Webmaster Geschrieben 27. November 2008 Teilen Geschrieben 27. November 2008 Elfter Blitz »Eine Stufenleiter zur Sunna« und ein Serum gegen die Krankheit ketzerischer Neuerungen (bid’a), die der islamischen Gesinnung widersprechen. »Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Allbarmherzigen. Nun aber ist ein Prophet aus euren eigenen Reihen zu euch gekommen, einer, dem es nahe geht, wenn ihr in Bedrängnis geratet, der sehr um euch besorgt und den Gläubigen gegenüber voll Mitleid und Erbarmen ist.« (Sure 9, 128) (Das erste Kapitel zu dieser Ayah ist der »Hohe Weg zur Sunna (der Tradition des Propheten)« und das zweite Kapitel die »Stufenleiter zur Sunna.«) »Wenn sie sich aber abwenden, dann sollst du sagen: ›Gott allein genügt mir. Es gibt keine Gottheit außer Ihm. Auf Ihn vertraue ich und Er ist der Herr des Gewaltigen Thrones.‹« (Sure 9, 129) »Sprich: Wenn ihr Gott liebt, dann folgt mir. So wird Gott euch lieben.« (Sure 3, 31) Unter hunderten von Anmerkungen, welche diese beiden mächtigen Ayat betreffen, wollen wir nun elf Anmerkungen kurz und bündig erklären. Erste Anmerkung: Von dem Ehrenwerten Gesandten, mit dem Friede und Segen sei, stammt der folgende Ferman: Das heißt: »Wer zur Zeit des Verderbens in meiner Gemeinde dennoch an meiner Sunna festhält, wird Lohn und Segen von hundert Märtyrern gewinnen.« In der Tat ist die Befolgung der Gelobten Sunna mit Sicherheit sehr wertvoll. Besonders in einer Zeit, wo die ketzerischen Erneuerungen (bid’a) auf dem Vormarsch sind, ist es ganz besonders wertvoll, dennoch an der Gelobten Sitte festzuhalten. Besonders zur Zeit des Verderbens in meiner Gemeinde dennoch einen kleinen Teil der Gelobten Sunna zu befolgen, setzt einen bedeutenden Anteil an Gottesfurcht und einen starken Glauben voraus. So ganz unmittelbar der Sunna zu folgen, ruft den Ehrenwerten Gesandten, mit dem Friede und Segen sei, in Erinnerung und diese Erinnerung wird zu einem Erlebnis, welches sich dann umwandelt in ein Erleben der göttlichen Gegenwart. Sogar die geringfügigste Handlung, ja selbst Gewohnheiten wie Essen, Trinken oder Schlafen, diese gewöhnlichen Tätigkeiten, diese rein natürlichen Handlungen werden, sobald man dabei die Gelobte Sitte beachtet, so verdienstvoll wie ein Gebet und entsprechen dem islamischen Gesetz. Denn bei solch gewöhnlichen Handlungen denkt man daran, dass man dem Ehrenwerten Propheten nachfolgt, mit dem Friede und Segen sei, und stellt sich dabei vor, dass man dem islamischen Gesetz entsprechend der Gesittung (des Propheten) folgt. Sodann erinnert man sich, dass (der Prophet) der oberste Repräsentant des Gesetzes ist. Und von ihm aus wendet man sein Herz Gott dem Gerechten zu, der der wahre Gesetzgeber ist. Und so erwirbt man eine Art Gespür für die Gegenwart Gottes, gelangt zu Seinem Dienst und zu Seiner Anbetung. So kann denn der, der in diesem Geheimnis die Befolgung der Gelobten Sitte zu seiner Gewohnheit gemacht hat, alle seine Handlungen in einen Gottesdienst verwandeln und so sein ganzes Leben fruchtbar und verdienstvoll werden lassen. Zweite Anmerkung: Imam Rabbani Ahmed Faruqi, mit dem Gott zufrieden sein möge, sagte: »Während ich auf meiner geistigen Reise die Stufen emporstieg, sah ich, dass die strahlendste, glänzendste, subtilste und sicherste Ebene (im Wege) der Gottesfreundschaft, (die Ebene derer ist), welche die Befolgung der Gelobten Sitte als Basis ihres Ordensweges angenommen hatten. Ich sah, dass auf dieser Ebene sogar die gewöhnlichen Gottesfreunde noch prächtiger aussahen als die edelsten unter den Gottesfreunden auf den übrigen Ebenen.« Imam Rabbani, der Reformator des zweiten Jahrtausends, mit dem Gott zufrieden sein möge, hat in der Tat die Wahrheit gesagt: wer die Gelobte Sitte zu seiner Basis wählt, gelangt unter dem Schatten des Geliebten Gottes (Habibullah) auf die Stufe (makam) der göttlichen Liebe (mahbubiyet). Dritte Anmerkung: Zu einer Zeit, da sich dieser arme Said noch darum bemühte, sich von dem alten Said zu verabschieden, wurden mein Herz und mein Verstand ohne einen Wegweiser und infolge dieses Stolzes meiner eigenwilligen Seele zwischen (all den verschiedenen Dingen, die ihm als) Wahrheit erschienen, in einem überaus fürchterlichen Sturm hin und her geworfen. Bald wurden sie vom Siebengestirn zur Erde, bald von der Erde zum Siebengestirn, zwischen empor und wieder hinab umhergeschleudert. So konnte ich denn in dieser Zeit beobachten, dass die Gelobten Sitten in jeder Angelegenheit, ja sogar die kleinen Verhaltensmaßregeln, einem Schiffskompass mit Richtungsweiser gleichen und sah, dass sie wie die Begrenzungspfähle an den zahllosen, gefährlichen, dunklen Straßen sind. Als ich ferner in der damaligen Zeit auf diesem geistigen Weg in eine Lage geriet, wo ich mich gebeugt unter dem Druck meiner wirklich schweren Last gehen sah, fand ich, jedes mal wenn ich in einer solchen Lage den Gelobten Sitten in der entsprechenden Angelegenheit folgte, in ihnen eine Erleichterung, als hätte man mir alle Last (von meinen Schultern) genommen. Wenn ich mich ihnen unterwarf und mich in meiner Unsicherheit z.B. fragte: »Ist etwa dieses Verhalten so richtig? Ist es so vielleicht angemessen?