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Ähnlich wie Ticktack denke ich dass es Zeit ist mich aus dem Islamforum zurückzuziehen. Ursprünglich gab es für mich zwei Gründe hier überhaupt einzusteigen. Zuerst sicher der Reiz "des Neuen", meine eigene (religiös geprägte) Erziehung und der damit verbundene, nicht einfache Ablösungsprozess, und zu guter Letzt: eine gute Freundin von mir die als Lehrerin arbeitet und die damit konfrontiert wurde, dass eine muslimische Schülerin einer anderen Schule sie darum gebeten hatte ihren Aufsatz zur Korrektur zu lesen. Das Credo dieses Aufsatzes war, dass alles was die moderne Wissenschaft zu bieten hätte, ja schon im Koran stünde. Ich arbeite selbst in der Wissenschaftswelt und diese Aussage hatte mich neugierig gemacht. Zusätzlich musste ich vor einiger Zeit den Zug von Lyon nach Toulouse nehmen und hatte mir im Bahnhof zur Reise ein wissenschaftliches Magazin mit dem Islam als Thema gekauft. All diese Dinge haben also meine Neugier geweckt. Also machte ich mich auf die Suche nach "den Wundern des Korans". Das Erste "Wunder" mit dem ich durch Cemil Kaya (soweit ich mich erinnere) konfrontiert wurde war das "Wunder" der (korrekten Voraussage durch Mohamed) betreffs "Schlacht zwischen Byzanz und den Persern am Toten Meer". Dies hatte mich urspünglich tatsächlich zum Nachdenken gebracht. Weitere Nachforschungen meinerseits ergaben aber dass es diese Schlacht am Toten Meer wohl nie gegeben hat. Als ich nach Quellen verlangte wurde mir ausschliesslich(!) Zitate aus dem Koran als Beweis vorgelegt, im Klartext: der Versuch den Koran mit dem Koran selbst zu beweisen. Ich gehe heute davon aus das die Geschichte mit der Schlacht am Toten Meer frei erfunden ist, welcher historische Heerführer käme auch auf die Idee seine Truppen in einer der trockensten Landschaften der Erde zum Verdursten zu führen ! Weiter ging es mit dem "Bienenwunder", also das Mohamed schon vor 1400 Jahren wusste dass die (Arbeiter-) Biene weiblich sei und Shakespeare es (wahrscheinlich) nicht wusste. Seitenlanges Nachbohren meinerseits (und Ioreks) brachten schliesslich zutage dass die arabische Sprache in ihrem Satzbau - wie im Deutschen - eben "die Biene" verwendet, ohne aber damit explizit auf das biologische Geschlecht der Biene zu verweisen. Als die in der Diskussion federführende "Schwester Novae" letzlich diesen Fakt eingestehen musste (und damit implizit einräumte dass sie uns seitenlang in die Irre geführt hatte) kam es ihrerseits zum Wutausbruch à la: wer die Überlegenheit des Korans nicht sehe sei eben dumm oder ignorant, basta. Danach wurden die Behauptungen immer hahnebüchener: "Die 7 Erden" = Exoplaneten (oder nach Belieben Erd bzw Athmosphärenschichten); 50000 Erdjahre = 1 Engeljahr - und das damit die Relativitätstheorie schon im Koran stünde; Die Sonne die als "Lampe" beschrieben wird - und damit als schlagender Beweis für die Koran'sche Erwähnung der dort stattfindenden thermonuklearen Reaktionen herhalten muss; Berge und ihre Wurzeln; die komplett abwegigen Darstellungen zur Embryologie und was weiss ich noch alles. Nur liebe Leute, mit Wissenschaft hat das alles nichts zu tun sondern viel mehr mit dem Wunschdenken der "Überlegenheit des Korans" und seiner (vermuteten) göttlichen Natur. Um zumindest noch den letzten Zipfel noch zu retten ging es - jenseits der wissenschaftlichen Ebene- noch um die sprachliche Überlegenheit des Korans. Nur, solange keine klaren Kriterien mit der die Überlegenheit belegt werden kann gegeben werden und bei diesem Wettstreit auch keine ausserislamischen Experten zugelassen sind, ist diese Behauptung nur