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Achtundzwanzigster Blitz - Unterhalt und Gottesdienst Zweiter Punkt

 

 

»Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen. Und ich habe Dschinnen und Menschen nicht geschaffen, außer um mich anzubeten. Ich erwarte von ihnen keinen Unterhalt, noch verlange ich von ihnen, dass sie mich ernähren sollten. Denn Gott ist es, welcher der Versorger ist, der Herr aller Macht und Festigkeit.« (Sure 51, 56-58)

Eine lange Zeit haben diese Ayat meinen Geist beschäftigt, da ihre offensichtliche Bedeutung in der Erklärung der meisten Qur’ankommentatoren nicht diesen erhabenen wunderbaren Zauber des Qur’an reflektieren. Ich werde jetzt ganz kurz drei Aspekte ihrer ungewöhnlichen Schönheit und Bedeutung erklären, wie sie aus der Fülle des Qur’an hervortreten.

Erstens: Zuweilen schreibt Gott der Gerechte gewisse Zustände (hal), die sich auf Seinen Botschafter beziehen könnten, sich selbst zu, um ihn dadurch zu ehren und zu würdigen. Hier haben die Ayat: »Ich habe euch geschaffen, um mich anzubeten und nicht, um mir Unterhalt zu verschaffen und mich zu ernähren.« die folgende Bedeutung: »Mein Gesandter wünscht keine Belohnung, Bezahlung oder Entschädigung, auch keine Verpflegung zum Ausgleich für seine Verpflichtungen als Prophet und als eine Entsprechung zu den Pflichten seines Dienstes.« Sie beziehen sich auf den Ehrenwerten Propheten, mit dem Friede und Segen sei, dem Unterhalt und Nahrung gegeben werden. Anderenfalls würden sie etwas vermelden, was ganz klar und selbstverständlich ist. Und das wiederum würde nicht zu dieser wunderbaren Beredsamkeit des Qur’an passen.

 

Der zweite Aspekt: Da der Mensch sehr damit beschäftigt ist, für seinen Unterhalt zu sorgen, sagt die Ayah, um den Menschen nicht in Versuchung zu bringen, die Beschaffung seines Unterhalts zum Vorwand zu nehmen, die Anbetung (Gottes) zu vernachlässigen und sich dann damit zu entschuldigen: »Ihr wurdet erschaffen, um anzubeten. Der Zweck eurer Erschaffung ist die Anbetung. Auch die Beschaffung eures Unterhalts ist mit Hinsicht auf Gottes Befehl eine Art Gottesdienst. Ihr seid nicht erschaffen worden, den Unterhalt für eure Seelen (nefs), eure Familien und eure Tiere, die meine Geschöpfe sind, und für die zu sorgen ich übernommen habe, zu beschaffen, als wäret ihr es, die ihr euren Unterhalt herbeischaffen und euch um eure Nahrung, die doch mir gehört, kümmern müsstet. Denn ich bin euer Versorger (Rezzaq). Ich sorge für den Unterhalt meiner Diener, die eure Angehörigen sind. So macht sie denn nicht zu einem Vorwand, eure Anbetung zu unterlassen!«

 

Wenn dies nicht die beabsichtigte Bedeutung ist, wird sie zu einer Erklärung des Selbstverständlichen. Denn es ist ja allgemein bekannt, dass es offensichtlich unmöglich ist, Gott den Gerechten mit Unterhalt und Nahrung versorgen zu wollen. Es ist eine feststehende Regel in der Rhetorik, dass, insofern die Bedeutung eines Satzes allgemein bekannt und offensichtlich ist, nicht diese Bedeutung bezweckt wurde, sondern (eine Bedeutung), die durch sie erforderlich wurde und von ihr abhängig ist.

 

Wenn du z.B. zu jemandem sagst: »Du bist ein Hafidh.«, so ist dies eine Art der Mitteilung des bereits bekannten. Das heißt, die Bedeutung, die hier mitgeteilt werden soll ist: »Ich weiß, dass du ein Hafidh bist.« Du teilst ihm also dies mit, um ihn wissen zu lassen, dass du es wusstest…

 

So ist denn die Bedeutung der Ayah, derzufolge das Verbot, Gott dem Gerechten Unterhalt und Nahrung zukommen zu lassen, jenem Grundsatz entsprechend eine Metapher, die sagt: »Ihr wurdet nicht erschaffen, um den Unterhalt für die Geschöpfe herbeizuschaffen, die mir gehören und deren Versorgung ich übernommen habe. Eure eigentliche Aufgabe ist vielmehr euer Dienst und euere Anbetung. Aber euch darum zu bemühen, diesen Unterhalt in Übereinstimmung mit meinen Weisungen (emir) herbeizuschaffen, ist auch eine Art Gottesdienst.«

 

Der dritte Aspekt: Da in der Suratu-l’Ihlas die ganz offensichtliche Bedeutung der Ayah

 

 

»Er zeugt nicht und wurde nicht gezeugt.« (Sure 112, 3)

ganz klar und eindeutig ist, geht es hier um eine Bedeutung, welche sich infolge dieser Bedeutung als notwendig erweist. Das heißt: So wie Gott der Gerechte ganz klar und deutlich erklärt:

 

 

»Er zeugt nicht und wurde nicht gezeugt«,

so meint Er damit: »Der, welcher zeugt und der, welcher gezeugt wurde, kann Gott nicht sein.« Damit wird die Gottheit aller Söhne und Töchter Gottes, der Sterne und aller übrigen, fälschlicherweise Angebeteten verneint. Und in genau der gleichen Weise heißt die Ayah in unserem Beispiel: »Die Dinge, die ernährt und unterhalten werden können, können weder Gott noch anbetungswürdig sein. Das heißt: »Der Versorger in Seiner Majestät, der euer Angebeteter ist, erwartet von euch für sich keinen Unterhalt. Ihr seid nicht dazu erschaffen worden, Ihn zu ernähren, was besagt, dass alle Geschöpfe, die des Unterhaltes bedürfen und ernährt werden wollen, der Anbetung nicht würdig sind.«

 

Said Nursi

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Achtundzwanzigster Blitz - Arten von Schlaf

 

 

»Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen. (bei Nacht oder) während der Mittagsrast« (Sure 7, 4)

Dies wurde in Beantwortung der Frage von Re’fet geschrieben, der sich sehr interessiert nach der Bedeutung des Wortes

 

 

»Mittagsrast«

in der majestätischen Ayah

 

 

»oder während der Mittagsrast« (Sure 7, 4)

erkundigte, damit er nicht infolge der Lethargie, die dadurch entstand, dass er sich nach dem Morgengebet im Gefängnis wie die anderen hinlegte, müßig werde und um so seine diamantene Feder vor der Untätigkeit zu bewahren.

