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Pressemitteilung

Köln, 28.08.2012

 

 

Plakataktion – Islamrat vermisst Vernunft und Weitsicht

 

„Die Plakataktion des Bundesinnenministeriums ‚Vermisst‘ schafft Vorurteile und schürt Ängste gegenüber Muslimen. Das Ministerium sollte ihre Ressourcen und Mittel vielmehr für die Aufklärung des NSU-Skandals aufwenden“, so der Vorsitzende des Islamrats für die Bundesrepublik Deutschland, Ali Kızılkaya, anlässlich der am Freitag (24. August 2012) vorgestellten Plakataktion des Bundesinnenministeriums, die im Rahmen der „Initiative Sicherheitspartnerschaft“ initiiert wurde. Kızılkaya weiter:

 

„Auf großflächigen Plakaten suchen das Bundesinnenministerium und das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge nach Muslimen, die in die Hände ‚religiöser Fanatiker und Terrorgruppen‘ abgedriftet sind. Die Bevölkerung wird aufgerufen sich bei einer Beratungsstelle zu melden, wenn Menschen aus ihrem Umfeld ebenfalls betroffen sind.

Das ist ein Ergebnis der vom Bundesinnenministerium initiierten Sicherheitspartnerschaft mit den Vertretern mancher islamischer Gemeinschaften. Und es überrascht nicht, dass eine solche Kampagne dabei herausgekommen ist. Eine Kampagne, die Muslime stigmatisiert und unter Generalverdacht stellt. Wer das Plakat sieht, bekommt unweigerlich den Eindruck, als seien alle Muslime bedrohlich und könnten jederzeit ins Extreme abrutschen.

 

Der Islamrat hat stets betont, dass Initiativen, die sich im Kontext der Muslime auf Sicherheitsaspekte konzentrieren, kein fruchtbarer Boden für konstruktives Zusammenarbeiten sind. So lange Muslime als potenzielle Gefahr dargestellt werden, so lange wird man auch Angst vor Muslimen schüren und Islamophobie stärken. So einleuchtend und logisch diese einfache Feststellung auch sein mag, umso trauriger ist es auch, dass sie offensichtlich nicht verstanden wird. Wir vermissen an dieser Stelle Vernunft und jegliche Weitsicht.

 

Wer Radikalisierung verhindern möchte, muss Vertrauen schaffen. Weder diese Plakataktion noch die tagtäglich zutage tretenden Einzelheiten über die NSU-Terroristen tragen aber dazu bei. Ganz im Gegenteil. Muslime fühlen sich zunehmend zu Unrecht verdächtigt, während der NSU-Skandal täglich neue Fragen aufwirft. Das Bundesinnenministerium ist gut beraten, seine ganze Kraft und Energie der lückenlosen Aufklärung des NSU-Terrors zu widmen und verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen, anstatt dieses durch plakative Aktionen noch weiter abzubauen.“

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Meldung

2012-08-28

Plakataktion stellt Muslime unter Generalverdacht - Das Gegenteil von “gut“, ist “gut gemeint"!

 

Köln, 28.08.2012: Anlässlich der neu gestarteten “Vermisst-Kampagne“ des Bundesministeriums des Innern (BMI) im Rahmen der „Initiative Sicherheitspartnerschaft“, die eine bundesweite Plakatierungs-, Postkartenaktion und darüber hinaus eine Anzeigenkampagne in verschiedenen Medien umfasst, wollen die unterzeichnenden Verbände und muslimischen Religionsgemeinschaften diesbezüglich einige Punkte zum Verständnis konkretisieren:

 

 

 

  1. Auftaktveranstaltung zur „Initiative Sicherheitspartnerschaft“ fand im Juni 2011 statt und ist eine im BMI angesiedelte Arbeit. Unsere Erwartungen an die „Initiative Sicherheitspartnerschaft“ waren, geeignete Maßnahmen gegen Extremismus aller Couleur, zumal sie ja auch alle in das Ressort gehören, mit vereinten Kräften zu entwickeln und umzusetzen.
     