Schall und Rauch. Diese Problematik haben nicht nur ich sondern auch einige (wenige) muslimische Wissenschaftler erkannt wie z.B. der hier Lyoner Astrophysiker (auf Deutsch), meine Beiträge hier Muslims & Science (Eng) bzw Muslims in science (Eng) und z.B. und vor allem der hier: Nidhal Guessoum (Eng) gehen in die gleiche Richtung. In Anbetracht dessen was ich aber sonst so in Islamseiten auf dem Internet lese sind diese (kompetenten) Muslime leider noch seltener wie einsame Rufer in der Wüste. Unglücklicherweise ist das noch lange nicht alles: Angeblich ist der Islam perfekt, woher kommen dann all die offenen Wiedersprüchen sei es in der Logik oder in den Aussagen des Korans ? - Allmacht und Allwissen eines Gottes sind mit dem freien Willen eines Menschen nicht vereinbar. Auf alle meine Fragen und Gedankengänge im entsprechenden Thread kamen (bestenfalls) nur Plattheiten oder Koranzitate. - Das Himmelsparadoxon: Wie kann ein Elternteil im Himmel (Ort des perfekten Glücks) glücklich sein wenn gleichzeitig ein(ige) der eigenen Kinder in der Hölle schmoren ? - Warum haben Muslime die als solche geboren werden einen Heimvorteil ? (Kinder von Muslimen werden nunmal ungleich wahrscheinlicher selbst Muslime wie Nichtmuslime). - Warum hat Gott Milliarden von Jahren gewartet um uns zu erschaffen und um -noch deutlich später- "seine" Religion zu verkünden ? - Wenn die Botschaft im Koran so glasklar ist, warum ist dann der Islam in sich selbst so zerstritten ? - Ganz zu Schweigen von der "Barmherzigkeit" - die aber nur die Muslime betrifft, und die sich schnell in unvorstelbare Grausamkeiten wandelt wenn von Nichtmuslimen die Sprache ist. - Die Abrogationen wie z.B. Wein der manchmal gut und manchmal schlecht ist etc. - Man stelle sich die Perversion vor, daß Jesus am Jüngsten Tag seine komplette "Fangemeinde" in die Hölle schicken muss. Kommt euch dieser Gedanke nicht abstrus vor, Nein ? - Die 100%ige "Unveränderlichkeit" des Korans - Warum wurden dann die Sanaa Schriften des Korans neu überschrieben ? Wer mehr Widersprüche will braucht sich nur diese Webseite: Koran und Widerspruch (Englisch von Muslimen geschrieben) zu geben. Die Autoren merken gar nicht wie peinlich die meisten ihrer, an den Haaren herbeigezogenen Rettungsversuche sind. All diese Fragen, aber Antworten ? Weniger wie heiße Luft ! Doch damit nicht vorbei: Warum wird, wie TickTack hier vermerkte die Evolutionstheorie (ET) hier so heiss diskutiert und nicht die Quantenmechanik ? Ganz einfach weil jeder denkt die Kernaussage der ET zu verstehen. Das einem bei dem Gedanken letztlich auch "nur" ein Tier zu sein ein unangenehmes Gefühl beschleicht kann ich nachvollziehen. Dann aber mit dem Koran bewaffnet in den Kampf gegen die ET zu ziehen, ohne auch nur die geringsten (wirklichen) Kenntnisse zu haben zeugt eher von der Unfähigkeit, genauer von "religiöser Motivation" der Streitenden als von Fehlern in der ET. Wie TickTack bemerkte, redet hier niemand von der Quantentheorie weil sie niemand versteht. Dummerweise schiebt die heutige Sichtweise der Quantenwelt (genauer "die Kopenhagener Interpretation") einem allwissenden Gott eh' weitgehend einen Riegel vor, nur kapiert das hier keiner (Einstein hatte diese Problematik sehr wohl verstanden und erfolglos versucht sie zu widerlegen obwohl er weitgehend Agnostiker war). Ich könnte noch eine gute Weile so weiter machen, letztlich denke ich aber eh' dass die meisten gar nicht so weit gekommen sind weil sie entrüstet über meine Ausführungen schon weitergeklickt haben. Deshalb denke ich es auch denen die es bis hier ausgehalten haben auch zumuten zu können meine (persöhnlichen) Theorien zum Islam/Koran auszudrücken. Im Gegensatz zu 80% der Weltbevölkerung habe ich zumindest den Versuch gestartet den Koran zu lesen. Das Gefühl das mich dabei beschlichen hat war erst eine gewisse Anwiderung ob der ständig drohenden Strafen und dem absoluten Unterwerfungsanspruch, dann Langeweile und schließlich das Gefühl Zeuge eines gigantischen Schwindels zu werden. Warum ? Eines der Hauptmerkmale eines Scharlatans ist für mich die Aufstellung von Vorzugsregeln für sich selbst. Seien diese nun weltlicher Natur (Reichtum), Verhaltensmässig (Sonderregeln fürs Essen/Nahrungsmittel/Genussmittel, Kleidung, Betragen), angebliche göttliche Sonderstellungen (um den eigenen Anspruch, genauer "Machtanspruch" zu festigen) oder gar explizit sexuelle "Vorteile".(Ich will hier nicht weiter auf das leidige Thema "Aischa" eingehen und höchstens anmerken dass sie selbst angab noch mit den Puppen gespielt zu haben als der Prophet sie "zu sich nahm"). Ich lasse euch selbst (die ihr ja den Koran und die Hadithen besser wie ich kennt) entscheiden in welchen der hier von mir angesprochenen Ausnahmerechten Mohamed "punktet", unbeschadet kommt er aber selbst bei der wohlwollendsten Betrachtungsweise nicht davon. Auch sein persöhnliches Verhalten erscheint mir mehr als fragwürdig. Die Tatsache dass er den kompletten Stamm der Banu Quaraiza angriff(!) und auslöschte (D) wird im Islam meist damit gerechtfertigt dass der Urteilsspruch ja von Sa'd ibn Mu'adh ausging. Auch wenn es er war, der effektiv das (Todes)Urteil gefällt hatte (und er somit die Hauptverantwortung trägt) hatte Mohamed durchaus die Macht die Stammesmitglieder zu begnadigen (ja, man nennt so etwas "barmherzig"). Er hat es nicht nur nicht getan, sondern sogar aktiv die Vollstreckung des Urteils angeordnet und überwacht. Dies und insgesamt die kriegerische Herangehensweise Mohameds lässt mich vermuten dass der Koran eher als "moralische Absegnung" seiner Herrschaft diente denn religiösen Gründen. Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich denke nicht das Mohamed den Koran zu diesem Zweck "frei erfunden" hat. Ich gehe in der Tat davon aus das die Visonen die er hatte "real" waren, aber eben "real" im psychologischen und nicht im religiösen Sinn. Letztlich waren diese "Eingaben" (ihr nennt es Offenbarung) aber nur die Konkretisierung seiner eigenen Machtfantasien - die er auch auch in der Praxis so ausgelebt hat- und unzweifelhaft nicht göttlicher Natur. Ich gehe natürlich davon aus, dass die Meisten die diese Zeilen hier (in einem Islamforum !) lesen dabei die Haare zu Berge stehen, aber so funktioniert nun mal Meinungsfreiheit. Es muss möglich eben auch unbequeme Thesen zu diskutieren, ich habe mir im Gegenzug ja auch geduldig die tollsten Geschichten angehöhrt wie unbeschreiblich gut Mohamed ja eurer Meinung nach war. In der islamischen Literatur wird immer wieder (ablehnend) über etwaige nicht-göttliche Gründe theoretisiert die Mohamed angetrieben haben könnten (Schizophrenie, Manie etc), mit der Intention zu beweisen das Mohamed eben nicht krank war als er diese Suren niederschreiben ließ. Um diese Frage zu beleuchten hilft es kurz bei der Konkurrenz 'reinzuschauen. Z.B. bei meiner Lieblingsreligion: Die Mormonen. (auf D). Ihr Gründer Joseph Smith erhielt wie Mohamed angeblich Besuch von einem Engel (diesmal Engel Mormon) und auch ihm wird angeblich eine göttlich-religiöse Botschaft die auf der Bibel basiert offenbart. (Parallelen mit dem Islam sind schon hier rein zufällig). Diesmal werden aber ausser dieser "Offenbarung" zusätzlich noch göttliche Botschaften über goldene Platten