 

Es gibt drei verschiedene Arten von Schlaf.

 

Erstens: Ghaylula. Dies ist die Zeit nach dem Morgengebet (fedjr), etwa vierzig Minuten vor dem Sonnenaufgang, bis etwa vierzig Minuten danach, eine Zeit, in der zu beten zwar prinzipiell erlaubt, jedoch tadelnswert (vakt-i kerahet) ist. In dieser Zeit zu schlafen ist nach einem Hadith nicht gut für den eigenen Lebensunterhalt, bleibt ohne Segen und steht im Gegensatz zu der Gewohnheit des Propheten. Denn die am besten geeignete Zeit für die Vorbereitungen zur Arbeit für den täglichen Lebensunterhalt ist morgens, solange es noch kühl ist. Ist diese Zeit vorbei, stellt sich eine gewisse Trägheit ein. Es ist durch zahlreiche Erfahrungen bestätigt, dass, insoweit dies sich schädlich auf den Erwerb des Lebensunterhaltes auswirkt und Grund dafür ist, dass der Segen ausbleibt.

 

Zweitens: Feylula. Dies ist die Zeit zwischen dem Nachmittagsgebet bis zum Sonnenuntergang. Der Schlaf (zu dieser Zeit) schadet dem Ablauf des Lebens, d.h die aus diesem Schlaf entstandene Schläfrigkeit verursacht für die Lebensspanne dieses Nachmittags, die dadurch eine verkürzte Form annimmt, einen Zustand des Halbschlafs, wodurch in ihr eine nahezu spürbare Lücke entsteht. Aber auch im übertragenen Sinne erscheint es, da die wichtigsten Ergebnisse dieses Tages, die materiellen wie die spirituellen, sich bereits nach dem Nachmittagsgebet abzuzeichnen beginnen, so, als könne man nun diese wegen der Zeit, die man verschlafen hat, nicht mehr absehen, als habe man diesen Tag gar nicht gelebt.

 

Drittens: Qaylula (= Mittagsrast). Der Schlaf zu dieser Zeit gehört zur Gelobten Sitte. Sie reicht vom Vormittag (Duha) bis zum Ende des Mittagsgebetes (Dhuhr). Er wird deshalb mit zur Sunna gerechnet, da dieser Schlaf es ermöglicht, während der Nacht zum Gebet (Tahaddjud) aufzustehen. Auf der arabischen Halbinsel hat die Gewohnheit des Volkes in dieser Gegend zur »Mittag (Dhuhr)« genannten Zeit wegen der starken Hitze eine Arbeitspause (einzulegen) diese Gelobte Sitte noch weiter verstärkt. Der Schlaf (zu dieser Zeit) dient dazu, die Lebenszeit zu verlängern und ist zugleich auch eine Quelle zur Vermehrung des Lebensunterhaltes. Denn eine halbe Stunde Pause (Qaylula) zu dieser Zeit entspricht zwei Stunden Nachtschlaf. Das heißt, dem Leben werden jeden Tag noch anderthalb Stunden hinzugefügt. Für die Lebenszeit, die dazu dient, für seinen Lebensunterhalt zu arbeiten, werden aus der Hand des Schlafes, der der Bruder des Todes ist, noch anderthalb Stunden gerettet, belebt und der Zeit zu arbeiten hinzugefügt.

 

Said Nursi

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Achtundzwanzigster Blitz - Tesbihat

 

»Und auch das ist schön.«

 

 

»Tausend mal Tausend Segenswünsche und Tausend mal Tausend Friedensgrüße sei dir oh Prophet Gottes.«

Während ich dies in den Tesbihat nach dem Gebet (namaz) rezitierte, sah ich wie sich in weiter Ferne ein subtiler Punkt entfaltete. Zwar war ich nicht in der Lage, alles zu erfassen, doch will ich hier nach Art eines Hinweises ein, zwei Sätze dazu sagen…

 

Ich sah, dass die Welt der Nacht einer neu eröffneten Wohnstatt dieser Welt gleicht. Ich betrat diese Welt zur Zeit des Nachtgebetes. Da der Mensch in seinem Wesen durch seine außergewöhnliche Vorstellungskraft mit der ganzen Welt verbunden ist, sah ich diese ganze riesige Welt in jener Nacht als eine Wohnstatt. Alle Lebewesen und die Menschen wurden kleiner und kleiner, bis sie schließlich so klein waren, dass man sie gar nicht mehr sehen konnte. So beobachtete ich denn in meiner Vorstellung nur noch die geistige Persönlichkeit Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, die diese Wohnstatt belebte, sie mir vertraut machte und mit Licht erfüllte. Wie ein Mensch, der die Anwesenden grüßt, wenn er ein Haus betritt, war ich von dem Wunsch überwältigt, zu sagen:

 

 

»Tausend mal Friede sei mit dir oh Prophet!« *

Es war als grüßte ich ihn nach der Anzahl aller Menschen und Dschinnen. Das heißt, ich brachte ihm meine Grüße dar und dadurch zum Ausdruck: Ich erneuere meinen Bund mit dir, erkenne deine Sendung an und unterwerfe mich den Gesetzen, die du gebracht hast und deinen Geboten im Gehorsam. Und ich bringe damit auch zum Ausdruck, dass du vor unseren Angriffen sicher sein wirst. Und ich veranlasse alle Dschinnen und Menschen als Teilhaber an meiner Welt als Bewusstsein tragende Geschöpfe zu sprechen und bringe in all ihrer Namen Grüße mit den oben erwähnten Bedeutungen dar.

