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Vierter Blitz - Der »Hohe Weg zur Sunna (der Tradition des Propheten)«

 

Diese Abhandlung verdient es, als der »Hohe Weg zur Sunna (der Tradition des Propheten)« betrachtet zu werden.

Obwohl die Frage des Imamats eine Frage von nachrangiger Bedeutung ist, soll sie hier wenigstens zum Teil besprochen werden, weil man ihr eine solch große Bedeutung beimisst, dass sie zu einer Glaubensfrage geworden und in den Blickwinkel der Wissenschaft vom Wort und von den Grundlagen des Glaubens gerückt ist und damit in Beziehung zu unserem eigentlichen Dienst am Qur’an und am Glauben steht.

 

 

»Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Allbarmherzigen. Nun aber ist ein Prophet aus euren eigenen Reihen zu euch gekommen, einer, dem es nahe geht, wenn ihr in Bedrängnis geratet, der sehr um euch besorgt und den Gläubigen gegenüber voll Mitleid und Erbarmen ist. Wenn sie sich aber abwenden, dann sollst du sagen: Gott allein genügt mir. Es gibt keine Gottheit außer Ihm. Auf Ihn vertraue ich und Er ist der Herr des Gewaltigen Thrones.« (Sure 9, 128-129) »Sag: Ich verlange von euch keinen Lohn außer der Freundschaft unter meinen Verwandten.« (Sure 42, 23)

Wir wollen hier nun in »Zwei Kapiteln« auf zwei der vielen gewaltigen Wahrheiten dieser gewaltigen Ayah verweisen.

Erstes Kapitel

 

Besteht aus vier Punkten

Erster Punkt: Bringt die vollkommen selbstlose Liebe (schefkat) und Barmherzigkeit des Ehrenwerten Gesandten, mit dem Friede und Segen sei, gegenüber seiner Gemeinde zum Ausdruck. In der Tat wird der Ehrenwerte Gesandte, mit dem Friede und Segen sei, nach einer Wahren Überlieferung, während an jenem fürchterlichen Tage der Wiederversammlung jeder, ja sogar die Propheten »Oh meine Seele, meine Seele!« rufen werden, seine Barmherzigkeit und Liebe erweisen und wiederum »Oh meine Gemeinde, meine Gemeinde!« rufen, so wie er es an dem Tage getan hatte, da er zur Welt gekommen war, wie nach der Überlieferung einige Erforscher der Wahrheit berichten, als seine Mutter ihn »Oh meine Gemeinde, meine Gemeinde!« seufzen hörte. Desgleichen zeigt auch die Geschichte seines ganzen Lebens, wie auch seine liebevolle und edle Haltung und Gesinnung, die er allen gegenüber erwies, seine vollkommene Liebe und Barmherzigkeit. So zeigte er auch durch sein unendliches Verlangen nach den unendlich vielen Gebeten seiner Gemeinde, dass er sich in vollkommener Liebe um das Glück aller in seiner Gemeinde bekümmerte. So kannst du denn nun damit vergleichen, was für ein Grad an Undankbarkeit und Gewissenlosigkeit es bedeutet, die Gewohnheiten (sunna) eines so gütigen Leiters nicht zu beachten.

Zweiter Punkt: Der Ehrenwerte Gesandte, mit dem Friede und Segen sei, zeigte auch, neben dem allgemeinen, umfangreichen Dienst seines Prophetentums eine große und tiefe Liebe in einigen besonderen, kleineren Dingen. Äußerlich betrachtet erscheint es über die bedeutungsvolle Aufgabe seines Prophetentums hinaus als unpassend, eine so große und tiefe Liebe so persönlichen, kleinen Dinge zu widmen. Aber in Wirklichkeit waren diese kleinen Dinge nur das erste Glied in einer Kette (silsile), ein Musterbeispiel, eine Quelle, von der die Erfüllung all der umfangreichen Aufgaben des Prophetentums ausgehen würde, weshalb diesem Musterbeispiel um dieser gewaltigen Silsila (Kette) willen eine so außerordentliche Bedeutung beigemessen worden ist.