«, so rettete ich mich (auf diese Weise) von allen Zweifeln und Skrupeln. Wann immer aber ich mich von ihnen abwenden wollte, sah ich, dass der Druck (der auf mir lastete) groß war. Es gab da so viele Wege, doch wohin sie führten, war unbekannt. Die Last war schwer und ich war völlig hilflos. Meine Augen waren kurzsichtig und der Weg (der vor mir lag) finster. Wann immer ich aber an der Sunna festhielt, erleuchtete sich mir der Weg. Ein sicherer Weg wurde sichtbar. Meine Last wurde leichter und ich fühlte mich in einem Zustand, als hätte man meine Bürde von mir genommen. Und so konnte ich denn damals das Urteil von Imam Rabbani auf Grund meiner eigenen Erfahrung bestätigen. Vierte Anmerkung: Zu einer Zeit, da ich mich einmal mit dem Tod verband (rabita-i maut), bestätigte sich mir das Urteil: »Der Tod ist eine Realität.« und ich sah mich in einer sehr merkwürdigen Welt, einer aus meinem eigenen Geisteszustand heraus entstandenen Welt voll Untergang und Zerfall. Und ich erblickte mich: Ich war ein Leichnam und stand am Kopfende dreier riesiger Leichname. Der erste (Leichnam): Ich war gleich einem Grabstein am Kopfende eines symbolischen Leichnams, gebildet aus all den lebendigen Geschöpfen, mit denen ich im Leben verbunden gewesen und die nun ins Grab der Vergangenheit hinabgestiegen waren. Der zweite: In jenem Friedhof, der unser Globus ist, bin ich nur ein Punkt im Antlitz dieses Jahrhunderts, das wie ein Grabstein am Kopfende jenes gewaltigen Leichnams steht, der die Gesamtheit aller Arten von Lebewesen ist, die mit dem Leben des Menschengeschlechts verbunden sind und in das Grab der Vergangenheit hinabgesenkt werden, (bin ich nur ein Punkt) der bald wieder abgewischt werden und eine Ameise, die bald sterben muss. Der dritte: Da nun einmal das Weltall am Jüngsten Tage sterben wird, ein Ereignis, das mit Sicherheit eintreten wird, ist dies in meinen Augen so, als wäre es bereits geschehen, wobei es mir vor Entsetzen über den Todeskampf dieses Riesenleibes voller Staunen und Verwunderung erschien, als wäre dieses Ereignis, das mit Sicherheit eintreten wird, da ich ja selbst einmal sterben werde, zur gleichen Zeit auch über mich gekommen. Nach dem Geheimnis von »Wenn sie sich aber abwenden... usw.« (Sure 9, 129) wandte sich bei meinem Tode alles Sein von mir ab, kehrten mir alle meine Freunde (mahbub) den Rücken, gingen hinweg und ließen mich allein. Mein Geist (ruh) wurde auf Seiten der Ewigkeit in die Zukunft, welche die Gestalt eines uferlosen Meeres hatte, geführt. In dieses Meer sollte er mit oder gegen meinen Willen hineingeworfen werden. Doch während ich noch in diesem so sonderbaren und sehr traurigen Zustand war, standen mir mein Glaube und der Qur’an bei: »Wenn sie sich aber abwenden, dann sollst du sagen: Gott allein genügt mir. Es gibt keine Gottheit außer Ihm. Auf Ihn vertraue ich und Er ist der Herr des Gewaltigen Thrones.« (Sure 9, 129) Diese Ayah kam mir zu Hilfe und wurde mir zu einem sicheren und zuverlässigen Boot. Mein Geist stieg in vollkommener Zuversicht und Freude in diese Ayah ein. So verstand ich denn nun in der Tat, dass mich neben der wörtlichen Bedeutung dieser Ayah noch eine weitere Auslegung getröstet hat, wodurch ich Geborgenheit fand und sie mir innere Ruhe gab. So wie in der Tat der Ehrenwerte Gesandte, mit dem Friede und Segen sei, wortwörtlich sagt: »Wenn dir die Irrgläubigen den Rücken kehren und sich von Schariah und Sunna abwenden und nicht auf den Qur’an hören wollen, so mach dir deswegen keine Sorgen, sondern sage: ›Gott der Gerechte genügt mir. Zu ihm nehme ich meine Zuflucht. Er wird andere an eurer Stelle aufstehen lassen, die mir folgen werden. Der Thron Seiner Herrschaft umfasst alle Dinge. Weder können die Aufständischen Ihm über dessen Grenzen hinaus entfliehen, noch werden diejenigen, die Seinen Beistand anrufen, ohne Seine Hilfe bleiben!‹«, so sagt er, um das gleiche mit anderen Worten noch weiter auszulegen: »Oh Du Führer und Lehrer (Murschid)! Wenn auch alles Sein sich von Dir abwenden und auf dem Weg der Vergänglichkeit in das Nichtsein hinübergehen sollte, wenn alle lebenden Wesen sich von dir lossagen und auf dem Wege des Todes davoneilen sollten, wenn alle Menschen dich verlassen und in das Grab hinabsteigen sollten, wenn die Leute der Gottvergessenheit und des Irrtums dich nicht hören wollen und in die Finsternis stürzen, so mach dir deswegen keine Sorgen! Sage: ›Gott der Gerechte genügt mir. Da es Ihn gibt, so gibt es alle Dinge.‹ Und in diesem Fall sind die, welche weggegangen sind, nicht in ein Nichts hineingegangen; sie sind in Sein anderes Königreich hinübergegangen und an ihrer Stelle wird der Herr des gewaltigen Thrones andere von Seinen unzähligen Soldaten aus seinen Streitkräften an ihre Stelle senden. Und die, welche in ihre Gräber hinabgestiegen sind, sind nicht zu nichts geworden, sie werden in eine andere Welt hinübergehen. Er wird andere an ihrer Stelle beauftragen und sie senden. Und an Stelle derer, die dem Irrtum verfallen sind, kann Er Seine gehorsamen Diener senden, die dem rechten Weg folgen werden. Weil dies aber so ist, so ist Er der Gegenwert aller Dinge. Alle Dinge können für den, auf den Er ein Auge geworfen hat, ein Äquivalent nicht sein!« Jedoch entsprechend dieser anderen, etwas weiter gefassten Auslegung verwandelte sich (das Bild) dieser drei fürchterlichen Leichen, die mir zuerst einen solchen Schrecken eingejagt hatten, und vor mir entstand eine ganz andere Szene. Sie verwandelten sich nämlich unter der Leitung und Herrschaft des Allweisen, Allbarmherzigen, Gerechten, Allmächtigen Herrn in Seiner Majestät, des Allwissenden und Allerbarmers (zu Bildern) einer Lehrfahrt zu (den Quellen) der Weisheit, einem Studiengang mit Lehrbeispielen, einer Dienstreise mit verschiedenen Fahrzeugen auf einer belebten Straße, verbunden mit Entlassungen und Dienstverpflichtungen, wobei das ganze Weltall auf diese Weise durcheinandergeschüttelt wurde, ging und wieder kam!... Fünfte Anmerkung: »Sprich: Wenn ihr Gott liebt, dann folgt mir. So wird Gott euch lieben.