Serbederan-19 Geschrieben 23. Juli 2010 Teilen Geschrieben 23. Juli 2010 Ich musste leider feststellen, dass mein Beitrag in der Ayasofya Zeitschrift geändert worden ist. Normalerweise kenne ich das so, dass vor einer Änderung Rücksprache gehalten wird, was leider nicht der Fall war. Das eigentliche Problem ist, dass durch die Änderungen der Beitrag so klingt als wären das meine subjektiven Eindrücke. Dabei wollte ich die Stimme dieser Frauen verlauten lassen. Ich hatte vor der Einsendung den Beitrag von der Vorsitzenden Edith Mathmann genehmigen lassen. Sie war, Zitat: „sehr angetan und überwältigt“. Der Artikel war inhaltlich und im Tonfall korrekt und so abgesprochen. Um der Sache gerecht zu werden, würde ich gerne die Originalfassung hierhin posten. Ich hoffe, es geht in Odnung. „Integration?! Den Sender kenn´ ich nicht!“ „Es ist echt ein heißes Eisen. Man muss wirklich aufpassen, was man sagt. Es darf auf keinen Fall der Eindruck entstehen, als wollten wir Vorwürfe machen.“ So oder so ähnlich sehen die Vorbereitungen aus, wenn man ein interkulturelles Treffen organisieren möchte, wobei über das brisante Thema „Parallelgesellschaften vermeiden“ intensiv ausgetauscht werden soll. Die Gesprächspartner sind türkisch-muslimische Mütter, die zum Teil seit dreißig Jahren in Deutschland leben. Es ist das erste Mal, dass man sich mit ihnen über ihre Belange unterhält und vor allem aber sie zur Wort kommen lässt. Sie sind es eher gewohnt, dass man nur über sie redet. Die Vorstellung verläuft zögerlich in einem eher gebrochenen Deutsch, aber herzlich und ehrlich. Sie sind aufgeregt, leicht beschämt, etwas unsicher, aber man wird schnell warm und die Gespräche werden immer lockerer. Angekommen im Herzstück der Unterhaltung frage ich sie, in wie weit sie sich mit dem Thema Integration beschäftigt haben. Die etwas anhaltende Stille wird von einer Dame unterbrochen: „Ich habe nur eine Parabolantenne, den Sender kenn´ ich nicht!“ Wer jetzt ein schallendes Gelächter erwartet, der irrt. Es wird nur etwas verhaltend gekichert. Die Botschaft ist angekommen… Die Damen kennen den „Witz“ schon; Es ist ein unangenehmes Thema. Im weiteren Verlauf werden sie mutiger und können ihre Gedanken und negativen Erfahrungen in konkrete Worte fassen. Es wird immer deutlicher, dass sie sich in dieser Gesellschaft nicht akzeptiert fühlen. Mehr noch, sie fühlen sich ungewollt und aus der Gesellschaft herausgeschält. Ihre Zukunftsperspektiven sind gleich Null. Ihre Motivation, sich zu bemühen um als einen Teil des Ganzen akzeptiert zu werden, ist am Boden. Sie sind es leid, sich wegen ihr Äußeres zu rechtfertigen; Die mitleidigen Blicke als wären sie schutzbedürftig und unfähig selbstständig Entscheidungen zu treffen. „Die „moderne Gesellschaft“ sieht ganz anders aus, wenn man sie aus unserer Perspektive betrachtet“ meint eine Mutter. „Aus welcher Perspektive?“ möchte ich wissen. Die Antwort ist sehr betonend: „Unter dem Kopftuch!“ Sie können es nicht verstehen, warum so ein riesen Wind um so ein bisschen Stoff gemacht wird. Schließlich bedecken sie damit ihre Haare und nicht ihre Gehirne. Nickende Bestätigung in den Reihen. Die Feststellung, dass es doch sehr auffällig ist, dass kaum eine Frau mit Kopftuch einen „sauberen“ Beruf ausübt, gibt allen zu denken. Der Weil beschäftigt mich der Gedanke, was die Jenigen, die wegen dem Kopftuch so einen Aufstand machen, bewirken wollen. Wo gegen sind sie eigentlich? Es kann nicht ihr Ernst sein, dass sie sich wirklich an einem 1 m² einfachem Stoff stören. Die Antwort lieferte kürzlich die FDP- Politikerin Silvana Koch-Mehrin. Zitat aus den MSN- Nachrichten der Welt online vom 01.05.2010: „Auch in Deutschland sollen Burkas verboten werden, zumindest nach Ansicht der FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin. Die Vizepräsidentin des europäischen Parlaments fordert ein Verbot des Ganzkörperschleiers in ganz Europa. Die vollständige Verhüllung sei ein aufdringliches Bekenntnis zu Werten, die man in Europa nicht teile. Die Burka sei ein massiver Angriff auf die Rechte der Frau, schrieb die FDP-Politikerin in einem Gastbeitrag für die „Bild am Sonntag".