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Qries Qries Qries Qries Qries Qries

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Sechsundzwanzigster Brief

 

(Dieser Sechsundzwanzigste Brief besteht aus vier Kapiteln, die jedoch unabhängig voneinander sind.)

 

Erstes Kapitel - Neutralität

 

 

»Im Namen dessen, der gepriesen sei!« »Und kein Ding ist, das Ihn nicht in Dankbarkeit lobpreist.« (Sure 17, 44)

 

 

»Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen; Und wenn du vom Satan angestachelt wirst, so nimm deine Zuflucht zu Allah! Siehe, Er ist der Allhörende, der Allwissende.« (Sure 41, 36)

Zeugnis des Qur’an gegen den Teufel und seinen Anhang, um Iblis zum Schweigen zu bringen, den Teufel zur Vernunft zu rufen und die Anhänger der Auflehnung verstummen zu lassen. Dieses Erste Kapitel betrifft ein Erlebnis, durch das endgültig jene fürchterliche Intrige des Teufels widerlegt wurde, welche sich in der Neutralität des Urteils findet. Vor zehn Jahren hatte ich bereits einen Extrakt dieses Erlebnisses in den »Lemaat (Blitze)« niedergeschrieben. Es ist dies folgendermaßen:

Einmal, im Heiligen Monat Ramadan, elf Jahre vor der Abfassung dieser Abhandlung lauschte ich in der ehrwürdigen Bayezid Moschee in Istanbul der Rezitation der Hafidhe. Plötzlich war mir, als hörte ich eine Stimme von jemand, den ich aber nicht sah. Sie lenkte meinen Geist auf sich. Innerlich hörte ich ihr zu. Da sprach sie zu mir:

 

»Du betrachtest den Qur’an als sehr hoch, als besonders glänzend. Denke neutral und betrachte ihn dann! Das heißt, stell dir vor, er sei das Wort eines Menschen. Siehst du etwa noch jene Besonderheiten und jenen Schmuck?« Ich wurde tatsächlich in die Irre geführt, stellte ihn mir als Menschenwort vor und betrachtete ihn so. Da sah ich: Es war, als wäre in der Bayezid Moschee der Lichtschalter herumgedreht worden und alles in Dunkelheit versunken und ausgelöscht. Genauso begannen sich die glänzenden Strahlen des Qur’an bei dieser Annahme zu verbergen. Nun verstand ich, dass es der Teufel war, der mit mir sprach. Er versuchte mich in einen Abgrund zu stürzen. Da rief ich den Qur’an um Hilfe. Sofort drang Licht in mein Herz. Es gab mir die ganze Macht zur Verteidigung. Da nahm ich den Kampf gegen den Teufel auf, indem ich sagte:

 

Oh Satan! Neutral zu denken bedeutet, einen Platz zwischen zwei Fronten einzunehmen, wohingegen aber das, was von dir und deinen Schülern unter den Menschen als neutral zu denken bezeichnet wird, eine Bevorzugung der Gegenseite ist. Es ist keine Neutralität. Eine solche zeitweilige Annahme ist Glaubenslosigkeit. Denn den Qur’an als Menschenwort zu bezeichnen und zu betrachten und in dieser Weise zu denken, heißt, die entgegengesetzte Möglichkeit als Grundlage anzunehmen. Es ist die falsche Seite. Es ist keine Neutralität im Denken, vielmehr eine Parteinahme für die falsche Seite. Der Teufel antwortete:

 

»Wenn das so ist, dann sage, es ist nicht Allahs Wort, nicht das eines Menschen. Stelle dir einmal die Mitte vor!« Ich entgegnete:

 

Das ist auch unmöglich. Denn, wenn um ein Eigentum ein Rechtsstreit besteht und die beiden Kontrahenten nahe beieinander sind, eine örtliche Nachbarschaft besteht, dann wird dieses Eigentum in die Hand eines Dritten gegeben oder an einen Ort verbracht, der beiden zugänglich ist. Wer den Beweis erbringt, der erhält es. Wenn aber die beiden Kontrahenten sehr weit voneinander entfernt sind, einer im Osten, einer im Westen ist, dann verbleibt es prinzipiell in der Hand dessen, der der augenblickliche Besitzer ist. Denn es in der Mitte zu lassen, ist nicht möglich.

Nun ist aber der Qur’an ein kostbarer Besitz. Die beiden Kontrahenten jedoch sind so weit voneinander entfernt, wie das Wort eines Menschen vom Worte Gottes des Gerechten, ja sie sind vielmehr unendlich weit voneinander entfernt. So ist es also nicht möglich, ihn in der Mitte zwischen den beiden, wie Himmel und Erde voneinander entfernten Seiten, zu lassen. Ja es gibt gar keine Mitte. Denn da sie zwei Gegensätze sind, wie Sein oder Nichtsein, oder zwei Gegenpole, gibt es zwischen ihnen keine Mitte. Wenn das aber so ist, dann ist der augenblickliche Besitzer des Qur’an auf der Seite Gottes. Wenn das aber so ist, dann wird sein Verbleib in dessen Hand akzeptiert und dies ist dann der Status quo für die Beweisaufnahme. Kann die Gegenseite alle Beweise dafür, dass er das Wort Allahs ist, nacheinander widerlegen, mag sie ihre Hand nach ihm ausstrecken. Anderenfalls darf sie es nicht. Ohoh! Wer vermöchte diese tausenden unumstößlicher Beweise, mit denen gleich zwölfzölligen Nägeln dieser gewaltige, strahlende Diamant am Throne des Allgewaltigen befestigt ist, welche Hand vermöchte alle diese Nägel herauszureißen, seine Stützpfeiler abzusägen, um ihn herabzustürzen?!

Nun also, oh Teufel! Leute, die dir zum Trotz mit Herz und Verstand ein gerechtes Urteil zu fällen vermögen, werden auf diese Weise urteilen. Ja, bei dem geringsten Beweis verstärken sie noch ihren Glauben an den Qur’an. Was aber den Weg betrifft, den du und deine Schüler zeigen: Stellt man sich einmal den Qur’an als Menschenwort vor, das heißt, wenn jener herrliche Diamant, der mit dem Thron Gottes verbunden ist, zur Erde geworfen würde, so wäre anstelle all der Macht der Nägel und der Festigkeit vieler Beweise ein einziger Beweis dazu notwendig, ihn wieder von der Erde aufzuheben und am Throne des Geistes zu befestigen, um ihn aus der Finsternis des Unglaubens zu erretten und zu den Lichtern des Glaubens zu gelangen. Das zu erreichen ist jedoch sehr schwer. Deswegen verlieren in dieser Zeit durch deine Einflüsterung unter der Vorstellung, neutral zu denken, viele ihren Glauben.

 

Da wandte sich der Teufel wieder zu mir und sagte:

 

»Der Qur’an gleicht dem Wort der Menschen. Er ist nach Art menschlicher Redewendung. Also ist er Menschenwort. Wäre er Gotteswort, müsste er auch für Ihn schicklich sein, müsste in jeder Hinsicht einen außergewöhnlichen Stil haben. Geradeso wie Seine Kunst nicht der Kunst der Menschen ähnelt, so dürften auch Seine Worte ihnen nicht ähnlich sein.«

 

Ich antwortete ihm:

 

So wie unser Prophet, mit dem Friede und Segen sei, außer in seinen Wundern und Tugenden, doch Mensch blieb in seinen Handlungen, seinem Verhalten und in seinem Benehmen, so war er auch wie ein Mensch den alltäglichen Gesetzen Gottes und Seiner Schöpfung unterworfen und an sie gebunden. Auch er war der Kälte ausgesetzt, litt unter Schmerzen usw... Er nahm in all seinem Verhalten und Benehmen keine Sonderstellung ein, sodass er seiner Gemeinde durch seine Handlungen ein Vorbild, durch seine Haltung ein Wegweiser, in seinem ganzen Umgang ein Lehrer hätte sein können. Wäre er in seinem ganzen Verhalten außergewöhnlich gewesen, hätte er nicht ganz persönlich und in jeder Hinsicht ein Vorbild sein können, nicht für jeden der vollkommene Lehrer sein können, nicht in seiner ganzen Haltung Segen und Erbarmen für die Welt sein können.