vermittelt (die dann auf ebenso wunderbare Weise wieder verschwinden). Die Crux dabei ist, daß es diese Sekte/Religion mit diesem Trick tatsächlich schafft einen Bogen zwischen den israelitischen Stämmen bis nach Amerika zu schlagen (wie man im hier angegebenen Wikipediaartikel nachlesen kann). Die christliche Religion und die Geschichten im historischen Israel werden damit gewissermassen auf amerikanische Basis (und Boden) gestellt. Auch hier, gibt es natürlich Parallelen zwischen dem Islam i.B. mit Mohameds Himmelfahrt (Isrāʾ, Miʿrādsch etc) wo faktisch ebenso die historisch christlich/jüdischen Orte (i.B. Jerusalem) gewissermaßen in den Islam eingegliedert werden, bzw. durch die (massive) Bezugnahme auf das Christentum im Koran (und die komplette Übernahme der jüdisch/christlichen "Urväter" diese in seinem Fall faktisch "arabisiert" wird (unterstrichen noch durch Aussagen wie die "göttliche arabische Sprache"). Pas bête la guêpe ! Leider sind wir noch immer nicht am Ende (auch wenn's weh tut): Joseph Smith hat es ebenso mit politischer Macht versucht: Kleinkriege in denen er sich sogar mit der amerikanischen Armee angelegt hat, bloß - und hier hatte er eben Pech, er wurde bezwungen wo euer Prophet eben mehr (militärisches) Glück hatte. Dass es noch viel mehr Parallelen gibt: eben das "Buch Mormon" das gewissermaßen das Pendant des Korans darstellt, die ungeregelte Nachkommensfrage die zur Aufspaltung seiner jungen Sekte führte und die Sache mit der Polygamie, sei nur eben so mal am Rande eingeworfen. Resumée: man muss nicht wirklich psychisch krank seine um ein "heiliges Buch" zu verfassen bzw. "göttliche Visionen" zu haben. So, ich habe euch hier nur mal einen "Alternativpropheten" mit seinen Ähnlichkeiten vorgestellt. Wenn ich wollte, könnte ich soviele davon finden wie Sand am Meer, wie z.B. der da. Im Klartext: Euer Prophet reiht sich nahtlos in eine ganze Serie von anderen "Propheten" ein die ihr (wie ich) als Scharlatane ansehen würdet. Nur, bei eurem Eigenen macht ihr eine Ausnahme. Komisch nicht ? So wird oft auf vielen Islamseiten im Internet rethorisch nachgefragt welche "niedrigen" Beweggründe Mohamed wohl hätten antreiben können den Koran zu schreiben [genauer aufschreiben zu lassen]. Um die Antwort zu finden schlage ich euch folgende Übung vor: Es genügt probeweise in einer x-beliebigen Sure/Vers "Allah" durch "Mohamed", dann: "andere Götter" durch "Rivalen" und die Gruppe der "Frevler, Ungläubigen, Götzendiener etc" durch das Wort "Gegner" zu ersetzen um die Antwort zu finden. Ich lasse euch diese Übung selbst machen und über das Ergebniss reflektieren. Damit nicht genug: Die Jinns. Ich habe sowohl hier im Forum wie auch schon auf englischsprachigen Islamseiten regelmässig miterlebt daß wenn jemand ein "Jinn-Erlebniss" berichtete die Moderatoren (die ja oft über eine bessere Bildung und eine aufgeklärtere Sichtweise verfügen) bei diesem Thema eher abwiegelnd reagiert haben. Ich denke dass im Islam die Jinns ungefähr die Rolle haben wie der Exorzismus im Christentum. Natürlich gibt es immer noch viele die an Jinns (bzw Bessessenheit durch den Teufel im Christentum) glauben, insgesamt aber doch eine Art Misstrauen gegenüber diesem Thema vorherrscht (man kann diese Aussage direkt hier im Forum überprüfen). Dies ist auch kein Wunder, im Falle des Islams sind die Jinns eine ziemlich klare (Re-)Kristallisation der polytheistischen Welt in dem Mohamed schliesslich aufwuchs. Die Jinns nehmen dabei die Rolle der (weitgehend bösen) kleinen Nebengötter ein. Jetzt mal ehrlich: wenn im Koran von (unsichtbaren) Drachen und Halbdrachen die Rede wäre, würdet ihr