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Ergebnisse des 1. türkisch - deutschen Eltern-Austauschtreffens der

Kreisschulpflegschaft Gütersloh am 15.12.2009 in der Ditib-Gemeinde Gütersloh

 

Es findet zunächst eine ausgiebige Vorstellungsrunde in Deutsch und Türkisch statt, da nicht alle Eltern deutsch verstehen und sprechen können oder unsicher sind.

 

Top 1

Elternwünsche

Kulturübergreifende religiöse Transparenzen fördern

Wünsche der Eltern sind, in den Schulen gemeinsam alle religiösen Themen im Unterricht zu behandeln, damit auch ein besseres Verständnis über die islamische Kultur entsteht, und Vorurteilen entgegen gewirkt werden kann. Als Beispiel wird das Thema Fasten und die jeweiligen Gebote in Zusammenhang mit den verschiedenen Religionen angeführt. Der Islam, die syrisch-orthodoxe Kirchengemeinde und die katholische Religion leben in unterschiedlichen Formen, das Fasten als festen Bestandteil ihres Glaubens aus. Wenn wir mehr voneinander über religiöse Gewohnheiten erfahren, werden wir Vorurteile abbauen können und Integration wird schon in den Schulen eine neue Bedeutung erhalten.

Klar wird, dass jeder anders denkt, glaubt und lebt. Trotz der verschiedenartigen Einstellungen verbindet uns Eltern, dass unsere Kinder gemeinsam Bildung erfahren. Unsere Kinder leben und lernen in der Schule gemeinsam.

 

 

Gewaltprävention, Stressbewältigung und Erziehungshilfen in Kooperation mit Elternhaus

Im täglichen Miteinander stellen die Eltern immer wieder fest, dass Kinder untereinander sehr aggressiv und tatkräftig sein können. Dieses Verhalten wird als sehr bedrückend empfunden und die anwesenden Eltern wünschen sich im weiteren Gesprächsverlauf eine „Kultur des Hinschauens“.

Wenn ein Kind weint, geschubst oder geschlagen wird, müssen alle am Schulleben Beteiligte lernen nicht wegzuschauen, sondern Verantwortung für die Gemeinschaft zu tragen und angemessen zu reagieren.

 

Die engagierten Eltern wünschen sich eine Elterneinbindung zum Thema Gewalt und zur Erziehung in Kooperation mit den Schulen.

Eine Frage taucht spontan zu der zunehmenden bedeutenden Thematik auf:

Wie kann ich zu Hause kontrollieren, ob mein Kind alles richtig gemacht hat und sich in der Schule richtig verhalten hat?

Vorgeschlagen wird eine einmal im Monat stattfindende Konfliktberatung. Die verschiedenen Wahrnehmungen und die Reizempfindungen können hier gezielt aufgenommen und bearbeitet werden.

Der Kinderschutzbund, Erziehungsberatungsstellen und Erziehungshilfen könnten Eltern unterstützen, damit unsere Kinder sich gesund entwickeln und das Schulklima sich weiter verbessert.

 

Die Eltern stellen fest: Gewalt erzeugt kein Respekt, sondern nur Angst.

Angst blockiert und hindert auch am Lernerfolg. Schlechte Noten sind also auch eine Konsequenz von Gewalt an Schulen. Es kam der Vorschlag, in den Schulen eine zusätzliche Unterrichtsstunde einzuführen, in der die Kinder soziale Umgangsformen lernen und die Toleranzfähigkeit gefördert wird.

Viele Eltern wünschen sich für Ihre Kinder eine Stressbewältigung.

 

Tägliche Herausforderungen und Folgen für Eltern mit Zuwanderungsgeschichte mindern

Eltern mit Zuwanderungsgeschichte haben viele negative Erfahrungen gesammelt und trauen sich oftmals nicht deutsch zu sprechen, da sie auch in Angst leben, fehlerhaft zu sprechen und falsch verstanden zu werden. Zudem haben gerade muslimische Mütter, im Gegensatz zu den Männern, die Erfahrung gemacht, dass ihr Auftreten als eine Muslima (mit Kopftuch) oftmals als bedrohlich und fremd empfunden wird, und sie sich deshalb ständig rechtfertigen müssen. Außerdem wurde beklagt, dass die Ausübung der täglichen religiösen Verpflichtungen, wie das Tragen von Kopftuch und das tägliche rituelle Gebet, als eine Form von Fundamentalismus angesehen wird. Daraus resultiert, dass die Betroffenen sich freiwillig aus der Gesellschaft zurück ziehen und ausschließlich in eigenen Kreisen verkehren.

 

Transparenzen zum deutschen und türkischen Bildungssystem herstellen

Eltern sind hilflos und fühlen sich machtlos. Sie haben es schwer, denn sie sind über das deutsche Schulsystem nicht gut informiert. Sie gehen vielfach davon aus, dass der Lehrer, wie in der Türkei, die Kinder in der Schule unterrichtet und erzieht. So sehen sie das Verhalten des Lehrers immer korrekt an, oder wagen es nicht an der Kompetenz des Lehrers zu zweifeln weil sie selbst kein Bild von den Lehrmethoden des Schulsystems haben.