« (Sure 3, 31) Diese gewaltige Ayah verkündet auf eine sehr sichere Weise, wie wichtig und notwendig es ist, der Sunnah des Propheten zu folgen. In der Tat ist diese Ehrwürdige Ayah unter den Syllogismen der Logik die mächtigste, die eindeutigste unter den hypothetischen und konditionalen Syllogismen. Es ist dies wie folgt: Als Beispiel für einen hypothetischen Syllogismus sagt uns die Logik: »Wenn die Sonne aufgeht, wird es Tag.« Im Falle einer positiven Schlussfolgerung heißt das: »Die Sonne ist aufgegangen. Wenn dies aber so ist, so ergibt sich daraus: es ist jetzt Tag.« Im Falle einer negativen Schlussfolgerung sagt man also: »Es ist jetzt nicht Tag. Wenn dies aber so ist, so ergibt sich daraus: die Sonne ist nicht aufgegangen.« Entsprechend der Logik sind diese beiden, die positive wie die negative Schlussfolgerung, eindeutig. In gleicher Weise sagt uns die Ehrwürdige Ayah: »Wenn ihr Gott liebt, so werdet ihr auch dem Geliebten Gottes folgen. Wenn ihr ihm nicht folgt, so ergibt sich daraus, dass ihr Gott nicht liebt.« Wenn ihr Gott liebt, so ergibt sich daraus, dass die Befolgung der Gelobten Sitte des Geliebten Gottes sich daraus ergeben muss. Wer an Gott den Gerechten glaubt, der wird Ihm in der Tat auch gehorchen. Unter den Wegen des Gehorsams aber ist der angesehenste, der direkteste, kürzeste ohne allen Zweifel der Weg, den der Geliebte Gottes uns gezeigt hat und dem er auch selbst gefolgt ist. Es ist in der Tat zwangsläufig und offensichtlich, dass der Herr aller göttlichen Schönheit in Seiner Freigiebigkeit für Seine Gnadengaben von allen mit Bewusstsein begabten Wesen Dank erwartet. Und es ist ferner ganz klar, dass der Allweise in Seiner Majestät, der das Weltall mit so vielen Wunderwerken Seiner Kunst ausgestattet hat, unter allen mit Bewusstsein begabten Wesen sicherlich den vornehmsten zu Seinem Ansprechpartner und Dolmetscher, zu Seinem Ausrufer und zu einem Vorbild (imam) für Seine Diener und Anbeter machen wird. Und ferner ist auch klar, dass der Herr aller göttlichen Schönheit und Vollkommenheit, der das Weltall und die unzähligen Manifestationen Seiner Schönheit und Vollkommenheit ins Dasein gerufen hat, sicherlich und in jedem Fall den vollkommensten Dienst und Seine Anbetung dem übertragen wird, der (in seiner Begeisterung für Gottes) Schönheit und Vollkommenheit, (für all Seine guten) Namen und (all Seine) Kunstwerke, die Er doch sicherlich liebt und die Er ausstellen möchte ein umfassender, ein vollendeter Maßstab ist und das vollkommenste Mittel, seine innere Haltung zu einem guten Beispiel für andere werden zu lassen und sie dazu zu ermutigen, ihm zu folgen, damit seine vorbildliche Haltung auch in allen anderen sichtbar werde. Zusammenfassung: Die Liebe Gottes macht es notwendig und sie führt in ihrer Konsequenz dazu, der Gelobten Sitte zu folgen. Wie glücklich muss doch ein Mensch sein, der (sich von jedem Tag einen) großen Anteil zu ihrer Befolgung nimmt! Und wehe dem, der die Gelobten Sitten nicht zu schätzen weiß und sich statt dessen ketzerischen Neuerungen zuwendet! Sechste Anmerkung: Der Ehrenwerte Prophet, mit dem Segen und Friede sei, hat den folgenden Ferman erlassen: »Eine jegliche Neuerung ist ein Irrweg; und ein jeglicher Irrweg führt in das Feuer.« Das heißt, entsprechend dem Geheimnis (der Ayah) »Heute habe ich für euch den Glauben vollendet.« (Sure 5, 3) wäre, wollte man bezüglich der Gesetze der Glänzenden Schariah und der Bestimmungen der Gelobten Sitte, nachdem sie bereits vollendet und vervollständigt worden sind, durch Vorschläge ein Missfallen zu erkennen geben, oder aber sie – Gott bewahre! – für unvollständig erachten und ketzerische Neuerungen (bid’a) vorschlagen, so wäre dies ein Irrweg, (der ins) Feuer führt. Es gibt in der Gelobten Sitte (zwischen den unterschiedlichen Sitten verschiedene) Abstufungen. Einige von ihnen sind notwendig (vacib) und dürfen nicht vernachlässigt werden. Diese Art wird bis ins Einzelne in der glänzenden Schariah beschrieben. Hier handelt es sich um Gesetze (muhkemat), die auf gar keinen Fall abgeändert werden dürfen. Andere hingegen sind freiwillig (nafila) und auch von dieser Art freiwilligen (Handlungen) gibt es wiederum zwei (Unter)arten: Eine Art dieser Gelobten Sitte beschäftigt sich mit Dienst und Anbetung. Auch dies wurde in den Büchern der Schariah beschrieben und sie zu verändern käme einer Neuerung (bid’a) gleich. Die andere Art könnte als »Anstandsregeln« (Adab) bezeichnet werden. Man findet sie in den Büchern der Gelobten Lebensbeschreibungen (des Propheten). Sich ihnen zu widersetzen, kann man nicht als eine »Neuerung« bezeichnen. Es ist jedoch eine Art von Opposition gegen das stets untadelige Verhalten (Adab) des Propheten und hat zur Folge, dass man aus dem Licht, das von ihm ausgeht, und von seinem stets aufrichtigen Lebenswandel (edeb) keinen Nutzen zieht. Was diesen Teil (Sitten und Gebräuche) betrifft, so handelt es sich dabei um die alltäglichen Handlungen des Propheten, mit dem Friede und Segen sei, die uns durch gesicherte Überlieferungen (tavatur) von seinem spontanen Umgang her bekannt geworden sind. Zum Beispiel: Es gibt viele Gelobte Sitten, welche die Regeln darlegen, wie man mit Anstand und Würde spricht, isst und trinkt und wie man sich niederlegt. Derartige Gewohnheiten werden unter der Bezeichnung »anständiges Verhalten (Adab)« zusammengefasst. Wer den entsprechenden Regeln (Adab) folgt, verwandelt seine gewohnheitsmäßigen Handlungen (adat) in einen Gottesdienst (ibadet). Aus einem solcherart anständigen Verhalten empfängt er dann (Gottes) reichsten Segen. Befolgt er auch nur die kleinste dieser Verhaltensregeln, so ruft er sich den Ehrenwerten Gesandten, mit dem Frieden und Segen sei, ins Gedächtnis zurück und sein Herz wird erleuchtet. Die wichtigsten unter den Gelobten Sitten sind die Kennzeichen der Islamiyet und die Merkmale, die mit ihr verbunden sind. Diese Merkmale sind gewissermaßen ein Gottesdienst, der durch seine Verbundenheit mit der Gemeinde eine Art öffentliches Recht ist. So wie die ganze Gemeinde von jemandem profitiert, der ihn verrichtet, so ist auch die ganze Gemeinde dafür verantwortlich, wenn einer von ihnen ihn unterlässt. Bei dieser Art Merkmale gibt es keine Heuchelei. Sie werden öffentlich ausgerufen. Auch wenn sie zur Art der freiwilligen Handlungen (nafila) gehören, sind sie dennoch wichtiger als die persönlichen Pflichten (fard). Siebente Anmerkung: Die Gelobte Sitte ist der stets aufrichtige Lebenswandel (edeb). In ihr gibt es keine Angelegenheit hinter der sich nicht ein Licht (oder doch wenigstens die Spur dieses) aufrichtigen Lebenswandels entdecken ließe! Der Ehrenwerte Prophet, mit dem Friede und Segen sei, hat dazu den folgenden Ferman erlassen: das heißt: »Mein Herr in Seiner Güte hat mir diese Aufrichtigkeit (edeb) in meinem Lebenswandel (zum Geschenk) gemacht, und Er hat mich eigens zu dieser Aufrichtigkeit in meinem Lebenswandel befähigt.« Wer die Biographie des Propheten aufmerksam betrachtet und die Gelobte Sitte kennt, wird mit Sicherheit verstehen, dass Gott der Gerechte in Seinem Geliebten jegliche Art eines aufrichtigen Lebenswandels vereinigt hat. Wer seine Gelobte Sitte vernachlässigt, der lässt in seinem Lebenswandel die Aufrichtigkeit außer Acht. Er bestätigt den Grundsatz »Wer in seinem Lebenswandel nicht aufrichtig ist, dem bleibt die Güte des Herrn versagt.« So fällt er durch seinen Lebenswandel in eine Unaufrichtigkeit, durch die er viel Schaden erleidet. Frage: Wie kann man vor dem, der das Verborgene kennt (Allamu-l’Ghuyub), der alles weiß und alles sieht und vor dem nichts verborgen bleiben kann, schamhaft (edeb) sein? Situationen, die mit Scham verbunden sind, kann man vor Ihm nicht verheimlichen. Eine Art Scham ist die Verhüllung. Alles, was Ekel erregt, muss bedeckt werden. Wie aber kann man vor dem, der in das Verborgene schaut, etwas verhüllen? Antwort: Erstens: Gleich wie der Künstler in Seiner Majestät (Sani-i Zu-l’Celal) Seine Kunstwerke mit einer vollkommenen Wertschätzung als schön darstellen möchte und alles was abscheulich ist, verschleiert, und seine Aufmerksamkeit auf seine Gnadengeschenke lenkt, indem er sie schmückt, genauso möchte er auch seine Geschöpfe und seine Diener vor den übrigen mit Bewusstsein begabten Wesen als schön darstellen. Wenn sie in einer misslichen Lage erscheinen, so gilt das als eine Rebellion gegen Namen wie »Cemiel« (schön), »Museyyin« (verzieren), »Latief« (anmutig), »Hakiem« (weise) und widerspricht allem Anstand und der Schamhaftigkeit (edeb). So ist denn Schamhaftigkeit (edeb) als ein Bestandteil der Gelobten Sitte als ein reiner Ausdruck einer Haltung von Anstand (edeb) innerhalb der Grenzen der Namen des Majestätischen Künstlers zu betrachten. Zweitens: Gleichwie ein Arzt auch die privatesten (Körperteile) von Personen, die nicht zu seiner Familie (mahrem) gehören, vom medizinischen Standpunkt aus anschauen darf und man ihm diese – insoweit notwendig – auch zeigen darf, ohne dass man dies als eine Schamlosigkeit bezeichnen dürfte, ja man sogar sagen muss, dass die Verhaltensmaßregeln (edeb) eines Arztes dies erfordern, so darf doch ein Arzt diese privaten (Körperteile) in seiner Eigenschaft als ein Mann, oder weil er den Titel eines Predigers führt, oder weil er in seiner Eigenschaft als ein Lehrer (hoca) kommt, nicht anschauen. Eine Fetwa für den aufrichtigen Lebenswandel (edeb), der es erlaubt, ihm diese zu zeigen gibt es nicht, und sich ihm in dieser Weise zu zeigen, ist schamlos. In gleicher Weise hat der Majestätische Künstler viele Namen. Ein jeder dieser Namen hat seine eigene Erscheinungsform. Wie zum Beispiel der Name »Verzeiher« (Ghaffar) ein Vorhandensein der Sünde und der Name »der Verhüllende« (Settar) die Existenz von Fehlern erfordert, so will auch der Name »der Schöne« (Cemiel) die Hässlichkeit nicht sehen. Namen, welche die göttliche Schönheit und Vollkommenheit bezeichnen, wie Latief (anmutig), Keriem (Freigiebig), Hakiem (weise), Rahiem (barmherzig) erfordern, dass alles Sein sich in bestem Zustand und in der best möglichen Lage befinden. Was aber diese Namen göttlicher Schönheit und Vollkommenheit betrifft, so erfordern sie, vor den Augen der Engel, der Geister, der Dschinnen und der Menschen ihre Schönheit in der Form der Schönheit allen Seins und eines guten Benehmens (edeb) zu zeigen. So ist ein schönes Verhalten (adab) innerhalb der Gelobten Sitte (des Propheten) ein Zeichen dieses erhabenen Verhaltens (Gottes adab), Seiner Grundsätze und Seiner Beispiele. Achte Anmerkung: Folgt man der Ayah »Wenn sie sich aber abwenden, dann sollst du sagen: Gott allein genügt mir.« (Sure 9,129) die der Ayah »Nun aber ist ein Gesandter zu euch gekommen usw.« (Sure 9,128) vorausgeht, so sagt sie, nachdem sie die vollkommene selbstlose Liebe (schefkat) und das Mitleid des Ehrenwerten Gesandten, mit dem Friede und Segen sei, gegenüber seiner Gemeinde dargestellt hat »wenn sie sich aber abwenden, ...