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Dreizehnter Blitz - Teufel

 

 

»Ich suche meine Zuflucht bei Gott vor dem gesteinigten Satan.«

 

(Eine Abhandlung über dieses Geheimnis)

 

 

»Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen. Und sprich: Oh mein Herr, ich nehme meine Zuflucht zu Dir vor den Teufeln, die mich aufhetzen wollen. Und ich nehme meine Zuflucht zu Dir, mein Herr, sodass sie sich mir nicht nähern!« (Sure 23, 97-98)

 

Es handelt sich um das Geheimnis der Zufluchtnahme vor dem Satan. Es sollen hier dreizehn Hinweise geschrieben werden. Einige dieser Hinweise sind bereits an verschiedenen Stellen der Risala, wie z.B. im Sechsundzwanzigsten Wort behandelt und erklärt worden, die wir nun hier kurz zusammenfassen wollen.

 

 

 

Erster Hinweis Frage: Wie kommt es eigentlich, dass die Teufel, die sich doch in keiner Weise in die Erschaffung des Universums einmischen konnten, trotzdem sich doch Gott der Gerechte in Seiner Barmherzigkeit und in Seiner Gnade auf die Seite der Leute der Wahrheit stellt, auch die sie so anziehende Schönheit, die Werte der Wahrheit und Gerechtigkeit die Leute der Wahrheit stärken und ermutigen, zudem die abstoßende Hässlichkeit der Irreleitung den Ekel der Leute des Irrweges erregt, wie kommt es dann eigentlich, dass die Parteigänger des Teufels so oft die Oberhand gewinnen und welche Weisheit (verbirgt sich dahinter)? Und welche Weisheit (verbirgt sich dahinter), dass die Leute der Wahrheit stets vor der Bosheit des Teufels bei Gott dem Gerechten Zuflucht suchen sollen?

 

Antwort: Die Weisheit und das Geheimnis dahinter ist folgendes: In der überwiegenden Mehrheit (aller Fälle) sind Irreleitung und Bosheit negativ und destruktiv, vernichtend und zerstörerisch bis zum Nichtsein, während zugleich in der überwiegenden Mehrheit (aller Fälle) die Rechtleitung und das Gute positiv, konstruktiv, aufbauend und gestaltend im Dasein sind. Es ist ja allgemein bekannt, dass ein einziger Mann an einem einzigen Tag ein Bauwerk zerstören kann, was zwanzig Mann in zwanzig Tagen aufgebaut haben. Obwohl sich also das menschliche Leben in der Tat fortsetzt, wenn alle lebenswichtigen Organe vorhanden und alle Lebensbedingungen gegeben sind, und obwohl (dieses Leben) dem Schöpfer in Seiner Majestät zu Eigen ist, kann dennoch ein Despot durch die Entfernung eines Organs einen Menschen zu Tode bringen, der das Nichtsein im Vergleich zum Leben (und Dasein) ist. Deshalb ist die Redwendung »Zerstören ist leicht« sprichwörtlich geworden.

Es geschieht aus diesem Grunde, dass die Leute der Irreleitung mit einer in Wahrheit nur schwachen Kraft manchmal über die Leute der Wahrheit, die doch so stark sind, triumphieren. Doch die Leute der Wahrheit besitzen eine Burg, die so uneinnehmbar ist, dass sie, sobald sie dort ihre Zuflucht suchen, sich ihre furchtsamen Feinde ihr nicht nähern und nichts ausrichten können. Auch wenn sie ihr vorübergehend einen Schaden zufügen, so gleicht doch ein immerwährender Verdienst und Gewinn nach dem Geheimnis

 

 

»Und das Ende ist den Gottesfürchtigen.« (Sure 7, 128)

den Schaden wieder aus. Was aber diese feste Burg, diese mächtige Festung betrifft, so ist sie das mohammedanische Gesetz und die Sunna Ahmeds, mit dem Friede und Segen sei.

 

 

Zweiter Hinweis Frage: Die Erschaffung der Teufel, die nichts als Bosheit ist, und deren Belästigung der Leute des Glaubens und dass viele Menschen um deretwillen ihren Glauben verlieren und zur Hölle fahren, erscheint schrecklich und abscheulich. Wie kann nur die Barmherzigkeit und Schönheit (Gottes), der in Seiner Schönheit (Cemil) absolut, in Seiner Barmherzigkeit vollkommen und in Seinem Erbarmen gerecht ist, es zulassen, dass sich eine so grenzenlose Abscheulichkeit, ein so fürchterliches Unheil ereignet?

Es gibt so viele, die sich so etwas fragen, denen eine solche Frage in den Sinn kommt.

 

Antwort: Es gibt neben all den vielen kleineren Übeln, die mit der Existenz des Teufels verbunden sind, auch viele ganz allgemeine gute Zweckbestimmungen und eine menschliche Vollkommenheit. Es gibt in der Tat vom Samenkern bis zum riesengroßen Baum viele Abstufungen. So finden sich auch in der menschlichen Natur Begabungen auf noch weit mehr Abstufungen. Sie sind sogar so zahlreich wie die Abstufungen (in den Größenunterschieden) zwischen einem Atom und der Sonne. Um diese Fähigkeiten zu entfalten, ist es mit Sicherheit notwendig, sich zu bewegen. Sie verlangen danach, einen Prozess in Gang zu setzen. In diesem Prozess aber kommt die Bewegung dieses Räderwerks der Entwicklung nur durch eine Anstrengung zu Stande. Was aber diese Anstrengung betrifft, so wird sie durch die Anwesenheit des Teufels und durch Dinge ausgelöst, die Schaden anrichten. Wäre dies nicht so, so würde der Zustand (makam) des Menschen konstant bleiben, wie der der Engel. Dann gäbe es innerhalb des Menschengeschlechtes auch keine Klassenunterschiede wie zwischen Tausenden verschiedener Arten. Und es würde aller Weisheit und Gerechtigkeit zuwiderlaufen, wollte man Tausend Güter aufgeben, um ein einziges kleines Stückchen Bosheit zu vermeiden. Denn mit Sicherheit werden die meisten Menschen vom Teufel in die Irre geführt. Doch richten sich Wert und Bedeutung meistens nach der Qualität. Nach der Quantität richten sie sich nur wenig oder gar nicht. Wenn wir uns z.B. vorstellen, ein Mensch habe tausendundzehn Saatkörner, die er vergräbt, wonach dann in der Erde ein chemischer Prozess stattfindet, an dessen Ende zehn Bäume aus der Erde wachsen, während gleichzeitig Tausend (Samenkörner in der Erde) verrotten, so lassen die zehn Samenkörner, aus denen die Bäume entstanden sind und dem Mann nun einen Nutzen bringen, ihm den Schaden, den er durch die verrotteten tausend Samenkörner erlitten hat, mit Sicherheit für nichts erachten. Und auf genau die gleiche Weise reduziert sich im Kampf gegen die Seele (nefs) wie gegen den Teufel und im Vergleich zu dem Gewinn, der Ehre, der Erleuchtung und dem Wert für die Menschheit, den zehn sternengleiche »vollkommene Menschen (insan-i kamil)« erbracht haben, der Schaden, welchen die Leute des Irrweges, die den Unglauben gewählt haben, der Menschheit dadurch zugefügt haben, geradezu zu nichts, sodass man ihn gar nicht mehr in Betracht zu ziehen braucht. Weil dies aber so ist, hat die göttliche Barmherzigkeit, Weisheit und Gerechtigkeit die Existenz des Satans gestattet und ihm erlaubt, die Menschen zu quälen.

Oh ihr Leute des Glaubens! Euer Panzerhemd gegen diesen furchtbaren Feind ist die Gottesfurcht, welche an der Werkbank des Qur’an gewebt wurde. Und eure Schutzwehr ist die Gelobte Sitte des Ehrenwerten Propheten, mit dem der Friede und Segen sei. Zuflucht zu nehmen bei Gott vor dem Satan, Vergebung zu suchen, den Schutz Gottes zu erbitten ist eure Waffe...

 

 

Dritter Hinweis Frage: Diese so massiven Klagen, diese Anhäufung schwerster Vorwürfe, diese überaus heftigen Drohungen gegen die Leute des Irrweges im Weisen Qur’an, erscheint bei rein äußerlicher Betrachtung dem Verstand als unverhältnismäßig in Anbetracht seiner maßvollen und ausgewogenen Rhetorik, der Mäßigung und Harmonie in seiner Redeweise. Es ist, als wolle er ein ganzes Heer gegen einen einzelnen armen Mann in Stellung bringen. Und er bedroht ihn wegen einer unbedeutenden Tat, so als habe er Tausende von Verbrechen begangen. Und trotz seiner Insolvenz und seiner Unfähigkeit über sein Eigentum zu verfügen, bringt er ihn in die Lage eines Partners, den er anklagt, Übergriffe begangen zu haben. Was ist das Geheimnis und die Weisheit dahinter?

 

Antwort: Das Geheimnis und die Weisheit dahinter ist folgende: Dies ist so, weil die Teufel und die, welche dem Satan folgen und weil sie den Irrweg gewählt haben, durch eine an und für sich unbedeutende Handlung eine große Zerstörung anrichten können, weil sie die Rechte der gesamten Schöpfung durch eine nichts sagende Tat (verletzen) und ihr einen großen Schaden zufügen können.

So kann ein Mann zum Beispiel durch irgendeine unbedeutende Handlung oder die Nichterfüllung einer kleineren Aufgabe auf einem großen Handelsschiff eines Königs die Ursache dafür sein, dass alle Anstrengungen der ganzen Mannschaft an Bord vergeblich waren und alle Früchte ihrer Arbeit zunichte wurden. Deshalb also beklagt sich der ehrenwerte Schiffseigentümer darüber und bedroht den Delinquenten im Namen all der Leute, die etwas mit seinem Schiff zu tun haben, auf das heftigste und verhängt über ihn eine fürchterliche Strafe, wobei er nicht dessen unbedeutende Tat in Rechnung stellt, sondern die schrecklichen Folgen (dieser Tat), nicht nur für ihn selbst, sondern vor allem auch für all seine Untergebenen.

Auf ganz genau die gleiche Weise verletzen auch die Leute des Irrweges, diese Anhänger Satans, durch ihre – wenn auch offensichtlich unbedeutenden Sünden und ihre Fehler – die auf diesem Schiff, das unsere Erde ist, mit den Leuten der Rechtleitung zusammen sind, die Rechte so vieler Geschöpfe und machen die Ergebnisse ihrer hohen Aufgaben zunichte. Deshalb bedroht sie dann der König von Ewigkeit zu Ewigkeit und beklagt sich über sie. Und wenn Er Seine Heere gegen sie in Stellung bringt, so ist dies die reine Weisheit in bester Redekunst, durchaus rechtmäßig und angemessen. (Und Seine Aussage in wohlgesetzten Worten) entspricht durchaus den Erfordernissen der Situation. Das aber ist die Definition für Redegewandtheit und ihre Basis. Und sie ist frei von einer Übertreibung, die eine Verschwendung von Worten ist.

