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Mit aggressiven Moderatoren, rechtspatriotischer Polemik und viel Emotionen beherrscht Fox News nicht nur längst den US-Fernsehnachrichtenmarkt. Mit dem Who’s who der republikanischen Politiker als Kommentatoren und der Unterstützung der ultrakonservativen „Tea-Party“ bildet der Sender auch die Speerspitze gegen die Politik von Präsident Obama. Ein Mann steuert die Propagandamaschine: Senderchef Roger Ailes gibt die Ideologie, einen Feldzug gegen alles Liberale, vor. Und die ist sogar Rupert Murdoch, dessen News Corp. Fox gehört, unheimlich.

 

Seit Jahren ist Fox News der erfolgreichste Nachrichtensender der USA. „Fair und ausgewogen“ berichte man, heißt es seitens des Senders. Doch andere halten Fox für die mächtigste Propagandamaschine seit dem Zusammenbruchs des Ostblocks. Fox wurde zum Sprachrohr der Republikaner und der ultrakonservativen „Tea-Party“ - mit Senderchef Roger Ailes als allmächtigem Drahtzieher.

 

Die Macht des "Vorsitzenden"

Bei Fox wird der 71-Jährige nur der „Vorsitzende“ genannt. „Er ist Fox News,“ sagt Jane Hall, die zehn Jahre lang als Kommentatorin bei dem Sender gearbeitet hat. „Es ist seine Vision.“ Hall verließ den Sender 2009, nachdem Ailes Glenn Beck, dem zynischsten Demagogen der „Tea-Party“ in den Medien, eine Sendung gegeben hatte. Um Fox News und seine Absichten zu verstehen muss man Roger Ailes verstehen, heißt es in einem im Sommer erschienenen Bericht des „Rolling Stone“.

 

„Er glaubt wirklich an das Zeug“

Ailes ist der Chef der profitabelsten Firma der News Corporation von Rupert Murdoch. 2010 verdiente der Sender 816 Millionen Dollar - etwa ein Fünftel des gesamten Konzerngewinns. Fox News hat nur ein Drittel so viele Beschäftige wie der mittlerweile bei den Zusehern abgeschlagene Konkurrent CNN. 100 Millionen Haushalte können den Sender empfangen.

 

Mit dem ökonomischen Erfolg kann Ailes frei schalten und walten. Rupert Murdoch sei praktisch nicht eingebunden, so Michael Wolff, der Biograph des Medientycoons: „Die Leute haben Angst vor Roger, sogar Murdoch selbst hat Angst vor ihm. Er hat innerhalb des Senders enorme Macht angesammelt, und mit dem Erfolg von Fox auch innerhalb des gesamten Landes.“

 

Auch wenn Murdoch das wirtschaftliche Können Ailes’ bewundert, seine politische Haltung lehnt er ab - auch wenn Murdoch selbst als marktliberaler Konservativer Fox als Gegengewicht zu CNN, dem er „linke Schlagseite“ unterstellte, gründete. „Weißt Du, Roger ist verrückt“, soll Murdoch unlängst einem Journalisten gesagt haben, „er glaubt wirklich an das Zeug.“

 

Im Clinch mit Murdochs Familie

Und Murdochs Familie halte Ailes ebenfalls nicht aus, so Wolff. Permanent rede etwa seine Frau Wendi auf ihn ein, wie schrecklich und niederträchtig der Fox-Chef sei. Murdochs Sohn James poche darauf, dass Fox aufhören solle, den Klimawandel zu verleugnen.

 

Matthew Freud, Ehemann von Murdochs Tochter Elisabeth, meinte: „Ich bin keinesfalls in der Familie oder dem Unternehmen alleine, wenn ich mich dafür schäme und mich ekle, wie Roger Ailes grauenhaft und ununterbrochen alle der journalistischen Standards missachtet, die die News Corporation, ihr Gründer und alle globalen Medien hochhalten.“ Freud sagte das freilich bevor der Abhörskandal bei der „News of The World“ und anderen Konzernblättern die News Corp. überrollte.

