Oum Amin Geschrieben 28. September 2009 Teilen Geschrieben 28. September 2009 Wenn während des Ramadans das Essen gemeinsam nach Sonnuntergang zelebriert wird, ist es ein guter Moment, seine Lebensmittelprodukte anzupreisen. So startet der Konzern Zakia eine Werbekampagne in Frankreich, in der erstmals nur Muslime zu sehen sind. Der Fernseh-Werbespot ist bieder gemacht, aber er erregt die Gemüter im laizistischen Frankreich: Ein maghrebinisches Pärchen begeistert sich im Supermarkt für Ravioli und Lasagne zum Aufwärmen in der Mikrowelle. Beide Fertiggerichte sind “halal”, das heißt, sie entsprechen den islamischen Reinheitsgeboten. “Eine kleine Revolution”, meint die Zeitung “Libération” – Werbung für eine rein muslimische Zielgruppe im öffentlichen Fernsehen, und das in dem Land, das so großen Wert auf die Trennung von Staat und Religion legt. Pünktlich zum Beginn des Fastenmonats Ramadan hat der Lebensmittelproduzent Zakia seine etwa 300.000 Euro teure Werbekampagne gestartet. Gefastet wird im Ramadan nur solange es hell ist, nach Sonnenuntergang treffen sich Familien zum gemeinsamen Fastenbrechen. Dabei gibt es allerdings eher traditionelle Gerichte und keine Mikrowellen-Pasta. “Es gibt einen leichten Widerspruch”, räumt ein Unternehmenssprecher ein. “Im Ramadan kochen die meisten selber zu Hause. Aber es ist eine wichtige Zeit für Muslime und ein guter Moment, unsere Marke bekannter zu machen”, fügte er hinzu. Als wirtschaftliche Kraft wahrgenommen In muslimischen Internetforen finden sich zahlreiche Kommentare zu dem ungewöhnlichen Werbespot. “Eine Werbung, in der lauter Araber auftreten, das gefällt mir”, schreibt eine Bloggerin. “Es zeigt, dass die Muslime in Frankreich endlich als wirtschaftliche Kraft angekommen sind”, heißt es anderswo. Bislang gab es derartige Werbung in Frankreich nur auf ausländischen Satellitensendern. Französische Supermärkte stellen sich schon seit langem auf den muslimischen Fastenmonat ein. Auf Sondertischen werden Großpackungen tunesischer Datteln, getrockneter Feigen oder Pistazien angeboten. An der Fleischtheke gibt es Hammelkeulen und ganze Lämmer zum Sonderpreis. Alkoholfreier Sekt wird unter der Marke “Cham’halal” angeboten, ein Wortspiel aus halal und Champagner. Halal essen ist identitätsstiftend Die Werbeagentur Solis, die auf sogenanntes “Ethno-Marketing” spezialisiert ist, schätzt den Wert des Halal-Marktes 2009 in Frankreich auf etwa vier Millionen Euro – mit einer jährlichen Wachstumsrate von 15 Prozent. Halal essen und im Ramadan fasten ist bei Muslimen in Frankreich sehr en vogue, teils aus religiösen Gründen, teils auch, weil es Identität stiftet und ein Gemeinschaftsgefühl vermittelt. Nach einer kürzlich veröffentlichten Umfrage geben 70 Prozent der Muslime in Frankreich an, das Fastengebot während des Ramadans zu beachten. Das bedeutet eine Steigerung um zehn Punkte in den vergangenen beiden Jahrzehnten. In Frankreich leben schätzungsweise fünf Millionen Muslime. Die genaue Zahl weiß niemand, da Statistiken nach Religionszugehörigkeit aufgrund des Gleichheitsgebotes verboten sind. Das Unternehmen Zakia, das ursprünglich in Algerien gegründet wurde, will seine Palette an Halal-Fertiggerichten künftig noch ausweiten. “Allerdings nicht mit Rezepten aus dem Maghreb, sondern eher mit europäischen Gerichten, die viele Muslime nicht selber kochen können”, sagt der Sprecher. Der TV-Werbespot läuft noch bis zum großen Abschlussfest des Ramadans – und wie bei jedem anderen Spot für Fertiggerichte ist er mit dem Hinweis des Gesundheitsministeriums versehen: Essen Sie für Ihre Gesundheit mindestens fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag. Ulrike Koltermann, dpa Quelle: n-tv [flash=425,350] Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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