So war z.B. die außerordentliche Liebe und die gewaltige Bedeutung, die der Ehrenwerte Gesandte, mit dem Friede und Segen sei, Hassan und Husseyn in ihrer Kindheit entgegengebracht hat, nicht nur (Ausdruck) einer Liebe, die aus natürlicher Güte und einem gewissen Sinn für Familie erwuchs, sondern waren als das erste Glied einer leuchtenden Kette und als Quelle hin zur Erfüllung seines prophetischen Auftrags betrachtet, ein Musterbeispiel und der Index einer überaus wichtigen Gemeinschaft der Erben des Prophetentums.

So nahm der Ehrenwerte Gesandte, mit dem Friede und Segen sei, in der Tat Hasret Hassan, mit dem Gott zufrieden sein möge, in vollkommener Liebe in seine Arme und küsste ihn um der erleuchteten und gesegneten Nachkommen, wie des Ghauthu-l´Adham Scheyh Geylani willen, die von ihm ausgehen und die rechtgeleiteten (mehdi) Erben des Prophetentums und Repräsentanten des islamischen Gesetzes sein werden, auf die Stirne. Mit den Augen seines Prophetentums sah er bereits den heiligen Dienst voraus, den sie alle in der Zukunft versehen werden, wusste ihn zu würdigen und anzuerkennen. Als ein Zeichen dieser seiner Würdigung und Anerkennung küsste er Hasret Hassan auf seine Stirne. Darüber hinaus hat er, was die außerordentliche Bedeutung und die Liebe betrifft, die er Hasret Husseyn um der ruhmreichen, so hochangesehenen Imame wie Seynel Abidin oder Cafer-i Sadik willen, leuchtende Nachkommen aus der Silsila Hasret Husseyns, mit dem Gott zufrieden sein möge, und anderen rechtgeleiteten (mehdi), lichtvollen Persönlichkeiten, wahren Erben des Prophetentums, um ihres islamischen Glaubens und ihrer Aufgaben an der Botschaft willen erwies, ihn im Nacken geküsst und ihm so seine vollkommene Liebe und seine Anerkennung zum Ausdruck gebracht. In der Tat hat das in das Verborgene hineinschauende Herz dieser Persönlichkeit, Ahmeds, mit dem Friede und Segen sei, mit seinen lichtvollen Augen und seinem in die Zukunft gerichteten Blick noch in dieser Welt und schon vom Glückseligen Zeitalter, den Platz der Wiederversammlung auf Seiten der Ewigkeit beobachtet, von der Erde aus das Paradies gesehen und von hier unten aus die Engel im Himmel geschaut und die Ereignisse, die seit Adams Zeiten hinter den dunklen Schleiern der Vergangenheit verborgen sind, beobachtet, ja sogar die Vision des Herrn (zat) in Seiner Majestät empfangen und sicherlich auch die in der Nachfolge von Hasret Hassan und Husseyn stehenden Pole und Imame als Erben und Mehdis erblickt und in ihrem Namen deren Stirnen geküsst. So hat denn in der Tat Scheych Geylani an diesem Stirnkuss für Hasret Hassan, mit dem Gott zufrieden sein möge, einen gewaltigen Anteil.

Dritter Punkt:

 

 

»...außer der Freundschaft zu meinen Verwandten.« (Sure 42, 23)

Einer der Überlieferungen entsprechend ist die Bedeutung der obigen Ayah die: Der Ehrenwerte Prophet, mit dem Friede und Segen sei, verlangt für die Erfüllung der Aufgaben seines Prophetentums keinen anderen Lohn als den der Liebe (mauvaddah) zu seiner Familie. Wenn man also sagt: Dieser Bedeutung entsprechend scheint es, als ob es einen Vorteil gäbe, der aus einer familiären Beziehung erworben werden kann, während dem Geheimnis (der Ayah):

 

 

»Vor Gott gilt als der vornehmste unter euch der, welcher der Gottesfürchtigste ist.« (Sure 49, 13)

entsprechend nicht die familiären Beziehungen (maßgeblich) sind, vielmehr die Aufgaben des Prophetentums vom Standpunkt der Gottesnähe aus gestaltet werden.