dies genauso bedingungslos schlucken ? Ich fürchte die Antwort zu kennen. Zur Gegenwart: Das scheinbare Wiedererstarken des Islams (immer mehr Länder die die Scharia einführen, Moscheenbau ohne Ende, Abkehr von breiter Bildung zugunsten von Koranstudien, zunehmendes Verhüllen von Frauen und wilder Bartwuch bei den Männern) oder wie ihr es nennen würdet: "Die Rückkehr der Spiritualität", kann über eines nicht hinwegtäuschen: Die innere Zerissenheit des Islams. Ich sehe es als durchaus positiv an, dass sich hier im Forum die meisten von durchgeknallten Djihadisten distanzieren. Das heisst aber noch lange nicht dass auch hier keine Fundamentalisten am Werke seien: Früher "Nazli" mit ihren "Scharia für alle" Rufen oder heute "Peace" mit "Solang es nicht im Koran steht glaub ich es nicht" sind nicht gerade als Leuchten der Aufklärung zu sehen und letztlich dem Islam auch nicht zuträglich. Generell habe ich hier erfahren dass der heutige Islam zwar auf der Oberfläche so tut als ob er wissenschaftsfreundlich wäre, sonald es aber zu offenen Widersprüchen zwischen Islam und Wissenschaft kommt, die Wissenschaften als "materialistisch" abgestempelt werden. Nur: eine moderen Gesellschaft die dutzende, ja hunderte von Millionen von Menschen zu ernähren und versorgen hat kann dies nicht mehr ohne Wissenschaft und moderne Medizin (die ja wieder auf der Wissenschaft fußt) - ausser sie hat genug Öl um sich diesen Luxus zu leisten. Das Öl wird aber nicht ewig sprudeln und dann werden Länder wie Saudi-Arabien die bislang diese "islamische Renaissance" finanziert haben auch die Koranschulen nicht mehr bezahlen können weil sie sich mit den eigenen inneren Spannungen wenn nicht gar Revolutionen auseinandersetzen müssen. Natürlich wird man mir an dieser Stelle das Beispiel der Türkei entgegenhalten die scheinbar eine (Re-)islamisierung und Fortschritt zu vereinen vermag. Ich wage zu behaupten dass das was wir soeben sehen die Früchte der Vergangenheit sind: Die Türkei als prinzipiell laizistischer Staat in engem Kontakt mit dem Westen konnte die Entwicklung der geistigen Freiheit - für Forschung unverzichtbar - zumindest ein Stück weit zulassen. Dies war sicher dem Aufstreben der modernen Türkei hilfreich. Ähnliches gilt auch für Länder wie Malaysia und Indonesien, der interessierte Leser möge sich aber die prozentuale Verteilung der Religionen und die Staatsformen in diesen beiden Ländern ansehen. Ähnlich wie in der Türkei kommt auch dort die (relative) Stärke von einem praktizierten Laizismus in Kombination mit modernen Staatsformen zum Tragen. Die Rückkehr in die Vergangenheit droht aber auch hier diese Erungenschaften wieder zunichte zu machen. Nun, die Ausanandersetzung zwischen "Moderne" und religiösem Konservatismus steht für mich aber erst am Anfang, unsere Diskussionen hier im Internet oder der Gezi-Park in der Türkei sind dabei nur die Nebenschauplätze. Was einst den Islam aber gross und stark werden liess war aber genau die Denkfreiheit: Die sogenannte Blütezeit des Islams ging Hand in Hand mit (geistiger) Freiheit und wohl auch Hedonismus. Der Dichter Al Marri der sich schon vor 1000 Jahren im muslimischen Umfeld als Agnostiker outen konnte müsste heute in den meisten muslimischen Ländern mit massiven Haftstrafen oder gar Schlimmeren rechnen. Die damalige Koexistenz von Christen, Juden und eben Muslimen, wenngleich von muslimischer Dominanz geprägt, war durchaus offen genug diese Koexistenz (und letzlich auch Querdenker) zuzulassen. Profitiert haben davon alle, nur als dieses System von den religiösen Eiferern abgesägt wurde, war es auch mit der Blüte vorbei. Leider dient