 

Dem Verhältnis nicht gerade zuträglich war der Abgang von Murdochs ältestem Sohn und „Kronprinzen“ Lachlan von der Spitze der Fox-Fernsehgruppe 2005. Ein Coup Ailes’, wurde gemutmaßt, der die Position neben seinem Job zusätzlich übernahm.

 

Mächtiger Präsidentenberater

Ailes legte schon in frühen Jahren eine beeindruckende Karriere beim Fernsehen hin. Eine Begegnung mit dem späteren Präsidenten Richard Nixon brachte ihm aber eine zweite Einnahmequelle. Es gelang ihm, Nixon von der Macht der Fernsehauftritte zu überzeugen und wurde prompt als TV-Berater engagiert. Und auch für weitere republikanische Präsidenten wie Ronald Reagan und George Bush sen. agierte Ailes als mächtiger Helfer.

 

Schon bevor Murdoch 1996 Ailes zu dem neu gegründeten Sender holte, meinte er, er habe der Politik abgeschworen. Doch in Wahrheit habe er Fox News für eine in den USA völlig neue Form der politischen Kampagne genutzt, einen einzigen parteiischen Anschlag auf die öffentliche Meinung, heißt es in dem „Rolling Stone“-Artikel, der im August auch im britischen „Guardian“ erschien. Das Network imitierte das Aussehen eines Nachrichtenunternehmens und tarne politische Propaganda als unabhängigen Journalismus.

 

Ailes nahm Dutzende seiner Mitarbeiter von seinem alten Arbeitgeber NBC mit. Bei den bestehenden Mitarbeitern führte Ailes nach Aussagen früherer Angestellter fast so etwas wie eine ideologische Säuberung durch, so Joe Peyronnin, der Ex-Präsident von Fox News. Er wollte herausfinden, wer konservativ und wer liberal ist, und versuchte, die Liberalen loszuwerden. Langgediente Mitarbeiter seien durch junge, formbare ersetzt worden.

 

Republikaner als Showmaster

Das Ergebnis ist eine der einflussreichsten politischen „Maschinen“ in der US-Geschichte, die einerseits Standpunkte der Republikaner unter das Volk bringt und die Absichten der extremen Rechten befördert. Das zeigt sich auch darin, dass immer mehr republikanische Politiker ihre eigene Sendung bekamen. Ex-Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin, Ex-Bewerber Mike Huckabee sowie Newt Gingrich und Rick Santorum, die sich für nächstes Jahr Chancen auf eine Kandidatur für das Präsidentschaftsamt ausrechnen, sie alle haben eigene TV-Formate. Und auch für Parteispenden für Republikaner gibt der Sender massig Geld aus.

 

Hochgradig paranoid

Während Freunde Ailes als loyal, großzügig und witzig beschreiben, meinen andere, er sei ein Tyrann. Jedenfalls gilt Ailes als hochgradig paranoid. Er ist überzeugt, dass Al-Kaida ihn ermorden will. Er umgibt sich mit aggressiven Bodyguards und trägt häufig selbst eine Waffe. In seinem Büro ließ er bombensicheres Glas einbauen, weil er sich davor fürchtete, von „Schwulen“ ermordet zu werden.

 

In seinem Büro zeigen die Bilder von Überwachungskameras alles, was davor passiert. Als er einmal einen dunkelhäutigen Mann als Muslimen identifiziert haben wollte, geriet er in Panik und löste Alarm aus. Der Mann stellte sich als Portier heraus. Den ganzen Tag werde er von Bodyguards begleitet.

 

Der Newsroom ist wortwörtlich ein Bunker - ein fensterloser Raum im Untergeschoß. Im selben Stockwerk siedelte Ailes eine hauseigene Forschungseinheit an, den „Brain room“ mit noch schärferen Zugangsbeschränkungen. „Der Platz, wo das Böse residiert“, meint Dan Cooper, einer der fünf Architekten, der Fox News mitentwarf und später in einem Buch über seine Zeit bei Fox mit Ailes abrechnete.

