Webmaster Geschrieben 4. August 2011 Teilen Geschrieben 4. August 2011 Der Ramadan ist ein Teil Deutschlands Der Beitrag des Ramadans zur Integration Immer wieder gibt es die etwas politische aber mehr polemische Debatte, ob der Islam ein Teil Deutschlands ist oder nicht. Was aber ganz gewiss schon lange zu Deutschland gehört ist das Fasten im Ramadan. Alljährlich gibt es pünktlich Ramadanbotschaften aus allen Kreisen. In vielen Moscheen wird gemeinsam mit den Nachbarn gefastet. Viele Vereine organisieren Fastenbrechen, zu denen sie Nichtmuslime und vor allem Geflüchtete einladen. Trotz dessen bietet es sich an, kurz und knapp für all diejenigen, die noch nie mit dem Ramadan in Berührung gekommen sind, Informationen zum Fasten zu geben. Im Anschluss zu diesen allgemeinen Informationen folgt dann kurz eine Begründung, warum das Fasten mit zur Integration beiträgt. Das Fasten im Monat Ramadan Zunächst einmal sei gesagt, dass für Fasten im Koran das Wort „saum" verwendet wird. Die richtige Übersetzung dieses Wortes wäre aber nicht „Fasten" sondern „Enthaltsamkeit". Der Muslim enthält sich in diesem Monat von verschiedenen Sachen. Daher ist das bekannte Verzichten auf Essen und Trinken nicht das Ziel, sondern Mittel zum Zweck. Das eigentliche Ziel der Enthaltsamkeit ist es, durch diesen Rückzug sich selbst kennenzulernen, seine eigenen Schwächen wahrzunehmen und so des allmächtigen und barmherzigen Schöpfers zu gedenken. All dies geschieht um Allahs Willen, um dadurch wiederum Seine Zufriedenheit zu erlangen. Denn Fasten (Anmerkung: Umgangssprachlich verwende ich trotzdem den Begriff des Fastens) bedeutet, zu erkennen, dass man in Wahrheit einzig und allein von Gott abhängig ist. Das Fasten gehört zu den wichtigsten Pfeilern des Islams. Im Koran wird gesagt, dass das Fasten allen Kulturen und Völkern auferlegt wurde: „Ihr, die ihr glaubt, euch ist das Fasten vorgeschrieben wie es denen vorgeschrieben war, die vor euch waren, damit ihr vielleicht gottesfürchtig werdet" (2:183). So ist dies ein wichtiges Verbindungselement zwischen den Menschen. In allen Kulturen und Religionen findet man heute noch das Fasten in verschiedenen Formen. Gefastet wird eben im Monat Ramadan. Ramadan ist also der Name eines Monats, nämlich der 9. Monat im islamischen Kalender. Dieser Monat hat je nach Lage 29 oder 30 Tage. Da der Mondkalender nur 355 Tage hat, verschiebt sich der Ramadan jedes Jahr im gregorianischen Kalender um ca. 10 Tage. In diesem Monat wird von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang gefastet. Dabei verzichtet man auf Essen, Trinken, Geschlechtsverkehr und Rauchen. Das hört sich für die meisten so an, als wäre es schwierig oder ungesund. Ist es jedoch nicht. Der Körper gewöhnt sich schon nach 2-3 Tagen an diese Umstellung. Ja es ist für den Körper wie ein notwendiger Ölwechsel. Es regeneriert den Körper. So kommt es in vielen Gesundheitszentren vor, dass den Patienten das Fasten empfohlen wird. Am Ende des Ramadans gibt es das "id al-fitr" Fest, das unter Kindern besser bekannt ist als Zuckerfest. Dieses Fest geht drei Tage lang. An diesem Fest besucht man Familien, Freunde, Bekannte, Verwandte etc. Kinder gehen von Haus zu Haus und sammeln Süßes, daher Zuckerfest. Vom Fasten ausgenommen sind z.B. Kinder, Reisende, Frauen im Wochenbett oder während ihrer Menstruation, Kranke, Schwangere, Stillende. Da die Gesundheit und die Psyche des Menschen im Islam Priorität haben, können Personen, bei denen das Fasten schädlich sein kann, das Fasten zu einem späteren Zeitpunkt nachholen. Theologisch gesehen beginnt das Fasten erst ab der Pubertät. Es gibt auch einige Bräuche im Ramadan. Z.B. wird das Fastenbrechen am Abend für gewöhnlich mit einer Dattel oder einem Schluck Wasser durchgeführt. Dies gehört zur Tradition des Propheten Muhammed. Danach wird das Abendgebet verrichtet. Erst danach werden die Speisen gegessen. Gegenseitige Besuche und Einladungen zum Fastenbrechen sind gewöhnlich. Oft findet in der Moschee-Gemeinde ein gemeinsames Fastenbrechen statt. Nach dem Nachtgebet folgt ein spezielles Gebet namens Teravih (Ausruhen). Vor der Morgendämmerung wird ein Morgenmahl gegessen. Der Beitrag des Ramadans zur Integration So ist also der Ramadan ein wichtiger Monat für die Muslime. Es ist ein großer Anlass für viel Freude und Beisammensein. Es gehört zur Tradition, dass das Fastenbrechen am Abend, wenn die Sonne untergegangen ist, gemeinsam mit Freunden und Familie in einer gemütlichen und herzlichen Atmosphäre stattfindet. Zu den Freunden und Familien gehören selbstverständlich nicht nur die Muslime, sondern Menschen aus allen Religionen, Nationen und Ethnien. Im Geiste des Propheten Muhammed, der Jesus als seinen Bruder bezeichnete, sehen wir uns als Geschwister an. Der Prophet Muhammed sagte nämlich, dass alle Menschen eine Familie sind. Daher werden Geschwister, Freunde und Familie, zum gemeinsamen Fastenbrechen eingeladen. Dies ist ein großer Schritt für die gesellschaftliche Integration der MigrantInnen in unserer Gesellschaft. Dies ganze fördert den Dialog mit den Akteuren und Institutionen der Mehrheitsgesellschaft. Denn Integration muss auf beiden Seiten stattfinden. Eine Sensibilisierung für die jeweils andere Kultur ist ein wichtiger Faktor, damit Integration gelingen kann. Daher steht das gemeinsame Fastenbrechen ganz klar im Zeichen der interkulturellen Öffnung. Was wir alle gemeinsam haben, ist der Hunger. Der Hunger verbindet Nationen. Durch den Hunger kommen alle Menschen, ganz egal von welchem Ort der Welt, ob mit Migrationshintergrund oder nicht, auf eine Ebene. Nämlich der Ebene der menschlichen Schwäche, wo Zusammenarbeit ein Bedürfnis wird. Der gemeinsame Hunger hebt Klassen- und Nationenunterschiede auf. Arme und Reiche, Schwarze und Weisse verbindet der Hunger, das Mensch-Sein kommt in den Vordergrund. Deswegen können Hunger verspürende Menschen an einer Tafel sitzen und durch den Klang der Löffel und Gabeln auf den Tellern kommunizieren. Es verbindet uns der Blick, der in dieselbe Richtung gerichtet ist: Das Essen. Der Fastenmonat ist also Anlass um eine globale Emphatie zu entwickeln und sich seiner Schwäche bewusst zu werden. Es wird gesagt: LIEBE GEHT DURCH DEN MAGEN. Und ich behaupte: Integration und Verständnis gehen ebenfalls durch den Magen. Cemil Sahinöz cemil@misawa.de Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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