 

So wie er meine Welt durch das Licht und das Geschenk, das er gebracht hat, erleuchtet hat, so erleuchtet er auch die Welten jedes Einzelnen in dieser Welt und erfüllt sie mit Wohltaten. In diesem Sinne sagte ich in dankbarer Entgegnung für seine Geschenke: »Tausendfacher Segen möge über dich herabkommen!« Das heißt: Wir können deiner Güte nichts entgegen bringen, vielmehr wollen wir mit unserer Dankbarkeit auch unsere Bitte zum Ausdruck bringen, dass unser Schöpfer aus der Schatzkammer Seiner Barmherzigkeit so viele Segnungen wie es Bewohner im Himmel gibt auf dich herabsenden möge.« Diese Bedeutung habe ich intuitiv so empfunden.

 

Hinsichtlich seines Dienstes und seiner Anbetung und in Anbetracht dessen, dass er von seinem Volk zu dem Gerechten gerufen worden war, fordert diese Persönlichkeit, Ahmed, mit dem Friede und Segen sei, Segnungen, die den Charakter der Barmherzigkeit haben, während er hinsichtlich seiner prophetischen Sendung als Botschafter des Gerechten zu seinem Volk nach Frieden verlangt. Während er des Friedens würdig ist nach der Anzahl der Dschinnen und Menschen, opfern wir in gleichem Maße eine allgemeine Erneuerung unseres Bundes nach der Zahl aller Dschinnen und Menschen. Genauso ist er auch würdig der Segnungen aus der Schatzkammer der Barmherzigkeit nach der Anzahl der Bewohner des Himmels und in ihrer aller Namen. Denn es geschieht durch das Licht, das er brachte, dass die Vollkommenheit eines jeden Dinges sichtbar wird und der Wert allen Seins hervortritt und der Auftrag des Herrn an jedes Geschöpf bezeugt wird und die Absicht Gottes hinter allen Seinen Kunstwerken in Erscheinung tritt. Darum sagen alle Dinge, könnten sie in Worten (lisan-i qal) äußern, was sie ohne Worte durch ihr Dasein (lisan-i hal) zum Ausdruck bringen, so würden sie ganz sicher verkünden:

 

 

»Friede und Segen sei mit dir, oh Gesandter Gottes!«

und sagen nun auch wir in ihrer aller Namen

 

 

»Tausend mal Tausend Segenswünsche und Tausend mal Tausend Friedensgrüße seien dir oh Prophet Gottes nach der Anzahl der Dschinnen und Menschen und nach der Anzahl der Engel und der Sterne.«

 

 

»Es genügt dir, dass Gott selbst dich segnet und Seine Engel dir Segens- und Friedensgrüße senden.«

Said Nursi

 

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Achtundzwanzigster Blitz Mein lieber Bruder,

 

Du möchtest ein Stück weit eine Erklärung über die Einheit allen Seins (Vahdetu-l’Vudjud). In einem der Blitze des Einunddreißigsten Briefes findet sich eine sehr mächtige und erleuchtende Antwort auf Hasret Muhyiddins Ideen in dieser Angelegenheit. Für heute wollen wir hier nur noch das Folgende sagen:

 

Menschen diese Fragestellung über die Einheit allen Seins in heutiger Zeit zu lehren, würde einen großen Schaden anrichten. So wie Metaphern und Vergleiche aus den Händen der Gelehrten in die der einfachen Leute überwechseln und Wissen aus der Hand der Gebildeten in die Hände der Ungebildeten, die dann alles wörtlich* nehmen, so wechseln auch die erhabenen Wahrheiten, wie die von der Einheit allen Seins zu den Leuten der Gottvergessenheit und den Ungebildeten hinüber, gehen (im Bereich) der Ursachen unter, werden für Natur gehalten und verursachen so drei bedeutende Arten von Schäden.

 

Erstens: Der Weg zur Einheit allen Seins besteht ganz einfach in der Verneinung des Universums um Gottes des Gerechten willen. Wenn jedoch dieser Gedanke von den Leuten der Gottvergessenheit und dem einfachen Volk aufgenommen wird und sich mit ihrem Denksystem verbindet, das bereits mit materialistischem Gedankengut eingefärbt ist, so geht er zu Gunsten des Weltalls und der Materie den Weg der Gottverleugnung.

 

Zweitens: Der Weg der Einheit allen Seins verwirft die Herrschaft von irgendetwas anderem als Gott derart vehement, dass er alles andere als Gott verleugnet und Dualität beiseite fegt. Da er das unabhängige Bestehen von irgendetwas nicht anerkennt, geschweige denn das von eigenwilligen Seelen (nefsu-l’emmare) verbunden mit der Vorherrschaft von der Idee von der Natur in unserer Zeit, wobei der Stolz und der Egoismus solche eigenwilligen Seelen auch noch aufbläht, was dann dazu führt, das Jenseits und Seinen Schöpfer in gewissem Grade zu vergessen, die Einheit allen Seins Leuten einzupflanzen, deren eigenwillige Seelen alle kleine Pharaone sind und ganz einfach die Fähigkeit besitzen, sich selbst zum Objekt der Anbetung zu nehmen und auf diese Weise ihre eigenwilligen Seelen aufzublasen, sodass man sie – und ich nehme hier meine Zuflucht zu Gott – einfach nicht mehr länger beherrschen kann.