 

Bush-Wahl entschieden

Es war die Wahl von George W. Bush 2000, die die wahre Macht von Fox News erstmals offenbarte. Das Kopf-an-Kopf-Rennen im entscheidenden Bundesstaat Florida war alles andere als entschieden, als Fox News Bush zum Sieger der Wahl ausrief. Die anderen Medien sahen sich unter Zugzwang und meldeten ebenfalls den Sieg Bushs: Ob er in Florida tatsächlich mehr Stimmen hatte, ist bis heute ungeklärt. Nach Problemen mit der maschinellen Auszählung wurde in mehreren Gerichtsverfahren schließlich eine Neuauszählung per Hand verboten.

 

Für die Entscheidung, den Bush-Sieg zu verkünden, war John Prescott Ellis verantwortlich, Bushs Cousin. Während des gesamten Wahltags waren sie miteinander in Kontakt. „Wir bei Fox News diskriminieren niemanden wegen seiner familiären Kontakte“, rechtfertigte Ailes später die Einsetzung von Ellis als Chef der „Entscheidungsredaktion“.

 

Kommandokette im Sender

Ailes und Bush blieben nach seiner Wahl in permanentem Kontakt. Nach den Anschlägen vom 11. September schrieb der Fox-Chef dem Präsidenten ein Memo, worin es hieß, die US-Bürger würden geduldig sein, solange sie überzeugt seien, dass er die härtesten möglichen Maßnahmen treffe. Die neue Militanz war nicht nur auf dem Bildschirm zu sehen, auch intern herrschte ein noch strammeres Regiment: Jeden Tag in der Früh legte Ailes die Marschroute fest und ließ sie über seinen Vize John Moody mit expliziten Anweisungen per Memo an die Mitarbeiter verteilen.

 

Schon als der heutige Präsident Barack Obama auf der politischen Bildfläche erschien, wollte der Sender seinem Publikum weismachen, er sei ein Marxist, ein Muslim, ein schwarzer Nationalist und ein 60er-Jahre-Radikaler. Mit der Wahl Obamas habe sich der Ton im Sender noch einmal signifikant verschärft, berichten Ex-Angestellte. Das äußerte sich etwa im Engagement von Glenn Beck und der massiven Berichterstattung über die „Tea-Party“.

 

Wer arbeitet für wen?

Wie sein politischer Mentor Nixon spielt Ailes mit den Emotionen der Menschen, konstatiert der Nixon-Experte Rick Perlstein: Er arbeite mit der Angst und der Scham der Menschen, die glauben, man schaue auf sie herab, und mobilisiert sie für politische Zwecke. Ailes sei die direkte Verbindung zwischen der „Politik der Missgunst“ von Nixon und Palin.

 

Nun sei die Frage, ob Ailes beide Ziele erreicht, heißt es im „Rolling Stone“: eine Milliarde Dollar jährlicher Gewinn und Obama durch einen seiner bei Fox arbeitenden Kandidaten stürzen. Ailes habe jedenfalls die Republikaner gezwungen, sich an seine Vorstellungen anzupassen. „Die Republikaner haben eigentlich gedacht, dass Fox für sie arbeitet“, so der ehemaliger Bush-Redenschreiber David Frum, „jetzt erkennen sie, dass sie für Fox arbeiten“.

 

Lesen Sie:

Selektiver Umgang mit Wahrheit

 

Erfolgreichster Nachrichtenkanal

Fox News ist die "CashCow" schlechthin im Murdoch-Imperium - eine Milliarde Dollar soll Murdoch alleine im vergangenen Jahr damit verdient haben. Fox News ist der mit Abstand erfolgreichste und meistgesehene Newskanal in den USA - im Hauptabend sehen vier Millionen Amerikaner Fox News, der Zweitplazierte Sender, das dezidiert liberale MSNBC, hat weniger als die Hälfte. Weit abgeschlagen rangiert in dieser Statistik übrigens CNN: Zuletzt fand sich der selbsterklärte "Newsleader Of The World" in den USA auf Platz vier von vier wieder, mit einem Viertel der Zuseherzahl von Fox News.

