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Ich war eine zeitlang mitten in dieser Debatte :)

 

Hier meine Texte damals:

 

 

(25.08.2011) Der politisch gefärbte Islam

 

 

Der politisch gefärbte Islam

 

Ein Muslim kann liberal sein. Er kann demokratisch sein. Er kann sich konservativ geben. Kommunistische und laizistische Muslime gehören ebenfalls zur Realität. Auch gibt es linke und rechte Muslime, rote und grüne Muslime, wie auch sozialistische und apolitische Muslime. Das alles ist möglich und keine Fantasievorstellung!

 

Das erste Adjektiv gibt in diesem Fall eine politische oder ideologische Orientierung wieder. Diese Orientierungen können im Kern islamisch sein oder auch nicht. Es liegt bei jedem Muslim selbst, ob er die nichtmuslimischen Elemente, falls vorhanden, aus den jeweiligen Orientierungen aneignen und mit seiner Identität in Einklang bringen kann.

 

Alle diese Orientierungen sind jedoch von Menschen gemacht. Sie sind Ideen, Philosophien oder Meinungen, wie eine Gesellschaft funktionieren kann. Sie sind nicht absolut und sind dem Wandel der Zeit ausgesetzt.

 

Der Islam jedoch ist keiner “menschlichen Idee” entsprungen. Es ist der din (ungefähre Bedeutung: Religion), dessen Inhalt vom Schöpfer gefüllt ist. Dieser din beginnt nicht bei Muhammed. Vielmehr ist der Islam die Hingabe an das System Gottes, dessen Verkündung mit Adam begann und Muhammed endete.

 

Dass heißt, der Islam ist die Gesellschaftsvorstellung, die den menschlich-gemachten Orientierungen (s.o.) vorangeht. Es ist schon die “ausgearbeitete” Systemgestaltung für den Menschen schlechthin.

 

Daher macht es nicht viel Sinn, den Islam mit politischen Etiketten zu beschmücken. Der Islam ist weder liberal, konservativ, demokratisch, sozialistisch, grün etc. Der Islam ist einfach nur der Islam. Die Vorstellung, es gebe einen liberalen Islam, einen konservativen Islam, einen laizistischen Islam etc. impliziert, dass der Inhalt des Islams widersprüchlich ist. Denn wenn der eine Islam liberal ist und der andere konservativ, wie ist das genau zu verstehen?

 

Die Muslime, die sich also dem System Gottes hingeben, können aber selbstverständlich politische Orientierungen haben und sich so bezeichnen. Der Muslim kann liberal sein, konservativ sein. Der Islam jedoch nicht.

 

Denn der Schöpfer ist absolut, die Schöpfung aber relativ. So sind auch die Gedankengänge des Menschen höchst eingegrenzt. Den Islam mit relativen, subjektiven, endlichen und beschränkten Ideen der Menschen zu bekleiden, kann nicht im Sinne eines Muslims sein.

 

Daher muss in der gegenwärtigen Debatte darauf verzichtet werden, den Islam politisch zu färben. Stattdessen sollte man von Muslimen sprechen.

 

Cemil Sahinöz, Deutsch-Türkische-Nachrichten, 25.08.2011

http://www.deutsch-tuerkische-nachri...011/08/176315/

 

 

 

 

 

 

 

 

(29.08.2011) Wie liberal ist der “Liberale Islam” wirklich?

 

 

Wie liberal ist der “Liberale Islam” wirklich?

 

 

Als ich den Text “Der politisch gefärbte Islam” schrieb, wusste ich nicht, dass ich mich mitten in einer polemischen Debatte wiederfinden würde.

 

 

Ich bin kein Facebook-Diskutant und meide bewusst Diskussionen im meiner Meinung nach Asozialen Netz. Daher hatte ich diese Liberal-Konservativ Debatte im Lichte der Wissenschaft betrachtet und meinen Artikel nur über die Semantik “Liberaler Islam”, “Konservativer Islam”, “Grüner Islam” etc. verfasst. Meine Absicht war es nicht, in die anscheinend schon existierende Polemik auf Facebook “Liberal vs. Konservativ” einzugehen.

 

 

Doch schnell wurde mir deutlich, dass sich dort inzwischen zwei Lager gebildet hatten. Die einen bezeichneten sich als Liberale. Das “Gegenlager” bezeichnete sich nicht als politisch, wurde jedoch eben von diesen “Liberalen” als “Konservative” bezeichnet.