Die Antwort: Der Ehrenwerte Prophet, mit dem Friede und Segen sei, hat mit seinem das Verborgene durchdringenden Blick gesehen: dass seine Familie in der Welt des Islam zu einem Licht spendenden Baum werden würde und dass die überwältigende Mehrheit derer, welche auf allen Ebenen in der Islamischen Welt die Aufgaben von Lehrern (Murschid) und Leitern eines Unterrichts in menschlicher Vollkommenheit übernehmen werden, aus seiner Familie hervorgehen werden.

Das Gebet, das seine Gemeinde für seine Familie im Sitzen (teschahud) verrichtet, lautet:

 

 

»Oh Gott segne unseren Herrn Mohammed und seine Familie, so wie Du Abraham und seine Familie gesegnet hast. Denn Du bist allen Lobes und aller Ehre würdig.«

Die Erhörung (dieses Gebetes) sah er voraus, das heißt, er sah, dass, – wie die überwältigende Mehrheit unter den erleuchteten Führern die (islamische) Propheten waren, aus der Familie Abrahams (mit dem Friede sei) stammten und seine Nachkommen waren – so sah er auch, dass in seiner Gemeinde die Pole aus der Familie Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, ähnlich den Propheten unter den Söhnen Israels, die wichtigsten Aufgaben im Islam erfüllen, wie auch auf den vielen Wegen und in den meisten Orden der Sufis.

Deshalb wurde ihm befohlen

 

 

»Sag: Ich verlange von euch keinen Lohn außer der Freundschaft zu meinen Verwandten.« (Sure 42, 23)

Deshalb wünschte er für seine Gemeinde die Liebe zu seiner Familie. Es gibt zahlreiche Überlieferungen, welche diese Tatsache bestätigen. So war häufig sein Ferman: »Zwei Dinge hinterlasse ich euch. Wenn ihr an ihnen festhaltet, werdet ihr Rettung finden. Das eine ist das Buch Gottes, das andere ist die Familie meines Hauses.« Denn die, welche Quelle der Gelobten Sitten und dazu verpflichtet waren, sich in jeder Hinsicht für sie einzusetzen, sind die (Leute der) Familie des Hauses (des Propheten).

So war es denn um dieses Geheimnisses willen, dass ein Hadith, das diese Wahrheit ausdrückt, als die Befolgung des Buches und der Sunna bezeichnet und als solche bekannt gemacht wurde. Das heißt, was von der Familie des Hauses als Aufgabe (Vasifa) hinsichtlich der Botschaft (des Propheten) verlangt wurde, war die Gelobte Sitte (Sunna). So wie der, welcher die Befolgung der Gelobten Sitte aufgibt, nicht wirklich der Familie des Hauses angehören kann, so kann er auch kein wahrer Freund der Familie des Hauses sein. Außerdem ist der Sinn (sirr) des Wunsches, seine Gemeinde um die Familie seines Hauses zu versammeln, der folgende: Mit Gottes Erlaubnis wusste er, dass seine Familie im Lauf der Zeit sehr zahlreich werden würde und er verstand auch, dass seine Islamiyet in Schwäche verfallen würde. Deshalb war eine sehr starke und zahlreiche Gruppe zu ihrer stillschweigenden Unterstützung erforderlich, die im Stande wäre, der Welt des Islam Quelle und Mittelpunkt ihres geistigen Fortschritts zu sein. So hat er denn mit Gottes Hilfe darüber nachgedacht und gewünscht, dass sich seine Gemeinde um seine Familie scharen möge. Und in der Tat sind die Mitglieder der Familie seines Hauses den anderen in ihrer Hingabe, ihrer Einsatzbereitschaft und Parteinahme weit voraus, und zwar auch dann, wenn sie in Glaubensdingen und in ihrer Überzeugung nicht so weit vorne liegen. Denn von Natur aus, auf Grund ihrer Geburt und Abstammung haben sie bereits innerlich ihren Anteil an der Islamiyet. Denn seine eigene innere Anteilnahmen wird man auch dann nicht aufgeben, wenn diese nur schwach, würdelos, ja sogar ungerecht wäre. Würde dann also jemand seine Anteilnahme an einer Wahrheit, die sehr stark ist, die in jeder Hinsicht übereinstimmt, der eine hohe Würde zu Eigen ist, mit der die ganze Silsila der Vorahnen verbunden ist, durch die sie geehrt werden und für die sie ihr Leben geopfert haben, würde also jemand, der ganz offensichtlich fühlt, wie grundlegend und seinem eigenen Wesen entsprechend (diese Wahrheit ist), diese seine eigene innere Verbundenheit mit ihr aufgeben können? So nimmt denn die Familie des Hauses auf Grund ihrer starken inneren Bindung und natürlichen Veranlagung für die Islamiyet den kleinsten Hinweis auf die Religion des Islam als einen starken Beweis an. Denn ihre Anteilnahme ist naturgegeben. Handelt es sich um einen anderen, so wird er sich erst auf Grund eines starken Beweises anschließen.

