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Der Mensch verpasst immer wieder die Chance auf Frieden.

Warum der Mensch nicht aus der Geschichte lernt

Die Geschichte ist ein Lehrmeister, der uns immer wieder vor Augen führt, dass der Mensch ein Wesen der Widersprüche ist. Kaum haben wir uns aus den Schrecken eines Krieges befreit, so stehen wir schon wieder am Rande einer neuen Katastrophe. Die Menschheit scheint ein unerschütterliches Talent dafür zu besitzen, immer wieder in dieselben Fallen zu tappen.

Ibn Haldun, der Begründer der Soziologie, sagte eins: „Die Geschichte wiederholt sich.“ Sie wiederholt sich, weil der Mensch nicht dazulernt. Aber warum ist das so? Warum lernen wir nicht aus den Fehlern der Vergangenheit? Die Antwort auf diese Frage ist sicherlich komplex und vielschichtig. Doch ein Blick auf die menschlichen Grundbedürfnisse und -triebe kann uns einige Hinweise geben.

Gier, Habsucht, Neid, Undankbarkeit und Egoismus - diese dunklen Seiten der menschlichen Natur treiben uns oft dazu, kurzfristige Vorteile über langfristige Konsequenzen zu stellen. Der Wunsch nach mehr Macht, Reichtum und Anerkennung überschattet allzu oft die Vernunft. Wir vergessen, dass wir alle Teile eines größeren Ganzen sind und dass unser Handeln weitreichende Auswirkungen auf unsere Mitmenschen und die Umwelt hat.

Ideologien sind öfters eine Triebfeder für Konflikte. Sie führen dazu, dass Menschen andere Gruppen ablehnen oder bekämpfen. Extremistische Ideologien, die auf Hass und Ausgrenzung basieren, stellen eine besondere Gefahr für den Frieden dar.

Ein oft übersehener Faktor ist dabei die Rolle von Machtstrukturen. Ob politische Systeme, wirtschaftliche Ungleichheiten oder soziale Hierarchien – sie alle prägen unser Verhalten und können dazu führen, dass bestimmte Gruppen von Menschen benachteiligt werden. Diese Machtstrukturen können Konflikte schüren und den Frieden gefährden. Diese Strukturen sollten daher kritisch hinterfragt werden.

So verpasst der Mensch immer wieder die vielen Chancen und Möglichkeiten auf einen Frieden. Er macht immer wieder die gleichen Fehler, trifft die falschen Entscheidungen, bereut es dann, nur um einige Generationen später wieder die gleichen Fehler zu begehen. Solange der Mensch sein Verhalten und Denken nicht grundlegend ändert, solange das Recht des Stärkeren gilt, werden Unmengen von Ressourcen verschwendet.

Die Geschichte hat uns gezeigt, dass der Mensch in der Lage ist, große Taten zu vollbringen. Wir haben Krankheiten besiegt, den Weltraum erobert und komplexe technische Systeme entwickelt. Doch wir haben auch bewiesen, dass wir uns selbst zerstören können, wenn wir uns von unseren dunklen Trieben leiten lassen.

Trotz aller Herausforderungen gibt es auch Grund zur Hoffnung. Immer wieder haben Menschen gezeigt, dass sie in der Lage sind, zusammenzuarbeiten und Konflikte friedlich beizulegen. Die Geschichte ist voller Beispiele für Mut, Mitgefühl und Solidarität. Diese positiven Kräfte müssen aber auch gegenwärtig gestärkt werden.

Dabei liegen die Lösungen für viele der gesellschaftlichen Probleme auf der Hand. Kooperation statt Konkurrenz, Dialog statt Gewalt, Nachhaltigkeit statt Raubbau - die Möglichkeiten für eine friedliche und gerechte Welt sind zahlreich. Doch die Umsetzung dieser Ideen erfordert einen tiefgreifenden Wandel in unserem Denken und Handeln. Nur so kann die Spirale der Gewalt durchbrochen und eine Zukunft gestaltet werden, in der Frieden und Wohlstand für alle möglich sind.

Dr. Cemil Sahinöz, Islamische Zeitung, November 2024

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