     
  2. Das erste Arbeitstreffen mit den muslimischen Spitzenvertretern im BMI in der Startphase der Initiative Sicherheitspartnerschaft wurde durch die Enthüllungen und Entwicklungen um die NSU-Morde überlagert. Dieses erste Arbeitstreffen im November 2011 wurde kurzfristig zum Austausch über die aktuellen NSU-Entwicklungen genutzt. Dies hat den Teilnehmern die Dringlichkeit und Notwendigkeit einer inhaltlichen und strukturellen Neuorientierung deutlich gemacht. Eine Orientierung, die auch den Sicherheitsbedürfnissen der Muslime und Migranten gerecht wird, ist bislang nicht ersichtlich. Ein diesbezügliches Schreiben der muslimischen Vertreter vom Februar 2012 blieb bis heute unbeantwortet. Auch zu anderen Anlässen blieben Anfragen unbeantwortet oder aber wurden gefällig übergangen, beispielsweise bei der in Eigenregie erarbeiteten Spenden-Broschüre des BMI. Eine Kooperation mit den Partnern auf selber Augenhöhe und in Anerkennung der muslimischen Gesprächspartner spiegelt sich folglich leider weder im Arbeitsprocedere, noch in der Kommunikation wieder, wäre jedoch für ein qualitatives Ergebnis zwingend notwendig. Oft waren bisherige Arbeitsergebnisse des BMI in der „Initiative Sicherheitspartnerschaft“ allein durch Informationsschreiben bekannt gemacht worden, was keinen erforderlichen Ab- und Zustimmungsprozess ersetzen kann.
     
     
  3. Obwohl auch das Symposium unter dem Titel „Inspire, YouTube & Co“ der „Initiative Sicherheitspartnerschaft“ im März 2012 sehr deutlich die Parallelen zwischen den verschiedenen extremen Strömungen in Deutschland und ihrer Kommunikationswege aufzuzeigen vermochte, wurde eine von uns geforderte Neuorientierung nicht in Betracht gezogen.
    Erste Vorstufen der aktuell diskutierten Plakataktion „Vermisst“ wurde erstmals im März 2012 zum Symposium vorgestellt und bereits in dem Stadium stark kritisiert. Die endgültigen Plakate sind bis zur Veröffentlichung den offiziellen Schreiben nicht beigefügt worden. Die erheblichen Bedenken und Vorbehalte zur Maßnahme, der Umsetzung und der Auswirkungen, wurden von Seiten des BMI wie wir jetzt erst feststellen, leider nicht aufgegriffen. Auch dieses Procedere spiegelt nicht die Erwartungen und Standards einer bedarfsgerechten und ergebnisorientierten Kommunikation wieder. So sehr es auch eine Notwendigkeit und unser Bedürfnis ist, dass die Partner in der Sicherheitsinitiative nicht nur formal als Statist in Kenntnis gesetzt werden, sondern im Kern inhaltlich als Protagonist gestaltend in diesen Prozessen einbezogen werden, bleibt dies weiterhin ein unerreichter Idealfall.
     
     
  4. Es ist zu befürchten, dass die Plakataktion in der gegenwärtigen Form neue Konfliktfelder schafft und das Ziel verfehlt. Dies wird potenziert durch die Rückmeldungen, Kommentare und Diskussionen in verschiedensten Medien. So fühlt sich nicht nur die scheinbare Zielgruppe „zur Fahndung“ ausgeschrieben und damit kriminalisiert. Vielmehr wird eine gesellschaftliche Paranoia heraufbeschworen, die geeignet ist, das gesellschaftliche Miteinander nachhaltig zu beeinträchtigen und Misstrauen bis in die Tiefen der Gesellschaft zu säen. Darin übertrifft diese Plakataktion die umstrittene „Extremisten-Checkliste“ aus Niedersachsen.
     
     
  5. Eine ständige einseitige Kontextualisierung von Gewalt, „angenommener“ Gewaltbereitschaft, Sicherheitspolitik und Islam kann aus unserer Sicht leider nur zur falschen Wahrnehmung in der Gesellschaft führen. Auch wenn dies in gutem Glauben und zum Zweck der Lösung von Problemen geschieht, verbreiten sich dadurch eher bedenkliche Annahmen und Vorurteile gegenüber denen, denen damit eigentlich geholfen werden sollte. Diese kontraproduktiven Handlungs- und Denkmuster stellen die muslimische Bevölkerung, die friedfertiger Teil dieser Gesellschaft ist, unter Generalverdacht, sozialen und psychischen Druck. Zu begrüßen ist, dass sich Teile der Zivilgesellschaft und der Politik dieser Mechanismen bewusst sind und daran öffentlich Kritik üben. Viele Arbeiten mögen gut gemeint sein, allerdings: Das Gegenteil von “gut“, ist “gut gemeint"!
     