Vierter Punkt: Im Zusammenhang mit dem dritten Punkt möchten wir hier kurz auf eine Angelegenheit verweisen, die zwischen den Schiiten und den Leuten der Sunna und der Gemeinschaft (Ehli Sunna ve-l´Cemaat) in einem Ausmaß Anlass zur Diskussion geworden ist, dass man sie in Büchern schon unter den Grundpfeilern des Glaubens und als tiefe Wahrheiten (sirr) von den Grundlagen des Glaubens behandelt. Die Frage ist folgende:

Die »Ehli Sunna ve-l´Cemaat« sagen: »Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, war der vierte der rechtgeleiteten Kalifen. Hasret-i Siddik (= Abu Bakr), mit dem Gott zufrieden sein möge, war besser als er und als Kalif würdiger als er. Deshalb wurde er der erste Kalif.« Dagegen sagen die Schiiten: »Das Recht war auf Hasret Alis Seite, mit dem Gott zufrieden sein möge. Man hat ihm Unrecht getan. Der würdigste von allen war Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge.« Eine Zusammenfassung ihrer Argumente für ihre Einlassungen ist die, dass sie sagen: »Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, und die von dem Propheten überlieferten Hadithe über Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, der als der König der Gottesfreunde die Basis für die überwiegende Mehrheit der Gottesfreunde und der Ordensschulen (tariqat) und durch seine überragenden Eigenschaften, wie sein Wissen, seinen Mut und seine Frömmigkeit (ibadet) und das nachdrückliche Interesse des Ehrenwerten Propheten, mit dem Friede und Segen sei, an ihm und die von ihm ausgehende Silsila der Nachkommen aus der Familie seines Hauses, zeigen, dass er der beste war. Das Kalifat war sein immerwährendes Recht gewesen. Man hat es ihm weggenommen.«

Antwort: Die Tatsache, dass Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, den ersten drei Kalifen folgte, die er wiederholtermaßen anerkannt hat, dass er unter ihnen als Scheychu-l´Islam (Oberster Richter) gedient hat, widerlegt diese Behauptung der Schiiten. Des Weiteren widerlegen die Ereignisse während des Siegeszuges des Islam und sein Kampf gegen die Feinde während des Kalifats dieser (ersten) drei und die Geschehnisse während der Zeit von Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, wiederum vom Standpunkt des Islam aus betrachtet, die Behauptungen der Schiiten. Das aber heißt, dass die Behauptung der Ehli Sunna ve-l´Cemaat zu recht besteht.

Nun könnte aber jemand sagen: Es gibt zwei (verschiedene Gruppen) von Schiiten: die eine ist die Schia der Heiligen, die andere die Schia des Kalifats.

