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Halal-Business: Halal-Produktion in der Türkei: Erste Gehversuche auf neuen Märkten.

 

Von Hava Ergin

Die Konsumenten erziehen

 

(Zaman). Dem globalen Trend zur Zerti­fizierung von Halal-Produkten folgend, wurde in der Türkei mit der GIMDES die erste einrichtung gegründet, um Halal-Zertifikate für Lebensmittel auszustellen, die ins Ausland exportiert werden sollen. Mehrere Länder haben in den letzten Jahren die wachsende Bedeutung des Halal-­Segments auf den globalen Märkten ­erkannt. Südafrika, Neuseeland, Malaysia, Indonesien, China, Singapur und Thailand haben bereits Halal-Standards umgesetzt. Diese Staaten haben darüber hinaus auch des Potenzial jener Produkte erkannt, die zertifiziert wurden. „Weltweit werden Halal-Produkte stark nachgefragt, und wir sahen uns gezwungen, ein Zertifizierungssystem in der Türkei einzuführen“, erklärte GIMDES-Vorsitzender Dr. Hüseyin Kami Büyüközer im Gespräch.

 

Kurz nach ihrer Gründung hatte die GIMDES als Prüfeinrichtung bereits ­einem Unternehmen, das allerdings ­ungenannt bleiben will, ein Zertifikat ausgestellt. Angesichts der Tatsache, dass er sich in den letzten 25 Jahren um die Einführung einer Halal-Zertifizierung bemüht, freut sich Dr. Büyüközer darüber, dass die Türkei diesen Schritt nach vorn gemacht hat. „Halal - ein weitreichendes Konzept, welches das gesamte Leben einer Person betrifft - ist ein ­sensibles Thema und wir bemühen uns, den Menschen zu garantieren, dass sie in dieser Angelegenheit mit akkuraten ­Informationen versorgt werden“, merkt er an. Viele Muslime begännen sich ­angesichts der gegenwärtigen Art und Weise des Konsums unwohl zu fühlen. „Da der ­Islam den Menschen ins ­Zentrum des Universums stellt, dient das Halal-Konzept nichts anderem als dem Wohlergehen der Menschen.“ Der Prozess der Halal-Zertifikation betrifft drei wichtige Warengruppen: ­Lebensmittel und Getränke, Kosmetika und Medikamente. „Wir müssen sicher­stellen, dass diese Produkte entsprechend der Halal-Standards erzeugt werden. Wir konzentrieren uns auf diese Erzeugnisse, denn der menschliche Körper wird ­direkt von ihnen beeinflusst“, erklärt der GIMDES-Chef und fügt hinzu, dass „Halal“ sehr umfassend sei. „Man nimmt Lebensmittel zu sich und diese treten dann in den Körper und den Blutkreislauf ein. Die Injektion eines Impfstoffes oder das Auftragen eines Parfüms haben den ­gleichen Effekt.“

 

„Am meisten macht uns Sorgen, dass wir Produkte konsumieren, die auf eine Art und Weise erzeugt wurden, die ­weder unserem Glauben, noch unserer Kultur entsprechen“, sagt Dr. Büyüközer. Die Ursache dafür reiche 100 bis 150 Jahre zurück, als sich im Westen die Industrielle Revolution entwickelte. „In der Zeit vor der Erfindung komplexer Maschinen hatten wir eine gesunde Weise der Produktion. Sobald auf Massenproduktion umgestellt wurde, begannen die Probleme. Im Laufe der Zeit machten sich die Menschen immer weniger Gedanken über die Erzeugung von Produkten, als sie dies zuvor getan hatten.“

 

Büyüközer betont, dass die Industrielle Revolution das Leben der nichtwestlichen Gesellschaften überlagert habe und diese seien sich der Bedrohung, die sich aus dieser Tatsache ergab, lange Zeit nicht bewusst gewesen. „Die Menschen täuschten sich über die westliche Methode des Konsums und nahmen diesen an, obwohl er sich eigentlich sehr von ihren eigenen Gewohnheiten unterschied.“ In den letzten drei bis vier ­Jahrzehnten jedoch hätten die Menschen begonnen, ihre Konsumgewohnheiten zu hinterfragen. „Muslime, insbeson­dere jene in nichtmuslimischen Ländern , wurden von einigen verstörenden ­Tatsa­chen aufgerüttelt, als sie feststellen muss­ten, dass sie ihrem authentischen Lebensstil schädigten. Dies ist die menschliche Natur, man kann sie nicht ändern“, fügt der GIMDES-Chef hinzu.

 

Die Umstellungsphase, in der man in der Türkei die entsprechenden Halal-Produkte finden kann, werde einige Zeit dauern. Es gebe einen fest etablierten Markt und die Verbraucher hätten ­bisher keine andere Möglichkeit, als das zu ­kaufen, was dort angeboten werde. „Eine Umstellung auf Halal-Produkte kann nur dann möglich sein, wenn die Verbraucher ihn verlangen“, erläutert Büyüközer die Bedingungen für ein Erstarken des Halal-Marktes in der Türkei. Dabei gebe es außergewöhnliche ­Vor­bilder, die als Beispiel für sein Land dienen könnten. „Nehmen wir beispiels­weise Thailand, wo tausende Halal-­Pro­dukte in den Regalen erhältlich sind. Von den 66 Millionen Menschen in Thai­land sind nur acht Millionen ­Muslime, und doch kümmert sich die Regierung um jene Frage.“

 

Dr. Büyüközer erläuterte, dass die ­Halal-Zertifizierung zuerst bei exportier­ten Waren eingeführt werde. „Zuerst werden wir Zertifikate für den Export ausstellen. Die Unternehmen sind noch nicht bereit, sich beim Halal-Standard ­total auf dem heimischen Markt zu ­engagieren. Wir müssen die Menschen vorher aufklären. (...) Wir hoffen, dass die Menschen die Produktionsprozesse jener Güter in Frage stellen, die sie täglich verzehren.“ In der Frage, ob in der Türkei Regierung oder die Privatwirtschaft für die Ausstellung von Halal-Zeugnissen verantwortlich sein sollten, ist Dr. Hüseyin Kami Büyüközer überzeugt, dass die Zertifizierung besser international als ­lokal gelöst werden sollte. Beim World Halal Council (Welt Halal-Rat) seien mittlerweile 41 Organisationen für die Zertifizierung von Halal-Produkten aus mehreren Ländern Mitglied. „Wir sind vor Kurzem dort ebenfalls beigetreten. Dabei handelt es sich um ein System der Selbstkontrolle. Die Prüfer kontrollieren die Unternehmen und die Organisation hat ein Auge auf die ausländischen Lieferanten“, begründet Dr. Büyüközer seinen Vorzug einer internationalen ­Lösung.

 

 

IZ, 30.06.2009

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