« (Sure 9,129) womit diese Ayah sagt: »Oh ihr Menschen! Oh ihr Gläubigen! Wenn ihr eine Persönlichkeit, die mit einer solch grenzenlosen Liebe euch Rechtleitung (irschad) gegeben und seine ganze Kraft für euer Wohlbefinden eingesetzt hat, der in vollkommener Liebe, durch die Gesetze (ahkam), die er gebracht hat und durch seine Gelobte Sitte, eine heilende Salbe auf die Wunden der Seele aufgetragen hat, wenn ihr eine solch liebenswerte Persönlichkeit verleumdet und ihre offensichtliche Liebe, ihr Mitleid, das doch mit bloßem Auge zu erkennen ist, in dem Grade verleugnet, dass ihr euch von seiner Sunna und von den Gesetzen, die er verkündet, abwendet, so sollt ihr wissen, was für ein (Mangel an gutem) Gewissen, an (Einsicht und) Verstand das ist! Oh du liebevoller Prophet (Rasul) und mitleidsvoller Gesandter (Nabi)! Wenn sie diese deine so große Liebe und dein umfassendes Mitleid nicht erkennen und dir in ihrer Einsichtslosigkeit den Rücken zukehren und nicht auf dich hören wollen, so beachte es nicht! Der Majestätische Herr, unter dessen Befehl die Legionen Himmels und der Erden stehen, und das Königreich Seiner Herrschaft, das Sein allumfassender gewaltiger Thron regiert, ist genug für dich! Er wird Seine treuen, dir gehorsamen Völker um dich herum versammeln, sie werden auf dich hören und deine Gesetze annehmen!« Das mohammedanische Gesetz und die Sunna Ahmeds behandelt in der Tat keine Angelegenheit, ohne dass sich in ihr viele verschiedene Weisheiten finden ließen. Ich armseliger (Mensch) behaupte dies trotz all meinen Fehlern und Schwächen und bin auch dazu bereit, diese Behauptung zu beweisen. Außerdem gleichen die siebzig, achtzig Teile der Risale-i Nur, die bis heute geschrieben worden sind, siebzig, achtzig zuverlässigen Zeugen dafür, wie voller Weisheit und Wahrheit die Sunna Ahmeds und die Mohammedanischen Gesetze sind. Wenn es möglich wäre, über dieses Thema nicht siebzig, sondern selbst sieben Tausend Abhandlungen zu schreiben, könnten sie dennoch alle diese Weisheiten nicht vollständig aufzählen. Des Weiteren habe ich in meinem eigenen Leben durch meine Beobachtungen und Erlebnisse vielleicht Tausend Mal erfahren und bin so zu der Überzeugung gelangt, dass die Bestimmungen der Scheriah und die Prinzipien der Gelobten Sitte für die Krankheiten des Geistes, des Verstandes und des Herzens und besonders für die Krankheiten der Gesellschaft überaus wirksame Heilmittel sind und nicht durch Themen der Philosophie und anderer Geisteswissenschaften ersetzt werden können. So habe ich denn anderen in meinen Abhandlungen (Risala) bis zu einem gewissen Grade bekannt gegeben, was ich erfahren hatte. Wer an meiner Behauptung zweifeln sollte, möge in den Abhandlungen der Risale-i Nur nachschlagen und sich dort vergewissern! So kann man denn selbst einen Vergleich machen, welche Vorteile es mit sich bringt, welches Glück im Ewigen Leben, und wie verdienstvoll es im irdischen Leben ist, die Gelobte Sitte einer solchen Persönlichkeit so weit wie möglich zu befolgen. Neunte Anmerkung: Alle Regeln der Gelobten Sitte vollständig zu befolgen, gelingt nur den vornehmsten unter den besten. Wenn man sie aber auch nicht vollständig befolgen kann, so kann sich doch jeder in seinen Absichten (niyyah), seiner inneren Anteilnahme und Einsatzbereitschaft darum bemühen. In jedem Fall aber muss man wenigstens die vorgeschriebenen (fard) und notwendigen (vacib) Dinge tun. Und wenn es auch keine Sünde ist, das, was in Dienst und Anbetung empfohlen ist, zu vernachlässigen, so geht man doch dabei großer Verdienste (sevab) verlustig. Wenn es sich aber darum handelt, sie abzuändern, so ist dies ein großer Fehler. Wenn man der Gelobten Sitte im täglichen Umgang (adat) und im sozialen Leben (muamelat) folgt, so werden diese alltäglichen Umgangsformen zum Gebet (ibadet). Folgt jemand ihnen nicht, so kann man ihn zwar nicht deswegen tadeln, doch der Nutzen, den er von dem Licht des Geliebten Gottes und seines aufrichtigen Lebenswandels (adab) zu ziehen vermag, verringert sich. Neue Erfindungen, was die Gesetze für Dienst und Anbetung betrifft, sind eine Ketzerei (bid’a). Was aber solche ketzerischen Neuerungen betrifft, so müssen diese, weil sie dem Geheimnis der Ayah »Heute habe ich für euch den Glauben vollendet.« (Sure 5, 3) zuwiderlaufen, zurückgewiesen werden. Wenn sie jedoch von der Art der Gebete und Rezitationen sind, wie man sie in den verschiedenen Sufi-Orden antrifft, so gelten sie, unter der Bedingung, dass sie im Buch und in der Sunna verwurzelt sind, also unter der Bedingung, dass sie den feststehenden Grundlagen und Prinzipien der Gelobten Sitte nicht widersprechen und sie nicht ändern, nicht als ketzerische Neuerung. Zwar hat ein Teil der Gelehrten auch diese (Gebräuche der Sufis) zu den Neuerungen gezählt, sie aber als »gute Neuerungen« bezeichnet. Imam Rabbani, der Reformator des Zweiten Jahrtausends, mit dem Gott zufrieden sein möge, sagte: »Ich habe im Wege meiner spirituellen Reise gesehen, dass die von dem Ehrenwerten Gesandten, mit dem Friede und Segen sei, überlieferten Worte, leuchteten. Sie glänzten in den Strahlen seiner Gelobten Sitte. Wenn ich statt dessen von ihm nicht überlieferte, glänzende und starke Anrufungen und (andere) Gebräuche bemerkte, so war kein Licht auf ihnen. Die brillantesten dieser Art, glichen nicht den geringsten der ersten Art. So verstand ich denn: Die Strahlen der Gelobten Sitte sind ein Elixier. Zudem sind die Strahlen der Gelobten Sitte ausreichend für alle, die nach Licht verlangen. Außerhalb nach Licht zu suchen besteht keine Notwendigkeit.