Nun gut, es mag ja die zweite Gruppe durch ihre Vermengung von Hass und Politik ein Unrecht begangen haben, aber bei der ersten Gruppe gab es diesen Hass und die Politik nicht. Doch die Schia der Gottesfreunde schloss sich der Schia des Kalifats an. Denn einige der Gottesfreunde unter den Ordensleuten hielten Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, für besser. Und so unterstützten sie die Forderungen der Gruppe des Kalifats hinsichtlich deren Politik.

Antwort: Man muss Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, in zweierlei Hinsicht betrachten. Die eine ist der Blickpunkt hinsichtlich seiner persönlichen Vollkommenheit und seines Ranges, die andere aber ist der Blickpunkt hinsichtlich seiner (Eigenschaft als) Repräsentant der Familie seines Hauses als einer geistigen Körperschaft. Was die Familie seines Hauses als geistige Körperschaft betrifft, so zeigt sie einen Aspekt des Wesens des Ehrenwerten Gesandten, mit dem Friede und Segen sei.

So gibt denn, was den ersten Punkt betrifft vor allem Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, Hasret Abu Bakr und Hasret Omar den Vorzug und räumen ihnen diesen auch alle Leute der Wahrheit ein. Sie betrachteten deren Rang im Dienste am Islam und in deren Nähe zu Gott als höheren. Was den zweiten Punkt betrifft, so hat Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, als Repräsentant der geistigen Körperschaft der Familie seines Hauses und der geistigen Körperschaft der Familie seines Hauses als einer mohammedanischen Wirklichkeit Seinesgleichen nicht. So beziehen sich denn die überaus lobenden Hadithe des Propheten über Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, auf diesen zweiten Punkt. Es gibt eine zuverlässige Überlieferung, die diesen Tatbestand unterstreicht. Von dem Ehrenwerten Gesandten, mit dem Friede und Segen sei, stammt der Ferman: »Die Nachkommen eines jeden Propheten stammen von ihm selbst. Meine Nachkommen sind die Nachkommen Alis, mit dem Gott zufrieden sein möge.« Die tiefere Wahrheit (sirr) hinter jenen Hadithen, die Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, überaus loben, und warum sie weiter verbreitet sind als die über die anderen Kalifen, ist die, dass die Leute der Wahrheit, welche die Ehli Sunna vel´Cemaat sind, so viele Überlieferungen als Antwort an die Omayyaden und die Häretiker, die ihn ungerechtfertigt angegriffen und kritisiert hatten, über ihn verbreitet haben. Weil aber die anderen rechtgeleiteten Kalifen nicht so häufig das Objekt einer solchen Kritik und ähnlicher Schmähungen waren, sah man auch keinen Grund, ihnen entgegen derartige Hadithe zu verbreiten.

Des Weiteren sah (der Prophet) mit seinem prophetischen Blick die schmerzlichen Ereignisse und die inneren Zerwürfnisse, denen Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, ausgesetzt sein würde, voraus und, um ihn vor (künftiger) Verzweiflung zu retten und seine Gemeinde (davor zu schützen), schlecht über ihn zu denken, tröstete er ihn und gab seiner Gemeinde mit wichtigen Hadithen, wie

 

 

»Wessen Herr ich bin, dessen Herr ist auch Ali.«

die rechte Leitung.

Es ist aber die Schia der Gottesfreunde für ihre übertriebene Liebe (muhabbet) zu Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, und sind ihre Orden(sleute) für diese Überbewertung nicht im gleichen Grade verantwortlich wie die Schia des Kalifats. Denn die Leute der Gottesfreundschaft betrachten ihren Meister (Murschid) auf Grund des Weges (den sie eingeschlagen haben) mit Liebe und das Merkmal dieser Liebe ist die Übertreibung. Sie möchten ihren Geliebten (mahbub) gerne größer sehen, als seinem Rang (makam) entspricht und sehen ihn auch so. Für diese Übertreibungen auf Grund ihrer Liebe kann man diese Ekstatiker (ehli hal) entschuldigen. Man kann sie jedoch nur unter der Bedingung entschuldigen, dass ihre Überbewertung infolge ihrer Liebe nicht dazu führt, die anderen rechtgeleiteten Kalifen zu hassen und zu beschimpfen und dabei die Grundlagen des Islam zu überschreiten.