 

Drittens: Während der Herr in Seiner Majestät frei und unabhängig ist, rein und erhaben über allem Wechsel, jeglicher Veränderung, Teilung und Gebundenheit an Zeit und Ort, wird dies (zur Ursache) von Vorstellungen, die nicht zu der Notwendigkeit Seines Seins (Vudjubu vudjuduna) passen wollen, zu Seiner Heiligkeit, zu Seiner Reinheit (die frei ist von allen Fehlern) und führt schließlich zu falschen Lehren. Wenn also jemand von der Einheit allen Seins spricht, so hebt er seinen Geist vom Grund (der Erde) bis zum Siebengestirn, lässt das Universum hinter sich zurück und festigt schließlich seinen Blick am Erhabenen Thron. Dort hält er dann in seiner Ekstase das ganze Universum für gar nicht vorhanden. In der Stärke seines Glaubens mag er nun sehen, dass alles unmittelbar von dem Einen Allgegenwärtigen (Vahid-i Ahad) her stammt. Doch für einen, der vor dem Universum steht und so das Universum im Blick hat und vor sich die Ursachen sieht und dabei alles von seinem irdischen Standpunkt aus betrachtet, besteht sicherlich die Möglichkeit, über den Ursachen beinahe die Besinnung zu verlieren und so in den Sumpf der Natur zu stürzen. Der, welcher in Gedanken zum Thron empor steigt, könnte wie Djelaluddin Rumi sagen: »Öffne deine Ohren! Die Worte, die du von allen hörst, kannst du so hören, als hörtest du die Stimme Gottes des Gerechten aus einem Grammophon.« Wenn du dagegen zu einem, der sich nicht so hoch erheben kann, wie Djelaluddin Rumi, noch alles Sein von der Erde bis zum Thron als einen Spiegel erblicken kann, sagst: »Leihe mir dein Ohr und du wirst das Wort Gottes von allen und jedem vernehmen.«, so, als sei er tatsächlich vom Thron herab auf die Erde gestürzt, so wird er von falschen Vorstellungen gefangen genommen werden, die der Wahrheit zuwider laufen!…

 

 

»Sprich: »Gott (hat euch all dies zukommen lassen). Und nun lass sie in ihrem Geplauder (mit der Wahrheit) ihr Spiel treiben.« (Sure 6, 91) »Wo ist die Erde? Wo ist der Herr der Herren (= Ursachen)? Gepriesen sei der, dessen Wesen erhaben ist über allen Gleichnissen und dessen Attribute frei sind von allem, was ihnen ähnlich zu sein scheint und dessen Zeichen Seine Herrschaft bezeugen. Möge Seine Majestät gerühmt werden! Und es gibt keine Gottheit außer Ihm.«

Said Nursi

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Achtundzwanzigster Blitz - Antwort auf eine Frage: Fanatische Haltung Die Zeit ist gerade nicht günstig, die Ideen von Mustafa Sabri und Musa Bekuf gegeneinander abzuwägen. Ich kann dazu nur dies sagen: »Das eine ist übertrieben, das andere nicht genug.« Mustafa Sabri hatte zwar bei seiner Verteidigung gegenüber Musa Bekuf recht, doch ist es nicht recht, jemanden wie Muhyiddin herabzuwürdigen, der doch ein Wunder der islamischen Wissenschaften war.

 

Muhyiddin war in der Tat für sich selbst recht geleitet und anerkannt, jedoch können nicht alle seine Bücher Führer und Lehrer sein. Denn er schritt zwischen den Tatsachen oft ohne Balance voran, was den Grundsätzen der Leute der Sunna widerspricht. Ja, in einigen seiner Äußerungen scheint er sogar einem Irrtum Ausdruck zu geben. Doch er selbst ist frei von Irrtümern. Manchmal klingt ein Wort wie Unglaube, doch sein Besitzer ist kein Ungläubiger. Mustafa Sabri hat diese Punkte nicht in Betracht gezogen. Bei seiner fanatischen Haltung gegenüber den Grundsätzen der Leute der Sunna ist er doch in einigen Punkten etwas zu weit gegangen. Was aber Musa Bekuf betrifft, so stand er nur allzu sehr auf Seiten der Erneuerer und ging, was seine Ideenwelt betraf, durch seine Zugeständnisse an den Zeitgeist bei weitem in die Irre. Er verfälschte einige islamische Wahrheiten durch unzutreffende Auslegungen… Indem er jemanden, der verworfen wurde wie Abu-l’Ala-i Ma’arri, über die Autorität der Wahrheitsforscher stellt und dabei selbst die Seite von Muhyiddin vertritt, insoweit sie seiner eigenen Ideenwelt entspricht, sich dabei aber den Leuten der Sunna entgegen stellt, übertreibt er doch gewaltig...

 

»Muhyiddin sagte: Unsere Bücher zu lesen ist denen, die nicht zu uns gehören, verboten.«

 

Das heißt: »Diejenigen, welche nicht zu uns gehören und unseren Rang nicht kennen, sollten unsere Bücher nicht lesen, denn es könnte ihnen schaden.« Ja es schadet in der Tat in unserer Zeit, Bücher von Muhyiddin zu lesen und ganz besonders jene Abschnitte, die sich mit der Einheit allen Seins beschäftigen.

 

Said Nursi

 

Achtundzwanzigster Blitz - Festtagsfreude

 

 

»Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Allbarmherzigen«

Ich werde hier eine Angelegenheit erklären, die sich vor den Blicken meiner inneren Vorstellung entfaltete, während ich mit meiner Linse der Sorge um die Zukunft und dem Blick für die Konsequenzen durch das Fenster meines Gefängnisses die Nacht eines rauschenden Festes und das Gelächter beobachtete, das eigentlich ein Weinen sein sollte. In der gleichen Weise wie man das Leben vergangener Zeiten (von Menschen), die nun in den Gräbern liegen, jetzt wieder im Film sehen kann, war es, als hätte ich die lebenden Leichname derer, die in nächster Zukunft die Gräber bevölkern würden, erblickt. So weinte ich denn über denen, die da lachten. Plötzlich überkam mich ein Gefühl der Einsamkeit und des Bedauerns. Ich wandte mich meinem Verstand zu und fragte die Wahrheit: »Was ist das für eine Vorstellung?« Da sagte die Wahrheit zu mir:

 

»In fünfzig Jahren werden fünf von fünfzig dieser armen, die jetzt hier lachen und sich amüsieren, bucklige Alte von siebzig Jahren sein und die übrigen fünfundvierzig werden in ihren Gräbern vermodern. Diese hübschen Gesichter hier und ihr fröhliches Lachen wird sich ins Gegenteil verkehrt haben. Nach dem Grundsatz

 

 

»Alles, was kommt, ist nahe.«

Da es nun einmal bis zu einem gewissen Grade wahr ist, dass Dinge, die sich in naher Zukunft ereignen werden, so betrachtet werden können, als seien sie bereits geschehen, ist das, was du hier siehst, sicherlich keine Einbildung.