In gleicher Weise gilt: Auch der höchstweise Qur’an ist ein Führer für alle bewusstseintragenden Wesen, ein Meister für alle Menschen und Dschinnen, ein Führer für die Vollendeten, ein Lehrer für die Leute der Wahrheit. Weil dies so ist, muss er notwendigerweise sicherlich von der gleichen Art sein wie die Ausdrucks- und Redeweise der Menschen. Denn Menschen und Dschinnen lernen von ihm zu bitten und zu beten, diskutieren ihre Probleme in seiner Sprache, gestalten ihm gemäß ihren sozialen Umgang usw... Er ist die Autorität für alle. Wäre der Qur’an in der gleichen Weise das Wort Gottes, wie Moses, mit dem Friede sei, es auf dem Berg Sinai hörte, die Menschen hätten nicht ertragen, ihn anzuhören, ihm zu lauschen, ihn als Autorität anzunehmen. Ein so großer Prophet wie Moses konnte es nicht ertragen, mehr als einige wenige Worte zu hören. Moses, mit dem Friede sei, sagte:

 

 

»Ist so Dein Wort? Gott sagte: Ich habe die Macht über alle Zungen.«

Der Satan wendete sich mir wiederum zu und sagte:

 

»Solche Probleme, wie die im Qur’an angeführten, behandeln viele Leute, wenn sie über den Glauben sprechen. Ist es etwa nicht möglich, dass ein Mensch deswegen im Namen des Glaubens so etwas verfassen könnte?«

 

Als Antwort erwiderte ich ihm im Lichte des Qur’an:

 

Erstens: Ein religiöser Mensch sagt in seiner Liebe zum Glauben: »Das ist richtig. Dies ist die Wahrheit. So lautet der Befehl Gottes.« Er wird aber nicht seine eigenen Worte Gott in den Mund legen. Er wird seine Grenzen nicht so grenzenlos weit überschreiten, selbst Gott zu spielen, an Seiner Statt zu sprechen.

 

 

»Wer ist ungerechter als der, der über Gott Lügen erdichtet.« (Sure 39, 32)

Er wird vor diesem Gesetz und Urteil zittern!

 

Und zweitens: Es ist keineswegs möglich, ja sogar hundertfach unmöglich, dass ein Mensch ganz allein dergleichen zu Stande gebracht und dabei auch noch erfolgreich gewesen sein könnte. Denn nur zwei einander nahe stehende Persönlichkeiten können einander nachahmen. Wenn sie von gleicher Art sind, können sie einer in des anderen Rolle schlüpfen. Zwei einander im Rang nahe stehende können einander in ihrer Stellung nachahmen. Vorübergehend können sie die Menschen täuschen. Sie können sie jedoch nicht für immer täuschen. Denn den Blicken der Aufmerksamen wird sich der Betrug in jedem Fall durch ihr Gehabe und die gezwungene Art in ihrem Verhalten und Benehmen zeigen. Ihre Täuschung wird sich nicht fortsetzen.

Hat ein Hochstapler nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem, den er zu spielen versucht, zum Beispiel, ein gewöhnlicher Mensch, der versuchte ein Genie wie Avicenna in seinem Wissen nachzuahmen oder ein Schafhirte, der versuchte, in die Rolle eines Königs zu schlüpfen, wird er sicherlich niemanden täuschen können, sich vielmehr zum Gespött machen. Seine ganze Erscheinung schreit es hinaus: Er ist ein Hochstapler!

Wollte man sich also nun aber, Gott bewahre, das ist hunderttausend Mal unmöglich! den Qur’an als das Wort eines Menschen vorstellen: Wie könnte dann ein Glühwürmchen sich tausend Jahre lang einem Observator ganz ungezwungen wie ein richtiger Stern darstellen? Und weiter, wie eine Mücke sich ein Jahr lang vor den Zuschauern ganz ungekünstelt wie ein Pfau aufspielen? Und weiter, wie ein Betrüger als einfacher Soldat die Haltung eines berühmten, hohen Generals zur Schau tragen, seinen Rang einnehmen, diesen lange Zeit beibehalten, ohne dass sein Betrug deutlich würde? Und weiter, wie ein Betrüger, ein verlogener Ungläubiger sich sein ganzes Leben lang, ohne irgendeine Unruhe zu zeigen, vor den Augen seiner Kritiker stets in seiner Erscheinung nach innen und nach außen hin als der getreueste und gläubigste Mensch aufspielen, sein unechtes Gehabe vor den Augen der Intelligenz verbergen?! Das ist aber hundert Mal unvorstellbar! Das kann kein vernünftiger Mensch für möglich halten. Dergleichen anzunehmen, ist zudem eine Wahnvorstellung wie die Annahme einer offensichtlichen Unmöglichkeit.

Desgleichen, wollte man sich den Qur’an als das Wort eines Menschen vorstellen, dann müsste das Wesen des »Deutlichen Buches«, das doch der so glänzende Stern der Gerechtigkeit am Himmel der islamischen Welt ist, der klar ersichtlich und immerwährend das Licht der Wahrheit ausstrahlt, oder vielmehr als die Sonne der Vollkommenheit verstanden wird, Gott bewahre! die erfundene und gefälschte Dichtung eines Betrügers in Gestalt eines Glühwürmchens sein, ohne dass diejenigen, die sich zunächst und eingehend mit ihr befassen, einen Unterschied bemerkt hätten, sie ihn vielmehr immer für einen hohen und erhabenen Stern und die Quelle der Wahrheit gehalten hätten. Das aber ist hundert Mal unmöglich und du Satan könntest überdies, auch wenn du deine Teufeleien noch hundertfach weiter triebest, niemanden dazu bringen, der das für möglich hielte! Du kannst einen unverdorbenen Verstand nicht betrügen! Du kannst die Leute nur dadurch täuschen, dass du sie dazu bringst, die Dinge mit einem großen Abstand zu betrachten! So zeigst du ihnen einen Stern, der so klein geworden ist wie ein Glühwürmchen!

 

Drittens: Wollte man außerdem den Qur’an als das Wort eines Menschen betrachten, so müsste diese für die Menschenwelt durch ihre Kultur, in ihrer Wirkung und in ihren Ergebnissen so geistvolle und Leben spendende, wie bezeugt, so konkrete, glückverheißende, so essentielle, wunderbare, mit so hohen Vorzügen so glänzend beschriebene, verborgene Wahrheit der »Unterscheidung« Gott bewahre! die primitive Gedankenspielerei eines einzelnen unbeholfenen und ungebildeten Betrügers sein, ohne dass die ihm zunächst stehenden und ihn eingehend betrachtenden großen Gelehrten und die verehrungswürdigen Koryphäen der Wissenschaft seine Fälschungen und das Werk seines Betruges jemals auf irgendeine Weise bemerkt haben sollten! Sie haben jedoch immer Vertrauenswürdigkeit, Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit an ihm gefunden!

In Anbetracht dessen, dass dies hundertfach unmöglich ist, wäre es, eine Persönlichkeit, die in ihrer ganzen Haltung, ihren Worten und Taten und in ihrem ganzen Leben Zuverlässigkeit, Glaube, Vertrauen, Wahrhaftigkeit, Aufrichtigkeit und Geradlinigkeit gezeigt und gelehrt, alle großen Persönlichkeiten darin unterrichtet hat, der selbst als der größte, strahlendste, erhabenste Charakter angesehen und betrachtet wird, als vollkommen unzuverlässig, vollkommen unehrlich und vollkommen glaubenslos zu betrachten, so als hielte man eine zur Potenz erhobene Unmöglichkeit für eine Realität, was jedoch einem Fieberwahn des Unglaubens gleich kommt, dessen sich selbst noch der Teufel schämen würde. Denn bei diesem Problem gibt es keine mittlere Lösung. Denn einmal den unmöglichen Fall angenommen, der Qur’an wäre nicht Gotteswort, es wäre, als fiele er in seinem Werte wie vom Throne Gottes zur Erde herabgestürzt. Einen Mittelwert gäbe es nicht. Anstelle einer Sammlung von Wahrheiten wäre er eine Quelle des Aberglaubens und der Wert jener Persönlichkeit, welche diesen wunderbaren Ferman aufgezeigt hat, müsste, wenn es Gott bewahre, es ist keineswegs so! nicht der Prophet wäre, von den Höchsten Höhen zum Niedrigsten aller Niedrigen herabstürzen und von seinem Rang, Quelle der Vollkommenheit zu sein, auf die Stufe eines Brunnens der Hinterlist hinabsinken. Einen Mittelwert gäbe es nicht. Denn wer im Namen Gottes eine Falschaussage macht, eine Lüge ausspricht, der fällt bis zur niedrigsten Stufe hinunter. Eine Mücke immer für einen Pfau anzusehen und in ihr ständig die Besonderheiten eines Pfaues zu erblicken, ist dermaßen unvorstellbar, dass auch ein solches Problem unvorstellbar wird. Es wäre dazu schon ein von Natur aus wahnsinniger, berauschter Dummkopf notwendig, der so etwas für möglich halten könnte.

