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(iz). Necla Keleks kruden Thesen und „Analysen“ zum Islam und den Migranten haben durch die gesamte Integrationsdebatte hinweg große Wellen geschlagen. Demgemäß gelangten ihre Bücher durchweg in die Bestseller-Listen Deutschlands. Aber warum nur? Ihre Bücher sind für mich nichts als Zeugnisse hochpauschaler Beschreibungen und scheinbarer Empirie. Ihre Bücher bestehen meist aus Anekdoten, die mit radikaler Religionskritik aufgeblasen werden. Sachliche Information und nachvollziehbare Einschätzungen: Fehlanzeige!

 

Necla Kelek ist eine deutschtürkische Sozialwissenschaftlerin und eine Buchautorin mit einer traurigen Biographie. Außerdem war sie lange Zeit als Lehrbeauftragte für Migrationssoziologie an der Evangelischen Fachhochschule für Sozialpädagogik in Hamburg tätig und Mitglied der Deutschen Islamkonferenz.

 

Die selbsternannte Islamkritikerin und Frauenrechtlerin kritisiert in ihren Publikationen zurecht: Die Unterdrückung der Frau in patriacharlischen Gesellschaftsstrukturen der orientalen Kultur (unter anderem Phänomene wie Zwangsheirat und Ehrenmorde), die Formierung von Parallelgesellschaften in Deutschland und die Ziele und Forderungen des „Islamismus“ (unter anderem Die Vermischung von Staat und Religion).

 

Ihre radikalen Schlussfolgerungen aus diesen Umständen aber lassen jede Art von Differenzierung vermissen. Mit dem Prinzip-Kelek haben sich viele Wissenschaftler und Journalisten ausführlich auseinandergesetzt.

 

Laut Patrick Bahners (FAZ Kulturkorrespondent und Autor) kann ihre fehlende Differenzierung leicht den Eindruck "einer gefährlichen Masse im Bann eines archaischen Gruppendenkens" suggerieren. Gemäß Lamya Kaddor (Islamwissenschaftlerin) hat Kelek aufgrund ihrer Aussagen „den Boden einer seriösen, geschweige denn wissenschaftlich fundierten Islamkritik längst verlassen“. Und nach Meinung des Migrantenforschers Werner Schiffauer sollte statt Kelek die deutsche Öffentlichkeit Adressat der Kritik sein, denn sie habe „nur auf so jemanden wie Kelek gewartet hat, der all das bestätigt, was sie schon immer über Muslime gedacht haben.“

 

Im Oktober 2012 veröffentlichte Necla Kelek das Buch „Hurriya heißt Freiheit“ über die arabische Revolte und die Frauen, worin sie über ihre Reisen durch Ägypten, Tunesien und Marokko erzählt. Persönlich habe ich sie nie getroffen, wofür ich auch nie einen Wunsch verspürte. Nun kommt mir jedoch zu Ohren, dass sie im Oberlandesgericht Schleswig eine Lesung aus ihrem neuen Buch abhält. Zusammen mit meinem Bruder beschließe ich die Lesung zu besuchen. Die Kosten für den Eintritt betragen 12 Euro, für Studenten und Schüler ist der Eintritt frei. An der Abendkasse sagt man uns, dass die Lesung ausverkauft sei, aber wir dennoch eine Chance hätten, wenn wir bis zum Verkaufsschluss warten würden.

 

Wir entschließen uns zu warten. Wenige Minuten später kommt die Empfangsdame mit zwei Tickets in der Hand zu uns und teilt uns mit, dass die Lesung in jedem Augenblick beginnen könne. Die ersten Blicke in den Saal lassen erkennen, dass die Mehrheit der Anwesenden aus Bürgern über 50 Jahren besteht und zu unserem Erstaunen niemand mit Migrationshintergrund unter den Teilnehmern zu finden ist. Somit ist das Staunen groß, als wir beide den Saal betreten. Blicke fixieren uns. Auch Kelek bemerkt uns während sie sich im Gespräch mit der Organisation befindet. Im Kollektiv mustert man uns auf dem Weg zu unseren Sitzplätzen. Wir setzen uns und das Mikrofon wird eingeschaltet.

 

Nun steht die Gerichtspräsidentin vor dem Publikum und bedankt sich bei den Gästen für ihre Kommen und erzählt, dass die Lesung nach der Freischaltung des Reservierungstelefons innerhalb von nur 45 Minuten ausverkauft war. Nun wird die Motivation der Veranstaltung dargestellt und ein Lob an Kelek für ihr gesellschaftliches Engagement gerichtet. Anschließend wird Kelek gebeten, auf dem Podium Platz zu nehmen.

 

Kelek beginnt damit, etwas über den Ablauf der Lesung zu sagen und stellt kurz das Buch vor, aus dem sie in Kürze vorlesen werde. Meinen Bruder und mich ansprechend sagt Kelek, dass sie sich auf eine spannende Diskussion freue, zumal ja auch Gäste aus dem „Magreb“ anwesend seien. Sie lächelt uns demonstrativ an. Wir reagieren nüchtern. Es folgt eine knapp 45-minütige Lesung aus ihrem Buch. Detailversessene Beschreibungen wechseln sich mit kurzgeschlossenen Thesen und undurchsichtigen Momentaufnahmen ab.

