(01.06.2025) Die steigenden Kosten der Pilgerfahrt nach Mekka

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(01.06.2025) Die steigenden Kosten der Pilgerfahrt nach Mekka

Die Hajj ist für Muslime auf der ganzen Welt eine der zentralen religiösen Pflichten. Doch während die spirituelle Bedeutung dieser Reise unverändert bleibt, steigen die finanziellen Hürden kontinuierlich an. Ein Blick auf die vergangenen Jahrzehnte zeigt eine drastische Preissteigerung, die für viele Gläubige zunehmend eine unüberwindbare Barriere darstellt. Selbst für Personen, die auf Grund ihrer finanziellen Situation verpflichtet für die Pilgerfahrt wären, können sich paradoxerweise keine Pilgerfahrt mehr leisten.

Ein Blick auf die Preisentwicklung

Wer die Preisentwicklung der letzten Jahrzehnte betrachtet, erkennt einen dramatischen Anstieg der Kosten.

Jahr	Mindestens	Höchstens	Durchschnitt	Steigerung jährlich
1995	1.100 €	2.280 €	1.690 €
1997	1.500 €	2.600 €	2.050 €	180 €
1998	1.800 €	2.700 €	2.250 €	200 €
2008	2.650 €	4.260 €	3.455 €	121 €
2013	3.400 €	4.625 €	4.013 €	112 €
2014	3.650 €	4.925 €	4.288 €	275 €
2019	4.600 €	5.850 €	5.225 €	187 €
2020	4.850 €	6.100 €	5.475 €	250 €
2022	5.990 €	6.990 €	6.490 €	508 €
2023	7.000 €	8.400 €	7.700 €	1.210 €
2025	9.490 €	11.490 €	10.490 €	1.395 €

In den früheren Jahren waren durchschnittliche Jahreserhöhungen von ca. 200€ die Regel. Mal sank dieser Wert auf ca. 100€, mal stieg er auf ca. 300€. In den Jahren nach der Corona Pandemie verschärfte sich die Preisentwicklung erheblich. Inzwischen liegt die jährliche Steigerung bei etwa 500-1000€ pro Jahr.

Die Kostenfaktoren einer Pilgerreise

Die hohen Preise ergeben sich aus verschiedenen Faktoren. Eine Hajj umfasst nicht nur die spirituellen Rituale, sondern auch eine Vielzahl organisatorischer und logistischer Elemente.

Flugtickets machen einen erheblichen Teil der Kosten aus, da die Nachfrage während der Pilgersaison stark ansteigt. Wenn die Pilgersaison in die Sommermonate fällt, steigen die Flugkosten umso mehr, weil auf Grund der Nachfrage allgemein Flugtickets im Sommer teurer sind. Hinzu kommt, dass man für die Flugtickets während der Pilgersaison doppelt zahlt, da die Flugzeuge nach der Hinreise leer zurückfliegen und bei der Rückseite leer hinfliegen. Denn so viele Reisende, die während der Pilgersaison aus Mekka herausfliegen oder nach der Pilgerreise nach Mekka fliegen gibt es nicht. Daher fliegen die Flugzeuge leer und die Leerflüge müssen ebenfalls bezahlt werden.

Hinzu kommen die Unterbringungskosten in Mekka und Medina, die sich je nach Lage und Komfort stark unterscheiden. Während luxuriöse Einzelzimmer hohe Summen kosten, sind Mehrbettzimmer günstiger. Dennoch sind die Hotelpreise insgesamt deutlich gestiegen. Früher waren die Unterbringungskosten wesentlich niedriger, da das Angebot und die Qualität des Services (Zimmer, Verpflegung) nicht wirklich anspruchsvoll war.

Auch das Visum trägt zu den Kosten bei. Die saudischen Behörden verlangen mittlerweile hohe Gebühren, die vor einigen Jahren noch deutlich niedriger waren. Hinzu kommen Servicegebühren für Reiseveranstalter, die sich um die Organisation, Transport und religiöse Betreuung kümmern. Auch vor Ort entstehen zusätzliche Kosten für Verpflegung, Transfers und gegebenenfalls medizinische Versorgung.

Warum steigen die Preise?

Mehrere Faktoren tragen zur Preissteigerung bei. Einer der Hauptgründe ist die Inflation, die sich auf alle wirtschaftlichen Bereiche auswirkt. Die Kosten für Unterkünfte, Transport und Dienstleistungen sind in Saudi-Arabien ebenfalls gestiegen, was sich direkt auf die Pilgerreise auswirkt. Auch die gestiegene Nachfrage, die begrenzten Kapazitäten und die zusätzlichen Auflagen seitens der saudischen Behörden treiben die Preise in die Höhe.

Ein weiterer Faktor sind Investitionen in die Infrastruktur. Saudi-Arabien hat in den letzten Jahren erhebliche Summen in den Ausbau von Hotels, Transportwegen und der Sicherheit rund um die heiligen Stätten investiert. Diese Modernisierungen führen zu höheren Betriebskosten, die wiederum auf die Pilger übertragen werden.

Auch wirtschaftliche Entscheidungen spielen eine Rolle. Die saudische Regierung verfolgt eine wirtschaftliche Diversifizierungsstrategie, bei der die Einnahmen aus dem Pilgertourismus eine immer größere Rolle spielen. Die steigenden Gebühren für Visa und Dienstleistungen zeigen, dass die Hajj nicht nur eine religiöse Veranstaltung ist, sondern auch ein wirtschaftlicher Faktor.

Warum ist die Umra günstiger?

Im Vergleich zur Hajj kann die Umra heutzutage ohne Veranstalter oder Agenturen individuell organisiert werden und kostet nur etwa 1200 Euro. Dabei handelt es sich ebenfalls um eine Pilgerreise nach Mekka, allerdings ohne die verpflichtenden Rituale der Hajj. Die Umra kann das ganze Jahr über durchgeführt werden, wodurch sich die Nachfrage besser verteilt. Da keine speziellen Pilgerunterkünfte oder Transportlösungen notwendig sind, bleiben die Kosten niedriger.

Vergleicht man die Hajj mit der Umra, stellt sich aber trotzdem die Frage, warum die Kosten für die große Pilgerfahrt so extrem gestiegen sind. Theoretisch müssten sie sich in einem ähnlichen Rahmen bewegen. Doch durch die zusätzlichen organisatorischen Anforderungen, die begrenzte Teilnehmerzahl und die steigenden Gebühren hat sich die Preisentwicklung der Hajj weit von den Umra-Kosten entfernt.

Fazit

Die steigenden Preise für die Hajj stellen viele Gläubige vor finanzielle Herausforderungen. Während die jährliche Kostensteigerung früher noch moderat war, ist sie in den letzten Jahren drastisch angestiegen. Die Kombination aus Inflation, gestiegenen Gebühren und wirtschaftlichen Interessen sorgt dafür, dass die Pilgerreise für viele Menschen zunehmend unerschwinglich wird. In Anbetracht der vergleichsweise niedrigen Kosten für eine Umra stellt sich die berechtigte Frage, ob diese Entwicklung gerechtfertigt ist oder ob es Möglichkeiten gibt, die Hajj wieder erschwinglicher zu gestalten.

Dr. Cemil Şahinöz, Islamische Zeitung, Juni 2025
https://islamische-zeitung.de/die-hajj-wird-kostspieliger-preisentwicklung/