges Besitztum - tausende Grad vollkommener als diese Welt - zu gewinnen oder zu verlieren. Wenn man die Urkunde des Glaubens nicht hat, und die religiöse Überzeugung - die der Bescheid zum Freispruch und ein Beleg ist - nicht richtig in die Hände bekommt, verliert man diesen Prozeß . Womit kann man etwa diese Lücke, die aus diesem Verlust entsteht, ausfüllen?

 

Hä tten meine Mitbrüder und ich, einjeder von uns, hundertfach mehr Vernunft und Verstand, angesichts dieser Wahrheit könnte es lediglich fürden Dienst an diesem gewaltigen, heiligen Auftrag ausreichen. Anderen Dingen Aufmerksamkeit zu schenken, wä re dann für uns überflüssig und sinnlos. Es geschah aber nur so weit, daß wir ungewollt nur soviel Aufmerksamkeit schenkten, wie wir uns, in den Zeilen, da Unverstä ndige uns unnötig und ohne Grund angriffen. gezwungen sahen und da ein Teil der «Nur»-Schüler sich in anderen Aufgaben befand.*

 

Desweiteren ist es schä dlich, sich in die anderen Prozesse auß erhalb dieses wahrhaftigen und sehr großen Prozesses und in die kriegerischen Auseinandersetzungen mit Gedanken und Herz und mit interesse zu einzumischen. Denn ein Mann, der solchen weiten, politischen und aufregenden Kreisen aufmerksam folgt und sich damit beschä ftigt, bleibt in den wichtigen Diensten, mit denen er in einem kleinen Kreis beauftragt ist, zurück oder seine Begeisterung bricht ab. Auß erdem lä ßt sich derjenige, der auf jene breiten, reizenden Kreise der Politik und der kriegerischen Auseinandersetzungen aufmerksam ist, manchmal verführer. Er kann seinen Auftrag nicht erfüllen, und verliert die Sicherheit im Herzen und seine gute Meinung und Geradheit in seinen Gedanken und Wahrhaftigkeit in seinem Dienst. Auch wenn er sie nicht verlieren sollte, kann er dennoch damit beschuldigt werden. Als ich bezüglich dieses Punktes vor dem Gericht angegriffen wurde, hatte ich sogar gesagt: «Die Wahrheit des Glaubens und des Qur'an, die wie die Sonne ist, unterwirft sich nicht der Anziehung der vorübergehenden Lichter auf der Erde und wird für sie zu keinem Werkzeug. Derjenige, der diese Wahrheit wirklich erkennt,kann sie nicht zu einem Werkzeug für die Ereignisse auf der Erdkugel, selbst nicht für den ganzen Kosmos machen.» Damit habe ich sie zum Schweigen gebracht.

 

Hier ist die Antwort unseres Meisters zu Ende. Wir bestätigen sie auch mit all unserer Kraft.

 

Schüler der Risale-i Nur

 

 

 

*Das ist ein Hinweis auf die Verteidigungsreden vor dem Goricht.

 

 

 

Anmerkung zum zweiten Kapitel des Dreizehnten Wortes als einer der Vergleiche aus der Risale-i Nur

 

Der wahre Trost aus der Risale-i Nur ist für die Gefangenen unbedingt notwendig. Insbesondere brauchen diejenigen. die für ihren jugendlichen Leichtsinn der Schlag des Schicksals getroffen hat, und die nun den Lenz ihres Lebens im Gefängnis verbringen, die «Lichter» so sehr wie das Brot.

 

Dasjunge Blut hört in der Tat mehrauf seine Gefühle als auf den Verstand. Doch Wünsche und Gefühle sind blind. Sie sehen die Folgen nicht. Ihre Vorliebe gilt dem Dirhem voll Lust im Hier und Jetzt, nicht dem Batman voll Lust im Dort und Danach. Sie töten voll Lust in einer Minute der Rache und erleiden sodann achtzigtausend Stunden Gefangenschaft. Und im Rausch einer Stunde zerstören Ausschweifungen dort, wo es um die Ehre geht, mit Tausenden von Tagen im Gefhä ngnis, mit Kummer und Sorgen und der Angst vor den Feinden das Glück eines Lebens.

 

Angesichts all dessen haben unerfahrene, junge Leute so vielgestaltige Abgründe vor sich, welche alle Süßigkeit des Lebens in Bitterkeit und Bedauern verwandeln, und besonders im Norden gibt es ein groß es Land, das über die Jugend und ihre Leidenschaften bestimmt und mit seinen Stürmen unser Zeitalter erschüttert. Denn es sieht die sittenreinen Töchter und ehrenhaften Frauen der Menschen für junge Leute, die blind in ihren Gefühlen, die Folgen nicht sehen,als Freiwild an.Ja,dadurch, daß es den Männern und Frauen erlaubt. nackt zusammen ins Bad zu gehen, fördert es sogar noch diese Unzucht. Zudem betrachtet es das Gut der Reichen für Gauner und arme Leute als erlaubt. sodaß alle Menschen vor einer derartigen Katastrophe erzittern.

 

Also ist es in unserem Jahrhundert für die islamische Jugend allgemein, und besonders für die türkische dringend notwendig,daß sie dieser Gefahr, die ihr von beiden Seiten droht. mutig und standhaft mit dem scharfen Schwert der Risale-i Nur, nä mlich mit der Risale«Frucht» und «Wegweiser für die Jugend» entgegentritt. Anderenfalls wird diese Jugend in ihrer Unerfahrenheit ihre Zukunft, sowohl in dieser Welt und das Glück ihres Lebens als auch die jenseitige Glückseligkeit und das ewige Leben in Schmerzen und Qualen verwandeln und zugrunderichten, sich durch Mißbrauch und Ausschweifung ins Krankenhaus und durch Gesetzlosigkeit ins Gefängnis bringen. In ihrem Alter wird sie dann mit Seufzen und Wehklagen viel zu bedauern haben. Wenn sie sich jedoch durch die qur'anische Bildung und die lichtvolle Botschaft zu bewahren weiß, wird sie zu einer so starken und mutigen Jugend heranreifen, zu vollkommenen Menschen und glücklichen Muslimen werden, welche Königen gleichen überdie Tiere und alles, was da lebt.

 

Wenn ein junger Mann nur eine einzige von vierundzwanzig Stunden seines Lebens tä glich im Gefängnis für das fünfmalige Gebet aufwendet, und wenn er da das Gefängnis ihn sehr häufig daran hindert, zu sündigen, auch den Fehler bereut, der ihn in dieses Unglück gestürzt hat, und sich von den übrigen Sünden zurückhä lt, die ihm Schaden und Leiden bringen, wird er daraus einen großen Nutzen sowohl für sein Leben als auch für seine Zukunft, und auch für sein Land, für sein Volk, und für seine Familie ziehen und sich in diesen zehn, fünfzehn vergänglichen Jahren seines jungen Lebens eine ewige strahlende Jugendzeit verdienen, so wie uns das vor allem der Qur’an, ein Wunder der Verkündigung und alle die heiligen Bücher und Offenbarungsschriften zuverlässig berichten und verkündigen.

 

Dankt er für seine Jugendzeit, dieses schöne Gnadengeschenk, in Geradlinigkeit und im Gehorsam, wird er durch sie in der Tat wachsen und reifen, sie wird ihm auf Dauer und zur Freude sein. Anderenfalls wird sie ihm sowohl Unglück bringen als auch in Schmerzen, Leiden und Alpträumen, die sie ihm verursacht, vergehen. Sie wird ihm zur Ursache, ein Haderlump zu werden, der sowohl seinen Verwandten als auch seinem Volk und Land Schaden bringt.

 

Einem Gefangenen, der zu Unrecht eingesperrt wurde, vorausgesetzt, er verrichtet seine Gebete. wird jede Stunde zü einem Tag der Anbetung, und das Gefängnis gilt ihm als Einkehrhaus,den Höhlen gleich, in die sich in alter Zeit die Einsiedler, denen gleich auch er zu den Frommen gezä hlt werden darf, zum Gebet zurückzogen.

 

Jemandem,der arm, alt und krank ist und sich an den Glaubenswahrheiten begeistert, dabei seine Gebete verrichtet und bereut, wird jede Stunde einer zwanzigstündigen Anbetung gleich. und das Gefängnis gilt ihm als ein Erholungsheim, und seinen Freunden, die ihn mit Güte umgehen, als ein Haus, in dem man sich begegnet, ein Haus, in dem man Bildung erwirbt und ein Haus, in dem man Erfahrungen austauscht. Wä hrend seines Aufenthaltes im Gefä ngnis vermag er die Freiheit. frei von aller Verunsicherung und den Verlockungen der Sünde draußen, weit mehr zu genießen. Im Gefängnis vervollständigt sich seine Bildung. Zum Zeitpunkt seiner Entlassung wird er dann nicht mehr als ein Mörder, als ein Rächer hinausgehen, sondern als ein Mann, der bereut hat, der erfahren, gebildet und ein nützliches Mitglied der menschlichen Gesellschaft geworden ist.

 

lm Gefängnis in Denizli haben einige den zustä ndige Persönlichkeiten, nachdem sie gesehen hatten, wie Menschen, welche aus den «Lichtern» die Unterweisung in gutem Benehmen auf wunderbare Weise in kurzer Zeit in sich aufgenommen haben, gesagt: «Anstatt sie fünfzehn Jahre zur Zühtigung ins Gefä ngnis zu werfen, hä tte man sie besser fünfzehn Wochen lang in der Risale-i Nur unterweisen sollen: Das hä tte sie weit mehr gebessert.»

 

Es stirbt nun einmal der Tod nicht, und die Todesstunde ist unbekannt. Sie kann,jeder Zeit kommen. Es wird nun einmal das Grab nicht verschlossen. Schar um Schar steigt hinab und entschwindet. Es ist nun einmal der Tod für die Leute des Glaubens die Umwandlung einer Verurteilung, für ewig verloren zu sein, in den Bescheid ihrer Entlassung, wie dies nach der Lehre des Qur'an aufgezeigt wird, während er für die Leute des Irrweges und der Ausschweifung, in deren Augen nichts als einen Verlust und Verlorenheit auf ewig bedeutet. eine ewige Trennung von allem; was da war und lebte und ihnen teuer war. Es besteht bestimmt und ganz bestimmt kein Zweifel daran, daß der Glücklichste derjenige ist. der dankt in Geduld und die Zeit seiner Inhaftierung dazu nutzt, Unterricht in den «Lichtern» zu nehmen, und sich im vorgegebenen Rahmen der Rechtmäßigkeit darum bemüht, dem Glauben und dem Qur'an zu dienen.

 

Oh Mensch. der du dem Vergnügen und dem Genüß verhaftet bist! Mir ist in meinem fünfundsiebzigsten Lebensjahre durch tausende von Erfahrungen, Zeugnisse und Erlebnisse mit augenscheinlicher Sicherheit klar geworden: Wahren Genuß, Freude ohne Schmerz, Lust ohne Leid und das Glück im Leben findet man nur, wenn man es im Glauben und im Lichte der Glaubenswahrheiten betrahtet; wenn nicht, hat ein irdischer Genuß viele Schmerzen zur Folge. Es ist, als ob man für eine Traube, die man ißt, zehn Ohrfeigen erhielte; was einem den Genuß im Leben vergä llt.

 

Oh ihr Armen, die ihr ins Unglilck des Kerkers gestürzt worden seid! Da euch nun einmal die Welt beweint, und euch das Leben bitter geworden ist, müßt ihr euch nun darum bemühen, daß euch nicht auch noch das Jenseits beweint. sondern euch ein ewiges Leben lächelt, es euch süß werde, und ihr so aus eurem Kerker einen Nutzen zieht. So wie angesichts des Feindes eine Stunde Wache unter schwierigen Umstä nden manchmal einem Jahr Anbetung gleich gewertet wird, genauso wird für euch unter diesen schwierigen Bedingungen jede Stunde, die ihr euch um das Gebet bemüht, vielen Stunden gleich, und eure Mühen wenden sich in Erbarmen.

 

Meine lieben, treuen Brüder.

 

den in das Unglück des Kerkers Gestürzten und denen, die ihnen von Außen kommend in Güte und Treue Nahrung und Hilfe bringen, möchte ich «Drei Punkte» zu ihrem besonderen Trost, erklären.

 

Erster Punkt: Die im Kerker verbrachten Tage des Lebens können für den, der jeden Tag verdienstvoll zu gestalten vermag zu zehn Tagen Anbetung werden, und wer die vergänglichen Stunden umzuwandeln versteht. dem werden sie in ihren Früchten zu b1eibenden Stunden für die Seele, und er kann sich in diesen fünf oder zehn Jahren Strafe vor Millionen Jahren einer ewigen Kerkerhaft retten. So besteht denn die Bedingung dafür, diesen so grußen und so wertvollen Gewinn zu erwerben darin, daß man das Gebet verrichtet, die Sünden bereut, welche die Ursache dieser Gefängnisstrafe waren, und Dank sagt in Geduld. Es istja schon das Gefängnis ein Hindernis gegenüber so vielen Sünden und läßt eine Gelegenheit dazu nicht entstehen.

 

Zweiter Punkt: Das Ende einer Freude ist ein Schmerz, so wie das Ende eines Schmerzes Freude ist. Jeder, der sich vergangener, froher und freudiger Tage erinnert. verspürt im Seufzen seiner Seele einen Schmerz über den Verlust und sagt: «Oh, weh!» Wenn er sich seiner vergangenen unglücklichen, leidvollen Tage erinnert. versptürt er über ihrem Entschwinden eine Freude in seiner Seele. sodaß er sagt: «Elhamdillillah, dieses Unglück hat einen Verdienst mit sich gebracht und ist vorübergegangen.» Freudig atmet er auf. Das heißt also, daß eine Stunde vorübergehender Schmerzen in der Seele eine geistige Freude hinterlä ß t und eine frohe Stunde im Gegenteil einen Schmerz zurücklä ß t.

 

Da dies nun einmal eine Tatsache ist. und da nun einmal die Stunden eines vergangenen Unglücks zusammen mit ihren Schmerzen entschwunden und in Nichts zerronnen sind, die Tage künftigen Unheils ein Nichts und nicht vorhanden sind, es im Nichts keinen Schmerz gibt und ein Schmerz aus dem Nichtsein nicht kommen kann, so wä hre es, wenn zum Beispiel jemand, aus der Möglichkeit heraus in einigen Tagen Hunger und Durst zu leiden, heute schon in dieser Vorstellung fort und fort Brot äße und Wasser trä nke, doch sicherlich ein Irrsinn. In gleicher Weise, wäre dies doch sicherlich auch ein Irrsinn. wollte er jetzt schon an die Stunden vergangener und kommender Schmerzen, die nicht mehr oder noch nicht da sind, denken und sich ungeduldig zeigen, die Fehler seiner Seele außerachtlassen, stattdessen aber «Ach und Weh!» seufzen, und Gott deswegen anklagen.

 

Verausgabt man nicht die Kraft seiner Geduld nach rechts und links, das heißt für Vergangenes und Zukünftiges, bewahrt sie stattdessen für die gegenwä rtige Stunde und den heutigen Tag. so genügt das. Das Unbehagen geht von zehn auf eins zurück. Wenn ich mich auch keineswegs darüber beklagen will, so hat mir doch in dieser dritten schule des ägyptischen Joseph, nach einigen Tagen im Unglück meiner körperlichen und geistigen Bedrängnis und Krankheiet, bezsonders der Verzweiflung darüber, daß man mir den Dienst an der Risale-i Nur unmöglich gemacht hat, und der zermürbenden Unruhe in meinem Herzen und in meiner Seele die Gnade Gottes diese obige Wahrheit aufgezeigt. Auch ich bin in der Plage meiner Krankheit und meiner Gefangenschaft zufrieden, denn «Für den, der so wie ich. hitflos an der Schwelle zum Grabe eine Stunde in Gottvergessenheit vorübergehen lassen könnte, ist es ein großer Gewinn, daraus zehn Stunden der Anbetung zu machen,«habe ich gesagt und dafür gedankt.

 

Dritter Punkt: Den Gefangenen in Liebe zu helfen und zu dienen. ihnen den notwendigen Lebensunterhalt zukommen zu lassen, die Wunden und Schmerzen ihrer Seele mit dem Balsam der Tröstung zu lindrn, ist mit wenig Mühe eine verdienstvolle Handlung, und ihnen die Speisen zu reichen, die ihnen von außen gebrcht werden, wird diesen Wä chtern und denen, die innerhalb wie außerhalb mit den Wächtern zusammenarbeiten, einem Almosen gleich, in das Buch ihrer guten Werke eingetragen. Ist

 

insbesondere der Unglückliche noch dazu alt oder krank oder arm oder ein Fremdling, so vermehrt sich der Lohn solcher wohltätigen. einem Almosen gleichenden Handlungen noch beträ chtlich.

 

So ist die Bedingung für ein so hohes Verdienst die Verrichtung der vorgeschriebenen Gebete, damit dieser Dienst um Gottes Willen sein solle. Zudem ist es noch eine Bedinugung, in Treue, mit Liebe und Freude.jedoch ohne einen Dank zu erwarten, zu einer solchen Hilfeleistung zu eilen.

 

Oh meine Mitgefangenen und Brüder im Glauben!

 

Um euch sowohl vor den Qualen in dieser Well als auch vor den Qualen in jener zu erretten, ist mir in meinem Herzen eine Ermahnung zuteil geworden, euch die folgende Wahrheit zu erklären:

 

Beispiel: Es habe jemand eines anderen Bruder oder Verwandten ge getötet. Diese eine Minute der Befriedigung seiner Rachegelüste durch einen Mord zieht sowohl Millionen von Minuten in Herzensqualen als auch eine Gefä ngnisstrafe nach sich. Zudem sind die Verwandten des Ermordeten durch Rachegedanken und Vorstellungen. die stä ndig um ihre Feinde kreisen, um den Reiz des Daseins gebracht, und haben ihre Freude am leben verloren. So leiden sie einerseits unter Furcht und andererseits quälen sie sich noch in ihrem Zorn. Dagegen gibt es nur ein Mittel. und das heißt: Dem Befehl des Qur'an entsprechend, und so wie es Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit, das Wohl und menschlich wie islamisch richtiges Verhalten empfiehlt und erfordert, Frieden zu schließen und sich zu versöhnen.

 

Wahrhaftigkeit und Wohlverhalten bedeuten in der Tat den Frieden. Denn es gibt nur eine Todesstunde, und die verschiebt sich nicht. Jener Ermordete hätte injedem Falle nicht längerals bis zum Eintritt seiner Todesstunde verweilen können. Was aber den Mörder betrifft, so ist er zu einem Werkzeug göttlicher Vorausschau geworden. Wo es keine Versöhnung gibt, leiden beide Seiten stä ndig unter der Geißel der Blutrache und der Furcht vor ihr. Darum befiehlt der islamische Glaube:«Mehr als drei Tage solt ein Glä ulubiger einem anderen Gläubigen nicht zürnen.»

 

Besonders aber dann, wenn dieser Mord nicht die Folge einer Feindschaft oder haß erfüllter Rachegedanken war, wenn jemand als ein Werkzeug der Zwietracht dazu aufgehetzt hatte. ist es dringend notwendig, sich rasch wieder zu versöhnen, sonst wird aus dem Unglück eines einzelnen eine allgemeine Tragödie und setzt sich so fort. Schließt man aber miteinander Frieden, und bereut der Mörder seine Tat und betet immer wieder für sein Opfer, dann werden beide Seiten ein hohes Verdienst erwerben und einander wie Brüder werden.

 

So gewinnt man im Glauben gleich mehrere Brüder anstelle des einen Dahingeschiedenen. Dort wo man sich der göttlichen Vorausschau anvertraut, in das Geschehene und in den Willen Gottes ergibt, seinem Feinde verzeiht, dort wird man, da nun einmal alle die Lektionen aus der Risale-i Nur gehört haben sicherlich auch jeglichen Groll untereinander aufgeben, was,ja das Wohlverhalten des Einzelnen und die Befriedung aller als auch die Brüderlichkeit nach der Lehre der «Lichter» erfordert.

 

Ebenso wie alle Gefangenen im Gefä ngnis von Denizli, die einander Feinde waren, durch die Unterweisungen der «Lichter» einander Brüder geworden sind. und dies auch zu einem Grund für unseren Freispruch geworden ist, und dies alle (ja sogar die Gottlosen und die ,Schurken) dazu gebracht hat, angesichts der Gefangenen «Maþaallah, Barekallah» zu sagen und alle Gefangenen wieder aufatmen durften*, habe auch ich gesehen: Wegen eines einzigen Menschen mußten hundert Menschen leiden und konnten nicht miteinander zur Pause gehen. Sie wurden unter Druck gesetzt. Ein Glä ubiger, der ein Mann ist und ein Gewissen hat, wird nicht wegen kleiner, persönlicher Mißhelligkeiten oder Vorteile hundert andere leiden lassen. Hat er einen Fehler begangen,soll er schnell um Vergebung bitten.

 

 

 

 

 

 

 

*Die miteinander verfeindeten Gefangenen hatten es bis dahin aus angst und Mißtrauen gegeneinander verhindert, miteinander in den Hof zugehen. Der hier verwendete türkische Ausdruck bedeutet sowohl «aufatmen» als auch «Luft schöpfen, Pause machen*. - A. d. Ü

 

 

 

Meine lieben neu gewonnenen Brüder und seitherigen Mitgefangenen!

 

Ich bin zu der festen Überzeugung gelangt, daß ein wichtiger Grund für unsere Einlieferung hier gemäß der Gnade Goltes gerade ihr seid. Es geschieht dies nämlich, um euch durch die Tröstungen der «Lichter» und die Glaubenswahrheiten in der Bedrängnis durch das Unglück eurer Gefangenschaft und der Nutzlosigkeit eures Lebens, das euch aus den vielen schädlichen Einflüssen in dieser Welt mit ihrem Kummer und den vergeblichen Sorgen erwä chst. seiner Sinnlosigkeit und Verlorenheit und vor einem solchen Weinen im Jenseits. wie es dem Weinen hier im Diesseits gleicht. zu retten und euch so eine vollkommene Tröstung zu bringen. Unter den gegebenen Umständen solltet sicherlich auch ihr, wie die Gefangenen in Denizli und die «Nur»Schüler, miteinander Brüder werden. lhr seht ja: Um zu verhindern, daß ein Messer hereingebracht wird, mit dem ihr euch gegenseitig bedrohen könntet, werden alle Dinge, die von außen herein gebracht werden, das Essen, das Brot und die Suppe, untersucht. Die Wächter, die euch in Treue dienen, geben sich große Mühe. So solltet auch ihr, wenn ihr miteinander zur Pause geht, nicht wie Wölfe und wilde Tiere übereinander herfallen.

 

So sollt ihr denn nun heute, ihr, in deren Adern das Blut derer rollt. dia als tapfere Männer geboren wurden, als die neuen Kameraden, mit einer großen, inneren Standhaftigkeit zu euren Oberen sagen: «Gäbe man in unsere Hände nicht nur ein Messer, nein, selbst ein Gewehr oder einen Revolver und gäbe man uns selbst den Befehl dazu. wir würden unsenren armen Kameraden, die wie wir im Unglück sitzen, kein Haar krümmen. Auch hätten wir früher hunderterlei Arten von Haß und Feindschaft gegeneinander getragen, so sind wir doch nun entschlossen, unser Recht ihnen gegenüber zu löschen, uns darum zu bemühen, sie nicht zu kränken. wie es uns der Qur'an. der Glaube. die islamische Bruderlichkeit und unser Wohlverhalten befiehlt und lehrt.» So wandelt denn nun dieses Gefä ngnis zu einer segensreichen Schule um.

 

Eine wichtige Anmerkung, die mir in der Nacht «Qadr» offenbar wurde.

 

Anhang zum zweiten Kapitel des Dreizehnten

 

Wortes

 

In der Nacht «Qadr» ist mir eine Wahrheit lang und breit ins Herz gedrungen, die ich hier ganz kurz ausdeuten möchte. Es ist dies wie folgt:

 

Aufgrund der furchtbaren Ungerechtigkeiten und der furchtbaren Unterdrückung der Menschheit in diesem letzten Weltkrieg und seiner gnadenlosen Zerstörungen und der vielen hundert Unschuldigen, die wegen eines einzigen feindlichen Soldaten zugrunde gerichtet wurden, und der schrecklichen Verzweiflung der Besiegten und der schrecklichen Panik der Sieger, weil sie ihren Herrschaftsbereich nicht verteidigen können, und ihrer schrecklichen Gewissensqualen, weil sie den großen Schaden nicht wieder gutmachen können, und der allgemeinen Einsicht in die totale und absolute Nichtigkeit und Vergänglichkeit des irdischen Lebens und in die Trug- und Traumbilder der Zivilisation, und der allgemein verbreiteten schrecklichen Verwüstungen in den großartigen Anlagen und im Kern humanistischer Gesinnung auf dem Grunde menschlichen Wesens, und der Vertreibung von Gottvergessenheit, Irrglaube und tauber, unfruchtbarer Naturphilosophie mit dem diamantenen Schwerte des Quran, und der Erkenntnis des so häßlichen und so erbärmlichen wahren Gesichtes der allgemein über die Erde verbreiteten Politik, deren trügerischer Schleier aus Gottvergessenheit und Irrtum alles überdeckt und erstickt, besteht sicher und gewiß kein Zweifel daran, daß die Menschheit, wie wir das im Norden, im Westen und in Amerika bereits in Spuren erkennen können, weil das irdische Leben, das ihre weltliche Geliebte ist, so abstoßend und vergänglich ist, auf ihrer Suche nach ihrem in Wahrheit geliebten Menschenwesen das ewige Leben mit ganzer Kraft suchen wird, und es besteht sicherlich auch kein Zweifel daran, daß es der Quran, ein Wunder der Verkündigung, der seit 1360 Jahren mit seinen 350 Millionen Schülern in jedem Jahrhundert und Millionen Kennern der Wahrheit, die alle seine Verordnungen und Lehren mit ihrer Unterschrift bestätigen, der in den Herzen von Millionen seiner Rezitatoren wohnt, mit deren Zungen er in jeder Minute die Menschen unterrichtet, der in einer Weise, die keinem anderen Buche vergleichbar ist, der Menschheit die frohe Botschaft vom ewigen Leben und der ewigen Glückseligkeit verkündet, der die Wunden der ganzen Menschheit heilt, daß es dieser Quran ist, den, weil er mit tausenden von Ayat mächtig und kraftvoll immer wieder, ja sogar zehntausend Mal ausdrücklich oder hinweisend einlädt und berichtet und mit unerschütterlich sicheren Beweisen, mit zahllosen, unbezweifelbaren Zeugnissen die frohe Gewißheit vom ewigen Leben ausruft und die Lehre von der ewigen Glückseligkeit bringt,die Menschheit sicherlich, falls sie nicht ganz und gar den Verstand verloren hat, oder der Untergang der materiellen oder geistigen Welt über sie hereingebrochen ist, wie dic berühmtcn Schriftsteller, die sich darum bemühen, daß in Schweden, Norwegen, Finnland und England der Quran angenommen werden möge, und wie die bedeutende Gruppe in Amerika, die den wahren Glauben sucht, ja große Länder und ganze ,Staatenbünde diesen Quran, dieses Wunder der Verkündigung, suchen und, nachdem sie seine Wahrheit verstanden hat, mit ganzem Herzen und ganzer Seele annehmen wird. Denn vom Standpunkt der Wahrheit aus betrachtet hat der Quran mit Sicherheit nicht Seinesgleichen und nichts kann den Platz dieses so großen Wunders einnehmen.

 

Die Risale-i Nur hat in der Hand des großen Wunders (d.h. des Quran) nicht nur als ein diamantenes Schwert gute Dienst erwiesen und ihre verstockten Feinde zur Aufgabe gezwungen, sondern vermag zudem auch das Herz, desgleichen auch den Geist und auch die Gefühle vollständig zu erleuchten, ihnen Heilmittel zu bereiten und auf diese Weise die Schätze des Quran bekannt zu machen. Die Risale-i Nur kennt außer ihm kein Quellen oder Nachschlagewerk,spiegelt vielmehr seine Bedeutung vollkommen wider, hat alle Gegenpropaganda überstanden und die so starrsinnigen Atheisten vollständig besiegt. Sie hat die so feste und starke Burg der Naturphilosophen mit ihrer «Natur Risala» in Stücke geschlagen und die sich bis in weite Fernen ausdehnende Finsternis einer völlig undurchdringlichen, erstickenden Gottvergessenheit vertrieben, die sich so weit ausdehnenden Schleier der Naturwissenschaften mit der sechsten Problemstellung der «Frucht Risala» und mit dem ersten, zweiten, dritten und achten Zeugnis in dem Band «Stab Mosis» auf eine wirklich glänzende Weise zerrissen und das Licht der Einheit Gottes aufscheinen lassen.

 

Said Nursi

 

Aus dem sechsundzwanzigsten Funken (Lema)

 

Siebente Hoffnung

 

In einer Zeit, am Anbeginn meines Altseins. als sich das Lachen des früheren Said in das Weinen eies neuen Said umgewandelt hatte, stellten sich die Weltleute (Politiker) in Ankara mich noch als den früheren Said vor und laden mich dorthin ein. Ich ging. Es war fast Ende des Herbstes, als ich einmal die höchste Stelle der mehr als ich altgewordencn, zerfallenen, abgetragenen Festung von Ankara bestieg. Diese Festung erschien mirals Ereignisse der Geschichte, die sich in Stein verwandelt hatten. Der Herbst, Altsein des Jahres. mein Altsein, das Altsein der Festung. das Altsein der Menschheit das Altsein des ruhmreichen osmanischen Staates und das Ableben der Herrschaft des Kalifals und das Altsein der Welt ließen mich in einem überaus traurigen, niedergeschlagenen und schmerzvollen Zustand von dieser hohen Festung in die Bä che der vergangenen Zeit und an die Berge der zukünftigen Zeit schauen, und ich schaute. In Ankara verspürte ich inmitten der vier-, fünffachen Finsternisse des Altseins, die ineinander eng umschlungen mich umfaßten. einen dunkelsten geistigen Zustand*, weshalb ich nach einem Licht, einer Tröstung, einer Hoffnung suchte. Nach rechts. in die vergangene Zeit schaute ich und suchte nach einer Tröstung. Die Vergangenheit erschien mir als ein riesiges Grabmal meines Vaters. meiner Großvä ter und meiner Gattung. und vermittelte mirein Gefühl der Verlassenheit statt einer Tröstung. Die Zukunft, auf meiner linken Seite. betrachtete ich, um nach einer Abhilfe zu suchen. Ich sah sie als ein großes und finsteres Grab für mich. für meine Altersgenossen und für die künftigen Generationen. Statt einer Vertrautheit erhielt ich Entsetzen. Von rechts und links entsetzt schaute ich an den gegenwürtigen Tag, in dcm ich mich befand.

 

*Damals war dieser geistige Zustand in Form eines Bittgebetes in persischer Sprache in der Abhandlung «Liebe» (Hubab) in Ankara erschienen.

 

Zu diesen meinen gottvergessenen und geschichtsbewußten Augen erschien dieser gegenwärtige Tag als ein Sarg, der einen halbtoten und auf der Schlachtbank leidenden Körper. meinen Leichnam trug. Als ich dann auch von dieser Hinsicht verzweifelt war. hob ich meinen Kopf auf und betrachtete die Krone meines Lebensbaumes. Ich sah, daß dieser Baum nur eine einzige Frucht hatte, diese Frucht war mein Leichnam. Er hing oben am Baum und schaute mich an. Von diesem Anblick war ich auch entsetzt und senkte meinen Kopf. Ich betrachtete den unteren Teil, die Wurzel des Lebensbaumes. Ich sah. daß die Erde dort unten als eine Mischung der Erde meiner Knochen mit der Erde meiner ursprünglichen Erschatfung unter den Füßen getreten wurde. Das war auch kein Heilmittel, sondern es fügte zu meinem Schmerz noch ein Schmerz hinzu. Anschließend schaute ich zwangsläufig nach hinten. Ich sah; Die Welt, die keine feste Grundlage hat und vergänglich ist, rollt sich in den Bächen der Nichtigkeiten und in dem Dunkeln des Nichts immer weiter. Während ich für meinen Schmerz nach einer Salbe suchte. wurde noch Gift hinzugefügt. Da ich auf dieser Seite auch nichts Gutes sah, schaute ich nach dem, was vor mir lag und richtete meine Blicke nach der Weile. Ich sah: Das Tor des Grabes stand offen genau auf meinem Weg. Mit geöffnetem Eingang betrachtete es mich. Hinter ihm verlief eine Straße, die in die richtung der Ewigkeit ging, und die Scharen, die auf dieser Straße gingen, fielen von weitem her in das Auge. Gegen diese Schrecken. die aus den sechs Seiten kamen. hatte ich nichts anderes außer dem Bruchteil einer persönlichen Entscheidungsfreiheit, die mir als einen Stützpunkt und als eine Waffezur Verteidigung dienen solte. Diese persönliche Entscheidungsfreiheit, welche gegen zahllose Feinde und unzählbare, schädliche Dinge die einzige Waffe des Menschen ist, ist mangelhaft, kurz, schwach und kann nichts zustande bringen. Außer einem Erwerben kann sie nichts tun. Weder vermag sie in die vergangene Zeit hinüberzugehen, sodaß sie die Trauer,die miraus ihr her entstand, beenden könnte, noch in die Zukunft hineinzugehen, sodaß sie die Ängste, die aus ihr herkamen, hindern könnte. Ich sah. daß sie meinen Hoffnungen und Schmerzen bezüglich dem, was vergangen ist und was noch kommen wird, nichts nutzte. Als ich aus Furcht. Vertassenheit, Finsternis und Verzweitlung. die von diesen sechs Richtungen kamen, zappelte. eilten mir die Glaubenstichter, die am Himmel des Qur'an leuchteten. dessen Verkündigung ein Wunder ist. zur Hilfe. Sie erleuchteten diese sechs Seiten dermaßen und füllten sie mit Licht, daß , auch wenn sich jene Schrecken und Finsternisse hundertfach verstärkt hütten, dieses Licht dennoch gegen sie überreichlich wäre. Es verwandelte alle diese Schrecken einen nach dem anderen in Trost und diese Einöden eine nach der anderen in Vertrautheiten. Es ist dies wie folgt:

 

Der Glaube zerriß diese fürchtertiche Gestalt eines großcn Grabmales der vergangenen Zeit und zeigte mir mit augenscheinlicher, sogar selbsterlebter Gewißheit, daß sie eine vertraute, erleuchtete Versammlung ist und ein Zusammentreffen der Freunde.

 

Und der Glaube zeigt mit wissenschaftlicher Gewißheit die Zukunft, die durch gottvergessene Beaachtung in der Gestalt eines großen Grabmals erscheint, in der Gestalt einer liebenswerten Versammlung bei dem Gastmahl des Erbarmers in den Palästen der Glückseligkeit.

 

Und der Glaube brach die gegenwä rtige Zeit. die durch gottvergessene Betrachtung wie ein Sarg aussieht. und die Gestalt des Sarges von diesem gegenwärtigen Tag und zeigte augenscheinlich diesen Tag in der Gestalt eines Geschäftes für den Handel für das Jenseits und als ein prä chtiges Gä stehaus des Erbarmers.

 

Und der Glaube zeigte mit wissenschaftlicher Gewißheit. daB die einzige Frucht, die der Baum des Lebens trägt, nicht eine Leiche ist, wie es ja durch gottvergessene Betrachtung erscheint, sondern daß mein Geist, der mit dem ewigen Leben ausgezeichnet und ein Anwä rter für die ewige Glückseligkeit ist. aus seinem veralteten Nest herausgeht, um auf den Sternen zu reisen.

 

Und der Glaube zeigte mir durch das Geheimnis in dem Glauben, daß die Erde meiner Knochen und die Erde des Ursprungs meiner Erschaffung. keine bedeutungslose, zugrundegerichteten Knochen unter den Füß en sind, sondern daß diese Erde das Tor der Barmherzigkeit und ein Vorhang vor dem Saal des Paradieses ist.

 

Und der Glaube zeigte mirdurch das Geheimnis des Qur'an den Zustand der Welt. die hinter mir lag und gottvergessen betrachtet in Nichtigkeit, in der Finsternis der Abwesenheit hinwegrollte. Was diese Welt, die scheinbar in Finsternissen hinwegrollt, betrifft, so zeigte der Glaube mir, daß sie ein Teil der Briefe dessen ist, der nichts und niemanden bedarf. den aber alles und jedes bedarf, und daß sie die Seiten der Ornamente des Gepriesenen ist. die ihren Auftrag erfüllten. ihren Sinn zum Ausdruck brachten und ihre Folgen an ihrer Stelle im Dasein ließen.

 

Und der Glaube zeigte mir, im Lichte des Qur'an. das Grab, das vor mir mit offenen Augen auf mich starrt, und die Straße. die hinter dem Grab in die Ewigkeit geht. daß dieses Grab kein Eingang für einen Schacht ist, sorndern das Tor in die Welt des Lichtes, und daß dieser Weg aber nicht in die Nichtigkeit und in das Land des Nichts geht. sondern ins Dasein, in das Land des Lichts und in die ewige Glückseligkeit. Da der Glaube mir dies vollkommen überzeugend zeigte, wurde es zu einem Heilmittel und eine Salbe für meine Wunden.

 

Und der Glaube gibt an Stelle von einer bruchteiligen persönlichen Entscheidungsfreiheit. in deren Hand sich ein sehr geringer Erwerb findet. eine Urkunde in die Hand dieser persönlicher Entscheidungsfreiheit. damit sie sich gegen zahllose Feinde und Finsternisse auf eine nicht endende Macht stützt und mit einer grenzenlosen Barmherýzigkeitverbindet. Vielmehr wird der Glaube zu einer Urkunde in der Hand dieser persönlichen Entscheidungsfreiheit. Diese persönliche Entscheidungsfreiheit, die Waffe des Menschen ist. ist zwar selbst kurz schwach und mangelhaft. Aber wie ein Soldat, der, wenn er seine persönliche sehr geringe Kraft im Namen des Staates verwendet. viel tausendfach mehr Arbeiten, als in seiner Kraft liegt, vollbringen kann; genauso kann durch das Geheimnis des Glaubens auch diese bruchteilige persönliche Entscheidungsfreiheitein Paradies von einer fünfhundertjährigen Breite gewinnen, wenn sie im Namen Gottes des Gerechten nuf Seinem Weg verwendet wird.

 

Und der Glaube nimmt die Zügel dieser persönlichen Entscheidungsfreiheit. die in die vergangene und zukünftige Zeit nicht eindringen kann, von den Händen des Körpers und übergibt sie dem Herzen und dem Geist. Da aber der Lebensbereich des Geistes und des Herzens nicht nur auf die gegenwärtige Zeit beschränkt ist wie die des Körpers und sowohl sehr viele Jahre aus der Vergangenheit als auch sehr viele Jahre aus der Zukunft zu seinem Lebensbereich gehören. wird diese persönliche Entscheidungsfreiheit nicht mehr persönlich und bruchteilig und erwirbt eine Ganzheit. Wie sie in die tiefsten Bäche der vergangenen Zeit durch die Kraft des Glaubens eintreten und die Finsternisse der Traurigkeiten, beseitigen kann, so konnte sie durch das Licht des Glaubens die fernsten Berge der Zukunft besteigen, und dic Ängste abschaffen.

 

Nun, ihr Geschwister. Damen und Herren von dem hohen Alter, die ihr wie ich die Mühsal des Alters durchmachen müßt! Elhamdülillah, aller Dank sei Allah. daß wir nun einmal Leute des Glaubens sind und da im Glauben so viele lichtvolle, angenehme, liebliche, süße versteckte Schätze vorhanden sind, und da unser Alter uns an diese Schätze noch mshr heranführt, solten wir doch in jedem Fall das Alter, das in dem Glauben gelebt wird, nicht beklagen. vielmehr dafür tausende Male danken.

 

Achte Hoffnung

 

In einer Zeit, in der mein Haupt von den weißen Haaren, die Merkmale des Alters sind, in Beschlag genommen wurde. sah ich die Tumulte des Weltkrieges, welche den tiefen Schlaf des Jungseins noch mehr vertiefte, und die Ungewißheit meiner Gefangenschaft und eine bedeutsame Position, Ruhm und Würde. Als ich letztesmal in Istanbul ankam, sogar angefangen von dem Kalifen, dem Scheich ul-Islam, dem Oberkommandierenden bis zu den Schülern in den Medressen wurde mir freundliche Zuneigung und achtungsvolle Begrüßung, was ein Übermaß meines Verdienstes war, erwiesen. Der Rausch der Jugendzeit und die geistige Haltung, die aus diesem Zustand erwuchs. vertiefte jenen Schlaf dermaßen, daß ich die Welt etwa als ständig und mich auch in einem merkwürdigen Zustand ansah, in dem ich mich an die Welt anhaftete, wie einer, der nie stirbt.

 

In jener Zeit ging ich im heiligen Monat Ramadan in die gesegnete Moschee Bayezid von Istanbul, um den aufrichtigen Qur'anrezitatorenzuzuhören. Der Qur'an,dessen Verkündigungein Wunder ist, ruft mit seiner hohen Ansprache vom Himmel her durch die Zungen der Rezitatoren den Erlaß überaus kräftig aus, welcher die Vergänglichkeit des Menschen und die Sterblichkeit alles Lebendigen verkündet. Sie ging in mein Ohr rein, bis sie sich in mein Herz setzte, und zerschlug jene sehr dicken Schichten des Schlafes und Rausches und der Gottvergessenheit in Stücke. Ich ging aus der Moschee. Durch die Trunkenheit jenes alten Schlafes, der seit langem über meinem Haupt war, sah ich noch einige Tage lang über meinem Haupt ein Unwetter und ein qualmendes Feuer und mich selbst wie ein Schiff, das seine Richtung verloren hat. Jedesmal, wenn ich im Spiegel meine Haare betrachtete, sagten mir die weiße Haare: «Du, paß auf!» Durch die Ermahnung dieser weißen Haare klä rte sich die Lage. Ich sah: Die Jugendzeit, auf die ich sehr vertraute und in deren Freuden ich vernarrt war, sagte mir Lebewohl. Und das irdische Leben, mit dessen Liebe ich sehr verhaftet war, begann zu verglühen. Und die Welt. mit der ich sehr verhaftet, in die ich sogar verliebt war, sagte mir: «Viel Glück auf deinem Weg!», und ermahnte mich, daß ich aus diesem Gasthaus ausziehen werde. Was aber die Welt betrifft, so sagte sie: «Möge Gott mit dir sein! », und bereitete sich vor, sich zu verabschieden. Wenn der Qur'an, dessen Verkündigung ein Wunder ist, den Vers (Ayet) mit seinem ganzen Sinngehalt verkündet, so besagt sie: «Die ganze Menschengattung ist eine Seele. Um wieder aufzuerstehen, wird sie sterben. Und die Erdkugel ist auch eine Seele. Um in eine ewige Form einzutreten, wird auch sie sterben. Die Welt ist auch eine Seele. Um in die jenseitige Form einzutreten, wird sie auch sterben.» Dem Herzen öffnete sich diese Bedeutung; durch den Hinweis dieses Qur'anverses (Ayet).

 

In diesem Zustand betrachtete ich meine Lage: Die Jugend, die die Quelle der Freude ist, geht. An ihre Stelle kommt das Alter, das der Ursprung der Trauer ist. Und das überaus glänzende und lichtvolle Leben geht. Der scheinbar finstere, schreckliche Tod bereitet sich vor, an seine Stelle zu kommen. Ich sah, daß die Welt, die für sehr lieblich und beständig gehalten wird, und die die Geliebte der Gottvergessenen ist, in großer Geschwindigkeit ihrem Untergang zustrebt.

 

Um mich selbst zu täuschen und meinen Kopf wieder in Gottvergessenheit hineinzustecken, schaute ich nach den Freuden im gesellschaftlichen Rang, den ich in Istanbul viel mehr, als ich es verdiente, erhielt. Das hat mir auch überhaupt nicht genutzt. Alle ihre Zuwendungen, ihr Entgegenkommen und ihr Trost können nur bis zum Tor des Grabes, das in meiner Nä he steht, reichen. Dort verlöschen sie. Und unter dem geschmückten Schleier des Ruhmes und der Würde, die ein Traumziel der Ruhmsüchtigen ist,sah ich eine hedrückende Heuchelei, eine kalte Selbstgefälligkeit und einen vorübergehenden Rausch. Daraus verstand ich, daß diese Dinge, die mich bis jetzt täuschten, mir keinerlei Trost gehen können und es in ihnen üherhaupt kein Licht gibt.

 

Um erneut vollständig aufzuwachen, begann ich wieder die Qur'an Rezitationen in der Bayezid Moschee zu hören. damit ich der himmlischen Lektion des Qur'an zuhörte. Dann hörte ich von dieser himmlischen Lektion frohe Botschaften mit heiligen Erlassen wie

 

 

 

Durch den Segen, den ich aus dem Qur'an bekam, suchte ich nicht von außerhalh Trost, sondern innerhalh der Punkte, von denen ich Furcht, Verlassenheit und Verzweiflung bekam, den Trost. die Hoffnung und das Licht. Dank sei Gott dem Gerechten hunderttausend mal: Innerhalh des Schmerzes selbst fand ich das Heil, innerhalb der Finsternis selbst fand ich das Licht und innerhalb der Furcht selbst fand ich den Trost.

 

Alsallererstes betrachtete ich das Gesicht des Todes, das alle in Schrecken versetzt und das als allerschrecklichstes vorgestellt wird. Ich sah es mit dem Lichte des Qur'an: Der Schleier des Todes ist zwar finster, schwarz und häßlich; für einen Gläubigen aber ist sein wirkliches Antlitz schön und von guter Ausstrahlung. Und in vielen Ahhandlungen stellte sich diese Tatsache mit unwiderlegbar sicheren Beweisen heraus. Wie wirschon in vielen Abhandlungen wie in dem «Achten Wort» und in dem «Zwanzigsten Brief» erläuterten, ist der Tod keine Hinrichtung, keine Trennung, sondern der Anfang; des ewigen Lebens, sein Anbeginn und der Feierahend von der Mühsal des Lehensauftrages, eine Entlassung und ein Ortswechsel. Es ist ein Wiederzusammentreffen mit den Scharen der Freunden, die in das Zwischenreich ausgewandert sind. Durch dergleichen Wahrheiten wie diese erkannte ich das wahre, schöne Gesicht des Todes. Nicht fürchtend, sondern in einer Hinsicht sehnsüchtig hetrachtete ich das Antlitz des Todes. Ein Geheimnis, das nach den Leuten des Ordens in der Verbundenheit mit dem Tod liegt, verstand ich.

 

Dann hetrachtete ich meine Jugend, die durch das Vergehen jeden zum Weinen bringt, für die sich jeder entzückt. die jeden zu ihrem Liebhaber macht, und die mit Sünden und in Gottvergessenheit vergeht und vergangen ist. In ihrem derartig schönen, geschmückten Kleid erkannte ich ein überaus häßliches, betrunkenes und törichtes Gesicht. Hätte ich ihren Sinn nicht vorher gekannt, würde sie mich - dafür, daß, wenn sie mich einige Jahre berauscht und zum Lachen gebracht hätte - lange zum Weinen gebracht haben, auch wenn ich hundert Jahre aufder Erde geblieben wäre. Wie auch einer von solchen gesagt hat:

 

Das heißt: «Ach könte meine Jugendzeit eines Tages zurückkehren, würde ich mich hei ihr beklagen, welch traurige Zustände dieses Altsein über mich brachte.»