Es ist also klar, dass der, der vor den entsetzlichen Feinden, die mit so wenig Handlung solch schreckliche Zerstörungen anrichten, nicht seine Zuflucht zu solch einer festen Burg nimmt, in sehr großes Elend gerät.

Und so ist denn, oh ihr Leute des Glaubens, diese stählerne und zugleich himmlische Burg der Qur’an. Tretet in sie ein und ihr werdet gerettet sein!

 

 

Vierter Hinweis Die Leute der Erforschung und die Gefährten der Entdeckungen sind sich darin einig, dass Nicht-Sein die Unvollkommenheit alles Bösen und das Da-Sein das vollkommene Gute ist. Tatsächlich richtet sich alles Gute, alle Tugend und jede Vollkommenheit in der überwiegenden Mehrzahl aller Fälle auf die Schaffung positiver Werte aus und greift auf sie zurück. Selbst dort noch, wo es – äußerlich gesehen – negativ und wie abwesend erscheint, ist es doch in seinem Kern durchaus positiv und gehört dem Bereich des Seins an. Dem gegenüber ist der Kern, die Hefe jeden Irrwegs, alles Bösen, jeder Auflehnung und allen Unglücks, das Nicht-Sein und die Verleugnung. Alle Bosheit und Hässlichkeit, die wir in ihnen finden, erwachsen aus einem Mangel heraus. Selbst dort noch, wo sie – äußerlich gesehen – als positiv und auf das Dasein ausgerichtet erscheinen, bleiben sie doch ihrem Kern nach negativ und gehören dem Bereich des Nicht-Seienden an.

Auch steht ganz offensichtlich fest, dass die Existenz eines Dinges, wie z.B. eines Gebäudes, auf dem Vorhandensein all seiner einzelnen Teile beruht, während seine Zerstörung, seine Vernichtung, sein Nichtvorhandensein durch das Fehlen dieser Teile zu Stande kommt. Zudem verlangt ein jedes Dasein in jedem Fall nach dem Vorhandensein einer Ursache, stützt sich auf etwas, das real und tatsächlich vorhanden ist. Was aber das Nichtsein betrifft, so kann es auf Dingen beruhen, die nicht gegeben sind. Ein Ding, das nicht vorhanden ist, kann die Ursache für etwas sein, das nicht gegeben ist.

So ist es denn die Konsequenz dieses Grundsatzes, dass diese Teufel in der Gestalt von Menschen und Dschinnen trotz der fürchterlichen Zerstörungen, die sie in der Welt anrichten, trotz aller Arten von Unglaube, Irreleitung und Vernichtung, so wenig wie sie bei seiner Erschaffung mitwirken und auch nur ein Stäubchen ins Dasein rufen könnten, so auch keinen Anspruch auf das Reich Gottes haben. Und so wie es nicht ihre Werke sind, die auf Grund irgendeiner Macht oder Fähigkeit etwas bewirken können, so sind dies in vielen ihrer Werke nicht ihre Macht und Fähigkeit sondern ihre Nachlässigkeit und ihre Unterlassung. Indem sie nicht erlauben, dass das Gute getan wird, bewirken sie das Böse. Das heißt also, das Böse geschieht. Denn da das Böse und alles Übel eine Art von Zerstörung ist, braucht ihr Anlass nicht eine tatsächlich existierende Macht und ein schöpferisches Werk zu sein; vielmehr geschieht ein solch riesiges Ausmaß an Vernichtung durch eine Art Befehl, nicht zu sein, und eine Vorbedingung, die zerstört worden ist.

So geschah es denn deswegen, weil die Zoroastrier dieses Geheimnis nicht enträtseln konnten, dass sie nun glaubten, dass Ahura Mazda, der Schöpfer alles Guten, die Welt erschaffen habe, während Ahriman der Schöpfer des Bösen gewesen sei. Tatsächlich ist aber Ahriman, den sie sich als den Gott des Bösen vorstellen, der bekannte Satan, der durch einen Bruchteil an Willensfreiheit, der ihm gegeben wurde, mit dem er aber nichts zu erschaffen vermag, das Böse bewirken kann.

So ist denn, oh ihr Leute des Glaubens, eure wirkungsvollste Waffe und das Werkzeug, das euch gegeben wurde, um die schrecklichen Zerstörungen des Teufels wieder zu beheben, die Bitte um Vergebung, wenn wir sagen: »Ich suche meine Zuflucht bei Gott« und so Schutz suchen bei Gott dem Gerechten. Und eure Burg ist die Gelobte Sitte.

 

 

Fünfter Hinweis Obwohl doch Gott der Gerechte der Menschheit in den Himmlischen Büchern so große Belohnungen wie das Paradies versprochen und so fürchterliche Strafen wie die Hölle angedroht hat, verbunden mit so vielen Rechtleitungen, Ermahnungen, Warnungen, Drohungen und Ermutigungen und obwohl es doch so viele Möglichkeiten der Rechtleitung und Geradlinigkeit gibt, werden dennoch die Leute des Glaubens durch diese hässlichen und schwachen Listen des Teufels besiegt, ohne dafür einen Lohn zu erhalten. Darüber habe ich einmal lange nachgedacht. Wie ist das möglich, dass sie Gottes des Gerechten so schwerwiegenden Drohungen so wenig Beachtung schenken, wo sie doch Gläubige sind? Warum ist Glaube allein noch nicht ausreichend?

 

 

»Führwahr, die List des Satans ist nur eine schwache!« (Sure 4, 76)

Nach diesem Geheimnis werden sie von den schwachen Listen des Teufels verführt und lehnen sich auf gegen Gott. Ja obwohl einige meiner Freunde die Lesungen über die Wahrheit hundert Mal bei mir gehört und in ihrem Herzen bestätigt hatten, ja einer von ihnen eine wirklich sehr gute Meinung von mir und eine gute Beziehung zu mir hatte, ließ er sich dennoch von dem bedeutungslosen und scheinheiligen Kompliment eines herzlosen und böswilligen Menschen dazu verleiten, für ihn und gegen mich Stellung zu beziehen. Da sagte ich mir: »Gepriesen sei Gott! Ja kann denn ein Mensch so tief fallen? Was für ein unredlicher Mensch er doch war!« So bin ich über diesen armen Kerl hergezogen und habe mich gegen ihn versündigt.

Später wurde mir dann im Lichte des vorangegangenen Hinweises die Wirklichkeit enthüllt und viele dunkle Punkte erhellten sich mir. Gott sei Dank verstand ich in diesem Licht, dass die machtvolle Ermutigung und Versicherung des Weisen Qur’an ganz genau entsprechend ist, und dass die Leute des Glaubens, wenn sie durch die Listen des Teufels verführt werden, dies nicht durch einen Mangel an Glauben oder durch eine Glaubensschwäche geschieht. Auch verstand ich, dass der, welcher eine schwere Sünde begeht, dadurch nicht zu einem Ungläubigen wird, und dass die Mu’teseliten und ein Teil der Chariciten sich im Irrtum befinden, wenn sie behaupten, dass einer, der eine schwere Sünde begeht, entweder »zu einem Ungläubigen (kafir) wird, oder aber einem (Zustand) zwischen Glaube und Unglaube verfällt« und dass mein armseliger Freund, auch sollte er hundert Lektionen in Wahrhaftigkeit geopfert haben, nur um die Aufmerksamkeit eines solchen Schuftes zu gewinnen, dennoch nicht in eine solche Tiefe und Erniedrigung gefallen wäre. So dankte ich denn Gott dem Gerechten und wurde vor dem Abgrund errettet. Denn der Teufel bringt (den Menschen), wie ich bereits weiter oben gesagt habe, durch einige unbedeutende Dinge aus dem Bereich des Nichtseins in Gefahren mit schwerwiegenden Folgen. Ja mehr noch: was des Menschen Seele (nefs) betrifft, so hört sie jederzeit auf den Teufel. Und was die Veranlagung (des Menschen) zu Wut und Wollust betrifft, so gleichen beide den Empfangs- und Sendegeräten teuflischer Einflüsterungen.

Es ist aus diesem Grund, dass den Leuten des Glaubens die beiden Namen Gottes des Gerechten, der Verzeihende (Ghafur) und der Barmherzige (Rahiem), in einer so gewaltigen Erscheinungsweise gegenübertreten. Und Er zeigt im Weisen Qur’an, dass Sein größtes Gnadengeschenk (ihsan) für die Propheten die Vergebung (maghfirah) ist und lädt sie ein, Seine Vergebung zu suchen.

 

 

»Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen.«

Durch die Wiederholung dieses Heiligen Wortes zu Beginn einer jeden Sure und durch den Auftrag, es zu Beginn einer jeden segensreichen Tätigkeit zu rezitieren (dhikr), zeigt Er, dass Seine allumfassende Barmherzigkeit das All umspannt und ein Ort zu Schutz und Zuflucht ist und durch Seinen Befehl

 

 

»Nehmt Zuflucht!«

und Seinen Auftrag

 

 

»Ich nehme meine Zuflucht zu Gott vor dem gesteinigten Satan!« (Sure 7, 200)

errichtet Er diesen Satz als einen Schutzwall.

 

 

Sechster Hinweis Einer der gefährlichsten Verführungskünste des Satans ist die folgende: er verwirrt einige, besonders sensible, empfindsame Herzen dadurch, dass er sie auf Grund ihrer glaubenslosen Phantasievorstellungen darin bestätigt, dass sie Ungläubige sind. So lässt er ihnen ihre Vorstellungen eines Irrweges in der Gestalt einer Bestätigung dieses Irrweges erscheinen. So lässt er in ihrer Phantasie auch besonders hässliche Bilder über heilige Personen und geweihte Gegenstände erscheinen. Auch zeigt Er ihm Dinge, die ihrem Wesen nach möglich sind, in der Gestalt von Dingen, die möglicherweise denkbar wären und flößt ihm so einen Zweifel ein, der in dieser Form der Gewissheit seines Glaubens entgegengesetzt ist. So denkt denn dieser armselige, so empfindsame Mensch, er sei nun selbst dem Irrtum und dem Unglauben verfallen und glaubt, er habe die Sicherheit seiner Überzeugung verloren, er fällt in Verzweiflung und wird in dieser Verzweiflung zu einem Spielball des Satans. Nun lässt der Teufel sowohl seine Verzweiflung, als auch seine schwachen Nerven, als auch seine Verwirrung auf ihn einwirken, bis dass er entweder den Verstand verliert, oder sich sagt: »dem sei, wie es mag« oder sich dem Irrweg verschreibt.