 

Konservatives Publikum

Fox News sendet 24 Stunden Nachrichten, der Slogan des Senders lautet "fair and balanced". Doch als ausgewogen empfinden hauptsächlich konservative Amerikaner die Inhalte bei Fox News. Fox hat es in den vergangenen zehn Jahren geschafft, zur einer Art elektronischen Pilgerstätte für Konservative zu werden. Man sagt dem Publikum, was es hören will, analysiert der Sprachwissenschaftler und Philosoph Noam Chomsky: "Die Menschen bekommen auf Fox einfache Antworten serviert: Schuld an allem sind die reichen Liberalen, ihnen gehören Regierung und alle Medien. Es sind furchtbare Antworten, aber es sind Antworten."

 

Fair and balanced?

Und so klingt das dann, wenn auf Fox News Informationen "fair und balanced" geboten werden. Glenn Beck, bis vor kurzem einer der erfolgreichsten Nachrichtenmänner bei Fox, zur geplanten Gesundheitsreform: "Das ist kein Tumor, was die da beschließen wollen, das ist eine Blutkrankheit, die sich in jede Deiner Zellen fortpflanzt. Amerika, das ist Dein Moment. Die fundamentale Transformation ist da."

 

Selektiver Umgang mit Wahrheit

Bill O'Reilly ist der Doyen auf Fox News - der Mittsechziger hat Kultstatus bei seinen Sehern, die schon gerne CNN mit "Communist News Network" übersetzen. O'Reilly pflegt einen durchaus selektiven Umgang mit Wahrheit und umfassender Information - was nach und nach mehr Menschen auffalle, analysiert David Brock vom Medienforschungszentrum Media Matters: "Immer mehr Menschen werden sich der Unehrlichkeit der notorischen Lügen und der Falschinformationen in dieser Show bewusst. Natürlich hat er einen großen Einfluss auf die öffentliche Meinung, er ist das Gesicht von Fox, dem erfolgreichsten Kabelsender."

 

Koran mit "Mein Kampf" verglichen

Einer, der O´Reilly gerne als Nummer Eins beerben würde, ist Sean Hannity. Vor seinem Leben als Medienmillionär durch Fox war er Barkeeper und Bauarbeiter. Als sich der Kongressabgeordnete Ellison, ein Moslem, nicht auf die Bibel, sondern auf den Koran vereidigen läst, kommt bei Hannity große Besorgnis auf. "Was denken sich die, die das gestattet haben", fragt der Fox-Moderator in großer Geste. "Würden jene, die das gestattet haben, auch genehmigen, dass sich einer auf Hitlers 'Mein Kampf' vereidigen lässt, auf die Bibel der Nazis?" Hannity vergleicht auf Sendung also den Koran mit Mein Kampf - das Publikum genießt's. Auch Hannitys Quoten schweben in lichten Höhen.

 

Tod für Hundequäler

Angesichts solcher Vorbilder legen dann auch Aushilfsmoderatoren einen Gang zu. Tucker Carlson darf hin und wieder moderieren, wenn einer der Großen Urlaub macht. Als Diskussionsleiter einer Sendung über den Fall eines Sportlers, der wegen Tierquälerei verurteilt wurde, meint Carlson zuletzt ohne große Scheu, dass der Sportler, Footballstar Michael Vick, seiner Meinung nach exekutiert werden sollte, denn immerhin habe er Hunde gequält. "Ich bin ein Christ", sagt Carlson, "und glaube an eine zweite Chance. Doch nicht für Herrn Vick."

 

Ermittlungen um 9/11-Opfer

Mittlerweile hat sich das FBI eingeschaltet: In den USA wird untersucht, ob auch die Handys britischer 9/11-Opfer von Murdochs Angestellten angezapft worden sind. Sollte sich das bewahrheiten, so könnte auch auf dieser Seite des Atlantiks ein Umdenken darüber einsetzen, wofür Herr Murdoch und seine Medien tatsächlich stehen.

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