 

Tatsächlich weinen die Alten wie dieser Herr, die den Sinn derJugendzeit nicht kannten,in dem sie sie bedauern und sich nach ihr sehnen, Wenn sie an lhre Jugendzeit denken. In Wirklichkeit ist die Jugend ein überaus starkes Mittel zum Handel, ein schöner und anmutigender Anlaß zu segenreichen Taten, wenn sie durch die Gläubigen, die Leute des Herrens. die Leute, die sich ständig der Gegenwart Gottes bewußt sind und die ihren Verstand im Kopf und das Herr am rechten Platz haben, für Gottesdienst, für segenreichen Taten und für den jenseitigen Handel ausgegehen wird. Und diese Jugend ist fürdiejenigen, die ihre religiöse pflicht kennen und sie nicht mißhrauchen, ein wertvolles und frohes Geschenk Gottes. Wenn die rechte Leitung, Sittsamkeit und Gottesfurcht nicht dahei sind, ist die Jugend sehr gefährlich. Durch ihre übermütigen Handlungen beschädigt die Jugend ihre ewige Glückseligkeit und ihr jenseitiges Leben. Sie verderben vielleicht auch vollkommen ihr weltliches Leben. Ja sogar wird er an Stelle der ein-, zweijährigen Freude in der Jugend viele Jahre im Alter Kummer und Sorge haben. Die meisten Menschen geraten durch die Zeit ihrer Jugend zu Schaden. Daher müssen wir Alten, Allah danken, daß wir uns außerhalb der Gefahren- und Schadenzone befinden. Wie alle Dinge werden auch mit Sicherheit die Freuden der Jugend vergehen. Wenn sie aber für Gottesanbetung und für segenreiche Taten ausgegeben wurde, bleiben die Früchte dieser Jugendzeit an ihrer Stelle beständig und veranlassen, eine Jugend im ewigen Leben zu gewinnen.

 

Dann betrachtete ich die Welt, in die die meisten Menschen verliebt und vernarrt sind. Im Lichte des Qur'an sah ich: Es gibt drei universelle Welten, die ineinander verschlungen sind.

 

Das Gesicht der ersten: Schaut nach den Namen Gottes, für die sie als ein Spiegel dient!

 

Das Gesicht der zweiten: Schaut nach dem Jenseits, für das sie ein Acker ist!

 

Das Gesicht der dritten: Schaut nach den Leuten der Welt! Für die Leute, die gottvergessen leben, ist sie ein Spielplatz.

 

Zudem hat jeder in dieser Welt seine eigene riesige Welt. So, als ob nach der Anzahl der Menschen Welten ineinander verschlungen sind. Aber fürjeden ist die Tragsäule seiner persönlichen Welt sein eigenes Leben. Wann aber sein Körper zusammen bricht. stürzt seine Welt über seinem Kopf ein und bricht sein Weltuntergang an. Da die gottvergessen lebenden Leute diesen Ieicht zusammenbrechbaren Zustand ihrer eigenen Welt nicht wissen, halten sie sie für ständig wie die allgemeine Welt und beten sie an. «So wie die Welten der anderen habe auch ich eine Welt für mich, die leicht zerbrechlich ist und kaputt geht. Was hat diese meine persönliche Welt in dieser sehr kurzen Lebensspanne für einen Nutzen?» So dachte ich. Im Lichte des Qur'an sah ich: Sowohl für mich, als auch fürjeden anderen ist diese Welt ein Handelsort, der vorübergeht; und ein Gasthaus, das sich jeden Tag füllt und wieder leert; und ein Basar, der für Ein-und Verkauf der Kommenden und Gehenden auf der Straße errichtet ist; und ein Heft,das der urewige Ornamenteur immer aufs neue erneuert, mit Weisheit schreibt und wieder löscht: und jeder Frühling ist ein Brief von Ihm, geschrieben mit goldenen Lettern; undjeder Sommer ist eine gereimte Kasside (Elegie) von Ihm. Die Welt ist eine Vielzahl von Spiegeln, die die Erscheinungen der Namen des majestätischen Schöpfers immer neu zeigen. Sie ist ein Pflanzengarten für das Jenseits; ein Blumenvorbeet der Barmherzigkeit Gottes; und eine vorübergehende Werkbank, um die Tafeln, die in der ewigen Welt gezeigt werden, hervorzubringen. Mit diesem Wesen erkannte ich die Welt und dankte hunderttausendmal dem majestätischen Schöpfer, der diese Welt in diesem Aussehen erschafft. Und ich verstand, daß die jenigen, die die Liebe für die Welt, die doch der Menschengattung für ihr schönes inneres Gesicht gegeben wurde, das an das Jenseits und an die Namen Gottes schaut. mißbrauchen und sie für ihr vergängliches, häßliches und schädliches Gesicht, das dic Gottvergessenheit hochkommen läßt, vergeben, den Sinn der heiligen Hadis

 

erkennen lassen.

 

Also, Ihr Damen und Herren, die Ihr alt seid! Im Lichte des weisen Qur'an und durch die Ermahnungen meines Altseins und dadurch, daß der Glaube auch meine Augen öffnete, erkannte ich diese Wahrheit. Und in vielen Abhandlungen bewies ich sie mit unwiderlegbaren Zeugnissen. Ich fand dadurch eine wahrhaftige Tröstung, eine starke Hoffnung und ein klares Licht für mich. Ich wurde mit meinem Altsein zufrieden und ich wurde froh, daß meine Jugend vorüber war. Ihr sollt auch nicht weinen, sondern danken. Da der Glaube nun einmal besteht und die Wahrheit so ist, mögen die Leute der Gottvergessenheit weinen, mögen die Leute des Irrweges weinen.

 

Die sechste Problemstellung aus der «Meyve

 

Risalesi» (Frucht - Abhandlung)

 

Den Erklärungen in den meisten Abschnitten der Risale-i Nur und dem Beweis durch zahllose unwiderlegbare Zeugnisse entsprechend wird hier nur ein Hinweis auf ein einziges Zeugnis unter tausenden allgemeingültigen für den Glauben an Allah angeführt.

 

Ein Teil der Schüler des Gymnasiums in Kastamonu besuchte mich. Sie sagten: «Unterrichte uns bitte über unseren Schöpfer. Unsere Lehrer in der Schule sprechen von Allah überhaupt nicht.»

 

Ich sagte ihnen: Jede Wissenschaft, die euch in der Schule gelehrt wird, spricht ständig auf ihre eigene Art von Allah und unterrichtet über den Schöpfer. Wendet also eure Aufmerksamkeit dieser und nicht den Lehrern zu.

 

Zum Beispiel: Eine vollkommen eingerichtete Apotheke, ausgestattet mit zahllosen Tuben und Gläsern, in denen sich lebensspendende Seren und Arzneimittel - zusammengestellt mit Hilfe einer hochempfindlichen Waage - befinden, weist ohne Zweifel auf einen hochgelehrten Chemiker, Arzt und Apotheker hin. Ebenso weisen auch die Seren und Arzneimittel in den Tuben und Gläsern, mit denen wir die vierhunderttausend verschiedenen Pflanzen- und Tierarten vergleichen können, die sich in der Apotheke unserer Erde finden, selbst noch blinde Augen darauf hin, in welchem Maße vollkommener und größer als diese Apotheke in unserer Straße die große Apotheke der Welt sein muss, und der Apotheker und Arzt in all Seiner Majestät in ihr, wenn ihr sie mit den Maßstäben der medizinischen Wissenschaft betrachtet, die ihr studiert.

 

Ein weiteres Beispiel: Eine wundervolle Fabrik, die tausende verschiedener Stoffe aus einfachem Material webt, unterrichtet uns zweifelsfrei über ihren Fabrikanten und hochgelehrten Maschinenbauer. Ebenso teilt uns auch diese rollende Produktionsanlage des Herrn, die wir unsere Erde nennen, mit ihren hunderttausenden von Lieferungsausgängen und hunderttausenden vollständiger Fabriken durch jede einzelne von ihnen mit und unterrichtet uns darüber, in welchem Grade der Erbauer und Besitzer dieser Erdkugel, mit den Maßstäben der Maschinenbaukunde, die ihr studiert, größer und vollkommener ist als diese Fabrik von Menschenhand.

 

Ein weiteres Beispiel: Ein vollständig eingerichtetes Depot, ein Lebensmittellager, ein Laden, in dem tausend und noch eins verschiedener Güter von allen Seiten herangeholt, geordnet sind und bereitgestellt liegen, lässt uns zweifelsfrei erkennen, wer sein Herr und Besitzer ist und es verwaltet. Ebenso lässt uns dieses Depot, dieser Laden des Herrn mit seinen tausend und noch eins verschiedenen Geräten, Gütern und Konservenpaketen, erkennen, in welchem Maße dieses Raumschiff des Hochgelobten. das ein Lebensmittellager des Allerbarmers ist, und das wir unsere Erde nennen, die in einem Jahr ihre regelmäßige Reise in einem Kreis von 24-tausend Jahren Fußweg beschreibt, dabei noch hunderttausend Arten trägt, die der verschiedensten Speisen bedürfen, und das auf seiner Fahrt durch die Jahreszeiten reist, wobei der Frühling einem großen Waggon-gefüllt mit tausenden verschiedenster Speisen für die notleidenden Lebewesen - die ihre Nahrung im Winter aufgezehrt haben, gleicht, verglichen mit den Maßstäben der Wirtschaftswissenschaften, die ihr studiert habt und noch studieren werdet, größer und vollkommener ist als diese Anlagen, und unterrichtet uns dementsprechend mit vollkommener Sicherheit über den Herrn, der dieses Depot, das unsere Erdkugel ist, lenkt, leitet und verwaltet, und weckt unsere Begeisterung für Ihn.

 

Ein Heer, in dem sich 400 tausend Völker zusammenfinden, deren jedes nach seiner eigenen Verpflegung verlangt, seine eigenen Waffen benötigt, seine eigene Kleidung trägt, deren jedes nach eigener Anordnung übt und nach einem anderen Zeitraum entlassen wird, dieses Heer und sein Lager mit seinem Kommandanten, der einzig und allein allen diesen verschiedenen Völkern ihre ganz unterschiedliche Verpflegung und völlig verschiedenen Waffen. ihre Kleidung und Ausrüstung gibt, ohne dabei etwas zu vergessen oder zu verwechseln, weist offensichtlich und ohne allen Zweifel auf eben diesen wunderbaren Kommandanten hin und weckt unsere Begeisterung für ihn. Ebenso läßt auch das Heerlager, das sich in jedem Frühling über das Antlitz der Erde erhebt und aufs neue seine Waffen aufnimmt, ein neues Heer des Hochgelobten aus vierhunderttausend Tier- und Pflanzenvölkern, die ganz verschiedene Bekleidung, Verpflegung und Ausrüstung erhalten, und denen ein einziger, allmächtiger Oberbefehlshaber in vollendeter Ordnung ihre Stellungs- und Entlassungsbefehle erteilt, ohne irgendetwas zu vergessen oder zu verwechseln, für jeden, der seinen Verstand beisammen hat, erkennen, in welchem Maße dieses Heerlager der Erde im Frühling, verglichen mit den Maßstäben der Militärwissenschaft, die ihr studieren wollt, größer und vollkommener ist als das obenerwähnte menschliche Heer und Heerlager, und unterrichtet uns dementsprechend, Ihn mit Lobpreis und Bewunderung als unseren Herrn und Herrscher, der die Welt lenkt und befehligt, in Heiligkeit anzunehmen, erweckt in uns Dank und Verehrung, und ruft unsere Begeisterung für Ihn wach.

 

In einer wunderbaren Stadt mit Millionen von kreisenden elektrischen Lampen, die überall hingelangen, lassen diese Lampen, die immer mit Brennstoff versorgt sind, und ihre Fabrikation offensichtlich und ganz ohne Zweifel ihren wunder wirkenden Meister und über alles fähigen Elektriker, der die Fabrik erbaut und die kreisenden Lampen erschaffen, und sie mit Brennstoff versorgt, der auch die elektrischen Anlagen überwacht, voll Bewunderung erkennen, beglückwünschen und sich für ihn begeistern. Ebenso stoßen auch die Sternenlampen an der Schlossdecke der Welt in dieser kosmischen Stadt, obwohl doch einige von ihnen - nach Aussage der Astronomen - tausendmal größer sind als unsere Erdkugel und sich 70mal schneller bewegen als eine Kanonenkugel, nicht miteinander zusammen, erlöschen nicht und sind stets mit Brennstoffversorgt. Auch unsere Sonne, die. wie ihr gehört habt, nach Aussage der Astronomen Millionenmal größer als unsere Erde und viele Millionen Jahre alt und eine Lampe und ein Ofen in diesem Gasthaus des Allbarmherzigen ist, und für die täglich so viele Meere an Heizöl notwendig wären, wie die Ozeane der Erde Wasser enthält oder ganze Gebirge von Kohle oder Holzstöße, so groß wie tausend Erden, um sie nicht ausgehen zu lassen, und die erhabenen Sterne, die wie sie ohne Ö1, ohne Holz und ohne Kohle brennen und nicht auslöschen, rasch miteinander dahineilen, ohne aneinander zu stoßen, weisen mit ihren Lichtfingern auf die allumfassende Gewalt und Herrschaft Gottes hin und zeigen uns, um wie vieles größer und in welchem Maße vollkommener als in diesem unserem Beispiel die Lampen und Leuchten dieses Weltenschlosses in unserer wunderbaren kosmischen Stadt sind. Wenn ihr die Elektrotechnik dementsprechend studiert oder noch studieren werdet, wird sie uns in gleichem Maße über den König unterrichten, der dieses gewaltige Ausstellungsgelände des Kosmos eingerichtet hat, es verwaltet und dessen die leuchtenden Sterne Zeugen sind, und deren Beleuchtungsmeister Er ist, und in Lobpreis und Verherrlichung unsere Begeisterung und Verehrung für Ihn wecken.

 

Gäbe es, um ein weiteres Beispiel anzuführen, ein Buch, in dessen einzelne Zeilen sehr klein ein ganzes Buch hineingeschrieben sei, und in dessen einzelne Worte mit feinem Stift eine Sure des Qur'an hineingeschrieben sei, ein sehrbedeutungsvolles Buch, in dem sich alle Themen gegenseitig stützen und ergänzen, so zeigte dieser wunderbare Band die außerordentlichen Fähigkeiten und Begabungen seines Schreibers und Verfassers und ließe uns ohne Zweifel, klar wie der Tag, die Vollkommenheit seines Schreibers, seines Autors, erfahren und seine Kunstfertigkeit erkennen. Es würde uns dazu veranlassen, «Masaallah, Barekallah!» zu sagen und unsere Verehrung zum Ausdruck zu bringen. Ebenso lässt auch dieses große Buch der Schöpfung, in dem eine einzige Seite die Oberfläche unserer Erde ist und auf ihr ein einzelner Bogen der Frühling mit seinen dreihunderttausend Tie rund Pflanzenarten, die dreihunderttausend Büchern gleichen. und in dem, wie wir mit eigenen Augen sehen, ein Wort gleich einem Baum wie eine Kasside oder ein Kern gleich einem Punkt fehlerlos, makellos, ohne sich zu irren oder etwas zu verwechseln, vollkommen und wohlgeordnet eines im anderen das vollständige Verzeichnis eines Buches niedergeschrieben wurde, von einer Feder bewerkstelligt, dieser Sammelband des Alls, erkennen, dass diese Verkörperung des «Großen Qur'an» der Welt, in dem sich so unendlich viele Bedeutungen und mit jedem Wort so viele Weisheiten finden, so viel größer, vollkommener und bedeutender ist, als unser Buch in dem obenerwähnten Beispiel. Im gleichen Grade betrachtet mit dem großen Maßstab und dem scharfen Blick der Physik, die ihr lernt, und durch die Lese- und Rechtschreibkunde, die ihr in der Schule praktisch übt, den Designer und ,Schreiber dieses kosmischen Buches, der so grenzenlos vollkommen ist. Es macht Ihn durch das Wort «Allahu Ekber» bekannt, heiligt und erhebt lhn mit «Sübhanallah», lobpreist Ihn mit «Elhamdülillah», und weckt unsere Begeisterung für Ihn.

 

So ermöglicht also jede von Hunderten von Wissenschaften sowie den obenerwähnten Wissensbereichen einem Menschen mit ihren geeichten Maßstäben, ihrem eigenen Spiegel und mit ihrer weitsichtigen Optik eine Betrachtungsweise, durch die er den glorreichen Schöpfer dieses Kosmos in Seinen Namen erkennen, Ihn durch Seine Attribute und in Seiner Vollkommenheit schauen kann.

 

So ist es denn um diesen obenerwähnten Beweis zu führen, der ein wunderbares und glänzendes Zeugnis der Einheit ist, dass der Qur'an, ein Wunder der Verkündigung, so häufig die folgenden Verse (Ayet) wiederholt: „Er ist der Herr der Himmel und der Erde“ und „Er ist der Schöpfer der Himmel und der Erde“. Mit solchen Versen unterrichtet uns der Qur'an über unseren Schöpfer, habe ich den jungen Schülern gesagt. Sie haben auch alles so angenommen und zur Bestätigung gesagt: «Unendlicher Dank sei unserem Herrn dafür, dass wir eine so reine und wahrheitsgetreue Lektion erhalten haben. Möge Allah mit dir zu frieden sein!»

 

Da habe auch ich zu ihnen gesagt:

 

«Der Mensch, der unter tausend verschiedenen Schmerzen leiden und tausend unterschiedliche Arten von Freuden genießen, kann, ist als ein lebendiger Organismus, der über seine große Schwäche hinaus auch noch zahllose innere und äußere Feinde hat und über seine grenzlose Armseligkeit hinaus auch noch von unendlichen vielen äußeren und inneren Faktoren abhängig ist, ein armseliges Geschöpf, auf das unablässig die Schläge des Untergangs und der Trennung herab prasseln. Wenn er sich aber nun plötzlich dem König in Seiner Majestät voll Glaube und Anbetung verbindet und nun gegen alle seine Feinde einen Schützpunkt, in all seinen Bedürfnissen einen Quellgrund der Hilfe findet, so könnt ihr euch vorstellen, wie er, gleich jedem, der sich durch Zugehörigkeit zu seinem Herr geehrt fühlt und auf seinen Stand stolz ist, wen er sich nur einem solchen allmächtigen und allbarmherzigen König gläubig verbindet, in Seinen Dienst tritt und sein ewiges Verbannungsurteil in eine Entlassung-Urkunde umwandelt, in einer groß en Zufriedenheit und Dankbarkeit und mit einer tiefen Ehrerbietung stolz sein kann.»

 

Was ich damals den jungen Schülern gesagt habe. das sage ich noch einmal meinen vom Unglück betroffenen Mitgefangenen genauso: Wer Ihn kennt und Ihm gehorcht, der ist ein Glückseliger, säße er auch in einem Gefängnis. Wer Ihn vergisst, und säße er auch in einem Schloss, der ist ein Unglückseliger. Ja, es sagte einmal ein solcher Glückseliger, der zu Unrecht verurteilt worden war, bei seiner Hinrichtung zu den unglückseligen Gewaltmenschen: «Ich werde nicht hingerichtet, vielmehr gehe ich mit einer Entlassungsurkunde in die ewige Seligkeit ein. Aber ich sehe euch auch zu ewiger Verbannung verurteilt und das ist für mich eine vollständige Genugtuung. Es gibt keinen Gott außer dem einen Gott» sagte er und gab freudig seine Seele hin.

 

Erster Teil eines Briefes zum «Zehnten Wort» - ein wichtiger Anhang

 

In dem nun folgenden «Neunten Strahl» (Þua) wird ein besonderswichtiger Punkt dieses großen himmlichen Verses erklärt, die einen Pol des Glaubens darstellt und eines von den gewaltigen Zeugnissen für die Wiederversammlung erläutert. Es war ein feinsinniges Gnadengeschenk des Herrn, als der alte Said vor dreißig Jahren sein Werk mit dem Titel «Muhakemat» (Urteile) als Einführung zu seinem Kommentar beendete. Damals schrieb er: Zweite Abhandlung. Hier werden zwei Verse über die Wiederversammlung aus dem Qur'an kommentiert und erklärt.

 

Hier wurde aber unterbrochen und es konnte nicht mehr weiter geschrieben werden. Lobpreis und Dank sei meinem barmherzigen Schöpfer so viele Male wie es Beweise und Zeichen der Wiederversammlung gibt, dafür daß Er dreißig Jahre später in Seiner Güte den Erfolg gewährt hat. Tatsächlich verlieh Er* vor zehn Jahren durch diesen einen von den beiden Versen:

 

das «Zehnte» als dem einen und das «Neunundzwangzigste Wort», als einen weiteren glänzenden und sehr starken Beweise und Kommentar zu diesem göttlichen Erlaß. Sie haben die Leugner zum Schweigen gehracht. Er hat in dieser Abhandlung (Risale) den Kommentar zu den obenerwähnten großen Versen, die gleich zwei uneinnehmbaren Festungen des Glaubens an die Wiederversammlung sind, neun, zehn Jahre später zum Geschenk gemacht. So besteht also der folgende neunte Strahl aus «neun erhabenen Stufen», auf die mit den obenerwähnten berühmten Versen hingewiesen wurde und einer bedeutsamen Einführung dazu.

 

*nimet: es war Seine Gnade, - A. d. Ü.

 

 

 

 

 

Einführung

 

Zwei Punkte, mit denen die lebenswichtigen Folgen und sehr viel geistiger Nutzen des Glaubens an die Wiederversammlung zu einem einzigen Ergebnis zusammengefaßt, und in denen aufgezeigt wird, in welchem Grade dieser Glaube für das menschliche Leben und besonders für das Gemeinschaftsleben erforderlich,ja, sogar zwingend notwendig ist, und in denen der Glaube an die Wiederversammlung mit einem einzigen universellen bündigen Zeugnis untervielen Zeugnissen dargestellt, und gleichzeiti; zum Ausdruck gebracht wird, in welchem Grade der Glaube an die Wiederversammlung offensichtlich und ganz ohne allen Zweifel ist.

 

Erster Punkt: Für das Dogma von der Auferstehung, welches das Grundprinzip des sozialen wie des individuellen Lebens ist und die Grundlage zur Glückselißkeit und zur Vervollkommnung des Menschen, wollen wir hier unter hundertert von Beweisen lediglich vier Beispiele anführen:

 

Erster Beweis: Kinder, welche etwa die Hälfte der Menschheit ausmachen, können nur im Gedanken an das Paradies den Tod und die Trennung ertragen, die ihnen Furcht und Schrecken einjagt, sodaß sie weinen. Nur so können sie in ihrer Empfindsamkeit und vergleichsweisen Schwäche die geistige Kraft für ihr Dasein aufbringen und bei ihrer so wenig widerstandsfähigen Gemütsverfassung, wo sie doch so leicht zum Weinen neigen, mit der Hoffnung auf das Paradies in Freude leben. Zum Beispiel sagt ein Kind im Gedanken an das Paradies:« Mein kleiner Bruder oder Freund ist gestorben. Nun ist er ein Vogel im Paradies geworden. Dort hat er es nun gut. Er fliegt im Paradies umher und lebt nun noch schöner als wir.« Wäre das nicht so, fielen diesen hilflosen, schwachen und ängstlichen Kindern die Toten ins Auge, Große und auch Kleine in ihrem Alter, die immer und überall rings um sie gestorben sind. vernichteten ganz und gar die Kraft ihres Widerstandes und die Stärke ihrer Seele, brächten nicht nur ihre Augen, nein, Herz, Sinn und Verstand, ihr ganzes Gemüt zum Weinen, zerstörten es gar, und die Kinder würden so verstörten, unlückseligen Tieren gleich.

 

ZweiterBeweis: Die Alten aber, welche die andere Hälfte der Menschheit ausmachen, können sich nur mit demJenseits über die Nähe ihres Grabes hinwegtrösten. Nur so können sie sich in Anbetracht ihres eigenen Lebens im besonderen, mit dem sie eng verbunden sind, und das doch so bald erlöschen wird. und das in Anbetracht dieses schönen Lebens allgemein, zu dem sich so bald die Türe schließen wird, noch weiter aufrerht erhalten. In ihrem Geist und Gemüt, das dem der Kinder ähnelt, können sie dem Schmerz und der Hoffnungslosigkeit, die aus dem Tod und Verfall erwächst, nur die Hoffnung auf ein bleibendes Leben entgegensetzen. Sonst würden alIe diese sorgenvollen Väter und Mütter,würdig der Liebe (þefkat) und Verehrung, und bedürftig der Ruhe für ihre Seelen und des Friedens für ihre Herzen, ein solches Weh des Geistes und eine derartige Verwirrung des Herzens erleiden, daß ihnen die Welt wie ein finsterer Kerker und das Leben eine peinvollen Strafe gleich wäre.

 

Dritter Beweis: Die jungen Leute. welche die Ausgangsbasis des menschlichen Gesellschaftslebensbilden, diese Jugendlichen in ihrer doch so heißblütigen Art. im Überschwang ihrer Gefühle und Leidenschaften, könn>

Übertragung unterbrochen

, Gewalttätigkeiten und Zerstörung zurückhalten und einen angenehmen Ablauf des gesellschaftlichen Lebens sicherstellen als nur in dem Gedanken an die Hölle. Anderenfalls, wenn die Furcht vor der Hölle nicht wäre, würden diese jungen Menschen in ihrem Rausch nach dem Motto: «Das Recht ist auf Seiten des Stärkeren» den Hilflosen, Schwachen und Armen je nach Lust und Laune das Leben zur Hölle machen, und die hohe Menschlichkeit in eine ganz gemeine Bestialität umwandeln.

 

Vierter Beweis: Im irdischen Leben desMenschengeschlechtes ist der universale Mittelpunkt, der Lebensnerv, ein Paradies irdischer Glückseligkeit, ein Zufluchtsort und eine Burg das Familienleben, das Zuhause ist für jedermann seine kleine Welt Was aber in dieses Zuhause und sein Familienleben Leben und Glück hineinbringt, ist nur in inniger, ernster und treuer Verehrung, in aufrechtem, liebevollem und opferbereitem Mitleid möglich, und diese wahrhaftige Verehrung, das herzliche Erbamýen kann nur in dem Gedanken und auf dem Glaubensgrundsatz einer ewigen Freundschaft und einer ewigen Partnerschaft und einem immerwährenden Beieinandersein möglich sein in der Idee, sich für eine grenzenlose Zeit und ein unbegrenztes Leben in väterlicher, kindlicher, brüderlicher und freundschaftlicher Verbundenheit zusammenzufinden. So sagt ein Mensch um Beispiel: «Diese meine Frau wird in einerewigen Welt, einem ewigen Leben meine immerwährende Gefährtin sein. Es macht nichts, wenn siejetzt alt und häßlich geworden ist. Denn ihr ist eine ewige Schönheit zu eigen, die wiederkehren wird. Und ich bin dazu bereit, für eine solch immerwährende Kameradschaftjedes Opfer zu bringen und ihr Barmherzigkeit zu erweisen.» So kann er seiner altgewordenen Frau mit der gleichen Liebe (muhabbet), Zärtlichkeit (þefkat) und Barmherzigkeit begegnen wie einer Paradiesesjungfrau (huri). Anderenfalls würde eine Kameradschaft, die nach einem kurzen, ein, zwei-stündigen, äußerlichen Beisammensein durch einen Abschied und eine Trennung auf ewig wieder gelöst wird, sicherlich nureine Art von sehr oberflächlicher und nurvorübergehender emotionaler Bindung ohnejede Wurzel sein, worin Erbarmen nur ein Wort und Ehrerbietung nur gekünstelt bleibt. So wie im Tierreich würden arteigene Interessen und andere dominierende Eigenschaften über Ehrerbietung und Barmherzigkeit siegen, und dieses irdische Paradies in eine Hölle verwandeln.

 

So betrifft also eine unter hundert Folgen des Glaubens an die Wiederversammlung das gesellschaftliche Leben der Menschen. Und diese eine einzige Folge hat aber hunderte von Möglichkeiten, sie zu betrachten und anzuwenden. Vergleicht man diese vier oben erwähnten Beweise mit den anderen (noch möglichen), dann wird es verständlich, daß die Wiederversammlung sich als ein tatsächliches Ereignis bewahrheiten wird, und dies mit der Gewißheit der Existenz der Menschheit und ihrer gemeinsamen Bedürfnisse. Ja, die Existenz eiýýes Bedürfnisses im menschlichen Magen ist sogar ein Beweis und ein Zeugnis für die Existenz der Nahrung, das noch offensichtlicher ist. Ja, sie teilt diese Tatsache sogar noch viel deutlicher mit. Das aber beweist: Nimmt man der Menschheit die Schlußfolgerung, die sich aus der Tatsache der Wiederversammlung ergibt, weg, dann fällt dieses so wichtige, erhabene und lebendige Wesen der Menschheit, seine Seele, auf die Stufe eines Kadavers herab, der als Abfall nur noch den Mikroben dient, murdar (unrein, ungenießbar) ist. Diejenigen, welche sich so intensiv mit der Regierung, den Sitten und den gesellschaftlichen Beziehuýngen unter den Menschen beschäftigen, die Politilker, Moralisten und Soziologen sollen einmal die Ohren spitzen! Sollen sie doch endlich einmal sagen, wie sie diese Leere ausfüllen, und womit sie diese tiefe Wunde heilen wollen'?!

 

Zweiter Punkt: Für die Tatsache der Wiederversamýnlung gibt es zahlreiche Beweise. Wir wollen hier nun einen dieser Beweise in sehr kurzer Form darlegen. Er wurde aus Zeugnissen zusammengestellt, die auf noch anderen Fundamenten des Glaubens beruhen. Es ist dies der folgende: Alle Wunder, die das Gesandtentum Muhammads. mit dem Friede und Segen sei, beweisen, und all die Beweise seines Prophetentums und seiner Wahrhaftigkeit beweisen und bezeugen zusammen, daß sich die Wiederversammlung tatsächlich bewahrheiten wird. Denn alles, was diese Persönlichkeit lehrte, konzentriert sich zunächst auf die Lehre von der Einheit (vahdaniyet), danach aber auf die Wiederversammlung. In der Tat bezeugen alle seine Wunder und Beweise, die sämtliche Propheten zu ihrer Bestätiguýýg gewirkt haben, und durch die sie als Propheten bestätigt worden sind, eben diese eine Wahrheit. In gleicher Weise führt das Bekenntnis des Glaubens an die heiligen Schriften (von Adam bis Muhammad, mit dem Friede und Segen sei), welches das Bekenntnis des Glaubens an die Propheten in seiner Klarheit noch steigert, zum Bekenntnis des Glaubens an eben diese eine Wahrheit. Dies ist wie folgt:

 

Vor allem führen sämtliche Wunder, Beweise und Tatsachen, welche die Wahrheit des Qur'an (als Gottes Wort), der ja offensichtlich selbst ein Wunder ist. belegen, insgesamt zu dem Bekenntnis des Glaubens, daß die Wiederversammlung sich als ein tatsächliches Ereignis bewahrheiten wird. Denn fast ein Drittel des Qur' an handelt von der Wiederversammlung, und die meisten kurzen Suren beginnen mit sehr starken Versen über die Wiederversammlung. Er berichtet in tausenden von Versen ausdrücklich oder inbegriffen von eben dieser einen Wahrheit, beweist sie, weist auf sie hin. Zum Beispiel:

 

In dieser oder ähnlicher Weise zeigt der Qur'an am Anfang von dreißig, vierzig Suren mit völliger Gewißheit, daß die Tatsache der Wiederversammlung die bedeutendste Tatsache und die notwendigste (vacib) in der .Schöpfung ist. Und auch noch andere Verse erklären diese Tatsache mit den verschiedensten Beweisen überzeugend. Ja, wä re es denn überhaupt möglich, daß der Glaube an die Wiedeýversammlung, der doch aus dem Zeugnis und der Lehre des Buches, das doch mit einem einzigen Zeichen eines einzigen Verses im Bereich der verschiedenen naturwissenschaftlichen und philosophischen islamischen Wissenschaften vor unseren Augen wissenschaftliche Tatsachen sonnenklar als Frucht hervorbringt, nicht wahr sein sollte? Wäre das nicht hundertmal unmöglich und inig, als wollte man die Existenz der Sonne bestreiten und das Weltall als nichtvorhanden erklären? Ja, wäre es denn überhaupt möglich, daß tausende von Aussagen, Versprechungen und Warnungen eines so ehrenwerten und vertrauenswürdigen Königs sich als Unwahrheit und Lüge herausstellen sollten, obwohl sich doch zuweilen ein Heer auf einen einzigen Wink seines Königs in Marsch setzt, um zu kämpfen? Ja, wäre es denn für einen Menschen, der in seiner Ignoranz diese Wahrheit nicht annehmen will, obwohl doch dieser ruhmreiche, unsichtbare König, für den ein bloßer Wink genügt, um eine solche Tatsache zu beweisen, der seit dreizehn Jahrhunderten ununterbrochen über zahllose Geister, Intelligenzen, Herzen und Seelen Seines Reiches in Recht und Gerechtigkeit herrscht, sie unterweist und lenkt und leitet, die Tatsache der Wiederversammlung mit tausenden von Erklärungen erläutert und bewiesen hat, nicht notwendig, ihn mit der Hölle zu bestrafen, und wäre das nicht für ihn die wahre Gerechtigkeit? In dieser oder ähnlicher Weise bestätigen, auch alle die himmlichen Bücher und heiligen Schriften, deren jedes in seinem Zeitalter und in seiner Kulturepoche maßgeblich war,jene Wahrheit von der Wiederversammlung, die der Qur' an, welcher für alle Zukunft und für eine jegliche Kulturepoche maßgeblich ist, ausführlich, mit Erläuterungen und Wiederholungen erklärt. Sie alle nehmen diese Wahrheit ihrem Zeitalter und ihrer Kulturepoche entsprechend als unumstößlich an, erklären sie kurz und bündig, behaupten und beweisen sie nachdrücklich, wenn auch die Bilder dabei manchmal etwas undeutlich bleiben. Sie alle unterstreichen und bestätigen diese Lehre des Qur'an wie mit tausenden von Unterschriften.

 

Hier noch das Ende eines Bittgebet (Risale-i Münacat), in dem dieses Thema behandelt wird:

 

Es wird darin ein Grundpfeiler des «Glaubens an den Jüngsten Tag» im Zusammenhang mit noch anderen Grundpfeilem des Glaubens, besonders dem, welcher das Bekenntnis des Glaubens (þehadet) an die Propheten und die heiligen Bücher betrifft, in Form eines Bittgebetes (münacat) als ein kurz und bündig zusammengefaßter Beleg für die Wiederversammlung angeführt, der sehr stark ist und jeglichen Zweifel auszuräumen vermag. Es ist dies ein Bittgebet, in dem es folgendermaßen heißt:

 

Oh mein barmherziger Herr! Unterrichtet durch Deinen höchst ehrenwerten Gesandten und gelehrt durch den weisen Qur'an, habe ich verstanden: Vor allem der Qur'an und Dein hochehrwürdiger Gesandter, aber auch alle heiligen Bücher und Propheten bezeugen und beweisen übereinstimmend und weisen darauf hin, daß die Manifestationen Deiner glorreichen und anmutigen (celal ve cemal) Namen, deren Abbilder wir hier in dieser Welt allüberall betrachten können, sich noch glanzvoller in der Ewigkeit der Ewigkeiten fortsetzen werden und daß Deine Gnadengaben, deren Manifestationen und Abbildungen in Deiner Barmherzigkeit dieser Welt zum Zeugnis gegeben werden, noch majestätischer an der Stätte der Glückseligkeit für immer und ewi; erscheinen werden, und daß diejenigen, die sie in diesem kurzen irdischen Leben voll Freude und Sehnsucht genossen haben, und die ihnen bis in die Ewigkeit hinüber Begleiter waren, ihnen auch dort noch Begleiter sein werden, wo es keine Trennung gibt.

 

Zudem verkünden auch, allen voran der hochehrwürdige Gesandte und Dein weiser Qur'an, so dann alle die Propheten erleuchteten Geistes, die Heiligen (Evliya), welche die Pole (Kutub) aller lichtvollen Herzen, die Getreuen (Sýddýk), welche die Quelle allen lichten und scharfen Denkens sind, gestütz auf Deine tausenden von Verheißungen und Warnungen, die sich in allen himmilischen Büchern und heiligen Schriften so oft wiederholen. und auch im Vertrauen auf Deine heiligen Namen und Attribute: Allmacht, Barmherzigkeit, Gnade (inayet), Weisheit, Majestät (celal) und Schönheit (cemal), welche nach einem Jenseits verlangen, im Vertrauen auf die Würde Deiner Majestät und das Königreich Deiner Herrschaft, auch bauend auf ihre zalýllosen (spirituellen) Entdeckungen und Ertahrungen (müþahade), welche sie uns übermitteln gleich Abbildern aus dem Jenseits und Tropfsteinen (welche, von einer himmlischen Nährlösung gespeist, von dem Boden der diesseitigen Welt empor und von ihrer Decke herabwachsen), und im Vertrauen auf ihre Überzeugungen und ihren Glauben, welcher die Sicherheit der Wissenschaft und persönlicher Wahrnehmung (ilmelyakin ve aynelyakin) besitzt, (verkünden sie mit einer solchen Sicherheit) den Menschen die ewige Seligkeit. Die verkünden und erklären, daß für die Leute des Irrweges (dalalet) die Hölle und für die Leute der Rechtleitung (hidayet) das Paradies da ist. Daran glauben sie fest und bezeugen es...

 

Oh allmächtiger König! (Ey Kadir-i Hakim!) Oh barmherziger Erbarmer! (Ey Rahman-ý Rahim!) Oh Freigiebiger und Getreuer in Deinen Versprechungen! (Ey Sadýk-ul-Va'dil Kerim!) Oh gewaltiger und majestälischer Herr der Ehren, dem keiner zu wiederstehen vermag!... (Ey Ýzzet ve Azamet ve Celal sahibi Kahhar-ý Zülcelal). Gepriesen bist Du hunderttausendmal, grenzenlos rein und so hoch erhaben darüber, daß Du so viele Deiner treuen Freunde zu Lügnern stempeln solltest, daß sich so viele Deiner Versprechungen, Attribute und Taten als verlogen herausstellen sollten und daß Du die absoluten Erfordernisse des Königreiches Deiner Herrschaft verleugnen und ihnen nicht entsprechen solltest und daß Du die zahllosen Bitten und Gebete Deiner zahllosen Diener und Anbeter, die Du angenommen hast und liebst und die Deine Liebe anstreben dadurch, daß sie an Dich glauben (tasdik) und Dir gehorchen, zurückweisen und nicht erhören solltest, daß Du die, welche auf Irrwegen (ehl-i dalalet) gehen. und die Unglä ubigen, welche Deine gewaltige Größe angreifen, indem sie Dich in Deinem Versprechen der Auferstehung in ihrem Unglauben und ihrer Auflehnung zum Lügner stempeln wollen, welche Dich in der Ehre Deiner Majestä t und in der Würde Deiner Göttlichkeit und in der Barmherzigkeit Deiner Herrschaft beleidigen wollen, in ihrer Verleugnugn der Wiederversammlung bestätigen solltest! Über aller grenzenlosen Ungerechtigkeit und über aller grenzenlosen Abscheulichkeit sei über alles geheiligt Deine grenzenlose Gerechtigkeit, Deine grenzenlose Schönheit (cemal) und Deine unbegrenzte Barmherzigkeit! Wir glauben mit aller Macht, daß die Zeugnisse der Propheten, der Gelehrten (Asfiya) und der Heiligen (Evliya), die die hunderttausend getreuen Botschafter und grenzenlos aufrechten Ausrufer Deines Köninreiches bilden und die jenseitigen Schatzkammern Deiner Barmherzigkeit, die Tresore Deiner Gnadengaben (ihsan) in der ewigen (baki) Welt und die Manifestationen Deiner wunderbaren schönen Namen, die sich im Hause der Glückseligkeit vollständig offenbaren, werden mit wahrhaftiger Sicherheit, mit augenscheinlicher Sicherheit, mit wissenschaftlicher Sicherheit (hakkalyakin, aynelyakin, ilmelyakin) bestätigen, richtig und wahrhaftig sind. Ihre Beschreibungen sind zutreffend und stimmen miteinander überein. Was sie verkündigen ist zutreffend, entspricht den Tatsachen. Sie glauben, daß der größte Strahl Deines Namens, auf den alle Tatsachen hinauslaufen, der ihre Sonne und ihr Beschützer ist, «Hak» (Die Wahrheit) heißt, die gewaltige Tatsache der Auferstehung ist und unterrichten in Deinem Auftrag Deine Diener und Anbeter dieser Wahrheit entsprechend. Sie belehrten darüber, was die Wahrheit selbst ist. Oh Herr! Um der Wahrheit dieses ihres Unterrichtes und der Ehrenhaftigkeit ihrer Belehrungen willen, schenke den Schülern der Risale-i Nur einen vollkommenen Glauben und ein gutes Ende! Gewähre uns, ihrer Fürsprache teilhaftig zu werden! Amen... So wie aber nun einerseits alle Hinweise und Belege, welche die Wahrhaftigkeit des Qur'an, ja, sogar aller heiligen Schriften, beweisen, andererseits auch alle die Wundertaten und Zeugnisse des Prophetentums des Geliebten Gottes (Habibullah),ja, sogar aller Gesandten bestätigen, so beweisen sie alle auch die großer Lehre vom Jenseits als einer Realität. In ähnlicher Weise bestätigen auch die meisten Hinweise und Belege, indem sie das Sein und die Einheit des Notwendig Seienden bestätigen, gleichzeitig auch die Eröffnung des Hauses der Glückseligkeit, das die hauptsächliche Quelle, der Angelpunkt göttlicher Herrschaft, Erhabenheit und das Sein einer bestä ndigen Welt ist. Wie noch in den folgenden Abschnitten zu erläutern und zu beweisen sein wird, verlangen sowohl das Sein des Notwendig-Seienden als auch alle seine Eigenschaften, die meisten Seiner Namen und auch Seine Attribute wie Herrschaft (Rububiyet), Erhabenheit (Uluhiyet), Barmherzigkeit (Rahmet), Gnade (Ýnayet), Weisheit (Hikmet) und Gerechtigkeit (Adalet) mit der ihr eigenen Notwendigkeit nach einem Jenseits, fordern mit zwingender Notwendigkeit nach einer beständigen Welt, rufen mit Dringlichkeit nach einer Auferstehung und Wiederversammlung, dort zu belohnen und zu bestrafen.

 

Da es nun einmal einen Gott gibt von Ewigkeit zu Ewigkeit, wird es mit Sicherheit auch ein Jenseits geben, das der unvergängliche Sitz Seines Königreiches in Erhabenheit ist. Und

 

da es nun einmal in diesem Universum und über allen Lebendigen eine vollkommene Herrschaft in außerordentlicher Majestät, Weisheit und Liebe gibt und sichtbar ist, wird sich mit Sicherheit auch ein Haus Ewiger Glückseligkeit finden, das die Majestät Seiner Herrschaft vor einem Umsturz, Seine Weisheit vor der Sinnlosigkeit und Seine Liebe (Þefkat) vor der Grausamkeit bewahrt, und in das man eintreten wird.

 

Nun aber weisen zahllose sinnenfälliD sichtbare Gnadengaben (nimet) und Geschenke (ihsan), fürjeden, dessen Verstand noch nicht erloschen und dessen Herz noch nicht erstorben ist, Huld(lütuf) und Gnadenerweise (kerem), Bezeigungen der Gunst (inayet) und Barmherzigkeit (rahmet) darauf hin, daß es wie hinter einem unsichtbaren Schleier in der Überfülle Seiner Erbarmungen einen verborgenen Herrn gehen muß. Und es gibt und wird mit Sicherheit auch ein immerwährendes Leben in einer beständigen Welt geben, wo die Gnade vor dem Spott, die Güte vor dem Hohn, die Huld vor der Feindschaft, die Barmherzigkeit vor der Qual, die Gunst und die Güte vor dem Verrat bewahrt bleiben, wo die Güte zur Güte und die Gnade zur Gnade wird.

 

Überdies ist in jedem Frühliýýg eine Feder des Allmächtigen damit beschäftigt, vor unseren Augen diese knappe Seite, welche unsere Erde darstellt. mit hunderttausend Büchern zu beschreiben, eines in das andere fehlerfrei hineinkomponiert. Und der Besitzer dieser Feder hat hunderttausendmal geschworen und versprochen: «Ich werde an einem noch größeren Ort ein schönes unsterbliches Buch schreiben. Es wird dies noch leichter sein, als auf diesem begrenzten Platz das Buch des Frühlings, das so verwikkelt und ineinander verschrieben ist. Das werde ich euch zu lesen geben,» sagt Er und erwähnt dieses Buch in allen Seinen Erlassen. Sicher und gewiß ist das Original dieses Buches schon geschrieben, und auch die Anmerkungen dazu werden noch am Tage der Auferstehung und Wiederversammlung niedergeschrieben werden. Und auch das Berichtsheft mit den Taten und Werken aller wird sich darin aufgezeichnet finden. Nun aber ist die Erde in Anbetracht der Vielzahl alles Geschaffenen und als Wohnstätte,Ursprung, Fabrik, Messegelände und Versammlungsort hunderttausender äußerst verschiedener, ständig wechselnder belebter und beseelter Arten des Lebens das Herz, Zentrum, Mittelpunkt, Frucht und Ursache der Schöpfung des Alls, und hat als solche eine sehr große Bedeutung: sie ist trotz ihrer Kleinheit den unendlich weiten Himmelsräumen gleichgestellt. Deshalb ist in den himmlischen Erlassen immer vom die Rede. Nun aber kommt dem Geschlecht der Kinder Adams eine große Bedeutung zu. Sie herrschen allüberall auf der Erde, verfügen über die Mehrzahl alles Geschaffenen, ordnen sich die Mehrzahl aller Geschöpfe unter und sammeln sie um sich. ordnen die Mehrzahl alles Geschaffenen nach eigenen Neigungen, Vorstellungen, Plänen, Bedürfnissen, Grundsätzen auf das schönste, stellen sie aus, schmücken und verzieren sie, und sammeln sie entsprechend einer Liste ihrer kostbarsten Arten an einzelnen Orten, sodaß sie sich nur die Blicke der Menschen und Dschinnen, nein, sogar die aufmerksamen Blicke und das Wohlwollen aller Bewohner der Himmel und des ganzen Universums auf sich ziehen, den bewundernden Blick des Herrn des Alls auf sich lenken, was ihnen einen großen Wert und eine hohe Bedeutung verleiht, und wodurch sie mit ihren Künsten und Wissenschaften zeigen, daß sie die Weisheit in der Schöpfung des Alls, deren großen Sinn, ihre wertvolle Frucht und den Kalifen der Erde darstellen, weil sie ja die wunderbaren Kunstwerke des Meisters der Welt auf dem Antlitz der Erde so wunderschön ausstellen und anordnen, wurden sie trotz ihrer Auflehnung und ihres Unglaubens auf der Erde belassen und ihre Strafe wurde ausgesetzt... und um dieses Dienstes willen wurde ihnen eine Frist gewährt und eine Müglichkeit, erfolgreich zu sein.

