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Hygienemaßnahmen im Islam mit Blick auf ansteckende Krankheiten

Krankheiten und Vieren gibt es schon seit Anbeginn der Menschheit; und so werden sie auch immer ein Teil des Lebens sein. Die beste Prophylaxe dagegen ist – so banal es klingt – eine einfache Hygiene. Aus islam-theologischer Sicht macht es daher Sinn, zu schauen, wie der Islam mit Hygiene und speziell ansteckenden Krankheiten umgeht.

Im Islam wird Wert auf prophylaktische (vorbeugende) Maßnahmen gelegt. Dies sieht man schon im islamischen Prinzip, wonach bereits der Weg zu etwas Negativem abgelehnt wird, und nicht nur das Negative selbst.

Prophylaxe beinhaltet, dass der Mensch die göttlich gegebenen Naturgesetze auch einhält. Das bedeutet wiederum, dass es nicht reicht, nur ein religiöses Lippenbekenntnis für ein Ziel auszusprechen, sondern es auch ernsthaft zu verfolgen und die kausalen Wege dafür einzuhalten.

Der Prophet Muhammed hob die Bedeutung der Gesundheit hervor, in dem er sagte: „Es gibt zwei Gaben, deren Wert von den Menschen unterschätzt wird: zum einen die Gesundheit und zum anderen freie Zeit“ (Buhari, Rıkak: 1).

Dabei steht genauso wie die körperliche als auch die seelische Gesundheit im Vordergrund. Für alle islamischen Prinzipien gibt es immer eine Option, die dann eingeleitet wird, wenn die Gesundheit und das Leben des Menschen in Gefahr ist. Beispielsweise wird das Fasten ausgelassen wird, wenn man krank ist (Koran, 2:185). Im Notfall kann an, um ein zweites Beispiel zu nennen, auch bestimmte Lebensmittel verzehren, die sonst nicht erlaubt sind (Koran, 6:145).

In Bezug auf Hygienemaßnahmen sagte der Prophet Muhammed, dass die Hygiene, Sauberkeit und Reinigung die Hälfte der Religion ausmacht (Müslim, Tahara: 1; Tirmizi, Daawat: 86, Hanbal, Musnad: 4/260, 5/342-344, 363, 370, 372; Darimi, Wudu: 2). Hier wird deutlich, welchen Stellenwert die Hygiene einnimmt.

In einem anderen Hadith (Ausspruch) sagte der Prophet, dass Gott rein ist und das Reine liebt. Daher solle man seine Umgebung sauber halten (Tirmizi, Edeb: 41). Im Koran heißt es: „O ihr, die ihr glaubt! Wenn ihr zum Gebet aufsteht, wascht euer Gesicht und eure Hände bis zu den Ellbogen und wischt über euren Kopf, und (wascht) eure Füße bis zu den Knöcheln. Und falls ihr durch Samen befleckt seid, so reinigt euch.“ (Koran, 5:6).

Diese und ähnliche Denkweisen mündeten in einer festen Alltagspraxis in muslimischen Gemeinschaften. Der Prophet machte Anmerkungen über Hygienemaßnahmen in Zusammenhang mit Tieren oder mit Lebensmitteln (Buhari, Wudu: 33; Ebu Davud, Tahara: 37; Tirmizi, Tahara: 68). Auch hob er mehrmals die Wichtigkeit des Zähneputzens (Hanbal, Musnad: 1/214, 3/143; Buhari, Dschum´a: 8; Darimi, Wudu: 18), des Rasierens unter den Achseln und im Intimbereich, des regelmäßigen Schneidens der Fingernägel oder allgemein die Reinigung nach jedem Toilettengang hervor. Weiterhin betonte der Prophet das Händewaschen vor und nach jedem Essen, ja sogar nach jedem Aufstehen von einem Platz. Einmal in der Woche solle mal duschen (Müslim, Dschum´a: 9). Diese Aussagen tätigte er zu einer Zeit, in der Duschen und Baden verteufelt wurden oder Toiletten nur in wenigen Kulturen existierten. Die tägliche rituelle Waschung vor den Gebeten oder die Ganzkörperwaschung sind Hygienemaßnahmen, die täglich umgesetzt werden. Auch die Sauberkeit, was die Kleidung oder die Umgebung angeht, sind im Einklang mit der modernen Medizin.

Dabei ist das Händewaschen gar nicht so selbstverständlich, wie man vielleicht meinen würde. WIN/Gallup International führte im Jahre 2015 eine Studie zum Thema Hygienepraxis durch. In 63 Ländern wurde gefragt, ob man dort nach dem Toilettengang die Hände mit Seife wäscht. Hier kam es zu erstaunlichen Ergebnisse: Saudi-Arabien 97% (Platz 1), Bosnien 96% (Platz 2), Algerien, Libanon, Papua-Neuguinea und Türkei mit jeweils 94% (Platz 3), Kolumbien, Südafrika, Vietnam mit jeweils 93% (Platz 7), Panama 92% (Platz 10), Georgien 91% (Platz 11), Griechenland, Kosovo und Portugal mit jeweils 85% (Platz 13), Deutschland 78% (Platz 27), Vereinigtes Königreich 75% (Platz 34), Russland 63% (Platz 49), Frankreich 62% (Platz 50), Spanien 61% (Platz 52), Belgien 60% (Platz 53), Hong-Kong 58% (Platz 55), Italien 57% (Platz 57), Niederlande 50% (Platz 60), Südkorea 39% (Platz 61), Japan 30% (Platz 62) und China 23% (Platz 63).

Zur Zeit des Propheten Muhammed gab es selbstverständlich auch ansteckende Krankheiten. Hierzu äußerte sich der Prophet ebenfalls. In einem Hadith sagte er, dass man sich vor Infektionskrankheiten, wie z.B. Lepra, schützen soll, so wie vor einem Löwen (Buhari, Marda: 19; Hanbal, Musnad: 2/443). Dies zeigt die Vorsicht, mit der wir agieren sollen. Damit hob der Prophet hervor, dass man Infektionskrankheiten nicht auf die leichte Schulte nehmen sollte.

Des Weiteren wird empfohlen, dass man einen Abstand in der Höhe einer Lanze zu einer infizierten Person halten sollte (Hanbal, Musnad: 2/21). Eine durchschnittliche Lanze ist 2-3 Meter lang. Erstaunlich, dass der Prophet diese Maßnahme schon im 7. Jahrhundert empfahl.

In Zeiten, wo wir über Kontakteinschränkungen und Ausgangssperren diskutieren, findet man ebenfalls einen Ausspruch des Propheten von vor 1400 Jahren: „Wenn ihr hört, dass an einem Ort die Pest oder eine ansteckende Krankheit ausgebrochen ist, dann geht nicht dorthin. Wenn die Krankheit in euren Ort ist, dann verlasst ihn nicht.“ (Buhari, Tib, 19).

Diese und viele andere Aussagen des Propheten haben gegenwärtig eine noch wichtigere Bedeutung. Die Lebensweise des Propheten, der im Koran mit „du bist wahrlich von großartiger Wesensart“ (Koran, 68:4) beschrieben wird, wird für uns zu einem Vorbild in allen Lebenslagen.

IslamIQ, 18.04.2020

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