 

Das Fazit ihres Buchs ist, dass die Revolution der Frau in der arabischen Welt nichts gebracht habe. Sie seien weiterhin Sklavinnen des Mannes unter der Einflussausweitung der Religiösen in der Gesellschaft. Sie redet von der Revolution, von religiöser Frömmigkeit, Salafismus, der freiheitsfeindlichen Gesinnung, der Demokratie, der Scharia und der Unterdrückung der Frau in patriarchalischen Systemen.

 

Es ist ein chaotisches Zusammenwerfen von negativ besetzten Begriffen, aus denen ein Feindbild der bösen Muslime, des bösen Islam geformt wird. Nachdem Kelek nach Abschluss die Diskussion freigibt, melde ich mich und werde bald darauf mit einem überbetonten Lächeln von ihr persönlich drangenommen. Ich bedanke mich für ihre Lesung und mache deutlich, dass ich ähnlicherweise die gesellschaftlichen Missstände der „islamischen“ Welt verurteile. Danach werfe ich ihr vor, dass sie die Anwesenden mit zwei Fehleinschätzung entlasse: 1. Wir sind die Guten und die dort sind die Bösen. 2. Der Islam ist das Problem. Daraufhin bitte ich Kelek eine differenzierte Antwort darauf zu geben, ob sie das wirklich so sehe.

 

Sie denkt kurz nach und antwortet mit einem strengen Blick, dass sie den „Scharia-Islam“ verurteile, aber den Islam in säkularer Form als spirituelle Kraft toleriere. Sie holt im zweiten Satz weiter aus und fordert die Muslime auf, dass sie sich von der Scharia befreien sollten und den Glauben an den Koran als von Gott offenbartes Buch ablegen sollten. Sofort hake ich ein und frage, warum sie entscheiden dürfe, was Muslime zu glauben haben und sage ihr, dass ich persönlich den Säkularismus als Teil der islamischen Lehre begreife und gleichzeitig den Koran als das von Gott offenbarte Buch betrachte.

 

Plötzlich blickt sie panisch in die Menge und sieht, wie die harmonische Stimmung ins Wanken gerät. Nun verliert sie zum ersten Mal ihre Fassung ruft laut: „Scharia! Allahs Gesetze!“ Ich nicke. Kelek wiederholt ihre Worte und klagt Muslime an, die sich freiwillig den Gesetzen Allahs beugten. Ich ergreife wieder das Wort, indem ich betone, wie unsinnig diese Aussage sei und halte ihr vor, dass sie mit der Unwissenheit der Anwesenden spiele, indem sie Begriffe wie Scharia ausnutze, um bestimmte Klischee-Bilder in den Köpfen der Menschen freizusetzen. Hiernach erkläre ich ihr, dass es kein niedergeschriebenes Buch gebe, wo „Scharia“ draufstünde.

 

Kelek verliert ihre Fassung ein zweites Mal und ruft mir zu: „Scharia! Ich meine Allahs Gesetze! Die Gesetze, die sich jeder Muslim aus den Quellen des Islams erschließen kann!“ Nach kurzer Zeit meldet sich mein Bruder zu Wort, indem er erinnert: „Gerade sagten Sie selbst in Ihrem Vortrag, dass bis zu 70 Prozent der Bevölkerungen nicht lesen und schreiben könnten! Wie können Sie behaupten, dass jeder weiß, was die Scharia ist?“ Kelek entgegnet: „Die Menschen wissen es!“ und kommt nun auf die Frauenrechte zu sprechen, deren regelrechte Nichtexistenz sie zu Recht kritisiert. Sie schaut uns dabei an und wir nicken zustimmend.

 

Nun werden weitere Fragen aus dem Publikum gestellt und zwei Personen sprechen ihr ausdrückliches Lob für die Autorin aus. Es folgt ein Applaus. Hinter uns höre ich einige wenige Menschen, die sich weigern zu klatschen und dabei vor sich her tuscheln: „Ne, Ne! Finde ich nicht gut!“ Doch dies sind Ausnahmen. Nun möchte die Moderatorin der Diskussion, die Gerichtspräsidentin selbst ein Resümee formulieren. Sie spricht sich für die Thesen von Kelek aus und möchte nachdrücklich bemerken, dass Frauenrechte keine Rolle in der Scharia spielten.

 

Genau dort liege auch die Differenz in der Meinung aller im Gegensatz zu unserer Meinung, bekräftigt sie mit einem Fingerzeig auf uns beide. Während ich den Kopf schüttle und fassungslos nach Worten suche, ruft mein Bruder ihr zu: „Ungeheuerlich!“. Plötzlich sammeln sich alle Blicke bei ihm. Hinter mir höre ich anerkennende Stimmen ihn wiederholend: „Ungeheuerlich!“. Jetzt ist er wütend und spricht zur Gerichtspräsidentin: „Wie können Sie das behaupten, ohne meine Meinung zu Frauenrechten zu kennen? Das ist unfair!“

 

Jetzt sind Zwischenrufe von älteren Damen zu hören: „Es reicht vollkommen!“ Gestärkt durch die Zustimmung seitens der Gäste stellt Kelek fest: „Sie wollen uns nicht verstehen! Sie hatten genug Zeit, um über Ihre Vorstellungen zu sprechen!“. Wieder ergreift die Gerichtspräsidentin das Wort, formuliert ihr Fazit um und beendet die Veranstaltung mit einen Aufruf zum Kauf des Buches neben dem Verzehr eines kleinen Snacks.

islamische Zeitung

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