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Nachdem eine Frau in Innsbruck wegen ihres Kopftuchs angefeindet wurde, gehen die Wogen hoch. Derartige Angriffe stünden in Tirol an der Tagesordnung, berichten Betroffene. Eine Anti-Rassismusstelle soll helfen.

 

Von Katharina Zierl

 

Innsbruck – Inzwischen hat sie sich daran gewöhnt. „Egal, wo ich hingehe, ich bin immer wieder mit Anfeindungen konfrontiert“, sagt Serap B. aus Buch. Die 33-Jährige trägt ein Kopftuch. „Das ist meine eigene Entscheidung und es sollte in einer Demokratie möglich sein, sich so zu kleiden, wie man will“, erzählt die Tirolerin mit türkischen Wurzeln.

 

Nachdem bekannt wurde, dass eine Frau wegen ihres Kopftuchs in einem Innsbrucker Einkaufszentrum angefeindet wurde – die TT berichtete –, gehen die Wogen hoch. Ein junger Mann hatte sich lautstark darüber beschwert, dass Frauen mit Kopftuch überhaupt arbeiten dürften – eine körperliche Auseinandersetzung folgte.

 

Derartige Erfahrungen seien „alltäglich“ und nicht wie seitens der Polizei erklärt „die absolute Ausnahme“, lautet der Tenor einiger Frauen, die sich an die Redaktion gewendet haben. Auch Ayla Y. berichtet, ihre Freizeitaktivitäten seien „durch die dauernden Angriffe stark beeinträchtigt“. Immer wieder werde sie wild beschimpft, sagt die dreifache Mutter. „Und ich weiß aus meinem Freundeskreis, dass es anderen Frauen mit Kopftuch ganz gleich ergeht“, erzählt die 31-Jährige. Auch die Arbeitssuche gestalte sich „sehr schwierig“, sagt die Frau. „Ich habe eine Ausbildung als Augenoptikerin, aber mit Kopftuch will mich niemand einstellen.“

 

Dass das Kopftuch nach wie vor starke Emotionen hervorruft, belegt auch die Tatsache, dass der Bericht über den Vorfall im Innsbrucker Einkaufszentrum allein auf der Homepage der Tiroler Tageszeitung (http://www.tt.com) bis gestern Abend mehr als 230 Mal kommentiert wurde. Von „Ein Kopftuch gehört einfach nicht bei der Arbeit und in der Schule getragen“ bis hin zu „Jeder soll das tragen, was er will“ reichen die unterschiedlichen Reaktionen.

 

Auch Johann Gstir von der Fachabteilung Integration in der Tiroler Landesregierung kennt die Probleme, mit denen Frauen, die ein Kopftuch tragen, konfrontiert sind: „Es gibt bei uns eben viele, die der Meinung sind, dass sich Menschen mit Migrationshintergrund in allen Belangen bedingungslos anpassen müssen. Werden Frauen angefeindet, sind sie verunsichert und trauen sich oft gar nicht, sich Hilfe zu suchen.“

 

Die Dunkelziffer betreffend rassistischer Anfeindungen schätzt Gstir als „sehr hoch“ ein. Aber nicht nur das Tragen eines Kopftuchs löse immer wieder negative Reaktionen aus: „Erst kürzlich suchte eine Frau, die perfekt Deutsch kann und sehr gut integriert ist, eine Wohnung. Gleich mehrmals wurde ein Besichtigungstermin wieder abgesagt, nachdem die junge Frau ihren türkischen Namen nannte. „Auch wenn wir wissen, dass es solche Vorfälle gibt, ist es dann doch auch für uns immer wieder ein Schock, mit welcher Ablehnung Menschen mit Migrationshintergrund in Tirol regelmäßig konfrontiert sind“, sagt der Integrationsexperte.

 

Gerade was das Kopftuch betreffe, würden Gegner sich oft auf das Argument berufen, dass sich die Frauen befreien und sich nicht dem religiösen Druck beugen sollten: „Natürlich gibt es auch diese Fälle. Aber gerade in letzter Zeit ist auffällig, dass sich junge selbstbewusste Frauen ganz ohne Druck dazu entscheiden, ein Kopftuch zu tragen“, erklärt Gstir.

 

Eine Anti-Rassismusstelle könnte Betroffenen helfen, meint der Integrationsexperte: „Es gibt derzeit in Tirol keine klar für dieses Thema ausgewiesene Beratungsstelle. Das wäre aber dringend nötig.“

 

Tiroler Tageszeitung, Printausgabe vom Fr, 18.01.2013

 

 

Siehe auch: Innsbruck - Schwangere Frau wegen Kopftuch attackiert[/url]

Bearbeitet von yilmaz
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