 

Und da nun einmal das gottvergessene Gelächter dieser Welt (dunya) die bittere Tatsache verschleiert, dass es sich einmal in Weinen verkehren wird und nur zeitlich und zum Untergang verurteilt ist, dann ist es sicherlich nur eine unschuldige, mit Danksagung verbundene Unterhaltung im Rahmen des Erlaubten, die zum Bewusstsein der göttlichen Gegenwart führt und so die Gottvergessenheit vertreibt, die beständig sein wird auf Grund ihrer (späteren) Belohnung, die einem, die Ewigkeit anbetenden Herzen eines armseligen Menschen und seinem Geist (ruh), der ein unstillbares Verlangen nach Unsterblichkeit hat, Freude bringen, ein Lächeln schenken wird.

 

Es ist aus diesem Grund, dass es sehr viele Überlieferungen gibt, die mit allem Nachdruck dazu ermutigen, während einer Feier zu danken und Gottes zu gedenken, um Gottvergessenheit abzuwenden und zu verhüten, dass (die Festtagsfreude) in unerlaubte Bereiche abdriftet. Das mag zu solchen Zeiten die Gnadengaben von Freude und Glück in Dankbarkeit umwandeln und dafür sorgen, dass die Wohltaten Gottes erhalten bleiben und sich noch vermehren. Denn die Dankbarkeit steigert noch die göttlichen Gnadengaben und vertreibt die Gottvergessenheit.

 

Said Nursi

 

 

 

Achtundzwanzigster Blitz - Schlimmster Feind

 

 

»Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Allbarmherzigen.«

Dies betrifft einen Punkt der Ayah

 

 

»Fürwahr, die eigenwillige Seele ist zum Schlechten geneigt.« (Sure 12, 53)

Das heißt: Die Seele (nefs) führt immer zu den schlechten Dingen hin.*

 

Sowie die Hadith

 

 

»Der schlimmste Feind ist deine Seele, die zwischen deinen Schultern ist.«

Die ehrenwerte Bedeutung davon ist: »Dein schlimmster Feind ist deine Seele.« Ein Punkt zu dieser Hadith:

 

Unter der Voraussetzung, dass jemand eine eigenwillige Seele besitzt und diese noch nicht geläutert hat, wird ein solcher Mensch Gefallen finden an seiner eigenen Seele und sie lieben und keinen anderen lieben. Selbst wenn er einen anderen nach außen hin liebt, so tut er dies doch nicht aufrichtig, sondern liebt nur um des Nutzens und um des Vergnügens willen. Er versucht stets, bei anderen Gefallen zu finden und von ihnen geliebt zu werden. Er schreibt auch nicht seine Fehler sich selbst zu, sondern verteidigt sich selbst und hält sich selbst in Ehren wie ein Advokat. Er lobt sich selbst, übertreibt, ja lügt sogar dabei, indem er sich selbst als frei von Fehlern darstellt, so als wolle er sich selbst für heilig erklären und so empfängt er denn entsprechend dem Grad (den er dabei erreicht) von der Ayah

 

 

»...der sich seine Launen zu seinem Gott genommen hat.« (Sure 25, 43)

ein Ohrfeige.

 

Sein Eigenlob und seine Bemühungen, sich selbst beliebt zu machen, haben den umgekehrten Erfolg. Denn er (erreicht damit nur, dass man ihn als) lästig empfindet und ihm die kalte Schulter zeigt. Er verliert zudem die Aufrichtigkeit in seinen Handlungen, die auf das Jenseits hin ausgerichtet sind, und vermischt sie mit seiner Heuchelei. Er wird von seinen Gefühlen, den Launen seiner Seele (nefs) überwältigt, die den Konsequenzen gegenüber blind ist, an die Folgen nicht denkt und von ihren augenblicklichen Vergnügungen besessen ist. Nachdem eine Fetwa seines Gefühls ihn in die Irre geschickt hat, sitzt er nun wegen eines Vergnügens von einer Stunde ein ganzes Jahr im Gefängnis. Er bezahlt mit einer Strafe von zehn Jahren für den Stolz oder die Rachsucht einer einzigen Minute. So leicht wie ein törichtes Kind, das sein »Djuz Amme (= das letzte Buch im Qur’an), worin es gerade lernt, für ein paar Bonbons verkauft, um seinen Gefühlen zu schmeicheln, seine Sinne zu befriedigen, seinen Launen nachzugeben, (so verschleudert es) seine guten Werke, die den Wert von Diamanten haben, und macht sie zu einem Mittel (zur Erlangung) egoistischer Vergnügungen, (die doch nur den Wert) unbedeutender Glasstückchen haben und verliert so den ganzen Gewinn seiner Arbeit.

 

 

»Oh Gott, bewahre uns vor dem Übel der Seele und des Teufels, vor dem Übel der Dschinnen und der Menschen.«

 

 

Achtundzwanzigster Blitz - Ewige Haft in der Hölle Frage: Wie kann eine Gefängnisstrafe für eine unendlich lange Zeit in der Hölle als Gegenleistung für seinen Unglauben in einer kurzen Zeit gerecht sein?

