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02.03.2009 Potsdam: "Geheimdienste und muslimische Dummies" - Jürgen Elsässer beeindruckt Muslime. Von Ahmad Gross

 

Vordenker gesucht

 

(iz) Am Sonntag, den 1. März, stellte der bundesweit bekannte Autor und Journalist Jürgen Elsässer bei der Islamischen Gemeinschaft am Park Sanssouci in Potsdam (www.igaps.de) sein 2008 erschienenes Buch „Terrorziel Europa. Das gefährliche Doppelspiel der Geheimdienste“ vor. Aus der für 45 Minuten geplanten Veranstaltung wurden 2 Stunden, in denen die Zuhörer sichtlich beeindruckt den Ausführungen Elsässers lauschten. In diesem Buch weist er durch genaue Recherche (er war Mitarbeiter im BND-Untersuchungsausschuss des Deutschen Bundestages) nach, dass bei allen sogenannten islamistischen Terroranschlägen, am 9. September 2001 in den USA, bei den Anschlägen in Londen und Madrid, bei den „Kofferbombern“ von Köln, wie auch bei dem geplanten Anschlag der „Sauerland-Gruppe“ (das geplante „deutsche 9/11“) zwar verwirrte muslimische Dummies die ausführenden Instrumente waren; die Drahtzieher dieser Anschläge seien jedoch bestimmte (nichtmuslimische) Geheimdienste gewesen!

 

„Nichts ist trügerischer als eine offenkundige Tatsache“ (Sherlock Holmes)

 

Mit diesem Zitat beschrieb Jürgen Elsässer seine Herangehensweise. Er mied jede Ideologie, setzte ganz auf die Analyse allgemein bekannter Fakten. Sein wohlabgewogener, fast behäbiger Redefluss setzte dabei einen wohltuend bedächtigen Kontrapunkt zu den hochdramatischen Tatsachen, die in sich schon skandalös genug sind. Ziel dieser verdeckten Geheimdienstoperationen – er verwies dabei auch auf Daniele Gansers Buch „NATO-Geheimarmeen in Europa: Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung“ -, sei es, die kriegsunwilligen Deutschen bzw. Europäer davon zu überzeugen, sich an der Seite der USA in Kriege und Kriegsverbrechen hinein ziehen zu lassen. Dass die Rächer aus den Bergen Afghanistans den Konflikt damit in die Täler der Alpen und des Schwarzwalds trügen, sei dabei kein Kollateralschaden, sondern vielmehr der erwünschte Effekt jenes verantwortungslosen Teils der Geheimdienste, der auf Eskalation setze. Dass es noch nicht zu einem massiven Anschlag in Deutschland gekommen sei, führte Elsässer nicht zuletzt auf eine bestimmte Gruppe innerhalb der heterogenen Geheimdienste zurück, die immer wieder versuchte, die Eskalations-Strategie ihrer Scharfmacher zu durchkreuzen und de-eskalierend auf die Lage einzuwirken.

 

Elsässer faszinierte durch die ständige Zusammenschau von globalen Machenschaften, ihren machtpolitischen Hintergründen (z.B. Kennedy und Chruschtschow verhinderten 1962, am militärisch-industriellen Komplex vorbei, im letzten Augenblick den 3. Weltkrieg; oder wie Gerhard Schröders positive außenpolitische Wende zustande kam usw.) und der lokalen Perspektive, was jeder Einzelne im Endspiel des „Katastrophen-Kapitalismus“ tun könne, um nicht mit ihm unterzugehen. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1990 habe das internationale Kapital die Muslime als neue Bösewichte auserkoren. Der gnadenlose Imperativ endlosen Wachstums könne keine Zonen dulden, in denen sein Raub-Kauf keinen Zutritt habe. Eine Religion wie der Islam, die der endlosen Schaffung von Kapital schon durch das Zinsverbot Schranken setze, könne von den Kapitalisten nicht geduldet werden. Deren Ziel sei es, vor dem anstehenden völligen Zerfall ihrer fiktiven Währungen weltweit noch möglichst viel einzukaufen, d.h. die Umverteilung von unten nach oben zu beschleunigen: „Ihr inflationäres Geld ist nichts wert, aber es verschafft ihnen den gewünschten Besitz-Titel!“ Elsässer skizzierte dagegen seine Vision eines geopolitisch und historisch sinnvollen eurasischen Bündnisses, einer Achse Paris – Berlin – Moskau, um jenen Machenschaften der Heuschrecken pragmatisch zu begegnen. Frankreich und Russland hätten die nötigen militärischen Muskeln, Russland die Energiereserven. (Und wir das Know-How? wurde vergessen zu fragen.)

 

„Was tun?“ (Lenin)

 

Besonders intensiv war dann die anschließende Fragerunde, als Elsässer sich mit den konkreten Handlungsmöglichkeiten des je Einzelnen beschäftigte. Zusammenrücken, nachbarschaftliche Bindungen aufbauen und pflegen; die Heizungsfrage vor dem nächsten Winter klären, da Ukraine bankrott sei. Einen Gemüsegarten pachten; Edelmetalle und Land als einzig sichere Wertanlage kaufen. Eigene, politisch unabhängige Medien/Kommunikation als zwischenmenschliches Bindemittel schaffen. Die Krise sei eine enorme Chance die zunehmend gefährliche Isolation vieler Minderheiten in Europa - auch der muslimischen – endlich aufzugeben. Spätestens jetzt wurde das muslimische Publikum noch nachdenklicher: Wurde es hier doch an seine ur-islamische Verpflichtung der unbedingten Nachbarschaftspflege erinnert – und das von einem traditionellen Leninisten...

 

Irgendwo ist im Internet zu lesen, Elsässer sei mal als Berater Lafontaines gehandelt gewesen. Nicht wenige Zuhörer und Leser seines Buches wünschen sich heute Vordenker wie Jürgen Elsässer, Jürgen Todenhöfer oder auch Roger Willemsen als Berater einer künftigen deutschen Bundesregierung, die den aufklärerischen Mut aufbringen möge, sich ihres gesunden Menschenverstandes wieder zu bedienen. Mehr Politik der ruhigen Hand anstatt transatlantischer Hybris mit Kurs auf Armageddon. Finanz- oder Systemkrise? – Scheitern als Chance. Nie war es so wahr wie heute. – Elsässer rocks!

 

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