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Pferdefleisch: Skandal trifft Muslime

 

Schweinefleisch, Gammelfleisch und jetzt auch Pferdefleisch in Lebensmitteln. Die Liste der Skandale um falsch etikettierte Lebensmittel aber auch absichtliches Täuschen der Verbraucher lässt sich derzeit unendlich weit fortsetzen. Dabei würde man nur zu gerne wissen was denn nun drin ist in dem was man da eigentlich isst. Man kann sich nicht gegen gewerbsmäßigen Betrug schützen, man kann aber die Kontrollen und auch die Gesetze vernünftig gestalten um es den Betrügern so schwer wie möglich zu machen. Letztere Maßnahmen fordern jetzt auch insbesondere die Muslime in Deutschland – auch und gerade wegen der muslimischen Verbraucher. Und erste Lösungsansätze gibt es bereits.

 

 

Muslime fordern stärkere Kontrollen

 

Erol Pürlü ist Sprecher des Koordinationsrates der Muslime in Deutschland (KRM)- ein Dachverband der vier größten muslimischen Religionsgemeinschaften (DITIB, VIKZ, ISLAMRAT und ZMD). Pürlü fordert als Konsequenz aus dem jüngsten Pferdefleisch-Skandal eine strengere Kennzeichnungspflicht und stärkere Kontrollen bei Lebensmitteln.

 

„Es kann nicht sein, dass Verbraucher jedes Mal mit Gammelfleisch oder nicht deklariertem bzw. falsch deklariertem Zusatzfleisch in Produkten getäuscht werden. Es muss, das drin sein, was auch auf dem Etikett steht. Dafür muss der Staat Sorge tragen und hier strengere Kennzeichnungspflicht und stärkere Kontrollen anlegen.“ teilte Pürlü gestern mit einer Pressemitteilung der Öffentlichkeit mit.

 

 

Ali Kizilkaya vom Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland wird, was die jüngsten Enthüllungen um Pferdefleisch und Kennzeichnungspflicht offengelegt haben, deutlicher. „Das ist ein Riesen-Skandal – sowohl aus islamischer Sicht als auch aus Verbrauchersicht! Jeder Muslim, der sich an religiöse Vorschriften halten will und durch einen Etikettenschwindel Schweinefleisch verzehrt, kommt in eine Gewissensnot.“

 

Tatsächlich dürfen Muslime kein Schweinefleisch verzehren – darüber hinaus gibt es auch weitere islamische Speise-Vorschriften, die auch den Verzehr von Alkohol und von nicht geschächtetem Fleisch verbieten. In diesem Fall wäre auch der Verzehr von Pferdefleisch ausdrücklich verboten. Diese Speisevorschriften werden alle unter dem Begriff des Erlaubten, also halal, zusammengefasst. Doch diese islamischen Vorgaben einzuhalten ist angesichts undurchsichtiger Lebensmittel-Kennzeichnungspflichten und den wenig stattfindenden Kontrollen für muslimische Verbraucher kaum möglich.

 

Kizilkaya konstatiert folgerichtig: „Der Verbraucher ist dem Markt ausgeliefert. Die Politik muss jetzt Maßnahmen ergreifen. Der Verbraucher soll das kaufen, was er möchte. Dafür muss die Kennzeichnungspflicht stärker überwacht werden.“ und fordert insbesondere die Verbraucher dazu auf gezielter darauf zu achten, was sie da eigentlich konsumieren: „Auch die Halal-Zertifizierer müssen jetzt viel genauer hinschauen, viel strenger prüfen. Das ist das Einzige, was ein Muslim tun kann: Darauf achten, ob ein Zertifikat von einer vertrauenswürdigen Stelle vorliegt.“

Halal-Zertifizierer: Vertrauenswürdige Stellen gibt es bereits

 

Mehr als vier Millionen Muslime leben in Deutschland und die meisten von ihnen legen Wert auf Halal-Produkte. Bisher fehlte es an einheitlichen Standards zur Sicherung der Qualität und des Vertrauens der Verbraucher was die Herstellung der Lebensmittel angeht.

