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Der Angeklagte hat das Wort

Von Markus Bickel, Den Haag

 

01. März 2010 Der frühere Präsident der bosnisch-serbischen Republika Srpska, Radovan Karadzic, hat sich am Morgen erstmals zu den gegen ihn erhobenen Tatvorwürfen geäußert - und damit begonnen, seine Verteidigungsstrategie zu skizzieren. Im UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag, wo er wegen Völkermordes, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Verstößen gegen das Kriegsrecht in elf Punkten angeklagt ist, sagte er, er sei nicht hier, um „den bloßen Sterblichen“ Karadzic zu verteidigen, sondern die „kleine Nation in Bosnien-Hercegovina“, die „seit 500 Jahren zu leiden habe“.

 

Die bosnischen Serben, die im Januar 1992 ihre eigene Republik innerhalb Bosniens ausriefen, hätten nie das Ziel gehabt, Krieg zu führen, sagte der 64 Jahre alte Angeklagte. Vielmehr hätten die bosnischen Muslime darauf gedrängt, einen fundamentalistischen islamischen Staat zu errichten. Die muslimische Führung um den Gründer der Partei der Demokratischen Aktion (SDA), Alija Izetbegovic, habe den Konflikt geschürt, „um das islamistische Ziel zu erreichen“, in der von Muslimen, Kroaten und Serben bewohnten Republik „die Errichtung eines Systems und eines Regimes“ zu erreichen. Die westlichen Staaten hätten sie dabei unterstützt: „Was Deutschland im Zweiten Weltkrieg nicht gelang, weil es geschlagen wurde, damit hatten die Alliierten nun Erfolg.“

Zweieinhalb Millionen Seiten Akten

Karadzic fordert, das Verfahren nach seiner auf zwei Tage angesetzten Erklärung bis zum Sommer auszusetzen, damit er mehr Zeit für die Vorbereitung seiner Verteidigung habe. Einer seiner Rechtsberater sagte am Wochenende, dass ihm allein seit Jahresbeginn mehr als 300.000 Seiten neuer Dokumente zugestellt worden seien. Damit beliefen sich die zu sichtenden Papiere auf mehr als zweieinhalb Millionen Seiten. Hinzu kämen Hunderte Stunden Audio- und Videomaterial.

 

Karadzic verteidigt sich selbst, kann aber auf die Hilfe eines achtköpfigen Rechtsteams zurückgreifen. Nachdem er den Prozessbeginn im Oktober boykottiert hatte, ordnete das Gericht ihm einen Pflichtverteidiger, Richard Harvey, zu.

 

Der 1945 in Montenegro geborene Angeklagte soll einer der Hauptverantwortlichen für den gewaltsamen Tod Zehntausender und für die Vertreibung von etwa zwei Millionen Menschen während des Bosnien-Krieges von 1992 bis 1995 sein. Vor allem wird ihm das Massaker an etwa 8000 Muslimen in der UN-Schutzzone Srebrenica im Juli 1995 zur Last gelegt.

„Schande für die internationale Staatengemeinschaft“

Karadzic war nur Wochen nach dem Massaker in Abwesenheit wegen der „ethnischen Säuberungen“ zu Beginn des Krieges und der Belagerung Sarajevos angeklagt worden, im November 1995 folgte die Srebrenica-Anklage. Noch auf freiem Fuß ist sein damaliger Armeechef, Ratko Mladic. Er wird in Belgrad vermutet, wo auch Karadzic im Juli 2008 verhaftet wurde.

 

Nach jahrelanger Flucht war Karadzic vor knapp zwei Jahren an das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag überstellt worden. Ihm droht lebenslange Haft. Bislang hatte Karadzic es stets verweigert, sich zu den Vorwürfen zu äußern und stattdessen die Zuständigkeit des Tribunals bestritten. Dieses sei eine „Schande für die internationale Staatengemeinschaft“, sagte er schon kurz nach Errichtung des Tribunals 1993.

Text: FAZ.NET mit AFP

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Karadzic: War was 'just and holy'

 

 

 

Radovan Karadzic, the former Bosnian Serb leader, has told judges presiding over his genocide trial that the Bosnian wars during the 1990s were "just and holy".

 

Karadzic addressed the International Criminal Tribunal for the former Yugoslavia in the Hague on Monday, ending his months-long boycott of the proceedings.

 

He told that court that the Bosnian Serbs had defended themselves against Islamic fundamentalists who had started the war in Bosnia to lay claim to the entire country.

 

"I will defend that nation of ours and their cause that is just and holy. We have a good case. We have good evidence and proof," he said.

 

Karadzic, dressed in a dark suit and tie, traced the origins of the 1992-95 war to the rejection by Bosnia's Muslim leadership of any power-sharing proposal.

 

He argued that conflicts resulting from the break-up of Yugoslavia were a natural consequence of the struggle for land.

'Greater Serbia'

Addressing the court, he said: "I stand here before you not to defend the mere mortal that I am, but to defend the greatness of a small nation in Bosnia Herzegovina.

 

"Which for 500 years has had to suffer and has demonstrated a great deal of modesty and perseverance to survive in freedom."

 

The wartime Bosnian Serb leader is accused of having colluded with Slobodan Milosevic, the late Yugoslav leader, with the aim of creating a "Greater Serbia" that was to include 60 per cent of Bosnian territory.

 

Karadzic stands charged as the "supreme commander" of an ethnic cleansing campaign of Croats and Muslims in the Bosnian war in which 100,000 people were killed and 2.2 million displaced.

 

He is facing 11 counts of genocide, war crimes and crimes against humanity, but though he denies any wrongdoing, he has refused to enter a formal plea.

 

Among the charges against Karadzic are the 1995 Srebrenica massacre of more than 7,000 captured Muslim men and boys, and the 44-month siege of the capital Sarajevo that ended in November 1995, leaving about 10,000 people dead.

Trial boycott

Karadzic had refused to attend the opening of his trial last October, insisting on more time to prepare his case and causing a four-month delay.

 

He had sought a new delay of the trial until June 17 after his two-day opening statement concludes on Tuesday, to study an additional 400,000 pages of prosecution evidence he claims have been filed since October.

 

His request was refused by the court which ruled last Friday that the first prosecution witness, whose identity is being withheld, will testify on Wednesday.

 

Under these circumstances, Karadzic was likely to resume his boycott, said Marko Sladojevic, his legal adviser.

 

In November, the court appointed Richard Harvey, a British lawyer, to take over the defence if Karadzic opted to continue his boycott of the court.

Nato manhunt

First indicted in 1995, Karadzic eluded a Nato manhunt for more than a decade before being caught in July 2008 in Belgrade, where he had been living as a new-age philosopher.

 

Karadzic faces possible life imprisonment if convicted in what is one of the last and largest cases brought to the UN war crimes tribunal for the former Yugoslavia.

 

The UN Security Council, which set up the tribunal in 1993, has ordered it not to open new cases.

 

The tribunal has indicted 161 political and military officials, of which 40 cases are still continuing.

 

Two fugitives, Karadzic's former top general, Ratko Mladic, and Croatian Serb leader Goran Hadzic, could still be brought to trial at The Hague.

 

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Source: Al Jazeera and agencies - 01.03.2010

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