Webmaster Geschrieben 24. Juli 2011 Teilen Geschrieben 24. Juli 2011 Manifest des Massenmörders Der Killer von Utøya hat seine Gräueltat akribisch geplant. Kurz nach seiner Festnahme ist ein 1516-Seiten-Pamphlet aufgetaucht. Es ist das Psychogramm eines Besessenen, der neun Jahre seines Lebens einer irren Ideologie widmete - und der sich nun zum Internetdemagogen aufschwingen will. Hamburg - "2083. Eine europäische Unabhängigkeitserklärung" heißt das Buch, das Anders Behring Breivik im Internet veröffentlicht hat, kurz bevor er loszog, um fast hundert Menschen zu massakrieren. Kurz bevor er anderthalb Stunden kaltblütig tötete. Es ist eine Schrift, die ebenso verstörend ist wie die Verbrechen, die der 32-jährige Norweger begangen hat. Der Entwurf einer gespenstischen und grotesken Welt. Seiner Welt. 1516 Seiten umfasst Breiviks Schrift. 778.242 Wörter Wahnvorstellung. 4,9 Millionen Schriftzeichen wirre Ideologie. Es ist eine Antiutopie, die bis ins Jahr 2083 reicht, jenem Jahr, in dem laut Breivik der Nationalismus auf allen Ebenen herrschen soll. Neun Jahre lang hat sich Breivik diese Phantasiewelt aus rechten Blogs zusammengetragen, hat sie weitergesponnen, detailliert ausgearbeitet, hat darin gelebt, in Gedanken, einsam, allein, weitgehend abgekapselt von der Wirklichkeit. Nun versucht der Killer, möglichst viele Menschen in seine Welt hineinzusaugen. Anders Behring Breivik, das zeigt seine monströse Schrift, ist kein Amokläufer. Er sieht das Morden als Mittel zum Zweck. Das Blutbad auf der Insel Utøya vergangenen Freitag, bei dem er Mensch um Mensch erschoss, diente wohl vor allem dazu, seine irre Ideologie mit dem größtmöglichen Öffentlichkeitseffekt bekanntzumachen. Möglichst viele nationalistische Schläfer aufzuwecken. Möglichst viele passive Unterstützer zu radikalisieren. Möglichst viele Nachahmungstäter zu motivieren. Anders Behring Breivik ist nicht nur ein Massenmörder. Er will auch ein Internetdemagoge sein. Mehrfach betont er in seiner Schrift, wie wichtig ihm die Verbreitung seines Pamphlets sei. Wer es lese, möge es in E-Mails und Blogs, auf Facebook und auf allen sonstigen Kanälen weiterverbreiten und zur zusätzlichen Sicherung auf USB-Sticks speichern. Wer die Zeit habe, solle es in andere Sprachen übersetzen, bittet er in höflichem Tonfall. "Charaktermord an Nazi-Monstern" Als Einstieg ins Labyrinth seiner psychopathischen Gedanken hat Breivik ein YouTube-Video erstellt. Es fasst die Grundzüge seiner 1516-Seiten-Theorie in rund zwölf Minuten zusammen. Demnach hat sich die europäische Gesellschaft seit dem 2. Weltkrieg in die falsche Richtung entwickelt. Breivik beschreibt den "Aufstieg eines alles kontrollierenden Multikulturalismus". "Marxisten, todessehnsüchtige Humanisten und globalistische Kapitalisten" hätten eine weltweite Verschwörung losgetreten, die nach und nach die totale Macht "über Medien, Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen, Arbeiter- und Frauenbewegungen und die meisten Universitäten" erlangt habe. Menschen, die für ein friedliches Zusammenleben aller Völker eintreten, sind in seiner Welt die "Verfechter einer antieuropäischen Hassideologie", einer "demografischen Kriegsführung". Sollte ihnen nicht bald Einhalt geboten werden, drohe "die Auslöschung der westeuropäischen Rasse". Breivik sieht sich als Kreuzritter, der an der Spitze einer neuen "westeuropäischen Widerstandsbewegung" reitet. In seiner Schrift propagiert er die Weiterentwicklung der Templer, jenes geistlichen Ritterordens, der in Folge des Ersten Kreuzzugs entstand, als die Christen Palästina von den Muslimen zurückeroberten. Die "europäische Reinigung" müsse ebenso gewaltsam sein wie dieser Kreuzzug, schreibt Breivik. Ein ganzes Kapitel lang legt er detailliert dar, warum es ausdrücklich nötig sei, Frauen zu töten. So lasse sich besonders gut Druck aufbauen, um die eigenen politischen Ziele durchzusetzen. Das Video ist ein Alptraum von Propagandabildern. Ein Henker mit BBC-Logo, der "Charaktermord an Nazi-Monstern" begeht. Ein fetter Mann im Hammer-und-Sichel-Armeeanzug, der sich einen Latexhandschuh überstreift - Bildunterschrift: "Kulturelle Marxistische Vergewaltigung Europas". Ein Mann, der die Säule der westlichen Zivilisation auf seinen Händen trägt, in seinem Mund eine Waffe, auf der "Liberalismus" steht, am Abzugshahn der Zeigefinger des Islams. Untermalt wird das Video von düsteren Streicherklängen und dem melancholischen Sopran der Folkloresängerin Helene Bøksle. Protokoll des Bombenbaus Immer wieder verliert sich Breivik in Allmachtsphantasien. An einer Stelle in dem Buch stellt er den westeuropäischen Staaten eine Art Ultimatum. Der neue Templerorden werde Westeuropa militärisch verschonen, sollte es sich bis zum 1. Januar 2020 ergeben, schreibt er. Dazu müssten die entsprechenden Staaten aber alle Führungskräfte des Militärs und alle wichtigen Posten in der Regierung mit Patrioten besetzen, eine "neue Geburtenpolitik" einführen, die "islamische Besatzung des Balkans beenden" und "die Medien reformieren". Das Pamphlet enthält eine Passage, in denen Breivik sich selbst interviewt. Er sei ein "grundsätzlich entspannter, recht toleranter Mensch", erklärt er. Er habe viele Freunde aus anderen Ländern. Er habe nichts gegen andere Nationalitäten - nur gegen deren Vermischung mit seiner eigenen. Er beschreibt seine Freundschaft mit einem Pakistaner, von dem er gehofft habe, er würde das norwegische Wertesystem annehmen - und der später angeblich an der Massenvergewaltigung einer Norwegerin beteiligt gewesen sein soll. Und er beschreibt die Beziehung zu seinen Geschwistern - und zu seinem Stiefvater. Der sei ein "primitives sexuelles Biest", das die meiste Zeit "mit Prostituierten in Thailand" verbringe, aber gleichzeitig ein "guter, liebenswerter Mensch". Die Schrift enthält zudem ein Protokoll, in dem Breivik minutiös schildert, wie er das Bombenattentat auf das Osloer Regierungsviertel vorbereitet hat. "Ich habe insgesamt neun Jahre an diesem Projekt gearbeitet", schreibt er. Zu Beginn habe er sich entscheiden müssen, ob er "eine Familie mit drei bis fünf Kindern" gründe oder "sich komplett auf seine Mission einer europäischen Widerstandsbewegung fokussiere". Terrorgeld in Steueroasen Nachdem die Entscheidung gefallen war, habe er zunächst fünf Jahre studiert und sich eine finanzielle Basis verschafft. Breivik beschreibt, wie er zwölf Stunden täglich für seine Firma, die E-Commerce Group, arbeitete. Wie er sich Geld auf das eigene Konto überwies, um sich möglichst viele Kreditkarten mit entsprechenden Darlehen zu erschummeln. Wie er Geld in Steueroasen bunkerte, unter anderem in Antigua. "Die vergangenen drei Jahre habe ich Vollzeit an meinem Kompendium geschrieben", schreibt Breivik. Es habe ihn rund 317.000 Euro gekostet. Die letzten Monate bis zum Attentat hält Breivik in einer Art Logbuch fest. Er schildert, wie er seine Bombe baut. Wie er sich das Vertrauen eines Grundbesitzers erschleicht, der ihm schließlich das Land verpachtet, auf dem er sich versteckt. Der Mann habe eingewilligt, "weil er selbst ins Gefängnis musste", schreibt Breivik. Angeblich, weil er sein Land zuvor an jemanden verpachtet hatte, der es als Haschischfarm nutzte. Breivik beschreibt, dass er anabole Steroide einnahm und viel trainierte, um in den vier Monaten vor der Tat seinen Körper in Form zu bringen. Und er schildert, wie eine plötzliche Krankheit das Attentat angeblich fast vereitelte: "Am 9. April steckte ich mich bei meiner Mutter mit einem Virus an. Es war schon das dritte Mal in zwei Jahren, dass sie mich angesteckt hatte, und ich war wütend und frustriert. Ich dachte, die Krankheit würde innerhalb einer Woche vorübergehen, doch sie erwies sich als sehr widerstandsfähig. Mein Energielevel fiel um mehr als 50 Prozent. Am 25. April ging es mir besser. Ich war nun praktisch immun gegen alle Bakterien und Viren, weil mein Immunsystem von dem Virus deutlich gestärkt wurde." Es ist eine jener Passagen, die zeigen, wie stark Breivik seinen Realitätsbezug verloren hat - und die Zweifel am Wahrheitsgehalt seiner anderen Schilderungen wecken. Inwieweit diese der Realität entsprechen, könnte sich allerdings bald herausstellen. Denn der Massenmörder nennt in seiner Schrift alle Verwandten, und Freunde, alle Geschäftspartner und sonstigen Bekannten mit vollem Namen. Es dürfte in den kommenden Wochen eine Menge Menschen geben, die in den Strudel seiner Gräueltaten geraten. Das Logbuch