     
  6. Die islamischen Religionsgemeinschaften und ihre Gemeinden sind natürlicher Teil des pluralistischen, multireligiösen und multiethnischen Lebens. Aus dieser Haltung und diesem Selbstverständnis heraus glauben wir daran, ohne ständig mit den externen Zuschreibungen der Verfassungstreue oder Untreue bedacht zu werden, uns in die Meinungsbildung einzubringen, Kritik zu üben und Vorschläge zu unterbreiten. Denn nur so kann man der eigenen Verantwortung und den umfassenden Erwartungen gerecht werden. Daraus folgt ebenfalls, dass die Wahrnehmung des Islam und der Menschen, die diese Religion leben, nicht allein von Medien, Politik und Extremisten und deren Interessen bestimmt werden kann. Ein konstruktiver und breit angelegter Ansatz mit gesamtgesellschaftlicher, soziologischer Grundlage ist notwendig, um einen gesamtgesellschaftlichen Konsens zu schaffen. Darin nehmen muslimische Einrichtungen und Denker eine zentrale Rolle ein. Unter dieser ausschließlich sicherheitszentrierten Betrachtung ist dies jedoch nicht möglich.
     
     
  7. Es ist inakzeptabel, dass Religionen und ihre Lehren, die bestimmt sind, dem Menschen und der Gesellschaft Frieden zu bringen, für soziale oder politische Zwecke, Ideologien oder Legitimierung von Gewalt instrumentalisiert werden. Davon distanzieren wir uns mit Nachdruck. Denn Eintracht, Solidarität, gegenseitiges Verständnis, Liebe und Respekt sind unabdingbare Grundlagen der menschlichen und gesellschaftlichen Existenz und des Islam gleichermaßen.
     
     
    Diese Vermisst-Plakataktion ist aus dargelegten Gründen nicht tragbar. Der gesellschaftliche Schaden ist größer, als ihr vermeintlicher Nutzen. Als verantwortungsbewusste, religiöse und soziale Akteure dieser Gesellschaft fordern wir das Bundesinnenministerium auf, diese Fahndungs-Aktion zu stoppen und sich auf geeignete Instrumentarien zu besinnen, die dem Wohl und Zusammenhalt der gesamten Gesellschaft dienen.
     
    Unsere Perspektive und Annäherung an diese „Kooperation“ als religiöser, zivilgesellschaftlicher Teil nährt sich aus der Mitte dieser Gesellschaft. Basis unserer Bemühungen ist die Schaffung gesellschaftlicher Grund- und Rahmenbedingungen, die für Individuum und Gesellschaft in ihrer Verschiedenheit eine Einheit herzustellen vermag. Diese gesellschaftliche Einheit als Solidargemeinschaft zu gestalten, kann aus einem rein sicherheitspolitischen Ansatz und kriminalistischer Methodik heraus nicht erfolgreich sein.
     
    Solange an erster Stelle die Bedürfnisse und Nöte der Muslime in den ministeriellen Arbeiten keine Beachtung, ihre konstruktiven Beiträge, Vorschläge und Kritiken keinen Niederschlag finden, ist diese „Kooperationspartnerschaft“ sinnlos. Ein Schreiben diesbezüglich wird ebenfalls an das BMI verfasst werden.
     
    Solange es kein verbindliches, fixiertes Kooperations-, Ab- und Zustimmungsprocedere gibt, wird die „Kooperation“ immer wieder durch die Beliebigkeit der „Initiative Sicherheitspartnerschaft“ in Misskredit gebracht.
     
    Solange legen wir, die unterzeichnenden Verbände, diese „Kooperationspartnerschaft“ auf Eis.

 

 

DITIB, VIKZ, ZMD, IGBD

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Wie in moskau vor 50jahren, oder in berlin vor 70 jahren! Das sind methoden muss ich sagen.

Apropos. War nicht gestern oder vor kurzen ZWANZIG JAHRE ROSTOCK?

 

In Moskau vor 50 Jahren wärst du im Arbeitslager gelandet - allerdings mit einer deutlichen Chance, dies auch zu überleben. In Moskau vor 80 Jahren allerdings hättest du wohl Bekanntschaft mit einem Erschießungskeller der GPU, oder NKWD, weiss jetzt auf der Stelle nicht, wie die Verbrecher sich zu der Zeit gerade nannten haben. Günstigstenfalls könntest du hoffen die Arbeit am Weissmeerkanal oder in der Taiga zu überleben.