 

Antwort: Wenn man das Jahr zu dreihundertundfünfundsechzig Tagen rechnet, so erfordert das Gesetz der Gerechtigkeit für den Mord in einer einzigen Minute sieben Millionen achthundertvierundachtzig Tausend Minuten Gefängnisstrafe. Wenn also nun eine Minute Unglauben tausend Morden nach dem Gesetz menschlicher Justiz gleicht, so müsste jemand, der ein Leben von zwanzig Jahren im Unglauben gelebt hat und dann in diesem Zustand verstorben ist, siebenundfünfzig Trillionen zweihundertundeine Milliarde zweihundert Millionen Jahre Gefängnis verbüßen. So kann man also von da her verstehen, wie sehr die göttliche Gerechtigkeit doch im Einklang ist mit der Ayah

 

 

»Sie werden für immer darin verweilen.« (Sure 33, 65)

Der Grund für die Verbindung zwischen diesen Zahlen, die so weit entfernt sind voneinander ist folgender: Da Mord und Unglaube Destruktion und Aggression sind, sind sie zugleich auch eine Beeinflussung anderer. Ein Mord, der eine Minute Zeit beansprucht, negiert dabei gleichzeitig im Durchschnitt wenigstens fünfzehn Jahre von dem Leben seines Opfers. So wird denn der Mörder an seiner Stelle eingesperrt. Während also eine Minute Unglaube tausendundeinen göttlichen Namen leugnet und (Gottes kunstvolles) Gewebe entwürdigt, die Rechte des Kosmos verletzt und dessen Vollkommenheit verleugnet und seine Lüge zahllosen Beweisen für die Allgegenwart Gottes (Vahdaniyet) hinzufügt und ihr Zeugnis verwirft, so wird der Ungläubige für mehr als Tausende von Jahren (in den Abgrund) der Niedrigsten aller Niedrigen (Zustände) hinabgeworfen, um für

 

 

»ewig«

im Gefängnis (zu verweilen).

 

Said Nursi

 

 

 

Achtundzwanzigster Blitz - Eine bedeutungsvolle, subtile Übereinstimmung Die Übereinstimmung des Artikels 163 (des türkischen Strafrechts), nachdem die Schüler der Risale-i Nur angeklagt wurden und verurteilt werden sollten, mit der Anzahl der 163 von zweihundert Abgeordneten, die hundertundfünfzig Tausend Lira zur Errichtung einer Medrese für den Verfasser der Risale-i Nur aufgebracht haben, sagt sinngemäß etwa Folgendes: die zustimmenden Unterschriften von 163 Abgeordneten der Regierung der Republik machen die Herrschaft dieses Artikels 163 Strafgesetzbuch über ihn zunichte.

 

Und wiederum ist eine bedeutungsvolle Übereinstimmung subtiler Art die, dass die einhundertachtundzwanzig Teile der Risale-i Nur in einhundertundfünfzehn Broschüren ihre Zusammenstellung gefunden haben. Die Zahl der Tage, angefangen von der erstmaligen Verhaftung der Schüler der Risale-i Nur und ihrem Verfasser am 27. April 1935 bis zu der Gerichtsverhandlung am 19. August 1935 war ebenfalls einhundertundfünfzehn, was wiederum mit der Anzahl der Broschüren der Risale-i Nur übereinstimmt. Zusätzlich fällt auch die Anzahl der einhundertundfünfzehn Leute, die verhört und für schuldig befunden worden waren, genau mit dieser Zahl zusammen, was zeigt, dass das Unglück, welches die Schüler der Risale-i Nur und ihren Verfasser getroffen hatte, von gnädiger Hand wieder in Ordnung gebracht worden ist.*

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Achtundzwanzigster Blitz - Achtundzwanzigster Punkt: Die Ferne des Paradieses

 

 

»Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Allbarmherzigen. So können sie der obersten Ratsversammlung nicht mehr lauschen, ohne dass man sie von allen Seiten wieder verjagt. Denn sie haben eine ständige Strafe zu erwarten. Es sei denn, dass einer zufällig etwas aufschnappt, worauf ihm ein gleißender Feuerschweif folgt.« (Sure 37, 8-10) »Und wir haben den untersten Himmel mit Lampen geschmückt und sie zu Wurfgeschossen für die Teufel gemacht.« (Sure 67, 5)

Was dergleichen Ayat betrifft, so soll hier ein wichtiger Punkt in Bezug auf eine Kritik von Leuten des Irrweges erklärt werden. Es ist dies wie folgt:

 

Spione unter Dschinnen und Teufeln haben ihre Ohren wie die Diebe in die himmlischen Nachrichten gehängt und verbreiten nun wie die Wahrsager, Schamanen und einige Spiritisten Nachrichten aus der Welt des Unsichtbaren. Damit aber nun diese Informationen, die sie über die Welt des Unsichtbaren verbreiten, keinen Anlass zu irgendwelchen Zweifeln geben können, wurde ihre fortgesetzte Spionage größtenteils verhindert, als der Qur’an das erste Mal offenbart wurde, und sie wurden durch Sternschnuppen verjagt. Das nun Folgende ist eine kurze Antwort auf diese außerordentlich wichtige, in drei Abschnitte untergliederte Frage in Bezug auf die obigen Ayat.

 

Frage: Aus solchen Ayat wie diesen kann man entnehmen, dass die Teufel sich in diese wahrhaft weit entfernten Lande der Himmel einschleichen, um sie auszuspionieren und etwas über einige kleinere, ja sogar persönliche Dinge aus der Welt des Unsichtbaren in Erfahrung zu bringen, als ob in diesem so weiten Land überall über solch kleine Ereignisse gesprochen würde. Welcher Teufel es nun aber auch sein mag und wo auch immer er sich einschleichen könnte, er würde diese Nachricht nur zur Hälfte hören und überbringen können. Jedoch können Verstand und Weisheit eine solche Auslegung nicht akzeptieren.

 

Ferner wird gesagt, dass einige der Leute der Botschaft (= Propheten) und auch einige Wundertäter Früchte aus dem Paradies erhalten haben, das entsprechend einiger Bestimmter Ayat jenseits der Himmel liegt, so als wäre es ganz in der Nähe, und dass sie auch von ganz in der Nähe ins Paradies schauen konnten. Diese Angelegenheit, welche eine unendliche Entfernung innerhalb einer grenzenlosen Nähe betrifft, lässt sich nicht mit dem Vorstellungsvermögen unseres Jahrhunderts vereinbaren.