des Massenmörders endet mit einer gespenstischen Notiz. "Ich glaube, das hier ist mein letzter Eintrag", schreibt Breivik. "Es ist jetzt Freitag, der 22. Juli, 12.51 Uhr." Autor: Stefan Schultz, Spiegel Online, 24.07.2011 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 25. Juli 2011 Autor Teilen Geschrieben 25. Juli 2011 Massenmörder und Plagiator Das menschenverachtende Manifest des norwegischen Massenmörders Anders Behring B. ist ein Plagiat. Sein Vorbild ist ein amerikanischer Terrorist. Ähnlich wie der sogenannte Una-Bomber will B. wohl in die Geschichtsbücher eingehen. Anders Behring B. hat einen amerikanischen Terroristen zum Vorbild und einen Teil seines 1500 Seiten umfassenden Manifests von ihm abgeschrieben. Das berichten unter anderem der staatliche norwegische Fernsehsender NRK und die renommierte Tageszeitung „Aftenposten“ auf ihren Internetseiten. Sie berufen sich dabei auf document.no, eine islamkritische Internetplattform für politische Analysen, Kommentare, Essays und Reportagen. Für diese hatte auch B. selbst geschrieben. Demnach hat der norwegische Attentäter, der nach bisherigem Stand mindestens 93 Menschen getötet hat, seitenweise wörtlich aus dem Manifest des als Una-Bomber bekannt gewordenen amerikanischen Bombenlegers Theodore Kaczynski zitiert. Während Anders Behring B. andere Quellen in seinem Text durchaus zitiert, erwähnt er den amerikanischen Terroristen mit keinem Wort. In den nun als Plagiat ausgemachten Teilen des Textes „2083 – eine europäische Unabhängigkeitserklärung“ von B. sind an einigen Stellen nur einzelne Begriffe von ihm ausgetauscht worden, die besser in seine eigene Ideologie passen. Während der Una-Bomber beispielsweise seine Feinde in den „Linken“ sieht, bezeichnet B. sie an den entsprechenden Stellen als „Multikulturelle“ oder „Kulturmarxisten“, schreibt die „Aftenposten“. An zahlreichen Stellen hat B. zudem die Nennung von „Schwarzen“ durch „Muslime“ ersetzt, heißt es bei NRK. „Eindeutige Parallele“ Kaczynski verübte zwischen 1978 und 1996 16 Anschläge, bei denen drei Menschen getötet und 23 verletzt wurden. Der Una-Bomber Kaczynski gehörte 18 Jahre lang zu den meistgesuchten Personen in den USA. Der erklärte Technikfeind hatte sich als Opfer hauptsächlich Mitarbeiter von Universitäten (Un) und Fluggesellschaften (Airlines – A) ausgesucht, daher die Bezeichnung Una-Bomber. Seinen Hass auf den technologischen Fortschritt schrieb er in einem Manifest nieder. Kaczynski wurde 1996 gefasst, nachdem sein Bruder sein Versteck verraten hatte. Der heute 69-Jährige wurde zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt und sitzt in einem Hochsicherheitsgefängnis in Colorado ein. „Das ist gewissermaßen eine Version 2.0 des Una-Bomber-Manifestes“, sagte Aage Borchgrevik, Berater der norwegischen Menschenrechtsorganisation Helsingforskomité, gegenüber NRK. Er sieht in der Einstellung und im Verhalten von Breivik und Kaczynski viele Gemeinsamkeiten. „Eine eindeutige Parallele ist, wie wichtig es beiden war, ihre Botschaft zu veröffentlichen.“ Der Una-Bomber verlangte 1995, dass zwei große amerikanische Zeitungen sein Manifest veröffentlichen. Im Gegenzug versprach er, keine Briefbomben mehr an unschuldige Opfer zu schicken. Als die Verlage zögerten, drohte Kaczynski damit, ein Flugzeug in die Luft zu sprengen. Als „lebender Märtyrer“ weiterkämpfen Auf Drängen des FBI gaben die „New York Times“ und die „Washington Post“ schließlich nach und druckten das Manifest des Una-Bombers ab. Darin meinte er, die von ihm verübten Anschläge seien „extrem, aber notwendig“. Als „grausam, aber notwendig“ bezeichnete B. nach seiner Festnahme gegenüber seinem Pflichtverteidiger seine Taten. Interessant findet die Parallelen zwischen den beiden Terroristen auch Gewaltforscherin Ragnhild Bjørnebekk von der Polizeihochschule. Sie bezeichnet den Una-Bomber gegenüber der Internetausgabe der norwegischen Boulevardzeitung „VG“ als besonders intelligent und ebenfalls als schwer zu entdecken. „Kaczynski gab ein großes Rätsel auf und erlangte eine Bekanntheit, die einzigartig ist“, sagte Bjørnebekk. Eine ähnliche Position in den Geschichtsbüchern scheint auch Anders Behring B. anzustreben. In seinem „Terror-Handbuch“ schreibt er laut „Aftenposten“: „Heute wirst du unsterblich werden.“ Sollte er aus dem einen oder anderen Grund die „Operation“ überleben, aufgegriffen und inhaftiert werden, markiere diese Inhaftierung den Übergang zur „Propaganda-Phase“. Im Gerichtsprozess sieht er die Möglichkeit eines weltweiten Forums, um seine Ansichten zu verbreiten. Wohl auch aus diesem Grund ist fraglich, ob die erste Vorführung vor dem Haftrichter, die für Montagmittag angesetzt ist, öffentlich sein wird. Die Polizei will diesem Wunsch des Festgenommenen nicht folgen und hat beantragt, hinter verschlossenen Türen zu verhandeln. Reue ist von Anders B. wohl kaum zu erwarten. Den Kampf für seine Ideologie will er auch nach seiner Verurteilung fortsetzen, schreibt er in seinem Manifest – als „lebender Märtyrer“. Sonntag, 24.07.2011, 21:34 · von FOCUS-Online-Autorin Janine Schaller-Bøyum, Oslo Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 25. Juli 2011 Autor Teilen Geschrieben 25. Juli 2011 Der Islamist, der keiner war (iz). Nachdem die grauenhaften Untaten in Norwegen bekannt wurden, hielt Europa kurzzeitig dem Atem an. So mancher „Experte“ befürchtete, die Ereignisse - die an die Anschläge von London und Madrid erinnerten - markierten die „Rückkehr des Terrors nach Europa”. Später, nachdem die norwegischen Ermittler den mutmaßlichen Täter festnahmen, wurde verlautbart, dass es sich dabei nicht um den erwarteten muslimischen Extremisten handelt. Sollte sich die bruchstückhafte deutsche Berichterstattung - über deren abgrundtief schlechte Qualität endlich öffentlich debattiert werden muss - bewahrheiten, dann wurde der gebürtige norwegische Attentäter auch von anti-muslimischen Einstellungen angetrieben. Auf SPIEGEL-online war die Rede von „christlichen“, „konservativen“ und „anti-muslimischen“ Meinungen des mutmaßlichen Terroristen. Andererseits soll der Mann gleichzeitig ein begeisterter Leser des Philosophen Kant gewesen sein. Diese buntscheckige Mischung des Mannes macht eine einfache Kategorisierung bisher schwierig. Relativ schnell nach Bekanntwerden des unerwarteten Sachverhalts fanden sich erste Stimmen, unter anderem auch muslimische Blogger, die einen Zusammenhang zwischen den Einstellungen des mutmaßlichen Terroristen und einer evident vernetzten „islamfeindlichen Szene“ auf europäischer Ebene herstellten, und dementsprechend argumentierten. Über die europäische Islamkritik lässt sich vieles sagen (siehe hierzu auch die kommende Ausgabe der Islamischen Zeitung) und ihr muss begegnet werden, die blutige Tragödie Norwegens aber darf allein schon aus Gründen der Pietät nicht als Aufhänger und als Argument benutzt werden. Auch wenn die Faktenlage eindeutig zu sein scheint, müssen Schnellschüsse - so verständlich sie sind - vermieden werden. Es wäre schade, wenn sich gerade kluge muslimische Blogger auf das gleiche Niveau begeben sollten, wie wir es sonst von unappetitlichen Webseiten der Islamkritik kennen. Wie sehr sich die verfassungsfeindlichen Segmente der verbalen „Islamkritik“ (egal, ob sie vom rechten Rand oder von der „Mitte“ kommen) mittlerweile winden, sollte als abschreckendes Beispiel reichen. Die scheinbar unpolitischen Vorfälle Winnenden und ähnliche Amokläufe belegen, dass Europas Gesellschaften nicht von den radikalen Rändern her, sondern durch die Auflösung ihrer Mitte zerfallen. Und diese Auflösung betrifft nicht immer nur den Anderen, der an ihr Schuld sein soll, sondern auch uns selbst. Die Verbrecher von London, Oslo oder Winnenden werden alle durch den ihnen inne wohnenden Nihilismus gekennzeichnet. Ideologische Hintergründe dienen der Rechtfertigung, mehr nicht. Der jahrelange Druck auf Europas Muslime, die perfide Gleichsetzung der Taten einzelner Krimineller mit dem Islam in Politik und Massenmedien sowie die daraus resultierende existenzielle Defensive dürfen aber nicht Anlass für ein klammheimliches, umgekehrtes Triumph-Gefühl sein. Ein Nachtrag Die gebotene Pietät und Zurückhaltung bezüglich der Anschläge in Norwegen sollten uns aber durchaus nicht davon abhalten, nach ideologischen Ursprüngen zu suchen. So wie viele rechtstreue, organisierte Muslime in den letzten Jahren verleumderischer Kritik und Gleichsetzung mit kriminellen Verbrechern