Wir haben aber nun schon in einigen Teilen der Risalah dargelegt, wie in ihrem Kern haltlos diese Listen des Teufels sind, sodass wir uns hier mit einer kurz gefassten Erörterung begnügen können. Es ist dies wie folgt:

So wie die Schlange in einem Spiegel nicht beißen, der Widerschein des Feuers nicht brennen, noch das Abbild von Schlamm beschmutzen kann, so können weder die Vorstellungen und Gedanken als eine Reflexion des Unglaubens, der Widerschein einer Partnerschaft, die Schatten eines Irrweges, noch die Vorstellungen einer üblen Beschimpfung oder Beleidigung die Sicherheit im Glauben zerstören, seine Überzeugung erschüttern oder sein untadeliges Benehmen verletzen. Denn die wohlbekannte Regel lautet: »In gleicher Weise wie die Vorstellung einer Beleidigung noch keine Beleidigung ist, so ist auch die Vorstellung des Unglaubens kein Unglaube und ein nur eingebildeter Irrweg noch kein Irrweg.«

Was aber nun den Zweifel am Glauben betrifft, so widersprechen Möglichkeiten, die aus einer bloßen Wahrscheinlichkeit erwachsen, nicht der Sicherheit im Glauben und verletzen den Glauben nicht. In der Wissenschaft von den Glaubensgrundsätzen lautet ein allgemein gültiges Prinzip:

 

 

»Etwas, das an und für sich möglich ist, steht nicht im Widerspruch zu der Sicherheit, die von der Wissenschaft gefordert wird.«

Zum Beispiel: Wir sind sicher, dass das Wasser im Barla-See sich noch stets an seinem Platz befindet. Tatsächlich aber wäre es möglich, dass dieser See im gleichen Augenblick versunken wäre; und sein Untergang wäre im Rahmen des Möglichen. Weil aber diese grundsätzliche Möglichkeit nun einmal nicht aus einer tatsächlichen Gegebenheit erwächst, handelt es sich hier nicht um eine mögliche Schlussfolgerung, sondern muss vielmehr eine Art Zweifel sein. Denn wiederum sagt hier ein allgemein gültiges Prinzip in der Wissenschaft von den Glaubensgrundsätzen:

 

 

»Eine Möglichkeit, die auf keinem Beweis beruht und keineswegs offensichtlich ist, hat keine Bedeutung.«

Das heißt: »Was die Möglichkeit betrifft, die aus einer bloßen Wahrscheinlichkeit, nicht aber aus einer tatsächlichen Gegebenheit erwächst, kann nicht eine mögliche Schlussfolgerung sein, sondern muss vielmehr eine Art Zweifel sein und ist völlig ohne Bedeutung.«

So denkt denn dieser armselige, den Einflüsterungen des Teufels ausgesetzte Mensch, dass er auf Grund solcher an und für sich gegebener Möglichkeiten seine Sicherheit in den Glaubenswahrheiten verloren habe. So steigen zum Beispiel in seinem Gedächtnis zahlreiche, an und für sich mögliche Dinge im Zusammenhang mit der Menschlichkeit des Propheten, mit dem Friede und Segen sei, auf, die dem Willen und der Sicherheit im Glauben keinen Schaden zufügen können. Doch glaubt er, dass sie einen Schaden verursacht hätten und schadet sich (auf diese Weise) selbst.

Ebenso spricht der Teufel manchmal, von einem Punkt in der Gegend des Herzens aus, schlechte Worte über Gott den Gerechten. Der Mensch denkt nun aber, dass sein Herz verdorben sei, weil es so spricht. Er zittert. Doch seine Furcht und sein Zittern und sein Mangel an Einverständnis zeigen, dass ihm diese Worte nicht von Herzen kommen. Sie gehen vielmehr von einem teuflischen Punkt aus, bzw. werden ihm vom Teufel in sein Gedächtnis und in seine Vorstellung eingeflüstert.

So gibt es denn auch unter den subtilen Organen (Latiefah) des Menschen zwei dieser unterschwelligen Sinneswahrnehmungen, die ich nicht weiter zuordnen konnte, die sich nicht seiner Entscheidungsfreiheit und seinem Willen unterordnen wollen, sich vielmehr seiner Verantwortlichkeit entziehen. Manchmal bekommen diese feinsinnigen Organe die Oberhand. Dann hören sie nicht auf die Wahrheit, sondern verleiten vielmehr dazu, sich mit den falschen Dingen zu beschäftigen. Nun flüstert der Satan einem solchen Menschen (ins Ohr): »Deine Fähigkeiten entsprechen nicht der Wahrheit und dem Glauben. So tust du also ohne es zu wollen Dinge, die völlig sinnlos sind. Das aber heißt, dass die göttliche Vorherbestimmung dich zu Höllenqualen verdammt hat.« Dann verfällt dieser armselige Mensch in Verzweiflung und geht zu Grunde...

So sind denn die Schutzwälle des Gläubigen gegen die Einflüsterungen des Satans am Anfang (dieses Abschnitts) jene Glaubenswahrheiten und Gesetze des Qur’an, (deren genaues Maß und Zahl) die Grenzen angeben, welche die Theologen mit ihren Grundsätzen festgelegt haben. Gegenüber den Einflüsterungen am Ende (dieses Abschnitts) soll man seine Zuflucht (zu Gott) nehmen und ihnen weiter keine Bedeutung beimessen. Denn je mehr Bedeutung man ihnen beimisst, desto mehr Aufmerksamkeit ziehen sie auf sich, wachsen und blähen sich auf. Das Gegengift und das Heilmittel für solche innerlichen Verletzungen ist die Gelobte Sitte.

 

 

Siebenter Hinweis Frage: Die Imame der Mu’tesile betrachteten die Entstehung des Bösen als böse. Sie schrieben daher die Erschaffung des Unglaubens und des Irrweges nicht Gott zu, als wollten sie Gott (in Seiner Heiligkeit) als davon rein (taqdith) erklären. Sie sagten hingegen: »Der Mensch ist der Schöpfer seiner eigenen Handlungen.« und verfingen sich so in einem Irrtum. Auch sagten sie: »Ein Gläubiger, der eine schwere Sünde begeht, verliert seinen Glauben, denn seinen Glauben an Gott den Gerechten zu bekräftigen und die (Existenz) der Hölle zu bestätigen lässt sich nicht mit der Begehung einer solchen Sünde vereinbaren. Denn ein Mensch, der sich schon in dieser Welt aus Furcht vor einer unbedeutenden Gefängnisstrafe davon abhalten lässt, gegen das Gesetz zu verstoßen und dennoch so weit geht, einer ewigen Höllenstrafe und dem Zorn des Schöpfers keine Bedeutung beizumessen und große Sünden zu begehen, stellt damit sicherlich seinen Unglauben unter Beweis.«

 

Antwort: Die Beantwortung des ersten Teiles (dieser Frage) ist folgende: Wie bereits in der Abhandlung über die göttliche Vorherbestimmung erklärt wurde, ist nicht die Erschaffung des Bösen (in sich selbst schon) böse, sondern erst die Neigung, das Böse zu tun, ist böse. Denn was (die Dinge) erschafft und sie ins Dasein ruft, richtet sich nach den Ergebnissen im Allgemeinen. Weil das Vorhandensein eines Übels der Beginn sehr vieler guter Ergebnisse ist, ist die Erschaffung dieses Übels im Hinblick auf das Ergebnis etwas Gutes und kommt so dem Guten gleich. Zum Beispiel: Das Feuer führt zu hundert guten Ergebnissen. Wenn nun aber einige Menschen es in ihrer Böswilligkeit für sich selbst zu einem Übel machen, so können sie nicht deswegen sagen: »die Schaffung des Feuers ist böse«. In gleicher Weise führt die Erschaffung des Teufels zu vielen Ergebnissen voll Weisheit, dient z.B. dem Fortschritt der Menschheit. Wird also ein Mensch infolge seiner eigenen bösen Absichten und verkehrten Neigungen vom Teufel besiegt, so darf er nicht deswegen sagen: »die Erschaffung des Teufels ist schlecht«. Er hat vielmehr infolge seiner eigenen verkehrten Neigungen für sich selbst das Böse gemacht.

Was also diese Neigungen (des Menschen) betrifft, so führen sie für ihn selbst zu einem schlechten Ergebnis, weil sie eine besondere Beziehung herstellen, wodurch eine verkehrte Neigung erst böse wird. Weil aber etwas geschaffen wird im Hinblick auf alle (damit ausgelösten) Folgen, ist die Erschaffung des Bösen nicht an und für sich schlecht, sondern vielmehr gut. Weil aber die Mu’teseliten dieses Geheimnis nicht verstanden haben, sagten sie: »Die Erschaffung des Bösen ist schlecht und die Erschaffung des Hässlichen ist unschön.« Da sie Gott den Gerechten davon rein erhalten und Ihn (auf diese Weise) heiligen wollten, schrieben sie Ihm nicht die Erschaffung des Bösen zu und verfielen so dem Irrtum.

 

 

»und an die Erschaffung des Guten und des Bösen«

So haben sie diesen Pfeiler des Glaubens falsch ausgelegt.

Was den zweiten Teil der Frage betrifft: »Wie kann denn jemand, der eine schwere Sünde begangen hat, dennoch ein Gläubiger bleiben?« so ist die Antwort folgende: Erstens: Der Irrtum geht aus der obigen Anmerkung so klar und deutlich hervor, dass es hier nicht mehr notwendig ist, es noch einmal zu erklären. Zweitens: Da die menschliche Seele (nefs) einen Dirhem (3 g) eines augenblicklichen Vergnügens einem Batman (8 kg) eines zukünftigen Vergnügens vorzieht, so fürchtet sie sich auch vor einem unmittelbar drohenden Schlag mehr als vor einem Jahr einer künftigen Strafe. Und wenn zudem den Menschen seine Gefühle überwältigen, hört er nicht mehr auf die Erwägungen seines Verstandes. Seine Begierden und Illusionen beherrschen ihn und so zieht er das kleinste und bedeutungsloseste gegenwärtige Vergnügen selbst noch einer außerordentlich großen Belohnung in der Zukunft vor. Und er flieht vor einer geringen gegenwärtigen Unbequemlichkeit mehr als vor einer fürchterlichen künftig drohenden Qual. Denn Begierden, Illusionen und Emotionen kennen keine Zukunft, vielmehr leugnen sie diese. Und wenn die Seele sie auch noch unterstützt, schweigen das Herz als Sitz des Glaubenslebens und auch der Verstand und erklären sich für besiegt...

In einem solchen Fall erwachsen die schweren Sünden nicht aus einem Mangel an Glauben, sondern infolge einer Niederlage von Herz und Verstand, weil die Gefühle, Begierden und Illusionen die Oberhand gewonnen haben.

Und weiter versteht sich aus dem oben gesagten, dass der Weg allen Übels und aller Leidenschaften, da er die Zerstörung ist, auch besonders einfach ist. Teufel in Dschinnen und Menschengestalt leiten die Menschen rasch diesen Weg. Es ist dies eine ganz besonders erstaunliche Situation (hal): Obwohl doch, nach einem Hadith, verglichen mit dem Licht dieser bleibenden Welt, weil es ja ewig ist, die Freuden und Gnadengaben, die ein Mensch im Verlaufe seines Lebens empfängt, nur einem Mückenflügel gleichen, bevorzugen dennoch manche dieser armseligen Menschen die Vergnügungen dieser vergänglichen Welt, vergleichbar einem Mückenflügel, den Freuden der bleibenden Welt, die alle Welt in ihrer Vergänglichkeit wert sind, und folgen dem Satan.