 

Ebenso ist die bedeutungslose Situation einer unbedeutenden Person, wenn sie zum Objekt einer Diskussion vor der obersten Ratsversammlung in diesem allumfassenden, weiten Land der Himmel wird, nicht mit der Weisheit der allweisen Lenkung und Leitung des Kosmos vereinbar. Nichtsdestoweniger werden diese drei Fragestellungen als islamische Wahrheiten betrachtet.

 

Antwort:

Erstens: Auf den sieben Stufen einer Abhandlung, die das »Fünfzehnte Wort« genannt wird, wird die Verjagung und Vertreibung dieser teuflischen Spione durch Sterne aus den Himmeln mit der Ayah

 

 

»Und wir haben den untersten Himmel mit Lampen geschmückt und sie zu Wurfgeschossen für die Teufel gemacht.« (Sure 67, 5)

in sieben Stufen mit einer solchen Sicherheit bewiesen, dass sie selbst noch den verbohrtesten Materialisten zum Schweigen bringt und ihn dazu zwingt, sie anzunehmen.

 

Zweitens: Wir werden auf diese drei islamischen Wahrheiten, von denen man annimmt, dass sie weit davon entfernt sind, vernünftig zu sein, mit einem Vergleich hinweisen, der sie selbst noch dem unzulänglichen Verstand nahe bringt.

 

Zum Beispiel: Wenn das Wehrdienstamt eines Staates im Osten des Landes liegt, das Justizministerium sich aber im Westen, das Erziehungsministerium im Norden und das Amt für die Wissenschaften im Süden und dessen Amt für Liegenschaften in der Mitte befindet und jedes Amt und jedes Ministerium miteinander und untereinander durch Rundfunk, Telefon und Telegraf in vollkommener Ordnung in Verbindung steht, und wenn jedes Amt etwas über die Angelegenheiten, die sie betreffen, erfahren und Nachrichten über sie erhalten könnte, so wäre das ganze Land einfach sein Wehrdienstamt, genauso, wie es zugleich auch sein Justizministerium ist und auch sein Liegenschaftsamt und zugleich sein Amt für Wissenschaft sein wird.

 

Ferner geschieht es z.B. zuweilen, dass zahlreiche Länder und Staaten mit ihren verschiedenen Regierungssitzen die Herrschaft über ein einzelnes Land auf verschiedene Weise ausüben, z.B. als Kolonialmächte, durch ihre Vorrechtsstellung oder durch ihre Handelsbeziehungen. Obwohl also die Subjekte dieses Landes und die Nation eins sind, hat doch jeder einzelne Staat durch seine besondere Vorrechtsstellung eine Beziehung mit ihm. Die Angelegenheiten solcher Staaten, die zwar voneinander entfernt sind, berühren einander. Sie kommen sich einander näher in allen Häusern des Landes und haben Kontakte mit einem jeden ihrer Bürger. Ihre privaten Angelegenheiten können auch, dort wo es Kontaktpunkte gibt, in ihrem privaten Lebensbereich beobachtet werden. Jedoch nicht jede private Angelegenheit kann von der allgemeinen Situation abgeleitet werden. Wenn jedoch solche privaten Angelegenheiten diskutiert werden, werden sie so behandelt, als ob sie von der allgemeinen Situation abgeleitet worden seien, denn sie stimmen unmittelbar mit den allgemein gültigen Gesetzen überein und werden auch in der entsprechenden Weise besprochen, wie sie in diesem ganz allgemeinen Lebensbereich verhandelt werden.

 

So hat denn das Land der Himmel, wie in diesen beiden Beispielen, und obwohl es in Anbetracht seines Zentrums und seiner Hauptstadt ganz außerordentlich weit entfernt ist, immaterielle Telefone, die bis in die Herzen der Menschen in den Ländern der Erde hinabreichen. Doch sie reicht nicht nur bis hinab in die Körperwelt (einzelner Menschen), sondern, da sie auch die Welt der Geister und die Welt der Engel umgreift, umfasst sie auch in gewisser Weise die ganze von uns bezeugte Welt. Ebenso dehnt sich die Einflusssphäre des Paradieses, das auch zu der bleibenden Welt gehört und ein beständiges Haus ist, trotz seiner weiten Entfernung von uns unendlich weit aus und erstreckt sich hinter diesem Schleier der bezeugten Welt in leuchtender Weise nach allen Seiten. Ebenso regiert durch die Weisheit und Macht des Allweisen Künstlers in Seiner Majestät jedes Sinneszentrum im Kopf des Menschen, wie verschieden sie auch alle voneinander sind, den ganzen Körper und verfügt über ihn. In gleicher Weise umfasst auch das Universum als der kosmische Mensch, wie konzentrische Kreise einer im anderen, Tausende von Welten. Die Umstände und Ereignisse, die in ihnen ablaufen, bilden das Objekt unserer Aufmerksamkeit, was ihren allgemeinen (Rang), ihre individuelle wie ihre besondere Bedeutung oder ihr ungeheures Ausmaß betrifft, das heißt, die kleinen (Angelegenheiten) werden im begrenzten Rahmen und an nahegelegenen Orten bearbeitet, während die gewaltig großen, umfassenden (Angelegenheiten) in großen, allgemeinen und umfassenden Gremien (makam) erledigt werden.

