yilmaz Geschrieben 6. Mai 2008 Teilen Geschrieben 6. Mai 2008 Aus aktuellem Anlass der französischen Feierlichkeiten oder, ohne Religion ist der glaube an Humanismus auch bloß nur der Glaube an sich selbst und damit nicht vor Verführungen gefeilt: Tugend und Terror Tugend und Schrecken als Triebkraft der Revolution. Sein Wandel vom unkorrumpierbaren Aufklärer zum blutrünstigen Tyrannen wurde zum Symbol für das Scheitern von Revolutionen. Wie kaum ein anderer hat Maximilien Marie Isidore de Robespierre die Französische Revolution geprägt: zunächst als Vorkämpfer für Freiheit und Gleichheit und schließlich als Massenmörder, der auch vor dem Mord an seinen politischen Wegbegleitern nicht zurückschreckte, bis er selbst zum Opfer seines Terrors wurde. Am Dienstag wird Robespierres Geburtstag zum 250. Mal begangen. Aus ärmlichen Verhältnissen Robespierre stammte aus Arras in der Provinz und wurde früh zum Waisen. Sein Talent wurde schon in der Schule erkannt, ein Stipendium ermöglichte ein Studium. Als junger Anwalt arbeitete er auch für Adelige und prüfte deren Ansprüche gegen Bauern. Aus dieser Erfahrung publizierte Robespierre Pamphlete gegen die Privilegien des Adels und des Klerus. "Der Unbestechliche" > unter Anführungszeichen wohl 1789 zog Robespierre als Vertreter des dritten Standes in die Versammlung der Generalstände ein. Für soziale Gleichheit, allgemeines Wahl- und Menschenrecht trat "der Unbestechliche" ein und erreichte damit große Popularität in der Bevölkerung. 1790 wurde er zum Vorsitzenden des Jakobinerclubs gewählt. Plötzliche Wandlung Galt Robespierre zunächst als Verfechter der konstitutionellen Monarchie, so wandelte sich seine Meinung nach einem Fluchtversuch von König Ludwig XVI. Er selbst, der sich noch als junger Anwalt gegen die Todesstrafe gestellt hatte, forderte dann dessen Tod. Knapp zwei Monate später, Anfang 1793, wird der König nach einer Abstimmung im Nationalkonvent hingerichtet. Die Revolution frisst ihre Kinder Im Juli 1793 wird Robespierre in den wenige Monate zuvor gegründeten zwölfköpfigen Wohlfahrtsausschuss berufen, dessen Ziel es ist, systematisch die "Feinde der Revolution" zu verfolgen. Sind es zunächst die gemäßigten Girondisten, die reihenweise zur Guillotine geführt werden, werden es dann auch die eigenen Mitstreiter, allen voran Georges Jacques Danton - die Revolution frisst ihre Kinder. Einfaches Ausschussmitglied Robespierre wird zum "Blutrichter" der Revolution - und das, obwohl er lediglich die Position als einfacher Abgeordneter und Mitglied des Wohlfahrtsausschusses innehatte. Er überzeugte offenbar allein durch seine Reden, doch auch das ohne ein besonderes Talent für Rhetorik: Vorher formuliert und dann einfach vorgelesen soll er seine Ansprachen haben. Die Legitimation des Terrors Wie es dazu kam, dass Robespierre als radikaler Verfechter der Aufklärung und der Theorien des Philosophen Jean-Jacques Rousseau zum Tyrannen wurde, ist auch unter Historikern noch umstritten. Während die einen auf psychologische Gründe setzen und Robespierre als von Verschwörungstheorien Getriebenen sehen, verweisen andere darauf, dass der von ihm betriebene Terror schon in seiner politischen Philosophie verankert ist: Robespierre fordert die Unterordnung des Individuums unter den Willen der Republik - seine Interpretation des allgemeinen Willens von Rousseau. Tugend und Schrecken gehören für ihn zusammen und sind die Motoren der Revolutionsregierung. "Ohne die Tugend ist der Terror verhängnisvoll, ohne den Terror ist die Tugend machtlos. Der Terror ist nichts anderes als die unmittelbare, strenge und unbeugsame Gerechtigkeit", so Robespierre. Bogen überspannt Ab dem Juni 1794 bedarf es nicht einmal mehr Beweisen für Verurteilungen. Robespierre fordert schließlich auch die Säuberung von Wohlfahrtsausschuss und Konvent und weigert sich, die Schreckensherrschaft zu beenden. Damit überspannt er den Bogen: Am 27. Juli 1794 wird er selbst verhaftet. Schaurige Hinrichtung Ihm gelingt die Flucht, bei einem angeblichen Selbstmordversuch verletzt er sich schwer am Kiefer, überlebt aber. Seine Hinrichtung gemeinsam mit 21 Gefolgsleuten, darunter sein Bruder, am nächsten Tag wird dann, glaubt man der Biografie seines Henkers, Charles-Henri Sanson, zu einem schaurigen Spektakel. Der Verband, der seinen Kiefer hält, wird heruntergerissen, schon vor seiner Enthauptung fließt Blut in Strömen. Die Brutalität, mit der Robespierre vorgegangen war - in gerade einmal 49 Tagen vor seinem Tod wurden 1.376 Personen verurteilt -, trifft nun ihn selbst. In Frankreich verdrängt? Fast könnte man sagen, Frankreich, das die Revolution noch immer als Säule des Nationalbewusstseins mit sich trägt, habe Robespierre verdrängt: An seinen Geburtstag vor 250 Jahren erinnern nur ausgesuchte Medien. Keine Straße oder Platz in Paris trägt seinen Namen, auch wo sein Grab liegt, ist unbekannt. Auch Frankreichs Literaten ignorierten die Figur des Robespierre lange. Die Briten Robert Southey und Samuel Taylor Coleridge schreiben hingegen schon in seinem Todesjahr das Drama "The Fall of Robespierre". Und in Georg Büchners "Dantons Tod" bekommt er 1835 auch einen Platz in der Weltliteratur. Quelle:www.orf.at http://www.amis-robespierre.org/ Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Empfohlene Beiträge
Dein Kommentar
Du kannst jetzt schreiben und Dich später registrieren. Wenn Du ein Konto hast, melde Dich jetzt an, um unter Deinem Benutzernamen zu schreiben.