ausgesetzt wurden, müssen sich die mehr oder weniger sichtbaren Exponenten der „Islamkritik“ fragen lassen, ob nicht Schnittmengen zum Weltbild des Attentäters in Norwegen bestehen. Von wenigen, namentlichen Ausnahmen abgesehen, mussten sich respektable Publizisten wie Dr. Johannes Kandel (den Patrick Bahners als eine „graue Eminenz“ bezeichnete) niemals öffentlich nach den Quellen und Folgen ihres Weltbilds befragen lassen. Während Dr. Kandel - in einflussreicher Stellung bei der Friedrich-Ebert-Stiftung - seit Jahren versucht, die Islamische Zeitung und ihre Mitarbeiter in ein denkbar schlechtes Licht zu rücken, muss er sich dann nicht auch fragen lassen, ob es eventuell eine Schnittmenge zwischen seinem evangelikalen Weltbild und dem christlichen Verständnis jenes Dunstkreises gibt, aus dem sich der Attentäter in Norwegen speiste? Institutionelle Islamkritiker wie Dr. Kandel haben sich niemals um eine direkte Begegnung mit Muslimen wie uns oder anderen bemüht. Eigentlich sollte man von „Experten“ erwarten, dass sie ihrem Studienobjekt direkt begegnen. Darüber hinaus weigerten sie sich bisher standhaft, jede Deassoziierung von kriminellen Machenschaften oder extremistischen Weltbildern zu beachten und ihre Bewertungen einfließen zu lassen. Daher soll es auch nicht verwundern, wenn ihre eigenen ideologischen Hintergründe angesichts des norwegischen Massackers einer kritischen Betrachtung unterzogen werden. Sulaiman Wilms, IZ, 24.07.2011 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 25. Juli 2011 Autor Teilen Geschrieben 25. Juli 2011 Mein Beileid an die Hinterbliebenen.... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 25. Juli 2011 Autor Teilen Geschrieben 25. Juli 2011 Im Terroristen-"Manifest" zitiert Der deutsche Publizist Henryk M. Broder wird im "Manifest" des mutmaßlichen Rechtsterroristen Anders Behring Breivik zitiert. Und so reagiert Broder darauf. "Ich würde es heute wieder genau so sagen", schreibt Henryk M. Broder in einer Email, nachdem Tagesspiegel.de ihn um eine Stellungnahme gebeten hatte. Unter anderem hatte Broder laut den im "Manifest" zitierten Passagen der niederländischen Zeitung "De Volkskrant" gesagt, dass junge freiheitsliebende Menschen Europa lieber verlassen sollten. Der Autor oder die Autoren des "Manifests", dessen Authentizität die norwegische Polizei inzwischen laut einer "Reuters"-Meldung bestätigt hat, zieht Broder vor allem als Kronzeugen dafür heran, dass sich Europa widerstandslos dem Islam unterordne. Dabei zitiert das "Manifest" einen drastischen Vergleich aus dem Broder-Gespräch mit der niederländischen Zeitung: Der in Europa dominante Ethos werde "perfekt ausgedrückt von einer dummen blonden Frau, mit der der Autor kürzlich diskutierte. Sie sagte, dass es manchmal besser sei, sich vergewaltigen zu lassen als schwere Verletzungen zu riskieren, weil man sich wehrt. Es sei manchmal besser, den Kampf zu vermeiden als das Risiko einzugehen, getötet zu werden." Hier allerdings hakt Broder, der unter anderem auch für den Tagesspiegel als Gastkommentator tätig war, ein: "Nur ein Detail stimmt nicht", schreibt er in seiner Stellungnahme. "Ich habe mit keiner blonden Frau diskutiert, die vergewaltigt wurde, ich habe aus irgendeinem Artikel zitiert, in dem eine vergewaltigte Frau darüber räsonierte, dass es besser wäre, sich nicht zu wehren, wenn man mit dem Leben davon kommen will." Davon abgesehen, so Broder weiter in seiner Stellungnahme, stimmten aber insgesamt die ihm zugeschriebenen Zitate im "Manifest". Auf die Frage, ob er sich jetzt irgendwelche Sorgen mache, dass er nun weltweit in so einem Zusammenhang exponiert werde, antwortete Broder, der zurzeit in England ist: "Das einzige, worüber ich mir Sorgen mache, ist, woher ich Ersatzteile für meinen Morris Traveller aus dem Jahre 1971 bekomme. Sogar in England werden die Teile knapp." Kurz nachdem Tagesspiegel.de Henryk M. Broder mit den "Manifest"-Auszügen konfrontiert hatte,stellte der Publizist ebenjene Auszüge in den Blog "Achse des Guten" ein. Tagesspiegel, 24.07.2011 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 25. Juli 2011 Autor Teilen Geschrieben 25. Juli 2011 http://images.derstandard.at/2011/07/23/1310544425592.jpg Terror in Norwegen Der Moslem war's! Kommentar | 23. Juli 2011 08:45 http://images.derstandard.at/t/12/2011/07/23/1310544425592.jpgvergrößern 700x441(Nicht nur) "Österreich" hat die Schuldigen zur Hand: Muslime! Anmerkungen zu einem ganz normalen Arbeitstag - von Michael Vosatka Freitag Nachmittag um 15:36 erreicht die erste Alarm-Meldung der Nachrichtenagentur Reuters die Redaktion von derStandard.at: "Mehrere Verletzte bei Explosion in Oslos Zentrum". Während der folgenden Minuten wird rasch klar: der Abend wird arbeitsreich und stressig. Nach kurzer Recherche geht die erste Meldung um 15:43 auf derStandard.at online. Vier Minuten später hat schon ein User im allerersten Posting zu der Meldung, die zu dem Zeitpunkt nur aus einer Überschrift besteht, die Schuldigen parat: "Emigranten, Habn wohl was gegen die grenzen". Selbiger User ist sich ein paar Minuten später sicher: "Das waren wieder Islamisten!!", um sich weitere Augenblicke später zu beklagen, dass seine „Meinung" nicht veröffentlicht wurde: "Halo Wenn du das liest du standardarsch. Fuck you! Hier herrscht meinungsfreiheit du gekaufter arsch". Nun mag es sich bei diesem User um ein besonders nerviges Exemplar handeln, aber er gab einen Vorgeschmack auf das, was bei Meldungen dieser Art immer kommt wie das Amen im Gebet: Schuldzuweisungen meist rassistischer Natur werden von anonymen Anklägern im Stakkato ins Forum abgefeuert, ohne auch nur einen Funken über die Hintergründe zu wissen. Natürlich tauchen auch sofort die üblichen Verschwörungstheoretiker auf, die eine "false flag operation" eines Geheimdienstes als Hintergrund vermuten oder andere bizarre Hypothesen als Erklärung anbieten. Doch die überwiegende Anzahl der Postings hat Muslime als Schuldige im Fokus, sei es in Form von Islamisten oder einer libyschen Revancheaktion für Norwegens Engagement in der Nato. Wie jedesmal bei derartigen Gelegenheiten macht sich eine gewisse Pogromstimmung im Forum breit. Doch was will man den Usern vorwerfen, hat doch das von den Rechten seit Jahren getrommelte Feindbild "Islam" längst auch die meisten Medien durchdrungen. Während sich Norwegens Behörden und Politiker in Ermangelung von Fakten über mehrere Stunden vorbildlich in Schweigen hüllen (man erinnere sich als Negativbeispiel nur an Aznars Schuldzuweisung an die Eta nach den Anschlägen von Madrid im Jahr 2004, eine Lüge, die den Konservativen in der Folge eine saftige Niederlage bei der Parlamentswahl einbrachte), graben die Medien weltweit diverse "Terrorismusexperten" aus. So interviewt die Nachrichtenagentur APA den „Brüsseler Terrorexperten" Claude Moniquet, der "höchstwahrscheinlich eine islamistische Gruppe mit Verbindungen zur Al Kaida", als Urheber der Anschläge vermutet. "Die Terroristen schlagen zu, wenn sie bereit sind, den Anschlag auszuführen", weiß Moniquet zu berichten und damit sich die Bevölkerung auch wirklich fürchten darf, schickt er die Warnung hinterher: "Dieser Anschlag hätte in Brüssel stattfinden können oder in Wien, dieser Anschlag hätte überall in Europa stattfinden können". Während auch die Redaktion von derStandard.at über die Hintergründe der Anschläge, die so gar nicht in das übliche Schema islamistischer Terrorakte vergangener Jahre passen, rätselt, lässt die New York Times den "Terroranalysten" Will McCants des "Terrorforschungs"-Instituts C.N.A. zu Wort kommen. Dieser berichtet, die Gruppe "Helfer des Globalen Dschihad" hätte im Internet die Verantwortung für die Anschläge übernommen. Die Islamisten hätten sich auf den gescheiterten Anschlag in Stockholm im Jahr 2010 bezogen: "Wir haben seit Stockholm vor weiteren Aktionen gewarnt. Was Sie sehen, ist nur der Anfang und es wird mehr kommen", soll die Drohung der Dschihadisten lauten. US-Präsident Barack Obama lässt jedoch in einer Stellungnahme zu den Anschlägen wissen, dass er über keine Hintergründe zu den Vorgängen verfügt. Die Internetseite des bunten Blattes "Österreich" ist jedoch besser informiert als der oberste Chef einer zweistelligen Anzahl von Geheimdiensten und titelt zu diesem Zeitpunkt längst mit "Al Kaida unter Verdacht". Sie ist damit nicht alleine, beim Zappen quer durch die Nachrichtenkanäle zeigt sich beinahe überall das gleiche Bild: beschlipste Kommentatoren analysieren auf Grund nicht vorhandener Informationen, wieso für die Ereignisse in Norwegen nur Islamisten in Frage kommen. Im Journalistenalltag entzieht man sich nicht leicht solchen Mechanismen: alle melden, dass es so ist, also muss nachgezogen werden. Die internationalpolitische Redaktion von derStandard.at entschließt sich, zu warten: die norwegischen Behörden und niemand anderer soll sagen, was Sache ist. Am späten Abend wird diese Haltung bestätigt: Die norwegische Polizei gibt bekannt, internationale Zusammenhänge als Hintergrund für die Anschläge auszuschließen und bestätigt die Verhaftung eines Verdächtigen: ein Norweger, der sich im rechtsextremen Milieu bewegt. Eine Überraschung sollte das nicht sein: von 249 Terroranschlägen in der EU im Jahr 2010 wurden lediglich drei von Islamisten begangen. Dass alle diejenigen, die bei jeder Gelegenheit Muslime als Schuldige für alles Schlechte in der Welt zur Hand haben, nun für einen Moment innehalten und ihre Vorurteile überdenken, das darf freilich bezweifelt werden. (Michael Vosatka/derStandard.at, 22.7.2011) Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 25. Juli 2011 Autor Teilen Geschrieben 25. Juli 2011 Feindbild Religion „Krieg bedeutet Frieden, Freiheit bedeutet Sklaverei, Unwissenheit bedeutet Macht“ (George Orwell) (iz). Es ist schon erschreckend, für wie dumm sich die Menschen selbst halten. Ich sage bewusst, „Menschen selbst“, denn letztendlich sind die Instrumente (Politik und die Medien), die wir immer wieder beschuldigen für alles verantwortlich zu sein, ebenfalls von Menschen für Menschen. In dem wir uns also in unseren Medien und Ideologien unsere eigenen Lügen basteln, versuchen wir indirekt uns selbst von diesen Lügen zu überzeugen. Im Grunde ist die „Wahrheit“ nichts anderes als ein Konstrukt unserer wahrgenommenen Wirklichkeit, die eben gerade deshalb keine Wirklichkeit sein kann. Aber je mehr wir uns einreden, es sei eine Realität, desto mehr wird die Wahrnehmung auf diese Weise beeinflusst. So scheint es mir im 21. Jahrhundert, als ginge es darum, jegliche Religion als Feindbild zu konstruieren. Es wird versucht, Religion - egal welche - als Auslöser für Hass und Kriege zu zeigen. Überall auf der Welt, wo es Kriege gibt, sei angeblich die Religion das Hauptmotiv. Sogar der durch und durch politische Krieg in Palästina-Israel wird religiös argumentiert, wo doch theologisch gesehen der Judentum und der Islam die geringsten Probleme miteinander haben. Als würde das nicht reihen, werden auch schon die Weltkriege in der Vergangenheit „umargumentiert“, als seien sie religiös motiviert gewesen. Wenn es eben nicht der „Muslimische Terrorist“ war, ist es eben der „Christliche Terrorist“!? Dieser Eindruck wird zwischen den Zeilen geweckt. Ziel ist immer gleich: Die Religionen sollen als Quelle für Krieg und Terror wahrgenommen werden! Doch kein Terrorakt, Hass oder Krieg darf und kann nicht religiös begründet werden oder auf die Religion verschoben werden. Da es dutzende Bücher zu dieser Thematik gibt, möchte ich nicht näher drauf eingehen, sondern die Entwicklung, Religion als Feindbild darzustellen, in den Vordergrund rücken. Gläubige Menschen, die alle an einen Schöpfer glauben, und davon ausgehen, dass sie für ihre Taten Rechenschaft ablegen werden, sollten sich in der Tat Gedanken über diese Entwicklung machen. André Maulraux schrieb einmal, dass das 21. Jahrhundert entweder das Jahrhundert der Spiritualität sein wird oder es dieses Jahrhundert erst gar nicht geben wird. Unsere Gegenwart sollte also kein Schauplatz für religiöse Kriege oder Kriege gegen die Religion sein. Es sind gerade die religiösen und gläubigen Menschen, die sich Verantwortlich gegenüber ihrem Schöpfer und ihrer Umwelt fühlen, die dieser Entwicklung entgegenwirken müssen. Durch diese Entwicklung wird indirekt der Eindruck erweckt, als würde der Glaube an einen Schöpfer zu Kriegen und Kämpfen führen. Dabei wurde gezielt der Islam schon zu lange mit Terror assoziiert. Nicht die Muslime, nein die gläubigen Christen hätten hier schon längst aufschreien müssen. Da dies nicht laut genug getan wurde, haben wir es mit einem Faschismus zu tun, der sich vom Rassismus in eine Islamfeindlichkeit umgewandelt hat. Denn rassistisch sind diese Gruppierungen schon lange nicht mehr, da ihre Feindlichkeit nicht auf Rassen beruht. Sie ist gleichermaßen auf deutsche, englische, türkische und chinesische Muslime gerichtet. Nun ist es an der Zeit, dass alle gläubigen Menschen eine Einheit gegen die Neukonstruktion der Welt bilden. Cemil Sahinöz, Islamische Zeitung, 25.07.2011 http://islamische-zeitung.de/?id=14909 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 26. Juli 2011 Autor Teilen Geschrieben 26. Juli 2011 Wie die Medien über Oslo berichteten Als ich am Freitag Nachmittag die erste Meldung über den Bomben- anschlag in Oslo hörte, beobachtete ich die Medien, wie sie darüber berichteten. Egal ob im TV oder auf den Internet-Portalen der Zeitungen, die Berichterstattung und die Mutmassung über die Täter lief nur in eine Richtung, es können nur islamistische Terroristen sein. Sofort wurde Al-Kaida genannt, der "übliche Verdächtige". Es wurden sogenannte Terrorexperten befragt, die den Zuschauern erklärten, die Täter wären radikale Islamisten und sie würden die norwegische Beteiligung an den Militäroperationen in Afghanistan und Libyen als Motiv haben. Dann wurde auch behauptet, Gaddafi hatte mit Anschlägen in Europa gedroht und er könnte dahinter stecken. Der deutsche Terrorismusexperte Berndt Georg Thamm äusserte sich bei N24: „Wir leben im Jahr 10 der Anschläge vom 11. September“, so Thamm, möglicherweise verübe Al-Kaida auch „symbolisch“ solche Attacken. Auch bei der ARD und ZDF lief in den Abendnachrichten eine einseitige Berichterstattung und wurden Kommentare geäussert, nur die bösen Moslems und Al-Kaida können dafür verantwortlich sein. Es ist der erste Terroranschlag in Europa seit dem Attentat auf die Londoner U-Bahn am 7. Juli 2005, den auch Islamisten durchgeführt hätten. Focus berichtete, es wäre das erste gewaltsame Vorgehen gegen den Westen seit der Tötung von Al-Kaida-Chef Osama Bin Laden. Deutschlands Städte seien bedroht. Davon gehen zumindest deutsche Sicherheitsbehörden aus. Die Gewerkschaft der Polizei rief die Bevölkerung in Deutschland zu erhöhter Wachsamkeit auf. Es sei nicht ausgeschlossen, „dass auch deutsche Grossstädte in Gefahr sind“, sagte Gewerkschaftschef Bernhard Witthaut. Der Terrorismusexperte der Berliner Stiftung Wissenschaft und Politik, Guido Steinberg, sagte: "Skandinavien ist in den letzten Jahren vermehrt zum Ziel geworden” und verwies unter anderem auf Dänemark. “Ich vermute, dass das ein Anschlag im Kontext des Karikaturenstreits ist. Ich würde auf Al-Kaida tippen und auf den Ursprung Nord-Waziristan.” Laut Terrorexperten sei es ein Vergeltungsschlag durch die Al-Kaida, weil norwegische Soldaten in Afghanistan kämpfen und die deutsche Bundeswehr wäre ja auch dort. Die New York Times meldete sogar, die Terror-Gruppe „Ansar al-Jihad al-Alami“ hätte sich zum Anschlag bekannt. Die Propagandamaschine, um Moslems als Täter hinzustellen, war voll angelaufen. PI-News ging sogar her und veröffentlichte einen Artikel mit der Überschrift: "Warum bombt Islam ausgerechnet in Oslo?" Sie haben gleich ihre Islamhetze die sie betreiben fortgesetzt und die Islamophobie geschürt. "Heute Oslo, morgen Berlin? Sind wir genug vor islamischen Terroran- schlägen geschützt?" wurde allgemein gefragt. Auch die internationalen Medien sprangen sofort auf den Zug, es waren islamistische Terroristen, wie Rupert Murdochs britisches Lügenblatt und Dreckschleuder "The Sun" die auf der Titelseite die Schlagzeilen brachte "Al-Kaida Massaker" und "Norwegens 9/11". Jetzt stellt sich das alles als falsch heraus. Der mutmassliche Täter soll ein rechtsradikaler Norweger sein, mit islamfeindlichen Ansichten. Er hat auch das Massaker unter den Teilnehmer des Jugendlagers auf der Insel Utoya durchgeführt, bei dem über 80 Menschen erschossen wurden. Selbstverständlich möchte ich hier mein Beileid den Angehörigen der zahlreichen Opfern ausdrücken. Es ist fürchterlich und eine Tragödie. Aber es geht mir hier um eine Medienkritik, wie sofort die Leser und Zuschauer durch die Medien in eine Richtung gelenkt wurden. Es waren böse islamische Terroristen, nur sie können so eine fürchterliche Tat begehen. Ein anderer Täterkreis