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[h=1]Muslim entsetzt über Schweineschmalz im Brötchen[/h]Auf Nachfrage hat ein Muslim aus Hilden erfahren, dass sein Stammbäcker die Brötchen mit Schweineschmalz backt. Der "entsetzte" Kunde erhält Unterstützung von Veganern, aber auch rassistische Briefe.

 

Eine Reportage über Schweineborsten im Brot hat Halil Kesküs dazu gebracht, auch bei seinem Stammbäcker nachzufragen, ob Brötchen und Co. tierische Zutaten enthalten. Die Antwort hat den Unternehmer "total entsetzt".

Borsten verwendet die Bäckerei Schüren, die drei Filialen in Düsseldorf betreibt, nicht. In ihren klassischen Brötchen ist aber Schweineschmalz enthalten. Der gebürtige Hildener ärgert sich als Muslim, aber vor allem als Verbraucher. Ändern will die Firma ihr Rezept nicht, aber die Waren mit tierischer Zutat deutlicher kennzeichnen.

"Mir ging es nicht darum, die deutsche Backkultur zu diskriminieren, sondern die allgemeinen Verbraucherrechte zu schützen", so Kesküs. "Jeder kann backen, was er will, aber er muss Transparenz schaffen, was er in einem Produkt verwendet."

[h=2]Unterstützung von Vegetariern und Veganern[/h]Nachdem Medien über den Fall berichtet haben, bekommt der Selbstständige nun rassistische Nachrichten und anonyme Briefe. "Es ist ein trauriger Zufall, dass ich Moslem bin", meint er. Seine Religion habe er nicht verletzt, da er nicht wusste, dass er Schweinefleisch isst. Auf Facebook erhält er aber auch Unterstützung von Vegetariern und Veganern.

 

Inga Liebich, Assistentin des Geschäftsführers der betroffenen Bäckerei, kann den Unmut von Muslimen und Vegetariern "natürlich nachvollziehen. Ich wüsste aber nicht, wofür wir uns entschuldigen sollten." Die Bäckerei würde seit jeher Schweineschmalz in klassischen Brötchen und Laugengebäck verwenden, um den Teig stabiler zu machen.

Dafür könnten die Bäcker auf künstliche Emulgatoren verzichten. Für das Schweineschmalz gebe es keine Deklarationspflicht. Die Kunden könnten sich aber bei den Verkäufern, in einem Transparenzordner in den Läden und auf der Webseite über die Zutaten informieren. "Das Rezept ändern wir nicht."

[h=2]"Backtechnisch braucht man das nicht mehr"[/h]Der Düsseldorfer Bäcker Peter Terbuyken verwendet in seinen Waren weder tierisches Fett, noch künstliche Zusatzstoffe. "Das Schmalz wird genutzt, um den Teig geschmeidiger und maschinengängiger zu machen", erklärt er. In seinen Backstuben werde so wenig wie möglich mit Maschinen gearbeitet. Er bekäme aber häufig Anfragen von Muslimen, ob seine Produkte irgendwelche Zutaten vom Schwein enthalten.

Auch Bäckermeister Josef Hinkel verwendet kein Schweineschmalz. Zu Zeiten seines Großvaters sei das üblicher gewesen, wenn das Mehl zu frisch war. "Backtechnisch braucht man das nicht mehr, wenn dann geschmacklich." Er könnte sich vorstellen, dass Kunden dieses alte Rezept schätzen. "Das könnte auch ein Vorteil sein." Wichtig sei aber, dass die Produkte mit tierischer Zutat gekennzeichnet seien.

[h=2]Kennzeichnung einführen[/h]Genau das will die Bäckerei Schüren nun noch deutlicher machen. "Wir wollen eine Kennzeichnung auf dem Preisschild einführen, durch ein entsprechendes Symbol", sagt Liebich. "Lobenswert", findet Halil Kesküs, der seine Brötchen derzeit woanders kauft. Er appelliert an die Verbraucherministerin und die Lebensmittelindustrie, genauere Kennzeichnungen auf den Produkten einzuführen.

 

Die Welt, 07.03.2013

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