Gast Geschrieben 12. März 2004 Teilen Geschrieben 12. März 2004 "ES REICHT!" Wir wehren uns, dass Diskriminierung gesetzlich wird, Aufruf zur Großdemonstration! Samstag, 24.01.2004, 12 Uhr am Dom (Köln) Schluss mit der Pseudo-Religionsfreiheit! Art. 4, Absatz 1 des GG: Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich. Kippa, Kreuz, Kopftuch... Was nützt mir Art. 4, wenn ich meine Religion nicht ausleben darf??? ______________________________ Muslimische Jugend in Deutschland - Lokalkreis Köln Kontakt: 0179 / 6 71 75 10 bzw. 0175 / 7 44 96 39 mjd.lokalkreis@koeln.de ____________________________________________ Muslime Juden und Christen, Hand in Hand gegen Zionisten! Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Gast Geschrieben 12. März 2004 Teilen Geschrieben 12. März 2004 Selâmün aleyküm! Diesen Samstagmittag (am 24. Januar 2004) fand in Köln die angekündigte Großdemonstration gegen Kopftuchverbot statt. Als ich am Morgen jenes Tages die S-Bahn bestieg, bemerkte ich einige muslimische Frauen mit Kopftuch, welche mit mir eingestiegen waren. Ich setzte mich zu deren Nähe und wie ich von denen als Hörgast mitbekam, gingen sie auch so wie ich zur Demonstration. In den nächsten Haltestellen kamen oft auch einige dazu. Wir stiegen im Kölner Hauptbahnhof aus und liefen dann Richtung Kölner Dom. Währenddessen traf ich einen ägyptischen Bruder aus der Medrese, welcher auch auf die Demo ging. Gegen 12.00 Uhr auf der Domplatte am Roncalliplatz angekommen, waren schon viele andere Demonstranten anwesend, vor allem aber Frauen mit Kopftuch. Ich hatte mir ein Plakat angefertigt mit der Inschrift: Kopftuch = kein politisches Symbol!!! Dabei hatte ich damit nicht gerechnet, welche Folgen das haben könnte: Einige Deutsche (offensichtlich Presseleute) fotografierten mich gezielt mit der Inschrift auf meinem Plakat. Das war natürlich ein unangenehmes Gefühl, jedoch ließ ich das den Fotografierenden nicht anmerken, sondern schenkte ihnen keine Beachtung. Dies war auch meinem ägyptischen Bruder aufgefallen, welche daraufhin meinte, dass sich mein Plakat gelohnt hätte. Viele andere trugen auch Plakate z.B. ein Plakat mit einem Kopftuch in Handschellen mit der Inschrift "Schuldig?" Einige Brüder trugen Särge mit dem „Leichnam“ der Grundrechte. Aus der angefertigten Bühne wurde uns von den Organisatorinnen der Demonstration angekündigt, dass wir noch warten sollten, da noch viele andere nachkommen werden. Und das bei kaltem Wetter! Na ja, schließlich hatten wir männlichen Demonstranten uns auch in die Reihe angestellt hinter den Frauen. Die meisten Demonstrantinnen trugen ein Kopftuch und waren fast ausschließlich junge Leute! Die Organisatorinnen der Demonstration, welche auch als Ordnerinnen fungierten, trugen deutsche Fahnen als Kopftücher! Es gab nur wenige Polizisten. Wir hatten uns in 5er Reihen angestellt mit 1,5 Meter Abstand. Und endlich, so um 12.40 Uhr begann der Zug dann zu marschieren, doch da merkten wir, dass wir mittlerweile schon so viele (Laut WDR-Lokalzeit Tausende!) waren, so dass wir Männer hinten mit dem Marsch noch gar nicht vorankamen. Aber schließlich war es auch für uns so weit und wir machten mit „Bismillah“ unseren ersten Schritt. Bevor wird losmarschierten, sagte eine Ordnerin zu uns Männern: „Liebe Brüder, bitte nicht brüllen! Nur marschieren!