wurde gar nicht in Betracht gezogen. Mittlerweile haben die Medien umgeschwenkt, nach dem bekannt wurde, der Verdächtige sei Anders Behring Breivik (32), norwegischer Staatsbürger und Betreiber einer Gemüse-Gärtnerei, ein blonder, blauäugiger Mann. Durch seine Tätigkeit in einem Agrarbetrieb hätte er leicht an grössere Mengen Düngemittel herankommen können, aus denen sich Sprengstoff herstellen lässt. Die Polizei vernahm den Verdächtigen zuerst auf der Insel Utoya und später auf einem Revier in Oslo. "Es ist komisch, dass er sich nicht selbst getötet hat, wie die Kerle, die diese Schulmassaker angerichtet haben", sagte ein Polizist. "Es ist gut, dass er es nicht getan hat. So können wir vielleicht ein paar Antworten über seine Motivation erhalten." Nach Ansicht der Ermittler ist der festgenommene Mann sowohl für die Explosion in Oslo, als auch für das Massaker im Jugendlager der regierenden sozialdemokratischen Partei verantwortlich. Allerdings schlossen sie nicht aus, dass weitere Personen beteiligt waren. Die Polizei sagte, es sei für eine Person nicht möglich die Angriffe alleine durchzuführen. Der mutmassliche Täter wäre von rechtsextremer Ideologie inspiriert worden. Seine politischen Ansichten wären islamfeindlich und er wäre ein christlicher Fundamentalist. Also genau das Gegenteil von dem was anfänglich von den Medien behauptet wurde. Dann auf seiner Facebook-Seite sieht man ein Foto von Breivik im Ornat eines Freimaurers. Was will ich damit sagen? Die Medien sind offensichtlich nicht unparteiisch und berichten keine Fakten, sondern sind voreingenommen und haben sofort nach Bekanntwerden des Bombenanschlags in Oslo ihre Zuschauer und Leser in eine Richtung gelenkt, haben versucht eine anti-moslemische Hetze zu starten, denn nach ihrer Ansicht sind nur Moslems so böse, um so eine abscheuliche Tat zu begehen. Und ist es nicht interessant, als die Medien uns erzählten, es handelt sich um einen Moslem, haben sie ihn als Terroristen bezeichnet, als Teil einer Terrororganisation. Sobald aber bekannt wurde, er ist ein christlicher Zionist, wurde er als "Verrückter" und "Geistesgestörter" beschrieben und er sei ein Einzeltäter. Alles Schall un Rauch, 23.07.2011 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 26. Juli 2011 Autor Teilen Geschrieben 26. Juli 2011 http://1.bp.blogspot.com/-A0OnNtd4Pmc/TivojUDCiKI/AAAAAAAAHto/9zerkAEI9ZQ/s1600/TheSunOslo.JPG Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 26. Juli 2011 Autor Teilen Geschrieben 26. Juli 2011 Last weekend a man named Anders Behring Breivik allegedly went to a summer youth camp in Norway and killed at least 76 people in a mass shooting. Today Glenn Beck covered the story by comparing camp to that of the Hitler Youth. In the audio clip to the left, Beck previews the story by saying, “As the thing started to unfold and there was a shooting at a political camp, which sounds a little like the Hitler Youth. Who does a camp for kids that’s all about politics? Disturbing.” Beck then goes on to say that he had warned about such a scenario happening before, and attempts to separate himself from the shooter, a devout... The Examiner 2011-07-25 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 26. Juli 2011 Autor Teilen Geschrieben 26. Juli 2011 25.07.2011 Der norwegische Massenmörder Breivik wähnt sich als „Kreuzritter“ wider die vermeintliche Islamisierung Europas. Er bezieht sich auch auf etablierte Publizisten. Von Knut Mellenthin Kampf gegen „Eurabia“ (junge Welt). Der Bombenanschlag in Oslo und das Massaker auf der norwegischen Insel Utøya mit mehr als 90 Toten haben viele Inspiratoren. Sie tragen Namen wie Bat Ye’or, Robert Spencer, Bruce Bawer, Fjordman – das Pseudonym eines unbekannten Vielschreibers –, Ted Kaczynski (bekannter als „Unabomber“) und Henryk M. Broder. Die Doktorarbeit eines durchschnittlichen deutschen Politikers enthält mehr Selbstverfaßtes als das 1500 Seiten starke „Manifest“, das Anders Behring Breivik kurz vor seinen Mordtaten am vergangenen Freitag unter dem Titel „2083 – A European Declaration of Independence“ („Eine europäische Unabhängigkeitserklärung“) verschickte. Diese mit tagebuchartigen Aufzeichnungen angereicherte Collage besteht überwiegend aus einkopierten Textblöcken der Lieblingsautoren von Breivik. Der Blogger Fjordman, der im „Manifest“ besonders häufig auftaucht, hat seinerseits lange Artikel geschrieben, die fast nur aus Zitaten anderer Verfasser der rechten Antimoslemszene bestehen. Eine Reihe von wörtlichen Übernahmen, so etwa vom „Unabomber“, hat Breivik in seinem Sammelsurium nicht einmal als solche gekennzeichnet. Werbung http://islamische-zeitung.de/pix/dotted_line_490.gif Der Massenmörder lebte offenbar seit Jahren in einer wahnhaften Parallelwelt, die sich mit dem hauptsächlich von Gisèle Littman – sehr viel bekannter unter ihrem Künstlernamen Bat Ye’or – geprägten Schlagwort „Eurabia“ kennzeichnen läßt. Die in Ägypten geborene Autorin behauptet, daß seit der sogenannten Ölkrise von 1973 eine geheime Verschwörung zwischen den europäischen und arabischen Eliten bestehe. Europa habe sich dadurch vom Bündnis mit den USA gelöst und sei „in den arabisch-islamischen Bereich hinübergewechselt“. Aus demselben Grund führe Europa einen „versteckten Krieg gegen Israel“. Als hervorragenden Beweis für diese total abgedrehte These führt Bat Ye’or an, daß die Europäer die Forderung nach einem Palästinenserstaat akzeptieren. Ein unübersehbares Netz von Webseiten propagiert die „Eurabia“-Wahnvorstellungen und treibt auf dieser Linie rechtspopulistische „Volksaufklärung“. Die Artikel des deutschen Journalisten Henryk M. Broder, den es mittlerweilen vom Spiegel zu Springers Welt verschlagen hat, werden dort vielfach zitiert. Broder, der weltanschaulich sehr wenig Originelles beizutragen hat, gilt der Szene als Kronzeuge für die Behauptung, daß die europäischen Staaten, die Regierungen ebenso wie die Bevölkerungen, vor der wahnhaft eingebildeten Machtübernahme durch den Islam längst feige und opportunistisch kapituliert hätten. Broder trifft sich in seinem hartnäckig strapazierten Dauerthema mit Bat Ye’or, die sogar meint, der gegenwärtige „Verrat“ der europäischen Eliten sei noch schlimmer als das britisch-französische Einknicken vor Hitler in München 1938. Breiviks Massenmord ist eine vermutlich von den Autoren nicht beabsichtigte, aber durchaus logische und daher letztlich voraussehbare Reaktion auf dieses Weltbild. Aus den Einträgen des jetzt 32jährigen in verschiedenen rechten Blogs wird deutlich, daß er sich schon seit langem mit der Frage beschäftigte, wie angesichts der unterstellten allgemeinen Kapitulation Europas vor dem Islam von mutigen und entschlossenen Einzelnen gegengesteuert werden könnte. Daß er sich in die Rolle eines Kreuzritters hineinphantasierte, der nicht nur legitimiert, sondern geradezu verpflichtet sei, grausame, aber notwendige Mordtaten in großem Stil zu begehen, stellte seine individuelle Antwort auf den aggressiven Feigheitsvorwurf der „Eurabia“-Ideologen dar. Aus Breiviks Aufzeichnungen läßt sich schlußfolgern, daß er mit dem Massaker in einem Sommerlager der Jungsozialisten mehrere Ziele zu erreichen hoffte: Erstens öffentliche Aufmerksamkeit für die in seinem „Manifest“ zusammenkopierte rassistische, antimoslemische und nicht nur antilinke, sondern auch antiliberale Weltanschauung. Zweitens Provozierung von „Überreaktionen“ der Gegenseite, insbesondere von jungen Moslems und von Linken, die dann propagandistisch ausgeschlachtet werden könnten. Nach seinen eigenen Angaben hatte der Norweger diese „bewußte Strategie“ schon mit Erfolg der britischen EDL empfohlen, die ausländerfeindliche Krawalle gern unter israelischen Fahnen stattfinden läßt. Drittens scheint Breivik auch die Tatsache, daß den Rassisten aufgrund seines Massenmords zunächst einmal der Wind ins Gesicht bläst, ins Kalkül einbezogen zu haben: Aus seiner durch Blogeinträge dokumentierten Sicht besteht die rechte Szene überwiegend aus Sprücheklopfern, die vor entschlossenen Aktionen zurückschrecken. Hier eine Radikalisierung herbeizuführen, indem die Szene jetzt unter härteren staatlichen und öffentlichen Druck gerät, erscheint im Kontext von Breiviks Wahnvorstellungen geradezu logisch. Mißtrauen ist indessen geboten gegenüber allem, was der Massenmörder über sich selbst und seine Verbindungen erzählt. Allzu vieles erscheint ausgedacht und inszeniert. Das gilt besonders, aber nicht nur für das Facebook-Profil, das er wenige Tage vor seiner „Aktion“ in mehrstündiger Arbeit zusammenstückelte. Zum Beispiel wird Breiviks Behauptung, er habe im April 2002 in London an der Gründung eines „Templerorden“ genannten Geheimbundes teilgenommen, gerade dadurch, daß er dies offen berichtet, eher unwahrscheinlich. Der Text erschien erstmals am 25.7.2011 in der Tageszeitung „junge Welt“. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 26. Juli 2011 Autor Teilen Geschrieben 26. Juli 2011 Phänomen Rechtspopulismus Zur Person Anton Maegerle ist Journalist und Buchautor. Er arbeitet unter anderem für die ARD-Magazine "Panorama" und "Report Mainz". Er schrieb unter anderem die Bücher "Globalisierung aus Sicht der extremen Rechten" und "Thule. Von den völkischen Mythologien zur Symbolsprache heutiger Rechtsextremisten". "Aus Worten können Waffen werden" Der Attentäter von Norwegen verortet sich selbst im rechtspopulistischen Milieu. Was ist das für eine Bewegung? Wie gefährlich ist ihre Rhetorik? Und wie kann die Politik ein weiteres Erstarken verhindern? Darüber sprach tagesschau.de mit dem Journalisten Anton Maegerle, der sich seit Jahren mit dem Thema befasst. tagesschau.de: Der Attentäter von Norwegen hat sich mit einem 1500-Seiten-Text gerechtfertigt. Der enthält an vielen Stellen rechtspopulistische Argumentationen - oder ist sogar direkt aus solchen Quellen kopiert. Rechtspopulistische Parteien und Blogger distanzierten sich zwar entschieden von ihm. Aber inwiefern legen sie die Basis für solche Gewalt? Anton Maegerle: Sich da im Nachhinein zu distanzieren, ist schlicht und ergreifend ein Witz. Die Gewalt ist in der Rhetorik angelegt, auch in derjenigen der rechtspopulistischen Parteien und Bewegungen. Wer Hass schürt, muss davon ausgehen, dass dieser Hass irgendwann explodiert. Aus Worten können Waffen werden. Einer, der diesen Hass rund um die Uhr schürt und sich jetzt distanziert hat, ist der szenebekannte norwegische Blogger "Fjordman", dessen Gedankenwelt auch der Attentäter förmlich inhaliert hat und in seinem Hass-Manifest immer wieder zitiert und dokumentiert. "Streckenweise sogar mehrheitsfähig" tagesschau.de: Wie groß ist die rechtspopulistische Bewegung in Europa und den USA? Maegerle: Zwischenzeitlich war sie ziemlich weit verbreitet - streckenweise sogar mehrheitsfähig. Es gab spektakuläre Wahlergebnisse: die dänische Volkspartei, die Schwedendemokraten, die Wahren Finnen, die Wilders-Partei in den Niederlanden, die Tea Party in den USA. Auch nicht zu vergessen: Die FPÖ in Österreich oder die Schweizerische Volkspartei. In den USA sind zwischenzeitlich zigtausende Personen in einem großen Netzwerke verbunden. Das ist eine Bewegung, die immer größer wird. tagesschau.de: Und in Deutschland? Maegerle: In Deutschland ist es für sie eher schwierig. Das liegt an der Vergangenheit, am Nationalsozialismus und an Auschwitz. Es gibt verschiedene Bewegungen, Grüppchen und Organisationen. Auf Bundesebene beispielsweise die Pro-Bewegung von Manfred Rouhs, Pro NRW von Markus Beisicht. In Berlin will jetzt "Die Freiheit" von René Stadtkewitz bei der Abgeordnetenhauswahl im September antreten. Vielfach sind das Grüppchen, die mal zerstritten sind, um sich dann wieder unter einem ideologischen Dach zu finden. Teile von ihnen sind miteinander vernetzt, auch auf europäischer Ebene. tagesschau.de: Sie zählen sehr viele Parteien und Bewegungen auf - kann man die alle in einen Topf werfen? Maegerle: Bezüglich ihrer Gleichsetzung von Islam und Islamismus kann man das. Ansonsten ist die Anti-Islam-Bewegung ein Gemisch, das vom frustrierten Kleinbürger bis zum einstigen Neonazi reicht. http://www.tagesschau.de/multimedia/bilder/koeln106_v-mittel16x9.jpg http://www.tagesschau.de/image/icon_lupe_d5e0f7.gif Zentraler Punkt der Rechtspopulisten: Sie setzen Islam und militanten Islamismus gleich. tagesschau.de: Auch im Internet gibt es eine große Debatten-Szene ... Maegerle: Die bekannteste deutsche Hass-Seite hat jeden Tag Zehntausende Zugriffe. Diese Menge ist sehr bedrohlich für die Demokratie. Auf der Seite werden permanent Angehörige einer fremden Religionsgemeinschaft - des Islam - verächtlich gemacht. Es gibt dort hin und wieder auch Verstöße gegen das Strafgesetzbuch, wie wiederholt den Straftatbestand der Volksverhetzung oder der Beschimpfung von Religionsgemeinschaften. Dort wird der Islam in den Kommentaren beispielsweise als rassistische und faschistische Ideologie bezeichnet, "die den Terror bringt". tagesschau.de: Wie ist die Szene international vernetzt? Maegerle: Das Personenkarrussell der führenden Köpfe referiert und tingelt permanent in benachbarte Länder. Am 3. September steht in Berlin eine "Die Freiheit"-Veranstaltung an, da sind als Referenten beispielsweise Geert Wilders aus den Niederlanden oder der SVP-Abgeordnete Oskar Freysinger eingeladen. "Initialfunke war der 11. September 2001" tagesschau.de: Gehen wir mal zurück zu den Ursprüngen der Bewegung - wie ist sie entstanden und woraus speist sie sich? Maegerle: Initialfunke waren die Anschläge vom 11. September 2001. Diese Hass- und Anti-Muslim-Bewegung greift natürlich Integrationsprobleme auf, die es gibt. Sie missbraucht demografische Schieflagen. Viele Menschen finden sich in der globalisierten Welt nicht mehr zurecht. Die Bewegung präsentiert Sündenböcke und einfache Lösungen für komplexe Probleme - das ist eine Mischung aus Angst, Hass und Panik. Sie propagiert permanent den Untergang des Abendlandes. tagesschau.de: Was sind ihre zentrale Themen? Maegerle: Das ist erstens der Hass auf den Islam. Dieser wird mit Islamismus gleichgesetzt. Dann gibt es den Hass auf Multikulti, die Angst vor Einwanderung und Überfremdung. Ihr Zukunftsszenario sieht so aus: Der muslimische Bevölkerungsanteil wird immer jünger und militanter und stellt irgendwann die Mehrheit in den jeweiligen Ländern. Hinzu kommen eine Menge weiterer Feindbilder: Alles Linke - sei es sozialistisch oder kommunistisch, die angebliche "political correctness", die "Frankfurter Schule" der Soziologie. Hinzu kommt der Hass auf Homosexuelle, auf den Feminismus, die Forderung nach EU- und NATO-Austritt, die Angst vor der Gleichheit. Nicht notwendigerweise religiös, keine Neonazis tagesschau.de: In ersten Meldungen wurde der Norwegen-Attentäter als christlicher Fundamentalist bezeichnet. Wie wichtig ist das Christentum für die Bewegung? Maegerle: Das Bekenntnis zum Christentum spielt eher eine abstrakte, symbolische, beziehungsweise vorgeschobene Rolle. Für den Attentäter von Norwegen trifft die Bezeichnung "christlicher Fundamentalist" beispielsweise in keinster Weise zu: In seinem "Manifest" schreibt er, er selbst und viele seiner Gesinnungsgenossen seien nicht zwangsläufig religiös. tagesschau.de: Was unterscheidet Rechtspopulisten von Neonazis? Maegerle: Diese rechtspopulistische, nationalistisch-konservative Szene ist nicht antisemitisch und verbreitet keinen Hass gegen Israel, leugnet nicht den Holocaust. Die Bewegung ist zwar nationalistisch, betreibt aber keine NS-Nostalgie. Wichtiger Unterschied zur rechtsextremen Szene und beispielsweise der NPD in Deutschland: Diese Bewegung steht auf dem Boden der Verfassung. Sie will das System nicht stürzen, sondern agiert im Prinzip systemkonform. Der Attentäter von Oslo lehnt die NSDAP beispielsweise laut eigenen Worten ab, erklärt Hitler zu Feindfigur und leugnet den Holocaust nicht. Aber es gibt auch Grauzonen. In Deutschland beispielsweise bei der Pro-Bewegung, wo Ex-Kader ausgewiesener rechtsextremer Parteien wie der Deutschen Liga für Volk und Heimat führend aktiv sind. "Der Zulauf wird anhalten" tagesschau.de: Was bedeuten die norwegischen Anschläge für die Szene? Maegerle: Sie bedeuten mit Sicherheit eine gewisse, vorübergehende Verunsicherung. Die kann sich aber gerade jetzt noch aggressiver entladen. tagesschau.de: Wird der Zulauf bleiben? Maegerle: Der wird derselbe sein. Die Mehrheitsgesellschaft wird zwar erst einmal entsetzt sein und warten, was passiert. Aber der Zulauf wird anhalten, eben weil sehr viele Menschen sich in der globalisierten Welt nicht mehr zurechtfinden und deshalb für einfache Lösungen empfänglich sind. tagesschau.de: Das heißt, es wird irgendwann signifikante Wahlerfolge geben? Maegerle: Wir müssen auf jeden Fall damit rechnen, dass diese Parteien auch bei uns in Kommunalparlamente einziehen. Zum Teil sind sie das ja schon, beispielsweise in Köln. Damit ist auch nach dem