 

Viertens: Des Weiteren wäre es notwendig, wollte man sich den Qur’an als das Wort eines Menschen vorstellen, obwohl doch der heilige Kommandant der mohammedanischen Gemeinschaft, der größten und herrlichsten Armee unter den Söhnen Adams, der Qur’an, der mit den offensichtlich machtvollsten Gesetzen, grundlegendsten Vorschriften, wirksamsten Anordnungen dieser ganzen großen Armee eine Disziplin gegeben hat, die sie befähigt, beide Welten zu erobern, seiner Befehlsgewalt unterstellt hat, der sie innerlich wie äußerlich dafür gerüstet hat und ihnen allen, jedem Einzelnen seiner Stufe entsprechend, Erkenntnis gelehrt, ihnen Herzensbildung gegeben, sich ihre Seelen dienstbar gemacht, ihr Gewissen gereinigt, ihre inneren und äußeren Organe, des Leibes und der Seele in den rechten Nutzen und Gebrauch genommen hat, dennoch die hundertfache Unmöglichkeit annehmen zu wollen, dass, Gott bewahre, möge Er es mir hunderttausend Mal verzeihen! der Qur’an eine kraftlose, bedeutungslose und jeder Grundlage entbehrende Erdichtung, eine Fälschung sein sollte; und weiter wäre es notwendig, sich eine Persönlichkeit, die in ihrem ganzen Leben durch ihre ernsthaften Bemühungen die Söhne Adams in den Gesetzen des Gerechten unterrichtet und durch ihr bescheidenes Verhalten den Menschen die Prinzipien der Wahrheit gelehrt hat und mit ihren klaren und vernünftigen Worten den Weg zur Geradlinigkeit und Glückseligkeit aufgezeigt und grundgelegt hat und die sich, wie die Geschichte ihres ganzen Lebens bezeugt, sehr vor der Strafe Gottes gefürchtet hat, Gott besser kannte und verkündete als jeder andere, die ein Fünftel der Menschheit über die halbe Erde hin seit 1350 Jahren ruhmreich befehligt hat, die eine Welt in Aufregung versetzt hat und auf die wegen ihrer ruhmreichen Taten mit Recht die ganze Menschheit, ja sogar die Welt stolz sein kann, sich dennoch, Gott bewahre, möge Er es mir hunderttausend Mal verzeihen! als einen Betrüger, der nicht an Gott glaubt und Ihn nicht fürchtet, keine Ehre kennt, auf der untersten Stufe der Menschheit vorzustellen und so hundert Unmöglichkeiten gleichzeitig als möglich anzunehmen. Denn bei diesem Problem gibt es keine mittlere Lösung. Denn den unmöglichen Fall einmal angenommen, der Qur’an wäre nicht Gottes Wort, so fiele er von Seinem Thron, könnte nicht in der Mitte bleiben. Vielmehr müsste man zugeben, dass er auf Erden Besitz eines Lügners würde. Weil aber das so ist, du Satan, kannst du, wärest du auch hundertfach ein Doppelter Satan, einen unverdorbenen Verstand nicht betrügen, ein aufrechtes Herz nicht überzeugen.

 

Wiederum sagte der Satan zu mir: »Wie könnte ich nicht? Ich habe die meisten Menschen getäuscht und viele berühmte Denker unter ihnen dazu gebracht, den Qur’an und auch Mohammed zu verleugnen.«

 

Antwort:

 

Erstens: Betrachtet man etwas aus großer Entfernung, so sieht das größte Ding so aus wie das kleinste Ding. Einen Stern kann man eine bloße Kerze nennen.

 

Zweitens: Betrachtet man etwas mit einem nur oberflächlichen und beiläufigen Blick, so erscheint ein ganz unmögliches Ding als möglich. So betrachtete einmal ein alter Mann im Ramadan den Himmel, um den Mond zu sehen. Da geriet ihm ein weißes Haar vor das Auge. Weil er jedoch ganz und gar damit beschäftigt war, nach dem Mond Ausschau zu halten und deswegen das Haar nur in der Folge, im Nachhinein, in zweiter Hinsicht wahrnahm, hielt er das Unmögliche für möglich.

 

Drittens: Nichtannahme ist eine Sache und Verneinung eine andere. Nichtannahme ist eine Gleichgültigkeit, ein Augenschließen und eine Urteilsunfähigkeit aus Unwissenheit. Auf diese Weise bleibt ihm die Unmöglichkeit vieler Dinge verborgen. Sein Verstand beschäftigt sich nicht damit. Was aber seine Leugnung betrifft, so handelt es sich dabei nicht darum, zu bestreiten, dass etwas da ist, sondern um die Annahme, dass etwas nicht da ist. Es ist ein Urteil. Um dieses muss sich sein Verstand bemühen. In dieser Lage beraubt ihn solch ein Teufel wie du seines Verstandes. Danach flößt er ihm seine Leugnung ein. Wohlan denn, oh du Satan! Du hast durch Gottvergessenheit, Irrglaube, Spitzfindigkeit, Eigensinn, Missdeutung, Stolz, Betrug, Verfall der guten Sitten und noch andere teuflische Listen und Ränke, die Falschheit als Wahrheit, Unmöglichkeit als Möglichkeit erscheinen lassen, diesen Tieren in der Gestalt unglückseliger Menschen Leugnung und Unglaube, die viele Unmöglichkeiten zur Folge haben, eingeflößt.

 

Viertens: Des Weiteren wäre es notwendig, wollte man sich den Qur’an als das Wort eines Menschen vorstellen, sich dieses Buch, das die Theologen, die Gelehrten und die Pole unter den Heiligen, die in der Welt der Menschen glänzen wie die Sterne am Himmel, sich klarsichtig zu einer Art Führer erwählt haben, das offensichtlich und fortwährend alle vollendeten Persönlichkeiten mit ihren verschiedenen Charakteren Recht und Gerechtigkeit, Wahrheit und Wahrhaftigkeit, Sicherheit und Geborgenheit lehrt, durch das die Glückseligkeit in beiden Welten, wie sie auf den Grundpfeilern der Glaubenswahrheiten und den Pfeilern der Lehren des Islam ruht, vermittelt wird, das durch seine Wirkung, wie sie oben angeführt ist und bezeugt wurde, notwendigerweise Recht ist, reine und lautere Wahrheit ist, ganz und gar richtig und vollkommen zuverlässig, als Träger des Gegenteils seiner eigenen Eigenschaften, Wirkungen und lichtvollen Ausstrahlung vorstellen, als, Gott bewahre, es ist keineswegs so! eine Erdichtung und Fälschung, eine Sammlung von Lügen betrachten, wovor sich selbst die Sophisten und die Teufel schämen und so etwas nicht wagen würden, und was zudem ein abscheulicher Fieberwahn des Unglaubens ist, und müsste sich zudem eine Persönlichkeit, die, wie der Glaube und das islamische Gesetz bezeigt und bezeugt, wie ihre außerordentliche Aufrichtigkeit nach der Übereinstimmung aller, ihre Reinheit und Lauterkeit in Dienst und Anbetung, die sie während ihres ganzen Lebens gezeigt hat, beweist, wie es die guten Sitten, die sie nach der Übereinstimmung aller gezeigt hat, erfordern, wie alle die Wahrhaftigen und die Vollendeten, die sie herangebildet hat, bestätigen, in höchstem Maße gläubig, standhaft, zuverlässig und getreu war, als, Gott bewahre, es ist keineswegs so! ungläubig, in höchstem Maße unzuverlässig und ohne jede Furcht vor Gott vorstellen und damit eine Unmöglichkeit in ihrer allerhässlichsten und abscheulichsten Art begehen und einen Irrtum, der in seiner Weise finster und völlig ungerecht ist.