 

In Deutschland vor 70 Jahren hätte man dich entweder ohne Prozess ins KZ gesteckt, natürlich auch mit der Aussicht dort unter Umständen zu verrecken oder vor ein Gericht geschleift. Um ungünstigsten Fall hätten die dich zum Tode verurteilt und dir wäre der Kopf mit einem Fallbeil abgetrennt worden.

 

Heute sitzt du teetrinkend und keksknabbernd vor dem Rechner und musst dir vielleicht Sorgen um dein Gewicht machen. Wahrlich, du lebst in schrecklichen Zeiten.

 

Was man von der Plakataktion hält ist eine andere Sache. Ich hab da auch so meine Zweifel. Aber es gibt diese Radikalisierungen. Ich erinnere nur an die Salfistin, die sich hier mal kurzzeitig im Forum rumtrieb und z.B. die feige Ermordung von unbewaffneten Zivilisten in Afghanistan durch die Taliban guthieß.

Dann war da auch noch der kleine - ich glaube Albaner. Zum Glück war er zu dumm sich eine vernünftige Waffe zuzulegen. Schon nach 2 toten Soldaten war Schluss wegen Ladehemmung. Schlimm genug - drei Leben versaut.

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Bundesinnenministerium weist Anschuldigungen der muslimischen Verbände zurück

 

Deutsch Türkische Nachrichten | 29.08.12, 19:40

Das Bundesinnenministerium hält die Anschuldigung der muslimischen Verbände, nicht ausreichend an der kritisierten Plakataktion gegen die Radikalisierung junger Muslime beteiligt gewesen zu sein, für „nicht nachvollziehbar“. Außerdem wolle es sowohl an der Kooperation „Initiative Sicherheitspartnerschaften“ als auch an der „Vermisst“- Kampagne festhalten.

 

Die jüngste Kampagne des Bundesinnenministeriums, die im Rahmen der „Initiative Sicherheitspartnerschaften“ entstand, war in den vergangenen Tagen heftig von muslimischen Verbänden in Deutschland kritisiert worden (mehr hier). In einer offiziellen Erklärung vom vergangenen Dienstag hatten sich vier der beteiligten Vereine, die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion, der Verband der Islamischen Kulturzentren, der Zentralrat der Muslime in Deutschland und die Islamische Gemeinschaft der Bosniaken in Deutschland, von der Plakataktion gegen die Radikalisierung junger Muslime distanziert (mehr hier). Sie fürchten, die Plakate würden unnötig Angst schüren und Vorurteile entstehen lassen. Sie hätten das Gefühl, übergangen worden zu sein und legten nun sogar die Kooperation auf Eis.

In der offiziellen Stellungnahme heißt es, erste Vorstufen zu der Plakataktion seien bereits im März vorgestellt und heftig kritisiert worden. Doch die Bedenken und Vorbehalte bezüglich der Maßnahmen, Umsetzung und den Auswirkungen seien gänzlich unbeachtet geblieben. „Die endgültigen Plakate sind bis zur Veröffentlichung den offiziellen Schreiben nicht beigefügt worden.“

Schriftliche Einladung zur Präsentation am 16. Mai

 

Das Bundesinnenministerium gibt auf Anfrage der Deutsch Türkischen Nachrichten jedoch an, die Verbände am 16. Mai schriftlich zu einer Präsentation eingeladen zu haben. Anschließend habe man ein Protokoll für die nicht anwesenden Verbände anfertigen lassen, um einen einheitlichen Informationsstand zu gewährleisten. Die „Vermisst“- Plakate und der Umfang der Kampagne seien darin nochmals beschrieben worden. Anschließend habe es keine wesentlichen Änderungen mehr gegeben. Es sei lediglich die „auf Empfehlung der anwesenden Verbände erfolgte textliche Anpassungen umgesetzt“ und die „beispielhaften Porträtaufnahmen durch wirkliche Modelle ersetzt“ worden.

Am 21. August 2012 habe das Bundesinnenministerium die vier Plakate dann im Rahmen einer Besprechung in einer endgültigen Fassung präsentiert. Sie wären von allen anwesenden Verbandsvertretern uneingeschränkt positiv bewertet worden.

BMI will kooperations- und gesprächsbereit bleiben

 

„Unzutreffend ist, dass die Plakatentwürfe den Verbänden bereits im März 2012 vorgestellt worden seien. Die Verbände spielen in ihrem Statement auf einen allgemeinen Workshop zu Deradikalisierungsmöglichkeiten durch Printmedien an, der im Rahmen eines vom BMI organisierten Symposiums stattfand. Die Plakate der Vermisst-Kampagne waren nicht Gegenstand dieses Workshops“, stellt das Bundesinnenministerium weiter heraus.