 

Es liegt aber nun einmal in dem, was die Natur der Kinder Adams ausmacht, daß sie in Anbetracht ihrer Beschaffenheit und Veranlagung außerordentlich schwach und hinfällig sind, weshalb es einen ebenso mächtigen, weisen und liebevollen Herrscher gibt, der ihnen in all ihrer Schwäche und Armseligkeit, ihrergrenzenlosen Bedürftigkeit und Not, dieses gewaltige Erdenrund zu einer Lagerstätte fürjede Art Erz, enlsprechend den Erfordernissen des Menschengeschlechtes, ein Lagerhaus für jede Art Nahrung, einen Laden verschiedenster Güter, wie sie dem Menschengeschlechte wohlgefallen, bereitgestellt hat, und der sich auf diese Weise um das Menschengeschlecht kümmert, es ernährt und dessen Wünsche befriedigt.

 

Nun gibt es aber wirklich einen Herrn, der dieser Tatsache entspricht, der den Menschen sowohl liebt als auch von den Menschen geliebt werden möchte, der sowohl ewig besteht als auch über ewig bestehende Welten verfügt, der sowohl jedes Werk in Gerechtigkeit verrichtet als auch jedes Ding iýý Weisheit schafft. Nun hat aber das Königreich des Urewigen Herrschers in Seiner Majestät, und die Unsterblichkeit Seiner Herrschaft in diesem kurzen irdischen Leben, in dieser allzu kurzen Spanne menschlichen Daseins auf dieser zeitlich und räumlich so begrenzten Welt keinen Platz. Und all das, was sich unter den Menschen und ihrer Welt entgegen der Ordnung, Gerechtigkeit, Ausgewogenheit und vollkommenen Schönheit ereignet, diese so große Unterdrückung und Auflehnung, die dem widerspricht. der Verrat, die Verleugnung, der Unglaube gegenüber dem Freund und Wohltäter des Menschen. der ihn so liebevoll versorgt, bleiben im Diesseits unbestraft. Die grausamen Unterdrücker verbringen ihr Leben in Bequemlichkeit, während die Unterdrückten und Armen geschunden werden. Das Wesen vollkommener Gerechtigkeit aber, dessen Spuren wir im ganzen Weltall beobachten können, kann nicht dulden, noch erlauben, daß diese grausamen Unterdrücker und die hoffnungslos Unterdrückten einander im Tode gleichgestellt sein und nicht wiederauferstehen sollten. Dies stünde ganz und gar im Widerspruch dazu.

 

Gleich wie aber nun der Herr des Alls die Erde im All und das Menschengeschlecht von der Erde auserwählt hat. ihm einen so hohen Rang und ihm eine solche Bedeutung verliehen hat, so hat Er auch die Propheten, die Heiligen und Gelehrten, die mit den Zielen Seiner Herrschaft übereinstimmen, jene wahren Menschen, die in Glaube und Hingabe Sein Wohlgefallen erstreben, unter den Menschen auserwählt, sie sich zu Freunden und Ansprechpartnern gemacht, sie mit Wundertaten und Erfolgen ausgezeichnet und ihre Feinde mit außernatürlichen Katastrophen geschlagen.

 

Unter Seinen kostbaren und geliebten Freunden hat Er Muhammad, mit dem Friede und Segen sei, ihnen als Leuchte des Glaubens erwählt, mit dessen Licht Er seit vielen Jahrhunderten eine bedeutende Hälfte des Erdenrundes und ein bedeutendes Fünftel der Menschheit erleuchtet... es scheint, als sei das Universum seinetwillen erschaffen worden, weil dessen Ziele sämtlich in ihm, in seinem Glauben und im Qur'an ihren Ausdruck finden. Er, der doch würdig und geeignet gewesen wäre, als Lohn Seiner grenzenlosen, so außerordentlich wertvollen Verdienste, die zu erwerben eine Million Jahre erforderlich gewesen wären, erhielt dafür nur jene kurze Lebensspanne von dreiundsechzig Jahren, erfüllt von Mühen und Kämpfen. Ja, wäre es denn in irgendeiner Hinsicht möglich, wahrscheinlich oder vorstellbar, daß diese Persönlichkeit nicht mit all seinen ihm gleichrangigen Freunden und Gefährten wieder auferweckt werden sollte? Ja, sollte er nicht hier und heute im Geiste vital und lebendig sein? Ja, sollten sie auf ewig verurteilt und vernichtet sein? Nein, keineswegs - Gott bewahre! - und tausendmal nein!...

 

Tatsächlich verlangt das ganze All, erfordern die Realitäten dieser Welt seine Auferstehung. Nun aber haben im «Ayet-ülKübra» (Das Große Zeichen) genannten «Siebenten Strahl» dreiundreißig überwältigend einstimmige Beweise, einjeder einzelne so stark wie ein Berg, ergeben, daß dieses ganze Universum aus einer einzigen Hand hervorgegangen, und das Eigentum eines einzigen Herrschers ist. Sie zeigen, daß die Einheit Gottes und Seine Allgegenwart (Vahdet ve Ehadiyet) die Quelle Seiner göttllichen Vollkommenheit ist. Unter dieser zweifachen Einheit wurde das ganze Weltall gleich gehorsamen Soldaten und dienst fertigen Beamten diesem einen Herrn unterstellt. Unter der Betrachtung des Kommens eines solchen Jenseits bleibt Seine Vollkommenheit vor dem Sturz, Seine absolute Gerechtiakeit vor grenzenlos gnadenlosem Spott, Seine universale Weisheit vor Torheit und Ausschweifung, Seine alles umfassende Barmherzigkeit vor lasterhaften Spielen und grausamen Vergnügungen, die Würde Seiner Allmacht vor würdeloser Schwäche bewahrt. rein erhalten und geheiligt. Sicherlich und gewiß wird der Jüngste Tag, wie wir aus hundert Anmerkungen über den Glauben an Allah (imaný-ý billah) und aus den sechs vorangegangenen «madem (überdies, nun, aber, zudem)»-Abschnitten den Schluß ziehen müssen, in jedem Falle hereinbrechen. Die Wiederauferstehung und Wiederversammlung wird stattfinden. Es wird ein Haus der Bestrafung und der Belohnung eröffnet werden... sodaß die obenerwähnte Bedeutung der Erde, ihre zentrale Lage und die Bedeutung der Menschheit und ihr Wert sich bewahrheiten. Dann wird die obenerwähnte Gerechtigkeit, Weisheit, Barmherzigkeit und Herrschaft des weisen Schöpfers und Herrn, des Lenkers und Leiters der Erde und ihrer Menscheit sich fest verankern und die obenerwähnten warhaftigen Freunde und alle, die sich nach Ihm sehnen, vor der ewigen Vernichtung bewahrt bleiben und er größte und kostbarste unter diesen Freunden, der mit seinem heiligen Dienst das ganze Weltall glücklich und dankbar gemacht hat,seine Belohnung erhalten.So wird die Vollkomnýenheit des ewigen Königs vor Fehlern und Mängeln,Seine Macht vor Ohnmacht,Seine Weisheit vor Sinnlosigkeit und Seine Gerechtigkeit vor Ungerechtigkeit bewahrt,rein und geheiligt sein.

 

Kurzum: Das es nun einmal Allah Dibt, gibt es mit Sicherheit auch ein Jenseits...

 

So wie aber nun die obenerwähnten drei Grundpfeiler des Glaubens (erkan-ý imaniye: Allah. die Propheten und die heiligen Schriften) mit all den Zeugnissen, die ihnen zum Beweis dienen, zugleich auch Zeugnis und Beweis sind für die Wiederversammlung, so erfordern gleich auch die anderen beiden Grundpfeiler des Glaubens in einer nachdrücklichen Weise diese Wiederversammlung und bezeugen und beweisen eine bleibende Welt:

 

Es ist dies wie folgt: Alle Beweise, die zahllosen Zeugnisse und Dialoge, welche die Existenz der Engel, ihren Dienst vor Gott und die Anbetung, mit der sie beauftragt sind, bezeugen, bestätigen indirekt auch die Existenz der Welt derreinen Geister. die unsichtbare Welt, die beständige Welt, die Welt des Jenseits, jenes Haus der Glückseligkeit, das dereinst Dschinnen und Menschen beleben werden, das Dasein von Himmel und Hölle. Denn die Engel dürfen diese Welten mit göttlicher Erlaubnis schauen und besuchen, und alle die Engel vor Gottes Thron (melaike-i mukarrebin), die wie der Erzengel Gabriel vertrauten Umgang mit den Menschen pflegten, berichten übereinstimmend über die Existenz der obenerwähnten Welten, und daß sie selbst darinnen verweilen So Wie von der Existenz des amerikanischen Kontinents auch dann wissen, wenn wir nicht selbst dort gewesen sind, und zwar aufgrund der Nachrichten derer. die von dort herübergekommen sind, so müssen wir auch aufgrund der Kunde der Engel an die Existenz einer beständigen Welt, eines «Hauses des Jenseits», :an Himmel und Hölle mit absoluter ,Sicherheit glauben, denn sie hat die hundertfache Kraft einstimmiger Überlieferung (tevatür). Und deshalb glauben wir daran.

 

Desweiteren weisen auch alle die Zeugnisse, welche im «Sechsundzwanzigsten Wort», «Risale-i Kader» (Abhandlung über das göttliche Vorherwissen) genannt, den Glaubensgrundsatz des Glaubens an Kader bestätigen, indirekt auch auf die Wiederversammlung, die Offenlegung der persönlichen Auszeichnung (suhuf) und das Abwägen der Taten auf der Großen Waage hin. Denn die Konsequenz (kader) aller Dinge ist vor unseren Augen auf den Tafeln der Ordnung und Ausgewogenheit aufgezeichnet, der Lebenslauf alles Lebendigen ist aufgespeichert in seinem Erinnerungsvermögen, in den Samenkörnern und anderen, einer Tafel vergleichbaren Dingen, die Taten aller geistbegabten Wesen,insbesondere aber der Menschen sind eingetragen und festgehalten auf den Wohlverwahrten Tafeln (elvah-ý mahfuza). Mit Sicherheit kann eine so umfangreiche Konsequenz (kader), eine Weisheit von solcher Folgerichtigkeit, eine so sorgfältige Aufzeichnung, diese schriftliche Aufbewahrung nur dem Zweck einer öffentlichen Verhandlung vor einem Obersten Gerichtshof dienen, um eine ewige Belohnung oder Bestrafung auszusprechen. Anderenfalls bliebe diese umfangreiche und bis in die kleinsten Eeinheiten hineinreichende Aufzeichnung und Autbewahrung ganz und Dar ohne Sinn und Wert. Sie würde der Weisheit und Wahrhaftigkeit widersprechen. Ja, mehr noch, würde eine Wiederversammlung nicht stattfinden. würde auch der ganze Sinn eines solchen universalen Buches. geschrieben mit der Feder folgerichtiger Bestimmtheit (kader), nichtig werden. Das aber kommt unmöglich in Betracht. wäre unvorstellbar, einer Leugnung des Universums vergleichbar, nicht mehr als ein Fieberwahn...

 

Zusammenfassung: Die fünf Glaubensgrundsätze mit all ihren Beweisen zeigen uns die Belege für Tatsache und Ereignis der Auferstehung und Wiederversammlung, für Dasein und Eröffnung einer jenseitigen Wohnstatt und fordern uns dazu auf, dafür Zeugnis abzulegen. Da es nun aber für die Tatsache der Wiederversammlung solche ihrer Wichtigkeit völlig entsprechende unerschütterliche und starke Stützen und Zeugnisse gibt, befaßt sich ungefähr ein Drittel des Qur'an, der in seiner Verkündigung ein Wunder ist, mit der Wiederversammlung und dem Jenseits, macht sie zum Grundstein und baut alles auf diesem fundamentalen Prinzip jeglicher Wahrheit auf...

 

(damit schließt diese Einführung)

 

Anmerkung über den Laut «Hu!»

 

Meine sehr lieben und treuen Brüder! Meine Brüder, ich habe bei den Worten

 

und

 

in dem

 

«Hu!» (Er!) ein verborgenes Zeichen der Einheit Gottes erblickt, als ich in meiner Vorstellung eine Reise durch die Welt der Gedanken unternahm und dabei die Luft von ihrer rein materiellen Seite her betrachtete. So habe ich bemerkt, daß der Weg des Glaubens in unendlichem Grade einfach und im Grade der Notwendigkeit leicht beschreitbar ist, und daß sich auf dem Weg der Abgötterei und des Irrglaubens in unendlichem Grade Schwierigkeiten und tausende von Unmöglichkeiten finden. Diese Erklärung in ihrer ganzen Länge und Breite will ich hier in einer kurzen Anmerkung zusammenfassen.

 

Es kann in der Tat eine Handvoll Erde der Reihe nach hunderten von Blumen als Beetdienen. Wollte man dies der Natur, den Ursachen zuschreiben, so müßte man entweder annehmen, daß in diesem Beet hunderte unsichtbarer Maschinen oder Fabriken.

 

vielleicht ebenso viele wie Blumen, in entsprechend kleinem Maßstab vorhanden seien oder aber, es müßte jedes kleine Stäubchen dieser Erde alle diese ganz verschiedenen Blumen mit ihren unterschiedlichen Eigenschaften und lebenden Organen herstellen können, als ob es über ein unbegrenztes göttliches Wissen und eine grenzenlose Macht verfügte.

 

Genauso müßte dann auch jedes Luftteilchen und ein jeder Windstoß, den der Wille und Befehl Gottes aussendet, ein Atemzug Luft, wie man ihn benötigt, um

 

«Hu!» zu sagen oder so viel Luft wie unter unserem Nagel Platz hat. so viele Telefongespräche wie es in der Welt gibt. Telegraphengeräte, Radioapparate, so unendlich viele verschiedene Kommunikationszentren und Ämter, so viele Hör- und Sprechmuscheln enthalten, sodaß es alle diese unendlich vielen verschiedenen Arbeiten gleichzeitig und in einem Augenblick bewerkstelligen kann, oder aber, es müßte ein Luftteilchen, in dem das Wort «Hu!» schwingt oderjedes Atom eines Teilchens in der Atmosphäre so viele unsichtbare Persönlichkeiten und ihre Fähigkeiten in sich enthalten, wie es Telefongespräche und all die vielen anderen telegraphischen Nachrichten und Rundfunksendungen in der Welt gibt, alle ihre Sprachen kennen und gleichzeitig auch die übrigen Atome unterrichten und sich über sie verbreiten können, denn diese Funktion kann man tatsächlich zum Teil wahrnehmen, und diese Fähigkeit findet sich in allen Luftteilchen. Hier wird ganz klar sichtbar, daß sich auf dem Weg der Leute des Unglaubens, der Naturalisten und Materialisten nicht nur eine Unmöglichkeit, vielmehr so viele Unmöglichkeiten, Unvorstellbarkeiten und Schwierigkeiten befinden, wie es Atome in der Luft gibt.

 

Führt man aber all dies auf den göttlichen Meister in Seiner Majestät zurück, dann wird die Luft mit all ihren Atomen zu einem Seiner gehörsamen Soldaten. Sie kann das mit Erlaubnis und durch die Macht ihres Schöpfhers, durch ihre Verbundenheit mit Ihm und auf Ihn gestützt,in Aufscheinen der Kraft ihres Meisters, in einem einzigen Augenblick, blitzschnell, so leicht, wie man

 

«Hu!» sagt und dadurch die Luft in Bewegung setzt. Das heiß t, das, was die Feder der Macht unermüdlich, wunderbar und wohlgeordnet aufzeichnet, wird zu einer Seite, wobei die Atome die Spitze dieser Feder bilden. und die Funktion dieser Atome darin besteht, die Punkte aus der Feder der göttlichen Vorausschau zu formen. Das alles geschieht mit der gleichen Leichtigkeit, mit der sich ein einzelnes Atom bewegt.

 

Während ich also die Worte sprach:

 

und untersuchte ich auf meiner Reise durch die Welt der Gedanken das Reich der Lüfte und studierte es als ein Element, und erkannte diese umfassende Wahrheit mit augenscheinlicher Sicherheit in all ihren Einzelheiten und Zusammenhängen. So wie in dem Aussprechen des Wortes «Hu!» und in der Luft, die man dazu benötigt, ein so glänzendes Zeugnis und ein Blitzstrahl der göttlichen Allgegenwart mit inbegriffen ist, so ist auch in seiner Bedeutung und in dem Hinweis, den es enthält, eine überaus lichtvolle Erscheinung der göttlichen Einheit in jedem Ding und ein sehr starker Beweis für die göttliche Einheit hinter allen Dingen enthalten und ein präziser Hinweis darauf, auf welche Person sich das Pronomen «Hu!» in seinem offensichtlichen und verborgenen Sinne bezieht, woraus ich mit wissenschaftlicher Sicherheit erkannt habe, warum sowohl der Qur'an, ein Wunder der Verkündigung, als auch die Mystiker in ihrer Meditation über die Einheit dieses heilige Wort so oft wiederholen.

 

Dafür ein Beispiel: Es ist ja doch so, daß man einen Punkt auf einem weißen Blatt mit zwei, drei anderen Punkten, die man daneben setzt, verwechselt und daß ein Mann, der viele verschiedene Aufgaben gleichzeitig erledigt, dabei durcheinander kommt, und daß ein kleines Lebewesen, dem viele Lasten aufgebürdet werden, darunter erdrückt wird, und daß eine Zunge und ein Ohr, die verschiedene Worte gleichzeitig aussprechen und aufnehmen, die Ordnung zerstören und Verwirrung anrichten. Dennoch habe ich, während ich mit dem Schlüssel und Kompaß

 

«Hu!» durch das Reich der Gedanken reiste, mit augenscheinlicher Sicherheit gesehen. daß in jedes Luftteilchen, ja, sogar in jedes einzelne Atom tausende verschiedener Punkte, Buchstaben, Worte gesetzt sind oder gesetzt werden könnten, und daß sie dennoch nicht durcheinander geraten und die Ordnung nicht zerstören, dennoch sehr viele ganz verschiedene Aufgaben erledigen, daß sie dennoch, ohne eine Verwirrung anzurichten, und, obwohljedes Teilchen und jedes Atom mit vielen sehr schweren Lasten beladen wird und dennoch sich nicht schwach zeigt, sie vielmehr ohne zurückzubleiben in vollkommener Ordnung trägt, ja, obwohl tausende ganz verschiedener Worte, von unterschiedlichem Charakter und verschiedener Bedeutung in vollkommener Ordnung zwischen Ohr und Zunge ein- und ausgehen, etwas in diese kleinen Ohren hineintragen, ohne es zu verwechseln und zu verderben, von diesen winzigen Zungen ausgehen, und daß jedes Atom und Teilchen, während es seine bemerkenswerten Aufgaben wahrnimmt, in vollkommener Freiheit durch seinen extatischen Zustand, durch das Zeugnis und mit den Worten der oben erwähnten Wahrheit

 

sagt, sich hin und herbewegt, und daß inmitten der Schallwellen, bei Sturm und Regen, Donner, Blitz und Ungewitter ihre Ordnung nicht gestört wird, sie ihre Aufgaben nicht verwechseln und mit keiner ihrer Tätigkeiten eine andere behindern... Dies habe ich mit augenscheinlicher Sicherheit beobachtet.

 

Das heißt also, es müßte jedes Atom und jedes Molekül über eine grenzenlose Weisheit, unendliches Wissen und Können, überein unermeßliches Vermögen, Macht und solche Eigenschaften verfügen, wie sie ein absoluter Herr über alle Atome haben müßte, sodaß es diese Aktivitäten durchführen könnte. Das sind aber so viele Unmöglichkeiten und Irrigkeiten, wie es Atome gibt. Auf diesen Gedanken kann auch kein Teufel kommen. Also wird die Luft im Grade einer lebendigen, augenscheinlichen und wissenschaftlichen Gewißheit zu einer Seite für die Feder der göttlichcn Macht und Vorausschau, die der Herr in Seiner Majestät mit grenzenlosem Wissen und mit unendlicher Weisheit beschreibt, zu Seiten, die Er ständig umblättert, und die eiýýcr «Wohlbewahrten Tafel» in einer veränderlichen Welt, einer Schreibtafel für Seine ewig neuen Taten gleichen und zu einer Tafel, die Er beschreibt, löscht und wieder neu beschreibt. Ihm zum Zeugnis.

 

So wie uns also die Luft schon als das Transportelement der Stimme in ihrer obenerwähnten Einzigartigkeit die obenerwähnte Manifestation der Einheit und Gegenwart Gottes aufzeigt und damit die zahllosen Unmöglichkeiten des Irrglaubens sichtbar macht, so versieht die Luft diese subtile Aufgabe, während zu gleicher Zeit unter anderen wichtigen Dingen die Wellen der Elektrizität und des Lichtes, die Kräfte der Anziehung und Abstoßung durch sie hindurchgehen, und während zu gleicher Zeit und in vollkommener Ordnung zu allen Pflanzen und Tieren der für ihre Atmung, Fortpflanzung und andere lebensncýtwendige Dinge ertorderliche Bedarf gelangt. Dies hat mich mit augenscheinlicher Sicherheit zu der Überzeugung gebracht, daß sie mit absoluter Sicherheit beweisen, ein Thron für den Willen und Befehl Gottes zu sein, und es ist ganz unwahrscheinlich, ja, sogar völlig unmöglich, daß diese blinden, vom Wind des Zufalls umhergetriebenen Kräfte. eine taube Natur, wirre und ziellose Ursachen, tote, starre, unvernünftige Materie sich in die Aufgaben der Luft einmischen, eine Seite in ihrem Buche beschreiben könnten.

 

Ich habe erfahren, daß jedes Atom und jedes Molekül durch seine Funktion ein

 

sagt. Gleich wie mir dieses

 

«Hu!» zu einem Schlüssel wurde, um alle diese wunderbaren Funktionen des materiellen Aspektes der Luft zu erkennen, so wurde mir auch die Luft selbst gleich diesem

 

«Hu!» zu einem Schlüssel für die Welt der Bilder und zur Welt der Bedeutungen.

 

Tausende Selam allen!

 

 

 

 

 

Siebzehntes Wort

 

Zweites Kapitel*

 

Laß du Armster deine Klagen! Vertraue auf Gott vor dem Unglück!

 

Klage ist eine Plage, verstärkt noch die Plage, schließt einen Irrtum mit ein.

 

Wenn du Ihn findest, der die Plage gab, wisse: Die Plage ist Glück und Geschenk in der Plage.

 

Laß die Klagen, werde dankbar, siehe, wie sich alle Arten Rosen den Nachtigallen gleich aus ihrer guten Stimmung ständig freuen.

 

Wenn du Ihn.nicht findest, wisse: Die ganze Welt ist eine Qual, ist Vernichtung in der Plage.

 

Warum klagst du über eine kleine Plage, wo doch der ganzen Hölle Qual dich bedroht?! Komm, vertraue auf Allah!

 

Im Vertrauen auf Gott lache der Plage ins Gesicht, sodaß sie dich auch anlacht!

 

Je mehr die Plage dich anlacht, desto kleiner wird sie und dann wandelt sie sich um.

 

Oh du Ich bezogener wisse: Das Glück in diesem Leben liegt in dem Verzicht auf diese Welt.

 

Wenn du mit Gott verbunden lebst, das genügt dir. Auch wenn du auf sie verzichtest, stehen alle Dinge auf deiner Seite.

 

Wenn du dich nur selber siehst, ist das ein Untergang. Was du auch machst, alle Dinge stehen gegen dich.

 

In beiden Fällen ist also doch der Verzicht auf sie in diesem Leben notwendig.

 

Verzicht heißt, alles als Eigentum Gottes zu betrachten, mit Seiner Erlaubnis und in Seinem namen.

 

Wünschst du nacheinem Handel,ligt er in dem Tausch dieses vergänglichen Lebens mit dem beständigen.

 

Kümmerst du dich nur um deine Wünsche,so sind sie hohl und grundlos.

 

Reichen deine Wünsche bis zu allen Horizonten,so liegt der Siegel der Vergänglichkeit darauf.

 

Also lohnt es sich nicht,zu kaufen;es sind nur faule Dinge auf diesem Markt

 

Also geh vorbei, die guten Dienge liegen dahinter.

 

*Die Sätze in diesem zweiten Kapitel sehen wie die Teile eines Gedichtes aus, aber sie sind kein Gedicht. Sie sind nicht absichtlich in gereimter Form geschrieben. Vielmehr nahmen sie wegen der vollkommenen Wohlordnung der Wahrheiten diese gereimte Gestalt an.

 

Eine Frucht vom Maulbeerbaum

 

In der Krone jenes segenreichen Maulbeerbaumes sprach der frühere Said in der Art des neuen Saids.

 

Der, den ich anspreche ist nicht Ziya Pascha, sondern die Europaverehrer.

 

Der Sprechende bin ich nicht selbst, sondern mein Herz im Namen der Schüler des Qur'an.

 

Die sich anschließenden Worte sind wahre Erkenntnisse; hüte dich vor Verwirrung! Nimm dich in acht, deine Grenzen nicht zu überschreiten!

 

Wende dich nicht zu andersartigen Meinungen, es sind Irrtümer, leihe ihnen nicht dein Ohr, das macht dich doch reumütig.

 

Siche, daß der Aufgeklärteste und Bannenträger der Klugen aus dieser Verwirrung immer sagt: «Oh weh! Über wen bei wem soll ich mich beklagen, darin bin ich verwirrt.»

 

Der Qur'an läßt mich sagen und ich spreche, zögere auf keinen Fall.

 

Über das, was von Ihm (dem Schöpfer) kommt, beklage ich mich bei Ihm dabei bin ich nicht verwirrt wie du.

 

In meinem Zustand, der gerecht ist, wehklage ich zum Gerechten ich übersteige nicht wie du.

 

Von der Erde an erhebe ich meine Ansprüche an die Himmel; ich stelle mich und fliehe nicht wie du.

 

Denn im Qur'an ist dcr Ruf immer vom Licht zum Licht, davon trete ich nicht zurück wie du.

 

Im Qur'an liegt die wahre Weisheit. Ich beweise es. Die Philosophie, die ihr entgegengesetzt ist, halte ich für keine fünf Pfennig.

 

Im Qur'an, der das Wahre von dem Falschen unterscheidet, liegt die diamantene Weisheit. Ich nehme sie in mein Herz und verkaufe sie nicht wie du.

 

Aus dem Geschaffenen her betrachte ich Gott, den Wahren,weiche nicht ab wie du.

 

Über dornigem Weg fliege ich, betrete ihn nicht wie du.

 

Von der Erde zum Thron Gottes erweise ich meinen Dank, bleibe ihn nicht schuldig wie du.

 

Den Tod und die Todesstunde betrachte ich als Freund. Ich fürchte ihn nicht wie du.

 

In das Grab steige ich lächelnd, schrecke nicht zurück wie du. Als ein Drachenmaul oder als ein Loch der Einöde oder als einen Schlund der Nichtigkeit sehe ich es nicht wie du.

 

Es führt mich zu meinen Freunden, bin nicht gekränkt vom Grabe. Ich hasse es nicht wie du.

 

Es ist das Tor der Barmherzigkeit, das Tor zum Licht, das Tor zur Wahrheit. Durch es fühle ich mich nicht unbehaglich, weiche nicht zurück.

 

Ich klopfe an, «Bismillah» (im Namen Gottes) sagend*, blicke nicht zurück und bekomme auch keinen Schrecken.

 

«Elhamdülillah» (Aller Dank sei Gott) sagend werde ich mich hinlegen und Ruhe finden. Ich hrauche mich nicht abzumühen, bleibe nicht in der Einöde.

 

«Allahü Ekber» (Gott ist am größten) sagend werde ich auferstehen, während ich den Ruf zur Wiederversammlung höre.** Ich scheue mich vor der größten Versammlung nicht und halte mich von dem gewaltigen Gebetsplatz nicht zurück.

 

Durch die Gnade Gottes, und durch das Licht aus dem Qur'an, und durch den Segen aus dem Glauben werde ich niemals traurig.

 

Ohne mich aufzuhalten, werde ich laufen. In den Schatten des Thrones des Erbarmers werde ich mich emporschwingen. Inþaallah (So Gott will) werde ich nicht verwirrt sein wie du.

 

*Ich laufe davon nicht weg, indem ich «Oh Weh» sage.

 

**Ich werde den Aufruf des Erzengels Rafael (Israfil) in der Morgendämmerung des jüngsten Tages hören und «Allahü Ekber» (Gott ist amm größten) sagend auferstehen.Ich halte mich von dem großen Gebet nicht zurück und scheue mich vor der größten Versammlung nicht.

 

Meine lieben getreuen Mitbrüder!

 

Erstens: Herzlichen Glückwunsch an alle «Nurdschus» für die segenreichen Festtage und für die Festtage der «Nur»-Schüler, die sich in der großen Pilgerfahrt (Hacc-ül-Ekber) befinden, und der Sympathisanten für «Nur» (Licht, Risale-i Nur), die auch in der Pilgerfahrt sind. Auch einen Glückwunsch für den Anfang des Festtages der islamischen Welt, an dem die großen Länder der islamischen Welt, wie Indien und Arabien, die seit langer Zeit in Gefangenschaft lebten und ihre Selbstständigkeit verloren hatten, wieder zu islamischen Staaten werden. Ein islamischer Staat in Indien mit hundert Millionen Einwohner, ein anderer islamischer Staat in Java mit fünfzig Millionen Einwohnern, und vier, fünf Regierungen in den arabischen Ländern, die sich als vereinigte Republiken in der arabischen Einheit zusammenfanden, welcher die islamische Einheit innewohnt. Das alles gibt uns für diese Festtage frohe Botschaften.

 

Zweitens: Wie Re’fet Bey und Mustafa Oruç mir geschrieben haben: An der Frontseite des gewaltigen Kriegsministeriums von dem aus lange Zeit das islamische Heer verwaltet wurde und das später in das Haus der Wissenschaften umgewandelt wurdestanden diese beiden bedeutungsvollen Qur'an verse mit qur'anischen Schriftzeichen.

 

Später wurden sie mit Marmorsteinen überdeckt und diese Lichter verdeckt. Jetzt wurden sie wieder freigelegt, was ein Zeichen für die Wiederzulassung der qur'anischen Schriftzeichen ist und ein günstiger Umstand fürdas von der Risale-i Nur verfolgte Ziel, und ein Hinweis dafür ist, daß diese Universität in der Zukunft eine «Nur»-Medresse (Schule der Risale-i Nur) werden wird. Genauso schrieben mir die Ahmeds von den Nurdschus in Denizli ein Zitat aus einem Werk von Bismarck, der ein berühmter Gelehrter, gemessen an der Vernunft der größte im 19. Jahrhundert und der fortgeschrittenste mit seinen sozialen Maßnahmen war. Dieser hohe Bismarck sagt in seinem Werk:

 

«Ich habe den Qur'an von jedem Gesichtspunkt her erforscht. lch sah in jedem seiner Worte große Weisheiten. Etwas gleiches zu dem und üherhaupt ein Werk, um die Menschheit zu leiten, gibt es nicht und kann nicht mehr kommen» Und er spricht direkt an den Propheten:

 

«Ich bedauere es sehr, oh Muhammad, daß ich nicht mit Dir in gleicher Zeit leben konnte! Die Menschheit hat ein besonders mächtiges Genie wie Dich einmal erlebt und wird es nie wieder erleben können. Darum beuge ich mich in Deiner würdevollen Gegenwart in vollkommener Ehrfurcht.»

 

Bismarck

 

So hat er darunter seine Unterschrift gesetzt.*` In diesem seinem Zitat setzte er die Bücher. die vor dem Qur'an offenbart waren. aber (später) verfälscht und (deshalb) ungültig wurden. sehr herab. Diese Sätze sollen nicht mit einbezogen werden. Ich habe sie auch angezeichnet.

 

Dieser Herr war einer der klügsten und größten Philosophen des I9. Jahrhunderts und einer der wichtgsten Persöýýlichkeiten der Politik und der menschlichen Gesellschaftskunde. Desweiteren erhielt die islamische Welt in gewissem Grade ihre Unabhängigkeit und die nichtmuslimischen Regierungen beginnen nach den Wahrheiten des Qur'an zu suchen, und im Westen und dem Nordwesten entstanden große Strömungen für den Qur'an. Desweiteren sagte Mister Carlayl, einerder größten und berühmtesten Philosophen in Amerika, auch das gleiche wie Bismarck: «Die anderen Bücher können in keinerlei Hinsicht den Qur,an erreichen. Er ist das wahre Wort. Wir müssen auf ihn hören.

 

*Das Zitat (von Bismarck) in dem Brief von den Ahmeds, aýn das ich eine Anmerkung gemacht habe, kann indieser Form mit diesem meinem Brief in dem « Wegweiser für die Jugend» eingereiht werden.

 

«So urteilte er fest.* Die Werke der Risale-i Nur verbreiteten und entwickelten sich in alle Richtungen. All das sind gute Vorzeichen dafür, daß unter den Nichtmuslimen viele wie Bismarck und Mister Carlayl hervortreten werden und es gibt auch Anzeichen dafür. Als ein Festtagsgeschenk überreichen wir dies den Nurdschus und senden den Artikel von Bismarck mit. Grüße an alle.

 

Euer Mitbruder

 

Said Nursi

 

 

 

Die Erklärung von Bismarck, die in den Briefen von den Ahmeds angeführt wird. Unser hochgeschätzter Meister Hier wollen wir die Worte von Fürst Bismarck, einer von den berühmten deutschen Fürsten, die er über verschiedene Religionen, besonders die er über den Islam gemacht hat, Ihnen, unserem Meister vorlegen. Wie weit der Islam im Westen voranschreiten wird, lassen diese Worte erkennen.

 

Durch meine eingehenden Betrachtungen über die Gesellschaft und besonders aus verschiedenen Zeitungsspalten dieses l9. Jahrhunderts las ich die folgende Aussage des verstorbenen Fürst Bismarck über die aufgehobenen Religionen heraus:

 

«Alle Bücher, die in verschiedenen Epochen vom Himmel offenbart wurden um die Menschheit zu verwalten und worüber behauptet wird, daß sie von göttlicher Seite stammen, habe ich geforscht. Weil sie verfälscht wurden, konnte ich in keinem die Weisheit finden, die ich suchte. Diese Gesetze sind von ihrem Wesen her weit entfernt, das Glück der Menschheit zu sichern.

 

*Der arabisch verfaßte Qur'ankommentar «Ýþarat-ül-i'caz» (Zeichen auf das Wunder) aus der Risale-i Nur wies vor dreiß ig Jahren auf dieses wertvolle, wahrheitsliebende Urteil von ihm hin.

 

Aber der Qur'an der Muhammadaner ist davon ausgenommen. Ich habe den Qur'an in jeder Hinsicht von allen Gesichtspunkten her erforscht. Ich sah in jedem seiner Worte eine große Weisheit. Auch wenn es behauptet wird, daß dieses Buch die eigene Abfassung des Muhammads wäre; die Behauptung, ein solches Wunder sei aus einem äußerst vollkommenen Gehirn entstanden, bedeutet aber, daß man vor allen Tatsachen die Augen zuschließt und ein Werkzeug zur Gehässigkeit und böswilliger Gesinnung wird. Dies ist aber mit dem Wissen und der Weisheit unvereinbar. Ich behaupte folgendes: Muhammad ist von einer besonderen Bedeutung. Es ist fern von der Wahrscheinlichkeit. daß der Schöpfer eine solche Existenz zum zweitenmal in den möglichen Bereich bringt.

 

Ich bedauere es sehr, oh Muhammad, daß ich nicht mit Dir in gleicher Zeit leben konnte! Dieses Buch, dessen Lehrer und Verkünder Du bist. ist nicht Deins. Es ist von Gott. Es abzustreiten, daß dieses Buch von Gott ist, ist so lächerlich, wie wenn man zu bchaupten versuchen würde, daß die positiven Wissenschaften absurd seien. Die Menschheit hat ein besonders mächtiges Genie wie Dich, einmal erlebt und wird es nie wieder erleben können. Ich beuge mich in Deiner würdevollen Gegenwart in vollkommener Ehrfurcht.

 

Bismarck

 

Aus dem Band «Mektubat»(Briefe)

 

(Fünftes Problem: Die Welt ist nun einmal vergänalich. Außerdem ist das Leben nun einmal kurz. Außerdem gibt es nun einmal viele wichtige Aufgaben. Außerdem muß man sich nun einmal das Ewige Leben hier verdienen. Außerdem ist nun einmal diese Welt nicht ohne Besitzer. Außerdem hat nun einmal diese unsere irdische Herberge einen Lenker und Leiter von großer Weisheit und Freigiebigkeit. Außerdem bleibt nun einmal das Gute und das Schlechte nicht ohne seinen Lohn. Außerdem gibt es nun einmal entsprechend dem Geheimnis von

 

keine unerträglichen Belastungen. Außerdem ist nun einmal ein gefahrloser Weg immer einem gefährlichen Weg vorzuziehen. Außerdem reichen nun einmal Freundesbande und Standesverpflichtungen nur bis zum Rand des Grabes.

 

Der Glücklichste aber ist sicherlich derjenige, der das Jenseits nicht um des Diesseits willen vergißt, der das Jenseits nicht dem Diesseits zum Opfer bringt, der das Ewige Leben nicht um des irdischen Lebens willen zerstört, der sein Leben nicht mit nutzlosen Dingen vertändelt, der sich selbst nur als einen Gast betrachtet und der sich den Weisungen seines Gastherrn entsprechend verhält. Er wird heil und sicher das Tor seines Grabes öffnen und in die Ewige Glückseligkeit eingehen.

 

Ihre siebte Frage:

 

Ist das ein Hadis'? Was ist damit gemeint'?

 

Antwort: Ich hatte es schon einmal als Hadis gehört. Was damit gemeint ist, ist folgendes: «Der beste der Jugendlichen ist derjenige, der sich wie ein Alter an den Tod erinnert und für sein Jenseits arbeitet, der sich nicht von der jugendlichen Lust und Laune gefangennehmen und in der Gottvergessenheit ersticken läßt. Und der schlechteste der Alten unter euch ist derjenige, der in Gottvergessenheit, Lust und Laune den Jugendlichen nachnahmen will, und sich wie ein Kind den Wünschen seiner Begierde unterwirft.»

 

Die richtige Form des zweiten Abschnitts, den Du an Deiner Merktafel sahst, ist die folgende: Ich hing es als eine Merktafel der Weisheit über das Kopfteil meines Bettes an. An jedem Morgen und anjedem Abend kucke ich danach und nehme meinen Unterricht: «Wünschst Du nach einem Freund, so genügt Dir Allah.» Tatsächlich siýýd alle Dinge Freunde, wenn Er Freund ist. «Wünschst Du nach einem Helfer und Gefährten, so genügt Dir der Qur'an.» Tatsächlich begegnet man mit dem Gottesgesandten und den Engeln darin in der Vorstellung, schaut ihre Geschichten und freundet sich mit ihnen an. «Wünschst Du nach Reichtum, so genügt Dir Genügsamkeit.»Tatsächlich ist derjenige, der genügsam lebt, sparsam. Wer sparsam ist, findet Segen. «Suchst Du nach einem Feind, so genügt Dir Deine Begierde.» Tatsächlich findet derjenige, der selbstgefällig ist, sein Unglück und fällt in Mühsal. Derjenige, der nicht selbstgefällig ist, findet Freude und geht nach dem Segen.«Suchst Du nach guten Ratschlägen, so genügt Dir der Tod.» Tatsächlich löst sich derjenige, der sich an den Tod erinnert, von der Weltliebe und arbeitet ernsthaft für sein Jenseits.

 

Aus dem Band «Lemalar» (Funken)

 

Fünftes Heilmittel: Oh du Kranker, der du der Nörgelei verfallen bist! Ich bin aus Erfahrung zu der Überzeugung nelangt, daß in unserer Zeit Krankheit für einige eine Wohltat Gottes und ein Geschenk Seiner Barmherzigkeit ist. Obwohl ich dessen nicht würdig bin, kommen seit acht, neun Jahren einige junge Leute in ihrer Krankheit zu mir, damit ich für sie bete. Ich habe bemerkt, daß diejenigen jungen Kranken, die ich gesehen habe, im Gegensatz zu anderen jungen Leuten begonnen haben, an das «Danach» (Jenseits) zu denken. Sie kennen die Trunkenheit der Jugend nicht. Sie retten sich in gewissem Grade davor. sich achtlos tierischer Lust auszusetzen. Ich habe gesehen, daß ihre Krankheiten im Rahmen ihrer Fähigkeit, sie zu ertragen, eine Wohltat Gottes waren, und habe sie daraufaufmerksam gemacht. Ich sagte ihnen immer: «Mein Bruder, ich habe nichts gegen deine Krankheit, und bedauere dich nicht wegen deiner Krankheit, sodaß ich für dich beten müßte. Bemühe dich um Geduld in deiner Krankheit bis zu deiner völligen Erweckung! Und wenn die Krankheit ihre Aufgabeerfüllt hal. wird dir der barmherzige Schöpferum Seinetwillen Genesung schenken.» So sagte ich weiter: «Ein Teil deiner Altersgenossen sind infolge des Unglücks ihrer Gesundheit der Gottvergessenheit verfallen, versäumen das Gebet, denken nicht an das Grab, vergessen Allah... In diesem irdischen Leben erschüttern, ruinieren, ja, zerstören sie vielleicht sogar in einer Stunde oberflächlicher Lust ein unendliches, ewiges Leben. Durch die Brille deiner Krankheit siehst du dein Grab, deine künftige Wohnstatt, in die du in jedem Falle hinabsteigen wirst, und noch dahinter die jenseitigen Wohnstätten, verhältst dich dementsprechend. Das besagt also, daß für dich die Krankheit Gesundheit ist, doch bei einem Teil deiner Altersgenossen ist Gesundheit eine Krankheit...»

 

Aus dem Band«Lemalar»(Funken)

 

Kurze Bedeutung dieses Qur'anverses (Ayet):* «Die Begierde führt immer zu schlechten Dingen hin.»

 

Die heilige Bedeutung dieses Hadis:«Dein allerschädlichster Feind ist Deine Begierde.»

 

Das ist eine Anmerkung zu diesem Vers und diesem Hadis.

 

Derjenige, der sich selbst gefällt und sich selber liebt. kann, solange er eine ungeläuterte, eigenwillige Seele hat, einen anderen nicht lieben. Liebt er, so ist es nur äußerlich. kann aber nicht herzlich sein. Vielmehr liebt er nur seinen Vorteil und seinen Genuß bei den anderen. Er bemüht sich immer bei den anderen Gefallen zu erwecken und sich lieblich zu machen. Den eigenen Fehler will er nicht akzeptieren, sogar verteidigt er sich wie ein Rechtsanwalt und spricht sich frei. Mit Übertreibungen, ja sogar mit Lügen lobt er sich und hält sich für fehlerfrei, so daß er seine Seele heilig spricht und er bekommt erntsprechend seiner Stufe einen Schlag gemäß dem Qur'anvers (Ayet)

 

Seine Mühe sich zu rühmen und liebenswert zu machen. löst eine Reaktion aus, daß er kalte Schultern findet und unangebracht wirkt.

 

.

 

Desweiteren verliert er in den Taten für das Jenseits die Wahrhaftigkeit und er vermischt sie mit Scheinheiligkeit. Den Gefühlen und der Lust und Laune der Begierde, welche das Endergebnis nicht vorausschen und an die Folgen nicht denken und in den gegenwärtigen Genuß vernarrt sind. bleibt er unterlegeýý. Durch die Entscheidung der Gefühle, die von ihrem Weg beirrt sind, sitzt er um einer Stunde Genusses willen ein Jahr im Gefängnis. Wegen einer Minute Stolzes oder Rachenahme verbüßt er zehn Jahre Strafe. Wie ein eigenwilliges Kind etwa. das sein Amme Cüz*. von dem es Unterricht bekommt, für ein paar Süßigkeiten verkauft, macht er, um seine Gefühle zu streicheln, seine Wünsche zufriedenzustellen und seine Gelüste zu befriedigen, seine guten Werke, die diamantenen Wert haben, zu einem Anlaß für Genüsse und Selbstgefälligkeiten, die bedeutungslosen Glasscherben gleichen. So verliert er in den gewinnvollen Geschäften.

 

*Dieser Ahschnitt ist fürjeden nützlich

 

*Die letzten zwanzig Seiten im Qur'an, wo sich die kleinen Suren befinden. Das wird im Allgemeinen in Heftform zum Auswendiglernen gedruckt. - A. d. Ü.

 

 

 

Aus dem Band «Mesnevi Nuriye»

 

Wisse, oh du Lieber! Ich gehöre zum Bereich der Bedeutung des gedichtes: «In meiner Jugendzeit. die der Nacht gleicht, waren meine Augen im Schlaf geschlossen. Ich bin erst am Morgen des Altseins erwacht.»

 

Denn in meiner Jugend glaubte ich, daß ich auf den Gipfel der Wachsamkeit gestiegen wäre. Jetzt verstehe ich. daß jene Wachsamkeit keine Wachsamkeit war. Sie bestand nur daraus. daß ich mich in dem tiefsten Loch des Schlafes befand. Demgemäß soll die Aufklärung und Wachsamkeit. von denen die Neuzivilisierten stolz große Töne reden, von der Sorte der Wachsamkeit meiner Jugend sein.

 

Ihr Gleichnis ist wie das Gleichnis eines «Schlafenden». der in seinem Traum vom Traum aufgewacht ist und seinen Traum den Leuten erzählt. In Wirklichkeit weist sein Erwachen im Traum darauf hin, daß es von einer dünnen Decke des Schlafes zu einer tiefen und dicken Decke übergegangen ist. Ein solcher Schlafender ist wie tot. Wie kann so einer die Menschen. die halb im Schlaf sind, aufwecken. Oh ihr, die ihr euch während eures Schlafes für wach haltet!. Ihr sollt euch in den Fragen des Glaubens durch Nachsicht oder Anpassung nicht den Neuzivilisierten annähern. Denn der Bach zwischen uns und ihnen ist sehr tief. Ihr könnt ihn nicht füllen, um eine Verbindung herzustellen. Entweder schließt ihr euch ihnen auch an, oder ihr fallt in den Irrtum und ertrinkt.

 

 

 

Aus dem Band «Mesnevi Nuriye» Drittes Zeichen: Oh du Mensch, ein äußerst merkwürdger Zustand, den der allweise Schöpfer in dein Wesen hineingelegt hat, ist folgender: Manchmal kannst du auf der Welt für dich keinen Platz finden. Während du wie ein Mann, dem in einem Kerker der Hals eingeengt wird, of sagst und nach einem weiteren Platz auf der Erde suchst, trittst du in eine Angelegenheit von einem Stäubchen, in eine Erinnerung oder in eine Minute ein und setzt dich darin. Dein Herz und deine Gedanken, die in der riesigen Welt für sich keinen Platz finden, setzen sich in jenem Stäubchen nieder. Mit heftigsten Empfindungen bewegst du dich in jenem Minütchen und in jener kleinen Erinnerung.