Was aber die Schia des Kalifats betrifft, so konnten sich (ihre Leute), nachdem sich politische Vorurteile unter ihnen eingeschlichen hatten, nicht mehr von ihrem Hass und von ihrer Aggressivität befreien und verloren so ihr Recht, (noch länger) als entschuldigt zu gelten. Ja man sagt sogar:

 

 

»Nicht aus Liebe zu Ali, sondern aus Hass gegen Omar.«

Da nun der Nationalstolz der Iraner von Omars Hand verletzt worden war, rächten sie sich dafür dadurch, dass sie nun Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, ihre Liebe bezeugten. Auch dass Amr Ibnu-l´As (= Hasret Omar, mit dem Gott zufrieden sein möge) Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, die Stirn bot und der tragische Kampf Omar Ibnu-s´Sads gegen Hasret Husseyn, mit dem Gott zufrieden sein möge, weckte in den Schiiten eine große Wut, ja Feindschaft gegen den Namen »Omar«.

Die Schia der Gottesfreunde hat kein Recht, die Sunniten zu kritisieren, denn die Leute der Sunna werfen Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, nichts vor, sondern lieben ihn sehr. Doch sie vermeiden diese exzessive Liebe, die in den Hadithen als gefährlich beschrieben wird. Der Lobpreis des Propheten für die Gefolgschaft Alis in den Hadithen betrifft die Sunniten, denn diejenigen in der Gefolgschaft Alis, die ihn auf eine moderate Weise lieben, sind die »Ehli Sunna ve-l´Cemaat«, welche die Leute der Wahrheit sind. So wie die übertriebene Liebe zu Hasret Issa (Jesus), mit dem der Friede sei, für die Christen gefährlich ist, so macht ein zuverlässiges Hadith klar, dass diese übertriebene Art von Liebe zu Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, gefährlich ist.

Wenn die Schia der Gottesfreunde sagt: Wenn erst einmal die so außergewöhnliche Vollendung Hasret Alis, mit dem Gott zufrieden sein möge, (unbestreitbar) angenommen sein wird, wird es unmöglich sein, ihm noch länger Hasret Ssiddiq (= Abu Bakr, mit dem Gott zufrieden sein möge) vorzuziehen.

Antwort: Hätte man alle persönliche Vollkommenheit von Abu Bakr, dem Ssiddiqu-l´Akbar´ oder die von Omar, dem Faruqu-l´Adham (mit denen Gott zufrieden sein möge) zusammen mit der Vollkommenheit, die aus (der Erfüllung) ihrer Aufgabe (vasifa) hinsichtlich des Erbes des Prophetentums in der Zeit ihres Kalifats in die eine Schale einer Waage gelegt, die außerordentliche persönliche Vollkommenheit von Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, die internen Kämpfe während der Zeit seines Kalifats, die aus den tragischen Ereignissen erwuchsen, in die einzutreten er gezwungen wurde, und die dann zum Gegenstand von Zweifeln und Misstrauen wurden, aber in die andere Schale dieser Waage, so hätten die Sunniten mit Sicherheit gesehen, dass die Waagschale von Hasret Ssiddiq oder die von Faruq oder die von Dhin-n´Nureyn schwerer wog und diesen den Vorzug gegeben.