heute aber die "Blütezeit des Islams" eher als Feigenblatt um zu übergehen dass die meisten heutigen islamischen Gesellschaften sowohl auf wissenschaftlicher wie auf wirtschaftlicher Ebene weit hinter dem Rest der Welt zurückgeblieben sind. Was die Zukunft angeht, wage ich eine Prognose. Ein guter Einstiegspunkt ist dieser Beitrag von Peace, weil er symptomatisch für die Problematik des heutigen Islams steht. Hin und hergerissen zwischen der Moderne, für die hier räpresentativ die Evolutionstheorie (ET) steht und dem traditionell religiösen Denken drückt sie in diesem Beitrag den Konflikt der sich ihr stellt sehr klar aus. Es gibt nunmal einfach Aussagen der modernen Wissenschaft die - wenn man sie zu Ende denkt mit gewissen religiösen Doktrinen im Konflikt stehen. Als Gegenpol zur islamischen Sichtweise hatte ich auf persönlicher Ebene vor ein paar Wochen bei einem Konferenzessen einen unglaublich spannenden Abend mit einer (Deutsch-) Türkin die mir gegenüber saß. Sie wuchs in Deutschland als Kind muslimisch-türkischer Eltern mit laizistischer Einstellung auf. So sehr wie Peace die Fahne des Islams hochhält war ihr Urteil über den Islam vernichtender als alles was ich bislang darüber vernommen habe. (Ich erspare euch die Einzelheiten). Natürlich sind diese beiden Welten nur Einzelbeispiele mit geringer statistischer Aussagekraft, deshalb fahre ich jetzt allgemeiner fort. Ich denke dass die islamische Welt vor einer radikalen Umwälzung steht. Das Problem das ich sehe ist das berühmte: "Warum hat Allah uns die beste Religion gegeben um uns dann (wirtschaftlich und intellektuell) links liegen zu lassen". Die Antwort der Einpeitscher ist klar: Weil ihr nicht genug betet! Aber wir alle wissen dass durch Gebete keine Nahrung geschaffen wird und auch keine kranken Kinder geheilt werden. Es wird im Westen viel davon geredet dass der Islam noch "seine Aufklärung" - ähnlich wie bei uns braucht. Dem kann ich zwar grundsätzlich zustimmen was aber (im Westen) weitgehend übersehen wird, ist dass unsere Aufklärung "von Innen", also letztlich aus dem Christentum selbst heraus kam. Im Islam wird die westliche Forderung "dies nachzumachen" wie eine kulturelle Fremdbestimmung gesehen: es ist ja nicht "eure" Aufklärung! Sich diese Logik anzueignen würde (gefühlsmässig) bedeuten, dass das Christentum in letzter Konsequenz gesiegt hätte. Dies ist für keine Kultur einfach so hinnehmbar und daher kann die westliche Moderne auch nicht als Vorbild dienen. Gleichwohl, kann aber heute, wie gesagt, auch keine Gesellschaft die dutzende von Millionen zu ernähren hat, auf dieses moderne Wissen verzichten. Dadurch wird ein gigantisches Spannungsfeld zwischen den zwei Extremen (Moderne vs. religiöse Unterordnung) erzeugt, welche sich heute unversöhnlich gegenüberstehen. Was momentan im Irak und auch in anderen Ländern (einschliesslich Türkei) geschieht sieht von außen aus wie der unaufhaltsame Vormarsch der "Religiösen" und in der Tat gehe ich davon aus das sich die Konflikte zwischen den Fundamentalisten und der Moderne in den nächsten Jahren noch verschärfen werden. Zunehmende Polarisierung, Radikalisierung und blinde Gewalt (vor allem gegen Christen und muslimische Minderheiten wie die Schiiten), sind für mich aber eher ein Zeichen der Auflösung denn der Stärke. Als der Islam sich vor 1000 Jahren in seiner "wahren Ausdehnungsphase" war, war er -wie schon angemerkt- insgesamt deutlich mehr wie heute von Hedonismus und Toleranz geprägt. Leider erscheint mir aber die heutige Dynamik des Konflikts so, dass ich befürchten muss dass in den nächsten Jahren noch viel Blut im Namen der "Besten