« Dieses Urteil einer solchen Persönlichkeit, der ein Streiter für die Wahrheit und die Schariah ist, zeigt, dass die Gelobte Sitte das Fundament der Glückseligkeit in beiden Welten, der Quellgrund und der Brunnen der Vollkommenheit ist. »Oh Gott, gewähre uns der Gelobten Sitte zu folgen!« »Unser Herr, wir glauben an das, was Dein Prophet uns geoffenbart hat. So schreibe uns denn ein unter denen, die Zeugnis geben.« (Sure 3, 53) Zehnte Anmerkung: »Sprich: Wenn ihr Gott liebt, dann folgt mir. So wird Gott euch lieben.« (Sure 3, 31) In dieser Ayah kommt das Wunder (des Qur’an) durch seine Prägnanz zum Ausdruck, denn viele Sätze wurden mit diesen drei Sätzen zum Ausdruck gebracht. Es ist dies wie folgt: Diese Ayah sagt: »Wenn ihr an Gott glaubt (erhaben ist Seine Majestät!), werdet ihr mit Sicherheit Gott lieben. Wenn ihr aber Gott liebt, werdet ihr auch in der Weise handeln, die Gott liebt. Was aber das betrifft, was Er liebt, so müsst ihr dem nacheifern, den Gott liebt. Um aber ihm nachzueifern, müsst ihr ihm folgen. Wann immer ihr ihm folgt, wird Gott auch euch lieben. Da ihr aber Gott bereits liebt, wird Gott auch euch lieben.« So sind denn alle diese Sätze nur eine kurze, präzise Zusammenfassung (der Bedeutung) dieser Ayah. Das aber sagt, dass das höchste und bedeutendste Ziel des Menschen ist, die Liebe (muhabbet) Gottes des Gerechten zu erlangen. Dieser Ayah entsprechend ist es klar, dass der Weg, dieses erhabene Ziel zu erreichen, die Nachfolge des Geliebten Gottes und der Eifer für seine Gelobte Sitte ist. Nachdem nun in diesem Zusammenhang (makam) drei Punkte bewiesen worden sind, wird sich die obige Wahrheit als völlig klar herausstellen. Erster Punkt: Der Mensch wurde in seinem Wesen mit der Fähigkeit zu einer grenzenlosen Liebe zum Schöpfer dieses Kosmos erschaffen. Denn die menschliche Natur umfasst auch eine Begeisterung (muhabbet) für die Schönheit, eine Liebe zur Vollkommenheit (kemal) und Verehrung der (göttlichen) Güte (ihsan). Im Grade dieser Schönheit, Vollkommenheit und Güte wächst diese Liebe und erreicht schließlich den höchsten Grad einer ekstatischen Liebe (aschk). Und ferner findet sich in dem winzig kleinen Herzen dieses kleinen Menschen eine Liebe, die den ganzen Kosmos umfasst. Die Tatsache, dass sich Schriften vom Umfang einer Bibliothek von Tausend Bänden in unserem Erinnerungsvermögen in einem Behälter von der Größe einer Linse im Herzen des Menschen aufbewahrt finden können, zeigt in der Tat, dass das Herz des Menschen den ganzen Kosmos umfassen und eine Liebe (muhabbet) von (gleichem) Umfang in sich tragen kann. Und da nun einmal die menschliche Natur über eine so unbegrenzte Fähigkeit Güte, Schönheit und Vollkommenheit zu lieben (muhabbet) verfügt, und da nun einmal der Schöpfer dieses Kosmos über eine so unendliche, heilige Schönheit verfügt, wobei diese Wahrheit ganz offensichtlich durch Seine Werke, die sich im ganzen Kosmos zeigen, noch bekräftigt wird, und da Er nun einmal auch über eine so unendliche, heilige Vollkommenheit verfügt, wobei diese Wahrheit notwendigerweise durch die Ornamente Seiner Kunstwerke, wie sie in allem Sein sichtbar werden, noch bestätigt wird, und da Er nun einmal über eine so grenzenlose Güte verfügt, wobei diese Wahrheit sich mit Gewissheit, ja sogar Bezeugung von grenzenloser Güte und Gnadengaben in allem zeigt, was da lebt, so erfordert dies von dem Menschen, der unter allen, mit Bewusstsein begabten Wesen mit Sicherheit das vielseitigste, aber auch bedürftigste ist, der am meisten (über alles) nachdenkt und sich am meisten (nach der Güte Gottes) sehnt, auch wiederum eine unendliche Liebe (muhabbet). Sowie jeder Mensch mit einer grenzenlosen Liebe zu seinem Schöpfer begabt ist, so ist auch der Schöpfer in Anbetracht Seiner grenzenlosen Liebe, Vollkommenheit und Güte in der Tat mehr als irgendein anderer würdig, grenzenlos geliebt zu werden. Ja all diese Verschiedenartigkeiten der Liebe und einer intensiven Verbundenheit eines gläubigen Menschen mit diesem Leben, seinem Fortbestand, seinem Dasein, seiner Welt, seiner Seele (nefs) und allem, was da ist, gleichen Tropfsteinen, (gespeist aus dem Wasser) seiner Fähigkeit, Gott zu lieben. Ja (eigentlich sind alle) starken Gefühle des Menschen (gleich) Umwandlungen dieser seiner Fähigkeit zu lieben, vergleichbar den verschiedensten Formen (unter denen sich uns dieses Wasser seiner Liebe zeigen kann). Bekannt ist zudem auch, dass der Mensch sich, so wie er sich über sein eigenes Glück freut, er sich auch über das Glück derer freut, mit denen er sich verbunden weiß; und so wie er den liebt, der ihn vor einem Unglück rettet, so liebt er auch den, der seinen geliebten (Freund) rettet. So ist es denn auf Grund seiner geistigen Verfassung, dass der Mensch bei allen Arten göttlicher Gnadengeschenke (ihsanat), wie sie jedem Menschen zuteil geworden sind, das folgende erwägen müsste: »Mein Schöpfer errettete mich aus der ewigen Finsternis des Nicht-Seins und sowie er mir in dieser Welt eine wunderschöne Welt gab, wird Er mich, wenn meine Stunde gekommen ist, wiederum vor dem Nicht-Sein und der Vernichtung erretten, was auf ewig verurteilt (und verloren zu sein bedeuten würde) und so wie Er mir in jener bleibenden Welt eine ewige und überaus prächtige Welt zum Geschenk (ihsan) machen und mir in jener Welt äußere und innere Sinne verleihen wird, um alle Arten von Genüssen und schönen Dingen genießen, umherwandern und Ausflüge machen zu können, so wird Er auch all meinen Verwandten, Freunden und der (ganzen) Menschheit zahllose Wohltaten (ihsan) zukommen lassen. Auch diese Wohltaten gehören in gewisser Weise mir, denn mit dem Glück (meiner Mitmenschen) bin auch ich selbst glücklich und zufrieden. Denn entsprechend dem Geheimnis von »Der Mensch ist davon abhängig, seinem Wohlbefinden (ihsan) zu dienen.