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Lamya Kaddor werkelt an der islamischen Begrifflichkeit. Von Sulaiman Wilms

Im Westen nichts Neues

(iz). Der Islam ist in aller Munde, auch wenn die wenigsten etwas über seine spirituelle Essenz zu ­sagen haben. Nicht nur für ­„Experten“ lässt sich damit gutes Geld verdienen, auch bei Neuveröffentlichungen vergeht kein Monat, an dem nicht mehrere Bücher zum Thema auf den Markt geworfen werden. Eine Beispiel ist der autobiografische wie sachbezogene Titel „Muslimisch Weiblich Deutsch“ der ­Islamwissen­schaftlerin Lamya Kaddor. Auch wenn sich die Autorin, vom Verlag als Stimme der „aufge­klärten Muslime“ angepriesen, dankens­werterweise von professionellen Islamkritikern mit Migrationshintergrund abgrenzt, können einige ihrer Thesen nicht unwidersprochen bleiben.

 

 

Folgt man dieser Denklogik, geraten alle, die ihren Thesen nicht zustimmen wollen, in den Verdacht, „bärtige ­Fun­damentalisten“ (so der Einschlag des ­Buches) zu sein. Anstatt Dialektik aufzulösen und Muslimen einen Mittleren Weg zu zeigen, strickt die Autorin - vielleicht sogar unbeabsichtigt - am banalen Schema des „guten Muslims“ gegen den „bösen Muslim“.

 

Es wäre verfehlt, das Buch in Bausch und Bogen zu verwerfen. Lamya Kaddor entspricht in ihrer Beschreibung der ­Lebenswelten muslimischer Jugend­licher, die sie als Religionslehrerin wohl aus eigener Anschauung kennt, den Erfahrungen anderer. Und ihrem Fingerzeig, dass es eine andere Form der Wissensvermittlung braucht, um heranwachsenden Muslimen ein echtes wie ausgeglichenes Bild ihrer Religion zu vermitteln, kann nicht widersprochen werden. Nein, die Autorin irrt weniger bei ihren „Meinungen“ (die nicht viel mehr als das sind), sondern weil es auch ihr nicht gelingt, eine authentische islamische Terminologie mit der heutigen Debatte zu versöhnen. Zu sehr setzt sie selber auf die Dialektik zwischen „traditionell“ versus „liberal“. Sie sollte selber wissen, dass man weder „konservativ“, noch „liberal“ beten kann, sondern nur richtig oder falsch. Und hier tritt sie - was das Buch als roter Faden durchzieht - in die Falle einer banalen Islamdiskussion.

 

Was die von ihr kritisierte „Tradition“ denn ist, lässt Kaddor unbestimmt. Meint sie kulturelle Deformationen, die dem Islam im Laufe der Zeit übergestülpt wurden, wäre ihr zuzustimmen. Meint sie mit „Tradition“ den Bezug auf das prophetische Vorbild und die darin enthaltene Lebensweise, muss ihr schon aus islamwissenschaftlichen Gründen widersprochen werden. Dass Tradition gerade vor Extremen schützt, beispielsweise Selbstmordattentate und Terrorismus zurückweisen hilft, kann und will Kaddor nicht wahrnehmen. Im Grunde hat die Autorin - außer ­zutreffenden Analysen und richtigen ­Anmerkungen in Sachen Islamkritik und der leidigen Kopftuchfrage - nicht viel mehr zu bieten als den schal ­gewordenen ­Modernismus aus der arabischen Welt des 20. Jahrhunderts. Bei diesem wird die Überlieferung negiert, der Prophet ­mar­gi­nalisiert und damit sein Vorbild - jener Logik folgend - letztlich ignoriert. Und wenn sich Lamya Kaddor als „gemä­ßigte liberal-gläubige Stimme“ bezeichnet, wird jede Kritik an ihrer Methodik per se in Misskredit gebracht.

 

islamische-zeitung.de

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