So geschieht es denn auf Grund dieses Geheimnisses, dass der Weise Qur’an die Gläubigen immer wieder nachdrücklich mit Drohungen von Sünden abhält und mit Ermunterungen dazu anleitet, das Gute zu tun.

Einmal gab mir die strenge Leitung (irschad) des Weisen Qur’an die Idee ein, dass diese beständigen Ermahnungen und Erinnerungen zeigen, dass die gläubigen Menschen wankelmütig und unwahrhaftig sind. Sie deuten eine Haltung (vasiyet) an, die der Würde des Menschen nicht entspricht. Denn da es einem Beamten genügt, wenn er von seinem Vorgesetzten ein einziges Mal einen Auftrag erhält, wird er sich zutiefst gekränkt fühlen, wenn ihm derselbe Auftrag zehn Mal erteilt wird und er wird sagen: »Sie beleidigen und verdächtigen mich, ihnen gegenüber nicht loyal zu sein.« Dennoch wiederholt der Weise Qur’an den selben Befehl selbst an die aufrichtigsten Gläubigen immer wieder.

In der Zeit da dieser Gedanke mein Hirn zermarterte, hatte ich zwei, drei aufrichtige Freunde. Damit sie nicht durch die Einflüsterungen dieser Teufel in Menschengestalt in die Irre geleitet würden, habe ich sie immer wieder ermahnt und erinnert. Sie waren nicht deswegen beleidigt und sagten nicht: »Du beschuldigst uns, nicht loyal zu sein.« Doch ich sagte mir in meinem Herzen: »Ich kränke sie mit meinen ständigen Ermahnungen. Ich beschuldige sie, unwahrhaftig und wankelmütig zu sein.« Dann enthüllte sich mir plötzlich die im obigen Abschnitt erklärte und bewiesene Wahrheit, und da verstand ich, dass die Nachdrücklichkeit und die Wiederholungen des Weisen Qur’an genau den Erfordernissen von Zeit und Ort (hal) entsprechen. Hier wird (kein Wort) verschwendet. (Jedes Wort ist) weise, beschuldigt niemanden. Diese Weisheit ist lauter und die sprachliche Eloquenz unverfälscht. So verstand ich denn das Geheimnis, weshalb denn meine aufrichtigen Freunde niemals beleidigt waren. Eine kurze Zusammenfassung dieser Wahrheit ist folgendes:

Da die Teufel zur Zerstörung anstiften, richten sie viel Unheil an, (obwohl sie nur) wenig dabei tun. Da also diejenigen, die auf dem Weg der Wahrheit und der Rechtleitung gehen, sehr umsichtig zu Werke gehen und sich sehr in Acht nehmen müssen, ist es notwendig, sie immer wieder zu ermahnen und ihnen häufig zu helfen. Durch diese Wiederholungen bietet Gott der Gerechte den Leuten des Glaubens mit Tausend und einem Namen Seine Unterstützung an und streckt Tausende barmherziger Hände zu ihrer Hilfe aus. Er verletzt sie nicht in ihrer Ehre, beschützt sie vielmehr. Er setzt sie nicht in ihrem Wert herab, sondern zeigt ihnen, wie groß die Bosheit des Teufels ist.

So ist denn, oh ihr Leute der Wahrheit und Rechtleitung, der Weg, sich vor den oben erwähnten Listen des Teufels in Dschinnen- und Menschengestalt zu retten dieser: Macht die Schule (medhheb) der Leute der Wahrheit, welche die Leute der Sunnah und Cema’at sind, zu eurem Hauptquartier und tretet in die Burg der unumstößlichen Gesetze des Qur’an ein, der in seiner Verkündigung ein Wunder ist, macht die Gelobte Sitte zu eurem Wegweiser und findet so eure Rettung!...

 

 

Achter Hinweis Frage: Du hast in den obigen Hinweisen bewiesen, dass, weil der Irrweg leicht, zerstörerisch und aggressiv ist, viele diesen Weg einschlagen. Demgegenüber hast du in anderen Abhandlungen (Risalah) mit unwiderleglichen Zeugnissen bewiesen, dass der Weg des Unglaubens und des Irrtums so schwierig und mühselig ist, dass niemand ihn betreten könnte und er nicht begehbar sein sollte, während der Weg des Glaubens und der Rechtleitung so leicht und klar zu erkennen ist, dass ein jeder ihn gehen müsste...

 

Antwort: Es gibt zwei Arten des Unglaubens und des Irrtums. Der eine ist an Handlungen gebunden und enthält nur unwesentliche Dinge. Er besteht darin, die Angelegenheiten des Glaubens zu bestreiten und sie zurückzuweisen. Diese Art Irrweg ist leicht. Er ist eine Ablehnung der Wahrheit, eine Unterlassung, ein Nicht-Sein oder Nicht-Annehmen.

Es ist also diese Art, die in den Abhandlungen (Risalah) als leicht beschrieben wurde. Was aber die zweite Art betrifft, so ist sie nicht an eine Handlung gebunden und enthält nicht nur unwesentliche Dinge, sie ist vielmehr ein Urteil, das auf Überzeugung und Überlegung beruht. Sie leugnet nicht nur den Glauben, sondern öffnet einen Weg zu seinem Gegenteil. Dies aber heißt, etwas anzunehmen, was wertlos ist und der Wahrheit zuwider läuft. Diese Art ist nicht nur eine Verleugnung, eine Zurückweisung des Glaubens; es ist vielmehr sein Gegenteil. Es ist nicht eine Nicht-Annahme, was doch leicht sein müsste, sondern die Annahme eines Nicht-Seins, was nur annehmbar ist durch den Beweis des Nicht-Seins. In Übereinstimmung mit dem Grundsatz:

 

 

»Nicht-Sein ist nicht beweisbar.«

ist der Beweis des Nicht-Seins sicherlich nicht leicht.

So sind denn Unglaube und Irrglaube, wie sie in anderen Abhandlungen (Risalah) dargestellt wurden, so schwierig und in ihrer Art bis zur Unmöglichkeit mühselig, dass ein jeder, der auch nur über ein kleines Körnchen Bewusstsein verfügt, niemals diesen Weg einschlagen dürfte. Und ferner ist dieser Weg, wie bereits in verschiedenen Abhandlungen mit Sicherheit bewiesen wurde, mit so fürchterlichen Schmerzen verbunden und herrscht auf ihm eine solch erstickende Finsternis, dass wer auch nur ein Fünkchen Verstand besitzt, niemals beabsichtigen dürfte, diesen Weg zu wählen.

Da könnte man nun aber auch fragen: Wieso gehen dann aber dennoch die meisten Menschen einen so leidvollen, finsteren und schwierigen Weg?

 

Antwort: Nachdem sie sich nun schon einmal auf ihm befinden und ihm verfallen sind, verlassen sie ihn auch nicht wieder. Und weil nun zudem die animalischen und vegetativen Kräfte im Menschen nicht die Folgen erkennen und nicht über sie nachdenken und statt dessen die feinsinnigen Organe des Menschen beherrschen, wollen sie ihn auch gar nicht wieder verlassen, sondern trösten sich lieber mit den gegenwärtigen, flüchtigen Vergnügungen.

 

Frage: Wenn nun aber einer sagte: Im Irrglauben liegt ein so schreckliches Leiden und eine solche Furcht, dass der Ungläubige, könnte er nicht aus ihm auch Freude fürs Leben ziehen, überhaupt nicht mehr zu leben in der Lage wäre. Vielmehr würde er von dem Schmerz erdrückt werden und vor Angst in ein Mauseloch kriechen. Denn in seiner Menschlichkeit verlangt er nach einer Unzahl von Dingen, und obwohl er das Leben liebt, hat er doch auf Grund seines Unglaubens den Tod als ein unwiderrufliches Urteil, eine immerwährende Trennung, den Verfall allen Seins und den Abschied von all seinen Freunden und Geliebten als eine Verurteilung und infolge seines Unglaubens als eine ewige Trennung beständig vor Augen. Wie kann ein solcher Mensch noch weiter leben? Wie kann er sich noch am Leben erfreuen?

 

Antwort: Durch eine höchst merkwürdige Rabulistik des Satans betrügt er sich selbst und lebt. Er glaubt oberflächlich, einen Genuss zu erhalten. Wir wollen die Natur dieser Sache mit einem bekannten Beispiel erläutern. Es ist dies wie folgt:

Es wird erzählt, dass einer zum Vogel Strauß (türk. devekuschu = Kamelsvogel) sagte: »Wenn du Flügel hast, flieg!« Der aber hielt seine Flügel gefaltet, sagte: »Ich bin ein Kamel.« und flog nicht. Doch dann geriet er in die Falle eines Trappers. Da sagte er: »Ich will nicht, dass der Fallensteller mich sieht.« und steckte den Kopf in den Sand. Weil jedoch sein großer Körper draußen geblieben war, bot er dem Jäger eine Zielscheibe. Sodann sagte man zu ihm: Wenn du doch sagst: »Ich bin ein Kamel.« so lass dich bepacken! Daraufhin breitete er seine Flügel aus und sagte: »Ich bin ein Vogel.« und befreite sich so von aller Last und Mühsal. Weil er aber keinen Herrn und Ernährer hat, wurde er den Nachstellungen der Jäger zur Zielscheibe.

In genau der gleichen Weise gibt der Ungläubige angesichts der himmlischen Botschaft des Qur’an seinen totalen Unglauben auf und vertauscht ihn gegen einen Unglauben mit Zweifeln. Fragt man ihn nun: »Da du nun einmal Tod und Verderben als ein unwiderrufliches Urteil ansiehst, den Galgen, an dem du hängen wirst, vor Augen... Wie kann nun der, welcher ihn ständig betrachtet, noch leben? Wie sich erfreuen?« Daraufhin antwortet nun der Mann, der einen Anteil an der allumfassenden Barmherzigkeit des Qur’an und seinem universellen Licht empfangen hat: »Der Tod ist keine Hinrichtung. Es gibt eine Möglichkeit zur Beständigkeit (beqa).« Andernfalls wird er wie der Vogel Strauß seinen Kopf in den Sand der Gottvergessenheit stecken, damit die Todesstunde ihn nicht sehen solle und das Grab ihn nicht betrachten möge und die Vergänglichkeit der Dinge nicht ihre Pfeile auf ihn abschieße.