« steckt in jedem (von uns) eine Verehrung alles Guten (ihsan). Angesichts solcher zahlloser Gnadengaben (ihsanat), verlangt mein Herz danach, auch wäre es so groß wie der Kosmos, um dieser Wohltaten (ihsan) willen mit Liebe (muhabbet) gefüllt zu werden; und ich will es füllen. Und auch wenn ich in Wirklichkeit einer solchen Liebe (muhabbet) nicht entsprechen kann, so kann ich es doch statt dessen mit all meiner Begabung, meinem Glauben (iman), meiner guten Absicht (niyah), meiner Annahmebereitschaft, meiner Wertschätzung, meiner Sehnsucht, meiner ganzen inneren Anteilnahme und meinem guten Willen (irade).« So oder so ähnlich wird er dann sagen. Was aber die Liebe betrifft, die der Mensch gegenüber aller Schönheit und Vollkommenheit empfindet, so lässt sie sich mit seiner Liebe zu allem Guten (ihsan) vergleichen. Was aber die Ungläubigen betrifft, so sind sie auf Grund ihres Unglaubens grenzenlos feindselig gesinnt. Ja sie bringen sogar dem ganzen Kosmos und allem Sein gegenüber eine böswillige und verächtliche, feindselige (Gesinnung) entgegen. Zweiter Punkt: Gott zu lieben (Muhabbetu-llah) erfordert die Befolgung der Sunna Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei. Denn Gott zu lieben heißt, zu tun, was Ihm wohlgefällig ist. Was aber Ihm wohlgefällig ist, wird in vollkommenster Weise in der Person Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, offenbar. Den Handlungen und Taten Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, nachzueifern, gibt es zwei Möglichkeiten: Erstens: Hinsichtlich der Liebe zu Gott dem Gerechten, ist es notwendig, um Seinen Befehlen zu gehorchen und sich im Rahmen dessen zu bewegen, was Ihm wohlgefällig ist, (der Sunna) zu folgen. Denn in dieser Sache findet sich in der Person Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, das vollkommenste Vorbild (Imam). Zweitens: Da sich in der Person Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, das vollkommenste Gefäß findet, um die grenzenlose Güte (ihsanat) Gottes zu empfangen, ist er um Gott des Gerechten willen sicherlich auch unserer grenzenlosen Liebe würdig. Wenn der Mensch fähig ist, einer Persönlichkeit zu gleichen, die er liebt, so möchte er ihr gleichen. So macht es dies denn absolut notwendig, dass die, die den Geliebten Gottes verehren, sich auch darum bemühen, ihm durch die Befolgung der Gelobten Sitte zu gleichen. Dritter Punkt: So wie Gottes des Gerechten Barmherzigkeit grenzenlos ist, so ist auch Seine Liebe grenzenlos. So wie Er sich durch alle Schönheit und die Verzierungen Seiner Kunstwerke in der ganzen Schöpfung in einem grenzenlosen Maße selbst als liebenswert erweist, so liebt auch Er Seine Kunstwerke und ganz besonders diejenigen unter ihnen, die mit Bewusstsein begabt sind, und dies stets dann, wenn sie Seine Kunstwerke lieben und Seinen Wunsch, geliebt zu werden, mit ihrer Liebe beantworten und die dies besonders deshalb tun, weil Er sich ihnen in Seinen Kunstwerken als liebenswert erweisen will. Es sollte ganz klar verstanden werden, was für ein bedeutendes und erhabenes Ziel es ist, den liebevollen Blick seines Herrn auf sich zu lenken. Eine Erscheinungsform Seiner Barmherzigkeit sind alle die Feinheiten des Paradieses, die guten Dinge, die Genüsse und Gnadengeschenke. Seitdem es ganz klar feststeht, dass Seine Liebe nur dadurch gewonnen wird, dass man der Gelobten Sitte folgt, ist es sicher, dass dies das größte Ziel der Menschheit sein sollte und ihre vornehmste Pflicht. Elfte Anmerkung: Er besteht aus drei Problemstellungen Erste Problemstellung: Es gibt drei Quellen der Gelobten Sitte des Ehrenwerten Gesandten, mit dem Friede und Segen sei: seine Worte, seine Handlungen und seine Haltung. Auch diese drei Teile (= Quellen) lassen sich wiederum drei Mal unterteilen: in Pflichten (fard), freiwillige Handlungen (nafila) und lobenswerte Gewohnheiten (adet). Dem Teil, der verpflichtet (fard) oder als notwendig vorgeschrieben (vacib) ist, muss man unbedingt folgen. Wer es unterlässt, erhält eine Strafe oder einen Tadel. Jeder ist dazu verpflichtet, (diesen Teil) zu befolgen. Der Teil der freiwilligen (Handlungen) besteht aus Vorschriften, die zwar nur empfohlen, zu denen aber dennoch alle Gläubigen verpflichtet sind, wenn auch ihre Unterlassung weder bestraft wird, noch tadelnswert ist. Wer sich aber an sie hält und sie befolgt, der erwirbt sich große Verdienste. Sie abzuändern und umzuwandeln ist eine Ketzerei (bid’a), ein Irrweg und ein großer Fehler. Was aber die Lobenswerten Gewohnheiten und den guten Umgang betrifft, so ist die Nachahmung und Befolgung (der Gelobten Sitte) im Hinblick auf ihre Weisheit und ihren Sinn im individuellen, mitmenschlichen und sozialen Leben ganz besonders lobenswert. Denn so wie sich in allen gewöhnlichen Handlungen viele Vorteile für das alltägliche Leben finden, so verwandeln sich, folgt man (der Gelobten Sitte), diese Sitten und Gebräuche in Gebet und Gottesdienst. Da nun einmal Freund und Feind in der Tat darin übereinstimmen, dass sich in der Person Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, die ethischen Werte auf höchstem Niveau verkörpern und da er nun einmal nach allgemeiner Übereinstimmung die berühmteste und hervorragendste Persönlichkeit