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Arbeit unter unmenschlichen Bedingungen

Ein zimperliches Geschäft war die Hochseefischerei noch nie. Doch Zustände an Bord von Schiffen, wie sie eine britische Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisation in einem aktuellen Bericht beschreibt, sind schlicht schockierend. Matrosen auf diesen Trawlern würden wie Sklaven gehalten, heißt es darin. Der Fang aus diesem schmutzigen Geschäft landet auf europäischen Tellern.

 

Die britische Environmental Justice Foundation (EJF) berichtet von Zwangsarbeit, Gewalt und Freiheitsentzug auf Schiffen vor der Küste Westafrikas. Die meisten Crews hätten kaum sauberes Trinkwasser zur Verfügung und würden mitunter für Monate oder sogar Jahre kein Land sehen. Oft würden ihnen auch sämtliche persönliche Dokumente abgenommen.

 

Die betreffenden Schiffe, so die EJF, seien für Unternehmen unterwegs, die illegale Fischerei betreiben. Diese Piratenfischer arbeiten ohne Lizenz, überschreiten Fangquoten oder ignorieren diese genauso wie sämtliche Schutzbestimmungen für Fischbestände und Mannschaft.

 

Schiffe in der EU registriert

Bei einem Lokalaugenschein seien Aktivisten der britischen Umweltschutzorganisation auf Hightech-Trawler vor den Küsten Sierra Leones und Guineas gestoßen, die in Fischereiverbotszonen ihre Schleppnetze ausgeworfen hatten. Sämtliche dieser Schiffe seien in der EU registriert, die Zustände, unter denen die Mannschaften arbeiteten, absolut unzumutbar gewesen.

 

„Zwangsarbeit und moderne Sklaverei“

„Wir hatten eigentlich gar nicht die Menschenrechtssituation, sondern die illegale Fischerei, die die Bestände dezimiert, im Auge“, so EJF-Aktivist Duncan Copeland. „Aber wir haben Zustände gesehen, die ohne Frage der offiziellen UNO-Definition von Zwangsarbeit und moderner Sklaverei entsprechen.“ Die Situation der Seeleute schildert die Umweltschutzorganisation in einem am Donnerstag unter dem Titel „All at Sea. The Abuse of Human Rights aboard Illegal Fishing Vessels“ veröffentlichten Bericht.

 

Quartiere kleiner als Gefängniszellen

Video- und Fotomaterial der EJF zeige, berichtete der britische „Guardian“, Quartiere mit einer Raumhöhe von kaum mehr als einem Meter. Die Fischer könnten darin folglich nicht einmal aufrecht stehen. Die Temperaturen auf den Schiffen hätten 40 bis 45 Grad betragen, Lüftung gebe es keine, auf einigen Schiffen sei sauberes Trinkwasser kaum vorhanden gewesen. Bei den Matrosen, die unter diesen unmenschlichen Bedingungen arbeiteten, handelte es sich vorwiegend um Senegalesen, aber auch Matrosen aus China und Vietnam, heißt es in dem Bericht. Laut einer vom „Guardian“ zitierten Studie stammen zwischen 13 und 31 Prozent aller weltweit verkauften Fische aus illegalem Fang.

 

Piratenfischerei als Riesengeschäft

Der offizielle Terminus für Piratenfischerei lautet „IUU fishing“ (Illegal, unreported and unregulated), was so viel wie „illegal, ohne Lizenz und nicht reguliert“ bedeutet. Die Schiffe sind ohne die verpflichtende gewerbliche Erlaubnis unterwegs, ignorieren geltende Quoten oder aber geben ihr Fangvolumen falsch an. Die Umweltschutzorganisation Word Wildlife Fund for Nature (WWF) schätze den Anteil der Piratenfischer auf dem weltweiten Markt im Jahr 2008 auf rund 25 Prozent und verwies schon damals auf den u. a. enormen ökologischen Schaden, den diese Fischer anrichten. Sie setzen sich nicht nur über Schutzbestimmungen für gefährdete Arten hinweg, sondern greifen auch auf vorschriftswidrige Techniken zurück, um ihre Ausbeute zu maximieren.

 

Wem einzelne Schiffe gehören, lässt sich kaum nachvollziehen. Gemeinhin sind sie unter „geborgten“ Flaggen unterwegs. Weil die Staaten dort kaum in der Lage seien, ihre 200-Meilen-Seewirtschaftszonen wirksam zu überwachen, sei vor allem Westafrika ein „brennendes Problem“, hieß es vom WWF. Die Überfischung der Gewässer dort ist ein wesentlicher Grund für hohe Armut und Mitursache für den Flüchtlingsstrom nach Europa. Einheimischen Fischern rauben die „Piraten“ ihre Lebensgrundlage.

Österreichischer Rundfunk orf.at

 

EJF-Bericht:http://www.ejfoundation.org/page683.html

Guardian-Bericht:http://www.guardian.co.uk/law/2010/sep/30/slavery-trawlers-europe/print

 

 

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