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BND-Informant führte zum Irak-Krieg

 

Der Ex-CIA-Chef von Europa deckt in einem Buch auf, wie ein BND-Informant die USA in den Irak-Krieg führte – obwohl die Deutschen davor warnten.

Von FOCUS-Online-Redakteur Fabian Löhe

 

 

An jenem Mittag im September 2002 muss der Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) schon wieder warten. Der Mann mit dem Vornamen Lothar sitzt in einem Restaurant im Washingtoner Viertel Georgetown und versucht verzweifelt, nicht ständig auf seine Armbanduhr zu blicken. Der Deutsche ist pünktlich zu dem verabredeten Mittagessen erschienen – doch CIA-Kollege Tyler Drumheller kommt wie immer 15 Minuten zu spät. Bei dem Treffen soll es um einen irakischen Überläufer mit dem Decknamen „Curveball“ gehen – und um den bevorstehenden Krieg gegen den Irak.

 

Der BND-Agent will nicht, dass die Amerikaner „Curveball“ zu wichtig nehmen: „Also, unter uns, und ich werde es abstreiten, wenn jemals etwas davon herauskommt: Wir haben große Zweifel bei diesem Kerl. Er ist sehr sprunghaft. Zudem handelt es sich um eine einzelne Quelle, dessen Berichte nicht bestätigt werden konnten. Ich persönlich bin der Meinung, er könnte ein Schwindler sein.“

 

Bei der CIA klingelten die Alarmglocken

 

In seinem eben erschienen Buch „Wie das Weiße Haus die Welt belügt“ beschreibt Drumheller, der ehemalige Chef der CIA in Europa, wie nach diesem Gespräch bei ihm alle Alarmglocken klingelten. Genutzt hat es jedoch nichts: Am 5. Februar 2003 behauptet der damalige US-Außenminister Colin Powell in seiner Rede vor den Vereinten Nationen, der Irak verfüge über mobile Laboratorien für die Herstellung biologischer Kampfstoffe. Ein Krieg sei gerechtfertigt. Die Bush-Regierung wollte offenbar unbedingt den „Rauchenden Colt“ sehen – und bezog sich dabei auch auf die Aussagen des BND-Informanten. Dabei war ihr bekannt, dass die Glaubwürdigkeit der Quelle zweifelhaft war.

 

Laut Drumheller gibt es eine beträchtliche Anzahl von Emails, die belegen, dass die CIA versuchte, die Regierung vor „Curveball“ zu warnen. Dabei muss es heiß hergegangen sein. Drumhellers Kollegin soll an eine andere Abteilung schon mal „fuck you“ geschrieben und auf einem Meeting gesagt haben: „Hören Sie, Sie können mich im Schaufenster von Macy’s am A… lecken.“ Denn „Curveball“ war offensichtlich nichts weiter als ein ehemaliger Taxifahrer aus Bagdad, bei dem die CIA Alkoholprobleme vermutete.

 

Irakische Bio-Waffen auf Niveau eines Biologiebaukastens für Kinder

 

Etwa zur selben Zeit erhielt Drumheller Informationen einer weit glaubwürdigeren Quelle aus dem engsten irakischen Regierungszirkel. Im Buch verschweigt er zwar den Namen, doch die amerikanische CBS-Fernsehsendung „60 Minutes“ deckte bereits auf, dass es sich dabei um den damaligen irakischen Außenminister Naji Sabri handelte. Der konnte wesentlich glaubwürdiger als Curveball belegen, dass Saddam Husseins Atomprogramm ins Leere läuft und die biologischen Waffen vergleichbar waren mit dem Niveau eines Biologiebaukastens für Kinder.

 

„Wenn wir damals eine Gelegenheit gehabt hätten, diesen Berichten nachzugehen, dann hätten wir Zeit gehabt, eine Strategie für die Zeit nach dem Krieg zu entwickeln“, schreibt Drumheller. Doch die Antwort der Regierung auf die CIA-Einwände war ernüchternd: „Es ist an der Zeit, dass Sie lernen, dass es nicht mehr um Informationen geht. Es geht um einen Regimewechsel.“

 

 

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