“ Die Werte, die man in Euro nicht teilt? Es ist nicht die Burka oder das Kopftuch das kein Zuspruch findet, weil sie fremd sind; wenn man bedenkt, dass Kimono und Sari als ein Sinnbild des multikulturellen Zusammenlebens willkommen sind. Nein es ist der Islam, dass „man“ in Europa nicht duldet. Jemand, der sich gegen das Kopftuch äußert, äußert sich eigentlich auch gegen den Islam. Wie sollen Menschen sich integrieren und sich als einen Teil an der Gesellschaft beteiligen, wenn ihr Glaube, ihre Heiligtümer, ihre gesamte Identität nicht geduldet wird? Ja, es ist eine schmerzhafte Erkenntnis aber die muslimische Frau wird wirklich unterdrückt. Nur leider von der Seite, die sie zu beschützen glaubt. Nach intensivem Austausch von, zum Teil emotional ergreifenden Schlüsselerlebnissen und bitteren Erfahrungen, erklären sich die Damen bereit den ersten Schritt in die Gesellschaft zu machen, in der Hoffnung, dass man ihnen mit Toleranz und Anerkennung entgegenkommt. Sie äußern den Wunsch an Deutschkursen teilnehmen zu wollen. Sofern ihre religiösen Gebote eingehalten werden, wollen sie sogar schwimmen lernen. Sie möchten gerne an Erziehungskursen teilnehmen und sogar unbedingt Motivationskurse belegen um sich in der Gesellschaft richtig auszudrücken und präsentieren zu können. Sie wollen einfach nur dazu gehören, als ebenwertig betrachtet werden. Ja sie wollen eine Integration! Eine Integration ihrer Werte in dieser Gesellschaft, damit sie sich darin wiederfinden können. Sie würden so gerne in dieser Gesellschaft „ankommen“. Und sie wünschen sich nur eins: Dass der Sender endlich läuft. Fatma Yüksel Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 23. Juli 2010 Teilen Geschrieben 23. Juli 2010 Esselam, erst einmal, tut uns leid wegen dem Missverständnis liebe Schwester. Wie jede Zeitschrift auch, editieren wir alle Texte unserer Zeitschrift. Also nicht nur deines. Auch die Texte der Profs etc. editieren wir, ohne Rücksprache. Ich wüsste ehrlich gesagt auch keine Zeitschrift oder Zeitschrift, wo nach Rücksprache editiert wird. Daher tut es mir leid, wenn du dies erwartet hattest. Und auch in der Vergangenheit haben wir deine Texte immer editiert Schau bitte nach. Das machen wir nicht, um dich "zu ärgern", sondern um Aussagen zu relativieren. Wenn du die Textstellen oben fett machst, die wir raus nehmen mussten, wirst du merken, weshalb dies getan werden musste selam Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Serbederan-19 Geschrieben 24. Juli 2010 Autor Teilen Geschrieben 24. Juli 2010 Das machen wir nicht, um dich "zu ärgern", sondern um Aussagen zu relativieren. Wenn du die Textstellen oben fett machst, die wir raus nehmen mussten, wirst du merken, weshalb dies getan werden musste bruder, ich ärgere mich nicht über die änderung an sich. es ist mir schon klar, dass alles geschriebene nach bedarf editiert wird. nur sind die änderungen an so sensiblen stellen, dass sie den text grundsätzlich verändern. der text sollte den frauen ermöglichen stellung zu beziehen und zur wort zu kommen. der inhalt des textes war eine resümee eines dreizehn seiten langen protokolls. jetzt sieht es aber so aus, als hätte ich über meine eigene meinung und wahrnehmung geschrieben. um ganz ehrlich zu sein kann ich in den änderungen keinen sinn sehen. Der Weil beschäftigt mich der Gedanke, was die Jenigen, die wegen dem Kopftuch so einen Aufstand machen, bewirken wollen. Wo gegen sind sie eigentlich? Es kann nicht ihr Ernst sein, dass sie sich wirklich an einem 1 m² einfachem Stoff stören. dem ist hinzugefügt: ....einfachem Stoff gestört fühlen, denke ich mir. Nein es ist der Islam, dass „man“ in Europa nicht duldet. Jemand, der sich gegen das Kopftuch äußert, äußert sich eigentlich auch gegen den Islam. geändert in: Nein es scheint tatsächlich die Identität der muslimischen Frau zu sein, dass "mann" in Europa nicht duldet. dabei geht es nicht nur um die frauen. es ist die allgemeine haltung dem islam gegenüber. dass jedes mal um den bau einer moschee gestritten wird oder jedes jahr erneut eine hitzige umfrage entbrannt, ob schulpflichtige fasten sollten, oder überhaupt um alle vorurteile, mit