Das BMI werde sowohl an der Kampagne, als auch an der Initiative Sicherheitspartnerschaft festhalten. Man bleibe weiterhin kooperations- und gesprächsbereit und hoffe auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit den Verbänden.

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Süddeutsche Zeitung: 'Unter Generalverdacht'

 

 

Muslimverbände protestieren gegen Anzeigenkampagne

 

München - Vier muslimische Verbände haben die Zusammenarbeit mit dem Bundesinnenministerium gegen Extremismus vorerst eingestellt. Sie sind verärgert über eine Plakat-Kampagne im Rahmen der 'Initiative Sicherheitspartnerschaft', an der sie bislang selbst beteiligt waren. Die Kampagne soll für eine Beratungsstelle für Angehörige und Freunde von Muslimen werben, die sich radikalisieren. Doch die Gestaltung der Anzeigen stelle alle Muslime unter Generalverdacht, kritisieren die Verbände.

 

Die Plakate zeigen Fotos von drei jungen Männern und einer Frau mit Kopftuch, die wie Vermissten-Anzeigen erscheinen. Der Text unter den Bildern suggeriert jedoch, dass sich die 'Vermissten' dem religiösen Fanatismus verschrieben haben. Unter dem Bild der Frau etwa steht: 'Das ist meine Freundin Fatima. Ich vermisse sie, denn ich erkenne sie nicht mehr. Sie zieht sich immer mehr zurück und wird jeden Tag radikaler. Ich habe Angst sie ganz zu verlieren - an religiöse Fanatiker und Terrorgruppen.' Wem es genauso gehe, der solle sich an die Beratungsstelle wenden, heißt es weiter.

 

Die muslimischen Verbände sehen in den Plakaten eher Fahndungs- als Vermissten-Anzeigen. Es werde 'eine gesellschaftliche Paranoia heraufbeschworen' und tiefes Misstrauen gesät, heißt es in der gemeinsamen Erklärung der Türkisch-Islamischen Union Ditib, des Verbands der Islamischen Kulturzentren, des Zentralrats der Muslime in Deutschland und der Islamischen Gemeinschaft der Bosniaken. Die Kampagne sei so nicht abgesprochen gewesen, Bedenken und Vorbehalte vom Ministerium seien ignoriert worden. Eine Kooperation sei sinnlos, wenn nicht auf die Bedürfnisse und Beiträge der Muslime eingegangen werde.

 

Aus dem Ministerium heißt es, man könne die Kritik nicht verstehen. 'Die Anzeigenkampagne ist mit den beteiligten Verbänden selbstverständlich abgestimmt worden', sagte eine Sprecherin. Auch die Sorge vor Vorurteilen gegenüber Muslimen sei nicht nachvollziehbar. Man habe auf ein gesellschaftliches Phänomen hinweisen wollen, das auch deutsche Konvertiten betreffen könnte. Einer der Männer auf den Plakaten heiße daher 'Tim'.

 

Den Einwand lässt Ali Kizilkaya, Vorsitzender des Islamrats für Deutschland, nicht gelten, Konvertiten seien auch Muslime. Die Kampagne fördere eine Misstrauenskultur: 'Sie ruft die Bevölkerung auf, Muslime zu beobachten und zu melden, wenn sie mal für drei Tage außer Sicht sind.' Kritik an der Kampagne kommt auch von der Türkischen Gemeinde in Deutschland. 'Ohne jede Differenzierung stigmatisiert sie nicht nur die religiösen Muslime, sondern alle Menschen muslimischer Herkunft', sagte deren Vorsitzender Kenan Kolat, 'als ob diese Bevölkerungsgruppe grundsätzlich gegen Radikalismus geschützt werden muss.' Zudem sollten hier Familienmitglieder als Inspektoren eingesetzt werden.

