Aleviten und Schiiten

[Amira]

und hallo!

 

Jetzt finde ich zumindest mal die Zeit, kurze Zusammenfassungen zu posten, die ich für ein anderes Forum mal geschrieben hatte. Ich denke, darauf kann man ganz gut aufbauen.

 

Zuerst ist es wohl ratsam, einen kurzen (wirklich sehr kurzen wie ich zugeben muss) Abriss über Aleviten und Alawiten zu geben.

 

 

So, nun erstmal zu den Alawiten. Die darf man mit den Aleviten nicht verwechseln.

Alawiten werden auch Nusairianer genannt und sind überwiegend in Syrien (wo sie die politische Elite stellen) verbreitet, einige leben aber auch im Libanon.

 

Sie sind eine mystische Strömung und in einigen Dingen den Drusen sehr ähnlich. Man kann nicht Alawi werden, man kann nur als Alawi geboren werden. Die Mitglieder der Gemeinschaft werden in die Glaubensinhalte eingeweiht, während diese Grundlagen Außenstehenden gegnüber geheimgehalten werden.

Alawiten verrichten die 5 täglichen Pflichtgebete sowie die Pilgerfahrt nach Mekka, was allerdings nicht als absolute Pflicht gesehen wird.

 

Einer der wichtigsten Grundsätze der Nusairiyya:

"Ich wende mich der 'Pforte'(=Salman al Farsi) zu; ich beuge mich vor dem 'Namen'(=Mohammed:sas:) und ich bete die 'göttliche Manifestation'(=Imam Ali a.s.) an."

 

 

Dies ist schonmal ein Punkt, der dem Islam - ob Sunni oder Shia - prinzipiell widerspricht, denn nichts und niemand darf angebetet werden außer ALLAH subhanahu wa ta'ala.

 

[Amira]

Aleviten sind ursprünglich aus der Shia antstanden, aber sie sind heute eine eigenständige Gemeinschaft und sehen sich selbst auch nicht als Schiiten in dem Sinne.

Zwar richten sich beide, Shia und Aleviten, nach den 12 Imamen (a.s.), allerdings lehnen Aleviten sie Sharia ab.

 

Das Alevitentum setzt sich zusammen aus Elementen der Shia, des Sufismus, des Zoroastrismus und einigen anderen vorislamischen Religionen und enthält deutliche pantheistische Einflüsse (die göttliche Natur wohnt jedem Lebewesen inne).

Sie sind sehr liberal eingestellt, ihre Gebete weder an Zeiten noch an Orte gebunden.

 

Alle wichtigen Punkte des Alevitentums aufzuzählen würde eindeutig den Rahmen sprengen, denn ihre Kulthandlungen sind teilweise sehr komplex. So zum Beispiel die Gottesdienste im Cemevi oder auch die Bedeutung der Musik im Alevitentum.

 

Die alevitischen Lehren sind mit denen der Alawiten vergleichbar, aber nicht identisch.

Die größte Gemeinsamkeit ist die Verehrung Alis (a.s.), der in seinem gütigen und gerechten Wesen alle Grundsätze des Alevitentums widerspiegelt.

 

Der Leitsatz des Alevitentums:

Eline, beline, diline sahip ol - Beherrsche deine Hände, deine Lende und deine Zunge. Dies bedeutet so viel, wie dass man immer bedenken soll, was sowohl Hände als auch Worte für Schaden anrichten können und dass man seine Triebe kontrollieren soll.

 

Im Alevitentum wird auch besonders auf die Gleichstellung der Geschlechter geachtet, aber das kennen wir ja: Theorie und Praxis sind leider oft Welten voneinander entfernt.

 

Also das nur mal so zur Info, wer oder was Aleviten eigentlich sind.

 

Wie gesagt, sie haben sich von der Shia abgespalten, und auch wenn einige Elemente (wie das Imamat) gleich oder ähnlich sind, sind Aleviten keine Schiiten.

 

[Amira]

So, nun einige gravierende Unterschiede zwischen dem Alevitentum und der Shia:

 

 

- Die 5 Säulen des Islam, auf denen auch die Shia aufbaut, werden im Alevitentum nicht als verpflichtend gesehen und teilweise - wie das Fasten im Ramadan - sogar abgelehnt.

 

- Die Mehrzahl der Aleviten fastet in den ersten 10 Tagen des Muharram, im Gedenken an die Schlacht von Kerbela und das Martyrium Imam Hussains a.s. Zwar trauern die Schiiten in dieser Zeit, aber das Fasten ist während dieser Zeit verboten.

 

- Die Aleviten lehnen die Sharia ab, während sich die Schiiten an sie halten.

 

- Einige Aleviten übertreiben die Verehrung Imam Alis a.s. in einem Maße, dass man es schon als Anbetung bezeichnen kann. Dies widerspricht dem Islam sowie auch einem Ausspruch von Imam Ali a.s. persönlich, der besagt, dass diejenigen, die ihn zu sehr verehren ebenso nie das Paradies betreten werden wie die, die ihn ablehnen.

