Webmaster Geschrieben 30. April 2014 Teilen Geschrieben 30. April 2014 Islam gehört für Hälfte der Deutschen nicht zum Land Ist der Islam nun ein Teil Deutschlands oder nicht? Nein, sagt rund die Hälfte der Deutschen. Sogar 44 Prozent der Befragten mit Migrationshintergrund (und 30,8 Prozent der Befragten mit türkischen Eltern) sehen den Islam nicht zu Deutschland gehörend. Die deutschen ohne Migrationshintergrund sind jedoch ... Noch gibt es Vorbehalte gegenüber dem muslimischen Glauben. Dennoch zeigt ein neues Experten-Gutachten: Die Bundesrepublik ist auf dem besten Weg, ein modernes Einwanderungsland zu werden.Von*Freia Peters Ist der Islam nun ein Teil Deutschlands oder nicht? Nein, sagt rund die Hälfte der Deutschen. Das geht aus dem Integrationsbarometer des Sachverständigenrats*für Migration*hervor. 53,2 Prozent der befragten Deutschen ohne Migrationshintergrund verneinen die Frage mit der Antwort "eher nicht" (36 Prozent) oder "gar nicht" (17,2 Prozent). Sogar 44 Prozent der Befragten mit Migrationshintergrund (und 30,8 Prozent der Befragten mit türkischen Eltern) sehen den Islam nicht zu Deutschland gehörend. Christine Langenfeld, Vorsitzende des Sachverständigenrats Deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR) sieht in den jüngsten Zahlen keinen Beweis für eine islamfeindliche Haltung der deutschen Bevölkerung, sondern vielmehr eine Aufforderung,*den Islam*mehr in den alltäglichen Fokus zu rücken. "Unsere Empfehlung ist, dass die institutionelle Gleichstellung des Islam in Deutschland stärker vorangetrieben und die interreligiösen Beziehungen weiter verstärkt werden sollten", sagt Langenfeld. Dafür fordert sie von den Islamverbänden mehr Transparenz in den Strukturen, um die Anerkennung voranzutreiben. Auf der anderen Seite verlangte sie von der Politik mehr Offenheit für die Anliegen der Muslime. Bis auf wenige Ausnahmen wie etwa dieAhmadiyya-Gemeinde*in Hessen sind die islamischen Verbände derzeit nicht als Körperschaften des öffentlichen Rechts anerkannt. Das heißt: Muslimische Gemeinden sind bislang nicht auf Augenhöhe mit den christlichen Kirchen und der Jüdischen Gemeinde, sie dürfen etwa keine eigenen Friedhöfe errichten, können den Staat nicht damit beauftragen, ihre Mitgliedsbeiträge einzuziehen, oder islamischen Religionsunterricht an deutschen Schulen anbieten. Deutsche Arbeitsmigrationspolitik extrem liberal Langenfeld ist Rechtswissenschaftlerin und Vorsitzende des unabhängigen Gremiums, das einmal im Jahr das*Integrationsklimamisst und Handlungsempfehlungen gibt für die deutsche Integrationspolitik. Insgesamt bekommt Deutschland im fünften Jahresgutachten gute Noten ausgestellt. "Deutschland hat sich auf den Weg gemacht, ein modernes Einwanderungsland zu werden", sagte Langenfeld bei der Vorstellung des Gutachtens. "Die gesetzlichen Zuzugsmöglichkeiten für Fachkräfte gehören zu den liberalsten in den westlichen Industriestaaten." Mit der Einführung der Blue Card 2012 etwa können akademische Fachkräfte aus Ländern außerhalb der EU unter bestimmten Voraussetzungen in Deutschland leben und arbeiten. Sie müssen ein Gehalt von mindestens 46.400 Euro nachweisen; bei Berufen mit besonders vielen unbesetzten Stellen reichen 36.200 Euro. Diese Schwellen sind nach Ansicht des SVR sehr moderat. Die Familien der Zuwanderer können problemlos mit einreisen. "Für Akademiker aus Drittstaaten ist der Zugang nach Deutschland damit fast vollständig liberalisiert", heißt es im Gutachten. Dennoch wird Deutschland nicht gerade von gut qualifizierten Zuwanderern überrannt. Von Mitte 2012 bis Ende 2013 sind nur knapp 14.000 solcher Genehmigungen erteilt worden. "Es fehlt Deutschland an einem ,Einwanderungsmarketing'", sagte Langenfeld. Viele ausländische Arbeitnehmer wüssten noch nichts von ihren Möglichkeiten in Deutschland. "Wir brauchen eine integrationspolitische Visitenkarte. Die neuen Regelungen gehören nicht unter den Ladentisch, sondern in das Schaufenster des Landes." Zuwanderungskinder hinken ein Jahr hinterher Die größte integrationspolitische Baustelle sieht der SVR bei der Bildung. Mehr als zehn Prozent der Kinder von Zuwanderern zwischen 16 und 29 Jahren haben in Deutschland keine Berufsausbildung, gehen keiner Erwerbstätigkeit nach. Grundschüler mit ausländischen Eltern stehen in ihrer sprachlichen Entwicklung etwa ein Jahr hinter den Mitschülern zurück. Lehrer müssten in ihrer Ausbildung besser auf den Umgang mit einer multikulturellen Schülerschaft vorbereitet werden. "Ein guter Mathe-Lehrer etwa ist spezialisiert auf die Vermittlung der binomischen Formeln", sagte Wilfried Bos, Bildungsforscher der Universität Dortmund. "Womöglich merkt der gar nicht, dass sein Schüler die Aufgabe gar nicht versteht." Grundschulen und Kindergärten müssten sich besser bei der Sprachförderung abstimmen und vernetzen. Im Bereich der Asylpolitik mahnen die Sachverständigen eine solidarischere Verteilung von Flüchtlingen in Europa an. Für Flüchtlinge in akuten Krisensituationen empfiehlt der SVR einen temporären Schutzstatus, der "die unbürokratische Aufnahme einer großen Zahl von Schutzsuchenden ermöglicht", heißt es im Gutachten. "Wenn wir uns die Lage in Syrien anschauen, sehen wir, dass die deutsche Asylpolitik hier an ihre Grenzen kommt", sagte Langenfeld. Minister: Islam nicht mit Kirchen vergleichbar Die ersten Reaktionen aus der deutschen Politik auf die Empfehlungen des Expertengremiums sind eher skeptisch. Das Verhältnis des Islam zum deutschen Religionsverfassungsrecht sei nicht vergleichbar mit dem der Kirchen, sagte Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) dem Evangelischen Pressedienst. Es gebe aber bereits viele Fortschritte unterhalb der förmlichen Anerkennung. Er verwies auf die islamische Theologie an den Hochschulen und den Religionsunterricht. "Diesen Weg halte ich für absehbare Zeit für gut und richtig." Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung,*Aydan Özoguz*(SPD), sagte mit Blick auf die Umfrageergebnisse, sie sehe die Politik in der Pflicht, mehr Raum für Begegnungen zu schaffen. Die religiös-kulturelle Pluralität müsse in Deutschland sichtbarer werden. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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