 

 

Interessanterweise wurde ich ebenfalls als “Gegner der Liberalen” abgestempelt, wo ich mich doch schon ein Leben lang als liberal bezeichnet hatte. Ich war schon liberal, da dachte der heutige „Liberale Islam“ noch, das sei etwas Atheistisches. Dennoch werde ich als „Gegner der Liberalen“ abgestempelt. Dies zeigt mir noch einmal deutlich, dass diese Diskussion im Internet nur polemisch ist.

 

 

Auch waren es in der Tat nur Anhänger eines bestimmten Vereines, die mich beleidigten. Sie beschimpften mich als Salafist, da ich nur einen Islam propagieren würde. Paradox, dass ich eben von diesen Salafisten des Öfteren als Heuchler und Ungläubiger beschimpft wurde und ich immer wieder in meinen Arbeiten von der Vielfalt des Islams spreche.

 

 

Die Vereinsmitglieder drängten mich direkt in eine Ecke, in der ich nicht sein wollte und zeigten mir, dass sie ganz und gar nicht “liberal” sind. Mein Text richtete sich nicht einmal im Entferntesten an diesen Verein oder ihre Mitglieder. Weshalb diese Reaktionen mich überraschten.

 

 

Jegliche Meinungsunterschiede wurden – zum Paradox des Liberalen – sofort als Hetzkampagne bewertet und jeder Kritiker als Radikaler, Konservativer Muslim. Plötzlich schrieben mich dutzende Personen an, die von den Mitgliedern des Vereines auf Facebook geblockt worden sein.

 

 

Ich bin nicht jemand, der um den heißen Brei redet. Als Außenstehender von diesen Internet-Diskussionen möchte ich direkt sagen, worum es anscheinend eigentlich in dieser ganzen Debatte geht: Um die Orthopraxie des Islams.

 

 

Es geht eben ums saum (Enthaltsamkeit, Fasten), salat (Gebet, Namaz), Bedeckung (speziell Kopftuch). Dann geht es auch um Homosexualität, die Helal-Schlachtung etc.

 

 

Doch die Mehrheit der Diskutanten redet um den heißen Brei herum. Sie beschimpfen sich, beleidigen sich etc. Greifen die Menschen – wie mich z.B. auch – persönlich an. Nicht über den Inhalt, sondern über die Personen wird gestritten.

 

 

Meine Betrachtung als Außenstehender mag ja falsch sein, doch letztendlich geht es diesem Verein um ein inhaltlich leeres, calvinistisches Verständnis des Islams. Das hat mit “liberal” nun wirklich nichts zu tun.

 

 

Es wird in der Tat ein Islam propagiert, der keinerlei Verpflichtungen hat. Der Islam wird, wie es im Christentum auf die Liebe reduziert wird, auf den Glauben an Allah reduziert. Offensichtliche Ayets (Verse) des Korans werden total ignoriert oder als nichtzeitgemäß abgestempelt. Ich, als ein echter liberaler Mensch, kann mit solchen Äußerungen, die ich für falsch halte, leben, solange nicht versucht wird, diese Sicht als repräsentativ darzustellen.

 

 

So scheint mir diese ganze Debatte zudem als eine Sommerloch-Scheindebatte. Die Muslime spalten sich unnötig – im Ramadan – in politische Lager. Ernsthafte Ergebnisse sollte man hier nicht erwarten. Man sollte auch nicht den gefährlichen Weg gehen, die eine oder andere Gruppe als Nichtmuslime zu entlarven. Auch dies kommt zu oft vor. Die Herzen kennt nur Allah und Er entscheidet und richtet.

 

 

Schön wäre es, wenn diese internet-polemische Debatte auf die akademischen Ebene geführt und weiterdiskutiert wird.

 

 

Letztendlich sind das Eindrücke eines Außenstehenden, der sich nicht in diese Art von Polemiken im Asozialen Netz einmischt. Es ist jedoch das Bild, dass mir bei Betrachtung dieser Diskussionen vermittelt wurde.

 

 

Cemil Sahinöz, Deutsch-Türkische-Nachrichten, 29.08.2011

http://www.deutsch-tuerkische-nachri...011/08/178525/

 

 

 

 

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