fürchterlichen Anschlag in Norwegen zu rechnen. tagesschau.de: Was lässt sich dagegen tun? Maegerle: Solchen politischen Rattenfängern das Wasser abzugraben, das können Parteien nur durch ehrliche Politik. Eine vernünftige Integrationspolitik beispielsweise - die dem Bürger die Missstände aufzeigt, die auch tatsächlich da sind. Das Interview führte Fabian Grabowsky, tagesschau.de, 25.07.2011 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 27. Juli 2011 Autor Teilen Geschrieben 27. Juli 2011 Attentate in Norwegen Europa verharmlost den Rechtspopulismus Wer nach den Attentaten von Norwegen vor neuem Rechtsterrorismus warnt, dramatisiert. Die wirkliche Gefahr ist der falsche Umgang mit der Islamophobie. © Oliver Berg/dpa http://images.zeit.de/politik/ausland/2011-07/pro-koeln-2/pro-koeln-2-540x304.jpgRechtspopulisten von "Pro Köln" während einer Demonstration (Archivbild) Der erste Anruf kam auf der Rückfahrt von einem Gespräch mit militanten Neonazis, sogenannten autonomen Nationalisten, in der westlichen Ukraine. Um eine "unabhängige Expertenmeinung für unsere Zuschauer" zu den Verbindungen des Attentäters von Norwegen wurde da am Tag nach der furchtbaren Tat gebeten. Verbindungen zu europäischen Neonazis, vor allem in Deutschland. Stichwort Rechtsterrorismus, "Sie wissen schon." Nichts wusste ich, deshalb habe ich diese Anfrage, wie die darauf folgenden, höflich abgelehnt. Von den schrecklichen Ereignissen in Norwegen hatte ich aus dem ukrainischen Fernsehen erfahren. Da war zunächst noch von al-Qaida die Rede – wie im ZDF, wo Terrorexperte Elmar Theveßen über die skandinavischen Aktivitäten der Islamisten ganz genau Bescheid zu wissen schien. Einen Tag später berichtete er im heute journal, dass die Tat von einem christlichen Fundamentalisten verübt worden sei, der einem rechtsextremen Gedankengut nachhänge, aber "kein einsamer Sonderling war, sondern vernetzt mit anderen Gleichgesinnten in Europa und in den USA". Dabei war zu diesem Zeitpunkt lediglich bekannt, dass Anders Behring Breivik als mutmaßlicher Autor kurz vor seiner Tat ein umfangreiches ideologisches Manifest an Hunderte Adressen internationaler Gruppen aus der rechten Szene geschickt hatte. Olaf Sundermeyer berichtet seit Jahren über die rechte Szene in Deutschland und Europa. Er ist Co-Autor des Buches In der NPD – Reisen in die National Befreite Zone (Verlag C.H.Beck). Das ist bezeichnend für die Debatte in Deutschland. Sie eilt den Fakten bisweilen weit voraus. Dies gilt auch für allerlei Lobbyisten, wie beispielsweise die Gewerkschaft der Polizei (GdP) oder einige CSU-Politiker, die nun schärfere Gesetze fordern. Suggerieren sie damit doch, dass auch in Deutschland Anschläge durch rechtsextreme Täter möglich sind. Doch gibt es für eine solche Gefahr irgendwelche Anzeichen? Die Antwort ist einfach: Bislang gibt es keinerlei Hinweise dafür, dass die Sicherheitslage in Deutschland eine andere ist als vor den Schüssen von Utøya. Wer eine Terrorgefahr herbeizureden versucht, handelt unverantwortlich. Nach massiver Kritik an der Polizei hat Norwegens Justizminister die Arbeit der Beamten als "fantastisch" bezeichnet. [Video kommentieren] Auch in der Diskussion über das rechte Spektrum in Deutschland und seine Verbindungen zu Breivik ist die Tendenz zu voreiligen Schlüssen groß. Rechts ist nicht gleich rechts. Beispielsweise standen Protagonisten des "Nationalen Widerstands in Dortmund" in Breiviks E-Mail-Verteiler. Sie sind autonome Nationalisten einer neuen Generation, die eine Umwälzung der gesellschaftlichen Verhältnisse über den Kampf auf der Straße proklamieren und sich nach außen hin abdichten – wie linksextreme Autonome es tun. Wie Breivik hetzen sie gegen Muslime und Linke. Sie haben also dieselben Feindbilder wie der Attentäter. Ihnen aber deshalb eine Verbindung zu ihm anzudichten, wäre töricht. Zeit, 26.07.2011 Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 22. August 2011 Autor Teilen Geschrieben 22. August 2011 Ein Kreuzritter gegen den Dschihad Anders Breivig und der Terrorismus der christlichen Gotteskrieger von Utz Anhalt (sopos) 79 Menschen fielen in Norwegen einem Massenmörder zum Opfer. Der erste Verdacht fiel auf islamistische Terroristen. Dann stellte sich heraus, dass Anders Breivig kein "Islam-Terrorist", sondern ein Muslime hassender Mörder ist. Sein Weltbild legte er auf 1500 Seiten dar. Dieses Manifest wird in den Massenmedien mit dem Begriff "wirr" versehen. Bei Linken gilt der Killer als Neonazi. "Wirr" erscheint die Vernichtungsideologie von Breivik aber nur für den, der die Gefahr durch die neue Rechte in Europa und den USA nicht erkannt hat und nicht erkennen wollte. Ein Nazi im klassischen Sinne ist der selbst ernannte Kreuzritter nämlich nicht: Damir Fras schrieb in der BZ: "Der Massenmörder Anders Behring Breivik versteht sich als Begründer eines neuen Ordens der Tempelritter. Sein Ziel: Europa bis zum Ende dieses Jahrhunderts vom "Multikulturalismus", den er auch als politischen und kulturellen Marxismus definiert, und vom Einfluss des Islam zu befreien." Darin liegt tatsächlich die Quintessenz seines Weltbildes. Und dieses Weltbild hat er mit der Neuen Rechten in Europa ebenso gemein, wie mit katholischen Konservativen. Wie die amerikanischen Neokonservativen, wie Thilo Sarrazin, wie Henryk Broder und die Hetzplattform "Politically Incorrect" und die so genannten "Antideutschen" versteht sich Breivik als proisraelisch und proamerikanisch. Seine Feinde sind "der Islam" und die "multikulturelle Gesellschaft". Er definiert sich als Tempelritter, als Kreuzritter, als Krieger des christlichen Abendlandes gegen die "Invasion des Islam". Al Qaida kämpft im eigenen Selbstverständnis gegen die "Kreuzritter", die in die Länder der Muslime einfallen. Wer Breivik als "irregeleiteten Einzeltäter" ansieht, vergisst, dass bis auf DIE LINKE von den Grünen bis zu den Christdemokraten alle Parteien im Bundestag einen Krieg führen, den ein christlicher Fundamentalist aus Texas, George W. Bush, als Kreuzzug ausrief. Das humanitäre Feigenblatt, das insbesondere die Grünen und mit ihnen die Kirchentagschristen dem Kreuzzug verpassten, ändert daran nichts. Wie bei jedem Selbstmordattentat, bei jedem Terroranschlag von Al Qaida Muslime auf der ganzen Welt sich sofort empören, dass, wer so etwas tut, kein Muslim sein kann, so sind es jetzt CDU-Politiker, Kirchentagschristen, katholische Konservative, Pfarrer, Pastorinnen, Christen jeglicher Couleur, die, wie aus der Pistole geschossen, Breivik das "Christ-Sein" absprechen. Tempelritter und Ungläubige Im "Wort zum Sonntag" rückt der "Fundamentalismus" an die Stelle der "Extremismus"-Konstruktion. "Fundamentalismus", egal ob christlich oder muslimisch, links oder rechts, sei das Problem. Die meisten Christen wollen mit einem Breivik wohl wirklich nichts zu tun haben. Die Konstruktion, dass es sich um einen "wirren Einzeltäter" handelt, der das Christentum nicht verstanden hätte, erinnert an den "armen Sünder, der vom Weg Gottes abgekommen ist". Verständlich, dass Christen, die karitativ tätig sind und die "christliche Nächstenliebe" vertreten, einen solchen "Fundamentalisten" als "Nicht-Christen" ansehen. Wer sich aber mit der Kriminalgeschichte des Christentums auch nur ein wenig auskennt, wundert sich überhaupt nicht, dass sich ein rechter Massenmörder als "Tempelritter" inszeniert. Die Fiktion eines "christlichen Abendlandes", das vor der "Invasion des Islam" geschützt werden muss, hat sich nicht ein irrer Kopf ausgedacht, der als leibhaftiger Teufel in Norwegen Menschen umbringt. Die Kreuzritter waren eine historische Realität. Sie fielen im Mittelalter in regelmäßigen Abständen im heutigen Nahen Osten ein, wateten 1096 in Jerusalem im Blut, um das "heilige Land" von den "Ungläubigen" zu befreien. Dass auch diese Mordbrenner "keine Christen" waren, also die "allumfassende Liebe Gottes" nicht verstanden haben, mögen sich freundliche Gläubige zurechtlegen: Für die politische Analyse darf ein solcher Selbstschutz nicht gelten. Zu Recht kritisiert der Internationale Bund der Konfessionslosen und Atheisten scharf die Aussage von Thomas Goppel (CSU), wonach es keine fundamentalistischen Christen geben könne: "Goppel zeichnet ein idealisiertes Bild des Christentums, das mit der globalen Realität wenig zu tun hat (...) Gewalt gegen Andersdenkende durchzieht einen Großteil der Geschichte des Christentums. (...) Und in der Tat: Dort, wo sich das Christentum