ist, und da nun einmal Tausende von Wundern beweisen und die Islamische Welt, die er geformt hat und ihre Vollkommenheit bezeugen und die Wahre (Lehre) des Weisen Qur’an, den er verkündet und ausgelegt hat, bestätigt, dass er Vollkommener Mensch (insanu-l’kamil) und Lehrer (Murschid) in Vollendung ist, und da nun einmal Millionen vollendeter Menschen als Frucht ihrer Nachfolge auf der Stufenleiter ihrer Vervollkommnung vorangeschritten sind und so die Glückseligkeit in beiden Welten erreicht haben, bieten seine Sunna und sein Verhalten mit Sicherheit die besten Beispiele, denen man nacheifern sollte, die zuverlässigsten Wegweiser, denen man folgen sollte und die unverbrüchlichsten Gesetze, die man als Prinzipien zugrundelegen sollte. Glücklich der (Mensch), der (sich von jedem Tag einen) großen Anteil zu ihrer Befolgung (nimmt)! Wer der Sunnah nicht folgt, sei es (auch nur) aus Faulheit, wird einen gewaltigen Verlust erleiden; wer sie für bedeutungslos ansieht, begeht ein gewaltiges Verbrechen; während der, welcher sie kritisiert und somit in den Geruch der Falschheit bringt, einem gewaltigen Irrtum verfällt. Zweite Problemstellung: Gott der Gerechte hat im Weisen Qur’an den folgenden Ferman erlassen: »Und fürwahr, du bist mit einem hervorragenden Charakter erschaffen!« (Sure 68, 4) Sahabis, wie Aischa die Getreue (mit der Gott zufrieden sein möge), wenn sie den Ehrenwerten Propheten, mit dem Friede und Segen sei, beschreiben sollten, pflegten zu sagen: »Er wurde erschaffen als eine Verkörperung des Qur’an.« Das heißt: »Das Beispiel für die ethischen Werte, die der Qur’an verkündigt, ist Mohammed, mit dem Friede und Segen sei. Und er ist es auch, der diesen Werten am besten entsprach und von seinem Wesen her auf diese Werte hin erschaffen worden war.« Da also alle Taten einer solchen Persönlichkeit, seine ganze Haltung, jedes seiner Worte und seine Umgangsformen es verdienen, der ganzen Menschheit als Vorbild zu dienen, werden nun selbst die Toren verstehen, wie unglückselig die Gottvergessenen sind, die zwar (seiner Botschaft) glauben und zu seiner Gemeinde (umma) gehören, aber seiner Sunnah keinen Wert beimessen oder sie ändern wollen. Dritte Problemstellung: Da der Ehrenwerte Gesandte, mit dem Friede und Segen sei, von seinem Wesen her mit einem besonders moderaten Charakter und in der vollkommensten Weise erschaffen worden ist, waren auch seine Handlungen und seine Umgangsformen von der gleichen Harmonie und Ausgeglichenheit geprägt. Seine Berühmte Biographie zeigt auf ganz klare Weise, dass er bei all seinen Handlungen ausgeglichen und harmonisch war und sich aller Übertreibungen oder Vernachlässigungen enthielt. Da der Ehrenwerte Gesandte, mit dem Friede und Segen sei, vollkommen dem Auftrag entsprach: »So verhalte dich recht, wie dir befohlen wurde.« (Sure 11, 112) erkennt man in der Tat bei all seinen Worten und Taten und in seinem ganzen Verhalten ganz klar diese Ausgeglichenheit. Zum Beispiel: So wie sein Denkvermögen frei ist von (jeglicher Art von) Übertreibung oder Mangel, gleich seiner Verderbnis, bzw. Verfinsterung (in Form von) Dummheit oder klugem Geschwätz, sein Denkvermögen sich vielmehr stets seiner Weisheit entsprechend auf dem Mittelweg und der Bahn der Mäßigung bewegte, so wie die Gewalt seines Zornes stets rein blieb von (jeglicher Art von) Übertreibung oder Mangel, gleich seiner Verderbnis (in Form von übertriebener) Ängstlichkeit oder Jähzorn, die Gewalt seines Zornes sich vielmehr stets einem heiligen Mut entsprechend auf dem Mittelweg und der Bahn der Mäßigung bewegte, so war auch seine sexuelle Potenz rein und frei von (jeglicher Art von) Übertreibung oder Mangel, gleich einem gestörten, d.h. also frigiden oder ausschweifenden Verhalten, und so orientierte sich seine sexuelle Potenz stets (an dem Ideal) der ehelichen Keuschheit, einer Keuschheit, welche die Quelle eines ausgewogenen (Verhaltens) bis hin zur Untadeligkeit ist. Seiner Gelobten Sitte, seinem alltäglichen Verhalten und den Bestimmungen der Schariah entsprechend, wählte er in gleicher Weise den Weg der Ausgewogenheit und vermied Übertreibung und Vernachlässigung, Verschwendung und Vergeudung als (Ursache für jede Art) Rechtsbeugung und (alle Arten) undurchsichtiger Zustände. Er war sogar sparsam in seinen Worten, hielt Maß beim Essen und Trinken und vermied unbedingt (jede Art von) Übertreibung. Über diese Tatsache sind im Einzelnen (ganze) Bücher, (viele) Tausend Bände, geschrieben worden. Entsprechend dem Geheimnis von »...ein Wink genügt dem Weisen« lassen wir es mit diesem Tropfen aus dem Ozean bewenden und wollen diese Abhandlung, somit kurz gesagt, hier abbrechen. Oh Gott segne den, der in seiner Person alle edlen moralischen Qualitäten vereinigt und das Geheimnis manifestiert hat: »Und fürwahr, du bist mit einem hervorragenden Charakter erschaffen!« (Sure 68, 4) und der gesagt hat: »Wer immer meiner Sunnah folgt, nachdem sie in Verfall geraten ist, wird die Belohnung von hundert Märtyrern empfangen.« »Und sie werden sagen: Gelobt sei Gott, der uns bis hierher geführt hat. Hätten wir doch niemals Rechtleitung gefunden, wäre es nicht durch Gottes Führung geschehen. Es war in der Tat die Wahrheit, welche die Gesandten unseres Herrn uns gebracht haben.« (Sure 7, 43) »Gepriesen seist Du! Wir haben kein Wissen außer dem, das Du uns gelehrt hast. Denn Du bist der Allwissende, der Allweise.« (Sure 2, 32) Link zu diesem Kommentar Auf anderen Seiten teilen Mehr Optionen zum Teilen...
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