 

Zusammenfassung: Wie bereits im Achtzehnten Zeichen des Neunzehnten Briefes erwähnt wurde, sagen Leute aus den unteren Bevölkerungsschichten über ihr Verständnis jenes Wunders, das der Qur’an ist, den sie nur allein durch Zuhören kennen: »Der Qur’an hat mit allen anderen Büchern der Welt, von denen ich gehört habe, keine Ähnlichkeit und nicht eines von ihnen kommt ihm an Wert gleich. Dementsprechend liegt der Wert des Qur’an entweder unter ihnen allen oder über ihnen allen. Da nun aber der Fall, dass er unter ihnen allen läge, unmöglich ist, kann dies kein Feind, ja noch nicht einmal der Teufel selbst behaupten, dies nicht akzeptieren. Dementsprechend steht der Qur’an über allen anderen Büchern. Dementsprechend ist er ein Wunder.

In gleicher Weise können dementsprechend auch wir mit absoluter Sicherheit, wie sie sich in der Methodologie und in der Logik aus der Grundlagenforschung und aus der Analyse ergibt, sagen:

Oh du Satan und ihr Satansschüler! Der Qur’an ist entweder Gottes Wort, das von Seinem gewaltigen Thron und Seinem gewaltigen Namen her gekommen ist, oder aber, Gott bewahre! Das ist keineswegs so! Möge Er es mir hunderttausend Mal verzeihen! die betrügerische Erdichtung und Erfindung eines glaubenslosen Menschen, der auf Erden Gott nicht kennt und Gott nicht fürchtet. Dies aber oh du Satan, konntest du wegen der obigen Beweise nicht sagen, kannst es nicht sagen und wirst es nicht sagen können. Da dies aber so ist, ist der Qur’an zwangsläufig und ohne allen Zweifel das Wort des Schöpfers aller Welten, denn ein Mittelding gibt es nicht, kann es nicht geben und ist auch unmöglich. Dies haben wir deutlich genug bewiesen. Das hast auch du gesehen und hast es gehört.

In gleicher Weise ist Mohammed, mit dem Friede und Segen sei, entweder der Gesandte Gottes, der vollkommenste unter allen Propheten und der gesegneteste unter allen Geschöpfen, oder aber man müsste ihn sich als einen Menschen vorstellen, der, Gott bewahre! Möge Er es mir hunderttausend Mal verzeihen! weil er Gott fälschlicher Weise bezichtigte, Ihn gar nicht kannte und nichts von Ihm wusste, an Seine Strafe nicht glaubte, als ein Glaubensloser auf die Stufe eines Niedrigsten aller Niedrigen herabstürzte *. Und dies, oh Teufel und ihr Philosophen Europas und Heuchler Asiens, die ihr seine Vertrauten seid! Ihr könnt das nicht sagen, nie gesagt haben, werdet es nicht sagen und nie sagen können. Denn in dieser Welt gibt es niemanden, der von einem solchen Fall hören will und so etwas akzeptieren könnte. Deswegen sagen selbst die schärfsten Gegner, Kritiker, Leugner und Zyniker unter den Philosophen, auf die du vertraust: »Mohammed der Araber, mit dem der Friede sei, war ein überaus kluger Mensch. Er war von einer ganz besonderen, edlen Wesensart.«

Da es nun bei diesem Problem nur zwei mögliche Lösungen gibt und da nun einmal die zweite Lösung nicht möglich ist und niemand für diese eintreten will, und da nun einmal der Beweis dafür schon mit unwiderlegbaren Zeugnissen erbracht worden ist, dass es eine Mittellösung nicht gibt, ist Mohammed der Araber, mit dem der Friede sei, zwangsläufig dir und deinen Teufelsgenossen zum Trotz ganz offensichtlich und mit der Sicherheit eigener Erfahrung der Botschafter Gottes und der edelste unter allen Seinen Gesandten. Er ist das vornehmste unter allen Seinen Geschöpfen.

 

 

»Mit ihm seien der Friede und so viele Segnungen wie es Engel, Menschen und Dschinnen gibt.«

 

 

Ein zweiter kleiner Einwand des Satans

 

 

»Kein Wort äußert er, ohne dass jemand die Aufsicht darüber führte. Doch die Stunde des Todes wird ihm die Wahrheit vor Augen führen. Das ist es, wovor du zeitlebens ausgewichen bist. Und die Trompete wird geblasen; das ist der angedrohte Tag. Und jede Seele wird kommen und mit ihr ein Fährmann und ein Zeuge. Du hast dich fürwahr nicht darum bekümmert. Doch nun haben wir dir die Binde abgenommen und nun siehst du heute scharf. Dann sagte sein Gefährte: ›Hier ist nun das, was mir bereit gehalten ist!‹ Werft, werft in die Hölle jeden widerspenstigen Ungläubigen!« (Sure 50, 18-24)

Während ich diese Ayat der Sura Qaf rezitierte, sagte der Satan: »Ihr glaubt, dass die allgemeine Verständlichkeit des Qur’an in seinem klaren und flüssigen Stil läge. Aber was springt er doch in diesem Qur’anvers von einem Gegenstand zum anderen! Vom Todeskampf springt er zur Auferstehung über. Vom Ertönen der Posaune leitet er zum Ende des Verfahrens über. Danach erwähnt er die Einfahrt zur Hölle. Wo bleibt bei dieser sprunghaften Erzählweise noch die Flüssigkeit des Stils? Der Qur’an vereinigt an den meisten Stellen solche weit voneinander entfernt liegenden Themen. Wo bleibt bei einer solchen unzusammenhängenden Formgebung noch der klare und flüssige Stil?«

 

Antwort: Unter den wichtigsten Wundern, wie sie für den Qur’an kennzeichnend sind, der in seiner Verkündigung selbst ein Wunder ist, findet sich seine Prägnanz und nach ihr seine Kürze. Kürze, das ist: Für das Wunder des Qur’an ein unumstößliches, unverwechselbares Kennzeichen von ganz besonderer Bedeutung. Dieses Wunder an Kürze ist im Weisen Qur’an so vielfältig und von einer solchen Schönheit, dass Wissenschaftler und Forscher darüber in Erstaunen geraten.

 

Zum Beispiel:

 

 

»Dann erging das Wort: Erde, verschlinge dein Wasser! Himmel, halt ein! Und das Wasser verschwand, und die Angelegenheit war zu Ende. Die Arche setzte am Berge Dschudi auf. Es wurde gesagt: Die Ferne sei mit dem Volk der Frevler!« (Sure 11, 44)

Hier wird die ganze, lange Geschichte der Flut und ihrer Auswirkungen in wenigen Sätzen so konzentriert und so wundervoll erzählt, dass sich viele Literaturkenner wegen einer solchen Kürze und Prägnanz in Verehrung niederwarfen.

 

Ein anderes Beispiel:

 

 

»Das Volk Thamud leugnete in seiner Widersetzlichkeit, als der Gemeine aufstand. Und es sagte zu ihnen der Gesandte Gottes: Die Kamelstute Gottes lasst trinken. Sie aber beschuldigten ihn und lähmten sie. Doch da kam ihr Herr in Seinem Zorn über sie und machte alles eben. Und Er fürchtete nicht die Folgen.« (Sure 91, 11-15)

Auf diese Weise also werden hier die bemerkenswerten und bedeutsamen Ereignisse, ihre Folgen und das böse Ende in wenigen Sätzen in wunderbarer Kürze klar und flüssig berichtet, ohne dass das Verständnis darunter leidet.

 

Noch ein weiteres Beispiel:

 

 

»Und gedenke Dhulnuns (wörtl. Fischmann, gemeint ist der Prophet Jonas), wie er im Zorn wegging und meinte, Wir hätten keine Gewalt über ihn. Er aber schrie aus der Dunkelheit (Bauch des Wals). Es gibt keinen Gott außer dir. Gepriesen seiest Du. Ich war in der Tat einer der Übeltäter.« (Sure 21, 87)

Wie viele Sätze sind doch zwischen

 

 

»...Wir hätten keine Gewalt über ihn.«

und

 

 

»Er aber schrie aus der Dunkelheit.«

ausgelassen worden! Was aber die nicht angeführten Sätze betrifft, so beeinträchtigen sie das Verständnis nicht. Sie schaden dem Ablauf nicht. In der Erzählung von Hasret Yunus sind die wichtigen und wesentlichen Dinge erwähnt. Alles Weitere bleibt der Phantasie überlassen.