 

- Unter den Aleviten gibt es auch einige, die behaupten, Jibrail a. hätte einen Fehler bei der Überbringung der Offenbarung gemacht und nicht Muhammed saas, sondern Imam Ali a.s. hätte sie erhalten sollen. Auch dies widerspricht dem Islam, denn Muhammed saas ist der letzte Prophet und Gesandte ALLAHs und Punkt.

 

- Unterschiede in der Glaubenspraxis: Um nur 2 Punkte zu nennen - bei alevitischen Gottesdiensten gibt es oftmals berauschende Getränke, deren Genuss im Islam verboten ist. Außerdem wird der Hijab überwiegend abgelehnt oder zumindest i.d.R. nicht getragen, obwohl er im Islam Pflicht ist.

 

Die Schiiten bemühen sich idealerweise, nach dem Vorbild des Propheten saas, Imam Alis a.s. und seiner Familie zu leben. Und niemand von ihnen hätte nach der Verkündigung des Islam auch nur ein Gebet versäumt oder je Alkohol getrunken und keine der Frauen der Ahl ul Beit a.s. hätte je ihren Schleier abgelegt.

 

Ein jeder gläubige Schiite ist bestrebt, ein wahrer Shia zu werden, ein Shia, wie ihn Imam Ali a.s. beschreibt:

 

Eines Nachts trat Imam Ali a.s. aus der Moschee, und es war eine mondscheinerleuchtete Nacht. Als er in Richtung Friedhof ging, folgte ihm eine Gruppe (von Männern) und stand hinter ihm. Er blieb stehen, dann fragte er: "Wer seid ihr?". "Wir sind deine Shi'a, o Amir al Mumineen", sagten sie. Er musterte ihre Gesichter, dann fragte er: "Und warum sehe ich dann nicht die Zeichen der Shi'a an euch?" "Was sind die Zeichen der Shi'a, o Amir al Mumineen?" "Blasse Gesichter von der Nachtwache, triefende Augen vom Weinen, gebeugte Rücken vom Stehen (im Gebet), hohle Bäuche vom Fasten, trockene Lippen vom Du'a, und auf ihnen ist der Staub der Demütigen."

 

(Amali at-Tusi, Mishkat al-Anwar, Siffat ash-Shi'a, Bihar)

[Webmaster]

Danke sehr Amira. Sehr informativ.

 

Ich hätte da noch Fragen.

 

1. Es gibt ja auch unter den Aleviten verschiedene Gruppen? Was sind die größten Unterschiede dieser Gruppen? Ist das, was du geschrieben hast, übertragbar auf alle alevitischen Gruppen?

 

2. Was ist mit den Caferis? Wo gehören die hin?

 

3. Könnte man folgendes sagen:

Die Aleviten gelten als Untergruppe der Schiiten, die sich im 13. Jahrhundert abgespalten und sich in den verschiedenen Ländern zum Teil sehr unterschiedlich entwickelt haben. Bei den türkischen Aleviten gibt es trotz der Interpretierbarkeit des Korans keine Kleriker. Daneben unterscheiden sie sich von den Schiiten vor allem in einer anderen Glaubenspraxis, die von der Orthodoxie deutlich abweicht: So sind Gebet und Wallfahrt keine Pflicht, die Kleidervorschriften gelten ebenso wenig wie die Trennung von Männern und Frauen im Alltag und beim Gebet. Bei den türkischen Aleviten mischten sich zum islamischen Glauben Elemente der volkstümlichen Mystik.

[Amira]

Gern geschehen Webmaster.

 

Zu 1. Jein, also es gibt ja zum Einen mehrere Gruppen, die sich untereinander recht ähnlich sind, also es gibt z.B. starke Parallelen zwischen Alawiten, Aleviten und Drusen, wobei sie aber alle eigenständig sind und darauf auch Wert legen.

Wenn man jetzt die türkischen Aleviten nimmt, dann unterscheiden sie sich untereinander auch sehr stark, je nachdem, wie der Dede ihrer Gemeinde ausgerichtet ist, denn da können immer wieder mal andere Einflüsse reinspielen und der "Normalalevite" lernt ja seine Glaubensinhalte vom Dede.

 

Zu 2. "Caferi" ist die türkische Bezeichnung für die Dschafariyya, die dschafaritische Rechtsschule, die auch als Imamiyya oder 12er Shia bekannt ist. Dies ist die Mehrzahl der heutigen Schiiten und auch ich gehöre ihnen alhamdulillah an.