“ Wir marschierten Richtung Komödienstraße. Nach 200-300 Meter von der Domplatte entfernt begann schon eine Ordnerin uns die Demo-Parolen beizubringen. Wir riefen Parolen wie etwa: “Eins, zwei, drei vier! Unsre Rechte fordern wir! Fünf, sechs, sieben acht! Nimmt auf unser Grundrecht acht! Neun, zehn! Der Widerstand muss weitergehn!“ „Integration: JA!!!! Assimilation: NEIN!!!!“ „Kopftuch: JA!!! Verbote: NEIN!!!“ „Freiheit für alle! Freiheit für das Kopftuch!“ „Tekbîr: Allâhu ekber!“ (= „Allah ist am größten!“) „Lâ ilâhe illallah! Muhammed Rasûlullah!“ (= „Es gibt keinen einzigen Gott außer Allah! Muhammed ist der Gesandte Allahs!“) Bei den letzten beiden Parolen machte uns eine Ordnerin darauf aufmerksam, dass wir keine arabischen Parolen ausrufen sollen, sondern nur deutsche. Beim Beibringen der Parolen hatte die vorbeikommende Ordnerin den „Text“ offensichtlich nicht gut behalten, so dass sei einmal durch‘s Megaphon rief, so weit ich mich erinnern kann: „Eins, zwei, drei vier!...Äh...“ Darüber mussten wir einfach lachen! Als in den hinteren Reihen schon die ersten „Tekbiiir: Allaaahu ekber!“ zu tönen waren, glaubte ich beinahe, dass jetzt ein Chaos ausbrechen wird. In Wirklichkeit aber war das „Chaos“, dass die Parolen von den Demonstrantengruppen nicht einstimmig ausgerufen wurden, sondern die aktuelle Parole aus vorderen Reihen und die von hinteren Reihen unterschiedliche waren. Wir marschierten bis zum Friesenplatz, dann gingen die den Ring etwas runter und bogen schließlich wieder nach links in die Altstadt ein und liefen durch ein Einkaufszentrum. Passanten blickten auf uns zu, davon viele mit neugierigen Blicken, andere beachteten uns kaum. Ein Deutscher (er war offensichtlich besoffen), welchen ich erst spät bemerkte, schimpfte zu den Demonstranten gerichtet – was er jedoch sagte, verstand ich akustisch nicht. Zwei oder drei Polizeibeamte baten ihn inständig, sich zurückzuziehen. Über diese Szene haben wir uns überhaupt nicht provoziert gefühlt. Im Gegenteil! Es hat uns amüsiert und wir mussten lachen! Auf der Demo hatten wir keine Hassgefühle, was andere gerne behaupten, sondern das Gegenteil: Es herrschte Euphorie pur! Ein Demoteilnehmer machte mich auf meine vor Kälte rot gewordenen Hände aufmerksam, jedoch war das in dem Gemütszustand völlig egal, ob es kalt war, oder dass es mal geschneit, mal geregnet hat. Am Ende des Zugs kamen wir wieder zurück auf die Domplatte. Unter dem trockenen Durchgang des Römisch-Germanischen Museums verrichtete ich mit einigen arabischen Brüdern zusammen das Mittagsgebet. Danach mischte ich mich wieder unter die Menge. Nun wurden auf der Bühne interessante Reden gehalten. Besonders interessant war die Rede des Vertreters der Grünen Jugend und das Gedicht eines 12-Jährigen Mädchens. Zum Abschluss sang uns ein gewisser Bruder Ammar (zum Islam konvertierter Äthiopier) aus Frankfurt, welcher ebenfalls eingeladen war, islamische Rap-Musik mit interessanten 2 Liedern. Gegen 15.15 Uhr lösten wir uns dann schließlich vollkommen auf. Vesselam! ____________________________________________ Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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