Des Weiteren ist das Prophetentum, wie wir bereits im Zwölften und im Vierundzwanzigsten Wort bewiesen haben, so hoch erhoben im Vergleich zur Gottesfreundschaft, dass ein Dirhem (etwa 3g) von der Auswirkung des Prophetentums einem Batman (etwa 20 kg) von der Auswirkung der Gottesfreundschaft vorzuziehen wäre. Aus diesem Blickwinkel heraus ist der Erfolg von Abu Bakr, dem Ssiddiqu-l´Akbar´ oder der von Omar, dem Faruqu-l´Adham (mit denen Gott zufrieden sein möge) während der Zeit ihres Kalifats für die Ehli Sunna ve-l´Cemaat Beweis dafür, dass ihr von Gott gegebener Anteil am Erbe des Prophetentums und der Aufrichtung seiner Gesetze der größere ist. Da die persönliche Vollkommenheit von Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, nicht diesen größeren Anteil am Erbe des Prophetentums schmälern konnte, diente Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, in der Zeit dieser beiden ehrenwerten Kalifen (Scheychu-l´Mukarrameyn) als Scheychu-l´Islam und ehrte sie. Wie also könnten nun die Leute der Wahrheit und Tradition, die Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, lieben und verehren, die beiden Kalifen, die Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, doch ernsthaft geliebt und verehrt hatte, nicht lieben und verehren? Diesen Sachverhalt (hakikat) wollen wir nun hier mit einem Beispiel erklären:

Aus dem Erbe eines sehr reichen Mannes soll einer der Söhne zwanzig Batman Silber und vier Batman Gold erhalten, der zweite soll fünf Batman Silber und fünf Batman Gold bekommen. Wenn nun dem letzten drei Batman Silber und fünf Batman Gold ausgehändigt würden, so hätten die beiden letzteren ohne Zweifel quantitativ weniger, aber qualitativ mehr erhalten. Wie in diesem Beispiel würde die kleinere Menge am Anteil der beiden Kalifen an dem Gold der Wahrheit der Nähe Gottes, wie sie im Erbe des Prophetentums und der Aufrichtung seiner Gesetze zum Ausdruck kommt, schwerer wiegen als die ganze große Menge an (menschlicher) Annäherung an Gott, wie sie aus dem Juwel der Gottesfreundschaft und persönlicher Vollkommenheit erwächst. Diese Punkte sollte man in Betracht ziehen, wenn man sie gegeneinander abwägt. Vergleicht man sie aber vom Standpunkt eines persönlichen Mutes und Wissens und dem der Gottesfreundschaft aus, so bekommt der Sachverhalt ein anderes Bild.

Des Weiteren kann vom Standpunkt der mohammedanischen Wahrheit aus, wie sie sich hinsichtlich der geistigen Körperschaft der Familie des Hauses, wie sie sich in der Persönlichkeit von Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, verkörpert und hinsichtlich des absoluten Erbes dieser geistigen Körperschaft in Erscheinung tritt, von einem Vergleich keine Rede sein, denn darin liegt das gewaltige Geheimnis des Propheten, mit dem Friede und Segen sei.

Was aber die Schia des Kalifats betrifft, so haben sie kein Recht gegenüber den Ehli Sunna ve-l´Cemaat, außer dem auf ihre Scham. Denn obwohl sie behaupten, Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, über alles zu lieben, bezichtigen sie ihn dennoch eines Mangels an Persönlichkeit, eines schlechten Charakters, so wie dies ihrer Überzeugung zufolge notwendig wird. Denn sie sagen: »Obwohl Hasret Ssiddiq und Hasret Omar, mit denen Gott zufrieden sein möge, ungerecht gehandelt haben, hat Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, dennoch ihr Spiel mitgespielt und entsprechend der Terminologie der Schiiten ihnen etwas vorgespielt. Das heißt, er hat sich vor ihnen gefürchtet und sich wie ein Heuchler aufgeführt.« Diese Persönlichkeit, die ein Held des Islam ist, die den Titel eines Löwen Gottes erworben hat, den Kommandanten und Anführer seiner getreuen Gläubigen mit derartigen Eigenschaften ausgestattet zu sehen, wie »heuchlerisch« und »furchtsam«, (als einen Mann) der Leuten, die er nicht liebt, etwas vormacht und zwanzig Jahre lang in großer Angst Ungerechtigkeiten duldet, indem er Verbrecher akzeptiert, heißt nicht, ihn zu lieben. Eine derart unterschiedliche Liebe würde Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, selbst zurückweisen.

