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Vatikan-Zeitung: Scharia könnte die Weltwirtschaft retten

 

Neue Regeln für Wirtschaft

 

(KNA) Die Vatikan-Zeitung «Osservatore Romano» sieht in der Scharia einen Weg aus der Finanzkrise. Die ethischen Regeln des islamischen Bankwesens seien imstande, einem gescheiterten kapitalistischen Finanzsystem wieder Vertrauen und Liquidität zu verschaffen, heißt es in einem Beitrag zweier italienischer Wirtschaftwissenschaftlerinnen in dem Blatt (Mittwoch).

 

«Wir glauben, dass das islamische Finanzwesen zur Etablierung neuer Regeln für das westliche Finanzwesen beitragen kann», schreiben die Autorinnen Loretta Napoleoni und Claudia Segre. Scharia-gemäße Investitionsformen verhinderten eine «künstliche Erzeugung von Geld». So seien neben Zinsen auch bestimmte Formen von Spekulation und Insidergeschäfte verboten.

 

Die Autorinnen sehen im sogenannten Sukuk-Sytem ein wirksames Mittel gegen Finanzkrisen wie derzeit. Dabei fließen Anleihen für konkrete Projekte, für die der Geldgeber statt Zinsen eine Gewinnbeteiligung erhält. Diese Form der Geldwirtschaft könne etwa der angeschlagenen Automobilbranche helfen oder zur Finanzierung der Olympischen Spiele in London 2012 dienen, meinen die Wissenschaftlerinnen. Im Unterschied zur Weltwirtschaftskrise 1929 habe sich jetzt ein Überschuss an ruhender Liquidität gebildet, der wieder in Bewegung gebracht werden müsse. «Der Sukuk könnte ein geeignetes Mittel zu diesem Zweck sein», so die Autorinnen im «Osservatore».

 

Am Mittwoch endete auch der islamische Wirtschaftsgipfel im indonesischen Jakarta. Die 36 vertretenen Länder sprachen sich unter anderem für einen Ausbau des islamischen Finanz- und Bankenwesens aus. Indonesiens Staatspräsident Susilo Bambang Yudhoyono forderte einen globalen «Spitzenplatz» für islamische Banken. Diese seien von der Krise kaum betroffen, weil sie nicht in die riskanten westlichen Finanzprodukte investiert hätten.

 

IZ- 05.03.2009

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Islamische Banken

Dossier Scharia im Petersdom

 

von Andre Tauber

 

Ratschläge zu Finanzanlagen sind aus dem Vatikan selten zu hören. Jetzt fordert der Kirchenstaat Banker auf, sich bei Investitionen doch bitte in Zukunft an die Regeln des islamischen Rechts zu halten.

 

 

 

Papst Benedikt XVI. bleibt still. Er verharrt diese Woche im Schweigen und Gebet. Er will sich auf Gott besinnen. Wohl möglich, dass er auch einen Moment an die Finanzmärkte denkt. Denn um die Anlagen des Vatikans steht es nicht gut. Vergangenes Jahr gab der Kirchenstaat bekannt, dass schwankende Wechselkurse die Finanzergebnisse beeinträchtig haben. So schmolz der Haushaltsüberschuss des Vatikanstaats um zwei Drittel auf 6 Mio. Euro. Und die Aussichten sind schlecht.

 

Verständlich also, wenn die Wut auf den Kapitalismus groß ist. Seit Monaten schimpfen Benedikt XVI. und die offiziellen Vatikanmedien auf die Gier in der Bankenwelt. Neu ist aber, dass sie sich dabei mächtige Verbündete suchen.

 

Der "Osservatore Romano", die offizielle Tageszeitung des Vatikanstaats, fordert, Banker sollten sich künftig ein Beispiel an den Muslimen nehmen. "Islamic Finance kann zu neuen Regeln in der westlichen Finanzwelt beitragen", heißt es im Artikel. Das derzeitige Kapitalismusmodell sei gescheitert. Der "Osservatore Romano" hat Gewicht. Die Zeitung gibt Meinungen wieder, die in der Kurie meistens Zustimmung finden.

 

Die Zeitung legt der Finanzwelt vor allem die islamischen Anleihen ans Herz, die sogenannten Sukuks. Diese Wertpapiere wurden aus einer Not heraus entwickelt: Der Islam verbietet es Gläubigen, Geld gegen Zinsen zu verleihen.

 

Um trotzdem Anlagemöglichkeiten zu schaffen, sind Sukuks mit konkreten Investitionen, etwa in Straßen oder Häuser, besichert. Die Rendite ist der Zins. "Der Sukuk verfolgt keine spekulativen Ziele", jubeln die Autoren des "Osservatore Romano". Er könnte etwa zur Finanzierung der Hilfen für die Autoindustrie verwendet werden.

 

Auch außerhalb der Vatikanmauern entdeckt man bereits die Vorteile. "Islamic Finance ist Gewinner der Finanzmarktkrise", sagt Philipp Wackerbeck von der Managementberatung Booz & Company. Noch sind es vor allem Muslime, die so investieren. Doch viele erwarten, dass sich Islamic Finance künftig auch im christlichen Raum ausweitet. "Wir sehen, dass sich Anleger, die keine Muslime sind, für die Produkte interessieren", sagt Wackerbeck.

 

 

 

Islamkonform zu investieren zahlt sich durchaus aus. Denn die Regeln der Islamic Finance verbieten Anlagen in verbrieften Wertpapieren sowie traditionellen Banken und Versicherungen, die stark an Wert verloren haben.

 

So verlor der traditionelle Aktienindex S&P 500 in den vergangenen fünf Jahren 27 Prozent, der deutlich abgespeckte S&P 500 Shariah, der lediglich 320 Firmen enthält, büßte nur neun Prozent ein.

 

 

 

 

 

Inwiefern der Vatikan die Anlageprinzipien islamischen Investierens selbst beherzigt, ist kaum bekannt. Nur spärlich wird Auskunft erteilt. Die Vatikanbank leidet noch immer unter einem schlechten Ruf.

 

Sie hat sich von einem Skandal der 80er-Jahre nicht erholt, als ein Netz aus Mafiaverbindungen aufgedeckt wurde, in dessen Zentrum der Chef des Instituts, Erzbischof Paul Marcinkus, stand. Offiziell bestreitet der Vatikan die Vorwürfe.

 

Trotzdem müssen Katholiken nicht zu islamischen Instituten flüchten, wenn sie ethisch korrekt investieren wollen. Im Kirchenumfeld folgen mehrere Banken bereits religiösen und ethischen Prinzipien. Die Pax-Bank in Deutschland etwa.

 

"Die Pax-Bank handelt in dem Bewusstsein, dass Geld ein Mittel ist, das durch Menschen erarbeitet, sachkundig verwaltet und verantwortungsvoll vermehrt werden muss", sagt das Institut. Banken wie diese könnten an Zulauf gewinnen, sagt Wackerbeck. Am Ende kann die Krise der Kirche also doch nutzen.

 

Financial Times Deutschland - 08.03.2009

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