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Özdemir ist neuer Grünen-Vorsitzender

 

 

Mit 79,2 Prozent der Stimmen haben die Delegierten des Grünen-Parteitags Cem Özdemir zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt.

 

Auch die Grünen-Politikerin Claudia Roth bleibt Vorsitzende ihrer Partei. Auf ihrer Bundesdelegiertenkonferenz in Erfurt bestätigten die Grünen am Samstag Roth für weitere zwei Jahre im Amt. Die 53 Jahre alte Roth erhielt 82,7 Prozent der Stimmen. Eine Gegenkandidatin gab es nicht. Roth, die bereits von 2001 bis 2002 Grünen-Chefin war, steht seit 2004 abermals an der Spitze der Partei. Bei ihrer Wiederwahl vor zwei Jahren erreichte sie 66,5 Prozent der Stimmen.

 

Der erste Deutschtürke an der Spitze einer Partei

 

Der neue Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir ist der erste Parteichef türkischer Herkunft in Deutschland. Er wurde mit der langjährigen Grünen-Chefin Claudia Roth für zwei Jahre an die Doppelspitze der Grünen gewählt.

 

Dass beide mit der Einwanderungs-, Innen- und Europapolitik ähnliche Themen beackert haben, ist aus Grünen-Sicht kein Problem. Tatsächlich sind der smarte Pragmatiker und die emotionale Parteilinke völlig unterschiedliche Typen und könnten sich nach Ansicht von Beobachtern gut ergänzen.

 

Zu glatt und zu nett

 

Özdemir steht für Offenheit für neue Wähler, für eine jüngere Generation und einen Hauch Leichtigkeit in der Politik. Kritiker finden den 42 Jahre alten Politiker mit den prägnanten Koteletten aber zu glatt oder auch zu nett. Im Gespräch wirkt der geschickte Redner meist ernst, konzentriert und bescheiden.

 

Plaudereien auf Türkisch in seinem Lieblingcafé in Berlin-Kreuzberg gehören für ihn dazu, blitzschnell schaltet er um und skizziert politische Vorstöße in striktem Einklang mit grüner Programmatik. Die Partei erhofft sich von dem weltoffenen und telegenen Özdemir jedenfalls neue Aufmerksamkeit.

 

Er hatte einen teils steilen, teils steinigen Aufstieg. Die Zuwandererfamilie Özdemir lebt seit mehr als 40 Jahren im schwäbischen Bad Urach, dem türkischstämmigen Sohn waren Demütigungen in der Kindheit nicht fremd.

 

Grünen-Mitglied schon mit 15 Jahren

 

Zu den Grünen kam er mit 15 Jahren mit ökologischen Entwürfen für die Kleinstadt. Der gelernte Erzieher war während der rot-grünen Regierung zwischen 1998 und 2002 innenpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion im Bundestag. Dann stolperte Özdemir über die private Nutzung von Vielflieger-Rabatten und einen Kredit des PR-Beraters Moritz Hunzinger.

 

Nach einem Stipendium in den USA und der Heirat mit einer Argentinierin zog es Özdemir zurück in die Politik. 2004 wurde er Abgeordneter des Europäischen Parlaments, wo er zum Außenpolitik-Experten seiner Fraktion avancierte.

 

Nach einigem Zögern gab der Vater einer kleinen Tochter die Bewerbung für den Bundesvorsitz seiner Partei bekannt. Der Weg verlief nicht glatt. Mitte Oktober scheiterte Özdemir bei seiner Bewerbung um ein Bundestagsmandat an den baden-württembergischen Grünen. Unklare Äußerungen zu neuen Kohlekraftwerken musste er teils revidieren.

 

Roth bekannter als Fischer

 

Roth zeigt sich ungebrochen emotional und kämpferisch. Die 53 Jahre alte Politikerin ist eine der wenigen Grünen, die sich in Unterhaltungsshows ebenso wohl fühlt wie in Debatten über Menschenrechte und Ökologie. Einer jüngsten Forsa-Umfrage zufolge hat die Augsburgerin in der Bekanntheit in der Bevölkerung mit 35 Prozent mittlerweile sogar Ex- Außenminister Joschka Fischer (32 Prozent) überholt.

 

Im Europaparlament, im Bundestag, als Menschenrechtsbeauftragte und Parteichefin setzte sich die Parteilinke mit viel Engagement vor allem für Bürgerrechte ein. Die gebürtige Ulmerin wurde zuerst Theaterdramaturgin, dann Managerin der linken Rock-Band „Ton, Steine, Scherben“. 1985 kam sie als Pressesprecherin zur Grünen- Bundestagsfraktion.

 

Nach ihrer ersten Wahl an die Parteispitze 2001 musste Roth ihr mittlerweile errungenes Bundestagsmandat aufgeben, weil noch die strikte Trennung von Amt und Mandat galt. Nach ihrer abermaligen Wahl ins Parlament 2002 durfte sie nicht mehr für die Parteispitze kandidieren, an die sie erst 2004 zurückkehrte. Ihre außenpolitische Leidenschaft gilt der Türkei, wo sie auch regelmäßig ihren Urlaub verbringt.

 

 

15. November 2008, FAZ

 

http://www.faz.net/m/%7B8B353954-2860-4748-8095-C87E23454106%7DPicture.jpg

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