In gleicher Weise sind einige sieben oder acht Sätze zwischen

 

 

»Sende mich!« (Sure 12, 45)

und

 

 

»Oh Yusuf, du Wahrhaftiger!« (Sure 12, 46)

in der Sura Yusuf um der Kürze willen übersprungen worden. Das Verständnis wurde dadurch in nichts beeinträchtigt. Dem Ablauf hat es nicht geschadet. Eine derart wunderbare Prägnanz findet sich im Qur’an sehr häufig. Sie ist auch sehr schön.

Was aber die Ayat in der Sura Qaf betrifft, so sind diese von einer einzigartigen und bezaubernden Prägnanz. Denn sie legen den Finger auf eine Zukunft, in der für die Ungläubigen ein Tag gleich fünfzigtausend ganz entsetzliche und furchtbar lange Jahre sein werden und nacheinander auf die bedeutenden, schmerzhaften Ereignisse, die in schrecklichen Revolutionen über den Häuptern der Ungläubigen hereinbrechen werden. Sie lassen unsere Vorstellung blitzschnell über sie hinwegeilen. Sie führen uns diese so sehr lange Zeit, wie auf einem Bogen Papier gemalt, vor Augen. Die Ereignisse werden unter Nichterwähnung des der Phantasie überlassenen in einer hohen und flüssigen Ausdrucksweise erzählt.

 

 

»Wenn der Qur’an gelesen wird, höret ruhig und aufmerksam zu, sodass ihr Barmherzigkeit erlangen möget!« (Sure 7, 204)

Wohlan nun, oh du Satan! Sprich, wenn du noch etwas zu sagen hast!

 

Und der Teufel sagte: »Ich kann nicht dagegen ankommen. Ich kann nichts mehr zu meiner Verteidigung anführen. Doch gibt es noch viele Dumme, die mir zuhören und viele Teufel in Menschengestalt, die mir helfen und viele Pharaonenstolze unter den Philosophen, die in diesen Fragen von mir Unterricht erhalten, der ihrer Ichsucht schmeichelt. Sie werden die Verbreitung von solchen Worten wie den deinen verhindern. Deshalb strecke ich vor dir nicht die Waffen.«

 

 

»Gepriesen seist Du! Wir haben kein Wissen außer dem, das Du uns gelehrt hast. Denn Du bist der Allwissende, der Allweise.« (Sure 2, 32)

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Zweites Kapitel -Verschiedene Persönlichkeiten – verschiedene Charaktere Dieses Kapitel wurde auf Grund des Erstaunens derer geschrieben, die mir ständig zu Dienst sind und sich über mein so seltsam widersprüchliches Verhalten (wunderten) und um die über die Maßen gute Meinung wieder zurechtzurücken, die zwei meiner Schüler über mich (hatten).

Ich sehe, dass einige so vollkommene Dinge, die eigentlich den Wahrheiten des Allweisen Qur’an entstammen, dem Überbringer zugeschrieben werden, der diese Wahrheiten verkündigt. Und das ist falsch. Denn die Heiligkeit der Quelle erweist sich als ebenso kraftvoll wie viele Beweise, wodurch ein Urteil für die Allgemeinheit annehmbar wird. Wann immer der Verkünder oder Anwalt sie in den Schatten stellt, das heißt, sich selbst in den Mittelpunkt rückt, geht die Wirksamkeit der Heiligkeit der Quelle verloren. Es ist auf Grund dieses Geheimnisses, dass ich meinen Brüdern, die mir weit mehr Aufmerksamkeit zuwenden, als mir zukommt, eine Wahrheit erklären möchte. Es ist dies wie folgt.

Ein Mensch kann verschiedene Persönlichkeiten verkörpern. Diese Persönlichkeiten können ganz verschiedene Charaktere darstellen. Zum Beispiel: ein hoher Beamter trägt in seiner Amtsstube eine Persönlichkeit, die Würde (vakar) erfordert. Seine Haltung erfordert es von ihm, die Ehre seines Amtes zu wahren. Zum Beispiel: wollte er sich seinen Besuchern gegenüber bescheiden zeigen, so wäre das eine Herabwürdigung seines Amtes. Doch wird in seinem eigenen Hause von seiner Persönlichkeit erwartet, dass diese entgegen seiner Amtsperson andere Verhaltensweisen zeigt und es wäre gut für ihn, je bescheidener er ist. Zeigte er hier etwas von seiner Würde (vakar), so wäre es Stolz. u.dgl... Das heißt, dass ein Mensch im Verhältnis zu seinen Aufgaben eine Persönlichkeit hat, die seiner wahren Persönlichkeit in vielen Punkten widerspricht. Wenn der Herr seiner Aufgabe wahrhaft würdig ist und sie vollkommen auszufüllen vermag, kommen diese zwei Persönlichkeiten einander näher. Wenn er seiner Aufgabe nicht gewachsen ist, z.B. ein einfacher Soldat auf den Posten eines Marschalls erhoben wird, so klaffen diese beiden Persönlichkeiten weit auseinander. Die Persönlichkeit eines einfachen Soldaten mit ihren bescheidenen, untergeordneten Eigenschaften ist unvereinbar mit der Persönlichkeit eines Marschalls und dem hohen und edlen Charakter, den sein Stand (makam) erfordert.

So gibt es denn in diesem euren niederen Bruder drei Persönlichkeiten. Sie sind voneinander weit entfernt, ja in der Tat wirklich sehr weit voneinander entfernt.

 

Die erste Person: In Anbetracht dessen, dass ich der Verkünder jenes erhabenen Schatzes bin, welcher der Qur’an ist, ist mir vorübergehend eine Persönlichkeit zu Eigen, die ganz allein dem Qur’an gehört. Der hoch erhabene Charakter, der von einer solchen Stellung eines Verkünders verlangt wird, ist nicht mein Charakter; ich besitze ihn nicht. Vielmehr ist es ein Charakter, den diese Stellung, diese Aufgabe erfordert. Was immer von dieser Art ihr in mir sehen mögt, gehört nicht mir. So betrachtet mich denn nicht in diesem Zusammenhang. Es gehört zu meinem Stand (makam).

 

Die zweite Person: Zur Gebetszeit wird mir durch die Güte (ihsan) Gottes des Gerechten für die Zeit, die ich mich der Schwelle Gottes zuwende, eine Person gegeben, eine Persönlichkeit, die gewisse Kennzeichen trägt. Diese Persönlichkeit erwächst aus dem, was die Wesenselemente des Dienstes und der Anbetung sind: »Seine Fehler kennen, seine Schwäche und Armseligkeit verstehen, in seiner Niedrigkeit an der Schwelle Gottes Zuflucht suchen.« Mit Hilfe dieser (zweiten) Person erkenne ich mich selbst mehr als jeder andere als niedrig, schwach, armselig und fehlerhaft. Sollte auch die ganze Welt mich feiern und lobpreisen, sie könnten mich nicht davon überzeugen, dass ich ein guter und vollkommener (Mensch) bin.

 

Die dritte Person: Dies ist meine wahre Persönlichkeit, d.h. die Persönlichkeit des Alten abgetakelten Said, also einige Adern aus dem Erbe des Alten Said. Der neigt manchmal zur Heuchelei und Geltungssucht. Und weil ich auch nicht aus vornehmem Hause stamme, so kann man bisweilen niedere Charakterzüge, wie eine Neigung zur Sparsamkeit bis zum Geiz, beobachten.

Meine Brüder! Ich möchte euch nun nicht ganz vertreiben, wenn ich euch noch alle meine verborgenen Fehler und Schlechtigkeiten beschreibe.

Und da ich also nun nicht so begabt bin wie meine Brüder und auch keinen hohen Rang (makam) bekleide, so ist denn diese (dritte) Person sehr weit davon entfernt, den Charakter und die Merkmale zu zeigen, die bei einem Verkünder oder im Dienst und in der Anbetung Gottes (erwartet werden).

Des Weiteren hat Gott der Gerechte nach dem Grundsatz

 

 

»Wo Gott geben will, ist keine Fähigkeit eine Bedingung.«

in Seinem Erbarmen Seine Macht (kudret) über mir in der Weise gezeigt, dass er diese meine Persönlichkeit wie den niedersten einfachen Soldaten in den Dienst an den Geheimnissen des Qur’an gestellt hat wie auf den höchsten Platz (makam), einem Marschall entsprechend.

Hunderttausend Mal Dank!...

Die Seele (nefs) ist niederer als alles, die Aufgabe ist höher als alles...