 

Außerdem hat Er deinem Wesen derartige geistige Anlagen und Feinheiten eingegeben, daß manche von ihnen nicht satt werden, auch wenn sie die ganze Welt verschlucken. Manche Feinheiten haben in sich keinen Platz für ein Stäubchen. Während der Kopf ein Gewicht so schwer wie ein Batman* tragen kann, kann das Auge aber ein einziges Haar nicht vertragen.

 

Genauso können jene Feinheiten ein Gewicht wie dies eines Haares, d.h. einen kleinen Zustand, der aus Gottvergessenheit und aus Irrtum erwächst, nicht vertragen. Manchmal verlöschen sie dabei sogar und sterben. Da es nun einmal so ist, nimm dich davor in acht, sei vorsichtig wo du hintrittst, fürchte dich vor dem Untergehen! Mit einem Funkeln, einem Teilchen, einem Wort, einem Kügelchen, einem Funkeln, einem Teilchen, einem Kuß gehe nicht unter! Laß nicht alle deine Feinheiten, die die ganze Welt verschlucken können, darinnen untergehen! Denn es gibt sehr kleine Dinge, die in einer Hinsicht viele große verschlingen. In einem kleinen Glasstückchen zum Beispiel geht der Himmel mit seinen Sternen hinein und versinkt darinnen. In dein Gedächnisvermögen, das so viel Platz einnimmt wie ein Senfkorn, paßt der größte Teil der .Seite deiner Taten und die meisten der Seiten deines Lebens hinein. Genauso gibt es sehr kleine Dinge, die auf diese Art riesige Dinge in einer Hinsicht verschlingen und einnehmen.

 

*Batman,türkischesGewichtmaß ,c.a.7,7Kg-A.d.Ü.

 

 

 

Aus der «Kastamonu Lahikasý» (Briefsammlung aus Kastamonu)

 

Ein junger Qur'anr ezitator unter den Schülern der Risale-i Nur saßte, wie sehr viele Männer auch sagen: «Meine Vergeßlichkeit nimmt wie eine Krankheit zu. Was soll ich dagegen tun?»

 

Ich sagte ihm: Soweit wie es mößlich ist, betrachte nicht die fremden Frauen (namahrem). Denn es gibt eine Überlieferung von dem Gesandten Gottes dafür. Wie der Imam Þafii (Gott möge mit ihm zufrieden sein) sagte: «Der Blick zu dem Verbotenen erzeugt Vergeßlichkeit.» In der Tat werden fleischliche Gelüste bei den Leuten des Islam wachgerufen, wenn das Betrachten des Verbotenen zunimmt. Durch Mißbrauch seines Körpers begeht man eine Krattverschwendung. Es wird gezwungen, ein paar mal in der Woche rituelle Vollwaschung vorzunehmen. So wird medizinisch eine Schwächung für sein Gedächnisvermögen verursacht. ln der Tat beginnt, weren der offenen und freizügigen Bekleidung der Frauen in diesem Zeitalter, besonders in diesen Ländern mit heißem Klima, aus dem Mißbrauch der Potenz wegen dieser schlechten Blicken eine allgemeine Kranhheit der Vergeßlichkeit zu erwachsen. Jeder beklagt sich mehr oder weniger darüber. So wird durch die Vermehrung dieser allgemeinen Kranhkheit die Bedeutung aus der fürchterlichen Nachricht aus einem heiligen Hadis an ihrem letzten Ende ersichtlich. Darin heißt es: «In der Endzeit wird der Qur'an aus den Brüsten der Rezitatoren entrissen und entzogen, er wird vergessen werden.» Das heißt. daß diese Krankheit entsetzliche Ausmaße annehmen und vordem Auswendiglernen des Qur'an eine Mauer gezogen wird. was die Bedeutung dieses Hadis bestätigt.

 

Aus der «Kastamonu Lahikasý» (Briefsammlung aus Kastamonu)

 

Dieser Brief ist von großer Bedeutung. Meine lieben und treuen Brüder,

 

Ich habe in diesen Tagen über die Prinzipien der Rechtschaffenheit (takva) und der Guten Werke (amel-i salih) nachgedacht. welche unter dem Blickwinkel des Weisen Qur'an betrachtet, als Grundsätze nach dem Glauben (Ýman) den obersten Platz einnehmen. Takva ist die Enthaltung vom Verbotenen und der .Sünde. Gute Werke tun, heißt, sich des Gebotenen bewegen und Verdienste gewinnen. Alle Zeit das Böse zurückzuweisen und dabei dem Kommen des Guten den Vorzug geben in dieser Zeit der Verheerungen, der Zügellosigkeit und attraktiver Lustbarkeiten, dieses Grundprinzip der Zurückweisung jeglicher Verderbnis und aller schweren Sünde bedeutet eine große Überlegenheit zu gewinnen.

 

Takva ist in dieser Zeit der Verheerungen und des Schreckens negativer Strömungen geradezu ein Grundprinzip gegen diese Verheerungen. Wer seine Ptlicht (farz) tut und die schweren Sünden läßt, wird gerettet werden. In schwerer Sünde ein gutes Werk mit aufrichtigem Herzen (ihlas) zu Erfolg zu führen, gelingt nur höchst selten.

 

Doch werden diese wenigen guten Werke unter diesen schwierigen Umständen vielen gleichgestellt.

 

Dabei ist Takva in sich selbst schon wie ein gutes Werk. Denn etwas Verbotenes zu unterlassen ist eine Pflicht (vacib); seine Pflicht zu erfüllen aber ist eine verdienstvolle Handlung (sevab), die einer Vielzahl von nur gewohnheitsmäßigen (sünnet) entspricht. In solchen Zeiten, bei einem Angriff eines nach tausenden zählenden Geschwaders von Sünden, gleicht eine einzige Unterlassung, kommen wenige Taten der Aufgabe von hundert Sünden gleich und entsprechen der Erfüllung von hundert Ptlichten. ln diesem wichtigen Punkt bewirkt die gute Absicht (niyet), der im Namen der Takva gefaßte Vorsatz, eine Sünde zu meiden, daß aus einem Gebet um Abwendung eine wichtige gute Tat erwächst.

 

Für die Schüler der Risale-i Nur besteht die bedeutendste Aufgabe in unserer Zeit darin, allen Verheerungen und Sünden entgegen die Takva als Grundsatz autrechtzuerhalten. Denn bei der jetzigen Art des gesellschaftlichen Lebens treffen auf den Menschen hunderte von Sünden in jeder Minute. Gewiß ist die Takva, verbunden mit dem Vorsatz, sich abzuwenden (niyet-i içtinab) hunderten getaner guter Werke gleich. Bekanntlich kann ein Schloß, daß von einem einzigen Mann an einem einzigen Tag zerstört wurde, auch von zwanzig Mann nicht in zwanzig Tagen wieder aufgebaut werden. Wenn aber gegen das Zerstörungswerk eines einzigen Mannes zwanzig Mann notwendig sind, dagegen anzukämpfen, dann ist es um so wunderbarer, wenn sich heute die Risale-i Nur als einzige tausenden von Zerstörern entgegenstellt und wiederherstellt und dabei einen solchen Widerstand leistet und eine derartige Wirkung hervorbringt. Könnten sich nun diese beiden entgegengesetzten Kräfte das Gleichgewicht halten, so wäre die Wiederherstellung und Erneuerung als ein Erfolg und ein Sieg zu betrachten, der einem Wunder gleich kommt.

 

Kurz gesagt ist das Gemeinschaftsleben in seinen Grundfesten. der Ehrenhaftigkeit und der Barmherzigkeit, wonach es sich ausrichtet, schwer erschüttert worden. In manchen Bereichen ist das besonders schmerzlich. Und für die armen alten Väter und Mütter bringt das entsetzliche Folgen mit sich. Gott dem Gerechten sei Dank dafür, daß die Risale-i Nur überall dort, wohin sie gelangt, dieser fürchterlichen Zerstörung Widerstand entgegensetzt und die Dinge wieder in Ordnung bringt.

 

So wie die Völker von Gog und Magog mit der Zerstörung des Dammes von Züllkarneyn Verderben über die ganze Welt bringen wollten, so haben auch die gesetzlose Anarchie und eine finstere Gottlosigkeit damit begonnen, fürchterlicher noch als Gog und Magog begonnen, die Mauern der Moral zu untergraben und die Brunnen des Lebens zu vergiften. indem sie das Gesetz (Þeriat-ý Muhammadiye ASM), welches des Schutzwall des Qur'an ist, zu erschüttern suchen. Der geistige Kampf, den die Schüler der Risale-i Nur unter diesen Ereignissen führen, wird inþaallah wie zu Zeiten der Sahabis (der Schüler des Propheten) als ein geringes Werk zur Quelle sehr hohen Lohnes und eines guten Werkes werden.

 

Meine lieben Brüder,

 

So ist uns denn in einer solchen Zeit, gegen diese furchtbaren Geschehnisse, neben der Kratft unserer Aufrichtigkeit (ihlas) als stärkste Kraft die Teilnahme an den himmlischen Werken (iþtirak-i a' mal-i uhreviye) zum Leitmotiv gegeben. Denn so wie die Feder das Gute jedes Einzelnen auch in das Buch der guten Taten der anderen mit einträgt, so erhält auch die Rede jedes Einzelnen durch den Schutz und Schirm der Takva noch Kraft und Hilfe. Und besonders für unsere armen Brüder, welche die Zielscheibe solch heftiger Angriffe sind, sind in diesen drei gesegneten Monaten und an den geheiligten Tagen solch treue und tapfere Mitbrüder gegeben, die ihnen mit liebevoller Sorge zu Hilfe eilen. Und ich bitte euch mit ganzer Seele (ruh) um diese geistige Hilfe. Aueh ich mache die Schüler der Risale-i Nur, ihren Glauben und ihre Treue vorausgesetzt, zu Teilhabern an all meinen Gebeten und geistigen Verdiensten. Unter dem Leitmotiv ihrer Teilnahme an allen himmlischen Werken und dem Schild ihrer Schülerschaft an der Risale-i Nur entsprechend mache ich sie dazu vierundzwanzig Stunden täglich und manchmal noch hundert Mal mehr.

 

Said Nursi

 

Aus der Biographie

 

Für die, die meinen Lebenslauf kennen. ist folgendes bekannt. Vor 55 Jahren, als ich etwa 20 Jahre alt war, wohnte ich zwei Jahre in dem Haus des verstorbenen Gouverneurs Ömer Pascha in Bitlis, weil er das Wissen hochschätzte und auf mein Bleiben beharrte. Er hatte 6 Töchter. Drei davon waren noch klein und die anderen drei waren groß. Ich konnte diese drei großen nicht voneinander unterscheiden und kennen, obwohl wir gemeinsam zwei Jahre in demselben Haus wohnten. Ich betrachtete sie nicht in diesem Maße, daß ich sie vom Aussehen erkennen konnte. Ein gelehrter Gast von mir, der mich besuchte, konnte sie sogar in zwei Tagen voneinander unterscheiden und von ihrem Äußeren her erkennen. Jeder war über meine Haltung erstaunt und fragte mich: Warum beachtest du sie nicht einmal? Ich sagte immer: Der Wille, die Würde des Wissens zu bewahren, läßt mich sie nicht beachten.

 

Zudem. vor vierzig Jahren, als an dem besonderen Festtag, in Kaðýthane in Istanbul tausende offen und freizügig bekleidete römische, armenische und Istanbuler Mädchen und Frauen an beiden Ufern des Goldenen Hornes, von der Brücke bis zur Kaðýthane standen, stiegen wir, der verstorbene Abgeordnete Molla Seyyid Taha und der Abgeordnete Hacý Ýlyas und ich zusammen in ein Boot. Wir fuhren an den Frauen vorüber. Ich nahm sie überhaupt nicht war. Molla Taha und Hacý Ýlyas gestanden nach einer Stunde Reise, daß sie mich in Wirklichkeit prüfen wollten und mich abwechselnd beobachteten. Sie sagten: «Wir waren erstaunt über diese deine Haltung. Du beachtetest sie überhaupt nicht.» Ich sagte: « Da die Folgen der unnötigen, vorübergehenden, sündhaften Genüsse Leiden und Bedauern sind, will ich sie nicht.»

 

 

 

Ein Auszug aus dem «Zweiunddreißigsten Wort»

 

Zweites Kapitel - Zweiter Punkt

 

Der Anwalt der Leute des Irrwegs findet keinen Stoff mehr, an den er seine Beweise anknüpfen und nichts mehr, worauf er das Gebäude seines Irrglaubens aufbauen konnte und weil er nun nichts weiter mehr vorbringen kann, sagt er:

 

«Das irdische Glück, die Vergnügungen des Lebens, der Fortschritt in der Zivilisation und der weitere Aufbau in der industrialisierung erwächst nach meiner Meinung daraus, daß man nicht an das Jenseits denkt, Gott nicht kennt, die Welt und seine Freiheit liebt und nur auf sich selbst vertraut. Die meisten Menschen habe ich mit Hilfe des Satans auf diesen Weg geführt und das mache ich auch weiter so.»

 

Nun die Antwort darauf: Wir aber sagen im Namen des Qur,an: Oh du armseliger Mensch! Komm zur Besinnung! Höre nicht auf den Anwalt der Leute des Irrwegs! Hörst du auf ihn. wirst du dadurch einen solch groß en Schaden davontragen, daß Herr, Geist und Verstand schon bei der bloßen Vorstellung erzittern. Es liegen nun zwei Wege vor dir:

 

Der erste: der Elends-Treck, den der Anwalt der Leute des Irrwegs dir zeigt.

 

Der andere: die glückliche Straße, die der weise Qur'an beschreibt.

 

Du hastja nun die beiden Wege durch sehr viele Gegenüberstellungen in vielen Abhandlungen (Sözler) und besonders durch die «Kleinen Worte» (Küçük Sözler) gesehen und verstanden. Siehe und verstehe nun in diesem Zusammenhang abermals eine weitere Gegenüberstellung unter tausend! Es ist dies wie folgt:

 

Der Weg der Kompromisse (þirk), Verirrungen (dalalet), Laster und Sünden stürzt den Menschen in einen bodenlosen Abgrund. In grenzenlosem Elend legt er ihm eine unendlich schwere Last auf seine schwachen und kraftlosen Schultern. Denn der Mensch, der Gott den Gerechten nicht kennt und nicht auf Ihn vertraut,

 

dieser Mensch gleicht dann in seinem Jammer und Elend einem kurzlebigen Tier, das so äußerst hilflos und schwach ist, so unendlich hilfsbedürftig und armselig, zahllosen Übeln ausgesetzt, muß sich ständig trennen von allen Menschen, die ihm lieb und von allen Dingen, die ihm teuer geworden sind, läßt am Ende im Schmerz der Trennung auch noch die letzten Freunde zurück und steigt einsam in die Dunkelheit des Grabes hinab.

 

Eine Spanne lang kämpft er nutzlos mit einem äußerst schwachen Willen, mit seinem nur geringen Vermögen, seiner geringen Lebenskraft in seiner so beschränkten Lebenszeit, mit seinem trüben Verstand, voller Erwartunß gegen ein unendliches Elend. Fruchtlos plazt er sich und wie im Leerlauf, um seine zahllosen Wünsche zu erfüllen und seine Ziele zu erreichen.

 

Obwohl er noch nicht einmal in der Lage ist, alle die Aufgaben der Versorgung und Ernährung seines eigenen Körpers auf sich zu nehmen, belastet er sich Leib und Seele noch zusätzlich mit der Last der ganzen großen Welt, Und noch bevor er zur Hölle fährt, zieht er schon die Strafe der Hölle auf sich.

 

In der Tat flüchten die Leute des Irrwegs, weil sie dieses leidvolle Elend und die fürchterliche Strafe der Seele nicht verspüren wollen, durch die Trunkenheit ihrer Gottvergessenheit in eine Art Betäubung ihrer Gefühle und verspüren sie vorübergehend nicht mehr. Doch verspüren wird er sie wieder, wenn er plötzlich verspürt, daß seine Zeit gekommen und er in die Nähe des Grabes gerückt ist. Denn wer da nicht des getreuen Gottes getreuer Diener ist, der muß glauben, er sei Meister seiner selbst. Doch mit seiner geringen Willenskraft und seinem winzigen Leistungsvermögen vermag er in den Wechselfällen der Weltgeschichte noch nicht einmal den Stoffwechsel seines eigenen Körpers selbst zu meistern. Von den Krankheitserregern angefangen bis hin zu einem Erdbeben sieht er tausende feindlicher Truppen bereit zu einem Angriff auf sein Leben. In Qualen, Ängsten und Befürchtungen geht er dem Tor des Grabes entgegen, das ihm allzeit schrecklich vor Augen steht.

 

Solcher Art ist der Zustand, in dem er sich in Anbetracht seines eigenen Menschseins befindet, verbunden mit der Menschheit und der Weltgeschichte, ohne sich dabei einen Allweisen, Allwiesenden, Allmächtigen, Barmherzigen und Großmütigen Herrn vorstellen zu können, der dies alles in Seinen Händen hält, schreibt vielmehr alles dem Zufall und den Naturgesetzen zu, so daß ihn ständig all das, was in der Weltgeschichte passiert und der Menschheit zustößt, in Unruhe versetzt. So leidet er zuzüglich zu seinem eigenen Elend auch noch an dem Elend der Menschheit. Erdbeben, Taifune, Pest, Hunger, Dürre, Vergänglichkeit und Zufall malen ihm das finstere Bild aller Not und Pein und allen Unglücks dieser Welt und quälen ihn.

 

Überdies verdient ein Mensch in diesem Zustand noch nicht einmal Mitleid (merhamet) und Erbarmen (þefkat), weil er sich ja selbst in diesen fürchterlichen Zustand gebracht hat.

 

Im Achten Wort wurde der Zustand zweier Brüder miteinander verglichen, die in eine Zisterne gesprungen waren: So wie ein Mann in einem schönen Garten, bei einem prächtgen Gastmahl unterguten Freunden sich nicht mit den sauberen. geschmackvollen, ehrbaren, willkommenen und erlaubten Freuden und Genüssen begnügt, wenn er stattdessen, um eines unerlaubten, zweifelhaften Genusses willen etwas von einem widerwärtigen, unlauteren Getränk (=Wein) zu sich nimmt und sich nun in seinem Rauschzustande einbildet, es wäre mitten im Winter und er befände sich an einem schmutzigen Platz, ja inmitten von Drachen und begänne nun zitternd Zeter und Mordio zu schreien, so verdient dieser kein Mitleid, wenn er seine achtbaren und ehrenwerten Freunde als eine Drachenbrut betrachtet und sie solcherart beleidigt. Ebenso verdient ein solcher Mensch kein Mitleid, sondern Schläge, wenn er bei dem Gastmahl die wohlschmeckenden Speisen wegwirft, wenn ihm das saubere Tafelgeschirr wie Unrat und schmierige Steine vorkommt und er sie zu zerbrechen beginnt und wenn ihm überdies in der Festversammlung die Heiligen Bücher und die bedeutsamen Schriften wie unbedeutende und einfältige Verschönerungen erscheinen und er sie zerreiß t und auf den Boden wirft usw....

 

Aus dem Mißbrauch seiner Freiheit erwächst ihm der Unglaube, der ihm die Sinne benebelt und in dem Wahnsinn seines Irrweges erscheint ihm die Welt, die doch eine Herberge des allweisen Meisters ist, als sei sie ein Spielball der Natur, als spiele der Zufall mit ihr. Er stellt sich vor, daß alle die Kunstwerke, die doch eine Erscheinung der Namen Gottes sind, wie sie ständig erneuert werden und - wenn ihre Zeit abgelaufen und ihre Aufgabe erfüllt ist

 

- in die unsichtbare Welt hinüberwechseln, verurteilt und vernichtet werden. Der Lobpreis (tesbihat) der ganzen Schöpfung kommt ihm so vor, als sei er das Wehgeschrei des Verfalls und der ewigen Trernnung. Diese Schöpfung, die doch ein Brief des Ewigen (mektubat-ý Samedaniye) ist, alle diese Seiten vom Dasein erscheinen ihm wie eine inhaltslose Kritzelei. Das Tor der Grabes, das sich zur Welt der Barmherzigkeit öffnet. stellt er sich als den finsteren Schlund der Nicht-Existenz vor. Ist seine Frist gekommen und er eingeladen, seinen wahren Freunden (habib) wieder zu begegnen, so glaubt er, nun sei er an der Reihe, sich von allen seinen Freunden zu trennen. So bringt er sich selbst in fürchterliches Leid und Elend. Zudem will er alles. was da ist. die Namen Gottes des Gerechten uýýd Seine Briefe nicht anerkennen, verachtet,ja beleidigt er sie. Deshalb verdient er weder Mitleid noch Erbarmen, vielmehr ist nun harte Bestrafung sein Sold. Mitleid hat erjedoch auf gar keinen Fall verdient.

 

So isl das also. oh ihr unglückseligen Leute des Irrwegs und der Maßlosigkeit! Welche eurer Vollkommenheiten, welche eurer Philosophien, welche Perfektion, welche Zivilisation, welchen eurer Fortschritte könnt ihr diesem schrecklichen Verfall, dieser quälenden Htýffrýuýý&127;slcýsigkeit entgegensetzen'? Wo könnt ihr jenen wahren Trost finden, dessen die Seele (ruh) des Menschen mit so heftigem Verlangen so notwendig bedarf'?

 

Und weiter: was für eine Natur, welche der Ursachen, welches eurer Surrogate (þirk), welche vom euren Entdeckungen und Erfindungen, welches Volk der Welt (z.B. die Engländer oder Türken, d. Ü.). welche von den hohlen und nichtigen Gottheiten, die ihr anbetet, auf die ihr vertraut, auf die ihr alle eure Hoffnungen gesetzt habt und denen ihr alle die Werke Gottes und Gnadengaben des Herrn zuschreibt, vermag euch vor der Finstemis des Todes zu erreten, die euer ewiges Verdammungsurteil ist, wie ihr selbst sagt und euch über die Grenze des Grabes, des Zwischenreiches (berzah) hinüberzuhelfen. euch zum Ort der Wiederversammlung zu führen und euch über die Brücke «Sýrat» hinüberzutragen, damit ihr die ewige Seligkeit erlangen könnt? Aber weil ihr das Tor des Grabes nicht verschlossen habt, werdet auch ihr mit Sicherheit Gefährten dieses Weges sein. Doch ein solcher Wggefährte sollte sich auf jemanden verlassen, der alle diese riesigen Gebiete und seine weiten Grenzen unter seiner Macht und Herrschaft hält.

 

Und noch etwas, ihr unglückseligen Leute des Irrweges und der Gottvergessenheit! Geheimnis des Grundsatzes: «Es ist die Folge einer unerlaubten Liebe, daß sie eine erbarmungslose Strafe nach sich zieht.» Daß auch ihr, die ihr die Fähigkeit zu Liebe und Erkenntnis, die euch natürlicherweise mit dem Wesen und mit den Eigenschaften und Namen Gottes des Gerechten verbinden sollten und die Anlagen, die euch gegeben wurde, Gott zu danken, Ihn anzubeten und Ihm zu dienen, nun in ungesetzlicher Weise zu eigensüchtigen und weltlichen Zwecken mißbraucht, nun auch gerechterweise eure Strafe auf euch zieht. Denn ihr habt die Liebe, die Gott dem Gerechten gebührt, eurer eigenen Seele gegeben. Und ihr habt die zahllosen Übel eurer Seele (nefs), die eure Geliebte ist, auf euch gezogen. Denn die wahre Seelenruhe gebt ihr dieser eurer Geliebten nicht. Denn ihr vertraut sie nicht voll Zuversicht dem Allmächtigen (Kadir-i Mutlak) an, welcher der wahre Geliebte ist. Einen ewigen Schmerz zieht ihr euch zu.

 

Und ferner habt ihr die Liebe, die den Namen Gottes des Gerechten und Seinen Eigenschaften gebührt, an die Welt verloren und die Werke Seiner Kunst aufgeteilt und den verschiedensten Ursachen zugeschrieben. So habt ihr ein Übel auf euch gezogen. Denn ein Teil dieser zahllosen «Geliebten» kehrt euch den Rükken zu und verläßt euch ohne ein «Lebewohl» zu sagen. Ein Teil vonn ihnen kennt euch überhaupt nicht mehr. Und auch wenn sie euch noch kennen, so lieben sie euch doch nicht mehr. Und liebten sie euch noch, so nutzt es euch nichts. Ständig leidet ihr unter Qualen durch zahllose Trennungen und Verluste ohne eine Hoffnung auf ein Wiedersehen.

 

Das also ist von dem. was die Leute des Irrweges das Glück ihres Lebens, die Vervollkommnung der Menschheit, die Schönheit der Zivilisation und den Genuß der Freiheit nennen, die Innenseite und das wahre Wesen. Ausschweifung und Trunkenheit ist wie ein Vorhang, der Empfindungen zeitweilig gar nicht erst autkommen läßt. So sage denn: «Ich spucke auf die Klugheit dieser Leute!»

 

Was aber die leuchtende Straße des Qur'an betrifft, so heilt sie durch den wahren Glauben alle die Wunden, die sich die Leute des Irrweges zugezogen haben. Alle die Finsternis, die früher über dem Wege lag, wird vertrieben. Alle die Tore des Irrglaubens und des Verderbens werden verschlossen. Und zwar geschieht dies folgendermaßen:

 

Der Glaube heilt alle Schwäche und Hilflosigkeit. Armseligkeit und Bedürftigkeit des Menschen mit dem Vertrauen auf den Barmherzigen-Allmächtigen. Er lädt dem Menschen nicht die Last seines Lebens und seines Daseins auf, sondern übergibt sie der Macht und Barmherzigkeit (Gottes). So steigt der Mensch gleichsam in sein Leben ein, fühlt sich wie von seiner Seele getragen und auf diese Weise kommt er zur Ruhe. Der Glaube lehrt den Menschen, nicht «ein sprechendes Tier» zu sein, sondern ein wahrer Mensch und willkommener Gast des Barmherzigen. Er zeigt, daß die Welt ein Gasthaus des Barmherzigen ist und alles, was darinnen ist. Wiederspiegelungen der göttlichen Namen sind und alle die Kunstwerke. die sich darin befinden. Briefe des Einzigartigen, die sich beständig erneuern, heilt aufs Beste die Wunden, die dem Menschen von der Vergänglichkeit der Welt. dem Zerfall aller Dinge und seiner Liebe für all das Vergängliche geschlagen wurde und rettet ihn aus der Finsternis all seiner bloßen Mutmaßungen.

 

Überdies zeigt er den Tod und seine Stunde als den ersten Schritt ins Zwischenreich und die Ewigkeit (beka) und zur Begegnung mit den Freunden, die ihm dorthin vorausgegangen sind. So heilt er die Wunden des Todes, den die Leute des Irrweges (in ihrer Sicht) als eine ewige Trennung von allen ihren Freunden betrachten. Und er beweist, daß eine solche Trennung in der Tat die wahre Begegnung ist.

 

Und weiter noch beweist er, daß das Grab ein Tor ist, das sich zur Welt des Erbarmens, zum Haus der Glückseligkeit. zu den Gärten des Paradieses und zum Lichtreich (Nuristan) des Barmherzigen öffnet, nimmt so dem Menschen seine furchtbare Angst und zeigt damit, daß seine so überaus mit Leid und Gram überfrachtete Reise ins Zwischenreich in Wirklichkeit eine überaus angenehme, erfreuliche und einladende Reise ist. Mit dem Grabe verschließt er das Maul eines Drachen und öffnet das Tor zu einem lieblichen Garten. Denn er zeigt, daß das Grab gar nicht das Maul eines Drachen ist, sondern das Tor, das sich zu den Gärten des Erbarmens öffnet.

 

Ferner noch sagt er dem Gläubigen: « Da dein Wille so begrenzt und deine Kraft nur so gering ist, überlaß dich doch ganz der alles vermögenden Entscheidungskraft (irade) deines Meisters (malik)! Da all das, was du vermagst und selbst entscheiden kannst, nur so wenig ist, vertraue doch auf die Kraft des Allmächtigen (Kadir-i Mutlak)! Ist dein Leben auch nur kurz, so denke doch an das ewige Leben. Hast du auch nur eine kurze Spanne zu leben, so gibt es doch danach ein Leben, das nie vergeht; darum sorge dich nicht! Wenn deine Gedanken unklar sind, tritt in das sonnenklare Licht des Qur'an! Siehe, wie im Lichte des Glaubens jeder einzelne Vers des Qur'an an Stelle deiner mottengleichen Gedanken, jede einzelne einem Stern gleich dir ihr Licht sendet.

 

Ist dann dein Hoffen grenzenlos und sind deine Schmerzen zahllose, so sind grenzenlos doch deine Belohnungen und eine unendliche Barmherzigkeit wartet auf dich. Ist überdies deine Sehnsucht auch grenzenlos und sind deine Ideale unendlich fern, so denke nicht weiter darüber nach und gräme dich nicht. Sie haben in dieser Welt nicht ihren Raum. Sie finden anderswo ihren Platz. Und der, welcher dir ihre Erfüllung gewährt, ist auch ein anderer.»

 

Und weiter sagt dir dein Glaube: «Oh Mensch! Du bist nicht dein eigener Herr. Du bist der Diener eines gewaltigen Herrn (Kadir) von unendlicher Macht, gehörst dem Barmherzigen in seiner Majestät voll grenzenlosen Erbarmens. Weil dies aber so ist, darum lade dir nicht selbst die Last deines Lebens auf deine eigenen Schultern, denn Er ist es, der dir das Leben gibt. Er ist es, der alles lenkt und leitet.

 

Und ferner ist diese Welt nicht ohne Besitzer, sodaß du dir deinen Kopf über die Last der Welt zerbrechen müßtest. Denke nicht über ihre Krisen nach und gräme dich nicht, denn ihr Besitzer ist der Allwissende und Allweise. Auch du bist nur ein Gast. Deine Mitbeteiligung ist unnötig. Mische dich also nicht ein!

 

Überdies ist, was geschaffen wurde wie Mensch und Tier, nicht sich selbst überlassen, sind vielmehr mit Aufgaben betraut, dienen im Angesichte des Allweisen und Allbarmherzigen. Denkst du über ihre Schmerzen und Leiden nach, laß deine Seele (ruh) nicht in den Schmerz mit hineinziehen! Versuche nicht in deiner Liebe weiter vorne zu sein als die Barmherzigkeit ihres barmherzigen Schöpfers. Überdies liegen die Zügel, die alle Dinge lenken, die dir feindlich gesinnt sind. angefangen von einzelnen Krankheitskeimen bis hin zu weltweit verbreiteten Seuchen, Taifunen, Hungersnöten, Beben in den Händen dieses Allbarmherzigen und Allweisen. Er ist der Allweise: Unsinniges tut Er nicht. Er ist der Allbarmherzige: Seine Barmherzigkeit ist eine vielfältige. In jeder Arbeit, die Er tut, liegt irgendeine Art von Gnadenerweis.»

 

Und weiter sagt der Glaube: «Diese Welt ist zwar eine vergängliche (fani), doch sie ist zugleich der Acker für die Bedarfsgüter einer ewigen Welt. Zwar ist sie flüchtig und nur vorübergehend, doch bringt sie bleibende Früchte hervor. Sie zeigt uns, wie in ihr die unvergänglich bleibenden Namen eines beständig bleibenden Herrn Gestalt gewinnen. Und ihrer Freuden sind zwar nur wenige und es gibt viel Leiden in ihr, doch die Gnadengaben des barmherzigen Erbarmers sind unvergängliche. echte Freuden. Was aber die Leiden betrifft, so bringen sie in Anbetracht des Lohnes Freuden für die Seele hervor.

 

Im übrigen genügt der Rahmen des Erlaubten für alle die Genüsse und Freuden und all das Wohlbehagen von Geist (ruh), Herz und Seele (nefs). Überschreite nicht den Rahmen des Erlaubten! Denn auß erhalb dieses Rahmens zieht ein einziges Vergnügen manchmal tausend Leiden nach sich. Es ist auß erdem auch noch der Grund für den Verlust der Gnadengaben des Erbarmers, welche die wahren und immerwährenden Freuden sind.

 

Desweiteren läß t der Irrweg, wie wir oben erklärt haben. den Menschen bis zum Niedrigsten der Niedrigen in einen solchen Abfall hinabstürzen, daß keine Zivilisation und keine Philosophie noch einen Ausweg daraus zu finden vermag. Doch wenn auch kein menschlicher Fortschritt und keine Vervolkommung der Wissenschaft den Menschen aus diesem Pfuhl der Finsternist wieder herauszuziehen vermag,so vermag doch der weise Qur’an der Menschen durch glauben und gute Werke von seinem Abfall zum Niedrigsten der Niedrigen herauf zu höchsten Höhen(ala-yý illiyin)emporzuziehen.Und er beweist mit absoluter Sieherheit daß er ihn emporzuziehen vermag.Und er füllt diesen tiefen pfuhl mit den Stufen einer geistigen Entwicklung und dem Rüstzeug geistiger Volendung.Zudem vereinfacht und erleichtert er des Menschen lange Reise nach der Ewigkeit, die so voller Unruhen und Gefahren ist, ganz besonders. Er zeigt uns auch die Fahrzeuge. die eine Strecke von tausend, ja sogar fünfzigtausend Jahre in einem einzigen Tag überwinden können.

 

Überdies lehrt er, den Herrn in Seiner Majestät zu kennen, welcher König ist von Ewigkeit zu Ewigkeit und macht so den Menschen zu dessen Beamten, der Ihn anbetet und der Gast ist mit einem Auftrag von Ihm. So stelll (der Glaube) sicher, daß (der Mensch) sich sowohl im Gasthause. das diese Welt ist. als auch in den Wohnstätten des Zwischenreiches (nach dem Tode) und des Jenseits (nach der Auferstehung) in völliger Ruhe und Sicherheit bewegt.

 

So wie ein unbestechlicher Beamte im gesamten Reich seines Königs umherreisen kann und sich über die Grenzen all seiner Städte hinweg frei bewegen darf, sei es per Flugzeug. ebenso fährt ein Mensch, der sich im Glauben mit seinem ewigen König verbunden weiß und Ihm durch die Erfüllung Seiner Gebote (ameli salih) Gehorsam erweist, durch die Wohnstätten dieser Herbergs Welt, durch die Gebiete des Zwischenreiches und der Auferstehungswelt u. dgl. alle die weiten Welten jenseits des Grahes blitzschnell hindurch, fliegt üher alle ihre Grenzen.als säße er auf dem Burýk (dem sagenhaften Reittier des Propheten), hinüber in die ewige Seligkeit. Und für diese Tatsache finden sich (im Qur'an) die unumstößlichen Beweise. Und er zeigt sie den Heiligen (Asfiya) und Gottesfreunden (Evliya).

 

Zudem sagt auch die Wahrheit des Qur'an: «Oh du, der du glaubst. schenke nicht deine unendliche Liebesfähigkeit deiner häß lichen,fehlerhaften und von Geier erfülten Seele(nefs-i emmare),die dir übel will und schaden wird.Nimm sie dir nicht zu geliebten(mahbub)und mache dir ihre Launen nicht zum Gegenstand deiner Anbetung(mabud)!Schenke vielmehr diese deine so unendlich groß e Liebesfähigkeit dem jenigen Herrn,der dieser unendlichen Liebe würdig ist,der dir unendlichen Gnaden erweisen und dich in der Zukunft unendlich glücklich machen kann,der darüberhinaus auch alle Menschen,denen du verbunden bist,durch Seine Gnadengaben glücklich macht,sodaß du an ihrem Glück mit teilnehmen kannst,einem Herrn,der unendlich vollkommen und in unendlichem

 

Grade heilig,erhaben,rein,frei von allen Fehlern und jeglicher Makel und von unvergänglicher Schönheits ist;alle Seine Namen sind von einer unendlich hohen Schönheit und in jedem Namen findet sich eine sehr groß e Fülle lichtvoller Schönheit und Volkommenheit(Cemal).Das Paradies zeigt die Schönheit in Seinem Erbarmen und das Erbarmen in Seiner Schönheit mit all ihren wundervollen Gnadengaben.Alle Schönheit und Vollkommenheit(Cemal)in der ganzen

 

Schöpfung, schön, lieblich und liebenswert, ist ein Zeichen Seiner Schönheit und Vollkommenheit, Hinweis und Markstein einer Persönlichkeit, die Geliebter ist und der Angebetete zugleich.»

 

Und sage noch weiter: «Oh Mensch! Verschwende doch nicht an Geschöpfe und Dinge ohne Dauer deine Liebesfähigkeit, die doch Seinen Namen und Eigenschaften gebührt, und nicht an das, was auch nur geschaffen wurde und dir keinen Nutzen zu bringen vermag (für die Ewigkeit). Denn Werke und Geschöpfe sind vergänglich. Doch die in diesen Kunstwerken und schön verzierten Schmuckstücken aufscheinenden Schönen Namen sind ewig und bleiben beständig. In jedem Namen und in jeder Eigenschaft finden sich tausende von Abstufungen der Schönheit und Güte und tausende von Ebenen der Vollkommenheit und der Liebe. Betrachte doch nur einmal den Namen «Rahman»: das Paradies ist eine seiner Manifestationen und die ewige Seligkeit ein Blitzstrahl von ihm, alles, was es an Versorgungsgütern und Gnadengaben in dieser Welt gibt, nur ein Tropfen davon.»

 

So betrachte denn nun aufmerksam die Gegenüberstellung der nachstehenden beiden Verse, welche einerseits auf das Wesen der Leute des Irrweges und derer des Glaubens hinsichtlich des Lebens und ihrer Aufgabe hinweist:

 

und andererseits auf das Ende (eines solchen Lebens) hinweisen und sein Ergebnis:

 

In welch erhabener und wunderbarer Weise wird hier in seiner Gegenüberstellung zum Ausdruck gebracht, was wir erklärt haben.

 

Was den ersten Vers betrifft, so haben wir diese Wahrheit, welche dieser Vers so wunderbar und treffend zum Ausdruck bringt, bereits ausführlich im «Elften Wort» dargelegt und wollen es hier darauf beruhen lassen.

 

Was den zweiten Vers betrifft, so wollen wir hier nur mit einem kleinen Hinweis zeigen, welch hohe und erhabene Wahrheit darin zum Ausdruck kommt. Es ist dies wie folgt:

 

Dieser Vers sagt in direktem Schluß (mefhum-u muvafýk) folgendes aus: «Wenn Leute des Irrweges sterben, weinen Himmel und Erde ihnen nicht nach.»

 

Im Umkehrschluß (mefhum-u muhalif) wird damit ausgesagt: «Wenn Leute des Glaubens aus der Welt scheiden, weinen über ihnen Himmel und Erde.» Das heißt: Wenn Leute des Irrweges, da sie ja nun einmal die Aufgaben der Himmel und der Erde leugnen. um deren Bedeutung nicht wissen, ihren Wert geringschätzen, ihren Meister nicht kennen, ihnen gegenüber mit Haß und Feindschatt reagieren, werden Himmel und Erde sicherlich nicht über ihnen weinen, sie vielmehr verwünschen und sich darüber freuen, wenn sie vor die Hunde gehen. Doch im Umkehrschluß heißt dies auch:

 

«Himmel und Erde weinen, wenn die Leute des Glaubens sterben.» Denn was die Leute des Glaubens betrifft, so wissen sie um die Aufgaben der Himmel und der Erde und bestätigen diese Tatsache, diese Wahrheit, verstehen im Glauben den Sinn, den diese zum Ausdruck bringen und sagen: « Wie wunderbar sind sie erschaffen und wie wunderbar versehen sie ihren Dienst! » Sie (die Gläubigen) messen ihnen den Wert und die Würde bei, die ihnen entspricht und erweisen ihnen die Ehre. Um Gott des Gerechten willen lieben die Gläubigen Himmel und Erde und die Namen, die sie widerspiegeln. Und um dieses Geheimnisses willen ist es, als weinten die Himmel und die Erde und trauerten, wenn die Leute des Glaubens dahinwelken und verscheiden.

 

Eine wichtige Frage: Sie sagen: «Liebe ist nicht von dem Willen abhängig. Außerdem liebe ich aus dem natürlichen Bedürfnis heraus die geschmackvollen Speisen und Früchte. Ich liebe meinen Vater, meine Mutter und meine Kinder. Ich liebe meine Lehenspartnerin, ich liebe meine Freunde und Verwandten. Ich liebe die Gottesgesandten und die Gottesfreunde. Ich liebe mein Leben und meine Jugend. Ich liebe den Frühling, die schönen Dinge und die Welt. Wie kann ich sie nicht lieben können? Wie kann ich alle diese verschiedenen Arten der Liebe auf das Wesen und die Eigenschaften und die Namen Gottes des Gerechten zuwenden? Was bedeutet das?»

 

Antwort: Höre «vier Anmerkungen».

 

Erste Anmerkung: Liebe ist zwar nicht vom Willen abhängig, aber das Gesicht der Liebe kann sich von einem Geliebten ab und einem anderen Geliebten zuwenden. Zum Beispiel: Indem die Häßlichkeit eines Geliebten gezeigt wird oder aber man zeigt. daß es ein Schleier oder nur ein Spiegel zu einem anderen Geliebten ist, dereigentlich diese Liebe verdient, kann das Gesicht der Liebe zu einem wahren Geliebten zugewandt werden.

 

Zweite Anmerkung: Wir sagen ja nicht, daß du die Dinge,die du aufgezählt hast,nicht lieben

 

sollst sie im Namen Gottes des Gerechten und um Seiner Liebe willen lieben. Zum Beispiel: Wohlschmeckende Speisen und schöne Früchte als ein Geschenk Gottes des Gerechten und als eine Gabe des barmherzigen Erbarmers zu lieben, bedeutet Ihnunter Seinen Namen «Rahman» (Der Erbarmer) und «Mün'im» (Der Geber) zu lieben. Es ist gleichzeitig eine geistige Danksagung. Nur sollte es sich so zeigen. daß diese Liebe nicht um der Begierde willen ist, sondern im Namen des Erharmers, sodaß man in dem von Gott erlaubten Rahmen verdient, genügsam ist und nachsinnend und mit Dankbarkeit die Speisen verzehrt. Desweiteren gehört die Hochachtung und Liebe zu Vater und Mutter um der Weisheit und der Erbarmung willen, welche sie mit selbstloser Liebe erfüllt und dich durch ihre barmherzige Hände versorgt haben, zu der Liebe für Gott den Gerechten. Das Merkmal dafür, daß diese Liebe, Hochachtung und Zärtlichkeit um Allahs willen ist, ist folgendes; nämlich daß du - wenn sie alt werden und dir überhaupt nicht mehr nutzen können und dich nur in Mühsal und Anstrengung bringen - ihnen noch mehr Liebe, Barmherzigkeit und Zärtlichkeit entgegenbringst.

 

Der Vers, der die Kinder in fünf Stufen zu Hochachtung und Zärtlichkeit einlädt, zeigt, wie es vor dem Qur'an sehr bedeutsam ist, auf die Rechte der Eltern zu achten, und wie häßlich es ist. sie zu mißachten. Da nun ein Vater nur für sein Kind und für keinen anderen wünscht, daß es besser wird als er selbst, darf ein Kind seinem Vater gegenüber auch kein Recht beanspruchen. Zwischen Eltern und ihrem Kind existiert also von Natur aus kein Anlaß zum Streit. Denn Streit kommt entweder aus Neid oder aus Eifersucht, was aber bei einem Vater seinem Sohn gegenüber nicht vorhanden ist. Oder ein Streit kommt aus einem ungerechten Handeln. Das Kind hat kein Recht, daß es seinem Vater gegenüber ein Recht beanspruchen könnte. Auch wenn es seinen Vater für ungerecht hält, darf es sich ihm gegenüber nicht empören. Derjenige also, der sich seinem Vater gegenüber empört und ihn kränkt, ist ein Untier in Menschengestalt. Und die Kinder als Geschenke des barmherzigen, freigiebigen Herrn zu betrachten und so mit vollkommener Zärtlichkeit und Barmherzigkeit zu lieben und zu schützen, gehört wieder zu der Liebe für Gott den Gerechten. Das Merkmal, welches zeigt, daß diese Liebe im Namen Gottes des Gerechten geschieht ist, daß man bei ihrem Tod in Geduld danken und nicht verzweifelt wehklagen soll. «Es war Sein liebliches Geschöpf,das mein Schöpfer unter meine Aufsicht gegeben hatte. Es war Sein Besitztum. Jetzt erforderte seine Weisheit, es von mir wegzunehmen und zu einem besseren Ort zu bringen. Auch wenn ich nur einen scheinbaren Anteil an diesem Besitztum hatte, gehören doch tausend wahre Seinem Schöpfer. Das Urteil liegt bei Gott.» So soll man sagen und sich Ihm hingeben. Und was die Freunde und Verwandten betrifft; wenn sie durch den Glauben und ihre guten Taten die Freunde Gottes des Gerechten sind, so gehört die Liebe für sie, nach dem Geheimnis «um Allahs willen zu lieben», auch zu der Liebe für Gott den Gerechten.

 

Desweiteren sollstdu deine Lebenspartnerin als ein liebenswertes, feines Geschenk von der Barmherzigkeit Gottes, lieben und freundschaftliche Zuneigung erweisen. Du sollst aber deine Liebe nicht von ihrer äußerlichen Schönheit, die schnell verloren geht, abhängig machen. Vielmehr ist die überaus reizvolle, sanfte Schönheit einer Frau, ihr guter Charakter, in einer weiblichen Anmut und Zärtlichkeit. Und ihre wertvollste und süßeste Schönheit ist ihre hohe, ernsthaft innige, lichtvolle, selbstlose Liebe. Die Schönheit dieser selbstlosen Liebe und der gute Charakter setzen sich bis zum Lebensende fort und verstärkt sich. Das Recht auf Hochachtung dieses schwachen, anmutigenden Geschöpfes wird durch derartige Liebe gesichert. Anderenfalls verliert diese Arme durch den Verfall ihrer äußerlichen Schönheit dieses Recht, in einer Zeit wo sie es dringend braucht.

 

Desweiteren ist die Liebe für die Gottesgesandten und Gottesfreunde, da sie geschätzte Diener Gottes des Gerechten sind um Seines Willen und in ,Seinem Namen. Sie gehört von diesem Standpunkt aus betrachtet Ihm.

 

Desweiteren das Leben als ein Kapital und als ein Juwel, das äußerst wertvoll ist und das bleibendes Leben gewinnen läßt, was Gott dem Menschen und dir gegeben hat und als eine Schatzkammer zu betrachten, die die Anlagen für die bleibenden Vollkommenheiten beinhalten, zu lieben und es zu schützen und es in dem Dienst Gottes des Gerechten zu verbringen, diese Liebe gehört wiederum in dieser Hinsicht dem Angebeteten.