denen man komfrontiert wird, sobald man sich als muslim outet. frauen leiden besonders darunter, dass ihr glaube keine anerkennung findet. Wie sollen Menschen sich integrieren und sich als einen Teil an der Gesellschaft beteiligen, wenn ihr Glaube, ihre Heiligtümer, ihre gesamte Identität nicht geduldet wird? dem ist hinzugefügt: "Daraus resultiert für mich die Frage, wie sich Menschen..." für mich? das war eine ernsthafte frage an die deutsche gesellschaft. intergration findet niemals einseitig statt. daran müssen sich alle seiten beteiligen. Ja, es ist eine schmerzhafte Erkenntnis aber die muslimische Frau wird wirklich unterdrückt. Nur leider von der Seite, die sie zu beschützen glaubt. geändert in: "Nur leider von denen, die sie nicht dulden können" es sehr wichtig die gegenseitige wahrnehmung auf beide seiten zu tragen. die kopftuchgegner oder besser die islamgegner glauben wirklich, dass sie nebenbei kämpfen um die muslimischen frauen zu befreien. es geht ihnen dabei nicht um die "identität" der muslimischen frau, als jemand der sich zum islam bekennt, sondern um die sichtbare "gegenwart" des islam, dass ihrer meinung nach die frauen unterdrückt. versteh das bitte nicht falsch bruder, ich schätze deine arbeit sehr. dass änderungen gemacht werden ist völlig ok, aber bei so einer sensiblen angelegenheit, sollte schon rücksprache gehalten werden. denn sonst kommen wahrheiten nur verzehrt an. schließlich war das kein auszug aus meinem tagebuch. kann sein, dass die feinheiten für den leser nicht auf anhieb zu erkennen sind, wohl aber für die betroffenen. ich habe schon oft genug betont, dass ich mich nicht gern an diskussionen beteilige, die in niemandsland führen. da der artikel nicht mehr korrigiert werden kann, bringt es auch nichts darüber zu streiten. nur für die qualität der ayasofya wäre es wichtig, sich bei änderungen die zeit zu nehmen, zwischen den zeilen zu lesen, oder eben rücksprache halten. Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Webmaster Geschrieben 24. Juli 2010 Teilen Geschrieben 24. Juli 2010 Esselamu Aleykum liebe Schwester, erst einmal vielen lieben Dank für deine konstruktive Kritik. Natürlich sehe ich das nicht als Beleidigung. Diskussionen, die zum Guten führen, brauchen wir allemal. Deshalb noch einmal ein großes Lob von mir an dieser Stelle. Das ist die Art von Kritik, die wir brauchen, anstelle von diesem "Ihr seid Hammer!"-Unsinn, mit dem niemand etwas anfangen kann. Wie schon geschrieben, entschuldige ich mich noch einmal für diese Änderungen. Ich wollte den Text nur relativieren. Diese Stellen kamen mir sehr "böse" vor... Nicht falsch, sondern halt zu kurz. Wenn sich das ein Aussenstehender durchliest, könnte man gegen dich einen falschen Eindruck gewinnen. Und aus deiner wichtigen Stellung her, wollte ich dich eigentlich damit nur in Schutz nehmen. Damit man es nicht missversteht. Ich kann mir schon vorstellen, was du in diesen Abschnitten meintest, aber ich bezweifle, dass es auch ein gewöhnlicher Leser so wahrnehmen würde. Wie dem auch sei... Eine Absprache an diesen sensiblen Stellen hätte natürlich stattfinden müssen. Da hast du recht. Mea culpa, culpa mea. vesselam Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
Serbederan-19 Geschrieben 24. Juli 2010 Autor Teilen Geschrieben 24. Juli 2010 danke für deine lieben worte bruder. auch dafür, dass du an mich gedacht hast. ich will es mal mit den worten eines gelehrten sagen (dessen name mit entfallen ist): "wer die wahrheit vertritt und gleichzeitig in seinem umfeld beliebt ist, der ist ein heuchler" du solltest mich mal bei unserem internationalen austauschtreffen erleben. ;-) zunächst sind sie sprachlos aber hinterher mit herzblut dabei. kein problem kann aus der welt geschaft werden, wenn man es durch die blumen betrachtet. da gibt es nichts falsch zu verstehen, die wahrheit ist schlimm genug. natürlich hast du recht. es geht auch um das ansehen deiner arbeit. es wäre mir auch sehr unangenehm, wenn die zeitschrift wegen mir angeschwärzt würde. in diesem sinne... Zitieren Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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