Religion" fließen wird. Die Polarisierung die ich schon angesprochen habe ist allgegenwärtig: 9/11, Irak als Schauplatz der Fundamentalisten, Tunesien, Lybien (aber nicht Ägypten) und wer will auch Gezi. Selbst hier im Forum habe ich den Eindruck dass der Ton in letzter Zeit rauher geworden ist. Doch das ist in meinen Augen erst der Anfang zukünftiger Umwälzungen: Zum Ersten werden die geburtenstarken muslimischen Länder durch rein wirtschaftliche (und die damit verbundenen politischen) Zwänge zwangsläufig vor die Entscheidung zwischen Moderne und Religion gestellt werden - kulturelle Fremdbestimmung hin oder her. Etwas salopp zusammengefasst: Ohne (modernes) Wissen kein Überleben. Lampedusa ist hier nur der traurige Anfang dieser Logik. Im Moment haben die (meisten) zentralarabischen Länder durch Ölvorräte den Vorteil(?) in einem ökonomischen Ausnahmezustand verharren zu können, aber irgendwann ist damit vorbei. Zum Zweiten basiert mein Gedankengang auf dem Iran, genauer Persien. Ich bin davon überzeugt, dass genau das Land das die erste "islamische Revolution" der Neuzeit erlebt hat, auch den Rückgang des Islams einleiten wird. Ich hatte einem einen guten iranischen Freund (den ich aber leider durch meinen Lebensweg aus den Augen verloren habe) und kenne auch durch meine Arbeit und mein persöhnliches Umfeld noch weitere Iraner. Mir wurde in den vielen Diskussionen die ich mit ihnen hatte klar, dass das alte Persien noch existiert. Ein Land mit gut gebildeten Leuten, die sich auch von der islamischen Revolution nicht haben vereinnehmen lassen. Die zunehmende Laizisierung des Landes (nach einem BBC Bericht leeren sich die Moscheen in den Großstädten angeblich rapide) aber auch Randnotizen, wie der kleine Youtube-Film der Iranerinnen die unverschleiert auf "Be Happy" tanzten (und die dafür kurzfristig verhaftet wurden) sind Anzeichen, dass das System langsam löchrig wird. Persönlich kenne ich den Fall einer Iranerin die bei unserem Hauptinstitut als Post-Doc angefangen hat- mit verschleiertem Haar. Mit jedem Tag den die dort arbeitete rutschte der Schleier weiter von Kopf bis sie nach ein paar Wochen mit Mini-Rock und Stöckelschuhen durch die Abteilung lief. Im Klartext heisst das aber, dass sie den Schleier auch schon vorher nur noch Pro-Forma trug. Eine weitere Quelle die ich habe ist ein Arbeitskollege der regelmässig in den Iran fährt, angeblich sind in den Kühlschränken dort mehr Bierflaschen wie bei uns zu finden. Ich hätte noch mehr persönliche Beispiele und man mag diese als Einzelfälle abtun, deshalb hier was für mich am ausdruckstärksten ist: Wissenschaftliche Entwicklung (auf Eng). Ich gehe davon aus das die meisten hier im Islamforum Türken sind. Der Inhalt dieses Artikels mag deshalb positiv aufgenommen werden. Nur denke ich, dass die Türkei diese Ereignisse aus dem Rückspiegel sieht. Attatürk hatte vor langer Zeit mit seiner laizistischen Staatsform die Wurzeln der heutigen Entwicklung gelegt, die heutige Re-Islamisierung dürfte diesen Schwung aber voraussichtlich bremsen. Genau das Umgekehrte sehe ich im Iran: Ich denke, vor allem falls es zu einer Iranisch/Amerikanischen Annäherung kommen sollte, dies die islamischen Karten ziemlich schnell neu mischen dürfte (und sonst eben langsamer). Zum einen dürfte sich das "Urland der islamischen Revolution" - dank Bildung besser als viele anderen islamischen Länder entwickeln. Zunehmende Bildung geht aber erfahrungsgemäss "auf Kosten" der Religion! Gleichzeitig ist der Iran nunmal schiitisch, was die vorherschende Dominanz Saudi-Arabiens (und die davon gesponsorten Koranschulen) empfindlich treffen dürfte. Die