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"Kann man den 3,5 Millionen Muslimen in Deutschland gerecht werden mit einer Sendung im Internet, bei der der Rundfunk die Autoren bestimmt?"

 

Gratwanderung mit dem "Islamischen Wort"

 

(dpa) Ein «Islamisches Wort» im öffentlich- rechtlichen Rundfunk? Das ist auch zwei Jahre nach Start des deutschlandweit einzigartigen Angebots im Südwestrundfunk (SWR) noch eine Gratwanderung, wie eine Gesprächsrunde der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart am Dienstagabend in Stuttgart zeigte. Waren anfangs die Gegner Sturm gelaufen, schlägt das Pendel jetzt in die Gegenrichtung aus. Kann man den 3,5 Millionen Muslimen in Deutschland gerecht werden mit einer Sendung im Internet, bei der der Rundfunk die Autoren bestimmt? Auf diese Frage, die der katholische Bischof Gebhard Fürst aufwirft, gibt es auch am Ende keine klare Antwort.

 

«Es gibt kaum qualitative Erkenntnisse darüber, wie das Islamische Wort ankommt», bemängelt der Bischof. Er sei unsicher, ob das monatliche Angebot die Mehrheit der Muslime ansprechen könne. Es sei im Internet bis vor kurzem auch schwer zu finden gewesen, kritisieren der Islamwissenschaftler Jörg Imran Schröter aus Freiburg und die Kommunikationswissenschaftlerin Sabine Schiffer aus Erlangen. Am einfachsten war es, die Seite über einen Link von Islam.de aus zu finden, sagt Schiffer und mutmaßt, dass die Sendung deshalb bislang fast ausschließlich von Muslimen gehört wurde. Jetzt gibt es einen einfacheren Zugang.

 

Neben der Kritik gibt es aber auch eine Menge Lob für die Texte, die an jedem ersten Freitag im Monat ins Netz gehen. Es sei gut, dass es die Sendung gebe, ist der einhellige Tenor. Mittlerweile sind rund 25 Mal muslimische Gedanken in deutscher Sprache verbreitet worden - und das nicht nur zu religiösen, sondern auch zu aktuellen Themen wie etwa der Wirtschaftskrise. Dies rege zur Diskussion an und helfe, Vorurteile abzubauen, betont Schröter. Unter dem Strich kann SWR- Hörfunkdirektor Bernhard Hermann also zufrieden sein - nicht nur, weil er monatlich bis zu 50 000 Podcast-Downloads verzeichnet. «Ich finde das Islamische Wort stabil, ich finde es gut. Und ich wundere mich gelegentlich darüber, dass wir nach wie vor die einziges Landesanstalt sind, sie so etwas anbietet.»

 

Unklar ist, wie die Zukunft des gerade mal zweijährigen SWR- Angebots aussehen könnte. Sollte es ausgebaut werden, weil es authentisch ist und damit besonders geeignet, Vorurteile abzubauen? Oder braucht der Islam auf längere Sicht ein «Wort zum Freitag», mit Inhalten, die von Geistlichen festgelegt werden? Dies sei nur denkbar, wie Hermann betont, wenn der Islam eine Körperschaft des öffentlichen Rechts werde. Und dann? Wie wären die Reaktionen auf ein solches Angebot?

 

Es würde vorerst schon helfen, wenn das «Islamische Wort» im Radio zu hören wäre, betonen einige. Doch an diesem Punkt ist Hermann zögerlich, spricht von Augenmaß. «Anfangs gab es einen Hagel von Protesten», ruft er in Erinnerung. Mehrere Politiker haben das Angebot damals heftig kritisiert und vor Hasspredigern gewarnt. Auch einige christliche Geistliche waren skeptisch. Mittlerweile ist der Protest verstummt, doch die Vorsicht bleibt. Der Hörfunkdirektor verweist vorerst nur auf das neue Buch mit den gesammelten Texten des «Islamischen Wortes» und Grußworten hochrangiger Politiker sowie auf die Ausstrahlung der Diskussionsrunde im Hörfunkprogramm «SWR-Contra» an noch unbestimmtem Termin. Ansonsten sagt er: «Ich werde heute keine Versprechungen machen, das mache ich ganz bestimmt nicht.»

 

 

IZ, 17.06.2009

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