 

Zusammenfassung: Mit Hilfe des Zweifels an seinem Unglauben wird ihm, in einer Zeit, da er sich so wie der Vogel Strauß verhält, Tod und Verderben wie eine Hinrichtung betrachtet, die sichere Kunde des Qur’an und der vom Himmel (geoffenbarten) Bücher über

 

 

»den Glauben an das Jenseits«

eine (alternative) Lösung anbieten. So wird sich denn dieser Ungläubige an dieser Möglichkeit festklammern und diesen fürchterlichen Schmerz nicht auf sich selbst beziehen. Wollte man dann zu ihm sagen: »Da du nun einmal in eine für ewig bestehende Welt eingehen wirst, musst du, wenn du in jener Welt ein schönes Leben haben willst, alle die Schwierigkeiten erleiden, die ein religiöses Leben nun einmal mit sich bringt.«, so wird dieser Mann auf Grund seines Zweifels an seinem Unglauben antworten: »Vielleicht gibt es (eine solche Welt) gar nicht. Und wenn (es sie) nicht gibt, warum soll ich (mich dann um sie) bemühen.« Das aber heißt, angesichts jener Möglichkeit einer bleibenden (Welt), wie sie ihm das Urteil des Qur’an zu Zeiten anbietet, rettet er sich vor der Qual dieses unwiderruflichen Todesurteils. Doch angesichts der Möglichkeit eines Nicht-mehr-Seins (nach dem Tode), die ihm sein zweifelnder Unglaube bietet, sieht er sich der Mühsal religiöser Verpflichtungen gegenübergestellt. So klammert er sich denn an die Möglichkeit seines Unglaubens und rettet sich so vor dieser Mühe. Das aber heißt, aus diesem Blickwinkel betrachtet, dass er glaubt, in diesem Leben mehr Freuden genießen zu können als der Gläubige, denn er rettet sich vor der Mühsal der Verpflichtungen eines religiösen Lebens durch die Möglichkeit seines Unglaubens. Was aber die ewige Pein betrifft, so entflieht er ihr durch die Möglichkeit eines Glaubens, der sie nicht auf ihn selbst bezieht. Jedoch die Wirkung dieser teuflischen Rabulistik ist recht oberflächlich, nutzlos und nur vorübergehend.

So tretet denn nun, ihr Leute des Glaubens, in vollem Glauben und Vertrauen unter den Schutz des Qur’an! Er wird euch vor dieser unwiderruflichen Hinrichtung und vor allen Höllen in dieser und in jener Welt retten. Bleibt mit Hingabe und Begeisterung in den Grenzen der Gelobten Sitte. So werdet ihr euch von den Qualen des Diesseits und den Strafen des Jenseits erretten!

 

 

 

Neunter Hinweis Frage: Wie kommt es, dass die Leute der Rechtleitung, die doch der Partei Gottes angehören, wo doch an ihrer Spitze alle Propheten und an deren Spitze der Stolz der Welt (der Prophet) mit dem Friede und Segen sei, stand und ihnen soviel Gnade und göttliches Erbarmen und Hilfe des Hochgelobten zuteil werden ließ, dennoch sooft von den Leuten des Irrwegs, die doch der Partei Satans angehören, besiegt worden sind? Und was weiter war der Grund, warum die medinensischen Heuchler, bei aller Nähe und Nachbarschaft, trotz des sonnengleich glänzenden Prophetentums jenes Siegels aller Gesandten Gottes und seiner Botschaft, trotz der Rechtleitung durch den wundersamen Qur’an, der gleich einem gewaltigen Elixier wirkt und trotz der Wahrheiten des Qur’an, die noch anziehender sind als alle Anziehungskraft des gesamten Kosmos, dennoch auf ihrem Irrtum beharrten und die Rechtleitung nicht annahmen, und welche Weisheit (verbirgt sich dahinter)?

 

Antwort: Um diese Furcht erregende zweiteilige Frage bewältigen zu können, ist es notwendig, folgenden tiefschürfenden Grundsatz zu erläutern. Es ist dies wie folgt:

Da der majestätische Schöpfer des Alls zwei Arten von Namen hat, die dem Bereich der Schönheit (Cemal) und dem der Majestät (Celal) zugehören, und da diese Namen der Schönheit und der Majestät es erforderlich machen, in ihrer Auswirkung ganz verschiedene Erscheinungsformen zu zeigen, hat der Schöpfer in Seiner Majestät alle Gegensätze im Kosmos untereinander vermischt, sie so miteinander ins Gleichgewicht gebracht und sie dabei zugleich in einen Zustand (vasiyet) versetzt, dass sie einander angreifen oder aber sich verteidigen, womit Er in Weisheit und Zweckmäßigkeit eine Art Kampfbereitschaft kreierte, aus der heraus die Gegensätze ihre Grenzen überschritten, was wiederum eine Veränderung und Verwandlung zu Wege brachte, auf welche Weise er sie dem Gesetz der Umformung und Umwandlung als dem Prinzip der Entwicklung und Vervollkommnung unterwarf, wobei Er diesem Gesetz des Kampfes für das Menschengeschlecht, das als Frucht am Baum der Schöpfung dessen Konzentrat ist, eine noch einzigartigere Form gab, wodurch Er das Tor zu einem Wettstreit öffnete, der dem Menschen jedweden Fortschritt ermöglichte und zugleich der Partei des Teufels gewisse Werkzeuge an die Hand gab, um damit die Partei Gottes herauszufordern.

So geschieht es denn auf Grund dieses subtilen Geheimnisses, dass die Propheten oft wegen der Leute des Irrweges besiegt worden sind. Und die Leute des Irrweges, die doch so schwach und hilflos sind, bekämpfen die Leute der Wahrheit, die ihnen doch geistig so überlegen sind, und besiegen sie auch zeitweilig. Das Geheimnis und die Weisheit dieses merkwürdigen Gegensatzes ist folgendes: Auf dem Irrweg und im Unglauben finden sich das Nicht-Sein und die Unterlassung, welche einfach und leicht sind und es nicht erfordern, tätig zu werden. Und weiter gibt es da die Zerstörung, welche ebenfalls ganz leicht und einfach ist und nur wenig Tätigkeit erfordert. Und weiter gibt es da die Aggressivität, bei der durch ebenfalls nur wenig Tätigkeit vielen ein Schaden zugefügt wird. Vom Standpunkt der Einschüchterung aus betrachtet und hinsichtlich ihres Pharaonenstolzes gewinnen sie so an Einfluss und Ansehen (makam). Und zur Befriedigung der vegetativen und animalischen Kräfte und Begierden, die den Konsequenzen gegenüber blind sind und von den gegenwärtigen Vergnügungen besessen sind, gibt es Vergnügen, Genuss und Freizügigkeit, welche die subtileren Organe des Menschen, wie Herz und Verstand dazu bringen, ihre Verpflichtungen (vasifah) gegenüber der Menschheit und ihre Ausrichtung auf deren Zukunft zu vernachlässigen.

Demgegenüber ist der heilige Weg aller Leute der Rechtleitung und vor allem der Leute des Prophetentums und an ihrer Spitze der Ehrenwerte Gesandte, mit dem Friede und Segen sei, der der Geliebte des Herrn der Welten ist, all dem verbunden, was im Dasein, was bestimmt und festgelegt, was konstruktiv ist und innerhalb gesicherter Grenzen verläuft, also mit all den elementaren Grundsätzen und Konsequenzen, die den Dienst und die Anbetung beachten und darüber hinaus den Pharaonenstolz jeder eigenwilligen Seele und ihre Freizügigkeit zerbrechen, um dessentwillen die Heuchler, die sich zu damaliger Zeit in der »Leuchtenden Stadt« (= Medina) befanden, vor dieser strahlenden Sonne, Fledermäusen gleich, ihre Augen verschlossen und sich dazu verleiten ließen, sich mit einer geradezu teuflischen Kraft gegen ihre gewaltig große Anziehungskraft zu verteidigen und auf dem Weg des Irrtums zu verharren.

 

Da könnte man nun aber auch fragen: Da nun einmal der ehrenwerte Prophet, mit dem Friede und Segen sei, der Geliebte des Herrn der Welten ist, zudem die Wahrheit in seinen Händen lag und die Wahrhaftigkeit auf seiner Zunge und ein Teil der Soldaten seines Heeres Engel waren und er ein ganzes Heer mit einer Handvoll Wasser tränkte, und er Tausend Mann mit vier Handvoll Weizen und dem Fleisch eines Lammes ein Fest bereitete, und er in die Augen des Heeres der Ungläubigen eine Handvoll Sand streute, sodass diese Handvoll Sand in die Augen eines jeden Ungläubigen drang und ihn in die Flucht schlug, wie kommt es dann, dass dieser (göttliche) Kommandeur und Herr (der himmlischen Heerscharen), der doch mächtig war, Tausend Wunder gleich diesen zu wirken, dennoch am Ende der Schlacht von Uhud und zu Beginn der Schlacht von Huneyn besiegt werden konnte?

 

Antwort: Der Ehrenwerte Prophet, mit dem Friede und Segen sei, wurde der Menschheit gesandt als Imam, als Vorbild und Anführer, damit das Menschengeschlecht von ihm die Regeln des individuellen wie des sozialen Lebens lernen solle und damit vertraut werden solle, den Gesetzen des Vollkommenen Allweisen zu gehorsamen und den Prinzipien Seiner Weisheit entsprechend zu handeln. Hätte der Ehrenwerte Prophet, mit dem Friede und Segen sei, sich in seinem privaten wie gesellschaftlichen Leben stets auf Wunder und übersinnliche Ereignisse gestützt, so wäre er nicht das vollkommene Vorbild (Imam-i Mutlak) und ein allumfassender Wegweiser im Glauben.

Es geschah auf Grund dieses Geheimnisses, dass er von Zeit zu Zeit als Antwort auf eine Notlage ein Wunder wirkte, nur um seinen Anspruch (auf das Amt des Propheten) zu bestätigen und die Verleugnungen derer, die ihn bestritten, zu brechen. Zu anderen Zeiten aber gehorchte er mehr als jeder andere dem Befehl Gottes. Ebenso folgte er auch den Gesetzen Göttlicher Gewohnheit (= Naturgesetze), die nach der Weisheit des Herrn und dem Willen des Gepriesenen errichtet worden sind, mehr als jeder andere. Er zog sich sein Panzerhemd an, wenn es dem Feinde entgegen ging und befahl (den Sahabis): »Geht in Deckung!« Er wurde verwundet und durchlitt alle Strapazen, um die Einhaltung des Gesetzes der göttlichen Weisheit und Gehorsam gegenüber der Großen Schariah der Schöpfung in der Natur zu zeigen.