 

Die Plakate sind von 21. September an in Berlin, Hamburg und Bonn zu sehen, aber schon vorher sollen sie in Zeitungen und im Internet verbreitet werden. An die Beratungsstelle Radikalisierung des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge, für die sie werben, haben sich seit Januar etwa 20 besorgte Angehörige und Freunde gewandt. Silke Bigalke

 

Mit solchen Plakaten wirbt das Bundesinnenministerium für eine Extremismus-Hotline. Foto:epd

 

(SZ vom 30.08.2012)

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Osnabrück (dapd-nrd). Der Islamexperte Bülent Ucar übt harsche

Kritik an der Plakataktion des Bundesinnenministers Hans-Peter

Friedrich (CSU) gegen die Radikalisierung junger Migranten. «Damit

pauschaliert man eine ganze Bevölkerungsgruppe und schürt Ängste,

die ich für höchst problematisch erachte», sagte der Direktor des

neuen Islam-Zentrums an der Universität Osnabrück der

Nachrichtenagentur dapd am Donnerstag. Die Botschaft der Plakate,

die ab 21. September in Berlin, Bonn und Hamburg aufgehängt werden

sollen, laute: «Traue keinem Muslim. Hinter jedem Muslim könnte ein

Radikaler stecken.»

Ucar verwies darauf, dass die Muslime nach den Fehlern des

Verfassungsschutzes bei der Aufarbeitung der Neonazi-Mordserie des

Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) ohnehin schon verunsichert

seien. Deshalb sei die Kampagne aktuell «höchst problematisch und

gefährlich». Das Mitglied der Deutschen Islamkonferenz (DIK) zeigte

sich enttäuscht, dass die sogenannte «Vermisst-Kampagne» für die

Beratungsstelle Radikalisierung des Innenministeriums nicht mit der

DIK abgestimmt wurde und forderte, dass das Bundesinnenministerium

mit der DIK über diese Aktion spricht.

«In einer Zeit, in der viele Muslime dem Staat, dem

Innenministerium und erst recht dem Verfassungsschutz nicht mehr

vertrauen, ist so etwas politisch sehr unsensibel», warnte Ucar. In

dieser Form werde die Kampagne dazu führen, dass «die meisten der

vier Millionen Muslime in Deutschland nur noch mit dem Kopf

schütteln». Verständnis hätte er noch dafür gehabt, wenn man auf dem

Plakat beispielsweise einen Salafisten mit einem langen Bart

abgebildet hätte, aber ein Plakat mit dem Porträt eines sympathisch

lächelnden Muslim setze das falsche Zeichen.

«Man muss sich doch mal in die muslimische Seele

hineinversetzen», erklärte der 35-jährige Fachmann für muslimische

Glaubenspraxis. «Wirtschaftlich und sozial gesehen bilden die

Muslime ohnehin schon die unterste Schicht in Deutschland, die

besonders von Diskriminierung betroffen sind und zahlenmäßig eine

klare Minderheit bilden.» Mit solchen Aktionen dränge man diese

Bevölkerungsgruppe noch weiter in die Ecke.

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B.

S.

 

Aus den Argumenten von iorekbyrnison entnehme ich persönlich, daß er den Verlauf der politisch-wirtschaftlich-gesellschaftlichen Geschichten, Geschehnissen, Weltbildern etc. lediglich als "ganz normale" Prozeduren und Entwicklungen betrachtet, also ohne jegliche hintergründig tieferschürfende, tatsächlich gänzlich andere als oberflächlich erscheinende Ursachen und Ziele von bestimmten Kräften und Mächten.

 

Das ist typisch für Menschen, die entweder über kein hierfür nötiges (an-/erkennendes) Wissen verfügen oder (meist) an atheistisch-materialistischen Weltbildern (wozu die Evolutionstheorie auch gehört) glauben. Die Letzteren haben beispielsweise ihre Schwierigkeiten bei religiös-spirituell-metaphysischen, paranormalen, geheimgesellschaftlichen u.ä. Themen.

 

Meine Feststellung soll nicht als eine Abwertung verstanden werden, sondern als eine sachliche Bewertung/Diagnose der menschlichen Psysche. Jeder sollte bei sich versuchen, über seinen Tellerrand hinaus zu schauen und zu sehen, ob es nicht noch viele andere "Speisen" existieren. Das geht zu einem großen Teil durch Selbsterkenntnis. Ich kann und will nicht aufhören zu wiederholen, wie enorm wichtig Selbsterkenntnis ist.

 

ws

Cemil

Bearbeitet von Cemil Kaya
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Argumente...

 

Dachte ich mir. Wollte aber sicher gehen. Danke.

 

Meine Antwort: bleibe nicht unnötig an den Begriffen hängen, zumal durch deren verwandte Begriffe (wie etwa Kommentar, Gedanken, Ansichten, Ausführungen, Meinungen etc.) das scheinbar für dich Unverständliche verständlich wird. Dein ganzes Posting ist so ein "Argument" (s.o. innerhalb der Klammern).

 

MfG

Cemil

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