 

Desweiteren die Feinheit und die Schönheit der Jugend als ein feines, anmutiges und schönes Geschenk Gottes des Gerechten zu betrachten und sie zu preisen, zu lieben und davon guten Gebrauch zu machen, ist in Dankbarkeit eine Art erlaubte liebe.

 

Desweiteren den Frühling als eine Seite der feinen und schönen Ornamente der lichtvollen Namen Gottes des Gerechten und als eine überaus geschmückte und prunkvolle Ausstellung der einzigartigen Kunstwerke des allweisen Meisters nachsinnend zu betrachten und zu lieben, heißt, die Namen Gottes zu lieben.

 

Desweiteren die Liebe zur Welt, als Acker für das Jenseits, als Spiegel für die Namen Gottes, als Briefe Gottes des Gerechten und als sein vorübergehendes Gasthaus, gehört Gott dem Gerechten, unter der Bedingung, daß die eigenwillige Seele sich darinnen nicht einmischt.

 

Zusammenfassung: Liebe die Welt und die Geschöpfe darinnen, aber so, daß du sie nur in der Bedeutung eines Buchstabens betrachtest. Liebe sie nicht in der Bedeutung ihres Einzelwesens. Sage «Wie schön sind sie gemacht worden!» Und sage nicht « Wie schön sind sie» Laß nicht zu, daß in das Innere deines Herzens andere Lieben eintreten. Denn: Das Innere des Herzens ist der Spiegel zum Einzigartigen und gehört Ihm. Sage So geben alle Lieben, die hier erwähnt wurden, einen Genuß ohne Schmerz und sind in einer Hinsicht eine Zusammenkunft ohne Untergang. Außerdem verstärkt das die Liebe zu Gott. Es ist auch eine erlaubte Liebe. Außerdem ist der Genuß gleich Dankesbezeugung. Und diese Liebe ist gleich Nachsinnen.

 

Zum Beispiel: Ein großer König gibt dir einen Apfel a1s Geschenk.* Es gibt zweierlei Liebe für diesen Apfel und es befinden sich darinnen zweierlei Genüsse. Erstens: Der Apfel wird geliebt, weil er ein Apfel ist. Darin liegt ein Geschmack, der dem Apfel gehört und ist so viel wie der Apfel selbst. Diese Liebe gilt nicht dem König. Der Mann, der in der Audienz des Königs diesen Apfel in den Mund steckt und ißt, liebt nicht den König, sondern den Apfel und folgt seinen Wünschen. Es geschieht manchmal, daß dem König diese eigensüchtige Liebe nicht gefällt und er davon eine Abneigung bekommt. Zudem ist der Geschmack des Apfels nur ein Bruchteil und geht zu Ende.

 

*Einmalkamen zwei Stammesfürsten in die Gegenwart eines Königs und nahmen genau die beschriebene Haltung.

 

Nachdem man den Apfel gegessen hat, verschwindet dieser Geschmack auch. Es bleibt nur ein Bedauern. Die zweite Art Liebe gilt für das künigliche Kompliment, welches in dem Apfel liegt und durch den Apfel geäußert wird. Der Mann, der diesen Apfel als ein Muster und eine Verkörperung des königlichen Komplimentes« betrachtet und achtet, zeigt dadurch, daß er den König liebt. Desweiteren liegt in dieser Frucht, die die Hülle des Komplimentes ist, dermaßen ein Geschmack, der über dem Geschmack von tausend Äpleln steht. Dieser Geschmack gilt selbst als Dankbarkeit. Diese Liebe ist eine ehrwürdige Liebe dem König gegenüber.

 

Hegt man aber genauso für alle Gaben und alle Früchte selbst eine Liebe und nimmt sie gottvergessen nur mit ihren materiellen Genüssen wahr, so ist diese Liebe egoistisch. Diese Genüsse sind aber vorübergehend und schmerzvoll. Liebt man sie aber als Komplimente Seiner Erbarmung und als Früchte Seiner Güte und genießt sie mit vollkommenem Appetit in dieser Weise, daß man diese Güte und Huld hochschätzt ist das sowohl eine geistige Dankbezeugung, als auch ein Genuß ohne Schmerz.

 

Dritte Anmerkung: Liebe für die Namen Gottes des Gerechten hat ihre Stufen. Wie oben erklärt wurde, liebt man manchmal die Gottesnamen in der Form einer Liebe für ihre Werke. Manchmal liebt man die Namen Gottes als Kennzeichen für die Vollkommenheiten Gottes. Manchmal wird der Mensch, der wegen seines vielseitigen Wesens grenzenlose Bedürfnisse hat, des Namens Gottes bedürftig und verlangt nach ihnen sehnsüchtig. Er liebt sie wegen seiner Bedürftigkeit. Zum Beispiel: Während du in deiner Ohnmacht das Bedürfnis verspürst für alle deine Verwandten und den Armen, mit denen du Mitgefühl hast und für alle Geschöpfe, die schwach und in Not sind, Hilfe zu rufen, tritt einer hervor, der sich ihnen gegenüber so hilfreich erweist, wie du es dir gerne wünschst. Wie sehr freust du dich bestimmt über diesen Herrn mit seinem Titel «Mün,im» (Der Geber) und über seinen Namen «Kerim» (Der Freigebige) und wie sehr liebst du ihn unter dieser Bezeichnung. Genauso denke einmal nur an die Namen Gottes des Gerechten «Rahman» (Der Erbarmer) und «Rahim» (Der Barmherzige), daß sie alle deine gläubigen Väter und Vorfahren und Freunde und Verwandte in dieser Welt mit allen Arten Gaben. im Paradies mit allen Arten Genüssen und in der ewigen Glückseligkeit, in der du sie und sie dich sehen werden,glücklich machen. In dieser Hinsicht kannst du vergleichen. wie würdig die Namen, «Rahman» (Der Erbarmer) und «Rahim» (Der Barmherzige) sind, geliebt zu werden und in welchem Grade der menschliche Geist diese beiden Namen braucht. Und du kannst verstehen. wie tretfend es ist. die Dankesbezeichnung «Elhamdülillah» «aller Dank gebührt Allah auf Seine Erbarmung und auf Seine Barmherzigkeit» auszuprechen.

 

Desweiteren kannst du verstehen, wenn du darauf achtest, wie sehr dein Geist einen Herrn mit dem Namen «Hakim» (Der Allweise) und mit dem Tite1 «Mürebbi» (Der Versorger) braucht, und wie sehr er nach diesen beiden Namen dieses Herrn verlangt, der dein Haus, die Welt als liebenswürdige Verzierung und die Geschöpfe darinnen. mit denen du verbunden bist und wegen deren Zerstörung du leidest, aufjene Art in vollkommener Weisheit ordnet, verwaltet und versorgt.

 

Wenn du darauf achtest, kannst du desweiteren verstehen. wie sehr deine Seele für die Namen eines Herrn-«Varis»(Der Erbe),«Bais»(Der Erschaffer) und die Titel «Baki» (Der Beständige). «Kerim» (Der Freigiebige), «Muhyi» (Der Lebenschenkende) und «Muhsin» (Der Wohltäter)-bedürftig ist,welcher alle Menschen, mit denen du verbunden bist und wegen deren Untergang du leidest, während ihres Todes vor der Finsternis des Nichtseins rettet und an einen noch schöneren Ort als diese Erde ansiedelt.

 

Da also der Mensch hinsichtlich seines Wesens von hohem Charakter ist und seine Beschaffenheit vielseitig, ist er entsprechend seines Wesens durch tausende Arten von Bedürfnissen den tausendundeinen Namen Gottes und vielen Stufen jedes einzelnen Namens bedürftig. Vervielfachte Bedürftigkeit ist Begeisterung. Vervielfachte Begeisterung ist Herzensliebe (muhabbet).

 

Vervielfachte Herzensliebe ist aber eine entflammte Liebe (aþk). Die Stufen der Herzensliebe, die den Vervollkommnungen des Geistes entsprechen, entwickeln sich gemäß den Stufen der Gottesnamen. Auch die Herzensliebe für alle Namen Gottes, -da diese Namen Bezeichnungen und Erscheinungen der Majestät des Herrn sind -, wird zu der Herzensliebe zu Ihm selbst.

 

Nun wollen wir unter den tausendundeinen Namen (Gottes) als Beispiel nur die Namen«der Gerechte» (Adl), «der Richter» (Hakem), «der Wahrhaftige und Gerechte» (Hak) und «der Barmherzige» (Rahim) und davon nur eine ihrer Stufen unter tausendundeinen Namen erklären. Es ist folgendermaßen: Wenn du betrachten willst, wie die Namen «der Erbarmer», «der Barmherzige»und«der Wahrhaftige und Gerechte» innerhalb der Weisheit und Gerechtigkeit in einem gewaltigen Umfang erscheinen, siehe folgendes Gleichnis: Stellen wir uns einmal ein Heer vor, indem vierhundert verschiedene Völker dienen. Jedem Volk gefällt ein besonderes Kleid. eine besondere Ernährung, jedes Volk will besondere Waffen, die es leicht verwenden kann und braucht besondere Medikamente, die seiner Gesundheit dienen können. Ohne diese vierhundert Völker alle auseinander zu trennen, ohne sie auf Zug oder Kompaniestärke aufzuteilen. obwohl sie sogar untereinander vermischt sind. gibt ein einziger König ohne Gleichen, persönlich ohne Helfer, aus seiner vollkommenen Liebe und Barmherzigkeit und aus seinem außerordentlichen Vermögen und seinem wunderbaren Wissen und seiner Kenntnis und aus seiner außerordentlichen Gerechtigkeit und Weisheit, allen ihre besonderen Kleider, die ihnen entsprechen, Ernährung, Medikamente und Waffen, ohne irgendwelche Verwechslung und ohne irgendein Versäumnis. Du verstehst, was für ein mächtiger, liebevoller, gerechter, freigiebiger König dieser Herr sein muß.

 

Denn, dienen in einem Batallion Soldaten von zehn verschiedenen Völkern, wird es sehr schwer, sie alle gesondert zu kleiden und auszurüsten. Darum werden sie zwangsläufig, egal zu welchem Volk sie gehören, auf gleiche Art ausgerüstet.Willst du genauso die Erscheinungen der Namen Gottes des Gerechten, «Hak» (der Wahrhaftige und Gerechte), «Rahmanirrahim» (der Erbarmer und der Barmherzige), in seiner Gerechtigkeit und Weisheit sehen, betrachte Sein großartiges Heer, das aus vierhunderttausend Völkern von Pfanzen und Tieren besteht und dessen Zelte im Frühling auf der Erdoberfläche errichtet werden. Alle haben, jedes für sich, ein besonderes Kleid, eine besondere Nahrung, eine besondere Waffe, eine besondere Lebensart, einen besonderen Auftrag, eine besondere Dienstentlassung. Sie haben kein Vermögen, um ihre Bedürfnisse zu sichern, und keine Sprache, um diese Wünsche zu äußem. Schaue und siehe die Namen, «Hak» (der Wahrhaftige und der Gerechte), «Rahman» (der Erbarmer), «Rezzak» (der Versorger), «Rahim» (der Barmherzige) und «Kerim» (der Freigiebige), in ihrer Ausgewogenheit und Wohlordnung im Umfang ihrer Weisheit und Gerechtigkeit. Wie sie versorgen, lenken und leiten, ohne zu irren, ohne zu vergessen, und ohne etwas zu verwechseln. Könnten sich etwa in eine Angelegenheit, die mit einer so in Erstaunen versetzenden umfassenden Ordnung und Wohlausgewogenkeit errichtet wird. die Finger anderer einmischen?! Wer, außer dem Einzigen, dem Allweisen. dem, der über alle Dinge mächtig ist, kann seine Hand zu dieser Kunstfertigkeit, dieser Umsicht, zu dieser Herrschaft und zu dieser Leitung strecken?! Welche Ursache kann sich darin einmischen?!

 

Vierte Anmerkung: Du sagst: Wenn verschiedene Arten meiner Liebe für Speisen, für meine Begierde, für meine Lebenspartnerin, für meine Eltern, für meine Kinder, für meine Freunde, für die Gottesfreunde,für die Gottesgesandten. für schöne Dinge, für den Frühling und für die Welt in der Art sind, wie der Qur'an befiehlt, welche Ergebnisse und Nutzen bringt das?

 

Antwort: Um alle Ergebnisse zu erklären. müßte man ein groß es Buch schreiben. Hier wird nur kurz auf ein, zwei Ergebnisse dessen hingewiesen. Zunächst werden die Folgen, die in dieser Welt sofort bar ausgezahlt werden, erklärt und anschließend die Ergebnisse, die im Jenseits in Erscheinung treten, erwähnt. Es istwie folgt: Wie oben erklärt, haben die Sorten der Liebe nach der Art der Gottvergessenen und der Leute der Welt und die Sorten der Liebe, welche um der eigenen Begierde willen sind, in dieser Welt viel Unglück, Schmerz, Strapazen, wenig Freude, Geschmack und Ruhe gebracht. Zum Beispiel wird die selbstlose Liebe wegen der Ohnmacht zu einem schmerzvollen Unglück. Herrensliebe wird wegen der Trennung zum leidvollen Feuer. Geschmack wird wegen der Vergänglichkeit zum giftigen Saft. Im Jenseits werden sie aber entweder, - weil sie nicht im Namen des Gerechten waren -, nutzlos oder, - wenn sie von gottverbotenen Dingen waren -, zur Strafe.

 

Frage:Wie kann eine Herrensliebe zu Gottesgesandten und Gottesfreunden ohne Gewinn bleiben?

 

Antwort: Ja, so wie die Liebe der Leute der Dreieinigkeit fürJesus, mit dem Friede und Segen sei, und der Rafesiten für Hazret Ali, mit dem Gott zufrieden sein mag. ohne Gewinn bleibt.

 

Wenn Liebe für alle diese Dinge in der Weise, die der Qur,an lehrt, um Gottesdes Gerechten willen und im Namen der Liebe für den Erbarmer ist, dann bringt sie schöne Ergebnisse sowohl im Diesseits, als auch im Jenseits.

 

Was aber die Liebe in dieser Welt für geschmackvolle Speisen und schöne Früchte betrifft, so ist sie ein Geschenk ohne Schmerz und ein Genuß, der als Dankbarkeit gerechnet wird.

 

Liebe für das eigene ich heißt, es zu bemitleiden, zu erziehen und von schädlichen Neigungen abzuhalten. Dann wird das Ich nicht auf dich steigen, macht dich nicht zu einem Sklaven für seine Wünsche. Vielmehr steigst du auf dein eigenes ich und führst es nicht zu der Lust und Laune,sondern zur rechten Leitung.

 

Mit deiner Liebe für deine Lebenspartnerin ist es so: Da deine Liebe nun einmal auf ihre innere Schönheit begründet ist, wird deine Lebenspartnerin eine Quelle der selbstlosen Liebe, und ist ein Geschenk des Erbarmers. Wenn du mit dieserdeiner Partnerin mit inniger Liebe und Barmherzigkeit umgehst, wird sie dir

 

gegenüber ernsthaft Respekt und Liebe erweisen. Während ihr beide zusammen alt werdet, wird diese Haltung sich verstärken, und du verbringst dadurch dein Leben glücklich. Anderenfalls, wenn eine Liebe auf ihre äußere Schönheit aufgebaut, sinnlich ist, geht diese Liebe schnell zugrunde und verdirbt auch die Liebenswürdigkeit im Umgang.

 

Deine Liebe zu deinem Vater und deiner Mutter, da sie im Namen Gottes des Gerechten ist, gilt als Gottesdienst. Deine Hochachtung und Liebe zu ihnen vermehrt sich mit ihrem zunehmenden Alter. Mit der höchsten Empfindung und einem aufrichtigen Eifer wünschst du, daß sie lange leben und betest für ihr Bleiben. « Damit ich angesichts ihrer noch mehr Segen gewinne.» sagst du und küßt in aufrichtiger Hochachtung ihre Hände. wodurch du einen geistigen Genuß bekommst. Anderenfalls wenn deine Liebe egoistisch gesinnt und auf weltliche Dinge gerichtet ist, ist sie dadurch ein wildes. betrübliches und geistiges Leid. Mit der gemeinsten und gewöhnlichsten Empfindung enpfindest du ihr Dasein lästig und wünschst diesen ehrwürdigen Personen, die ja der Anlaß deines Lebens waren, wenn sie alt werden und in einen Zustand kommen, in dem sie dir nur eine Last werden, den Tod.

 

Was aber die Liebe für deine Kinder betrifft, so ist diese Liebe für diese liebenswerten und freundlichen Gcschöpfe, die Gott der Gerechte unter deine Aufsicht und Erziehung als Pfand gegeben hat, eine glückvolle Liebe und ein Geschenk. Weder durch ein Unglück, das sie trifft. leidest du sehr. noch durch ihren Tod wirst du verzweifelt wehklagen. Wie oben erwähnt wirst du, - weil ihr Schöpfer sowohl allweise als auch allbarmherzig ist-,sagen: «Für sie ist dieser Tod eine Glückseligkeit.» Für dich denkst du auch an die Barmherzigkeit dessen, der sie dir gegeben hat, und rettest dich vor dem Schmerz der Trennung.

 

Was aberdeine Liebe für die Freunde betrifft: Da sie nun einmal um Allahs willen ist, wird eure Unterhaltun; und eure Bruderschaft nicht durch die Trennung oder gar den Tod gehindert. Deshalb wirst du von dieser geistigen Liebe und seelischen Beziehung Nutzen ziehen. Der Geschmack der Zusammenkunft wird beständig. Ist sie nicht um Allahs willen. dann ergibt der Geschmack von einer eintägigen Zusammenkunft den Trennungsschmerz von hundert Tagen. * Was aber deine Liebe für die Gottesgesandten und die Gottesfreunde betrifft: Da du die Zwischenwelt nach dem Grabe, die den Gottvergessenen wie eine finstere Einöde erscheint, durch die Anwesenheit dieser Erleuchteten als erstrahlter Ort ihrer Wohnstätte erkennst, wird dir das nicht Entsetzen und Schrecken einflößen, zu dieser Welt zu gehen, sondern erweckt im Gegenteil eine Neigung und ein Gefühl der Sehnsucht danach und verdirbt dir nicht den Geschmack des irdischen Lebens. Anderenfalls, wenn die Liebe von der Sorte ist, wie die der Leute der neuen Zivilisation die berühmte Menschen lieben, so fügt sie in dein schmerzvolles Leben noch ein Leid hinzu, indem du an das Vergehen und an den Untergang dieser vollendeten Menschen und an ihr Verfaulen in dem großen Grab der Vergangenheit denkst. Das heißt, man denkt: «In das Grab, das solche Vollkommenen verfaulen läßt, werde ich auch hinabsteigen», und betrachtet den Friedhof mit besorgten Augen und seufzt mit «Ach»! Bei der vorherigen Überlegung denkt man an ihren Aufenthalt in vollkommener Ruhe in der Zwischenwelt, die der Saal der Zukunft ist, nachdem sie ihr Körperkleid der Vergangenheit überließen. und betrachtet den Friedhof freundlich.

 

Was aber deine Liebe für schöne Dinge betrifft, da sie nun einmal um ihres Meisters willen ist, und in der Art, in der du sagst «Wie schön sind sie gemacht worden», ist diese deine Liebe ein geschmackvolles Nachsinnen. Sie öffnet gleichzeitig einen Weg für das Auge deiner Gutes und Schönheit verehrenden Empfindungen zu noch höheren, noch heiligeren und tausendfach schöneren Schätzen der Schönheitsstufen und lenkt es danach. Denn sie schließt von diesen schönen Werken zu der Schönheit der Taten Gottes. Davon wird dem Herzen ein Weg geöffnet zu der Schönheit der Namen Gottes, davon zu der Schönheit der Eigenschaften Gottes, davon zu der beispiellosen Schönheit des majestätischen Herrn. So ist diese Liebe, wenn sie auf diese Weise ist, sowohl geschmackvoll, gilt auch als Gottesdienst und bedeutet zugleich Nachsinnen

 

*Anm: Eine Sekunde Zusammenkunft ist,-wenn sie um Gottes willen ist-. gleich eines Jahres. Wenn sie für die Welt ist, ist ein Jahr gleich einer Sekunde.

 

Was aber deine Liebe für deine Jugend betrifft: Da du sie als ein schönes Geschenk Gottes des Gerechten liebst, gibst du sie für Gottesdienst und Anbetung aus und läßt sie nicht in Ausschweifung ersticken und töten. Wenn das so ist. sind die Gottesdienste, die du in deiner Jugend gewonnen hast, bleibende Früchte deiner vergänglichen Jugend. Je älter du wirst, um so mehr bewahrst du dich vor den Schäden und den Übertreibungen deiner Jugend, wenn du die bleibenden Früchte, die die guten Taten deiner Jugend sind, in die Hand bekommst. Außerdem wirst du daran denken, daß es dir in deinem Alter gelingt, noch mehr Gott zu dienen und Ihn anzubeten, und daß du für die Barmherzigkeit Gottes noch mehr Würdigkeit erweist. Nicht wie die Leute der Gottvergessenheit wirst du über deine Jugend weinen. die für einen 5-10 jährigen Genuß in der Jugend fünfzig Jahre lang bedauern, indem sie sagen: «Oh weh, meine Jugend ist vorbei!» So wie einer von solchen einmal gesagt hat:

 

Das heißt: «Ach würde meine Jugend eines Tages zurückkehren, dann möchte ich ihr klagend berichten, welche Umstände mein Alter über mich gebracht hat!»

 

Was aber die Liebe für schmuckvolle Ausstellungen wie den Frühling betrifft, so erwächst sie aus dem Betrachten der Kunstwerke Gottes. Durch das Vergehen des Frühlings geht der Geschmack des Zuschauens nicht verloren. Denn der Frühling ist wie ein vergoldeter Brief, dessen Bedeutungen du zu jeder Zeit betrachten kannst. Dein Phantasievermögen und die Zeit, die wie eine Filmspule ablaufen und dir den Geschmack vom Zuschauen fortsetzen, erneuern dir dadurch Bedeutungen und Schönheiten des Frühlings. Dann wird deine Liebe nicht betrüblich, leidvoll und vorübergehend, sondern geschmackvoll und genußvoll.

 

Was aber deine Liebe für die Welt betrifft; da sie also im Namen Gottes des Gerechten ist, werden dann auch fürchterliche Existenzen der Welt dir zu liebenswerten Freunden. Da du sie als Acker für das Jenseits liebst. kannst du ein Kapital. eine Frucht erlangen, die dir im Jenseits für alles nutzen wird. Weder die Unglücke darinnen versetzen dich in Schrecken, noch ihr Untergang und ihr Vergehen betrüben dich. In vollkommener Ruhe verbringst du die Zeit deines Aufenthaltes in diesem Gasthaus. Anderenfalls, wenn du sie wie die Leute der Gottvergessenheit liebst. so haben wir dir hunderte Male gesagt, daß du dich in einer beunruhigendeln, zermalmenden, erstickenden, mit dem Vergehen verurteilten und fruchtlosen Liebe erstickst und verlorengehst.

 

So haben wir von manchen Geliebten. wenn sie in der Art geliebt werden wie der Qur,an uns lehrt, von,jedem nur einhundertstel seiner Erfreulichkeiten gezeigt. Aufeinen unter hundert Schäden haben wir hingewiesen, wenn sie nicht auf dem Weg erfolgt,den der Qur,an zeigt.

 

Nun, wenn du die Ergebnisse dieser Arten Liebe am ewigen Ort Welt des Jenseits. auf den die klaren Verse des weisen Qur’an hinweisen. hören und verstehen möchtest. so wollen wir hier die Ergebnisse derartiger legalen Arten der Liebe im Jenseits und einhundertstel ihres Gewinnes mit einer «Einleitung» und «Neun Hinweisen» kurz und bündig aufzeigen:

 

Einleitung: Gott der Gerechte hat durch Seine majestätische Gottheit, vollkommene Erbarmung, großartige Herrschaft, freigiebige Barmherzigkeit,gewaltige Macht, feinsinnige Weisheit, den Körper dieses kleinen Menschen mit so viel Emotionen und Empfindungen, mit dermaßen vielen Fähigkeiten und Begabungen und mit verschiedenen Sinnen und Organen und mit verschiedenen Feinheiten und geistigen Anlagen ausgestattet und ausgeschmückt, sodaß Er den Menschen durch verschiedene und sehr viele Anlagen, die grenzenlos vielen Arten Seiner Gaben. Sorten Seiner Wohltaten und Stufen Seiner Barmherzigkeit verspüren, kennenlernen, schmecken und erkennen läßt. Desweiteren will Er den Menschen veranlassen, daß er grenzenlos viele Erscheinungsformen Seiner tausendundeiner Namen durch diese Anlagen kennenlernt, abwiegt und liebt. Und wiejedes von diesen überaus vielen Sinnen und Organen des Menschen seinen eigenen Dienst und Anbetung zu Gott hat, so hat jedes auch seinen eigenen Geschmack, Schmerz, Auftrag und Belohnung.

 

Zum Beispiel betrachtet das Auge Schönheit an den Gestalten und die Arten der wunderschönen Werke der Macht in der Welt, in seinem Wahrnehmungsbereich. Sein Auftrag liegt in der Dankharkeit zu seinem Meister, indem es durch seinen Blick seine Lehre zieht. Der Geschmack und der Schmerz, den nur das Auge empfindet, ist bekannt, braucht man nicht darzustellen. Noch ein Beispiel: Das Ohr nimmt die Arten der Töne,anmutigende Gesänge und Feinheiten der Gnade Gottes der Gerechten in der Welt im Bereich des Gehörs wahr.Es hat für sich ein besondere Art der Anbetung,einbesonderen Wohlgeschmack,so auch ein besondere Belohnung.Noch ein Beispiel:Der Geruchssinn nimmt die Feinheiten der Gnade Gottes in der Welt der Geruche war.Er hat eine Verflichtung,auf seine eigene Art zu denken und hat auch davon seinen besonderen Geschmack.Mit Siecherheit hat er auch seine Belohnung.

 

Noch ein Beispiel:Der Geschmacksinn auf der Zunge versieht seinen Dienst mit über aus verschiedenen geistigen Dankbarkeiten,indem er die Freuden an allen Speisen wahrnimmt.Und der gleichen haben alle Organe des Menschen und die groß en und wichtiegen Feinheiten wie Herz,Verstand und Seele auf diese Weise verschiedene Aufgaben und Geschmäke.

 

Also wird Gott der Gerechte, der Allweise mir Sicherheit jeder der Anlagen, die Er im Menschen in den Dienst gestellt hat, einen ihnen gebührenden Lohn geben. Die Ergebnisse dieser verschiedenen Arten der Liebe, die wie oben erklärt in dieser Welt im voraus bezahlt sind, empfindet jeder in seinem Gewissen. Durch eine wahre Intuition wird das bewiesen. Was aber die Ergebnisse im Jenseits betrifft, so wird es eindeutig in der zwölften Wahrheit des Zehnten Wortes und ganz klar in den sechs Grundsätzen des Neunundzwanzigsten Wortes kurz bewiesen, daß sie mit Sicherheit existieren und wahr sind. Sie werden aber ausführlich und unwiderlegbarbewiesen in den klaren Versen des weisen Qur'an:

 

durch seine ausdrücklichen Erklärungen, unzweideutigen Anspielungen, allegorischen Darstellungen und Hinweisen.

 

Es ist nicht notwendig, noch weitere Zeugnisse herbeizubringen. In anderen Worten, in dem arabisch verfaßten Zweiten Kapitel des 28. Wortes, überdas Paradies und in dem Neunundzwanzigsten Wort wurden sowieso schon viele Beweise dafür gebracht.

 

Erster Hinweis: Das jenseitige Ergebnis der legalen Liebe in Dankbarkeit für geschmackvolle Speisen und wohlschmeckende Früchte sind nach den klaren Darlenungen des Qur'an dieselben geschmackvollen Speisen und Früchte in der dem Paradies würdigen Weise, und eine Liebe. die den Appetit für diese Speisen und Früchte anregt. Sogar wird das Wort «Elhamdülillah» (Aller Dank gebührt Gott),das du über eine Frucht aussprichst, die du in dieser Welt ißt, als eine Frucht des Paradieses verkörpert und dir überreicht. Hier ißt du also Früchte, drüben «Elhamdülillah»! Da du in der Gabe und in der Speise die Güte Gottes und die Gastfreundschaft des Erbarmers siehst, wird dirjene genußvolle geistige Dankbarkeit im Paradies als eine überaus geschmackvolle Speise gegeben, was durch die klare Darlegung einer Hadis und durch die Hinweise des Qur'an und das Erfordernis der Weisheit und Barmherzigkeit feststeht.

 

Zweiter Hinweis: Legale Liebe, in dieser Welt, fürdie Begierde, das heißt nicht die Liebe, die auf eigener Schönheit aufgebaut ist, sondern darauf, eigene Fehler zu sehen und sie zu korrigieren und sie liebevoll zu erziehen und sich zu guten Taten zu führen, bringt als Folge Geliebte im Paradies wie sie der Begierde gebühren. Da nun einmal die Begierde ihre Lust und Laune auf dem Wege Gottes des Gerechten richtig verwendet und so ihre Anlagen und Sinnesorgane Ihm auf schönste Weise in den Dienst gestellt hat, wird ihr der absolute Freigiebige als Ergebnis ihrer legalen und Gottesdienstlichen Liebe in dieser Welt, Jungfrauen im Paradies, in einem beständigen Ort geben. Er wird sie mit siebzig verschiedenen Hüllen bekleiden, als Exemplare von siebzig verschiedenen Arten des Schmuckes und der Feinheiten des Paradieses. Er wird ihre Körper mit siebzig verschiedenen Arten Schönheit verzieren, die alle Sinne der Begierde zufriedenstellen und streicheln. Jede von ihnen wird wie ein kleines beseeltes Paradies sein. Dies wird mit sehr vielen Verse ausdrücklich erklärt und bewiesen.

 

Außerdem ist das Ergebnis der Liebe in der Welt für die Jugend, das heißt dafür, die Kraft der Jugend im Gebet auszugeben, eine ewige Jugend in dem Ort der Glückseligkeit.

 

Dritter Hinweis: Wenn man seine Lebenspartnerin im legalen Rahmen, das heißt aufgrund ihrer anmutigen, selbstlosen Liebe, ihres angeborenen guten Charakters und ihres schönen inneren Gesichtes ernsthaft liebt, und sie vor Führungsansprüchen über ihren Mann und vor anderen Sünden bewahrt, ist das Ergebnis im Jenseits. wie Gott versprochen hat, folgendes: Der absolute Barmherzige wird ihm diese seine Lebenspartnerin als eine ewige Lebenspartnerin in dem Ort der Glückseligkeit in einer noch schöneren Form, in einem noch geschmückterem Aussehen und noch reizvolleren Gestalt, als die paradiesischen Jungfrauen selbst, geben. Er wird sie ihm zu einer vertrauten, anmutigen und ewigen Gefährtin machen, mit der er sich gemeinsam vergnüglich über vergangene Ereignisse in der Welt unterhält, und vergangene Erlebnisse einander in Erinnerung bringt. Er wird sie ihm als eine liebende Geliebte zurückgeben. Mit ,Sicherheit wird Er das tun, was Er versprochen hat.

 

Vierter Hinweis: Was das Ergebnis der legalen Liebe zu den Eltern und den Kindern betrifft, so schenkt Gott der Erbarmer, der Barmherzige, wie der Qur'an ausdrücklich mitteilt, dieser glücklichen Familie, auch wenn die Stellungen dereinzelnen Familienmitglieder im Jenseits unterschiedlich sind. einen reinen Genuß der Unterhaltung in einer dem Paradies würdigen Form, einem dem Paradies würdigen Umgang. im beständigen Ort mit ewigem Beisammensein. Die Kinder, die vor ihrem 15. Lebensjahr, d.h. bevor sie die Pubertätsgrenze erreichen, gestorben sind, werden als paradiesische Kinder, was im Qur'an mit

 

ausgedrückt wird, in einem dem Paradies würdigen überaus schmuckvollen, lieblichen Aussehen auch im Paradies in den Schoß ihrer Väter und ihrer Mütter gegeben und Er (Gott der Erbarmer, der Barmherzige) vermittelt ihren Eltern ein Gelfühl der Liebe für ihre Kinder. Er giht ihnen diese Freude und Genuß Für ewig. Denn die Kinder, weil sie noch nicht das Alter erreichen, in dem sie Verantwortung übernehmen können (und deshalb nicht der göttlichen Aufforderung unterliegen), werden beständig als liebenswerte, schöne Kinder bleiben. Das Beste aller genußvollen Dinge, die es auf der Welt gibt, findet sich im Paradies. Nur dachte man,daßes im Paradies die sehr süße Kindesliebe, d. h. die Freude die Kinder zu licben und zu liebkosen, nicht geben kann, weil das Paradies nicht ein Ort für Zeugung ist. Also findet sich auch dort in dieser Form diese Freude, sogar in einer sehr genußvollen und lieblichen Weise. Hier ist also eine frohe Kunde für diejenigen, deren Kinder minderjährig verstorben sind.

 

Fünfter Hinweis: Liebt man in dieser Welt aufrichtige Freunde, nach dem Grundsatz «Liebe um Allahs willen», so hat das folgendes Ergebnis, wie in der ausdrücklichen Erklärung des Qur'an feststeht: Sie werden, wie im Qur'an mit dem Wort

 

zum Ausdruck kommt, auf Sesseln im Paradies, welche einander gegenüber stehen, sitzen und gegenseitig angenehme, anregende, schöne und gemütliche Gespräche und Unterhaltungen über ihre weltlichen Erlebnisse und alte Erinnerungen führen. In dieser Art reinen Liebe und Unterhaltung werden sie mit ihren Freunden ohne Trennung zusammenkommen.

 

Sechster Hinweis: Das Ergebnis der Liebe für die Gottesgesandten und Gottesfreunde, wie sie den Beschreibungen des Qur'an entspricht. ist folgendes: Man wird in der Zwischenwelt und an dem Auferstehungstag von der Fürsprache dieser Gottesgesandten und dieser Gottesfreunden Nutzen haben, und von ihren überaus hohen Rängen und Segen. die ihnen gebühren, durch diese Liebe Segen empfangen. In der Tat kann ein einfacher Mann, nach dem Geheimnis

 

durch die Befolgung einer von ihm geliebten Persönlichkeit hohen Ranges auf einen höchsten Rang eintreten.

 

Siebter Hinweis: Schöne Dinge und den Frühling legal zu lieben, das heißt mit der Betrachtung «wie schön wurden sie gemacht!» die Schönheit der Taten hinter diesen Werken und ihre Wohlordnung und die Erscheinungen der schönen Namen Gottes, die hinter der Wohlordnung dieser Taten liegen und die Erscheinungen der Eigenschaften Gottes, die hinter diesen schönen Namen liegen und so weiter, zu lieben, bringt folgendes Ergebnis in dem Ort der Ewigkeit: Man wird in tausendfach schöneren Formen als die Kunstwerke, die man hier als schön betrachtet, die Erscheinungen der Gottesnamen und Seine Schönheit und Eigenschaften innerhalb dieser Gottesnamen, im Paradies betrachten. Sogar sagte der Imam Rabbani, mit dem Gott zufrieden sein mag: «Die Feinheiten des Paradieses sind die Gestalten der Erscheinungsformen der Gottesnamen!» Denke darüber nach!

 

Achter Hinweis: Das Ergebnis im Jenseits für die Liebe, die

 

mit Nachsinnen verbunden ist, zu den beiden schönen Gesichtern der Welt, Acker für das Jenseits und Spiegel der Gottesnamen, ist folgendes: Es wird ein Paradies so groß wie die Welt, aber nicht vergänglich wie die vergängliche Welt, sondern ein bleibendes Paradies gegeben. Desweiteren werden die Gottesnamen, die in dieser Welt nur in schwachen Schatten gezeigt werden, in den Spiegeln dieses Paradieses überaus prunkvoll sichbar werden.

 

Desweiteren ist das Ergebnis. die Welt an ihrem Gesicht als Acker für das Jenseits zu lieben; die Welt als ein Beet, das heißt, es wird (als Ergebnis) ein solches Paradies bringen, für das die Welt als ein kleiner Acker gilt, der nur Setzpflanzen gewissermaßen wachsen läßt. Während die Sinne und Empfindungen des Menschen in dieser Welt wie kleine ,Setzpflanzen sind, werden sie im Paradies in einer überaus vollkommenen Form entwickelt sein, und seine natürlichen Anlagen, die in dieser Welt wie Samenkörner sind, werden als Frucht jeglicher Art Genüsse und Vollkommenheiten ihm zurückgegeben. Das steht nach der klaren Darlegung der Hadise und nach den Hinweisen des Qur’an fest, sowie es auch die Barmherzigkeit und die Weisheit erfordern.

 

Auch hat er nun einmal nicht die verwerfliche Liebe der Welt, die das Haupt jeglicher Fehler ist, sondern ihre beiden Gesichter. die nach den Gottesnamen und dem Jenseits schauen, um der Gottesnamen und des Jenseits willen geliebt und mit einer gottesdienstlichen Einstellung diese (beiden) Gesichter bebaut so. als wenn er mit seiner ganzen Welt einen Gottesdienst abgehalten hätte. Mit Sicherheit ist es das Erfordernis der Barmherzigkeit und der Weisheit, daß er so viel Belohnug bekommt, wie die ganze Welt. Desweiteren verlangt die Tatsache, daß er nun einmal in der Liebe für das Jenseits dessen Acker und in der Liebe für Gott den Gerechten, den Spiegel Seiner Namen geliebt hat, mit Sicherheit nach einem Geliebten so groß wie die Welt. Das aber ist ein Paradies so groß wie die ganze Welt.

 

Frage: Wozu ist ein dermaßen großes und leeres Paradies gut`? Antwort: Wenn es zum Beispiel möglich wäre, mit der Phantasiegeschwindigkeit alle Gegenden der Welt und die meisten Sterne zu durchreisen, dann könntest du doch sagen:«Die ganze Welt ist mein.» Die Teilnahme von Engeln, Menschen und Tieren kann diese deine Stellung nicht beeinträchtigen. Genauso könntest du auch sagen, auch wenn dieses Paradies gefüllt ist, «Dieses Paradies ist mein.» Das Geheimnis «eines Paradieses, das zu durchgehen man fünthundert Jahre benötigt, welches manchen von den Leuten des Paradieses gegeben wird,» wie es in einem Hadis erwähnt ist, wurde im 28. Wort erklärt.

 

Neunter Hinweis: Das Ergebnis des Glaubens und der Liebe zu Gott ist nach den Übereinstimmungen der Leute der geistigen Entdeckungen und der Forscher das Leben im Paradies, dessen einer Stunde eintausend Jahre glückliches Leben auf der Erde nicht gleichkommt. Und die Betrachtung und das Anschauen des majestätischen Herrn. des Besitzers der heiligen und reinen Schönheit und Vollkommenheit, gegenüber dessen Betrachtung von einer Stunde tausend Jahre eines solchen Paradieses nicht gleichkommen.* Das steht durch einen sicheren Hadis und die

 

klare Darlegung des Qur'an fest. Ein sehnsüchtiges Verlangen, eine Persönlichkeit zu sehen, die mit einer Vollkommenheit berühmt ist wie Hazret Süleyman (Salamon), mit dem Friede sei und eine Sehnsucht, die danach verlangt, eine Persönlichkeit zu sehen, die mit Schönheit ausgezeichnet ist wie Hazret Yusuf (Ägyptischer josef) mit dem Friede sei, empfindet jeder mit seinem Gewissen. Das Paradies, das tausendmal erhabener über allen Schönheiten und Vollkommenheiten der Welt ist, ist mit all seinen Schönheiten und Vollkommenheiten nur ein Schatten der Schönheit und Vollkommenheit des Herrn. Wie wünschenswert und aufregend es nun wohl ist,diesen Herrn zu sehen und wie begehrenswert und ersehnt es ist,Ihn anzuschauen,kannst du-wenn du dazu imstande bist-vergleichen.

 

*Anmerkung: Nach der klaren Darlegung des Hadis, «Dieses bloße Zuschauen im Paradies liegt dermaßen über den Genüssen im Paradies, daß es diese Genüsse vergessen läßt.. Nach dem Zuschauen vermehrt sich das Gute und die Schönheit der Leute des Zuschauens dermaßen, daß ihre Angehörigen in ihren Schlössem, wenn sie zurückkehren. sie nur durch große Aufmerksamkeit und schwer wiedererkennen können.» So wird im Hadis erwähnt.

 

Vierzehnter Funken

 

Zweites Kapitel

 

Von tausenden tiefen Geheimnissen von «Bismillahi r-Rahmani r-Rahim» (Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen) werden hier sechs geheimnisse behandelt.

 

Hinweis: In dem Punkt der Erbarmung erschien meinem unzulänglichen Verstand ein glänzendes Licht von «Besmele»* von weitem her.

 

Ich wollte es für mich in Stichworten niederschreiben. Ich wünschte mit zwanzig-dreißig zu erreichenden Gcheimnissen dieses Licht einzukreisen, es zu fangen und aufzunehmen. Aber bedauerlicherweise konnte ich diesmal diesen meinen Wunsch nicht ganz erfolgreich durchführen. Es sind von zwanzig, dreißig nur fünf, sechs geblieben.

 

Mit der Anrede «Oh du Mensch» meine ich meine eigene Seele. Diesen Unterricht, der gezielt für meine Seele ist, verweise ich auf die Zustimmung meiner feinsinnigen Mitbrüder im «Zweiten Kapitel des Vierzehnten Funken» mit der Absicht. daß er vielleicht für diejenigen, die geistig mit mir verbunden sind und ihre Seelen mehr erwacht sind als meine, ein Anlaß zu ihrem Nutzen wird. Dieser Unterricht bezieht sich mehr auf das Herz als auf den Verstand, und blickt mehr auf den Sinn als auf denBeweis. Indiesem Kapitel werden einige Geheimnisse aufgeführt.

 

Erstes geheimnis:lch sah eine Erscheinung von«Bismillahir-Rahmanir-Rahim» folgendermaßen: Am Gesicht des Kosmos, am Gesicht der Erde und am Gesicht des Menschen befinden sich drei Siegel des Herrn ineinander und zeigen voneinander ihre Nachbildungen.

 

*Besmele ist die Kur'z.form von Bismillahi r-Rahmanhi r-Rahim-d. Ü.

 

Das Erste ist das große Siegel der Gottheit, das aus der gegenseitigen Hilfeleistung, dem solidarischen Zusammengehen, dem Aufeinanderzugehen und der gegenseitigen Erwiderung für ihre Bedürfnisse im ganzen Kosmos sichbar wird, worauf «Bismillah» blickt.

 

Das Zweite ist das große Siegel der Erbarmung, das aus der Ähnlichkeit, dem richtigen Verhältnis, der Wohlordnung, der Folgerichtigkeit, der Gnade und der Barmherzigkeit in der Umsicht, der Versorgung, der Lenkung und Leitung der Pflanzen und der Tiere, an dem Gesicht der Erdkugel sichtbar ist, worauf «Bismillahi r-Rahmani r-Rahim» schaut.

 

Das Dritte ist das hohe Siegel der Barmherzigkeit, das aus dem Feinheiten der Güte, den Einzelheiten der selbstlosen Liebe und den Funken des Erbarmens Gottes an dem Gesicht des umfassenden Wesens des Menschen sichtbar wird, worauf «Al-Rahim» in dem «Bismillahi r-Rahmani r-Rahim» blickt. Das heißt also «Bismillahi r-Rahmani r-Rahim» ist eine heilige Bezeichnung für die drei Siegel der Einheit (Ehadiyet), die auf dem Blatt der Welt eine lichtvolle Zeile bildet. Und es ist ein starker Strang und eine glänzende Linie dessen. Das heißt: «Bismillahi r-Rahmani r-Rahim» von oben herabkommend berührt mit seinen Enden den Menschen, der die Frucht des Kosmos und eine kleine Nachbildung der Welt ist. Es verbindet die Erde mit dem Thron Gottes. Es wird zu einem Weg, den menschlichen Thron zu besteigen.

 

Zweites Geheimnis: Der Qur'an, dessen Verkündigung ein Wunder ist, führt immer die Erscheinungen der Einheit Gottes im Einzelnen (Ehadiyet) vor Augen, wenn es um die Erkenntnis der Einheit Gottes in der Vielfalt und in dem großen Umfang (Vahidiyet) geht, damit der Verstand inmitten der Erscheinungen der Einheit in der unendlichen Vielfalt und Umfang (Vahidiyet) der Schöpfung nicht ertrinkt. Das heißt, z.B. die Sonne umfaßt grenzenlose Dinge mit ihrem Licht. Um das Wesen der Sonne, das in ihrem ganzen Licht ist, erfassen zu können, ist eine überaus

 

weitreichende Vorstellungskraft und ein umfassender Blick notwendig. Um die Sonne selbst nicht vergessen zu lassen, wird deshalb die Sonne selbst durch ihre Widerspieglung in jedem glänzenden Ding gezeigt. Und jedes glänzende Ding zeigt seinen Fähigkeiten entsprechend neben der Sonne mit ihrem Spiegelbild, ihre Eigenschaften wie ihr Licht und ihre Hitze. Und so wie jedes glänzende Ding, seinen Fähigkeiten entsprechend, die Sonne mit all ihren Eigenschaften zeigt, umfaßt jede der Eigenschaften der Sonne wie Licht, Hitze und die sieben Farben in ihrem Licht auch alle Dinge, die ihr gegenüberliegen. Genauso auch:

 

Es möge kein Mißverständnis durch dieses Gleichnis geben. ,So wie die Einheit (Ehadiyet) und die Einzigartiekeit (Samediyet) Gottes in allen Dingen, besonders in Lebewesen, besonders in dem Wesen des Menschen als Spiegel mit allen Seinen Namen eine Erscheinung hat, umfassen auch aufgrund der Einheit und Allgegenwart jeder Seiner Namen, die mit den Existenzen verbunden sind, alle Existenzen. Der Qur'an führt immer das Siegel der Einheit Gottes in den einzelnen Existenzen innerhalb Seiner Allgegenwart von Augen, sodaß der Verstand inmitten der Einheit Gottes in Seiner A11gegenwart nicht erstickt und den allheiligen Herrn nicht vergißt. Was die drei wichtigen Knoten dieser Prägung zeigen. ist «Bismillahi r-Rahmani r-Rahim».

 

Drittes Geheimnis:Das, was diesen unendlichen Kosmos belebt. ist. wie wiraugenscheinlich bezeugen können, Barmherzigkeit. Und das, was diese finsteren Existenzen erleuchtet, ist eindeutig wieder die Barmherzigkeit. Und das. was diese Geschöpfe, die sich in grenzenlosen Bedürfnissen herumwälzen, versorgt, ist wieder eindeutig die Barmherzigkeit. Was das ganze Universum, einem Baum gleich. der sich mit seiner Gesamtheit zu seiner Frucht hinwendet, zu dem Menschen hinwendet, ihn überall versorgen läßt und ihm alle Dinge zu Hilfe schickt, ist eindeutig die Barmherzigkeit. Und das. was diesen grenzenlosen Weltraum und den leeren und wüsten Kosmos füllt, erleuchtet und aufleben läßt, ist, wie wir augenscheinlich bezeugen können, die Barmherzigkeit. Und das, was diesen vergänglichen Menschen zum Anwärter für die Ewigkeit macht und dem Herrn aller Ewigkeit zu seinem Ansprechpartner und Freund macht, ist eindeutig die Barmherzigkeit.