 

Manchmal jedoch beschäftigt ein kleines, ganz persönliches Ereignis die große weite Welt. An welchem Ende der Welt man auch immer (den himmlischen Ratsversammlungen) lauschen mag, man wird von ihm hören. Und manchmal wird eine große Mobilisation nicht gegen die Mächte des Feindes veranstaltet, sondern nur um eine große, prachtvolle Heerschau auszurichten. So waren zum Beispiel das mohammedanische Ereignis (d.h. das Auftreten des Propheten) und das heilige Ereignis der Offenbarung des Qur’an im ganzen Lande der Himmel, ja sogar an allen Enden des Reiches die wichtigsten Ereignisse. Daher wurden Wächter auf den hochragenden Burgen (= Sternzeichen) in den weiten Himmeln aufgestellt, um den Teufel mit einem Geschossregen zu vertreiben und zu verjagen. Um den Grad des Glanzes der qur’anischen Offenbarung, seine glänzende Souveränität und den Grad seiner Wahrhaftigkeit, den kein Zweifel durchdringen kann, bekannt zu machen, fielen in damaliger Zeit als Zeichen Seiner Herrschaft mehr Sternschnuppen vom Himmel.

 

Der Qur’an, der in seiner Verkündigung ein Wunder ist, legt diese Bekanntgabe aus, verkündet sie und weist auf diese Zeichen des Himmels hin.

 

In der Tat dienen ein solch gewaltiges himmlisches Zeichen und die satanischen Spione, die doch ein Engel so bequem beiseite hätte blasen können, dazu zu bringen, gegen diese Engel zum Kampf anzutreten, sicherlich dazu, die Souveränität der Majestät der qur’anischen Offenbarung zu zeigen. Was zudem die majestätische Verkündigung des Qur’an und die gewaltige Mobilisation im Himmel betrifft, so dient sie dazu, nicht auszudrücken, dass Dschinnen und Teufel irgendeine Macht hätten, welche die Bewohner der Himmel dazu zwingen könnte, gegen sie zu kämpfen und sich gegen sie zu verteidigen, sondern um darauf hinzuweisen, dass es auf dem Weg vom Herzen Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, zur Welt der Himmel und dem erhabenen Thron nirgendwo einen Raum gibt, wo Dschinnen und Teufel sich einmischen könnten. Die qur’anische Offenbarung war eine Wahrheit, die von allen Engeln in den riesigen (Räumen) der Himmel diskutiert wurde, sodass sich die Teufel dazu gezwungen sahen, näher zu den Himmeln hinaufzurücken, was ihnen jedoch nicht gelang; denn sie wurden gesteinigt. Dies weist darauf hin, dass die Offenbarung, welche in das Herz Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, gelegt worden war, die Erscheinung Gabriels und die Wahrheiten aus dem Unsichtbaren, die sich vor seinem Auge ereigneten, wahr und zuverlässig waren und auf sie in keiner Hinsicht irgendein (Schatten eines) Zweifels fallen könnte. Der Qur’an, der in seiner Verkündigung ein Wunder ist, berichtet darüber in einzigartiger Weise.

 

Was aber das Paradies betrifft, das man trotz seiner großen Entfernung und trotzdem es zu der Beständigen Welt gehört, ganz aus der Nähe betrachten kann und aus dem man zuweilen Früchte empfangen kann, so ist, wie man aus den beiden obigen Vergleichen ersehen kann, diese vergängliche Welt und von uns bezeugte Welt ein Schleier über der unsichtbaren Welt und dem Haus der Beständigkeit. So wie es möglich ist, überall das Paradies, dessen großes Zentrum doch so weit von uns entfernt ist, im Spiegel der Welt der Gleichnisse (= Traumwelt) zu schauen, so ist es auch durch den Glauben im Grade wahrhaftiger Gewissheit möglich, dass das Paradies in dieser vergänglichen Welt – möge dieses Beispiel kein Fehler sein! – eine Art von Kolonien und Ministerien haben könnte, sodass die hohen Geister mit Hilfe eines Telefons des Herzens mit ihm kommunizieren und von dort Geschenke empfangen könnten.

 

Was aber einen allgemeinen Bereich betrifft, der mit einer unbedeutenden persönlichen Angelegenheit beschäftigt ist, das heißt, ein Aspekt der Wahrheit, der in den Qur’ankommentaren so beschrieben wird, dass die Teufel zum Himmel fahren und von dort Berichte stehlen, um Wahrsagern Berichte aus der unsichtbaren Welt zu bringen, wobei sie jedoch nur halb und halb richtige Berichte übermitteln, so muss es sich dabei um Folgendes handeln: es ist dies keine Frage, ob sie bis in die Hauptstadt des Landes der Himmel gelangt sein und von dort eine persönliche Mitteilung erlangt haben könnten. Es gibt vielmehr einige Plätze im Lande der Himmel, zu dem auch die Erdatmosphäre gehört, die – möge dieses Beispiel kein Fehler sein! – Polizeistationen gleichen, die eine Verbindung mit dem Land der Erde haben. Die Teufel stehlen, um bestimmte persönliche Nachrichten (zu erhalten), diese an solchen besonderen Plätzen. Auch das menschliche Herz ist eines dieser besonderen Plätze, wo der Engel der Eingebung mit seinem persönlichen Teufel kämpft.

 

Was jedoch die Wahrheiten um Qur’an und Glaube und die mohammedanischen Ereignisse (rundum das Erscheinen des Propheten) betrifft, so werden sie, mögen sie auch noch so unbedeutend sein, genauso wie die größten, umfassendsten und bedeutendsten Ereignisse am gewaltigen Thron, als dem umfassendsten Bereich und im Bereich der Himmel – möge dieses Beispiel kein Fehler sein! – in den spirituellen Zeitungen als die angekündigten Ereignisse des Universums veröffentlicht. Sie werden an allen Enden besprochen, und da es vom Herzen Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, bis zum Bereich des Thrones keine Möglichkeit irgendeines Eingriffs gibt, haben die Teufel keine andere Möglichkeit, als die Himmel abzuhorchen. Dies also verkündigt mit äußerster Beredsamkeit und zeigt tatsächlich auf wunderbare Weise, wie erhaben und zuverlässig die qur’anischen Offenbarungen und das Prophetentum Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, sind, und dass es in gar keiner Weise möglich ist, dass sich in ihnen ein Widerspruch, ein Fehler oder ein Betrug finden könnte.

 

Said Nursi

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