 

 

Zehnter Hinweis Eine der wichtigsten Listen des Teufels (Iblis) ist es, diejenigen, die ihm folgen, dazu zu bringen, ihn zu verleugnen. Da aber in heutiger Zeit besonders die, deren Sinn durch die Philosophie der Materialisten trübe geworden ist, in dieser ganz offensichtlichen Angelegenheit doch ihre Zweifel haben, wollen wir nun ein, zwei Worte über diese Listen des Teufels sagen. Es ist dies wie folgt:

So wie es ganz offensichtlich in einigen Menschen böse Geister gibt, die sich verkörpert haben und nun die Aufgaben des Teufels wahrnehmen, so ist es vollkommen sicher, dass es auch unter den Dschinnen körperlose böse Geister gibt. Hätten sie sich materialisiert und verkörpert, wären sie diesen bösen Menschen gleich. Auch könnten sich diese Teufelskerle in Menschengestalt ihres Körpers entledigen, so wären sie jenen Iblisen in Gestalt von Dschinnen gleich. Ja es ist sogar eine Konsequenz dieser schrecklichen Verbindung, dass eine Schule dieser Irrlehrer behauptet: »Solche dermaßen üble, böse Geister in Menschengestalt, werden nach ihrem Tode zu Teufeln.«

Bekanntlich ist die Verderbnis bei Gütern von hoher Qualität weit schlimmer als bei ganz gewöhnlichen Dingen. So könnte man z.B. Yoghurt oder Milch, die sauer geworden ist, durchaus noch essen, während man ranzig gewordene Butter nicht mehr essen dürfte: sie schmeckt wie Gift. So wird auch das ehrenwerteste, ja in der Tat edelste aller Geschöpfe, der Mensch, wenn er verdorben wird, noch missratener als ein missratenes Tier. Gleich Würmern, die sich am Gestank verfaulender und verwesender Dinge delektieren, und Schlangen, die es lieben, zu beißen und zu vergiften, finden sie ihren Stolz und ihr Vergnügen im Sumpf der Irrwege und der schlechten Sitten, genießen die Verletzungen und die Verbrechen in der Finsternis ihrer Bösen Taten und nehmen so die Natur und die Gewohnheiten des Satans an. So ist denn in der Tat ein zuverlässiger Beweis für die Existenz von Teufeln in einem Dschinn die Existenz des Teufels in Menschengestalt.

 

Zweitens: All die vielen hundert offensichtlichen Beweise, die wir für die Existenz der Engel und Geister im Neunundzwanzigsten Wort erbracht haben, beweisen zugleich auch die Existenz des Teufels. Wir überlassen also diesen Aspekt jenem Wort.

 

Drittens: Gleichwie die Existenz der Engel, welche die Repräsentanten der Gesetze von allen guten Dingen im Universum sind und als deren Überwacher über ihnen stehen, von allen Religionen übereinstimmend bestätigt wird, und gleichwie auch die Existenz der bösen Geister und Teufel als Repräsentanten aller schlimmen Dinge, als deren Ausrufer und Träger der Gesetze all dieser Dinge in Anbetracht aller Weisheit und Wahrhaftigkeit erwiesen ist, so ist auch gerade bei allen schlimmen Dingen ein Schleier, also eine Art Zwischenperson notwendig. Denn so wie wir bereits zu Beginn des Zweiundzwanzigsten Wortes gesagt haben, hat der Schöpfer in Seiner Majestät im Hinblick auf das was offensichtlich mangelhaft und schlecht ist, dem nach außen hin etwas vorgesetzt, was nun als eine Art Schleier dient, da ja nicht jeder das wirklich Gute in allen Dingen zu sehen vermag, sodass Einwände, Kritik und Klagen sich nicht gegen den freigiebigen Schöpfer und vollkommen Allweisen richten, sondern gegen diesen Schleier, damit nicht Er in Seiner Barmherzigkeit angeklagt, in Seiner Weisheit kritisiert und ungerechterweise beschuldigt werde. So wie Er z.B. eine Krankheit zu einem Schleier, einer Art Vorwand gemacht hat, um in der Stunde des Todes Hasret Asrail vor den Klagen der dahinscheidenden Diener Gottes zu bewahren, so hat Er auch Hasret Asrail zu einer Art Vorhang gemacht, damit die Klagen über einen Zustand (hal), den sie sich als einen Mangel an Barmherzigkeit vorstellen, sich nicht gegen Gott den Gerechten richten können. Genauso erfordert die Weisheit des Herrn mit noch weitaus größerer Sicherheit die Existenz des Teufels, damit Einwände und Kritiken an allem Übel und aller Bosheit sich nicht gegen den Schöpfer in Seiner Majestät richten sollen.

 

Viertens: So wie der Mensch eine Welt im Kleinen ist, so gleicht auch die Welt einem großen Menschen. Dieser kleine Mensch gleicht einem Inhaltsverzeichnis und einer Zusammenfassung des großen Menschen. Die großen Originale der Muster des (kleinen) Menschen finden sich mit Sicherheit in dem großen Menschen wieder. So ist z.B. das Vorhandensein des menschlichen Erinnerungsvermögens mit Sicherheit ein Beweis der Bewahrten Tafel (Lauh-i Mahfudh) im Kosmos. So hat auch jeder schon einmal in seiner Seele (nefs) und in einem Winkel seines Herzens jene Flüstermaschine intuitiv und emotional verspürt, die man den Teufelspunkt nennt und die in der Kraft eines Einbildungs- und Vorstellungsvermögens wie die Zunge des Teufels durch ein verdorbenes Einbildungs- und Vorstellungsvermögen spricht, zu einem kleinen Teufelchen wird, dem Wünschen und Wollen ihres Besitzers entgegen handelt und die ein sicherer Beweis für einen großen Teufel im gesamten Kosmos ist. Und da dieser Teufelspunkt und diese Kraft eines Vorstellungsvermögens Ohr und Zunge sind, so lassen sie die Existenz eines äußeren böswilligen Wesens erahnen, das in das erstere hineinbläst und das letztere zum Sprechen bringt.

 

 

Elfter Hinweis Wie sich ein ganzes Universum über die Bosheit der Leute des Irrweges ärgert, die Elemente der Erde aufbrausen und alles Sein darüber in Zorn gerät, bringt der Weise Qur’an auf wunderbare Weise zum Ausdruck. Denn diese Art, wie Himmel und Erde mit einem Unwetter Noahs Stamm heimsuchten, wie das Luftelement in seinem Ärger über die Leugnung der Stämme des Semud und des Ad, wie das Wasserelement sich in der Wut der See über das Volk des Pharaoh und wie das Erdelement sich in seinem Zorn gegen Qarun richtete, schildert (der Qur’an) entsprechend dem Geheimnis der Ayah

 

 

»vor Wut beinahe platzt...« (Sure 67, 8)

die Gewalt und den Ärger der Hölle über die Leute, die nicht an das Jenseits glauben und den Ärger allen Seins über die Leute des Unglaubens und des Irrweges und weist in seiner wunderbaren Art die Leute des Irrweges und der Auflehnung streng zurecht.

 

Frage: Warum beschwören solche unbedeutenden Handlungen so unbedeutender Menschen und ihre rein privaten Sünden den Zorn eines ganzen Kosmos herauf?

 

Antwort: Wie wir bereits in anderen Abhandlungen (Risalah) und mit den vorangegangenen Hinweisen bewiesen haben, sind Unglaube und Irrwege ein furchtbarer Angriff und ein Verbrechen gegen alles Sein. Denn das gewaltigste Ergebnis der Schöpfung der Welt ist der Dienst und die Anbetung und die Antwort auf die Herrschaft Gottes in Glaube und Gehorsam. Was aber die Leute des Unglaubens und des Irrweges betrifft, so verwerfen die Leute des Irrglaubens dieses gewaltige Ergebnis, welches das oberste Ziel ist, das der Grund ihres Fortbestehens ist, und begehen auf diese Weise eine Art Angriff auf die Rechte der ganzen Schöpfung, weil sie die Offenbarung der Göttlichen Namen verleugnen, die im Spiegel all Seiner Kunstwerke erscheinen und die den Wert dieser Kunstwerke durch diese Spiegelung noch erhöhen. Und so wie sie diese heiligen Namen schwächen, ist es auch eine gewaltige Beleidigung dieser Kunstwerke, den Wert all dieser Kunstwerke herabzuwürdigen. Und weil nun in allem Sein ein jedes einzelne für sich ein Beamter Seines Herrn ist, beauftragt mit einer hohen Aufgabe, die Leute des Irrweges aber sie durch ihren Unglauben erniedrigen und sie in ihrem Rang als Geschöpfe wie leblos, vergänglich und ohne Bedeutung darstellen, verletzen sie dadurch in gewisser Weise die Rechte aller Geschöpfe.

Da aber nun die verschiedenen Arten des Irrweges je nach Größe und Ausmaß die Weisheit des Herrn bei der Erschaffung des Kosmos’ und die Absichten des Hochgelobten für den Fortbestand der Welt mehr oder weniger verletzen, wird der Kosmos über die Leute der Auflehnung und die Leute des Irrweges zornig, alles Sein gerät in Aufwallung und die ganze Schöpfung empört sich darüber.

Oh du armseliger, deiner leiblichen Erscheinung nach zwar kleiner, deiner Schuld und deiner Verbrechen nach aber großer und deiner Schande und Sünde nach gewaltiger Mensch! Wenn du dich vor der Wut des Kosmos’, dem Abscheu der Geschöpfe und dem Zorn allen Seins erretten willst: hier ist das Mittel deiner Errettung: es besteht darin, in den Kreis des Weisen Qur’an einzutreten und der Gelobten Sitte des Ehrenwerten Gesandten (mit dem Friede und Segen sei) zu folgen, der den Qur’an verkündigt hat! Tritt ein und folge!

 

 

Zwölfter Hinweis Vier Fragen und Antworten Erste Frage: Wie können in einem beschränkten Leben für beschränkte Sünden eine unbegrenzte Strafe und eine nicht mehr endende Hölle noch gerecht sein?

 

Antwort: Aus den obigen Hinweisen und besonders aus dem, was bisher im Elften Hinweis gesagt worden ist, wird mit völliger Sicherheit verständlich, dass das Verbrechen des Unglaubens und der Irrwege ein unendliches Verbrechen und eine Verletzung zahlloser Rechte ist.

 

Zweite Frage: In der Schariah heißt es: »Die Hölle ist der Lohn der Taten. Doch das Paradies ist eine Gnade (Fadl) Gottes.« Was ist die Weisheit hinter diesem Geheimnis?

 

Antwort: Aus den vorausgegangenen Hinweisen ergibt sich ganz klar, dass der Mensch, so wie er mit seinem nichtssagenden kleinen Stückchen Willen und seinem kleinen Stückchen Gestaltungsvermögen, durch Unaufmerksamkeit oder dadurch, dass er, kraft seines Vorstellungsvermögens etwas in die Tat umsetzt, fürchterliche Zerstörung anrichten und die Ursache allen Übels sein kann, er auch die Verantwortung für das Böse trägt, das als ein Ergebnis seines kleinen Stückchens Gestaltungsvermögen nun einmal geschehen ist, da seine Seele (nefs) und seine Begierden jederzeit geneigt sind, Böses zu tun und Schaden anzurichten. Denn seine Seele hat es gewollt und seine Fähigkeit, etwas zu bewirken, hat es verursacht. Und da nun einmal das Böse dem Bereich des Nicht-Seins angehört, ist aus dem Diener ein Täter geworden. Gott der Gerechte hat auch all dies erschaffen. Und mit Sicherheit verdient es (der Mensch) in seiner Verantwortung für ein unendliches Verbrechen auch mit einer unendlichen Strafe dafür zu büßen.

