yilmaz Geschrieben 29. September 2012 Teilen Geschrieben 29. September 2012 As´Salam und Servus, Eine interessante Kolumne die ich im Spiegel fand, wollte ich dem Forum nicht vorenthalten: Der große Europa-Schwindel Eine Kolumne von Georg Diez Europa exisitiert nicht! Das muss eine sehr irritierende Nachricht für alle sein, die seit Monaten damit beschäftigt sind, eben dieses Europa zu retten. Aber vielleicht erklärt diese Erkenntnis, warum Angela Merkel und ihre Kollegen mit dieser Rettung nicht so recht vorankommen. Natürlich gibt es das Oktoberfest und den Ärmelkanal und Uzès und tschechisches Pilsener und Brüssel. Es gibt die Europäische Union und es gibt sogar die Mitte der EU, das haben jetzt die Kollegen vom "FAZ"-Feuilleton dankenswerterweise recherchiert: Sie liegt genau auf "fünfzig Grad, zehn Minuten und einundzwanzig Sekunden Nördlicher Breite und neun Grad, neun Minuten und null Sekunden Östlicher Länge", am Fuße des Niedermittlauer Heiligenkopfes, das ist irgendwo in Hessen, östlich von Hanau, ziemlich genau zwischen den Orten Lieblos, Linsengericht und Freigericht - kein Scherz. Aber was findet man dann dort, zwischen Lieblos, Linsengericht und Freigericht? Nichts, natürlich, "Leerstand", "Ruhe" und einen "Kreisverkehr", das ist das, was die "FAZ" von dort zu berichten weiß - aber in der Mitte von Nichts ist natürlich nichts, das weiß auch meine 5-jährige Tochter. Warum aber weigern sich dann so viele Erwachsene, gut bezahlte Leute zum großen Teil, mit ordentlicher Ausbildung, mäßigem Kleidergeschmack und einer hohen Toleranzschwelle für die Repetitionsrituale jeder größeren Bürokratie, warum weigern sich diese Menschen so hartnäckig, die Realität zu sehen? Einfach nur, weil sie nicht eingestehen wollen, dass sie sich geirrt haben, all die Jahre, einfach nur, weil sie, und das wäre sogar verständlich, nicht zugeben wollen, dass sie für etwas arbeiten, das es nicht gibt. Europa ist eine Erfindung Man würde sie ja fast für verrückt halten. Also denken sie sich lieber so Sachen aus wie einen Kanon der europäischen Literatur, aber auch diese Aktion der Kollegen von der "Zeit" wirkte, wie praktisch alles, was mit Europa zu tun hat, wie eine bezahlte Aktion, wie ein PR-Maßnahme für eine Erfindung in der Defensive. Und nichts anderes ist Europa, eine Erfindung, das würden auch die nicht bestreiten, die sich das Ganze ausgedacht haben, nach dem Zweiten Weltkrieg, der ja schrecklich genug war, um sich etwas auszudenken, das uns davor bewahrt, dass die Deutschen wieder mal sechs Millionen Juden ermorden. Das Problem beginnt dann, wenn man die Erfindung mit der Wirklichkeit verwechselt, wenn man glaubt, die Wirklichkeit werde schon der eigenen Einbildungsgabe gehorchen. "Irreversibel" solle die Wirtschafts- und Währungsunion sein, sagte der in dieser Woche so gefeierte, so vorgeführte, so missbrauchte Kanzler Helmut Kohl am 3. Dezember 1991. Und ein paar Tage später, am 13. Dezember, war es dann schon so weit: "Der Weg zur Europäischen Union ist unumkehrbar", sagt Kohl vor dem Bundestag - ein Wort übrigens, unumkehrbar, das vom Rechtschreibsystem meines Computers rot markiert wird, weil es dieses Wort eigentlich nicht gibt. Von wegen alternativlos Aber es sind immer diese kleinen Worte, an denen man die großen Lügen erkennt. So war das mit Angela Merkels fataler Formulierung, der Weg, den sie in der Euro-Krise gehe, sei "alternativlos" - was ja logisch und sprachlich genauso wenig Sinn ergibt wie die Konstruktion der Unumkehrbarkeit. So ist das auch, wenn jemand sagt, dass er ein "überzeugter" Europäer ist - und man sich fragt: Überzeugt im Sinne von "Ich habe mich überzeugt, es gibt Europa, ich habe nachgeschaut"? Oder im Sinne von: "Es ist meine Überzeugung, dass es Europa gibt oder geben sollte, und wenn das nicht so ist, dann soll mir das erst mal jemand beweisen"? Was wäre auch überhaupt das Gegenteil? Ein unüberzeugter Europäer, ein überzeugungsloser Europäer? Es war jedenfalls ein ganz schön cleveres Manöver, wie sie da die Beweislast auf die Seiten der Skeptiker verschoben haben, Kohl und Mitterrand und all die anderen in Maastricht und danach: Hans-Peter Schwarz beschreibt das gerade wieder in seiner Kohl-Biografie. Er beschreibt auch die Autosuggestion, mit der hier Politik gemacht wurde, "kein Wort davon, dass eine Fiskalunion die Grundvoraussetzung für eine dauerhafte stabile Entwicklung der Währungsunion sei", bricht es aus ihm praktisch heraus, die Scherben haben wir jetzt - er beschreibt aber auch, wie Lafontaine, wie die SPD, wie überhaupt fast alle dafür waren, wie "parteiübergreifend" also die EU-Chose gelaufen ist, ein Wort, das sich bequem neben Merkels "alternativlos" stellen lässt. Der Schwindel darf bloß nicht auffliegen Denn es ist ja nur bedingt beruhigend und noch kein Wert an sich, wenn etwas "parteiübergreifend" abläuft - Parteien, so stelle ich mir das vor, sind eigentlich dazu da, die verschiedenen Seiten zu vertreten, die verschiedenen Positionen deutlich zu machen: Wenn das nicht stattfindet, hakt im Grunde die Demokratie. Das war damals so, das ist heute so - das Problem ist, dass Europa so eine Chimäre ist, so ein opakes Wort, und sich Linke wie Rechte, Hedonisten, Freiheitsfreunde, Arbeitsrechtler, Gewerkschafter, die vielleicht am wenigsten, Konzernlenker, Wirtschaftsliberale, halbkonservative Konservative, dass die alle sich darauf einigen können oder umgekehrt keinen intellektuell oder ideologisch fundierten Widerstand aufbauen mögen. Dieses Europa, das es nicht gibt, weil es eine Erfindung ist aus historischer und politischer Notwendigkeit, ist eine damit Nivellierungsmaschine. Nicht so sehr, was Glühbirnen und Gurken, sondern was die Gedanken betrifft: Was auch die Ratlosigkeit erklärt, mit der etwa die SPD durch die Euro-Krise taumelt, was die Ranschmeißerei der Grünen erklärt, was die Ruhe erklärt, mit der alle in diesen Strudel schauen. Eines ist jedenfalls sicher: Der Schwindel darf nicht auffliegen. Das würden die Märkte Europa nicht verzeihen. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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