 

 

So sieht das Gütezeichen für Halal Lebensmittel aus.

 

Doch seit fast einem Jahr gibt es die Gütegemeinschaft Halal-Lebensmittel e.V. – Dieser Verein, der aus mehreren muslimischen Verbänden und Religionsgemeinschaften, Halal-Zertifizierern und Unternehmen besteht, hat es sich zur Aufgabe gemacht einen gewissen Standard und eine gewisse Qualität bei als Halal zertifizierten Waren zu sichern. Mit der Einführung des „RAL-Gütezeichen Halal“ will man dazu beitragen, dass die Kunden in Waren, die als halal deklariert werden, deutlich stärkeres vertrauen aufbauen können. Das RAL-Gütezeichen „signalisiert eine Qualität, die über den gesetzlichen Standards liegt.“

 

Dies bedeutet dann in der Praxis, dass die einzelnen Zertifizierer wie beispielsweise das Europäische Halal Zertifizierungsinstitut (EHZ), auch selbst Kontrollen in den Betrieben durchführen um zu überprüfen ob die Kriterien für eine Kennzeichnung der Waren als halal erfüllt werden. Die RAL ist zusätzlich zu diesem Prozedere die überwachende Hand und sorgt dafür, dass die Standards für eine Mindest-Qualität der Waren als auch der Herstellungsprozesse eingehalten und überprüft werden.

 

Waren, die diesem Prozedere unterliegen werden dann mit einem eigenen speziellen Logo versehen, dem „RAL-Gütezeichen Halal“, und kommen auch erst dann auf den Markt. Gewährleistet wird dadurch, dass die Waren die mit dem „RAL-Gütezeichen Halal“ versehen sind, auch wirklich entsprechend der Speisevorschriften von Muslimen hergestellt wurden. Diese Waren sind sowohl für Muslime als auch für nicht-Muslime unbedenklich.

 

In der RAL selbst sitzen auch die Lebensmitteldachverbände und man nimmt die Muslime und ihre Anliegen dank der Gütegemeinschaft Halal-Lebensmittel e.V. auch stärker wahr. Der Halal-Markt in Deutschland hat zudem noch viel größeres Potenzial, aber in erster Linie geht es der Gütegemeinschaft Halal Lebensmittel e.V. nicht darum Profit aus dem Geschäft um Halal-Lebensmittel zu ziehen, sondern Vertrauen in die zertifizierten Produkte zu schaffen und so die Konsumenten zu entlasten.

 

Yusuf Calkara, vom Europäischen Halal Zertifizierungsinstitut (EHZ) erklärt das Anliegen der Gütegemeinschaft Halal Lebensmittel e.V. wie folgt: „Leider ist nicht überall wo halal draufsteht auch immer halal drin. Deshalb haben wir uns gemeinsam mit anderen Organisationen und Vertretern um das RAL-Gütezeichen Halal bemüht. Seit der Einführung haben wir damit einen Mindest-Standard für Halal-Lebensmittel gesetzt. Und die jüngsten Skandale zeigen die Notwendigkeit für einen solchen Halal-Standard. Der Halal-Standard schließt zudem ja die bisherigen bestehenden Standards für Qualität nicht aus, sondern ergänzt diese und wertet diese eigentlich noch zusätzlich auf. Der Verbraucher hat davon den Nutzen, dass er genau weiß: Hier ist drin, was drauf steht. Hier wird einmal mehr kontrolliert.“

 

Bleibt den Verbrauchern nur noch übrig, genauer zu prüfen, was sie da eigentlich kaufen und konsumieren. Produkte mit dem RAL-Gütezeichen Halal sollten bei Muslimen künftig dazu gehören.

 

 

Akif Sahin

 

 

 

http://www.akifsahin.de/2013/02/20/pferdefleisch-skandal-trifft-muslime/

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