So würde denn der Weg der Leute des Glaubens und der Wahrheit unter gar keinen Umständen Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, herabwürdigen oder ihm einen Mangel an Persönlichkeit (eine Charakterschwäche) vorwerfen. Sie würden bei einem so bewundernswerten Mut keine Feigheit attestieren, sondern sagen: »Hätte Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, die rechtgeleiteten Kalifen nicht als rechtmäßig angesehen, so hätte er sie keine Minute anerkannt und ihnen nicht Gehorsam geleistet. Das heißt, dass er, weil er sie als rechtmäßig und auserkoren anerkannt hat, sich nun auch (mit all seiner) Einsatzbereitschaft und seinem Mut für den Weg der Gerechtigkeit entschieden hat.«

Zusammenfassung: In allen Dingen ist ein zu viel oder zu wenig nicht gut. Was den aber rechten Weg (istikamet) betrifft, so ist dies der Mittelweg, den die Ehli Sunna ve-l´Cemaat gewählt haben. Aber leider haben sich die Ideen der Wahabiten und der Häretiker teilweise hinter der Bühne eingeschlichen, wie auch politische Hardliner und ein Teil der Atheisten, die nun Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge. Sie sagen, dass er – Gott bewahre! – nichts von Politik verstand und daher für das Kalifat ungeeignet war. Er konnte nicht regieren. Und auf Grund dieser ihrer ungerechten Anschuldigungen fühlen sich nun die Aleviten von den Sunniten brüskiert. In Wirklichkeit haben die Prinzipien und Grundsätze der Sunniten solche Ideen nicht zur Folge, sondern beweisen das Gegenteil. Auf Grund derartiger Ideen, wie sie von den Häretikern und den Atheisten kommen, können nicht die Sunniten verurteilt werden. Vielmehr sind die Sunniten mehr noch als die Aleviten Anhänger von Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, Sie erwähnen Hasret Ali, mit dem Gott zufrieden sein möge, in ihren Lobgebeten in einer Weise, die seiner würdig ist, während der Hutba (Freitagsgebet) und in ihren Gebeten. Besonders die Freunde Gottes und die (Lehrer), die (ihre Seele) geläutert (Asfiya) haben, und deren überwiegende Mehrheit der Schule (mesheb) der Ehli Sunna ve-l´Cemaat angehören, erkennen ihn als ihren Murschid und den König aller Gottesfreunde. Die Aleviten sollten besser die Häretiker und die Atheisten, die mit Recht die Feindschaft sowohl der Aleviten als auch der Sunniten verdient haben, links liegen lassen und nicht gegen die Leute der Wahrheit Front bilden. Ja ein Teil der Aleviten hat sogar den Sunniten zum Trotz die Sunna aufgegeben. Wie dem auch sei, wir haben über diese Angelegenheit schon zu viel gesprochen, denn sie ist unter den Ulemas (Gelehrten) bereits viel zu viel das Gesprächsthema.

Oh ihr Leute der Tradition und der Gemeinschaft, die ihr die Leute der Wahrheit seid! Ihr Aleviten, die ihr in eurer Liebe die Familie des Hauses als euren Weg gewählt habt! Bringt diesen bedeutungslosen, haltlosen, ungerechten und gefährlichen Streit unter euch möglichst schnell zu Ende! Sonst wird euch diese gegenwärtige atheistische Strömung mit starker Hand und in souveräner Weise als ein Instrument gebrauchen, um so den einen mit dem anderen zu erdrücken. Nachdem sie dann den einen unterworfen haben, werden sie auch noch das Mittel selbst zerbrechen. Da ihr aber Leute der Einheit (Tauhid) seid und es zwischen euch Hunderte grundsätzliche heilige Bande gibt, die Bruderschaft und Einheit unter euch (ittihad) anbefehlen, ist es überaus notwendig, nebensächliche Angelegenheiten, die nur zur Spaltung führen, aufzugeben.

 

Zweites Kapitel

 

 

»Wenn sie sich aber abwenden, dann sollst du sagen: Gott allein genügt mir. Es gibt keine Gottheit außer Ihm. Auf Ihn vertraue ich und Er ist der Herr des Gewaltigen Thrones.« (Sure 9, 129)

Über die zweite Wahrheit dieser Ayah. *

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