 

Oh Mensch! Da die Barmherzigkeit nun einmal eine dermaßen starke, reizvolle, liebenswerte, hilfreiche, geliebte Wahrheit ist, sage «Bismillahi r-Rahmani r-Rahim», hafte dich an diese Wahrheit und errette dich vor absoluter Einsamkeit und vor den Plagen zahlloser Bedürfnisse! Und rücke an den Thron des Königs aller Ewigkeit heran und werde durch die Gnade und das Licht dieser Barmherzigkeit diesem König zu Seinem Ansprechpartner und Freund!

 

Daß die Arten des Kosmos sich um den Menschen in Weisheit versammeln und zu allen seinen Bedürfnissen in vollkommener Wohlordnung und Güte eilen, dafür kann es nur zwei Erklärungen geben. Entweder kennt jede Art im Kosmos von sich selber aus den Menschen, gehorcht ihm und eilt ihm zu Hilfe. Dies aber ist hundertfach vom vernünftigen Denken entfernt und hat viele Unmöglichkeiten zu Folge. Bei einem so hilfosen Wesen wie dem Menschen müßte sich dann die Macht eines mächtigen, absoluten Königs finden lassen. Oder es erfolgt diese Unterstützung durch das Wissen des absoluten Mächtigen, hinter diesem Schleier des Kosmos. Also ist es nicht so, daß die Arten des Kosmos den Menschen kennen, sondern es sind klare Zeichen für das Kennen und Wissen eines Herrn, der von dem Menschen weiß, ihn kennt und sich seiner erbarmt.

 

Oh Mensch! Komm zur Besinnung!Ist es überhaupt möglich, daß der majestätische Herr, der alle Arten der Schöpfung zu dir hinwendend ihre helfenden Hände strecken und gegenüber deinen Bedürfnissen «Bitte schön» saßen läßt. von dir nichts wissen. dich nicht kennen und nicht sehen sollte?! Da Er dich nun einmal kennt und durch Seine Barmherzigkeit bekannt gibt, daß Er dich kennt, sollst auch du Ihn kennen und in deiner Hochachtung bekanntgeben, daß du Ihn kennst. Und wisse mit Sicherheit, einem absolut Schwachen, absolut Ohnmächtigen, absolut Armseligen, einem vergänglichen, kleinen Geschöpf wie dir, den riesigen Kosmos in den Dienst zu stellen und ihm zu Hilfe zu schicken, ist mit Sicherheit die Wahrheit der Barmherzigkeit, die Weisheit, Güte, Wissen und Macht beinhaltet. Gewiß verlangt eine solche Barmherzigkeit von dir nach einem umfassenden und aufrichtigen Dank und einem ernsthaften und unvermischten Respekt. Also, sage «Bismillahi r-Rahmani r-Rahim», welches das Sprachrohr und die Bezeichnung dieses aufrichtigen Dankes und dieses unvermischten Respektes ist! Mache es dir zu einem «Fahrzeug» um diese Barmherzigkeit zu erlangen und zu deinem Fürsprecher an der Schwelle der Barmherzigkeit!

 

In der Tat sind die Existenz und die Verwirklichung der Barmherzigkeit offensichtlich wie die Sonne. Denn so wie ein zentrales Ornament ja durch die Ordnung der Stellungen, der aus allen Richtungen kommenden Einschläge und der Fäden entsteht; genauso weben lichtvolle Einstiche, die sich von der Erscheinung der tausendundeinen Namen Gottes an dem großen Kreis dieses Kosmos erstrecken, an dem Gesicht des Kosmos an einer solchen Prägung der Barmherzigkeit, ein Siegel des Erbarmens und ein Ornament des Mitleids und sticken einen solchen Stempel der Güte, daß sie sich dem Verstand noch glänzender als die Sonne zeigen. Der Barmherzige in Seiner Schönheit, der die Sonne, den Mond, die Elemente. die Erze, die Pflanzen und die Tiere mit den Strahlen Seiner tausendundeinen Namen, Fäden gleich, beim Einsticken eines gewaltig großen Ornamentes, wohlordnet, macht sie dem Leben dienstbar und äußert durch die überaus liebliche und opferbereite Liebe aller Mütter Seine Liebe. Er stellt die Lebewesen Pflanzen und Tiere dem menschlichen Leben in den Dienst. Er macht daraus einen überaus schönen und anmutigen, gewaltigen Schmuck Seiner Herrschaft. zeigt die Bedeutung des Menschen und Seine Gnade in glänzenster Form. In der Tat macht dieser Barmherzige in Seiner Schönheit, seinereigenen absoluten Erhabenheit gegenüber, Seine Barmherzigkeit zu einem angenommenen Fürsprecher für das Lebewesen und den Menschen, welche unbegrenzt bedürftig sind.

 

Oh du Mensch, wenn du ein Mensch bist, sage «Bismillahi rRahmani r-Rahim» und finde diesen Fürsprecher! In der Tat, was auf der Erde vierhunderttausend verschiedene Arten Ptlanzen und Tiere, ohne überhaupt eine zu vergessen, zu verweehseln, in der rechten Zeit in vollkommenster Ordnung, mit Weisheit und Güte versorgt, lenkt und leitet und auf das Gesicht der Erdkugel das Siegel Seiner Einheit im Einzelnen (Ehadiyet) prägt, ist eindeutig, wie wir sogar selber augenscheinlich bezeugen können, die Barmherzigkeit. Wie das Vorhandensein der Barmherzigkeit so sicher ist wie die Körper der Existenzen auf dem Gesicht dieser Erdkugel, so gibt es auch viele Beweise für ihre Wahrheit, wie die Anzahl der Existenzen selber. Ja, so wie sich an dem Antlitz der Erde ein solches Siegel der Barmherzigkeit und Prägung der Einheit Gottes im Einzelnen (Ehadiyet) findet, trägt auch der Mensch an dem Gesicht seines geistigen Wesens ein solches Siegel der Barmherzigkeit, das nicht geringer als das Siegel der Barmherzigkeit an dem Gesicht der Erdkugel und als das große Siegel der Erbarmung an dem Gesicht des Kosmos ist. Es ist umfassend etwa in der Bedeutung eines Brennpunktes der Erscheinungen der tausendundeinen Namen Gottes.

 

Oh Mensch, ist es überhaupt möglich, daß der Herr, der dir ein solches Gesicht gegeben, und an diesem Gesicht so ein Siegel der Barmherzigkeit und so einen Stempel der Einheit im Einzelnen geprägt hat, dich dir selber überläßt, dir keine Bedeutung beimißt?! Sollte Er nicht auf deine Handlungen aufmerksam sein?! Sollte Er die ganze Schöpfung, die dir zugewandt ist, für sinnlos erklären?! Sollte Er den Baum der Schöpfung zu einem wertlosen Baum machen, dessen Früchte faul und verdorben sind?! Sollte Er außerdem Seine Barmherzigkeit, über die in keinerlei Hinsicht ein Zweifel besteht, die überhaupt keinen Mangel hat und die wie die Sonne sichtbar ist, und Seine Weisheit, die wie das Licht erkennbar ist, leugnen lassen?! - Ganz und gar nicht!

 

Oh du Mensch! Wisse, es gibt eine Leiter, um zu dem Thron dieser Barmherzigkeit zu gelangen! Diese Leiter ist «Bismillahi rRahmani r-Rahim» (Im Namen des Erbarmers, des Barmherzigen). Willst du verstehen, wie wertvoll diese Leiter ist, dann betrachte den Anfang aller 114 Suren des Qur'an, dessen Worte ein Wunder sind, die einleitenden Worte aller segensreichen Bücher und den Anbeginn aller guten Taten. Der absolute Beweis für die Größe des Wertes dieses Satzes (Besmele) ist, daß sehr große Qur'anexegeten (Müçtehid) wie Imam Þafii (Gott möge mit ihm zufrieden sein) sagten: Obwohl dieser Satz «Besmele» ein einziger Vers ist, erscheint er im Qur'an 114 mal als von Gott herabgesandt.

 

Viertes Geheimnis: Was die Erscheinung der Gegenwart Gottes (Vahidiyet) innerhalb grenzenloser Vielfalt betrifft, so reicht es nicht jedem aus, während er die Anrede von

 

ausspricht, sie zu erkennen. Der Gedanke verstreut sich. Hinter der Einheit der Vielfalt in der Gesamtheit, den Herrn, der in Seinem Wesen ein einziger ist, betrachten und

 

aussprechen zu können, muß sich ein Herz im Umfang der Erdkugel finden. Aus diesem Geheimnis stellt sich das Siegel der Einheit Gottes in jedem Einzelnen ganz klar heraus. Genauso zeigt es sich im Stempel Seiner Barmherzigkeit, damit dieses Siegel Seiner Einheit in jeder einzelnen Gattung erkennbar wird und die Leute den Herrn, der in Seinem Wesen ein einziger ist, vorrangig in Betracht ziehen. Dadurch soll jeder auf jeder Stufe aussprechen und ohne Mühe unmittelbar den allheiligen Herm ansprechen und sich Ihm zuwenden können.

 

Um diesem großartigen Geheimnis Ausdruck zu verleihen,spricht der weise Qur'an, wenn er die großen Peripherien des Kosmos, zum Beispiel die Erschaffung des Himmels und der Erde behandelt, auf einmal von einem kleineren Kreis und feineren Teil, um in einer offenkundigen Form den Stempel Seiner Einheit in den Einzelnen zu zeigen. Zum Beispiel während der Erörterung der Himmel und der Erde wird ein Thema von der Erschaffung des Menschen, von der Stimme des Menschen und von den feinsinnigen Gaben und Weisheiten an seinem Gesicht besprochen, sodaß der Gedanke nicht ausschweift, das Herz nicht erdrückt wird und die Seele seinen Angebeteten unmittelbar findet. Zum Beispiel: Der Vers

 

zeigt die oben erwähnte Wahrheit in wunderbarer Form. In der Tat ist die Einheit Gottes durch zahllose Geschöpfe und in grenzenloser Vielfalt geprägt. Ihre Siegel sind wie ineinander gelegte Kreise und erscheinen von dem äußersten Großen bis zu dem innersten Kleinen in verschiedenen Arten und Stufen. Was diese Einheit betrifft, so ist sie, in welchem Umfang sie auch erscheinen mag, eine Einheit in der Vielfalt. Sie kann aber die wahre Ansprache nicht herbeiführen. Deswegen muß sich hinter der Einheit in der Vielfalt das Siegel der Einheit im Einzelnen finden, sodaß die Vielfalt nicht in Erinnerung kommt und für das Herz der Weg unmittelbar zu dem allheiligen Herrn offen wird. Desweiteren, um die Blicke auf das Siegel der Einheit (im Einzelnen) zu lenken und die Herzen danach hinzuziehen, setzt Er auf dieses Siegel der Einheit (im Einzelnen) das Siegel Seiner Barmherzigkeit und den Stempel Seiner Gnade, welche überaus reizvolle Ornamente, überaus glänzendes Licht, ein überaus lieblicher Reiz, eine überaus liebliche Schönheit, eine überaus starke Wahrheit sind. In der Tat ist es die Kraft dieser Barmherzigkeit, die die Blicke der Bewußtseinstragenden zu sich lenkt, hinzieht und zu dem Siegel der Einheit (in Einzelnen) führt. Sie veranlaßt, über den Herrn, der in Seinem Wesen ein Einziger ist, nachzudenken, und weiter führt sie mit der wahren Anrede in

 

«Bismillahi r-Rahmani r-Rahim» isl der Auszug der Sure « Die Eröffnung» (Fatiha) und eine kurze Zusammenfassung des Qur'an. Deswegen ist sie der Titel und das Sprachrohr für dieses oben erwähnte große Geheimnis geworden. Wer diesen Titel ergreift, vermag auf den Stufen der Barmherzigkeit zu reisen. Wer dieses Sprachrohr zum Sprechen bringt, erfährt Gcheimnisse der Barmherzigkeit und erlebt Lichter der Gnade und der selbstlosen Liebe.

 

Fünftes Geheimnis: Eine heilige Hadis hesagt:

 

ev kema kal

 

Diese Hadis legte ein Teil der Ordensleute auf einer erstaunlichen Weise aus, wie sie den Glaubensgrundsätzen nicht entsprach. Sogar betrachtete ein Teil der Gottesverliebten unter ihnen, das geistige Gesicht des Menschen als eine Art Ebenbild des Erbarmers: Da die meisten der Gottesverliebten in Extase leben und bei ihnen Verwechslungen vorkommen, sind sie wegen ihrer der Wahrheit widersprechenden Auffassungen vielleicht entschuldigt. Aber die jenigen, die bei Besinnung sind, dürfen ihre Ausdeutungen, die den Glaubensgrundpfeilern widersprechen, nicht annehmen. Nehmen sie sie an, so begehen sie Fehler. So wie Gott, der allheilige Herr, der den ganzen Kosmos einem Schloß. einem Haus gleich wohlgeordnet regiert und der die Sterne, Atomen gleich, weisheitsvoll und leicht kreisen und reisen läßt, und der die Atome wohlgeordneten Beamten gleich in Dienst stellt, keinen Partner, kein Seines Gleichen, keinen Gegensatz und keinen Nebenbuhler hat, kann es auch für ihn nach dem Geheimnis von

 

kein Ebenbild, kein Entsprechendes, kein Beispiel und kein Vergleichbares geben. Aber in dem Geheimnis und Gleichnis von

 

kann man Seine Taten, Eigenschaften und Namen betrachten. Das heißt, hinsichtlich der Taten Gottes gibt es Gleichnisse und Beispiele, die sinnbildlich ausgedrückt werden. Eine von vielen Zwecken dieser oben erwähnten heiligen Hadis ist folgendermaßen: Der Mensch ist in einer Form erschaffen, die den Namen Gottes «Rahman»(Erbarmer)vollständig erkennen läßt. Wie oben erklärt, wird am Gesicht des Kosmos der Gottesname «Rahman» (Erbarmer) erkennbar, der aus den Strahlen der tausendundeinen Namen in Erscheinung tritt. Am Gesicht der Erdoberfläche wird der Name Gottes, «Rahman» (Erbarmer) gezeigt, der in zahllosen Erscheinungen der absoluten Herrschaft Gottes ersichtlich ist. Die Überlieferung besagt, daß das umfassende Bild des Menschen wiederum die vollständige Erscheinung des Namens «Erbarmer», wie das Gesicht der Erde und des Kosmos, in einem kleinen Maße zeigt. Desweiteren gibt sie einen Hinweis darauf, daß die Dinge wie Lebewesen und Menschen, welche als Zeugen und Spiegel für den gnädigen und barmherzigen Herrn dienen, den Herrn, dessen Existenz notwendig ist, dermaßen zuverlässig, offensichtlich und klar erkennen lassen. So wie, wenn man über einen klaren Spiegel, der das Spiegelbild und die Widerspieglung der Sonne umfaßt, hinweisend auf seine Klarheit und Deutlichkeit seiner Wiedergabe sagt: «Dieser Spiegel ist die Sonne», so wurde (in diesem Sinne) auch hinweisend auf die Deutlichkeit seiner Bezeugung und auf seine vollkommene Beziehung gesagt, und kann man sagen:«Bei dem Menschen ist die Art des Erbarmers erkennbar». Und als eine Bezeichnung für diese Deutlichkeit der Bezeugung und für die Vollkommenheit dieser Beziehung sagte die gemäßigte Gruppe der Leute der Schule «Die Einheit im Sein» (Vahdet-ül Vücud) auf Grund dieses Geheimnisses: «Es gibt keine Existenz außer Ihm».

 

Sechstes Geheimnis: Oh du hilfloser Mensch, der du dich in grenzenloser Schwäche und unendlicher Armseligkeit wälzst!

 

Was für ein wertvolles «Fahrzeug» und was für ein geschätzter Fürsprecher die Barmherzigkeit ist, verstehe damit, daß diese Barmherzigkeit zu einem solchen majestätischen König führt, in dessen Heer die Atome mit den Sternen zusamnýen in vollkommener Wohlgeordnetheit und Gehorsam im Dienst stehen. Und dieser majestätische Herr, König aller Ewigkeit, hat in Seinem Wesen eine Erhabenheit, die absolut nichts und niemanden bedarf.

 

Er ist der, dessen Reichtum unbegrenzt ist, der in keiner Hinsicht des Kosmos und der Existenzen bedürftig ist. Der ganze Kosmos steht unter Seinem Befehl, Seiner Regierung, Seiner Macht und Seiner Herrlichkeit, und ist in seinem unendlichen Gehorsam demütig gegenüber Seiner Majestät. Also, oh du Mensch, die Barmherzigkeit bringt dich in die Audienz dessen, der unbegrenzt reich ist und nichts und niemanden bedarf, des immerwährenden Königs und macht dich Ihm zum Freund! Sie macht dich Ihm zu Seinem Gesprächspartner und du bekommst die Stellung eines geliebten Dieners. Du kannst ja z. B. die Sonne nicht erreichen, bist von ihr weit entfernt, kannst dich ihr keineswegs nähern. Aber das Sonnenlicht gibt dir eine Reflexion, eine Erscheinung der Sonne durch deinen Spiegel in deine Hand. Genauso sind wir von dem allheiligen Herrn, der Sonne aller Ewigkeiten zwar unendlich weit entfernt, und können uns Ihm nicht nähern aber das Licht Seiner Barmherzigkeit bringt Ihn uns nahe.

 

Wohlan, oh du Mensch! Wer diese Barmherzigkeit findet, findet einen ewigen, unerschöpflichen Schatz!

 

Der Weg, diesen Schatz zu finden ist: Die Art und Weise (sünnet) des Ehrenwerten Gesandten, mit dem Friede und Segen sei, der das glänzenste Beispiel und der Vertreter der Barmherzigkeit, der das prägnanteste Sprachrohr und der öffentliche Ausrufer dieser Barmherzigkeit ist, und der im Qur'an mit der Bezeichnung als «Die Barmherzigkeit für die Welten» (Rahmetenlilalemin) genannt wird. Ihm nachzufolgen, ist dieser Weg. Das Fahrzeug zu dieser sich verkörperten Barmherzigkeit, die «Rahmetenlilalemin» ist, sind die Segenswünsche für ihn (Salavat). In der Tat ist die Bedeutung, die in den Segenswünschen liegt, die Barmherzigkeit. Die Segenswünsche, die Gebete für den Segen für diese lebendige, verkörperte Barmherzigkeit, sind ein Fahrzeug zu der Zusammenkunft mit dieser «Barmherzigkeit für die Welten». Dann allerdings mache dir den Segenswunsch zum Anlaß für diese Rahmetenlilalemin und nimm dir diese Persönlichkeit als ein Fahrzeug zu der Barmherzigkeit des Erbarmers!

 

Daß die ganze Gemeinde über «die Barmherzigkeit für die Welten», mit dem Friede und Segen sei, unendlich viele Segenswünsche im Sinne der Barmherzigkeit spricht, beweist in glänzender Weise, was für ein wertvolles Geschenk Gottes die Barmherzigkeit ist, und was für einen umfangreichen Kreis sie hat.

 

Zusammenfassung: So wie der wertvollste Brillant aus der Schatzkammer der Barmherzigkeit und ihr Torhüter der Gottesgesandte Hazret Ahmed, mit dem Friede und Segen sei, ist, so ist auch der allerbeste Schlüssel zu ihr «Bismillahi r-Rahmani rRahim». Der Schlüssel zu ihr, den man ganz leicht erreicht, sind auch die Segenswünsche für ihn (Salavat).

 

Dreiundzwanzigstes Wort

 

Diese Abhandlung besteht aus zwei Kapiteln.

 

Erstes Kapitel

 

In den folgenden fünf Punkten werden wir nur fünf Werte des Glaubens unter tausenden erklären.

 

Erster Punkt:Durch das Licht des Glaubens steigt der Mensch zur höchsten Höhe auf und erreicht einen Wert, der ihn für das Paradies qualifiziert. In der Dunkelheit des Unglaubens steigt er hinab zum Niedrigsten der Niedrigen und nimmt eine Form an, die ihn für die Hölle geeignet macht. Denn Glaube ist eine Beziehung, die den Menschen mit seinem erhabenen Meister verbindet. Der Wert des Menschen entsteht aus der göttlichen Kunst und den Ornamenten der Gottesnamen, die an ihm im Lichte des Glaubens beobachtet werden. Unglaube trennt diese Verbindung, sodaß die Kunst des Herrn nicht mehr sichtbar ist und der Wert des Menschen reduziert wird auf den Preis seiner bloßen physischen Existenz, wobei diese physische Existenz des Menschen fast keinen Wert hat, denn sie besteht nuraus einem zeitlichen, vergänglichen und sterblichen tierischen Leben. . Wir werden dies durch einen Vergleich erklären.

 

Auch bei den von Menschenhand geschaffenen Kunstwerken unterscheidet sich der Materialwert vom Kunstwert. Zuweilen können beide wie gleich erscheinen, zuweilen kann der Materialwert höher als der Kunstwert sein. Zuweilen geschieht es auch, daß man bei einem Materialwert von fünf Pfennig, zum Beispiel

 

für Eisen, ein Kunstwerk im Werte von fünf Pfund entdeckt. Ja, zuweilen können Antiquitäten Millionen wert sein während ihr Materialwert kaum fünf Pfennig beträgt. Bringt man solch ein antikes Kunstwerk zu einer Antiquitätenmesse, kann es füreine Million verkauft werden, wenn man es als Werk eines alten Meisters ausstellt, wenn man dabei diesen begnadeten Künstler erwähnt, der es geschaffen hat. Andererseits, bringt man es zum Schrotthändler, so kann es zum Preis von fünf Pfennig als Eisen gekauft werden.

 

In gleicher Weise ist der Mensch ein einzigartiges Kunstwerk Gottes des Gerechten und das eleganteste, gnadenvolle Wunder Seiner Macht, da er den Menschen wie eine Welt im kleinen erschuf und ihn zur Verkörperung der Erscheinungen und Ornamente all Seiner Namen machte.

 

Wenn das Licht des Glaubens in ihn einströmt. können all diese bedeutsamen Ornamente in ihm entziffert werden. Ein Gläubiger entziffert sie im Bewußtsein seines Verstandes. Und in dieser seiner Beziehung läßt er sie entziffern. Das heißt, die göttliche Kunst, die im Menschenwesen enthalten ist, manifestiert sich selhst durch solche Aussagen wie: «Ich bin das Werk des Erhabenen Meisters, Sein Geschöpf und die Verkörperung Seines Mitlei-des (Rahmet) und Seiner Freigiebigkeit.» Glaube bestcht also in der Beziehung zum Meister, offenbart die gesamten Kunstwerke im Menschen. Insoweit die göttliche Kunst im Menschen sichtbar wird, bestimmt sie des Menschen Wert. Er entspricht dem Spiegelbild* der Einzigartigkeit Gottes. So erhebt sich der Mensch aus seiner Bedeutungslosigkeit auf diese Weise über alle Geschöpfe zum Gesprächspartner Gottes und Gast des Herrn, würdig des Paradieses

 

Wenn der Unglaube, der im Abbruch dieser Beziehung besteht. in den Menschen eingeht, sinken alle diese bedeutsamen Ornamente der Gottesnamen ins Dunkel, können nicht mehr entziffert werden.

 

*Spiegelbild:ayine-i Samedaniye;alle Dinge dieser Welt spiegeln die göttl.Namen wieder.A.d.Ü.

 

Denn wenn der Meister in Vergessenheit gerät, können auch die spirituellen Aspekte in ihrer Beziehung zum Meister nicht mehr verstanden werden. Es ist, als würde alles auf den Kopf gestellt. Viele bedeutsame und erhabenen Künste und Ornamente des Geistes verbergen sich auf diese Weise. Ein Teil dessen, was übrig bleibt und mit den Augen wahrgenommen werden kann, wird geringfügigen Ursachen zugeschrieben. der Natur oder dem Zufall, verfällt schließlich. Obwohl jedes einzelne für sich ein funkelnder Diamant ist, erscheint es wie trübes Glas. Ihr Wert wird nur noch in der animalischen Substanz gesehen. Aber Ziel und Ergebnis dieser Substanz ist, wie gesagt, ein Leben von sehr kurzer Dauer zu führen, unerheblich, als das schwächste, hilfsbedürftigste und unglücklichste aller Tiere, und am Ende zu verfallen und zu verwesen. So ruiniert Unglaube das Wesen des Menschen und verwandelt einen Diamanten in Kohle.

 

Zweiter Punkt: Der Glaube ist in gewisser Weise ein Licht. Er erleuchtet den Menschen. läßt alle die oben aufgeführten ewigen Briefe* lesbar werden. Genauso erleuchtet er auch das Universum. Vergangene und zukünftige Zeiten werden aus der Dunkelheit errettet. Dies Geheimnis erklären wir durch ein Gleichnis, das ich in einer geistigen Schau in Bezug auf ein Geheimnis des ehrwürdigen Qur'an verses (Ayet)

 

gesehen habe. Es war dies wie folgt:

 

In einer Schau. die ich erlebte, sah ich: Zwei hohe Berge standen sich gegenüber... zwischen ihnen war furchterregend eine Brükke gespannt. Unter der Brücke eine tief eingeschnittene Klamm.. . ich befand mich auf dieser Brücke. Und die Welt lag in dichter Finsternis, Dunkelheit ringsumher. Ich schaute nach rechts. In unendlicher Finsternis erblickte ich ein großen Grabmal, d.h. es tauchte aus meiner Phantasie auf.

 

*Mektubat-ý Samedaniye: Die ganze Schöpfung ist ein einziges, gewaltiges Buch ihres Schöpfers uelne Geschöpf darin gleicht einem Brief des Herrn. - A. d. Ü.

 

 

 

Ich schaute nach links. Es war, als erblickte ich riesige Stürme inmitten fürchterlicher Wellen von Finsternis, Unruhen und heraufziehende Katastrophen. Ich schaute von der Brücke hinunter. Ich meinte. einen sehr tiefen Abgrund zu erblicken. Gegen diese schreckliche Finsternis hatte ich nur eine schwache Taschenlampe. Ich schaltete sie ein. schaute mich in ihrem Zwielicht um. Eine ganz fürchterliche Situation tauchte vor mir auf. Ja, sogar vor mir auf dem Brückenkopf und darum herum wurden schreckliche Drachen, Löwen und Wölfe sichtbar. «Hätte ich doch diese Taschenlampe nicht bei mir gehabt? Ich hätte diese Schrecken nicht gesehen?». sagte ich mir. Wann immer ich auch meine Lampe irgendwohin richtete. überfielen mich von dort diese Schrecken. «Oh Gott», sagte ich. «diese Lampe ist das Unglück über meinem Haupte! « Ich war auf sie böse. Ich schleuderte die Taschenlampe zu Boden, zerbrach sie. Als hätte ich mit ihrer Zerstörung den Schalter zur großen elektrischen Lampe der Beleuchtung der Welt bedient, wurde plötzlich die Finsternis vernichtet. Und alles wurde von dem Lichte dieses Scheinwerfers erfüllt. Die Wirklichkeit aller Dinge wurde mir Dezeigt. Ich sah: Dic Brücke, welche ich erblickt hatte, war eine Straße durch eine Ebene in einer wohlgepflegten Gegend. Und ich bemerkte: Das große Grabmal, das ich zu meiner Rechten gesehen hatte, war von Anfang an ein Versammlunsplatz für Anbetung, Gottesdienst, Gespräch und Gottesgedenken unter der Führung erleuchteter Menschen in einem schönen, grünen Garten gewesen. Und das, was ich zu meiner Linken für Bergesgipfel und Abgründe. ertüllt von Stürmen und Unruhen. gehalten hatte, erwies sich mir in meiner inneren Schau als ein gewaltiges Festmahl, ein schöner Park, ein erhabener Aufenthaltsort zur Erquickung der Seelen hinter schönen, lieblichen, reizvollen Bergen. Und ich sah. daßjene Geschöpfe, die ich für fürchterliche Wölfe und Drachen gehalten hatte, friedliche Haustiere waren wie Kamele, Rinder, Schafe und Ziegen.

 

sagte ich, zitierte den Vers (Ayet):

 

Und so erwachte ich aus dem Gesicht, das ich erschaut hatte. So sind also diese beiden Berge Anfang und Ende des Lebens. . .d.h. die irdische Welt und die Schattenwelt.* Was die Brücke betrifft, so ist sie der Weg des Lebens. Ihre rechte Seite aber Vergangenheit, ihre Linke die Zukunft. Die Taschenlampe ist das menschliche Ego, das in seiner Selbstgefälligkeit dem eigenen Wissen vertraut und nicht auf die Offenbarung des Himmels hört. Was mir wie Wölfe erschien, sind dic staunenswerten Gebilde und Ereignisse in der Schöpfung. Der Mensch also, der auf sein Ego vertraut, in finstere Gottvergessenheit** gestürzt und dem Dunkel seiner Irreleitung verfallen, gleicht meinem ersten Zustand in dieser Schau, sieht die Vergangenheit in seiner, einer Taschenlampe entsprechenden mangelhaften und irrigen Kenntnis in Form eines riesigen Grabmals und dem Dunkel des Nichtseins. Die Zukunft erscheint ihm als Einöde, von fürchterlichen Stürmen durchtobt, abhängig vom Zufall. Jedes einzelne Ereignis und Geschöpf, welches doch ein gehorsamer Diener Gottes, des Weisen und des Barmherzigen ist, erweist sich ihm als Wolf, der ihm schaden will. Er erfährt sich als Gegenstand des Qur'anverses (Ayet)

 

*Schattenwelt: Berzah, die Welt zwischen Tod und Auferstehung, zwischenreich. - A. d. Ü.

 

**Gottversessenheit: arab. gafle, türk. gaflet: Unempfindlichkeit, Sorglosigkeit Gleichgültigkeit (Schlafzustand der Seele), Gegensatz: Zikir, denken an Huzur, Gottes Gegenwart. - A. d. Ü.

 

Erreicht ihn die Führung Allahs, tritt der Glaube in sein Herz ein, wird das Pharaonische Ego* zerbrochen; hört er und gehorcht dem Buche Allahs, so gleichter meinem zweiten Zustand in dieser Schau. So erhält die ganze Welt plötzlich die Farben des Tages, wird vom Lichte Gottes erfüllt. Die Welt vermag den Qur'anvers (Ayet)

 

zu entziffern. Dann ist die Vergangenheit kein riesiges Grabmal mehr für ihn, vielmehr sieht er mitden Augen des Herzens, wie die Gemeinschaft der reinen Seelen, nachdem sie unter der Führung eines Propheten oder Gottesfreundes eines jeden Jahrhunderts ihre Geschöpfespflicht erfüllt und ihre Aufgaben im Leben beendet haben,mit den Worten«Allahü Ekber» (Allah ist unvergleichlich groß) sich zu den erhabenen Stufen aufschwingen und aufdie Seite der Zukunft hinüberwechseln. Zur linken Seite hinüberblickend, bemerkt er von weitem im Lichte des Glaubens in den Weingärten des Paradieses das Gastmahl der Barmherzigkeit, das in den Schlössern der Glückseligkeit bereitet ist, hinter manchen bergesgleichen Umwältzungen der Schattenwelt und des Jenseits.** Und er erkennt, daß Ereignisse wie Stürme, Beben und Seuchen jede für sich ein gehorsamer Diener sind. Er sieht, daß Frühlingsstürme und Regengüsse äußerlich zwar rauh und hart sein mögen, in Wirklichkeit aber eine Quelle mildester Weisheit sind. Und sogar den Tod sieht er als Beginn des ewigen Lebens, und das Grab als Tor zur Ewigen Seligkeit. Man mag sich die übrigen Aspekte selbst ausdeuten. Bringe die Wirklichkeit in Übereinstimmung mit dem Gleichnis!

 

*Die Herrschaft des Pharao über das Volk Israel und sein Widerstand gegen die Befehle Gottes. - A. d. Ü.

 

**Die Welt zwischen Tod und Auferstehung und die Welt nach dem Jüngsten Gericht.-A.d.Ü.

 

Dritter Punkt:.Der Glaube ist sowohl Licht als auch Kraft. Ja, derjenige, der den wahren Glauben in Händen hält, vermag der ganzen Welt Widerstand zu leisten und sich je nach der Stärke seines Glaubens vom Druck aller Geschehnisse zu befreien. «Tevekkeltü alellah» (Ich vertraue auf Allah), sagt er und durch kreuzt mit dem Schiffe des Lebens in vollkommener ,Sicherheit die haushohen Wogen der Geschehnisse. Er vertraut all seine Last der mächtigen Hand der grenzenlosen Allmacht (Gottes), durchquert ruhig diese Welt, rastet im Zwischenreich. Danach vermag er sich in das Paradies aufzuschwingen, um in die ewige Glückseligkeit einzugehen. Andererseits, wenn er die Last dieser Welt nicht Gott anvertraut. behindert sie nicht nur seinen Aufschwung, sondern zieht ihn zum Niedrigsten der Niedrieen herab. Das will besagen: Glaube (Ýman) führt zu Einheit (Tevhid), Tevhid zu Hingabe (Teslim), Teslim zu Vertrauen, Vertrauen zu Glückseligkeit in den beiden Welten (Diesseits und Jenseits) Das darf man jedoch nicht falsch verstehen! Vertrauen bedeutet nicht. die Ursachen vollständig außer acht zu lassen. Es heißt vielmehr, die Ursachen hinter dem Schleier der Hand des Allmächtigen (Gottes) zu erkennen und anzuerkennen. Von den Ursachen auszugehen heißt, dies als eine Art tätigen Gebetes anzusehen, die Ergebnisse aber nur von Gott dem Gerechten zu erwarten, die Folgen als von Ihm kommend zu erkennen und Ihm dankbar zu sein Als Beispiel für einen, der sich Gott anvertraut und einen, der dies nicht tut, steht folgendes Gleichnis:

 

Es waren einmal zwei Männer. Sie hatten sich Rücken und Kopf mit schweren Lasten beladen, eine Fahrkarte gelöst und ein großes Schiff bestiegen. Der eine stellt seine Last auf dem Schiff ab, sobald er es betreten hat, und setzt sich darauf, um sie zu bewachen. Der andere, weil er sowohl dumm als auch stolz ist, stellt seine Last nicht ab. Jemand sagt zu ihm: «Überlaß deine schwere Last dem Schiff und mache es dir bequem!»Er antwortet: «Nein, das tue ich nicht. Vielleicht kommt sie zu Schaden. Ich bin stark. Ich werde meinen Besitz auf meinem Rücken und auf meinem Kopf bewahren.» Noch einmal sagt jemand zu ihm: «Du bist auf diesem Schiff des Sultans in Sicherheit. Es ist stärker als du und trägt dich und uns. Es bewahrt noch besser, vielleicht wirst du,wenn dir schwindlig wird, mitsamt deiner Last ins Meer stürzen. Außerdem wird deine Stärke allmählich nachlassen. Dieser gebeugte Rücken, dieser Kopf ohne Verstand wird diese allmählich schwerer werdende Last nicht mehr tragen. Zudem wird der Kapitän, wenn er dich in diesem Zustand sieht, sagen, du seiest verrückt und dich vom Schiff weisen. Oder er wird sagen, du seiest ein Verräter, der unser Schiff beleidigt und uns auslacht, und Befehl geben, dich einzusperren. Überdies hast du dich zum Narren gemacht. Du hast dich selbst zum Gespött gemacht mit deiner Eitelkeit, die dem Aufmerksamen deine Schwachheit offenbart. mit deinem Stolz, der deine Jämmerlichkeit zur Schau stellt, und mit deinem gekünstelten Verhalten, das deine Heuchelei und Nichtswürdigkeit entschleiert. Jeder lacht über dich.« Nachdem ihm dies gesagt worden war, kam der arme Kerl zur Besinnung. Er stellte seine Last ab, setzte sich darauf und sagte: «Oh, möge Gott Wohlgefallen an dir haben! Ich bin vor Mühsal, Gefangenschaft und Gespött bewahrt worden.»

 

Nun, oh Mensch, der du kein Vertrauen zu Gott hast! Komme auch du wie dieser Mann zur Besinnung! Vertraue auf Gott! Nur so wirst du vor der Bedrängnis in der Gefangenschaft des Diesseits bewahrt bleiben, davor, vor aller Welt ein Bettler zu sein, vor jedem Ereignis zu zittern, vor eitlem Ruhm und Spott, vor Qual im Jenseits.

 

Vierter Punkt: Glaube macht den Menschen zum Menschen. Sogar den Menschen zum Sultan (König). Wenn das so ist, dann ist des Menschen ursprüngliche Aufgabe der Glaube und das Gebet.* Unglaube macht den Menschen zu einem völlig kraftlosen wilden Tier.

 

Unter tausenden Beweisen in dieser Streitfrage gibt alleine der Unterschied, wie Menschen und Tiere zur Welt kommen, einen klaren Beweis und ein sicheres Zeugnis dafür.

 

*Gebet: W ir unterscheiden auch hier wieder zwei Arten: das freie Gebet (dua) und das fünf Mal täglich vorgeschriebene rituelle Gebet (namaz).

 

-A.d.Ü.

 

Ja, der Unter schied, wie Menschen und Tiere zur Welt kommen, zeigt, daß Menschlichkeit durch Glaube Menschlichkeit ist. Denn in dem Augenblick, in dem ein Tier zur Welt kommt, ist es seinen Anlagen entsprechend vollkommen, so, als habe man es aus einer anderen Welt bereits vervollkommnet gesandt. In zwei Stunden oder zwei Tagen oder zwei Monaten lernt es alle seine Lebensbedingungen, seine Beziehungen zur Umwelt, die Gesetze des Lebens kennen und seine Anlagen zu gebrauchen. Wenn der Mensch die Fähigkeit, sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen und einen Beruf auszuüben, in zwanzig Jahren erwirbt, erlangt sie ein Tier wie der Spatz oder die Bienen in zwanzig Tagen; es wird ihm gleichsam eingegeben. Das heißt, die Hauptaufgabe eines Tieres besteht nichtdarin, sich durch Lernen zu vervollkommnen, durch den Erwerb von Kenntnissen zu entwickeln und in seiner offensichtlichen Schwäche um Hilfe zu bitten oder zu beten. Seine Aufgabe besteht vielmehr darin, seinen Anlagen entsprechend zu handeln, tätig zu sein, in aktivem Dienst und in der Anbetung. Was den Menschen betrifft, so muß er, wenn er zur Welt kommt, alles lernen, und-unkundig der Gesetze des Lebens-vermag er seine Lebensumstände noch nicht einmal in zwanzig Jahren zur Gänze zu lernen und zu begreifen. Vielmehr muß er bis zum Ende seines Lebens lernen und vermag ferner- in einer so bescheidenen und schwachen Gestalt zur Welt gesandt-erst im Alter von ein, zwei Jahren sich auf die eigenen Füße zu stellen. Erst mit fünfzehn Jahren unterscheidet er Schaden und Nutzen. Und erst mit Hilfe der Gesellschaft erlangt er Vorteile und vermeidet Nachteile. Das heißt, die natürliche Aufgabe des Menschen besteht darin, sich durch Lernen zu vervollkommnen, durch Gebet zu dienen und anzubeten. Nämlich: «Durch wessen Barmherzigkeit werde ich mit solcher Weisheit geleitet, durch wessen Großmut werde ich mit solcher Güte erzogen? Wessen Wohlwollen ist es, durch das ich mit solch einem Feingefühl ernährt und versorgt werde?» Dies gilt es zu wissen, und der, welcher unter tausenden seiner Bedürfnisse nicht eines zu befriedigen vermag, sollte in der Sprache seiner Schwäche und Armut zu dem Herrn und Richter über seine Bedürfnisse flehen, zu Ihm bitten und beten, das heißt sich mit den Flügeln seiner Schwäche und Armut zu den höchsten Stufen des Dienens und der Anbetung emporschwingen.

 

Der Mensch ist in die Welt gekommen, um sich mit den Mitteln der Wissenschaft und des Gebetes zu vervollkommnen. Entsprechend seinem Wesen und seinen Anlagen hängt alles von der Wissenschaft ab. Einer jeden wahren Wissenschaft Basis, Quelle, Licht und Geist ist die Erkenntnis Allahs, und das Fundament dieser Basis ist der Glaube an Allah.

 

Da der Mensch in seiner grenzenlosen Schwäche grenzenlosen Plagen ausgesetzt, den Angriffen zahlloser Feinde ausgeliefert, bei seiner grenzenlosen Armut gleichzeitig in grenzenloser Not befangen ist und grenzenlose Wünsche zu befriedigen sucht, ist seine natürliche Hauptaufgabe nach dem Glauben das Gebet. Das Gebet ist aber die Grundlage von Dienst und Anbetung. Ein Kind. das einen Wunsch auf dem Herzen hat, den es nicht zu befriedigen vermag, sagt dies entweder oder weint, d.h. es äußert sich in der Sprache seiner Schwäche durch das Gebet seiner Handlungen oder in Worten. So verhilft es seinem Wunsch zum Erfolg. In gleicher Weise ist der Mensch unter allen Geschöpfen der Welt wie ein liebes, nettes und höfliches Kind. Entweder muß er vor dem Throne des Erbarmers. des Barmherzigen, in seiner Armseligkeit und Schwäche weinen oder beten in seiner Armut und Not, damit ihm sein Wunsch erfüllt werde, und er sich für die Erfüllung dankbar erweise. Anderenfalls ist er wie ein dummes und unartiges Kind, das sich vor einer Fliege fürchtet und sagt: «Ich unterwerfe diese nicht zu unterwerfenden seltsamen Dinge, die tausendfach stärker sind, meiner Macht, mache sie mir nach meinen Vorstellungen und mit meiner Geschicklichkeit dienstbar.» So verkehrt er in seiner Undankbarkeit die Grundnatur des Menschen ins Gegenteil, und zieht sich selbst eine fürchterliche Strafe zu.

 

Fünfter Punkt: Der Glaube erfordert das Gebet als unanfechtbares Fahrzeug, und die menschliche Natur verlangt es mit Macht. Auch erläßt Gott der Gerechte entsprechend der Frage die Verfügung: «Wenn ihr nicht betet, welchen Wert habt ihr dann noch?»

 

und befiehlt:

 

Wenn du sagst: « Wir beten oft, aber unsere Gebete werden nicht angenommen. Der Qur’anvers (Ayet) gilt jedoch allgemein und besagt, daß es für jedes Gebet eine Antwort gibt.»

 

So lautet die Antwort: Auf das Gebet zu antworten ist das eine, es anzunehmen das andere. Es gibt für jedes Gebet eine Antwort. Aber es anzunehmen und genau das Verlangte zu geben, hängt von der Weisheit Gottes des Gerechten ab.Zum Beispiel: Ein krankes Kind ruft: «Herr Doktor, schauen Sie mal her!» Der Arzt: «Ja, bitte, was möchtest du?» Das Kind: «Geben Sie mir diese Medizin!» Der Arzt wird ihm entweder geben, was es verlangt hat, oder er wird ihm in diesem Falle etwas Besseres geben oder er wird es ihm, wenn es zur Verschlimmerung der Krankheit führen würde, nicht geben. Darum beantwortet Gott der Gerechte, der vollkommene Allweise, der Allschauende, immer Gegenwärtige, das Gebet Seiner Diener und Anbeter. Er verwandelt die Schrekken der Einöde und Menschenleere durch Seine stete Bereitschaft, zu antworten, in Vertrautheit. Aber Er gibt dem Menschen nicht, was dessen Lust und Laune gebietet, sondern so. wie es die Weisheit des Herrn erfordert: entweder, was er verlangt hat. oder etwas Besseres oder nichts.

 

Weiter ist das Gebet Dienst und Anbetung. Dienst und Anbetung aber trägt seine Frucht im Jenseits. Weltliche Gründe bestimmen die Zeit für eine Art des Gebetes und der Anbetung. Diese Gründe sind nicht dessen Ziel. Zum Beispiel: Das freie und das rituelle Gebet um den Regen ist eine Anbetung. Die Zeit der Dürre ist die Zeit dieser Anbetung. Andererseits sind Gebet und Anbetung nicht dazu da, den Regen herabzuziehen. Bestünde ihre Absicht allein darin, wäre das Gebet nicht rein und aufrichtig und verdiente es nicht, angenommen zu werden. So ist die Zeit des Sonnenunterganges die Zeit für das Abendgebet. So ist die Zeit der Sonnen- und Mondfinsternis bestimmt für zwei rituelle Gebete, «Küsuf» und «Husuf»* genannt. Weil nämlich die Verfinsterungen des Tages- und Nachtgestirns auf eine Art, die Größe Gottes sichtbar zu machen dienen, lädt Gott der Gerechte Seinen Diener zu dieser Zeit zu einer Art Anbetung ein. Andererseits dient das Gebet (namaz) nicht dazu, die Verfinsterung von Sonne und Mond aufzuheben, deren Beginn und Ende durch astronomische Berechnungen errmittelt werden kann. Das gleiche gilt auch während einer Dürreperiode für das Gebet um Regen. Während eines Unglückszustandes oder drohender Gefahr ist die Zeit für einige besondere Gebete, weil der Mensch zu dieser Zeit seine Schwäche begreift und in Gebet und Fürbitte zum Throne des Grenzenlos-Allmächtigen Zuflucht nimmt. Wenn trotz aller Gebete ein Unglückszustand nicht enden will, darf man nicht sagen: «Das Gebet wurde nicht erhört.» Vielmehr muß man sagen:«Die Zeit zu beten ist noch nicht vorüber.» Wenn Gott der Gerechte in Seiner Gnade und Freigiebigkeit einen Unglückszustand beendet, Licht über Licht... dann ist die Zeit für das Gebet zum Ende gekommen, vorübergegangen. So ist das Gebet ein Geheimnis des Dienstes und der Anbetung.

 

Dienst und Anbetung dient aber allein dazu, «das Antlitz Allahs» zu schauen. Man muß vor Ihm allein seine Schwäche offen legen, zu Ihm allein seine Zuflucht nehmen. An Seiner Herrschaft soll der Mensch keinen Anteil zu nehmen versuchen. Ihm soll er die Vorsorge überlassen. Seiner Weisheit soll er vertrauen. An Seiner Barmherzigkeit darf er nicht zweifeln. Ja, es steht in der Tat durch die Klarlegung der «klaren Zeichen**» fest: Von allen Wesen preist Ihn jedes in seiner Art, betet zu Ihm jedes auf seine Weise, hat jedes seine Form, sich vor Ihm niederzuwerfen; so ist alles, was von der ganzen Welt zum Throne Gottes aufsteigt, ein Gebet.

 

*Küsuf ve husuf: die Verfinsterung der Sonne und die des Mondes. seltene Gelegenheiten,ein besonderes Gebet zu verrichten. - A. d. Ü. **Die klaren Zeichen: Ayat-ý beyyinat; Der Qur'an weist immer wieder auf Beispiele aus der Schöpfung hin und fordert uns auf, darüber nachzudenken. - A. d. Ü.