überwiegend aufgeklärt und tolerant präsentiert, ist es im Niedergang begriffen. (...) Ob der Attentäter von Norwegen zu Recht als fundamentalistischer Christ bezeichnet werden kann oder nicht: Wie anderen Religionen wohnt auch dem Christentum ein Gewaltpotential inne, das nicht geleugnet oder verharmlost werden darf." Der Mörder steht nicht allein, sondern zeigt die Gefahr des Religionsterrorismus des "christlichen Abendlands" heute. Diese "neuen Kreuzritter" sehen die Konfrontation mit dem Islam als "Verteidigung Europas" und definieren sich über die katholischen Mordbrenner, die in der Reconquista die Spanier muslimischen Glaubens aus dem Land jagten bis hin zum Kampf gegen die Türken, die 1683 vor Wien standen. Eine Sympathie für den Staat Israel haben sie deswegen, weil Israel in ihren Augen das Erbe der Kreuzritter weiter trägt, nämlich ein Bollwerk gegen den Islam im "Heiligen Land" zu bieten. Das verträgt sich zwar nicht mit dem 2000 Jahre alten christlichen Judenhass, aber so wie die dschihadistischen Mörder gegen die Sowjetunion noch für die USA arbeiteten, ist den christlichen Terroristen eine Rechtsregierung in Israel vorerst noch ein Verbündeter. Mehr noch: Das Israel einer rassistischen und antiarabischen Regierung verkörpert für sie die wehrhafte Festung im Feindesland – so wie die Kreuzritterfestungen des Mittlelalters inmitten der muslimischen Reiche. "Israel" fungiert für die Terrorchristen als Gegenbild zum "multikulturell verweichlichten Europa". Neu ist das nicht: Die Reconquista vernichtete die aufgeklärte Kultur in Cordoba, das Musterbeispiel einer multireligiösen und interkulturellen Blüte. Mit Feuer und Schwert setzten die katholischen Mordbrenner den katholischen Glauben als einzige Religion durch, schlachteten die jüdischen Intellektuellen und Ärzte, die muslimischen Ingenieure und Verwaltungskräfte ab. Thorbjörn Jagland warnte in der Süddeutschen Zeitung davor, die Religion mit dem Terror gleichzusetzen: "Weder im Christentum noch im Islam gibt es irgendetwas, das Terrorismus rechtfertigt. Wenn Religionen trotzdem als potentiell terroristisch beschrieben werden, dann fördert das die Kreuzzugsmentalität. Wenn wir, allein durch den Wortgebrauch, den Islam mit Terrorismus verbinden, polarisieren wir die Debatte; die Angst vor Muslimen und vor der Islamisierung sind die Folge." Jagland schreibt als Verfechter der freien und offenen Gesellschaft, wie sie in Norwegen Tradition hat, ein ehrenwertes Anliegen. Ebenso richtig ist es, vor einer Kreuzzugsmentalität zu warnen. Doch diese Kreuzzugsmentalität entspringt den Religionen, der Kreuzzug dem Christentum, der militärisch verstandene Dschihad dem Islam. Die Gefahr in diesem Kern beider Monotheismen liegt in ihrer Ähnlichkeit. Wie George W. Bush und Al Qaida spielen sich auch jetzt Anders Breivik und die Dschihadisten die Bälle zu. Es kann, da liegt Jagland richtig, nicht darum gehen, die Anhänger von Christentum und Islam zu dämonisieren. Selbstverständlich gibt es in allen monotheistischen Religionen menschenfreundliche Auslegungen. Selbstverständlich hat ein Dietrich Bonhöffer nichts mit den katholischen Priestern zu tun, die den Massenmord in Kroatien an Serben und Juden durchführten. Selbstverständlich haben die Opfer der Inquisition, die auf dem Scheiterhaufen brannten und sich selbst als Christen verstanden, nicht die Schuld ihrer Mörder. Selbstredend sind die Muslime, die Opfer des Terrors von Al Qaida werden, nicht die Täter. Leider gibt es aber Schulen und Regeln, die den Terror gegen "Ungläubige" legitimieren, fordern und seit Jahrhunderten praktizieren, im Christentum wie im Islam. Wer das leugnet oder verharmlost, gerät eben in die Falle, einen Breivik nicht erklären zu können. Waren die katholischen Völkermörder in Lateinamerika keine Christen, waren die Päpste, die die Kreuzzüge ausriefen, keine Christen? Waren die Inquisitoren, die die Ketzer auf die Scheiterhäufen warfen, keine Christen? Die Scheußlichkeit besteht auch darin, dass sich die Repräsentanten der Großkirchen gerne mit den Aufrechten schmücken, die als Christen Widerstand gegen das Dritte Reich leisteten oder Menschenrechte vertraten. Sie erwähnen dabei nicht, dass diese Vorbilder in aller Regel gegen die Kirche standen. Was sie auch nicht erwähnen, sind die Blutmeere, in denen ebendiese Kirchen wuchsen und gediehen. Es geht nicht darum, Christen und Muslimen zuzustimmen, die, wie Michael Schmidt-Salomon sagte, von der Dompteurpeitsche der Aufklärung gezähmt sind, dass christliche Mörder keine Christen, islamistische Mörder keine Muslime seien. Die Basis des "multikulturellen Europas", dass der Kreuzritter Breivik so innig hasst, ist die Rechtsstaatlichkeit. Diese verbindlichen Grund- und Menschenrechte erkämpfte die Aufklärung, erkämpfte der Humanismus unter schweren Opfern, aber letztendlich siegreich gegen die christlichen Kirchen. Die offene Gesellschaft, der säkulare Humanismus ist das Gegengift gegen den neuen und zugleich alten Religionsterrorismus und nicht "Christen, die für den Frieden beten" wie sie morgen die Waffen segnen. Gott , Machiavelli und Breivik – Die rationale Irrationalität des christlichen Terrors Der Kreuzzug war der katholischen Kirche das, was den Muslimen der Dschihad in der Bedeutung des Heiligen Kriegs ist. Selbstverständlich gibt es im Islam entgegengesetzte Interpretationen wie die der Sufis, die den Dschihad als Krieg gegen sich selbst führen, das heißt, die versuchen, durch Mystik und psychische Arbeit ein guter Mensch zu werden. Und auch im Christentum gab es Bettelmönche, Pazifisten und diejenigen, die die Nächstenliebe auf alle Menschen bezogen. Nur ändert dies nichts daran, dass die Politik der Kirchen eine andere war. Die Vorkämpfer der allgemeinen und unveräußerlichen Menschenrechte liefen Gefahr, von der katholischen Inquisition auf den Scheiterhaufen geworfen zu werden: Heute kennen wir Ähnliches von den Mullahs im Iran und den Taliban in Afghanistan. Gläubige Christen erörtern, dass Breivik sich nicht als religiösen, sondern kulturellen Christen bezeichnet, also mit der christlichen Religion wenig zu tun hat. Das ist richtig, gerade darin liegt aber die historische Tradition der Gotteskrieger. Das Christentum der Kreuzzüger, des Völkermordes in Amerika und der Inquisition "glaubte" nämlich in einem nur mehr technischen Sinn. Ihr Gott war die Ideologie, die die Skrupel beseitigte. "Für Gott" war der Schlachtruf der spanischen Ritter, "in Gottes Namen" segneten die katholischen Priester die Waffen, den Indianern das Land zu stehlen, war "Gottes Auftrag" an die protestantischen Kolonisten Nordamerikas. Anders Breivig steht in der zweitausendjährigen Kriminalgeschichte des Christentums mitnichten allein: Von Hernando Cortez, der in Mexiko die Ureinwohner niedermetzelte über die Terroristen der katholischen Reconquista, von den Kreuzrittern, die das "Morgenland" mit Blut und Tod überzogen bis zur gemeinsan mit der SS fröhlich Juden und orthodoxe Serben mordenden katholischen Ustascha: immer hatten diese Christen Gott auf ihrer Seite. Gerade die rationale Irrationalität zeichnete die christlichen Kreuzritter und ihre Nachfahren, die spanischen Konquistadoren aus. Sie hatten "Gott" in der Hintertasche, handelten aber vernichtend effizient. Sie glaubten nicht im Sinne der Mystiker, sondern ihre brutale Intelligenz lag gerade in der Verbindung zwischen Machiavellis Pragmatismus und der spirituellen Vitaminspritze, die ihnen die Päpste, die Priester gaben. Der Indianeraktivist Russell Means fasste den Raubmord an den amerikanischen Ureinwohnern zusammen: "Sie kommen immer zu dritt, der Priester, der Händler und der Soldat." Die Freidenker des 19. Jahrhunderts sahen das ähnlich: "Kirche, Staat und Kapital, dreifaltig sind sie allemal." Es ist ehrenwert, wenn sich humanistisch orientierte Christen vom Terror abgrenzen, wie auch menschenfreundliche Muslime dem dschihadistischen Terror eine klare Absage geben. Diese internen Konflikte sind aber nicht die Diskussionen, die die freie Gesellschaft führen muss. Für die freie Gesellschaft sind die Grundrechte der Menschen auf säkularer Begründung die Basis. Wer die beherzigt, kann glauben, was er will. Dem Übergriff der Religionen und des ihnen innewohnenden Gewaltpotenzials auf die offene Gesellschaft gilt es, die offene Gesellschaft entgegenzuhalten. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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