 

Zu 3. Das würde ich jetzt so nicht zu 100% sagen. Zwar haben die Aleviten wie auch die Alawiten ihren Ursprung in der Shia, haben sich aber auch von der Shia wegentwickelt. Es gibt zwar einige wenige unter ihnen, die sich heute noch in gewisser Weise als Schiiten sehen (dies ist auch wieder abhängig von Faktoren wie der Umgebung, der Weltanschauung von Dede und Ana etc), aber im Allgemeinen sehen sie sich nicht als solche und lehnen es auch selbst ab, als Untergruppe der Shia bezeichnet zu werden, da sie großen Wert darauf legen, eine eigenständige Gemeinschaft zu sein. Und wie bereits erwähnt, haben sie ja nicht nur schiitisch-islamische Einflüsse, sondern auch deutliche aus vorislamischen Religionen und Philosophien.

[Webmaster]

Danke für die Antworten

[Legend Killer]

Die Dschafariyyas die ich kenne halten sich voll und ganz an den Islam. Aber dann gibt es wieder Alevis, die sagen "Wir gehören nicht zum Islam". Ist das Unwissenheit?

[Amira]

Dschafaris sind ja auch keine Aleviten.

 

Ich finde generell die Frage, ob Aleviten zum Islam gehören oder nicht, relativ schwierig. Und sie wird ja auch sehr kontrovers diskutiert.

 

Wobei ich denke, dass zumindest diejenigen, die das Prophetentum Muhammeds saas ablehnen, außerhalb des Islam stehen. Und eben diejenigen, die Ali a.s. nahezu göttliche Eigenschaften zusprechen.

 

Der Koran sagt uns relativ deutlich, wer Kafir ist und wer Muslim.

[T.E.]

Super informativ, danke!

[Taddeo]

hallo amira

danke dass du meine frage beantwortet hast ich sehe nun den underschied zwichen den aleviten und den schia wobei ich sagen muss da meine verfandschaft alevitisch ist dass die aleviten sich doch in gewissersinne als schia ansehen jedoch nicht alles teilen also nicht gleischer meinung sind es sind under anderem mystiche sowie teologie underschiede vorhanden über die islamische person alis seiner söhne und des preopheten des islams

liebe amira mit allen aber teile ich dein wissen und danke dir darüber dass du mich darüber aufgeklärt hast ich wusste zum beispiel nicht was es für einen underschied gebt mit den alawis wogegen ich aber sagen muss dass die aleviten einiges aus den ezidemntum übernommen haben kann es denn serin dass es diese unterschiede gebt weil der islamisierte norden also iran irak deswegen sich so von der urlehren underscheiden weil sie soviel wie möglich aus ihrer eigenen trationen und vorstellungwen bewahren wollten es fällt mir nämlich ein das es auch elemente im islam gebt die zoraistich ezidich panistich und des weiteren sind.

[Amira]

Ich verstehe jetzt nicht ganz, was du meinst um ehrlich zu sein.

 

Wieso sollen sich die Muslime im Iran und Irak vom Urislam entfernt haben? Sie sind überwiegend schiitisch.

 

Klar, Yeziden und Co. sind n Extrafall und viele von ihnen leben auch in diesen beiden Ländern, vorwiegend in den kurdischen Gebieten, aber dennoch stellen sie in der Gesamtbevölkerung Irans und Iraks eine extreme Minderheit dar.

 

Man kann Religiosität generell nicht von geografischen Daten abhängig machen, es gibt schließlich überall solche und solche.

 

Vielleicht erklärst du nochmal genauer, worauf du mit deiner Frage hinaus wolltest...

[Taddeo]

ich meine die kulturellen einflüsse in die religion und ob durch eben diese einflüsse es den vielseitigen islam gebt den jeder anders inderpretiert und lebt.

[Amira]

Also das Schiitentum hat mit kulturellen Einflüssen nichts zu tun, bei den anderen Gruppierungen ist es gut möglich, da ja vieles aus der Jahiliyya aufgegriffen wurde und wird. Es ist keinerlei Vergleich zwischen Alevitentum und Shia haltbar, außer dass das Alevitentum schiitischen Ursprungs ist.

 

Haci Bektas Veli, auf den sich die Aleviten berufen, stammte zwar aus Khorasan im heutigen Iran, aber er ging recht früh nach Anatolien. Er war Sufi, unterschied sich aber stark von den anderen Sufiorden, von denen er als "antiorthodox" bezeichnet wurde. Dies gilt sowohl für die persischen als auch die anatolischen Orden. Die meisten seiner frühen Anhänger waren Turkmenen, vorwiegend Nomaden.

 

Haci Bektas Veli hatte eine ganz eigene Philosophie, die er auch so weitergab. Von Geburt her war er Sunni, sympathisierte dann mit dem Schiitentum und mit der Zeit entstand ein Synkretismus mit Einflüssen der unterschiedlichsten Religionen und Philosophien, so dass eine neue eigene Strömung entstand.

 

Dass Aleviten oft sehr mit Persien verbunden werden, hat weniger theologische oder religionsgeschichtliche Gründe und eher nichts mit ihrer Entstehung und Entwicklung zu tun. Viel mehr war dies eine politische Verbindung, da sie sich ob der Verfolgung seitens der Osmanen mit den persischen Herrschern verbündet hatten.