 

Ungewohnt ist es für Eltern, hier gänzlich die Verantwortung für die Erziehung zu übernehmen, da sie kaum Einblicke darin haben, in wie weit die Schule sich an der Erziehung des Kindes beteiligt. Denn in der Türkei übergibt die Mutter oder der Vater das Kind am ersten Schultag in die Obhut des Lehrers.

Deshalb basiert, für die Eltern, oftmals ein Fehlverhalten des Kindes auf die schlechte „Erziehung“/ Bildung in der Schule und das Versagen des Schulsystems. Darüber hinaus haben Lehrer in der islamischen Kultur einen geheiligten gesellschaftlichen Stellenwert, so dass ein Eingreifen des Elternteils in das schulische Geschehen als taktlos und unhöflich gilt.

 

Besonders Frauen haben es schwer sich in alltäglichen und schulischen Geschehen einzubringen, da der Mann in der Familie sich um alles kümmert. Deswegen sind türkische Frauen oftmals auch nach vielen Jahren noch nicht der deutschen Sprache mächtig. Hier wünschen sich Eltern Unterstützung.

Die Notengebung ist für viele Eltern nicht nachvollziehbar. Im Herkunftsland ist sie Notenvergabe umgekehrt, wobei eine Eins einer Ungenügend gleich kommt.

 

Kommunikationsprobleme in und mit Schule lösen

Eltern möchten den Schulerfolg unterstützen und sehen in einem Mitteilungsheft ein innovatives Kommunikationsmedium und eine gute Lösung. Auch wenn die Mutter kein Deutsch versteht, kann durch eine familiäre Übersetzung die Kommunikation und Zusammenarbeit mit Schule gelingen. Auf diesem Weg könnten frühzeitig Transparenzen geschaffen, gegenseitige Mitteilungen gemacht, Fragen gestellt und beantwortet oder Beziehungsprobleme gelöst werden.

 

Ein kulturgerechtes Mensamenü

Eltern wünschen sich keuscher geschlachtetes Fleisch als festes Menüangebot in den Mensen.

Sie bitten diesen Wunsch an Schule heranzutragen und gemeinsam nach Lösungswegen zu suchen.

 

Den Glauben leben dürfen

Hinzu kommt, dass, durch die kürzer werdenden Wintertage, die täglichen rituellen (1- 2) Gebete in die Schulzeiten fallen. Die Eltern würden es sehr begrüßen, wenn die Schulen eine Räumlichkeit zur Verfügung stellen könnten wo die Kinder, die beten wollen, in der Mittagspause ihr Gebet verrichten könnten.

 

Kontaktdaten für Beratungs- und Hilfsangebote

Viele Eltern wissen nicht an welche Institution sie sich bei Problemen mit unterschiedlichen Fragen wenden können.

Hier konnten wir die Eltern bereits aktiv unterstützen und konkrete Ansprechpartner nennen.

 

TOP 2:

Wie können Eltern den Berufswahlorientierungsprozess sinnvoll unterstützen?

Nach Aufnahme des Bedarfs, stellen wir den Elternleitfaden „Mein Kind auf dem Weg in den Beruf“ vor und informieren in Türkisch und deutsch über den Stellenwert und die Unterstützungsmöglichkeiten im Elternhaus.

Neben den täglich anfallenden Arbeiten im Haushalt haben die Eltern interessante Ideen, ihre Kinder bei der Kompetenzfindung, - Förderung und dem Bewusstmachen der Stärken, zu unterstützen. Die Kinder könnten ihren eigenen Geburtstagskuchen backen oder die Eltern unterstützen sie dabei. Eine durch Eltern gestützte, genaue Inspektion eines defekten Haushaltgerätes wird neben weitere Einbindungsmöglichkeiten im Haus, Hof und Garten genannt.

Kreativ werden die Eltern und sehen ein Kompetenztraining im Haushalt oder in der Werkstatt. Dabei machen wir den Eltern Mut sich in deutscher Sprache zu beteiligen. Die Umsetzung gestaltete sich ein wenig zögerlich, aber schließlich mit Erfolg und zur Zufriedenheit der einzelnen Mutter.

 

Das Interesse an ein Informations- und Austauschtreffen ist groß,

Eltern regen ein nächstes Treffen an und sehen einen Termin in spätestens drei Monaten.

Auch an den darauffolgenden Tagen sind die Eltern für dieses Angebot dankbar und erinnern sich gern.

 

Das zweite türkisch-deutsche Elterntreffen findet am Dienstag, den 9.März 2010 von 19.00 Uhr bis ca. 21.00 Uhr in der Ditib Gemeinde, Lützowstr. 1a in Gütersloh statt.

 

Themen: 1. Parallelgesellschaften vermeiden

2. Unterstützungsmöglichkeiten durch das Elternhaus: Übergang-Schule-Beruf

3. Antworten auf ihre Fragen vom 15.12.2009

4. Elternfortbildungsmöglichkeiten: Rechtschreib- Lese-, Sprach- und Matheförderung 2010

5. Verschiedenes

 

Gütersloh im Dezember 2009

Fatma Yüksel, Edith Mathmann

Kreisschulpflegschaft Gütersloh

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