 

 

»Lob und Dank sei Gott! Dies ist von der Güte (fadl) meines Herrn.«

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Drittes Kapitel - Nationalismus

 

 

»Im Namen Gottes, des Erbarmers, des Barmherzigen. Oh ihr Menschen! Wir haben euch aus einem männlichen und einem weiblichen (Wesen) erschaffen und euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr euch kennen lernt.« (Sure 49, 13)

das heißt:

 

 

»Ich habe euch als Völker, Stämme und Nationen erschaffen, damit ihr euch untereinander und eure Beziehungen zueinander im sozialen Leben kennenl ernen und einander helfen sollt. Ich habe euch nicht zu verschiedenen Völkerstämmen erschaffen, damit ihr einander als Fremdlinge betrachten und verleugnen und einander in Feindschaft und als Gegner behandeln sollt.«

Dieses Kapitel enthält »Sieben Themen«.

 

Erstes Thema: Da die erhabene Wahrheit, welche in den obigen Versen zum Ausdruck kommt, sich mit dem sozialen Leben beschäftigt, war ich dazu gezwungen, ihr nicht mit den Worten des Neuen Said Ausdruck zu verleihen, der sich doch aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen hat, sondern sie mit den Worten des Alten Said zu beschreiben, der noch mit dem islamischen Gemeinschaftsleben verbunden war, in der Absicht, dem doch so ruhmreichen Qur’an einen Dienst zu erweisen und zugleich mit dem Gedanken, ihm eine Schutzmauer gegen die ungerechten Angriffe zu errichten.

 

Zweites Thema: Um den Grundsatz eines »gegenseitigen sich Kennenlernens und einander Helfens« zu erläutern, auf den diese Ayah verweist, sagen wir: Eine Armee unterteilt sich in Divisionen, eine Division in Regimenter, ein Regiment in Bataillone und Kompanien und dann in Züge, sodass jeder einfache Soldat seine verschiedenen und vielfältigen Rangordnungen kennen möge und wissen, welches die diesen Rangordnungen entsprechenden Funktionen sind... sodass die Offiziere je nach Rang und Stellung dem Grundsatz gegenseitiger Hilfeleistung entsprechend ihre alles umfassende Aufgabe versehen können und so ihr Leben in der Gemeinschaft vor den Angriffen des Feindes geschützt sein möge. Denn anderenfalls käme es zu Zerwürfnissen und Spaltungen. Die eine Kompanie würde gegen eine andere Kompanie streiten; das eine Bataillon wäre mit einem anderen verfeindet; und das eine Regiment würde gegen ein anderes Regiment zu Felde ziehen. In der selben Weise gleicht die islamische Gesellschaft insgesamt einer riesigen Armee, die in verschiedene Stämme und Völker unterteilt ist. Und doch gibt es in ihr Tausende und abermals noch einen einigende Aspekte. Ihr Schöpfer ist eins. Ihr Versorger ist eins. Ihr Prophet ist eins. Ihre Gebetsrichtung ist eins. Ihr Buch ist eins. Das (jeweilige) Land (in dem sie miteinander leben) ist eins. Tausend Male eins. So viele Male Einssein verlangt nach Brüderlichkeit, Liebe, Einheit. Das heißt, die Unterteilung in Völker und Stämme, wie sie in der Ayah erklärt wird, sollte dem gegenseitigen Kennenlernen und einander Helfen dienen und nicht dazu, (diese Verschiedenheit) einander abzustreiten, und nicht dazu, einander Feindschaft entgegenzubringen!...

 

Drittes Thema: Der nationale Gedanke hat sich in diesem Jahrhundert weit verbreitet. Besonders die Despoten Europas mit ihren Intrigen erwecken (diesen Gedanken) in der islamischen (Welt) in seiner negativen (nationalistischen) Form, sodass sie (diese Länder) spalten und (ihren Imperien) einverleiben können.

Ferner liegt im Nationalismus ein gewisser Reiz für die Seele (nefs), ein gottvergessenes Vergnügen, eine unheilvolle Macht (kuvvet). Daher kann man in dieser Zeit denen, die sich mit dem gesellschaftlichen Leben beschäftigen, nicht sagen: »Lasst diesen nationalistischen Gedanken fahren!« Doch der nationale Gedanke hat seine zwei Seiten (im Gefolge). Der eine ist negativ, unheilvoll, schädlich und ernährt sich dadurch, dass er den anderen verschlingt; besteht fort in der Aggression gegen den anderen; liegt immer auf der Lauer und ist ständig auf dem Sprung. Darin liegt der Grund zu Streit und Hass. Deshalb heißt es in einem ehrwürdigen Hadith

 

 

»Der Islam hat den Nationalismus der Vorzeit (Cahiliyya) abgeschafft.«

Und der Qur’an bestimmt:

 

 

»Damals, als die Ungläubigen es zuließen, dass ihre Herzen die Flamme des Nationalismus der Vorzeit erfüllte, worauf Gott Seine Ruhe auf den Propheten und die Gläubigen herabsandte und sie auf das Wort der Gottesfurcht verpflichtete. Und sie waren dazu die geeigneten Leute. Und Gott kennt alle Dinge.«

So weisen denn diese ehrwürdige Hadith und diese ehrenwerte Ayah den schlechten Rassismus und Nationalismus kategorisch zurück. Denn der gute und heilige Gedanke einer islamischen Nation lässt dafür keine Notwendigkeit über. Und welches Volk gäbe es denn, das dreihundertundfünzig Millionen Mitglieder zählte? Und was für ein Rassismus könnte seinen Anhängern so viele Brüder – und noch dazu Brüder für Zeit und Ewigkeit! – bescheren wie der Islam? Und dabei hat noch der Gedanke des Nationalismus in der Geschichte sehr viel Unheil angerichtet.

Zum Beispiel: Die Omayyaden beleidigten die islamische Welt, indem sie nationalistische Gedanken mit ihrer Politik vermischten und zogen dadurch zugleich sehr viel Unheil auf sich herab. So hat sich auch unter den Völkern Europas der Rassismus sehr weit verbreitet und dadurch hat sich neben der so unheilvollen ewigen Feindschaft zwischen Franzosen und Deutschen in den fürchterlichen Ereignissen während des Weltkrieges gezeigt, welch eine zerstörerische (Wirkung) der Nationalismus über die Menschheit gebracht hat. Zudem wurden auch hier bei uns zu Beginn der Freiheit (also der zweiten Verfassung seit 1908 – A.d.Ü.) – wie in der Zeit der Zerstörung des Turms von Babel die »Verästelung der Völker«, die auch als die Babylonische Sprachverwirrung bezeichnet wird und durch welche Verästelung sie dann (in alle Welt) zerstreut wurden – aus nationalistischen Gedanken heraus vor allem bei den Griechen und Armeniern sehr viele Flüchtlingsorganisationen, sogenannte »Clubs« gebildet, welche dann ihrerseits wieder eine Spaltung der Herzen herbeiführten. Und von da an bis heute hat der Zustand derer, die den Fremdlingen auf den Leim gekrochen waren und verloren gegangen sind, gezeigt, welche Zerstörungen der Nationalismus angerichtet hat.

Heute, wo die Völker und Stämme der islamischen Welt einander am meisten brauchen und eines noch mehr unterdrückt ist als das andere, noch ärmer ist als das andere und unter der Fremdherrschaft zu leiden hat, einander unter nationalistischen Gedanken als Ausländer anzusehen und einander als Feinde zu betrachten, ist eine solche Katastrophe, wie sie gar nicht beschrieben werden kann. Wollte jemand, weil er nicht von einer Mücke gestochen werden will, einer gefährlichen Schlange den Rücken kehren, um sich gegen einen Mückenstich zur Wehr zu setzen, so wäre das der gleiche Wahnsinn wie, der Idee des Rassismus entsprechend, den Staaten Europas, riesenhaften Drachen vergleichbar, keine Aufmerksamkeit schenken zu wollen, zu einer Zeit, wo diese in ihrer unersättlichen Gier ihre Krallen öffnen, ja sogar ihnen auch noch zu helfen, und dabei den Mitbürgern in den östlichen Provinzen, oder den Glaubensbrüdern im Süden gegenüber Feindschaft zu nähren und Front gegen sie zu machen, verursacht einen Schaden bis hin zur Vernichtung. Grundsätzlich gibt es unter denen dort im Süden keinen Feind, gegen den wir Front machen müssten. Was aus dem Süden zu uns gelangt ist, sind die Strahlen des Qur’an. Zu uns gekommen ist das Licht des Islam. Es ist in uns und findet sich überall.