 

Dies geschieht entweder als Ausdruck der Entwicklungsfähigkeit- wie die Gebete aller Pflanzen und Tiere.die-jede für sich-aus der grenzenlosen Fülle (Gottes) eine Gestalt erheischen, um als ein Ausdruck der Namen (Gottes) geoffenbart zu werden-oder in der Sprache der naturgegebenen Bedürfnisse [Die Gebete aller Lebewesen in ihren zwingenden Bedürfnissen, die zu befriedigen nicht in ihrer Macht steht. diejedes für sich - in der Sprache ihrer naturgegebenen Bedürfnisse von der grenzenlosen Freigiebigkeit (Gottes) zur Erhaltun; ihres Lebens etwas zu ihrer Versorgunß erheischen) oder als Ausdruck einer Notlage. (Jedes beseelte Wesen betet in einer Notlage inständig und nimmt zu seinem unsichtbaren Schutzherrn Zuflucht... vielmehr wendet sein Antlitz dem Herrn der Barmherzigkeit zu.) Diese drei Arten des Gebetes werden immer angenommen, wenn kein Hindernis dazwischen liegt.

 

Die vierte Art ist die bekannteste, unser Gebet. Es gibt zwei Arten. Die erste durch Tat und Verhalten, die zweite mit Herz und Mund. Zum Beispiel: Wenn man von den Ursachen ausgeht, ist es ein Gebet der Tat. Es genügt nicht, wenn bestimmte Umstände zusammentreffen, um das Ergebnis hervorzubringen; es handelt sich vielmehr darum, jene Haltung einzunehmen, mit der Gott der Gerechte zufrieden ist, wenn man in der Sprache des Verhaltens ein Ergebnis wünscht. Zu pflügen bedeutet also, an die Pforte der Schatzkammer der Barmherzigkeit zu klopfen. Diese Art, durch die Tat zu beten, erreicht meistens ihre Annahme. weil sie sich an Name und Attribut des Grenzenlos-Freigiebigen (Gottes) richtet. Die zweite Art zu beten ist mit Herz und Mund; darum zu bitten, etwas zu erlangen, was die Hände nicht erreichen können. Davon ist der bedeutendste Gesichtspunkt, das schönste Ziel und die süßeste Frucht diese: «Ein Mensch, der betet, begreift, daß es jemanden gibt, der zu erlauschen vermag, was sein Herz bewegt. dessen Hand alles erreichen kann, der jeden seiner Wünsche zu erfüllen weiß... der Mitleid mit der Schwäche hat, ihm in seiner Armseligkeit zu Hilfe kommt.»

 

Nun also, oh du schwacher Mensch! Du armseliges Geschöpf! Laß nicht deinen Händen entgleiten, was - wie das Gebet - der Schlüssel ist zur Schatzkammer der Barmherzigkeit und ein Angelpunkt grenzenloser Kraft. Ergreife ihn, steige auf zur höchsten Höhe der Menschlichkeit; wie ein König nimm die Gebete der ganzen Welt auf in dein eigenes Gebet. Sage wie ein universeller Diener, wie ein Generalvertreter

 

Sei ein schönes Beispiel für die ganze Welt!

 

Zweites Kapitel

 

Hier werden fünf Anmerkungen behandelt über das Glück und Unglück des Menschen.

 

Als Allah den Menschen erschuf, verlieh Er ihm den höchsten Rang und Wert und gab ihm eine recht umfangreiche Veranlagung mit. Darum ist er in eine Stätte der Prüfung geworfen, wo er vom Geringsten aller Geringen zum Höchsten aller Hohen, von der Erde bis zum Himmel, von dem Atom bis zur Sonne der Reihe nach die Ränge und Stufen emporzuklimmen oder hinunterzustürzen vermag. Wie ein Wunder der Allmacht, als endgültiges Ergebnis der Schöpfung und ein Meisterwerk in diese Welt gesandt, öffnen sich vor ihm die beiden Wege, die zu grenzenloser Erniedrigung oder Erhöhung führen. Wir wollen nun das Geheimnis dieses erstaunlichen Fortschritts und Rückschritts des Menschen in «fünf Anmerkungen» erklären.

 

Erste Anmerkung: Der Mensch ist auf die meisten Arten der Schöpfung angewiesen und steht in einer Beziehung zu ihnen. Seine Bedürfnisse erstrecken sich bis an aller Welt Enden, und seine Sehnsüchte reichen bis in die

 

Ewigkeit.So wie er sich eine Blume wünscht, so wünscht er sich auch einen weltweiten Frühling. Und so wie er nach einem Garten verlangt. so verlangt er auch nach dem Paradies. So wie er sich danach sehnt, einem Freund zu begegnen, so sehnt er sich auch danach, der Schönheit und Größe (Gottes) zu begegnen. So wie der. welcher seine Geliebte in einer anderen Wohnung besuchen will, die Türe dieser Wohnung öffnen muß, so muß er, um seine Freunde zu besuchen, von denen neunundneunzig Prozent ins Zwischenreich übergesiedelt sind, um sich vorewiger Trennung zu retten, seine Zuflucht nehmen zum Throne der unendlichen Allmacht (Gottes), welche die Pforte zur ungeheuren Welt schließt und das Tor zum Jenseits, das ein wundervoller Versammlungsort ist, öffnet, welche diese Welt aufheben und statt ihrer das Jenseits begründen und erbauen wird. Wer nun einem Menschen in solcher Lage der in Wahrheit Angebetete sein kann - und das kann nur der Eine Allmächtige und Allgewaltige (Gott), der Eine, die Barmherzigkeit und Schönheit (Gottes), der Eine, die vollkommene Weisheit (Gottes) sein

 

-, der hält die Zügel aller Dinge in Seinen Händen, besitzt alle Schätze und den Blick für alle Dinge, ist an jedem Ort anwesend und von keinem Ort abhängig, von Fehlern und Schwächen frei und heilig, erhaben über allen Mangel. Denn nur der vermag die grenzenlosen Bedürfnisse des Menschen zu befriedigen, der grenzenlose Macht und umfassendes Wissen besitzt. So ist also nur Er allein der Anbetung würdig.

 

Nun denn, oh Mensch! Wenn du nur Ihn allein anbetest und Ihm allein dienst, wirst du einen Rang über allen Geschöpfen erwerben. Wenn du von dem Dienst und der Verehrung Abstand nimmst, wirst du ein verachtenswerter Sklave von schwachen Geschöpfen sein. Wenn du auf dich selbst und deine Fähigkeiten stolz bist, es aufgibst, auf Gott zu vertrauen und zu beten, dich in Stolz und Anmaßung verirrst, sinkst du auf eine Stufe unterhalb der Bienen und Ameisen in ihrer Nützlichkeit und Genialität. bist du schwächer als Spinnen und Fliegen. Hinsichtlich deiner bösen und unheilvollen Taten wirst du schwerer wiegen als ein Berg und schlimmer sein, als eine Seuche.

 

Ja, oh Mensch! In dir sind zwei Grundzüge: Der eine Grundzug ist Genialität, wahres Sein, Wohltätigkeit, Lebensbejahung, Handlungsfähigkeit. Der andere Grundzug ist Unheil, Verneinung, Übel, Lebensverneinung, Passivität. Hinsichtlich des ersten Grundzuges stehst du noch unter Biene und Sperling, bist du schwächer als Spinne und Fliege. Hinsichtlich des zweiten Grundzuges übertriffst du den Berg, die Erde, die Himmel. Du trägst eine Last, vor der sie den Mut verlieren, ihre Schwäche zeigen. Du wirkst in einem weiteren und größeren Bereich als sie. Denn wenn du tust, was gut und genial ist, kannst du nur innerhalb deiner Schwingungsweite und soweit deine Hand reicht, deine Kraft es vermag, genial und gut sein. Wenn du aber Übel und Unheil anrichtest, werden das Übel und das Unheil sich wie eine Seuche ausbreiten.

 

Zum Beispiel: Unglaube ist ein Übel, ein Unheil, eine Verneinung. Aber diese eine einzige Schuld beinhaltet eine Beleidigung der ganzen Schöpfung, eine Geringschätzung aller Gottesnamen, eine Entwürdigung der ganzen Menschheit. Denn alles Geschaffene hat einen hohen Rang und eine wichtige Aufgabe. Denn es ist ein Brief* des Herrn, ein Spiegel des Hochgelobten, beauftragt von Gott. Was aber den Unglauben betrifft, so bewirkt er, daß all dies seinen Rang der Spiegelgleichheit, des Auftrags und der Bedeutsamkeit verliert und dann die Stufenleiter der Sinnlosigkeit, zu einem Spielzeug des Zufalls und mitdem Unheil des Untergangs und der Trennung auf die Stufe der vergänglichen Dinge herabsinkt, die rasch zugrundegehen und zerfallen, der Bedeutungslosigkeit, der Wertlosigkeit, der Nichtigkeit. Desgleichen schätzt er die Gottesnamen gering, deren Ornamente, Anmut und Schönheit in der gesamten Schöpfung und im Spiegelbild des Geschaffenen erscheinen, indem er sie leugnet. Und er wirft den Menschen, der den Rang eines Kalifen der Erde bekleidet-eine Kasside (Lobgesang) der Weisheit in Versen, welche die Erscheinung aller Gottesnamen wundervoll aufzeigt,ein Wunder der ozeangleichen Macht (Gottes), einem Samenkorn gleich, das die Anlage zu einem immerwährenden Baum in sich trägt, und der, weil er so große Verantwortung für das ihm anvertraute Gut übernimmt, über Himmel, Erde und Berge erhöht wird und dadurch einen Vorzug vor den Engeln erwirbt, auf eine Stufe herabsinkt, noch niedriger, schwächer, kraftloser und armseliger als ein niederes, vergängliches und verlorenes Tier.

 

*Briefe des Herrn: Mektubat-ý Rabbaniye; Die ganze Schöpfung ist ein einziges, gewaltiges Buch ihres Schöpfers und jedes einzelne Geschöpf darin gleicht einem Brief seines Herrn. - A. d. Ü.

 

Und er läßt ihn auf die Stufe einer gewöhnlichen Tafel herabsinken, bedeckt mit Bedeutungslosem, Hingekritzeltem, leicht Vergänglichem.

 

Zusammenfassung: Die eigenwillige Seele kann in ihrer übelwollenden. unheilvollen Art zahllose Verbrechen begehen, aber ihre Fähigkeit, genial und gut zu sein, ist sehr schwach und unbedeutend. Ja, sie vermag ein Haus an einem Tag zu zerstören, aber nicht in hundert Tagen zu bauen. Wenn sie jedoch ihren Egoismus aufgibt, von Gott die Führung zum Guten und zum wahren Sein erbittet, sich von Übel, Unheil und Selbstüberhebung abwendet, um Vergebung bittet, ein vollkommener Diener und Verehrer (Gottes) wird, dann erlangt sie das Geheimnis: Ihre grenzenlose Fähigkeit zum Schlechten wandelt sich in eine grenzenlose Fähigkeit zum Guten. Sie nimmt den Wert eines«Ahsen-i Takvim» (Schönsten in der Schöpfung) an und steigt zur höchsten Höhe auf.

 

Nun denn, oh du unbedachter Mensch! Betrachte die Fülle und die Freigiebigkeit Gottes des Gerechten! Obwohl es billig und gerecht wäre, für eine einzige Schuld tausend zu schreiben und für eine gute Tat eine oder gar nichts zu schreiben, schreibt Er für eine Schuld nur eine, für eine gute Tat dagegen zehn, manchmal siebzig, manchmal siebenhundert, manchmal siebentausend. Ziehe also aus dieser Anmerkung den Schluß, daß in die furchtbare Hölle zu kommen, billig und gerecht, der Lohn deiner Taten ist, ins Paradies einzugehen, aber lautere Freigiebigkeit.

 

Zweite Anmerkung: Der Mensch hat zwei Gesichter. Das eine betrifft sein Ego und ist dem weltlichen Leben zugewandt. Das andere betrifft den Dienst und die Anbetung und blickt auf das ewige Leben. Hinsichtlich des ersten Gesichtes ist er ein so hilfloses Geschöpf, daß sein Grundkapital nur ein bedeutungslos schwacher Wille - ein Wille dünn wie ein Haar -, ein geringes Vermögen Macht, eine schnell verlöschende Flamme Vitalität, eine schnell vergehende Spanne Leben, und ein rasch verfallendes Stückchen Dasein ist. Zugleich befindet er sich in diesem Zustand als ein empfindliches und schwaches Exemplar unter ungezählten anderen Exemplaren innerhalb der unendlich großen Familie, die über alle Schichten der ganzen Welt verstreut ist.

 

Hinsichtlich des zweiten Gesichtes und besonders, was seine Schwäche und Armseligkeit betrifft, die auf Dienst und Anbetung ausgerichtet ist, verfügt er über eine besonders große Schwingungsweite. Und er besitzt eine besonders große Bedeutung. Denn, der weise Schöpfer hat den Menschen in der Geistigkeit seines So-Seins mit einer unendlich großen Schwäche und einer grenzenlos weiten Armseligkeit ausgestattet. So sei er wie ein universeller Spiegel des Barmherzigen in Seiner grenzenlosen Macht und des Herrn allen Reichtums und aller Freigiebigkeit in Seinem grenzenlosen Reichtum, ein universeller Spiegel, der die zahllosen Erscheinungen des Allmächtigen sammelt. Ja, der Mensch ähnelt einem Samenkorn. Gleich ihm sind dem Samenkorn von der Macht (Gottes) bedeutende geistige Anlagen und von der Bestimmung (Gottes) ein fein abgestimmtes und kostbares Programm mitgegeben worden. So soll es unterder Erde arbeiten, aus dieser engeri Welt emporwachsen, in die weite, luftige Welt hineinwachsen und von seinem Schöper in seiner Fähigkeit unausgesprochen erbitten, ein Baum zu werden, jene Vollkommenheit zu erreichen, die ihm gebührt. Wenn dieses Korn aufgrund seiner schlechten Anlage die ihm gegebenen innerlichen Funktionen dazu mißbraucht, einige unter der Erde liegende Giftstoffe an sich zu ziehen, wird es nach kurzer Zeit an diesem engen Orte fruchtlos vergehen und verderben. Wenn dieses Korn seinen innerlichen Funktionen,gemäß dem Befehl(Gottes)entspricht und sie richtig anwendet, wird es aus dieser engen Welt emporwachsen, ein großer, fruchtbarer Baum werden. und sein kleines Stückchen Wahrheit, sein geistiges Antlitz, wird die Gestalt einer großen und ganzen Wahrheit annehmen.

 

In gleicher Weise sind nun auch den menschlichen Wesen von der Macht (Gottes) wichtige Funktionen und von der Bestimmung (Gottes) ein kostbares Programm anvertraut worden. Wenn der Mensch auf dieser engen irdischen Welt, gleichsam wie unterder Erde des diesseitigen Lebens seine geistigen Anlagen nach seinen egoistischen Launen mißbraucht, wird er- gleich wie das verdorbene Korn-nach einem kurzen Leben für einen bedeutungslosen Genuß an einem engen Ort unter mühe vollen Umständen vergehen und verderben. Nachdem er moralische Schuld auf seine unglückliche Seele ,geladen hat. wird er, von der diesseitigen Welt Abschied nehmend, heimkehren.

 

Wenn er dieses Korn der Begabung mit dem Wasser des Islam und dem Lichte des Glaubens in der Erde des Dienstes und der Anbetung aufzieht, seine geistigen Anlagen im Gehorsam gegenüber dem Auftrag des Qur'an auf die wahren Ziele ausrichtet, wird er ein Korn sein, das die Anlagen zu einem ewigen Baum und einer immerwährenden Wirklichkeit in sich träßt sowie dazu, unendliche Gnade und Vollkommenheit im Paradies zu erlangen, und ein hervorragendes Werkzeug, und eine gesegnete und erleuchtete Frucht am Baume der Welt zu werden.

 

Ja, der Fortschritt besteht in Wirklichkeit darin, das Gesicht der dem Menschen verliehenen Sinne wie Herz, meditative Wahrnehmung. Geist, Verstand, ja sogar Traum vorstellung und andere dem ewigen Leben zuzuwenden, damit jeder von ihnen mit der ihm eigenen Aufgabe des Dienstes und der Anbetung betraut werde. Andererseits, was diejenigen, die sich im Irrtum befinden, als ihren Fortschritt ansehen, nämlich, sich in alle Verästelungen des irdischen Lebens zu verstricken,jede Art von Vergnügungen,bis hin zu den größten Ausschweifungen, zu genießen und dabei alle feineren Empfindungen, Herz und Verstand als Gehilfen ihrer selbstsüchtigen Seele in den Dienst zu nehmen. ist nicht Fortschritt, sondern Rückschritt. Diese Wahrheit habe ich in einer geistigen Schau unter folgendem Gleichnis beobachtet:

 

Ich kam in eine Großstadt. Ich sah, daß es in dieser Stadt große Schlösser gab. Ich betrachtete die Tore mancher Schlösser. Ein Fest wie eine glanzvolle Theatervorstellung lenkte die Aufmerksamkeit auf sich.Es war eine große Vergnünung und alle amüsierten sich. Ich wurde darauf aufmerksam, daß der Schloßherr ans Tor gekommen war, mit einem Hund spielte und sich an dessen Spiel beteiligte. Die Damen plauderten charmant mit einfachen jungen Leuten. Die Töchterdes Hauses aber leiteten die Spiele der Kinder. Und der Pförtner tat wie ein Schauspieler, der sie alle kommandierte. Da sah ich, daß das Innere dieses riesigen Schlosses gähnend leer war. Alle bedeutsamen Aufgaben waren vernachlässigt worden. Die Moral der Leute war so verfallen, daß sich vorder Pforte dieses Bild ergab. Dann ging ich weiter, traf ein anderes großes Schloß. Ich sah, daß sich vor dem Tor ein treuer Hund ausgestreckt hatte. Es gab dort einen ernsten, rauhen, verschlossenen Pförtýýner. Die Lage war ruhig. Ich wurde neugierig. Warum ist dies so,jenes so? Ich trat ein.Ich sah,daß es innen sehr festlich war.

 

Die Bewohner des Schlosses in den verschiedenen Stockwerken waren mit verschiedenen bedeutsamen Aufgaben beschäftigt: Die Männer im ersten Geschoß verwalteten das Schoß und trafen ihre Anordnungen. Ein Stockwerk höher wurden die Knaben und Mädchen unterrichtet. Darüber beschäftigten sich die Frauen mit allen schönen Künsten und Handfertigkeiten. Ganz oben sah ich, wie des Schlosses Herr mit dem König Verkehr pflegte und sich mit persönlichen wie erhabenen Aufgaben beschäftigte, um die Ruhe des Volkes zu sichern und seine eigene Entwicklung und Vervollkommnung zu fördern. Weil sie mich nicht sehen konnten, verbot mir niemand die Besichtigung. Dann ging ich hinaus und sah mich um. Überall in der Stadt gab es diese zwei Arten von Schlössern. Als ich danach fragte, sagte man mir: «Die Schlösser, deren Tore festlich und deren Inneres leer ist, gehören den Vorstehern der Ungläubigen und denen, die sich im Irrtum befinden. Die anderen den aufrichtigen Großen unter den Muslimen.» Dann fand ich in einer Ecke noch ein Schloß. Ich erblickte darüber den Namen «Said». Ich wurde neugierig. Als ich es genauer in Augenschein nahm, schien es mir, als erblickte ich meine Gestalt darauf. Ich war so überrascht, daß ich aufschrie, meine Sinne wiederfand und erwachte.

 

Ich werde nun diese geistige Schau ausdeuten. Möge es Allah wohlgefällig sein!

 

Was also diese Stadt betrifft, so bedeutet sie das gesellschaftliche Zusammenleben der Menschen und den Ort ihrer Zivilisation. Jedes einzelne dieser Schlösser ist ein Mensch. Die Schloßbewohner aber sind die Sinne des Menschen wie Auge, Ohr, Herz meditative Wahrnehmung, Geist und Verstand und Erscheinungen wie Lust, Laune. Liebe und Zorn. In jedem Menschen hatjede Empfindung eine andere Aufgabe, zu dienen und anzubeten. Jede hat ihre eigene Lust und ihren Schmerz. Lust, Liebe, Laune und Zorn sind wie der Pförtner und sein Hund. So heißt denn, diese hohen Empfindungen der Lust und Laune unterwerfen und ihre eigentlichen Aufgaben in Vergessenheit geraten lassen, sicherlich Rückschritt und nicht Fortschritt. Die anderen Aspekte kann man sich selber ausdeuten.

 

Dritte Anmerkung: Hinsichtlich seiner Handlungen, Taten und körperlichen Leistungen ist der Mensch nicht mehr als ein schwaches Tier und ein hilfloses Geschöpf. Hinsichtlich dessen, was er besitzt und worüber er verfügen kann, ist sein Rahmen so eng gesteckt, daß er ihn mit einer Hand zu umspannen vermag. Und sogar bei den Haustieren, die sich der Mensch gezähmt hat, und von denen einjedes seinen Anteil an der Schwäche, Hilflosigkeit und Faulheit des Menschen erhalten hat, bemerken wir im Vergleich mit den ihnen entsprechenden wild lebenden Tieren einen gewaltigen Unterschied (z.B. Ziegen und Ochsen, die als Haustiere oder in freier Wildbahn leben). Aber der Mensch ist als ein ehrenwerter Pilger in der Herberge dieser Welt in einer solchen Lage, daß er bitten, fragen und annehmen muß, ohne selbst etwas dazu beitragen zu können. So wurde er ein Gast des Freigiebigen (Gottes), der ihm Seine Schatzkammer unendlichen Erbarmens geöffnet hat. Und Er hat ihm zahllose einzigartige Geschöpfe als seine Diener zur Verfügung gestellt. Und Er hat diesem Gast zu seiner Erholung. zu seinem Vergnügen und zu seinem Nutzen einen so großen Lebensraum geschaffen und bereitgestellt, einen Kreis, der sich vom Zentrum bis zur Peripherie erstreckt. so weit das Auge reicht, ja darüber hinaus so weit und breit, wie er es sich nur zu erträumen vermag.

 

Wenn also der Mensch auf sein Ego vertraut, nur im weltlichen Leben sein Ideal sieht, sich nur um seinen Unterhalt sorgt, und nur für einige vergängliche Vergnügungen arbeitet, wird er in einem sehr engen Lebenskreis untergehen. Alle ihm verliehenen Anlagen, Sinne und Fähigkeiten werden ihn vorder Versammlung (am Tage des Gerichtes) anklagen und als Zeugen gegen ihn auftreten. Sie werden seine (Prozeß)gegner sein. Wenn er sich aber als ein Gast weiß, als Gast des freigiebigen Herrn, im erlaubten Rahmen das Kapital seines Lebens ausgibt, arbeitet er innerhalb eines so weiten Rahmens gut für ein langes ewiges Leben. Dort kann er aufatmen und sich ausruhen. und so dann bis zu den höchsten Höhen aufsteigen.

 

Und auch alle ihm verliehenen Anlagen und Fähigkeiten werden mit ihm zufrieden im Jenseits seine Zeugen sein. Ja, alle dem Menschen verliehenen außerordentlichen Anlagen sind ihm nicht für dieses wertlose diesseitige Leben, sondern für ein sehr wertvolles bleibendes Leben verliehen worden. Denn wenn wir den Menschen mit dem Tier vergleichen, sehen wir, daß der Mensch hinsichtlich seiner Anlagen und Fähigkeiten sehr reich ist. Hundertfach reicher als das Tier. Genießt er das diesseitige animalische Leben, fällt er hundertfach tiefer; denn jeder Genuß, den er durchlebt, trägt die Spur tausender Schmerzen. Der Schmerz gegenüber der Vergangenheit, die Angst vor der Zukunft und auch der Schmerz nach jedem Genuß, nimmt ihm den Reiz, hinterläßt eine Spur in seinem Genuß. Nicht so das Tier! Es genießt ohne Schmerz, noch beängstigt es die Angst vor der Zukunft. Es lebt und schläft in Ruhe, dankt seinem Schöpfer.

 

Das heißt also, daß der Mensch, der als ein Musterbeispiel der Schöpfung erschaffen wurde, noch hundertfach unter ein Tier wie den Sperling herabsinkt. obwohl er doch von seiner Substanz her dem Tier hundertfach überlegen wäre, wenn er sich in seinem Denken auf das rein Irdische beschränkt. Ich hatte diesen Tatbestand bereits weiter oben in einem Gleichnis erklärt. Ich möchte in diesem Zusammenhang dieses Gleichnis noch einmal anführen. Es war dies wie folgt:

 

Ein Herr gibt seinem Diener zehn Goldstücke und befielt ihm: «Lassen Sie sich einen Anzug aus einem Stoff von guter Qualität schneidern!» Einem zweiten gibt er tausend Goldstücke, steckt ihm einen Zettel in die Tasche. auf dem verschiedene Dinge aufgeschrieben stehen und schickt ihn zum Basar. Der erste Diener kauft für zehn Goldstücke einen vollendeten Anzug aus bestem Stoff.Der zweite Diener in seiner Verrücktheit schaut dem ersten Diener hinterdrein, gibt einem Kaufmann die tausend Goldstücke und verlangt, ohne den Zettel zu lesen. der in seiner Tasche steckt, einen Anzug. Aber der gewissenlose Kaufmann gibt ihm einen Anzug aus einem alten. schäbigen Stoff. Der unglückselige Diener tritt vor seinen Herrn hin. Er wird zornig zur Rede gestellt und streng bestraft.

 

Wer also ein bißchen Verstand besitzt, begreift, daß dem zweiten Diener die tausend Goldstücke nicht gegeben wurden, um damit einen Anzug zu kaufen, sondern um damit ein bedeutendes Geschäft abzuschließen.

 

Desgleichen gilt: Der Mensch verfügt über geistige Anlagen und menschliche Sinne, deren jeder im Vergleich mit einem Tier hundertfach weiter ausgebildet ist. Wozu gebraucht der Mensch seine Anlagen und Fähigkeiten, wie z.B. das Auge, welches alle Schattierungen der Schönheit zu unterscheiden vermag, oder die Geschmacksemptindungen seiner Zunge, welche alle die verschiedenen Geschmacksrichtungen einer Mahlzeit gesondert wahrzu nehmen vermag, oder den Verstand, welcher in alle Feinheiten der Wahrheit eindringt, oder das Herz, welches sich nach jeder Art Vollkommenheit sehnt? Wozu gebraucht das Tier seine weit weniger, vielleicht nur ein, zwei Stufen entwickelten Fähigkeiten? Der Unterschied besteht nur darin, daß das Tier eine Fähigkeit für seinen eigenen Gebrauch besonders entwickelt hat. Doch diese Entwicklung ist für es eine spezifische.

 

Der Reichtum des Menschen an Fähigkeiten erhellt aus folgendem Geheimnis:

 

Die Sinne und Empfindungen des Menschen wurden durch seinen Verstand und seine Vorstellungskraft weit entwickelt und ihr Bereich ausgedehnt. In seiner Notlage entstanden ihm zahlreiche verschiedene Empfindungen. Und seine Empfindsamkeit hat sich in verschiedenster Hinsicht entfaltet. Die Zusammengesetztheit seiner Natur hat dazu beigetragen, seine Wünsche auf sehr viele Ziele zu richten. Und weil er sehr viele natürliche Aufgaben vorfand, haben sich seine Anlagen und Fähigkeiten gewaltig ausgebildet. Und weil er seiner Natur nach zu jeder Art Anbetung geschaffen war, wurde ihm jene Fähigkeit verliehen, welche den Samen zu jeglicher Vollkommenheit in sich enthält. Doch wurde ihm ein so großes Kapital und ein solcher Reichtum an Fähigkeiten sicherlich nicht dazu verliehen, um lediglich dieses bedeutungslose, vergängliche irdische Leben kennenzulernen. Vielmehr besteht die Grundaufgabe des Menschen darin, seine auf zahllose verschiedene Ziele gerichteten Verpflichtungen wahrzunehmen, seine Schwäche, Armseligkeit und Fehlerhaftigkeit in Dienst und Anbetung zum Ausdruck zu bringen, in seiner Weitsichtigkeit den Lobpreis allen Seins zu betrachten und zu bezeugen, in allen Gaben die Hilfe der Barmherzigkeit (Gottes) zu erkennen, dafür zu danken, die Wunder der Allmacht des Herrn in Seinen Werken zu schauen und aus diesem Anblick die Lehre zu ziehen und darüber nachzudenken.

 

Oh du unbedachter Mensch, der du die Welt anbetest, das irdische Leben liebst und das Geheimnis um deinen Rang und Wert in Seiner Schöpfung vernachlässigst! «Der alte Said» hat die Wirklichkeit dieses Lebens in einer geistigen Schau gesehen. Höre das Gleichnis der Schau, das ihn in einen «neuen Said» verwandelt hat:

 

Ich schaute: Ich bin ein Reisender. Ich gehe einen langen Weg, d.h. ich wurde auf ihn gesandt. Seine Exzellenz hatte mir von den für mich bestimmten sechzig Goldstücken von Zeit zu Zeit eine kleine Summe Geldes zur Verfügung gestellt. Während ich noch davon lebte, gelangte ich zu einer Herberge. Es war eine Vergnügungsstätte, in der ich während einer Nacht zehn Goldstücke zum einen für Spiel und Spaß verschwendete, zum anderen, um mir damit einen Namen zu machen. Am Morgen hatte ich kein Geld mehr in meiner Hand. Ein Geschäft hatte ich nicht abgeschlossen. Ich hatte nichts erworben, was ich am Ziel meiner Reise hätte verwenden können. Von dem Geld, für das ich mir Schmerzen, Sünden und Vergnügungen erworben hatte, blieben mir nur Wunden, blaue Flecken und Kummer übrig. Plötzlich, während ich mich noch in diesem traurigen Zustand befand, tauchte ein Mann vor mir auf. Er sagte zu mir: «Du hast dein ganzes Vermögen verloren. Schläge hättest du verdient. Bankrott wirst du ans Ziel gelangen! Du gehst mit leeren Händen. Aber wenn du Verstand hast, steht dir die Tür zur Verzeihung offen. Bewahre dir von den fünfzehn Goldstücken, die du noch bekommst,jedesmal nach Erhalt die Hälfte als Rücklage auf. Kaufe dir davon einige Dinge, die du benötigen wirst, wenn du am Ziel bist.» Ich sah, daß meine Seele nicht damit einverstanden war. «Ein Drittel», sagte er. Auch dem leistete meine Seele nicht Folge. Danach sagte er: «Ein Viertel!» Ich sah, daß meine Seele ihre liebgewordene Gewohnheit nicht aufgeben wollte. Da wandte sich der Mann ärgerlich ab und ging.

 

Plötzlich änderte sich die Szene. Ich erblickte mich in einem Zug, der mit Fallgeschwindigkeit durch einen Tunnel raste. Ich befand mich in Panikstimmung. Es gab keinen Ausweg. Man konnte nirgendwohin fliehen. Das Seltsame aber war, daß sich zu beiden Seiten des Zuges zauberhaft schöne Blumen und wohlschmeckende Früchte zeigten. Ich sah sie an wie ein unerfahrener Rekrut und streckte meine Hand nach ihnen aus. Ich versuchte, die Blumen zu ptlücken, griff nach den Früchten. Aber die Blumen und Früchte waren mit Disteln und Dornen bedeckt, und stachen mir die Hände blutig, wenn ich sie berühren wollte. Der Zug entriß sie mir im Vorbeifahren, und sie zerschnitten mir die Hände. Es kam mir sehr teuer zu stehen. Plötzlich sagte ein Zugbediensteter zu mir: «Gib mir fünf Kuruþ! Du kriegst so viele Blumen und Früchte, wie du willst. Du wirst dir mit deinen zerschnittenen Händen statt für fünf Kurusch für hundert Kurusch Schaden antun. Außerdem bekommst du noch eine Strafe. Du darfst sie nicht ohne Erlaubnis pflücken.» In meiner Bedrängnis streckte ich den Kopf hinaus und blickte nach vorne, um zu sehen. wann der Tunnel zu Ende sei. Aber an Stelle der Tunnelausfahrt erblickte ich viele Löcher. Leute wurden aus dem langen Zug in diese Löcher hineingeworfen. Ich sah ein Loch vor mir. Zu seinen beiden Seiten waren ein Paar Grabtafeln aufgestellt. Ich schaute neugierig hin. Ich sah, daß darauf mit großen Buchstaben der Name «SAÝD» geschrieben stand. «Ach», seufzte ich traurig und betroffen. Plötzlich hörte ich die Stimme des Herrn, der mir vor der Tür jener Herberge einen Rat erteilt hatte, sagen: «Bist du nun zu Verstand gekommen?»

 

«Ja», sagte ich, «Aber ich habe keine Kraft mehr. Es gibt keinen Ausweg.»

 

«Bitte um Verzeihung», sagte er, «und vertraue (dich Gottan)!» «Das habe ich bereits getan.»

 

Ich erwachte... Da war «der alte Said» verschwunden. Ich fand mich als «neuer Said» wieder.

 

Ich werde von dieser geistigen Schau ein, zwei Teile ausdeuten. Möge es Allah wohlgefällig sein! Die übrigen Aspekte mag man selber deuten.

 

Was die Reise betrifft, so ist sie eine Reise, die aus der Welt der Seele, dem Schoß der Mutter, durch Jugend und Alter, Grab und Zwischenreich, Auferstehung und Brücke in die Ewigkeit führt. Was aber die sechzig Goldstücke betrifft, so bedeuten sie die sechzig Jahre Lebenszeit. Als ich dieses Gesicht schaute, war ich schätzungsweise fünfundvierzig Jahre alt. Ein Zeugnis darüber habe ich nicht. Aber die verbliebenen fünfzehn Jahre für die Ewigkeit zu wirken, dazu hat mir ein aufrichtiger Schüler des weisen Qur'an Anleitung gegeben. Die Herberge ist für mich wohl Istanbul. Der Zug aber ist die Zeit. Jedes einzelne Jahr ist ein Wagen. Der Tunnel ist das irdische Leben. Die dornigen Blumen und Früchte sind die verbotenen Genüsse. Die verbotenen Vergnügungen bereiten bei der Vorstellung ihres Endes Schmerzen, während man sich ihnen hingibt, und lassen das Herz bluten, zerreißen es, wenn man Abschied nehmen muß. Zudem folgt ihnen die Strafe. Der Zugbediensteter hatte gesagt: «Gib fünf Kurusch. Dafür gebe ich dir soviel wie du willst.» Die Bedeutung dessen ist: Was man durch legale Arbeit im erlaubten Rahmen an Genuß und Vergnügen erhält, genügt für das Wohlbefinden. Es ist nicht notwendig, etwas Unerlaubtes zu tun. Die übrigen Teile kann man sich selber ausdeuten.

 

Vierte Anmerkung: Der Mensch gleicht in dieser ganzen Welt einem zarten und zierlichen Kindlein. Dabei bsitzt er in seiner ,Schwäche eine große Kraft, und in seiner Hilfosigkeit eine große Macht. Denn es ist die Kraft in seiner Schwäche und die Macht in seiner Hilflosigkeit, die ihm alles Sein dienstbar macht. Wenn der Mensch seine Schwäche begreift, mit seinen Worten, Taten und durch sein Verhalten betet und im Bewußtsein seiner Hilfosigkeit um Hilfe bittet, erweist er zur rechten Zeit seine Dankbarkeit für diesen Dienst und erlangt zu gleicher Zeit die Erfüllung seiner Wünsche; seine Ziele werden ihm erreichbar; und das alles in einer Weise, wie er es aus eigener Kraft nichtzu einem Hundertstel vermocht hätte. Aber manchmal schreibt er fälschlicherweise die Erfüllung eines Wunsches nach einem Gebet der Tat seiner eigenen Kraft zu. So läßt zum Beispiel die Stärke in der Schwäche eines Kükens eine Henne einen Löwen angreifen, und ein gerade zur Welt gekommenes Löwenjunges macht diesen reißenden, hungrigen Löwen sich selbst dienstbar und läßt ihn hungern, um selbst satt zu werden. Ist diese Stärke in der Schwäche nicht bemerkenswert und das Aufscheinen der Barmherzigkeit (Gottes) nicht einer Betrachtung wert?...

 

In gleicher Weise, wie ein verwöhntes Kind seinen Wünschen mit Weinen oder Betteln oder einem traurigen Gesicht zum Erfolg verhilft und sich so die Starken unterwirft, so vermag es mit tausendfacher Stärke jedoch nicht einen unter tausend Wünschen zu erfüllen. Weil also seine Schwäche und Hilflosigkeit zu Liebe und Fürsorge bewegt, so kann es sich mit seinem kleinen Finger selbst große und starke Leute dienstbar machen. Wollte aber nun ein solches Kind diese Liebe verleugnen, die Fürsorge zurückweisen und in törichtem Stolze sagen: «Ich unterwerfe diese Leute meiner Macht!», so würde es sicherlich eine Ohrfeige bekommen.

 

In gleicher Weise zieht sich auch der Mensch, der die Barmherzigkeit seines Schöpfers verleugnet, dessen Weisheit verwirft und wie Karun* undankbar gegenüber der Gabe (Gottes) sagt:

 

sicherlich selbst auch eine solche «Ohrfeige» zu. Wie wir also gesehen haben, wurden ihm solche Werte wie menschliche Königsherrschaft, persönliches Wachstum und kulturelle Vollkommenheit nicht als sein Verdienst, nicht infolge eines Sieges, nicht durch Kampf gegeben, sondern das alles wurde ihm aufgrund seiner Schwäche unterworfen; ihm wurde aufgrund seiner Hilflosigkeit geholfen; es wurde ihm aufgrund seiner Armut als Wohltat erwiesen, aufgrund seiner Unwissenheit eingegeben, aufgrund seiner Bedürftigkeit als Gastgeschenk verehrt. Und der Grund seiner Königsherrschaft ist nicht Macht und wissenschaflliches Können, es isl vielmehr die Güte und das Erbarmen des Herrn, die Barmherzigkeit und Weisheit Gottes, die ihm alle Dinge dienstbar gemacht hat. Ja, was den Menschen, den solches Ungeziefer wie ein Skorpion ohne Augen oder eine Schlange ohne Beine zu besiegen vermag, sich in die Seide einer kleinen Raupe kleiden und den Honig eines giftigen Insektes essen läßt, ist nicht seine Macht, es ist vielmehr die Unterwerfung des Herrn, als Folge menschlicher Schwäche, und ein Gast.geschenk der Barmherzigkeit (Gottes).

 

Oh Mensch! Da dies nun einmal die Wahrheit ist, gib deinen Stolz und deine Selbstgefälligkeit auf! Bringe vor dem Throne Gottes deine Schwäche und Hilflosigkeit um Hilfe bittend, deine Armseligkeit und Bedürftigkeit flehend und betend zum Ausdruck, und erweise dich als Anbeter und Diener! Sage!

 

und schwinge dich empor!

 

Sage aber nicht: «Ich bin nichts. Welchen Wert hätte ich denn, daß der Allweise mir diese ganze Welt dienstbar machen wollte und von mir für all dies einen Dank erwartete?»

 

Tatsächlich giltst du ja nichts, wenn man deine Gestalt und deine Seele betrachtet. Aber hinsichtlich deines Auftrages und deines Ranges bist du ein Besucher in dieser ganzen großartigen Welt und ihr aufmerksamer Beobachter, ein sprachgewandter und beredter Sprecher dieses geheimnisvollen Daseins, ein verständnisvoller Leser im Buche der Welt, ein staunender Betrachter der lobpreisenden Schöpfung und ein achtungsgebietender Werkmeister der anbetenden Werke (Gottes).

 

Ja, oh Mensch! Du bist im Hinblick auf das Leben der Pflanzen und deines Körpers und in Anbetracht deiner tierischen Seele ein winzig kleiner Bruchteil, ein armseliges Geschöpf, wie ein schwaches Tier, das inmitten der Wellen des ganzen fürchterlichen Daseinsstromes hin- und hergeworfen wird. Wenn du dich aber, erleuchtet vom Lichte des Glaubens, das die Strahlen der Liebe Gottes in sich enthält, durch muslimisches Verhalten vervollkommnest, wirst du als Mensch, Diener und Anbeter wie ein König sein, als ein Teilchen wie ein Ganzes, trotz deiner Kleinheit eine Welt, trotz deiner Geringfügigkeit von hohem Rang, ein Stellvertreter in einem großen und weiten Bereich, der sagen kann: «Der Barmherzige, mein Herr hat mir die Welt zur Heimstatt bereitet. In diesem Heim machte Er Sonne und Mond zur Leuchte, den Frühling zu einem Rosenstrauß, den Sommer zu einem Gastgeschenk bei Tisch und die Tiere zu Dienern. Und Er gab mir die Pflanzen als Schmuck und Versorgung in meinem Haus.»

 

*Er revoltierte gegen Moses. - A. d. Ü.

 

Nachsatz: Wenn du auf dein Ego horchst und auf den Teufel, sinkst du zum Niedrigsten der Niedrigen herab. Wenn du auf die Wahrheit und den Qur'an horchst, steigst du zum Höchsten der Hohen auf, und wirst der ganzen Welt ein Musterbeispiel sein.

 

Fünfte Anmerkung: Der Mensch wurde in diese Welt gesandt als ein Gast und ein Beauftragter, und ihm wurden sehr wichtige Fähigkeiten mitgegeben. Und diesen Fähigkeiten entsprechend wurden ihm auch sehr wichtige Aufgaben anvertraut. Damit aber der Mensch sein Ziel erreiche und seine Aufgabe erfülle, wurden ihm nachhaltige Anregungen erteilt und furchtbare Drohungen ausgesprochen. Wir werden hier die Grundsätze über die Aufgaben des Menschen, seinen Dienst und seine Anbetung, die wir an anderer Stelle bereits erklärt haben, noch einmal zusammenfassen, um das Geheimnis des Menschen um seinen höchsten Rang und Wert verstehen zu können.

 

So hat der Mensch - nachdem er in diese Welt gekommen ist in zweifacher Hinsicht Dienst und Anbetung zu verrichten. In erster Hinsicht ist es Dienst und Anhetung in der«dritten Person», ein Nachsinnen. ln der zweiten ist es Dienst und Anbetung in der Gegenwart, der «zweiten Person», eine Hingebung.

 

Erste Hinsicht: Die Königsherrschaft (Gottes) über das Universum zu sehen, im Gehorsam zu bekräftigen und zu Seiner Vollkommenheit und Schönheit bewundernd aufzublicken.

 

Danach zeigen sich die Menschen, um einander zu belehren. die einzigartigen Kunstwerke, bestehend aus den Ornamenten der heiligen Namen Gottes, machen sie bekannt, rufen sie aus.

 

Danach wägen sie die Juwelen der Gottesnamen, von denen jeder einzelne eine verborgene Schatzkammer des Geistes ist, mit der Waage der Einsicht und schätzen lobpreisend ihren Wert mit dem Herzen als Schatzmeister der Werte.

 

Danach lesen sie die Seiten von Himmel und Erde aus dem Buch des Seins, Briefe (der Sehöpfung). geschrieben mit der Feder der Macht (Gottes). und sinnen bewundernd darüber nach.

 

Und während sie die Verzierungen und Feinheiten an den Kunstwerken des Seins bewundern und preisen. sehnen sie sich danach, ihren Schöpfer kennenzulernen, der alle Schönheit besitzt, und verlangen danach, in die Gegenwart ihres vollkommenen Meisters einzugehen und Seine Liebe und Freundlichkeit zu erlangen.

 

Zweite Hinsicht: Hier geht es um die Gegenwart (Gottes) und das Gespräch (des Menschen mit Gott). Der Weg führt vom Werkstück zum Meister. Man sieht: Ein erhabener Meister möchte sich selhst durch Seine wunderbaren Kunstwerke mitteilen und zu erkennen geben. Glaube und Erkenntnis kommen ihm als Antwort entgegen.

 

Danach sieht man: Ein barmherziger Herr möchte ob der schönen Früchte Seiner Barmherzigkeit selbst geliebt werden. Wenn man seine Liebe auf Ýhn allein beschränkt und seine Anbetung Ihm allein zueignet, um Ihm allein zu dienen. wird man auch selbst vom Ihm geliebt.

 

Danach sieht man: Er, der freigiebig die Geschenke Seiner Gnade erteilt, umhegt den Menschen mit geschmackvollen Geschenken für Leib und Seele. Dieser bringt Ihm in seinen Taten, seiner Handlung, seinen Worten, ja, wenn es ihm möglich wäre mit allen seinen Empfindungen und Fähigkeiten Lob, Preis und Dank entgegen.

 

Danach sieht man: Er, der Gewaltige in Seiner vollkommenen Schönheit zeigt Seine Größe, Vollkommenheit. Erhabenheit und Schönheit im Spiegel des Daseins, in ihm die Blicke des aufmerksamen Betrachters einfangend. Dieser begegnet Ihm demütig bewundernd mit den Worten:«Allahü Ekber!»(Allah ist unvergleichlich groß!) «Sübhanallah!» (Allah sei gepriesen!) und wirft sich in liebender Anbetung nieder.

 

Danach sieht er: Er, der vollkommen Reiche zeigt in vollendeter Freigiebigkeit die Schatzkammern Seines unendlichen Vermögens. Der Mensch entgegnet Ihm rühmend und verehrend, erbittet und erfragt von Ihm in völliger Armseligkeit.

 

Danach sieht er: Der erhabene Schöpfer hat die Erde einer Ausstellung gleich erschaffen. Dort hat Er die ganzen antiken Kunstwerke ausgestellt. Der Mensch entgegnet Ihm voll Staunen und Hochachtung: «Maþaallah!» (so hat es Allah gewollt!), «Barekallah!» (Allah hat gesegnet!); «Allahü Ekber!» (Allah ist unvergleichlich groß!) und, Seine vollkommene Güte preisend, kommt er Ihm antwortend entgegen.

 

Danach sieht er: Der Eine* prägt im Schloß des Universums mit Seinem unnachahmlichen Münzsiegel, Seinem nur Ihm eigenen Siegel der Propheten, Seinem nur Ihm zubestimmten königlichen Siegel, kraftköniglichen Privilegs allem Sein den Stempel Seiner Einheit (Vahdet) auf. Und Er malt und stickt die Wunderzeichen Seiner Einheit (Tevhid) und richtet an den Enden des Weltenhimmels die Fahne Seiner Einheit (Vahdaniyet) auf und verkündet Seine Herrschaft. Der Mensch begegnet Ihm mit einer Affirmation, im Glauben, in der Einheit (Tevhid), in der Einsicht, mit dem Zeugnis, seinem Dienst, und seiner Anbetung und kommt Ihm so antwortend entgegen.

 

So also wird er durch diese verschiedenen Arten der Anbetung und des Nachsinnens zum wahren Menschen, und er zeigt, daß er «Musterbeispiel der Schöpfung» geworden ist. Ausgestattet mit der Kraft und dem Segen des Glaubens wird dem Menschen eine Seele anvertraut als ein Gut, und er wird so ein treuer Kalif der Erde.

 

Oh du unbesonnener Mensch, der du mit dem höchsten Grad und Wert der Schöpfung erschaffen wurdest und in deiner Böswilligkeit auf die Seite der Niedrigsten der Niedrigen hinübergehst! Höre mich! Auch ich habe so wie du in der Trunkenheit meiner Jugend und in meiner Gottvergessenheit die Welt für schön und angenehm gehalten.