Korrelation aus steigendem Lebensstandard und (militärischer wie politischer) Macht und gleichzeitigem Rückgang der Religiosität wirft schon heute seine Schatten voraus. Der Gewinner aus der "Isis Krise" wird sowieso der Iran sein. Zusammengefasst denke ich: Das Land welches in der (Re-)Islamisierung vorausging wird auch dasjenige sein, dass die Entislamisierung einleiten wird. Ich denke natürlich nicht daß der Islam so mir nichts dir nichts vom Erdboden verschwinden wird, aber langfristig wird er in seiner Breitenwirkung ähnlich wie die kommunistische Idee mit dem Untergang der alten Sowjetunion (mitsamt ihrer von den Menschen nicht mehr getragenen Ideologie) seine Grenzen erfahren. Auch hier war es das erste kommunistische Land auf Erden (Russland) dass dann auch wieder den Ausstieg davon vorantrieb. Der Islam wäre nicht die erste Religion auf Erden die ein ähnliches Schicksal ereilen könnte. Ich habe wir ihr keine Kristallkugel, also lassen wir uns überraschen ob ich damit recht behalten werde. Zuletzt ein persönliches Wort: Als ich hier im Forum mit dem Diskutieren anfing wollte ich wirklich den Islam von "innen heraus" verstehen. Es ist für mich heute offensichtlich dass die meisen Muslime bei die Wahl zwischen Aufklärung und Religion letztere undiskutiert vorziehen. Nur, die Augen zumachen, um dann zu behaupten dass die Sonne ja gar nicht scheint mag kurzfristg funktionieren, aber um so länger diese Dinge verdrängt werden desto radikaler wird die Bewußtwerdung letztlich sein. Einleitend schrieb ich, dass auf alle meine Fragen hier so gut wie nie tragfähige Antworten kamen. Nur muss vor allem eine grosse Religion fähig sein sich unangenehmen Fragen zu stellen und diesbezüglich fühle ich mich vom Islam komplett enttäuscht. Als Letztes: Ich hatte mich mal einen Abend lang mit einem (französischen) Paar unterhalten das mehrere Jahre in Marokko lebte. Die Frau sagte mir dass alle Franzosen die sie dort kannten irgendwann betreffs der dortigen Kultur zynisch wurden. Um diesem Schicksal zu entgehen beschlossen beide irgendwann das Land wieder zu verlassen um nach Frankreich zurückzuziehen. Ich denke ich werde es hier genau so halten. Ich bin kein Zyniker und will es auch nicht werden. Niemand wird mir eine Träne nachweinen und alle andern meines Schlages (vor allem TickTack) sind eh' schon weg oder gegangen worden. Falls ich mit diesem Beitrag nicht gleich aus dem Forum fliege, gebe ich u.U. noch ein paar Erklärungen zu diesem Thema ab und das war's dann. Es ist sinnlos in der ET weiter zu diskutieren, es fehlt mir hier mehr als deutlich am kompetenten Gegenüber. Ich liebe das Leben und habe genug andere Dinge die mich interessieren als hier meine Zeit zu verplempern. Als Allerletztes: Ich bin nicht euer Feind, ich habe in meinem Studentenleben viel und gern mit (muslimischen) Türken zusammengearbeitet und würde das auch heute noch so tun. Letztlich wünschte ich daß ihr zwischen dem Überbringer von (gefühlten) schlechten Botschaften und den Botschaften selbst unterscheiden lernt. Airmano
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@k-c Schau' dir mal den an: http://forum.misawa.de/showthread.php/17477-Islam-warum/page3 und geh' dann auf den Beitrag "#86" Grüsse: Airmano
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@Webmaster
Wäre es möglich im Umfrageforum den Zugang zum Ergebniss von der vorherigen Teilnahme an der Abstimmung abhängig zu machen ? Ich sehe bei allen Fragen ein Vielfaches an denen die sich die Ergebnisse anschauen als diejenigen die effektiv dazu beitragen/abstimmen und zwar soweit dass die Umfragen ihren Sinn verlieren.
Danke Airmano