Was also die Feindschaft gegen unsere Glaubensbrüder betrifft, berührt den Islam und damit indirekt auch den Qur’an. Eine Feindschaft gegenüber Islam und Qur’an ist eine Art Feindschaft gegenüber dem Leben in dieser Welt und gegenüber dem Leben in jener Welt aller unserer Mitbürger. Zu behaupten, man wolle als guter Patriot dem gesellschaftlichen Leben dienen und dabei doch die beiden Fundamente des Lebens zu zerstören, ist kein Patriotismus sondern eine Idiotie!...

 

Viertes Thema: Positiver Nationalismus erwächst aus einem inneren Bedürfnis nach sozialem Leben und ist der Grund für eine stillschweigende Hilfeleistung und Solidarität, stellt eine wohltuende Macht (kuvvet) sicher und ist ein Mittel zu einer weiteren Stärkung islamischer Bruderschaft.

Diese positive nationale Gesinnung muss dem Islam dienen, seine Festung sein, seine Panzerwehr sein, darf nicht seine Stelle einnehmen. Denn es gibt da innerhalb der islamischen Bruderschaft noch eine tausendfache Bruderschaft. In der bleibenden Welt und in der Welt des Zwischenreiches (bersah) bleibt diese Bruderschaft weiterhin bestehen. Doch wie stark auch immer eine Bruderschaft in nationalem Sinne sein mag, sie kann immer nur eine Art Umkleidung für sie sein. Doch sie an ihrer Stelle aufzurichten, käme einem törichten Verbrechen gleich, als wollte man mit den Steinen einer Burg die Juwelen aus dem Schatz dieser Burg ersetzen und statt dessen die Juwelen fortwerfen.

Wohlan denn, ihr Kinder dieses Landes, die ihr doch das Volk des Qur’an seid! Als Bannerträger des Ehrwürdigen Qur’an habt ihr nicht sechshundert Jahre, nein tausend Jahre, seit der Zeit der Abbassiden, die ganze Welt herausgefordert und den Qur’an bekannt gemacht. Ihr habt eure Nation (milliyet) zu einer Burg für den Qur’an und den Islam (Islamiyet) gemacht. Ihr habt das ganze Diesseits zum Schweigen gebracht und alle die furchtbaren Angriffe zurückgeschlagen.

 

 

»Gott wird ein Volk hervorbringen und es lieben und es wird Ihn lieben. Sie werden auf Gottes Wegen streiten, bescheiden gegenüber den Gläubigen, kraftvoll gegenüber den Ungläubigen.« (Sure 5, 54)

Diese Ayah habt ihr aufs Beste bestätigt. Nun solltet ihr euch davor hüten, ja geradezu fürchten, den Ränkespielen der Europäer und aller fränkisch gesinnten Heuchler zu folgen, dadurch dass ihr diese oben zitierte Ayah bestätigt!...

Hier noch ein bemerkenswerter Umstand: Obwohl das Volk der Türken unter den islamischen Völkern das am weitesten (d.h. über halb Asien – A.d.Ü.) verbreitete ist, sind doch Türken an allen Enden der Erde Muslime. Sie sind nicht so wie die anderen Völker in Muslime und Nichtmuslime unterschieden und aufgeteilt in zwei Gruppen. Wo immer ein türkischer Volksstamm lebt, sind es Muslime. Türken, die aus der islamischen Gemeinschaft ausgetreten oder nicht Muslime geworden sind, sind damit gleichzeitig auch aus der Gemeinschaft der Turkvölker ausgeschieden, wie z.B. die Ungarn. Dabei leben doch selbst unter den kleinen Volksgemeinschaften Muslime und Nichtmuslime.

Oh mein türkischer Bruder! Achte ganz besonders darauf! Bei dir sind Milliyet und Islamiyet eine Einheit miteinander eingegangen und können nicht mehr voneinander getrennt werden. Willst du sie voneinander trennen, gehst du unter! Alle deine ruhmreichen Taten sind in das Buch dieser Islamiyet eingegangen. Obwohl diese ruhmreichen Taten durch keine Macht der Welt ausgelöscht werden können, sollst du sie doch auch nicht durch die Listen und Einflüsterungen des Teufels aus deinem Herzen löschen!..

 

Fünftes Thema: In Asien sind die Völker erwacht, halten am nationalen Gedanken fest und ahmen Europa in jeder Hinsicht haargenau nach, ja verhalten sich dabei so, dass sie auf diese Weise selbst die ihnen heiligen Ideale zum Opfer bringen. Dabei trägt ein jedes Volk seinen besonderen Umständen entsprechend ein unterschiedliches Gewand. Und wenn auch der Stoff dabei der gleiche wäre, muss doch der Stil notwendigerweise immer wieder anders ausfallen. Eine Frau kann nicht die Uniform eines Polizisten anziehen, sowie man auch einem alten Hoca nicht das Kleid einer Tangotänzerin anziehen würde. »Blinde Nachahmung gerät leicht zur Maskerade.« Denn:

 

Erstens: Gleicht Europa einer Handelsniederlassung oder einem Heerlager, so Asien einem Acker oder einer Moschee. Kann ein Kaufherr (am Abend) einen Ball besuchen, ein Bauer kann es nicht. Die Atmosphäre in einem Heerlager kann nicht gleich sein der Atmosphäre in einer Moschee.

Zudem ist (die Tatsache, dass) die meisten Propheten (alter Zeit) in Asien erschienen sind, während die Mehrzahl der Philosophen (neuerer Zeit) aus Europa kamen, ein Zeichen, ein Hinweis urewigen Vorauswissens (qader), dass es der Glaube und das Herz sein werden, die den Völkern Asiens ein geistiges Erwachen schenken, eine innere Entwicklung bringen, eine eigenverantwortliche Regierung lehren werden. Was aber ihre (alte) Philosophie und Weisheit betrifft, so sollen sie dem Glauben und dem Herzen helfen und nicht sie ersetzen.

 

Zweitens: Den islamischen Glauben mit dem christlichen Glauben zu vergleichen und dann ebenfalls dem Glauben gegenüber abständig zu werden, so wie das in Europa bereits geschehen, ist ein sehr großer Fehler. Denn Europa hat zunächst einmal seine beherrschende Religion. So zeigen vor allem die Großen Europas wie Wilson, Lord George oder Veniselos, (in deren Leben) die Religion eine ebenso beherrschende Rolle spielt wie bei ihren Priestern: Europa hat seine beherrschende Religion und praktiziert sie auch in gewisser Weise.

 

Drittens: Ein Vergleich zwischen dem muslimischen Glauben und dem christlichen ist ein unpassender Vergleich. Dieser Vergleich ist einfach falsch. Denn zu einer Zeit, in der Europa noch zutiefst religiös war, da kannte es noch kaum eine Zivilisation. Erst nach (der Reformation und) dem Bruch mit dem (katholischen) Glauben begann die (moderne) Zivilisation.

Überdies verursachte der Glaube (von der Reformation 1517 bis zur Revolution 1789 – A.d.Ü.) jahrhundertelange Kämpfe zwischen (den Nationen). Er wurde zu einem Mittel in der Hand der ungerechten Tyrannen, welche die Ungebildeten, die Armen wie die Gebildeten (in gleicher Weise) unterdrückten, woraus bei ihnen allen vorübergehend ein Unwille gegenüber dem Glauben erwuchs. Was aber den Islam betrifft, so bezeugt die Geschichte, dass er außer einer einmaligen (bewaffneten) Auseinandersetzung niemals Ursache (eines Krieges zwischen islamischen Nationen) war. Wann immer also das islamische Volk ernsthaft seinem Glauben anhing, machte es auch dementsprechend große (zivilisatorische) Fortschritte. Dafür ist der größte Lehrer Europas, der islamische Staat in Andalusien Zeuge.

Und wann immer die islamische Gemeinde in einen Zustand der Gleichgültigkeit gegenüber ihrem Glauben verfiel, so stürzte sie auch in einen Zustand des Elends und des Verfalls.

Zudem hat der Islam durch die Verpflichtung zum Sekat und das Zinsverbot und Tausender ähnlicher Gebote der Barmherzigkeit (schefkat) die Armen und Ungebildeten beschützt.