Was aber seine guten Werke und alle Wohltaten betrifft, so kann, da sie nun einmal dem Bereich des Seins zugehören, dieses kleine Stückchen menschliches Wünschen und Gestalten nicht die ursprüngliche Ursache dafür sein. Der Mensch kann daher nicht der wahre Vollbringer (dieser guten Werke) sein. Und auch seine eigenwillige Seele (nefsu-l’emmare) steht nicht auf Seiten des Guten. Es ist vielmehr die göttliche Barmherzigkeit, die es wünscht und die Macht des Herrn, die es vollbringt. Der Mensch kann es nur in seinem Glauben (iman), durch seinen Wunsch, in seiner Absicht (niyyet) erlangen. Und nachdem er es erlangt hat, ist es unser Dank, der die guten Werke darstellt, (der Dank) für die zuvor empfangenen unendlichen Wohltaten Gottes, wie unser Leben (vucud) und unseren Glauben, und (dieser Dank) bezieht sich auf die zuvor empfangenen Gaben. Was aber das Paradies betrifft, das uns durch ein Versprechen Gottes gegeben werden wird, so wird es uns durch die Gnade (fadl) Gottes gegeben. Nach außen hin scheint es eine Belohnung zu sein; doch ist es in Wirklichkeit eine Gnade.

Das heißt also, dass die Ursache alles Bösen die eigene Seele (nefs) ist, die ihre Strafe selbst verdient. Was aber das Gute betrifft, so liegt seine Ursache bei dem Gerechten (Haqq), ist sein Urgrund der Gerechte. Der Mensch kann es nur im Glauben erlangen. Er kann nicht sagen: »Ich verlange meinen Lohn.«, vielmehr muss er sagen: »Ich hoffe auf einen Gnadenerweis.«

 

Dritte Frage: Aus den obigen Erläuterungen wird verständlich, dass alles Böse sich verbreitet und aggressiv reagiert und sich auf diese Weise noch vermehrt, weswegen es als »Tausend« geschrieben werden sollte, während hingegen für gute Taten, weil sie dem Bereich des Seins zugehören und nicht aus der Schöpfung des Dieners (Gottes) und dem Wunsch der Seele hervorgehen und weil sie sich selbst nicht vervielfältigen, nichts geschrieben oder nur »Eins« geschrieben werden sollte. Warum aber wird dann für das Böse nur »Eins« geschrieben, für das Gute aber »Zehn« oder manchmal »Tausend« geschrieben?

 

Antwort: Gott der Gerechte zeigt die Vollkommenheit Seines Erbarmens und die Schönheit Seiner Barmherzigkeit auf diese Weise.

 

Vierte Frage: Der Erfolg, den die Leute des Irrweges erlangen, die Macht, die sie gewinnen, und ihr Sieg über die Leute der Rechtleitung zeigen, dass sie sich auf eine Macht oder auf eine Wahrheit stützen können. Heißt das nun, dass die Leute der Rechtleitung entweder schwach sind, oder aber (die Irrlehrer) die Wahrheit besitzen?

 

Antwort: Gott bewahre!... Weder besitzen sie die Wahrheit, noch sind die Leute der Wahrheit schwach. Doch leider sind einige der einfachen Leute kurzsichtig und wenig einsichtsfähig. So beginnen sie zu zögern und zu zweifeln und so wird ihr Glaube erschüttert. Denn sie sagen: »Hätten die Leute der Wahrheit die volle Wahrheit und Wahrhaftigkeit, so wären sie nicht in diesem Ausmaß besiegt und erniedrigt worden. Denn die Wahrheit ist stark. Und dem Grundprinzip:

 

 

»Die Wahrheit ist siegreich und überlegen und kann nicht besiegt werden.«

entsprechend liegt die Macht in der Wahrheit. Wenn also die Leute des Irrwegs, die die Leute der Wahrheit besiegt haben, nicht eine wirkliche Macht besessen und (in ihrem Innern) nicht über einen Stützpunkt verfügt hätten, hätten sie dann noch in dieser Weise siegen und so erfolgreich sein können?

 

Antwort: Wie wir bereits in den oben angeführten Hinweisen mit Sicherheit bewiesen haben, rührt der Sieg über die Leute der Wahrheit nicht aus einem Mangel an Macht und Wahrhaftigkeit, und da wir in diesen Abhandlungen ebenfalls hinreichend Bewiesen haben, dass der Sieg der Leute des Irrweges nicht auf ihrer Macht und ihren Fähigkeiten beruht und auch nicht darauf, dass sie (in sich) über einen Stützpunkt verfügt hätten; so ist denn die Antwort auf diese Frage die Gesamtheit aller vorausgegangenen Hinweise. So wollen wir denn hier nur auf einige ihrer Listen und auf einen Teil der Waffen verweisen, die sie gebrauchen. Es ist dies wie folgt: Ich habe selbst bereits mehrmals beobachtet, dass die Übeltäter, die nur zehn Prozent (der Streitenden stellen), neunzig Prozent (der Streitenden) besiegen, welche rechtschaffen sind. Ich habe mich immer sehr darüber gewundert. Als ich dem weiter nachging, wurde mir mit absoluter Gewissheit klar, dass sie ihre Siege nicht mit Kraft und nicht mit ihrer Macht errangen, sondern durch Korruption, durch Feigheit, durch Zerstörung, durch Rachenahme oder dadurch, dass sie die Zerspaltenheit unter den Leuten der Wahrheit ausnutzten und Zwietracht unter ihnen säten, nach ihren Schwachstellen suchten und diese Seiten dann anbohrten, die Gefühle ihrer Seele (nefs) zum sieden brachten, ihre persönlichen Interessen aufstachelten und indem sie deren Neigungen zum Bösen ausnutzten, die wie bösartige Adern im Innern des Menschen lagern, und scheinheilig im Namen von Ehre und Ruhm dem Pharaonenstolz der Seelen (nefs) schmeicheln und indem sie (es erreichen, dass) ein jeder sich vor ihrer erbarmungslosen Zerstörungswut fürchtet. Mit Hilfe solcher teuflischer Listen besiegen sie vorübergehend die Leute der Wahrheit. Doch da entsprechend dem Geheimnis der Ayah

 

 

»Doch das Ende ist für die Gottesfürchtigen.« (Sure 7, 128)

und dem Grundprinzip:

 

 

»Die Wahrheit ist siegreich und überlegen und kann nicht besiegt werden.«

ist dieser vorübergehende Sieg für sie völlig unbedeutend, weil er ihnen gar keinen Vorteil bietet. Er wird ihnen vielmehr zur Ursache einer Höllenstrafe, während er die Leute der Wahrheit ins Paradies geleitet.

So geschieht dies denn, weil uns auf diesem Irrweg die Machtlosen als mächtig erscheinen, die Bedeutungslosen zu Ruhm gelangen und so die egoistischen, ruhmsüchtigen und heuchlerischen Menschen mit nur wenigen Mitteln ihre Macht demonstrieren und durch (die Methoden) der Einschüchterung und durch allerlei Schikanen zu Ansehen gelangen und so den Leuten der Wahrheit gegenüber eine oppositionelle Haltung einnehmen, damit sie (überall) gesehen werden und die Aufmerksamkeit aller auf sich lenken. So wird die Zerstörung, deren Ursache sie sind, wenn auch nicht durch ihre Macht und ihre Fähigkeit sondern durch Nachlässigkeit und Fehlerhaftigkeit, ihnen zugeschrieben und es wird über sie geredet. So wie einer von (diesen Leuten, die) verrückt sind nach Ruhm, das Haus des Gebetes beschmutzt, damit ein jeder über ihn redet... ja sogar mit Abscheu über ihn redet, so erscheint es für den (so empfindlichen) Nerv seiner Ruhmsucht wünschenswert in dieser verfluchten Ruhmsucht, dass dies sogar zu einem Sprichwort geworden ist.

Oh du armseliger Mensch, der du für eine ewig bestehende Welt erschaffen und in einer vergänglichen Welt ausgesetzt worden bist! Betrachte nun mit Aufmerksamkeit die Ayah und öffne deine Ohren!

 

 

»Doch weder der Himmel noch die Erde vergossen auch nur eine Träne über ihn.« (Sure 44, 29)

Siehe, was sie sagt! So heißt es denn hier in diesem Ferman ausdrücklich: »Wenn die Leute des Irrweges sterben, so weinen Himmel und Erde, die ja mit den Menschen verbunden sind, nicht über ihren Gräbern. Denn sie sind nicht mit ihnen zufrieden.« Hier wird im Umkehrschluss zum Ausdruck gebracht: »Beim Tode der Leute der Rechtleitung weinen Himmel und Erde über ihren Gräbern. Sie möchten sich nicht von ihnen trennen.« Denn der ganze Kosmos ist mit den Menschen des Glaubens verbunden und ist mit ihnen zufrieden. Denn da sie in ihrem Glauben den Schöpfer des Weltalls kennen, wissen sie auch den Wert des Kosmos zu schätzen, behandeln (die Natur) mit Liebe (muhabbet) und Respekt. Sie behandeln sie nicht wie die Leute des Irrweges mit Geringschätzung und einer versteckten Feindschaft.

Oh Mensch, denk nach! Du wirst in jedem Fall sterben. Wenn du dem Teufel und deinen Launen (nefs) folgst, werden deine Nachbarn, ja sogar deine Verwandten sich darüber freuen, dass sie von deinem Übel erlöst worden sind. Wenn du stattdessen sagst: »Ich nehme meine Zuflucht zu Gott vor dem gesteinigten Satan.« und dem Qur’an und dem Geliebten des Erbarmers (= dem Propheten) folgst, werden Himmel und Erde und alles Sein, entsprechend dem jeweiligen Verhältnis (= d.h. dem des jeweiligen Menschen zum Qur’an und seinem Propheten – A.d.Ü.) und in Anbetracht deines Verhältnisses (= deinem ganz persönlichen – A.d.Ü.) über dein Hinscheiden betrübt sein und gleichsam weinen. In erhabener Trauer und majestätischem Geleit werden sie (= Himmel und Erde), wenn du durch das Tor des Grabes in die bleibende Welt hinüberschreitest, deinem Verhältnis entsprechend darauf hinweisen, dass du gut aufgenommen sein wirst.

 

 

Dreizehnter Hinweis (besteht aus drei Punkten) Erster Punkt: der größte Betrug des Satans:

Er betrügt Menschen, denen die Brust beengt und der Verstand unzulänglich ist und die in ihrem Auffassungsvermögen begrenzt sind, indem er ihnen sagt: »Man sagt, dass (Gott in Seiner) Person innerhalb Seines Herrschaftsgebietes alle Atome, alle Sterne und Planeten und alles Sein mit allem, was es umfasst und beinhaltet, einzig und allein lenkt und leitet. Wie kann nur jemand an eine so grenzenlose, seltsame und große Sache glauben? Wie kann er nur (eine solche Vorstellung) in seinem Herzen hegen? Wie kann der menschliche Geist so etwas annehmen?« Auf diese Weise erweckt er in Anbetracht menschlicher Schwäche ein geradezu abweisendes Gefühl.