 

*Vahid-i Ehad: eins über allen Geschöpfen, eins in jedem einzelnen Geschöpf. - A. d. Ü.

 

In dem Augenblick, da ich an der Schwelle des Alters aus der Trunkenheit meiner Jugend erwachte, erkannte ich, wie häßlich jenes Antlitz der Erde war. das dem Jenseits abgewandt ist und das ich für schön gehalten hatte, und wie schön ihr wahres Antlitz ist, welches in das Jenseits hinüberschaut.

 

Betrachte nun die beiden Tafeln der Wahrheit, die ich im zweiten Kapitel des siebzehnten Wortes beschrieben habe, und siehe selbst!

 

Erste Tafel beschreibt die Wirklichkeit der Welt der Gottvergessenen, so als ginge ich selbst auf Irrwegen und, so, wie ich sie durch den Schleier der Gottvergessenheit gesehen habe, jedoch ohne betrunken zu sein.

 

Zweite Tafel zeigt die wahre Welt derer, die recht geleitet und sich der göttlichen Gegenwart bewußt sind.

 

Ich habe sie so gelassen, wie ich sie damals beschrieben habe. Sie sehen wie ein Gedicht aus, sind aber kein Gedicht...

 

Ein Vortrag, der an der Universität Ankara gehalten wurde.

 

Dieser Vortrag, der durch die Unterweisung der Risale-i Nur und durch den Segen meines lieben und wertvollen Meisters Bediüzzaman vorbereitet werden konnte, ist eine angenehme und geschmackvolle Unterhaltung über die Risale-i Nur. Es ist kein Versuch, dem Wert und der Bedeutung der Risale-i Nur Ausdruck zu verleihen, wozu ich auch keinen Mut habe. Denn ich stehe mit dem Studium der Risale-i Nur ganz am Anfang und bin dabei noch sehr schwach. Um den Wert eines Meisterwerkes erklären zu können, welches unter Völkern berühmt wurde, dazu reicht mein Bildungsstand nicht aus. Diese große Ehre gehört den gebildeten und verständigen Lesern und denen, die es würdigen.

 

Bevor ich die Risale-i Nur fand, hatte ich keine einzige Schrift über den Wert des heiligen Qur'an in unserer Presse und in unseren Büchern gelesen. Später wurde es mir klar, daß die Großen der fremden Völker seit über einem halben Jahrhundert den heiligen Qur'an mehr als die bei uns ausgebildeten Schriftsteller, zu schätzen wissen und daß im Weißen Haus in Amerika der Weise Qur'an, der die Sonne der ganzen Welt und des Kosmos ist, auf grünen Seidenbrokaten auf der höchsten Stelle, wie es ihm würdig ist, steht.

 

Erfinder, Philosophen, Psychologen, Soziologen und Pädagogen lesen die Werke, die geschrieben wurden, die den heiligen Qur'an als Grundlage haben. Diese Persönlichkeiten verfassen durch die Informationen aus diesem heiligen Buch ihre Werke und werden dadurch weltberühmt. Sie erweisen dadurch ihrem Volk und der Menschheit einen Dienst. In Schweden, Norwegen und Finnland kam eine Gruppe aus großen Wissenschaftler zustande, die jahrelang nach einem geeigneten Buch suchten, welches helfen sollte, die Jugendlichen zu retten. Schließlich kamen sie zu dem Ergebnis: Die einzige Lösung, der Jugend die höchsten moralischen Werte zu vermitteln und sie für die Welt als rechtschaffene Wissenschaftler mit klaren Meinungen ausbilden zu können, ist den heiligen Qur'an zu lehren.

 

Es gibt viele bei den nichtislamischen Völkern, die den Islam und den Qur'an zu würdigen wissen. Man könnte noch viele Beispiele fortsetzen. Wenn diejenigen, die keine Muslime sind, das Buch des Islam schätzen und hochachten und daraus ihren Nutzen ziehen, kann etwa die aufgeweckte muslimische, türkische Jugend noch länger warten? Keinesfalls kann sie warten und schlafen.

 

Gott der Gerechte, der unser Ruhm und aller Anbetung würdig ist, brachte einen Schatz des Wissens und der Wahrheit, der den höchsten und heiligsten Bedürfnissen unserer Jugend vollständig entgegenkommt, auch im zwanzigsten Jahrhundert zustande. Dieser unerschöpfliche Reichtum des Wissens ist die Risale-i Nur, die ein wahrhaftiger und glänzender Kommentar zum heiligen Qur'an ist. Diese Werke kommen aus dem weisen Qur'an heraus und wurden seinen Grundsätzen entsprechend verfaßt. Der Verfasserdieser Werke ist Bediüzzaman. Alle wahrhaftigen Wissenschaftler haben übereinstimmend bestätigt, daß dieser großartige Verfasser der Risale-i Nur eine Persönlichkeit sei, die es verdiene, Bediüzzaman (in seiner Zeit Einzigartiger) genannt zu werden. Sie bestätigten mit Würdigung und Bewunderung, daß die Risale-i Nur Werke Qur'ankommentare sind, welche das Volk und die Jugend von den Abgründen der Irr- und Abwegen retten können. Trotzdem kann man sagen, daß die meisten noch heute den Verfasser eines derartig großartigen Meisterwerkes nicht richtig kennen.

 

Freunde, seit 15-20 Jahren sind Kommunisten und religionsfeindliche Strömungen unter uns in großer Anzahl tätig. Sie haben solche geniale Persfönlichkeiten durch allerlei Arten von Verleumdungen herabgewürdigt, geschweige denn, daß sie diese bekanntgemacht hätten. Um das zu erreichen,haben sie alle Möglichkeiten auszunutzen versucht. Sie haben ihre ganze Kraft eingesetzt, um unsere wahrhaftigen und mutigen Wissenschaftler dem Volk in ein schlechtes Licht zu rücken. Erst durch die Entwicklung der Demokratie in diesen Jahren in unserem Land haben wir gemerkt, daßdieser schreckliche Zustand so ist. In Wirklichkeit

 

haben wir uns getäuscht und wir wurden auch getäuscht. Erst nachdem wir diese Wahrheiten richtig erkannt hatten, konnten wir alles Erfundene, was uns bis jetzt über unsere Religionsmänner suggeriert wurde und ihre völlig falsche Propaganda aus unseren Köpfen herausbringen. Unsere negativen Eindrücke haben wir ausgelöscht und unseren heiligen Qur'an ergriffen, von dem die wahrhaftig Aufgeklärten ihren Nutzen ziehen. Wir haben angefangen, uns mit den Wahrheiten des Qur'an und des Glaubens aus der Risale-i Nur aufzuklären, welche in diesem Jahrhundert ein hoher Kommentar zum weisen Qur'an ist.

 

So wie die heutige Jugend die Werke und den wahren Wert unserer genialen Großen, jeder eine Sonne des Islam wie Abdulkadir Geylani, Imam Gazali und Mevlana Celaleddin Rumi, nicht kennen kann. so hat sie auch den beispiellosen Qur'ankommentator wie Bediüzzaman Said Nursi nicht richtig erkennen können. Tatsächlich wurde das von manchen böswilligen Absichten der heimlichen und offenkundigen Glaubensfeinden verhindert. Die jenigen aber, die durch persönliche Bemühung erfahren, daß ein solch großer Kommentator und ein Genie im Islam auch in dieser Zeit vorhanden ist, begreifen schnell den Wert Bediüzzamans für die Geschichte und für die Welt und ziehen begeistert großen Nutzen aus seinen Werken.

 

Jawohl Freunde! Wir können aus sicherer und vollkommener Überzeugung sagen: Das Werk, das die Menschen in dieser Zeit zum Glück bringt und welches ihr Verstand und Herz überzeugt, ist nur die Risale-i Nur. Dieses Urteil ist das absolute Urteil der wahrhaftig Aufgeklärten, die die «Nur» Werke gelesen haben. Desweiteren bestätigt die wissenschaftliche Kraft und die Originalität in der Risale-i Nur ganz klar die Trefflichkeit dieser Überzeugung.

 

Freunde! Wie diejenigen, die sich an dem heiligen Qur'an festhalten, in dieser und in jener Welt glücklich werden, so werden auch die jenigen, die die Risale-i Nur, welche ein glänzender Kommentar zu ihm ist, lesen und danach leben, zu wahrer Glückseligkeit gelangen. Der Glaube derjungen Leute, die diese Werke über den Glauben lesen. wird sich verstärken, ihre Zukunft wird glänzen und sie werden Wissen und Bildung besitzen. Sie werden sich auszeichnen als Jugendliche, die sowohl für das Land als auch für das Volk und für ihre Mütter und Väter nützlich sind und eine hohe Moral besitzen. Sie werden das Glück erfahren, ein aufrichtiger Diener Allahs zu werden und die wahrhaftige Gemeinde des Propheten zu bilden.

 

Was unsere Freunde betrifft, die sich über die Risale-i Nur informieren wollen, so sind in dieser Sache keine andersweitigen Erklärungen nötig. Ihr sollt diese segenreichen Werke lesen und durch Eure eigene Mühe und Euren persönlichen Eifer versuchen, sie zu verstehen und zu kennen. In diese Schatzkammer des Wissens und der Erkenntnis tretet selber ein. Nur dann könnt Ihr die Erkenntnis, die Ihr haben wollt, ganz und gar erhalten.

 

Solange Ihr die Risale-i Nur lest, wird Euch das qur'anische Licht erfüllen, werden diese Wahrheiten aus dem Qur'an Euer Verstand und Euer Herz erleuchten und Euren Glauben entwikkeln und verstärken. Solange Ihr «Nur» Werke lest, wird ein göttlicher Segen Eure Seelen und Eure geistige Welt umfassen. Im Leben werden sich für Euch die Tore des Wohls einer großen Ruhe und Glückseligkeit öffnen. Ihr werdet von diesen Werken erfahren, daß diese Welt ein Acker für das Jenseits ist und daß Ihr in diese vergängliche Welt gekommen seid, um ein ewiges Leben zu erwerben. Ihr werdet verspüren, daß die Welt hinsichtlich dieses Glaubens noch genußvoller ist als ein paradiesisches Leben. Ihr werdet die Welt mit einer dermaßen unendlichen und geistigen Begeisterung lieben, aber nicht um dieses vergänglichen Lebens willen, sondern um ein ewiges Leben und eine bleibende Glückseligkeit zu gewinnen.

 

Darüberhinaus werdet Ihr noch einen Grad mehr verspüren, daß die Verrichtung des Pflichtgebetes und die Gottesanbetung eine große heilige Freude ist. Ihr werdet beginnen, eine dermaßen tiefe und göttliche Freude zu empfinden, wenn Ihr im Gebet vor Allah, in der Gegenwart unseres barmherzigen Herrn steht. Und Ihr werdet herausfinden, daß die Tage, die Ihr ohne Gebet verbracht habt, mit Leid und Unruhe erfüllt waren und Eure fröhlichste und glücklichste Zeit im Dienst und Gehorsam Allah gegenüber ist.

 

Freunde! Risale-i Nur ist ein Werk, das nicht durch den eigenen Willen des Verfassers, sondern als eine Gabe Gottes mit Inspiration geschrieben ist, um die Muslime im zwanzigsten Jahrhundert und alle Menschen von dichten Finsternissen der Denkweise und von fürchterlichen Irrwegen zu retten. Wenn Ihrein solches Werk, das auf den Menschen eine große Wirkung hat, langsam und überlegend, die Bedeutungen auch der osmanischen Wörter lernend. aufmerksam und ständig studiert, könnt Ihr auch wie viele «Nur» Schüler, die Tag und Nacht damit beschäftigt sind, zu einer großen Gelassenheit und Glückseligkeit erlangen. Außerdem könnt Ihr in einen sehr fleißigen und aktiven Zustand kommen. Ihr werdet durch die von Gott verursachte Freude sehr erregt sein. um diese segensreichen Werke tagelang lesen zu können. Um sich mit derartigen Werken, deren Wert alle Maßvorstellungen übersteigt, beschäftigen zu können. werdet Ihr auch keine fünf Minuten Zeit leer verbringen. Außerdem werdet Ihr Eure Zeit mit einem großen Wert wertvoll machen. indem Ihr immer die «Nur» Werke in der Tasche oder im Koffer mitnehmt und stets lest. Von der Liebe «Nur» Werke zu lesen. von der Begeisterung «Nur» Werke zu lesen und von der Bedürftigkeit «Nur» Werke zu lesen, werdet Ihr erfüllt sein.

 

Ja Freunde! Risale-i Nur ist so ein attraktives Werk, mit dem für den Qur'an und den Glauben zu dienen eine heilige und großartige Tat ist. Je besser Ihr das versteht. werdet Ihr solch einen heiligen Dienst und solch eine hohe Glückseligkeit jetzt nicht verlassen wollen, auch wenn Ihr in dieser Welt sogar ins Paradies eingeladen würdet. Ihr werdet verspüren, daß die Welt hinsichtlich des Glaubens und mit dem Ziel, in der Sache der Glaubenserrettung zu dienen, zu einem geistigen Paradies wird.

 

Diejenigen, die für Risale-i Nur arbeiten, haben so eine Bereitschaft zum Verzicht und zum Opfer um des Dienstes für den Glauben und für den Islam willen gewonnen. daß die gewöhnlichen und alltäglichen Ziele. die als persönliche Vorteile genannt werden, bei ihnen keinen Platz finden und sich nicht anhaften können. Denn bei den «Nur» Schülern ist die allererste Absicht und das allergrößte Ziel: Das Wohlwollen Gottes zu erlangen. Allah sei unendlicher Dank; die Zahl unserer erwachten, wertvollen und opferwilligen Freunde, die erfahren haben, daß die Beschäftigung mit der Risale-i Nur ein Dienst für unser heiliges Buch dem ruhmreichen Qur'an ist, übersteigt Millionen. Diese Tatsache, die für diejenigen, die ihre fünf Sinnen beieinander haben, ganz klar erkennbar ist, kann überhaupt niemand abstreiten.

 

Es gibt sogar welche, die bei den Tätigkeiten der Risale-i Nur, welche eine Arbeit um Allahs willen ist, mit einer eifrigen Bemühung und Begeisterung für Gott und mit einer herzlichen und geistigen Liebe auch ihren Schlaf in der Nacht opfern.

 

Seht! Es gibt derartig wahrhaftige Schüler, die der Risale-i Nur dienen: Wenn man zu einem von ihnen sagen würde:«Schreibe an Stelle von Risale-i Nur andere Werke ab, dann geben wir dir das Vermögen des amerikanischen Milliardärs Ford! » Noch ohne den Stift von den Zeilen der Risale-i Nur zu heben, wird dieser glückliche Schüler so antworten:«Wenn ihr mir die Welt mit all ihrem Prunk und Reichtum geben würdet, würde ich sie nicht annehmen. Denn, Gott der Gerechte wird uns durch das Studium der Risalei Nur und den Dienst an ihr einem unerschöpflichen, bleibenden Schatz geben. Wird dieses irdische Vemrögen von euch mich etwa glücklich machen? Das ist zweifelhaft. Aber es besteht kein Zweifel noch Verdacht darauf, daß wir durch das ewig bleibende Vermögen, das der Herr uns schenken wird, zu einem wahrhaftigen Glück finden werden.»

 

Wertvolle Mitbrüder!

 

Die Jugendlichen, die sich ein bißchen verspätet haben, den hohen Wert der Risale-i Nur zu verstehen, oder von ihr zu hören und sie kennenzulernen, sagen aus dem Herzen sich beschwerend folgendes: «Diese meine wertvolle Jugend. die sich zu spät besann, will ich mit vergänglichen Dingen nicht verlieren. Ich will sie nur, aber nur für den Dienst am Qur'an und am Glauben, für die Dienste auf dem Weg der Befolgung der Befehle meines lieben Allahs und meines lieben Propheten widmen. Nur dadurch kann ich in dieser meiner vergänglichen Jugend eine ewig bleibende Jugend gewinnen.

 

Wenn man sieht, daß wir, die Schüler der Risale-i Nur, mit ihr dermaßen angebunden sind, soll man nicht denken, daß unsere Verbindung von der Welt abgeschnitten wäre. Im Gegenteil stellt sich dieser Aspekt durch unsere Verhaltenslinie deutlich folgend heraus: Wenn wir unverheiratet sind, machen wir unsere Arbeiten; wenn wir Studenten sind, machen wir unsere Aufgaben; wenn wir Beamte sind, versehen wir unsere Dienste; wenn wir Kaufmann sind, machen wir unser Geschäft. Egal wieviel weltliche Arbeit wir haben, wie oft wir Aufgaben und Prüfungen haben, wir finden dennoch Zeit für Risale-i Nur und für ihren Dienst. Wir haben dafür Zeit und wir können uns auch dafür Zeit nehmen. Denn wie manjeden Tag Brot, Wasser und Luft braucht, brauchen wir genauso viel mehr als dieses jeden Tag unsere geistige Nahrungen von den Wahrheiten des Qur’an und des Glaubens.

 

Ja, unsere Beschäftigung mit der Risale-i Nur steigert zigfach den Erfolg hei unserer Arbeit und in unserem Studium und niht uns Kraft und Lust. Sie erweckt in uns den Gedanken, die weltlichen Arheiten als eine religiöse Pflicht anzusehen. Sie läßt uns den Wert der Zeit begreifen. Sie ermahnt wirksam unser Herz und Verstand, daß die Kalenderblätter nicht zurückhehren werden, und verleiht uns somit Antrieb und Begeisterung, um unsere Zeit, welche unser Lebenskapital ist, wertvoll zu verbringen. Sie rettet uns davor, unsere Zeit während der Arbeitsstunden, hier oder dort nutzlos oder mit Dingen, die wir für notwendig halten, aber für uns bedeutungslos sind, tot zu schlagen. Sie ruft sogar auch in den Pausen Lust zur Arbeit an den Glaubenswahrheiten hervor und läßt die Freude. die die Barmherzigkeit Gottes in jede Aktivität legt, erleben. Sie läßt uns somit auf dem Weg gehen, der in einer vergänglichen Lebensspanne ein ewig bleibendes Leben gewinnen läßt.

 

Meine wertvollen Mitbrüder! Es ist nicht möglich, den hohen Wert der Risale-i Nur vollständig zu erklären. Ihr Wert umfaßt dermaßen den Geist derjenigen, die sie oft und mit aufrichtigem Herzen lesen, und macht ihn sich gehorsam und hingebungsvoll, sodaß, auch wenn sich einem von solchen Opferbereiten gegenüber, der in den Stufen des geforschten und selbsterlebten Glaubens fortgeschritten ist, alle Glaubensfeinden sammelten und versuchten ihn von Risale-i Nur abzuhalten, sie dennoch keinen Erfolg dabei haben können, und sie könnten es auch nicht.

 

Als größtes Geschenk halte ich persönlich, dem Meister ein Diener zu sein, der mit der Abfassung der Risale-i Nur beauftragt und bedienstet ist. Ich sehe es als eine Ehre an, seinem Diener zu dienen. Es kann solche geben, die diese herzliche und innerliche Verbindung für zuviel halten, eigentlich soll man es aber nicht für zuviel halten.

 

Zum Beispiel: Wir lesen ein wertvolles Werk. Für seinen Verfasser erwächst in unserem Innern mehr oder minder ein Gefühl der Hochachtung. Uns begeistern die Werke von Molier, Huggo und Goethe. Wie sollte etwa der Grad der Verbundenheit zu der Persönlichkeit eines Genialen im Islam sein, der den weisen Qur'an kommentiert, der der Wegweiser des islamischen Glaubens ist? Werden die Werke eines dieser Berühmten auf Papier geschrieben, dann sollten die «Nur» Werke, die der Qur'ankommentar von Bediüzzaman Said Nursi sind, auf goldenen Seiten gestickt werden. Arbeitet man stundenlang, um das Werk eines gerecht denkenden Philosophen, der sich nicht dem Glauben entgegenstellt, zu studieren, dann sollte man den Schlaf vergessen, um die Werke Bediüzzamans, die das Glück in beiden Welten (Diesseits und Jenseits) unterrichten, zu studieren. Bezahlen wir für ein weltliches Buch fünf Mark, dann werden wir für einen Qur'ankommentar wie Risale-i Nur, die den Menschen in dieser und in jener Welt glücklich macht und eine höchste Stelle und Ehre erreicht, hundert Mark geben und wir geben auch. Freunde! Wenn es notwendig wird, um seiner Veröffentlichung willen unser Vermögen zu opfern, dann ist es für uns Jugendlichen, die wir die Enkelkinder der Bannenträger des Islam sind, notwendig,sogar zwangsläufig.

 

Also, kommt oh Mitbrüder! Stehen wir im Unterricht der «Nur» Werke Knie an Knie, in ihrem Dienst Hand in Hand und im Glaubenskampf Schulter an Schulter. Arbeiten wir an den «Nur» Abhandlungen gemeinsam, von deren Lichtern Licht zu empfangen, von deren Glaubensunterrichten Unterricht zu bekommen, dessen wir stark bedürftig sind, treffen wir uns und sprechen miteinander. Laufen wir auf dem Weg Gottes und auf dem Weg des Glaubens. Hissen wir die Fahne des Kämpfers gegen die Atheisten und opfern unser süßes Leben auf dem Feld des Glaubenskampfes und in den Bezirken des Glaubensdienstes.

 

Wertvolle Mitbrüder!

 

In der Risale-i Nur gibt es sehr hohe Vorzüge und Eigenschaften. Diese auserwählten und besonderen Eigenschaften sind in keinem Werk, das bis jetzt verfaßt wurde, zu sehen. Unter den wahren Gelehrten, die ihr Leben mit Studium verbracht haben, bringen diejenigen, die Risale-i Nur gelesen haben, diese Tatsache zum Ausdruck. Und diese hohen Persönlichkeiten, die den wahren Wert zu schätzen wissen, kommen zu der Überzeugung, daß die Menschen in dieser Zeit bedürftig sind. Risale-i Nur zu lesen, wie umfangreich ihre Kenntnis auch sein mag. Die tugendhaften Gelehrten und Intellektuellen, die fürchten, von den Krankheiten, wie Selbstgefälligkeit und Wissensneid befallen zu werden, halten sich gleich an Risale-i Nur fest. Obwohl manche von ihnen sechzig, siebzig Jahre alt sind, bemühen sie sich, die Ehre und die Gabe zu erlangen, Schüler der «Nur» Abhandlungen zu werden. Unser Meister Bediüzzaman Said Nursi sagt: Die Risale-i Nur gibt wie die anderen Bücher nicht nur Wissen. Sie gibt auch geistigen Unterricht. Es ist die Wirkung dieses geistigen Unterrichtes, daß die Seele und das Herz, das Gewissen und die Feinheiten derer, die die Risale-i Nur lesen, von diesem segenspendenden Unterricht ihren Anteil und ihre Nahrungen bekommen. Ist das etwa nicht der Einfluß dieses geistigen Unterrichts, daß die geistige Welten derer, die «Nur» Abhandlungen lesen, mit göttlichem Licht gereinigt wird. Und durch eine göttliche Anziehung und durch eine göttliche Wirkung werden sie für die Glaubenswahrheiten dienstbereit. in sie verliebt, zu ihnen hingezogen und steigen somit auf dem Weg Gottes und des Gottesgesandten empor. Die Liebhaber der Kenntnis aus dem Glauben lesen die Risale-i Nur. Die Interessenten der religiösen Kenntnisse lesen die Risale-i Nur. Die Sucher nach der Wahrheit lesen die Risale-i Nur. Veranlagte Glaubensverfechter, die vom Kampfgeist erfüllt sind, lesen die Risale-i Nur. Diejenigen, die den Gipfel der Tapferkeit und des Heldenmutes zu erreichen wünschen, lesen die Risale-i Nur. Im positiven Sinne nationalgesinnte lesen die Risale-i Nur. Die Leute der Wissenschaft und der Kunst lesen die Risale-i Nur. Diejenigen, die sich für die positive Wissenschaftbegeistern, lesen die Risale-i Nur. Die Fachleute der Literatur lesen die Risale-i Nur. Das heißt, Menschen von allen Schichten empfinden in ihren Geistern ein großes Bedürfnis nach der Risale-i Nur und ziehen aus ihr ihren Nutzen.

 

Freunde! Bei denjenigen, die Risale-i Nur lesen, steigert sich die Begabung zu überzeugen und ihr Verstand und ihre Denkweise wird aktiv und stark. Sie besitzen den Vorzug, irgendein Thema ihrem Niveau entsprechend logisch auszudrücken. Denn diese Schüler empfangen durch die einzigartigen Unterrichten eines von Anfang bis zum Ende vernunftgemäßen, logischen und überzeugungskräftigen Meisterwekes Licht und Segen.

 

Die Quelle und Grundlage der wahren Zivilisation und der hohen Gesellschaftskunde und der Gesetze der Menschheit ist der Qur'an. Der Qur'an ist ein allgemeiner Sprecher, der die gesamte Menschheit anredet. Ihr werdet sehen, daß in der Risale-i Nur, die der wahrhaftige. klare und glänzende Kommentar zum weisen Qur'an ist, viele von Euren Bedürfnissen, die den Glauben und den Islam, die Vernunft und die Gedanken, das Herz und den Geist betreffen, nach Eurer Vorstellung befriedigt werden. Ihr werdet in einer großen Begeisterung und Dankbarkeit feststellen, wie einige Fragen, die in Euren Köpfen entstanden sind, von ihr vollständig überzeugend beantwortet werden. Ihr werdet davon überzeugt sein, daß die Risale-i Nur eine Sammlung göttlicher Wahrheiten ist, die Eure Seele anspricht. So werdet Ihr beginnen, in einem unendlichen inneren Frieden ein glückliches Leben zu verbringen, und Ihr werdet Euch von der Freude und Liebe nicht retten können, diese «Nur» Werke öfters, ja sogar ein Leben lang zu lesen.

 

Meine erwachten Freunde, die dem Vortrag über Risale-i Nur mit einem großen Interesse folgen!

 

Auch wenn man den ehrwürdigen Qur'an rezitiert oder hört, ohne ihn zu verstehen, bringt er in der Seele eine geistige und tiefschürfende Wirkung zustande. Denn dieses Wort ist das Wort Allahs. Es ist die Heiligkeit der Bedeutung, die in diesem Wort Gottes und im Islam liegt. daß die Türken durch den Islam Welteroberer wurden und Kontinente und Länder eroberten. Seit tausend Jahren dienen sie dem Islam als sein Bannenträger. Auch wenn ihr genauso manche Themen in der Risale-i Nur, die in diesem Jahrhundert ein hoher Kommentar zum Qur'an ist, anfangs nicht vollständig verstehen könnt, dringt aber ihre geistige Wirkung und ihr geistiger Segen in Euren Geist und Euer Herz, hüllt Eure geistige Welt ein und Ihr bleibt überhaupt nicht ohne Nutzen. Desweiteren besteht der Mensch nicht nur aus dem Verstand. Er besitzt auch geistige Feinheiten und Anlagen, wie Herz Seele, meditative Wahrnehmung? und Gewissen. Auch wenn Euer Verstand jede Glaubensfrage beim ersten Lesen nicht vollständig begreifen kann, so bekommen doch Herz und Seele davon ihren Anteil. Es ist aus dieser geistigen Wirkung der Risalei Nur, daß, während sie in den Zeiten der ersten Abfassungen acht,zehn Schüler hatte, heute Millionen von inen zustandegekommen sind. Als die stärkste Glaubensströmung unter den geistigen Strömungen der Welt überzog sie Vorderasien. machte ihr Dasein und ihre Kraft bis in die Länder Europas. Amerikas und Asiens erkennbar, versetzte die Glaubensfeinde in Furcht und brachte ihnen eine Niederlage bei, übertrug dem Glauben und dem Islam Leben und Bewegung, brachte die neue Generation in Bewegung. entwickelte die tapferen und kämpferischen Naturen und brachte sie auf den Feldern des islamischen Glaubenskampfes in dem Grade zum Laufen, daß sie alles, was sie haben, für den Glauben opferten. Und es setzt sich so fort. Sie wird von der ganzen Welt und von der islamischen Welt besonders außergewöhnlich hochgeschätzt und begeistert angenommen. Deswegen sollt Ihr jeden Tag davon ein Stück lesen. Solange Ihr diese meisterhafte Sammlung lest, die sich immer wieder mit Freude und Begeisterung lesen läßt, wird sich Eure Fähigkeit zum Verstehen steigern. Der einzige Weg zum Verstehen: Man soll mit den «Nur» Werken allein sein und versuchen, sie aufmerksam und immer wieder mit Liebe zu lesen.

 

Meine sehr verehrten Freunde! Der Stil der Risale-i Nur ist ein beispielloser und anziehender Stil, der mit keinem aýýderen Stil vergleichbar ist. Bediüzzaman Said Nursi ist neben seiner Berufung als Qur'ankommentator ein größter Literat und ein gewaltiger Rhetoriker unseres Jahrhunderts. Er ist aber nicht von den Literaten, die auf Prunk und Pracht des Wortes Wert legen. Er ist im Gegenteil ein Verfasser, der am meisten Bedeutung und Wert auf den Sinn legt. Um des Wortes willen opfert er nicht den Sinn, also er schneidet nicht von dem Körper um des Kleides willen. Er verfügt bei seinen Erklärungen über einen ihm eigenen, überaus wirkungsvollen und äußerst attraktiven Stil.

 

Deswegen sind die Wahrheiten des Qur'an und des Glaubens in den «Nur» Abhandlungen in einer überaus klaren, vollkommenen, anziehenden und wirkungsvollen Weise erklärt und bewiesen.

 

Die Risale-i Nur ist eine Schatzkammer umfassender Wahrheiten und prägnanter Ausdrücke. Sie ist ein Meisterwerk, das die Bedeutung von einer Seite in einem Satz, die von zehn Seiten in einer Seite, die von einem Buch in einer Abhandlung zum Ausdruck bringt. Aus diesem Grund sind ihre Lektionen sehr wirkungsvoll und überaus einflußreich. Es ist für die Fachkundigen bekannt, daß längere ausführliche Erklärungen bei der Behandlung der Glaubensthemen die Wirkung und das Verstehen erschweren können. Man erhält meistens kein nutzbares Ergebnis, wobei doch die Lesungen dieser Abhandlungen in der Gemeinschaft überzeugend und befriedigend sein sollten. Aufgrund dieser Tatsache werden die Unterweisungen und Unterrichte noch wirkungsvoller, ergiebiger und leichter verständlich, wenn sie kurz und bündig erklärt werden, besonders wenn es sich um Glaubenswahrheiten handelt. Aus diesem Grund wurde in der Risale-i Nur auf Einzelheiten und Details nicht eingegangen. Sie folgt als Grundsatz bewußt der Methode, die Gedanken mit Details nicht zu zerstreuen.

 

Meine Freunde, die nach dem Wissen über den Glauben verlangen! Bediüzzaman Said Nursi bringt uns eine sehr große frohe Botschaft am Schluß der Abhandlung über die Wahrhaftigkeit. Wir, die Schüler der Risale-i Nur sind der Überzeugung, daß bei keinem anderen Verfasser bis in unseres Jahrhundert dem Menschen eine dermaßen außerordentliche Erleichterung angeboten wird.

 

Er sagt: «Derjenige, der diese Abhandlungen ein Jahr lang liest und dabei versteht und annimmt, kann ein wahrhaftiger Qur'angelehrter dieser Zeit werden.» Ja, die wissenschaftliche Forschung geht in größter Geschwindigkeit weiter. Die Weiterschreitung im geistigen Bereich ist auch gleichermaßen. Wir leben in einer Zeit, in der im materiellen Bereich eine Entfernung von einer Stunde auf eine Sekunde herabgesetzt wurde. Und im geistigen Bereich läuft alles noch schneller noch umfassender. Die Kenntnis von der Wahrheit, die in früheren Zeiten in einem halben Jahrhundert erzielt wurde, kann jetzt in einer kurzen Zeit gewonnen werden. Sogar entsteht auch in noch kürzerer Zeit dieselbe Frucht und dasselbe Ergebnis. Wie kann ein Mensch, besonders ein Muslim, der bei Besinnung ist und von einer Erkenntnis aus dem Islam und von einem Resultat aus dem Glauben hört, die so sicher und leicht zu erzielen ist, und mit denen Gott der Gerechte in Seiner Barmherzigkeit und Freigiebigkeit den Muslimen und den Menschen dieses Zeitalters begnadet hat, wie kann dieser Mensch, besonders dieser Muslim sich zögern, für die «Nur» Abhandlungen mit einer großen Ergebenheit und Liebe zu arbeiten, um dieses reiche Vermögen zu besitzen'?

 

Meine eifrigen Freunde! Ich bin sicher, daß ihr mit Eurem ganzen Eifer und mit Eurem ganzen Dasein dafür arbeiten werdet, dieses dermaßen wertvolle, dieses dermaßen bedeutsame Gesamtwerk so schnell wie möglich durchzulesen, undjeden Tag von ihm geistige Nahrung hinsichtlich des Glaubens und des Islam zu bekommen. Ich wünsche, daß ihr es auch so tut. Denn die Jugend geht vorbei... Das Leben vergeht... Die Zeiten kehren nicht zurück.

 

Ja, wir erwarten weder eine Hilfe von unseren Lehrern noch eine Ermutigung von unseren Vätern und Müttern. Und wir brauchen das auch nicht zu erwarten. Wir müssen uns nur durch die Gnade Gottes selbst ausbilden und dabei standhaft bleiben. Ýnþaallah, so Gott will, werden wir mit Ausdauer und Treue arbeiten und unbedingt aufsteigen, bis wir zu dem höchsten Punkt der Stufen im Glauben und im Islam gelangen. Wir werden unser Herr. mit dem Licht des Qur'an und unseren Kopf mit der Erkenntnis aus dem Glauben erleuchten und unser Herz und unseren Verstand arbeiten lassen. Wir werden auf dem Weg, um ein reiner und aufsichtiger Diener und Streiter Gottes zu sein und der wahrhaftigen, opferwilligen, mutigen Gemeinde des Gottesgesandten anzugehören, mitden «Nur» Abhandlungen marschieren und vorwärts gehen.

 

Handelt es sich darum, aus Risale-i Nur die Schrift, die nie veraltern kann, zu lernen, so ist unser Verdienst sehr groß . wenn wir die «Nur» Abhandlungen, die in qur'anischen Schriftzeichen geschrieben sind, mit der Hand vervielfältigen. Wir lernen die Schrift, die nie veraltern kann, in einer kurzen Zeit. Außerdem erhalten wir während des Abschreibens Kenntnisse. Weil mit der Vervielfältigung der Risale-i Nur Werke für den Glauben und den Qur'an gedient wird, bekommen wir außerdem schr große geistige Gewinne. Und das Wissen, das man durch Schreiben lernt, bleibt noch gründlicher in dem Gedächtnis. Deshalb konnten bis jetzt tausende Jugendliche die Schrift des Qur'an lernen und sie lernen immer noch, wenn sie die Risale-i Nur abschreiben.

 

Meine wertvollen Mitbrüder! Ich will Euch noch einige voýn den vielen Vorzügen und Besonderheiten der Risale-i Nur übermitteln. Außerordentliche Stärke der Kenntnis, die in der Risale-i Nur ist, verwandelt den traditionellen Glauben in den bewußten Glauben um und bringt einen Menschen dazu, ein unerschütterlicher und starker Muslim, ein reiner Gläubiger zu werden, der nach seinem Wissen lebt. Sie erregt in uns ein Ekel gegen widerlichen und schmutzigen Genüsse und veranlaßt uns darauf zu verzichten. Sie führt uns zu den Verhaltensweisen, die uns höchste und reinste, ewige und unsterbliche Freude und Genüsse vermitteln. Sie läßt den Menschen das Leben lieben. Sie errettet ihn vor dem Pessimismus und ersetzt ihn durch ein Optimismus durch Glauben. Sie macht die Faulen und Trägen regsam. Eine geistige Bewegung herrscht in der innerlichen Welt des Menschen. Sie erweckt die Neigung, nicht ein Mensch vom Mittelstand, sondern ein Mensch mit fortgeschrittenster Vorstellung und höchststehenden Empfindungen zu werden. Sie beseitigt schlechte Eigenschatten wie Selbstgefälligkeit, Überheblichkeit. Sie macht den Menschen mit hohen Eigenschaften wie Bescheidenheit und Würde wertvoll. Sie versöhnt die rivalisierenden Seiten. Sie lehrt das Schlechte nicht mit Schlechtem, sondern mit Gutem zu vergelten. Sie bewahrt die sauberen und wohlerzogenen Jugendlichen wie Euch vor dem Unglück, durch die schlechten Gewohnheiten einer schlechten Umgebung in Unmoral zu verfallen.

 

Aus diesem Grund kann ein wahrhaftiger «Nur» Schüler, der die Risale-i Nur in Ergebenheit und fortwährend liest, sich von sittlich verfallenen Menschen fernhalten und sich bewahren, ohne seine Gesittung zu verlieren, auch wenn er unter ihnen bleiben muß.

 

Er beginnt mit seiner Begierde zu kämpfen, um seine Gesittung und Gesinnung zu erhöhen. Es gelingt ihm durch die Kenntnis und die Glaubensstärke, die er aus der Risale-i Nur entnimmt, dabei erfolgreich zu sein. Er verliert sich nicht in der verdorbenen Gesellschaft. Vielmehr verbreitet er die Risale-i Nur und gewinnt so ein Ideal, die Gesellschatt, die sich infolge der Abschwächung der Glaubensgrundsätze verschlechtert hat, zu überzeugen und zu verbessern. Als ein Reformer, der mit hohen gesellschaftlichen Grundsätzen ausgestattet ist, erzielt er in seinem Ideal und in seinen Prinzipien Fortschritte. Seine Berufung durchzusetzen und einzusetzen, beginnt er geradezu von einem Sieg zum anderen Sieg zu laufen.

 

Ja Freunde! Es gibt heute eine Wahrheitsquelle, die den grundlegenden und wirksamsten Faktor und Anordnungen beinhaltet, um unsere gesellschaftlichen Sorgen und Wunden zu meistern und zu heilen. Und das ist die Risale-i Nur. Darum stürzen die wahrhaftig Aufgeklärten und aufgeweckten Schüler und Studenten, die diese Wahrheiten begreifen konnten, in größeren Scharen auf die Risale-i Nur.

 

Unsere Gedanken werden ständig in einer Entwicklung sein. Die Risale-i Nur bringt uns bei, daß diese vorübergehende Welt ein Geschäftshaus für den Erwerb der ewigen Glückseligkeit ist. Um die Kenntnisse aus dem Glauben, welcher die Quelle, der Grund, das Licht und der Geist aller wahren Wissenschaften sind, zu studieren und zu erwerben und in unserem heiligen Ruf erfolgreich und in unserem heiligen Kampf siegreich zu sein, werden wir uns mit wenig nicht begnügen. Um ständig emporzusteigen, ständig fortzuschreiten und ständig Fortschritte zu erzielen, wollen wir an der Risale-i Nur arbeiten und andere auch für diese Arbeit gewinnen.

 

1947

 

Namens der «Nur» Schüler aus Konya

 

Zübeyir Gündüzalp

 

Der heilige Qur'an, der die geistige Sonne ist, die nie untergeht, am Himmel dieses Kosmos, verbreitet seine Lichter, um die bei der Erschaffung geschriebenen Verse des großen Buches der Schöpfung lesbar zu machen und ihr Wesen zu zeigen. Indem er den Verstand des Menschen erleuchtet, zeigt er ihm den rechten Weg. Jeder Mensch kann also den Sinn seiner Erschaffung, die Wünsche seiner natürlichen Veranlagungen und das Ziel seines Lebensweges durch das Licht dieser Sonne der rechten Leitung (des Qur'an) sehen und erkennen. Diejenigen, die die Erscheinung dieses Lichtes der Rechtleitung empfangen, erwerben eine Nähe, indem sie entsprechend der Fähigkeit ihres Herzens Ihm (Allah - Gott) als einen Spiegel dienen. Das Wesen der Dinge und der tiefere Sinn des Lebens tritt durch dieses Licht in Erscheinung und wird nur durch dieses Licht offenbar, verständlich und bekannt. Der heilige Qur'an, der die Lichter der geistigen Rechtleitung der urewigen Sonne repräsentiert, läßt die Wahrheit und Wirklichkeit mit dem Auge des Verstandes und des Herzens erkennen. Diejenigen, die von seinem Licht entfernt bleiben, verharren in der Finsternis. Denn alles wird nurdurch das Lichtoffenbar, verständlich und erkennbar. Die lichtvolle Erscheinung des ehrwürdigen Qur'an, der die geistige und immerwährende Sonne dieser Wahrheit ist, empfängt die geistige Körperschaft der Risalei Nur, die in diesem unseren Jahrhundert mit dem Titel «das Licht» genannt wird. Es sind die Lichter, welche sich wie eine Projektion auf die Glaubenswahrheiten richten für diejenigen mit der Fledermausnatur, die die Finsternis nicht verlassen wollen, die durch den Schlaf in Gottvergessenheit ihren Tag zur Nacht machen, die nach Ausschweifungen süchtig sind, deren Verstand in ihre Augen gerutscht ist, deren Augen durch ihren Aufenthalt in der Finsternis nicht sehen können, und diejenigen, die von ihrem Weg abgeirrt sind, und welche den rechten Weg denjenigen zeigen, die nicht völlig blind sind. Die Lichter der Risale-i Nur schlagen die Keule des «Lichtes» auf die Leute des Unglaubens und auf die Häupter der Ungläubigen und sagen: Ihr sollt entweder euren Verstand beiseite lassen und so zu einem Tier werden oder kommt zur Besinnung und werdet so zu einem Menschen! Da das Wissen ein Licht ist, wollen wir kurz auf einige Beweise hinweisen, die zeigen, daß die Risale-i Nur mit dem Wissen vollkommen vertraut ist:

 

Erstens: Wir sollen uns daran erinnern, daß die Risale-i Nur nicht die anderen Bücher, sondern nur den ehrwürdigen Qur'an als ihren Meister anerkennt und ihm dient. Wie geschätzt die Risale-i Nur in dieser Hinsicht ist., darüber brauchen wir kein Wort zu verlieren. Wir sagen nur. um in den Augen der Gelehrten den Wert der Risale-i Nur deutlich herauszustellen: Die Risale-i Nur erklärt und beweist in überaus leichter Form auch die ungeklärten Fragen, die bisjetzt überhaupt keiner von den Gelehrten vollständig erklären und beweisen konnte, in einer Weise, daß alle, angefangen von der einfachen Volksschicht bis zu der höchsten gebildeten Schicht ihrer Fähigkeit entsprechend verstehen, all ihre Zweifel beseitigen und sich vollständig überzeugen können. Diese Eigenschaft ist nahezu in keinem Werk irgendeines Gelehrten zu sehen.

 

Zweitens: Alle «Nur» Werke zeigen in jeder Hinsicht, daß sie Kommentare zu einem Teil der Verse des ehrwürdigen Qur'an und seine geistigen Strahlen sind.

 

Drittens: Sie geben den tiefliegenden Bedürfnissen der Menschen mit sicheren Beweisen und Zeugnissen wissenschaftliche Antwort. Zum Beispiel: Sie beweisen die Existenz Gottes, des jenseitigen Lebens und die weiteren Glaubensgrundpfeiler, indem sie als Übersetzer der Tat und dem Wort eines Stäubchens Ausdruck verleihen. Während unterden berühmtesten islamischen Philosophen wie Ibn Sina (Avicenna), Farabi, Ibn Rüþt (Averroes) in diesen Fragen die ganze Schöpfung als ein Beweis anführen. beweist die Risale-i Nur dieselbe Wahrheit durch die Sprache eines Stäubchens odereines Samenkornes. Wäre es heute möglich ihnen die wissenschaftliche Macht der Risale-i Nur zu zeigen,würden sie sich gleich ihr unterstellen und ihr Schüler werden. Viertens: Die Risale-i Nur vermittelt die Kenntnisse, die ein Mensch auch nach jahrelanger Mühe nicht erreichen kann, zusammengefaßt in kurzer Zeit.

 

Fünftens: Die Risale-i Nur ist ein Mittel. das Wohlwollen Gottes, das das eigentliche Ziel eines Studiums ist. zu erwerben und macht die Kenntnis auf keiner Weise zu einem Werkzeug für weltlichen Nutzen und repräsentiert somit im wahrsten Sinne die erhabenste Aufgabe, der Menschheit zu dienen.

 

Sechstens: Die Risale-i Nur ist die Frucht eines starken und heiligen Nachdenkens über den Glauben. Sie dienst somit als Sprachrohr und übersetzt das, was wir von der ganzen Schöpfung hören und sehen. Gleichzeitig bringt sie die Erkenntnisse aus dem Glauben zu den Stufen, die durch wissenschaftliche Kenntnisse belegt (ilmelyakin), die augenscheinlich bezeugt (aynelyakin) und die selbst erlebt und gelebt (hakkalyakin) sind.

 

Siebtens: Die Risale-i Nur umfaßt von den Grundlagen her alle Wissenschaften. Sie ist etwa wie ein verziertes Tuch, welches mit den Fasern des Wissens gewebt ist. Die Risale-i Nur ist eine Sammlung von Leitsprüchen, die kein Wissenschaftler bis heute geäußert hat und die herausstellen. daß sie mit jeder Wissenschaft vertraut ist. Als Beispiel wollen wir hier nur einige davon zitieren und empfehlen denjenigen. die sich von der ganzen Sammlung eine Vorstellung machen wollen, daß sie in dem Ozean der Risalei Nur nachlesen.

 

l.) Wer die Augen einer Mücke erschaffen kann, der muß auch die Sonne erschaffen haben.

 

2.) Wer den Magen einer Wanze konstruiert hat, der muß auch das Sonnensystem konstruiert haben.

 

3.) Um einen Atom erschaffen zu können, ist dieselbe unendliche Macht, die auch den ganzen Kosmos erschaffen kann, notwendig. Denn jeder Buchstabe in diesem großen Buch des Kosmos. besonders jeder lebendige Buchstabe hat ein Gesicht, das nach allen Sätzen schaut, und ein Auge, das sie betrachtet.

 

4.) Die Natur ist ein spiegelbildlicher Abdruck, aber sie ist nicht der Drucker. Sie ist eine Dekoration, aber nicht der Dekorateur. Sie ist ein reagierendes Objekt und kein agierendes Subjekt. Sie ist eine Lineatur, aber nicht das Lineal. Sie ist eine Ordnung, aber nicht der, der die Ordnung errichtet. Sie ist ein Gesetz, aber nicht der Gesetzgeber. Sie ist eine Gesetzessammlung, die von dem Willen kommt, hat aber überhaupt keine Realität in der sichtbaren Welt.

 

5.) So wie die festen, beständigen und natürlichen Gesetze kommt auch der Geist von der Welt des Befehls, von der Eigenschaft des Willens. Die Macht bekleidet ihn mit Empfindungen und macht eine feine Flüssigkeit zu einer Perlmutschale um diesen Edelstein.

 

Und dergleichen gibt es tausende Leitsprüche.

 

Dr. Mustafa Hilmi Ramazanoglu

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