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In einem Interview mit der türkischen Zeitung ZAMAN äußerte sich der Schweizer Islamwissenschaftler Tariq Ramadan zu vielen Themen. Er unterstrich, dass europäische Muslime sich nicht zu einer einzigen Identität zwingen sollten.

 

Die Freiheit der Meinungsäußerung sei kein absolutes Recht, so Ramadan. Dieses Recht habe Grenzen und sei keineswegs ethisch hinnehmbar. Rassistische Äußerungen etwa dürften nicht unter die Meinungsfreiheit fallen. Insbesondere wenn es um Muslime gehe, würden oft Grenzen übergangen, beantwortete Ramadan die ihm gestellte Frage zur Meinungsfreiheit.

 

Er akzeptiere auch seine Entlassung aus der Rotterdamer Universität nicht. Der Vorwand, dass er durch seine Sendungen im iranischen Fernsehen der iranischen Regierung nahe gestanden habe, sei umso mehr unverständlich, da seine Tätigkeit beim iranischen Fernsehen während den Verhandlungen mit der Rotterdamer Universität bekannt gewesen sei. Niemand habe zu der Zeit seine Loyalität in Frage gestellt. Er habe bei den Sendungen stets freie Hand gehabt, sowohl bei Gäste- als auch bei Themenwahl. Er habe sich auch in keinster Weise einem Druck ausgesetzt gefühlt, wie dies bei einigen europäischen Presseleuten geschehe, berichtete Ramadan ferner. Er habe bereits Einspruch gegen seine Entlassung erhoben. Es würden gute Aussichten auf einen richterlichen Zuspruch bestehen, habe ihm sein Anwalt im Voraus angekündigt.

 

„Nichtsdestoweniger ist dadurch mein Ruf zerstört. Aus diesem und aus dem Grund, dass mein Fall für Muslime in Europa als Beispiel dienen möge, werde ich rechtlich bis zum Schluss für meine Sache kämpfen, sowohl in den Niederlanden als auch auf internationaler Ebene“, verkündete Ramadan weiter.

 

 

„Wir haben mehrere Identitäten“

 

Ramadan sagte ferner, dass Muslime in Europa grundsätzlich mehrere Identitäten hätten. Er sei beispielsweise ägyptischer Herkunft, europäisch sozialisiert, vom Glauben her muslimisch, Schweizer nach der Staatsangehörigkeit und universalistisch in seinen Prinzipien. „Welche dieser Identitäten ist die wichtigste? Nun, es hängt von der Situation ab“, sagt Ramadan. „Wenn ich wählen gehe, dann bin ich Schweizer. Wenn Sie mich nach dem Sinn von Leben und Tod fragen, dann bin ich in erster Linie ein Muslim.“ Die primäre Identität hänge von der jeweiligen Situation ab. „Wenn ich mich absolut definieren soll, dann habe ich sechs verschiedene Identitäten in sechs verschiedenen Dimensionen. Das ist kein Problem und auch kein Dilemma.“ Er riet Muslimen dazu, sich in keinster Weise von anderen eine Identität aufdrücken zu lassen.

 

Die Türkei sei eine komplexe Gesellschaft, stellte Ramadan im Hinblick auf die Frage über die Türkei fest. Auf der einen Seite gäbe es Menschen, die sehr religiös seien und auf der anderen Seite Menschen, die den Kontakt mit ihren Wurzeln gänzlich verloren hätten. Der Gedanke einer EU-Mitgliedschaft der Türkei sei zwar begrüßenswert. Die türkische Bevölkerung müsse sich aber die Fragen stellen: Was wollen wir in der Zukunft sein? Sind wir eine Brücke? Oder werden wir das Land, das als erstes kolonisiert wird?

 

Den Türken in Deutschland rät Ramadan davon ab eigene Schulen zu gründen. Es soll keine Parallelgesellschaft aufgebaut werden. Muslimische und nicht-muslimische Schüler und Studenten sollten in der Lage sein, so Ramadan, gemeinsam zu lernen. Natürlich gäbe es Einschränkungen in den staatlichen Schulen, etwa hinsichtlich des Religionsunterrichts und muttersprachlichen Unterrichts. „Aber ich glaube, diese Art von Bedürfnissen können in außerschulischen Kursen kompensiert werden.“

 

Ramadan lehrt weiterhin an der Universtität Oxford.(ab)

 

 

05. Oktober 2009

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