 

Antwort: Das Geheimnis, wie man diese Einflüsterungen des Teufels zum Schweigen bringen kann, heißt: »Allahu ekber (Gott ist groß.)« Und die wahre Antwort (auf die Fragen des Teufels) ist auch: »Allahu ekber.« So ist denn in der Tat »Allahu ekber« die am häufigsten wiederholte Formel des Islam, um die Listen des Teufels zu besiegen. Denn sobald die schwachen Kräfte des Menschen, seine hilflosen Anstrengungen und seine eingegrenzte Gedankenwelt den unendlich großen Wahrheiten im Lichte des »Allahu ekber« begegnen und sie bestätigen und diese Wahrheiten in der Kraft des »Allahu ekber« unterstützen und sie im Umkreis des »Allahu ekber« verankern und sagen zu diesem Herzen, das den Einflüsterungen (des Teufels) zu verfallen droht: Es lässt sich ganz offensichtlich erkennen, dass dieses Universum in überaus wohlgeordneter Art und Weise gelenkt, geleitet und verwaltet wird. Dies könnte auf zweierlei Weise zu Stande kommen:

 

Der erste Weg: Er ist ein zwar möglicher (Weg), aber (dieser Weg) ist wahrhaft gewaltig und wunderbar. Sicherlich kommt ein solch wunderbares Werk nur durch eine ebenso wunderbare Kunstfertigkeit auf eine ganz einzigartige Weise zu Stande. Dies geschieht in der Herrschaft (Rububiyet), mit dem Willen (irade) und durch die Macht (kudret) des Einen (Ahat) und Einzigartigen (Samad), dessen Existenz alles Sein, bis hinab zu den Atomen bezeugt ist.

 

Der zweite Weg: Es ist der Weg der Abgötterei und des Unglaubens, der in keiner Weise möglich und bis zur Unmöglichkeit schwierig und ganz und gar unverständlich ist. Denn wie wir bereits in vielen Abhandlungen (Risalah), wie dem Zwanzigsten Brief und dem Zweiundzwanzigsten Wort mit Sicherheit bewiesen haben, müsste sich dann im gesamten Kosmos und in allem Sein, ja sogar in jedem einzelnen Atom eine vollkommene Göttlichkeit, ein allumfassendes Wissen und eine grenzenlose Macht finden, sodass sich all diese so vollendeten und kunstvoll verzierten Kunstwerke in ihrer unendlichen Wohlordnung und Ausgewogenheit, in ihrem so empfindlichen Gleichgewicht und mit all ihren charakteristischen Merkmalen, wie wir sie in allem Sein erkennen und bezeugen können, ins Dasein treten können.

 

Zusammenfassung: Gäbe es nicht diese große und mächtige göttliche Herrschaft, (wie sie für diese Schöpfung) so angemessen und so sehr am Platz ist, so müsste man notwendigerweise einem Weg folgen, der in jeder Hinsicht unverständlich und unmöglich wäre. Vor einer solch gewaltigen Größe zu fliehen, wie sie notwendig und passend wäre und sich auf etwas völlig Unverständliches und Unmögliches einzulassen, könnte selbst der Teufel nicht vorschlagen.

 

Zweiter Punkt: eine andere bedeutende List des Satans:

Einen Menschen davon abzuhalten, seinen Fehler einzugestehen, sodass sich das Tor zur Vergebung und der Zufluchtsuche (bei Gott) schließt. Zugleich stimuliert er noch den Egoismus der menschlichen Seele, sodass diese Seele sich wie ein Advokat verteidigt, als wolle sie sich von jeglichem Fehler und Makel reinigen.

In der Tat will eine Seele, die auf den Teufel hört, ihren Fehler nicht sehen. Sieht sie ihn aber, so diskutiert sie ihn entsprechend dem Geheimnis

 

 

»Das Auge der Zufriedenheit ist allen Fehlern gegenüber blind.«

auf hunderterlei verschiedene Weisen hinweg. Wer zufrieden auf seine Seele blickt, kann ihre Fehler nicht sehen. Da er seine Fehler nicht sehen kann, kann er sie nicht gestehen und nicht um Vergebung bitten und nicht Zuflucht suchen und wird so zu einem Spielzeug in der Hand des Teufels. Wenn schon ein so Ehrenwerter Prophet Hasret Yusuf, mit dem der Friede sei, sagt

 

 

»Noch spreche ich meine eigene Seele frei. Wahrlich, die Seele ist dem Bösen zugeneigt, soweit nicht mein Herr sich meiner erbarmt.« (Sure 12, 53)

wie kann man dann noch auf seine Seele vertrauen? Wer also seine Seele anklagt, (der tut dies, weil er) ihre Fehler sieht. Und wer sich seine Fehler eingesteht, der bittet um Vergebung. Wer aber um Vergebung bittet, der nimmt Zuflucht. Wer aber Zuflucht sucht, der rettet sich vor der Bosheit des Satans. Einen Fehler nicht zu sehen, ist ein Fehler, der noch größer ist als dieser Fehler. Das Nichteingeständnis eines Fehlers aber ist ein großer Makel. Einen Fehler zu erkennen, rückt diesen Fehler in die Fehlerlosigkeit. Ein Geständnis abzulegen heißt, Vergebung zu verdienen.

 

Dritter Punkt: Eine Einflüsterung des Teufels, die das menschliche Gemeinschaftsleben zerstört, zielt darauf ab, auf Grund einer schlechten Seite alle die guten Seiten eines Gläubigen zu übersehen. Wenn dann ein Mensch in seiner Ungerechtigkeit auf die Einflüsterungen des Teufels hört, so hasst er den Gläubigen. Wenn aber dann am Tage der Wiederauferstehung der allmächtige Gott in Seiner vollkommenen Gerechtigkeit die Taten dessen, der für sie verantwortlich ist, auf Seiner großen Waage wiegt, wird Er danach richten, ob die guten Taten die schlechten überwiegen oder von ihnen überwogen werden. Denn es gibt viele Ursachen für die Schlechtigkeiten und ihre Entstehung ist einfach, weshalb manchmal eine einzige gute Tat viele schlechten zudeckt. Das heißt, dass man in dieser Welt von diesem Standpunkt der göttlichen Gerechtigkeit aus handeln sollte. Wenn die guten Taten eines Menschen seine schlechten quantitativ oder qualitativ überwiegen, verdient er es, dass man ihm mit Liebe und Hochachtung begegnet. Tatsächlich muss man auch wegen einer einzigen wirklich guten Tat viele schlechten Taten mit den Augen der Verzeihung betrachten. Denn der Mensch, der von Natur aus dem Bösen zugeneigt ist, vergisst unter der Einflüsterung des Teufels angesichts einer einzigen Schlechtigkeit hundert gute Taten, hasst seinen Glaubensbruder und verfällt der Sünde. Denn so wie ein Mückenflügel im Auge einen ganzen Berg bedecken kann, sodass man ihn nicht mehr sieht, ebenso kann die Bosheit und Uneinsichtigkeit eines Menschen wegen einer Schlechtigkeit gleich einem Mückenflügel einen ganzen Berg von guten Werken zudecken, in Vergessenheit geraten lassen, Hass gegen einen Glaubensbruder wecken und zu einem Werkzeug werden, das das Gemeinschaftsleben der Menschen zerstört.

Mit einer anderen List, die dieser List gleicht, zerstört der Teufel das gesunde Denken des Menschen. Er verdirbt das gesunde Urteilsvermögen über die Glaubenswahrheiten und verletzt die Geradlinigkeit seines Denkens. Dies geschieht folgendermaßen:

Er möchte Hunderte von Beweismitteln zur Bestätigung der Glaubenswahrheiten mit einem Hinweis, der sie wieder zunichte macht, vom Tisch fegen, während es doch ein fest verankertes Prinzip ist, dass »ein einziger Beweis einer Vielzahl gegenteiliger Behauptungen überlegen« ist. Die Aussage eines Zeugen, die eine Behauptung bestätigt, ist hundert gegenteiliger Behauptungen vorzuziehen. Betrachten wir einmal diese Wahrheit mit Hilfe des folgenden Gleichnisses:

Es habe ein Schloss Hunderte verschlossener Türen. Sobald es gelingt, auch nur eine einzige dieser Türen zu öffnen, kann man in das Schloss eintreten und alle übrigen Türen öffnen. Sind erst einmal alle Türen geöffnet, während vielleicht ein oder zwei von ihnen geschlossen bleiben, kann niemand mehr sagen, man könne dieses Schloss nicht betreten.

So sind denn die Glaubenwahrheiten dieses Schloss. Jeder Beweis ist ein Schlüssel dazu. Er bestätigt; öffnet eine Türe. Auch wenn eine der Türen verschlossen bliebe, kann man dennoch die Glaubenswahrheiten nicht aufgeben und sie nicht bestreiten. Was aber den Teufel betrifft, so weist er auf diese eine Tür hin, die aus irgendwelche Gründen, durch Nachlässigkeit oder Unwissenheit verschlossen geblieben ist, lässt alle bis dahin angeführten Beweise außer Betracht und sagt: »Schau, dieses Schloss kann man nicht betreten. Und vielleicht ist es ja auch gar kein Schloss und innen drin ist gar nichts.« und betrügt so.

Wohlan denn, du armseliger Mensch, der du unter den Listen des Satans zu leiden hast! Wenn du ein religiöses Leben wünscht, ein persönliches Leben, ein gesellschaftliches Leben in Sicherheit (selamet), ein gesundes Denken, einen geraden Blick und ein aufrechtes Herz, so wiege deine Taten und dein ganzes Verhalten auf der untrüglichen Waage des Qur’an und wäge sie ab mit der Gelobten Sitte, mache den Qur’an und die Gelobte Sitte stets zu deinem Wegweiser und sage:

 

 

»Ich nehme meine Zuflucht zu Gott vor dem gesteinigten Satan!«

So sind denn diese Dreizehn Hinweise gleich dreizehn Schlüsseln. Mit dieser letzten Sure des Qur’an, der in seiner Verkündigung ein Wunder ist, und welche die Ausdeutung und Quelle ist von

 

 

»Ich nehme meine Zuflucht zu Gott vor dem gesteinigten Satan.«

 

 

»Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Allbarmherzigen«

»Sprich: Ich nehme meine Zuflucht zum Herrn der Menschen,

dem König der Menschen, dem Gott der Menschen,

vor dem Unheil des Einflüsterers, des Heimtückischen,

der in der Brust der Menschen flüstert,

sei es ein Dschinn oder ein Mensch.« (Sure 114)

öffne die schützende Feste und die Tore der sicheren Burg mit den dreizehn Schlüsseln, tritt ein und sei in Sicherheit!

 

 

»Gepriesen seist Du! Wir haben kein Wissen außer dem, das Du uns gelehrt hast. Denn Du bist der Allwissende, der Allweise.« (Sure 2, 32) »Und sprich: Oh mein Herr, ich nehme meine Zuflucht zu Dir vor den Teufeln, die mich aufhetzen wollen. Und ich nehme meine Zuflucht zu Dir, mein Herr, sodass sie sich mir nicht nähern!« (Sure 23, 97-98)

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