 

 

»Haben sie denn keinen Verstand?« (Sure 36, 68) »Wollen sie denn nicht nachdenken?« (Sure 6, 50) »Wollen sie denn nicht aufmerken?« (Sure 4, 82)

Mit diesen und ähnlichen Worten ruft (der Qur’an) Verstand und Wissenschaft als Zeugen an, ermahnt (die Gläubigen), beschützt ihre Wissenschaftler. Auf diese Weise war der Islam stets eine feste Burg und ein Zufluchtsort für die Armen und (zugleich auch Hort der Bildung für die) Leute der Wissenschaft. Darum gibt es auch keinen Grund zum Unmut gegenüber dem Islam. Die Weisheit und der Grund dafür, dass das Christentum und alle anderen Religionen sich vom Islam unterscheiden, ist folgender:

Die Basis des Islam ist die lautere Einheit Gottes (Tauhid). Er spricht den Mitteln und Ursachen keine tatsächliche Wirkung zu, spricht ihnen hinsichtlich Erschaffung und Rang (makam) keinen Wert zu. Was aber das Christentum betrifft, so misst es den Ursachen und Wirkungen einen Wert bei, weil es den Gedanken der Sohnschaft angenommen hat. Es bricht nicht mit dem Egoismus. Es ist, als ob es einen Funken der Herrschaft Gottes seinen Großen und seinen Heiligen zuspräche. So bestätigen sie die Ayah:

 

 

»Sie haben ihre Gelehrten und ihre Mönche zu Herren an Gottes statt angenommen.« (Sure 9, 31)

Aus diesem Grund haben sich die Christen, welche in irdischer Hinsicht die höchsten Positionen einnehmen, ihren Stolz und ihren Egoismus bewahrt und können doch, wie der letzte amerikanische Präsident, Wilson, praktizierende Anhänger ihres Glaubens sein. Im Islam hingegen, der die Religion der lauteren Einheit Gottes (Tauhid) ist, müssen diejenigen, welche in irdischer Hinsicht eine hohe Position einnehmen, entweder ihren Egoismus und ihren Stolz aufgeben, oder aber ihren Glauben wenigstens teilweise aufgeben. Aus diesem Grund bleibt ein Teil von ihnen gleichgültig oder verliert seinen Glauben.

 

Sechstes Thema: Zu denen, die in ihren üblen nationalistischen und rassistischen Gedanken jedes Maß verlieren, sagen wir:

 

Erstens: Unsere Erde und besonders dieses, unser Land, hat von alters her ganze Völkerwanderungen, Vertreibungen und Flüchtlingsströme gesehen. Seitdem der Sitz der islamischen Regierung in diesem Lande aufgerichtet worden ist, sind viele (Menschen) aus fremden Völkern wie die Motten in unser Land eingefallen und haben sich darin niedergelassen. Unter diesen Umständen kann man die verschiedenen Völker nur noch voneinander unterscheiden, wenn die Wohlverwahrte Tafel enthüllt wird. Weil dies aber so ist, ist es nicht nur sinnlos, nein, geradezu gefährlich, auf dem Boden einer pur rassistischen Idee eine nationalistische Bewegung zu errichten. Aus diesem Grunde fühlte sich einer der Anführer dieser unseligen Rassisten und Nationalisten, einer, dem seine Religion gleichgültig geworden ist, dazu gezwungen, zu sagen: »Wenn Glaube und Sprache eins sind, ist das Volk eins.« Da dies aber so ist, muss man sich nicht um die Reinerhaltung der Rasse kümmern, sondern um das Verhältnis von Glaube, Sprache und Heimat. Wenn diese drei eins sind, dann ist auch das Volk stark. Selbst wenn eines von ihnen fehlt, bleibt dennoch die Nation per definitionem gewahrt.

 

Zweitens: Wir wollen hier nun zwei Beispiele von Hunderten von Vorzügen aufzeigen, wie das soziale Leben der Kinder dieses Landes (aus dieser Idee einer Zugehörigkeit) zum geheiligten Volk des Islam gewonnen hat:

 

Erstens: Was es dem islamischen Staat mit seinen zwanzig-dreißig Millionen (Bürgern) entgegen allen großen Staaten Europas ermöglichte, sein Leben und Dasein zu bewahren, war folgender Gedanke, wie er das Heer des Staates (beseelte) und der dem Qur’an entstammt: »Werde ich getötet, falle ich als ein Zeuge (Schehid) und habe ich getötet, (so kehre ich wieder heim) als ein Bekenner (Ghasi).« Im Feuer ihrer Liebe (aschk) und Begeisterung gingen sie dem Tod entgegen und lachten ihm ins Gesicht. Stets brachten sie Europa zum Zittern. Was in aller Welt könnte man der Seele (ruh) eines einfach denkenden Soldaten mit reinem Herzen als Grund für eine so erhabene Opferbereitschaft anbieten? Was für eine Art Patriotismus könnte man an seine Stelle setzen und ihn so dazu bringen, sein Leben, alles, was er ist und hat, freiwillig zum Opfer zu bringen?

 

Zweitens: Wann immer der europäische Drache (die Großmächte) diesem islamischen Reich einen Schlag versetzte, schrien dreihundertfünfzig Millionen Muslime auf und weinten. So haben denn die Kolonialherren, um ihnen keine Schmerzen und Leiden zuzufügen, ihre Hände wieder zurückgezogen, ihre (bereits zum Schlag) erhobene Hand wieder sinken lassen. Was für eine Kraft (kuvvet) könnte man an die Stelle einer solchen inneren, beständigen, moralischen, doch in keiner Weise zu unterschätzenden Kraft setzen? Sollen sie uns das doch einmal sehen lassen! Diese gewaltige innere moralische Kraft darf nicht durch einen üblen Nationalismus und selbstherrlichen Patriotismus beleidigt werden!

 

Siebentes Thema: Denen, die ihren üblen Nationalismus und ihre übertriebene Begeisterung für die Heimat hervorkehren, möchte ich sagen:

Wenn ihr dieses Land wirklich liebt (schefkat) und euch so sehr dafür begeistern könnt, so soll euer Patriotismus in der Weise sein, dass eure Liebe der Mehrheit (seiner Bewohner) gelten möge. Andernfalls ist ein Dienst, der sich einer Mehrheit gegenüber unbarmherzig (merhamet) verhält, um einer Minderheit, die gar kein Mitleid (schefkat) braucht, zu einem vorübergehenden Zusammenleben in Gottvergessenheit (ghaflet) zu verhelfen, überhaupt gar kein Patriotismus. Denn ein Patriotismus, der aus diesem unseligen rassistischen Gedankengut gespeist wird, kann vielleicht zwei unter acht (Gruppen) vorübergehend von Nutzen sein. Sie empfangen von diesen Patrioten jene Liebe (schefkat), derer sie gar nicht würdig sind, während doch (die anderen sechs Gruppen), all die Alten, Siechen und Kranken, die Elenden und Unglückseligen, aber auch alle Kinder und alle die Gottesfürchtigen, die mit großem Ernst an das Jenseits denken, nach dem Licht verlangen, dem Trost und der Liebe (schefkat) für das Leben im Zwischenreich und im Jenseits, dem sie mehr als dem irdischen Leben zugewandt sind und einer gesegneten, zu Opfern bereiten Hand bedürfen. Was für eine vaterländische Gesinnung könnte es erlauben, ihr Licht auszulöschen und sie ihres Trostes zu berauben? Oh weh! Wo ist denn nun diese Liebe zur Nation? Wo bleibt hier die Opferbereitschaft zum Wohle des Volkes!

Die Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit darf nicht verloren gehen. Denn Gott der Gerechte will inscha-a’llah das ruhmreiche Heer und die machtvolle Gemeinde all der Leute dieses Landes, die Er seit Tausend Jahren in den Dienst am Qur’an gestellt und zu seinem Bannerträger ernannt hat, infolge eines zeitlich begrenzten Zwischenfalls nicht zu Grunde gehen lassen. Er wird dieses Licht noch einmal wieder anzünden und sie ihre Aufgabe fortsetzen lassen...

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Viertes Kapitel -Zehn Fragestellungen

 

Anmerkung: Die zehn Fragestellungen dieses Vierten Kapitels sind in gleicher Weise nicht miteinander verbunden wie auch die vier Kapitel des Sechsundzwanzigsten Briefes nicht miteinander verbunden sind. Deshalb sollte man auch nicht nach einem Zusammenhang suchen. Sie wurden aufgezeichnet, wie sie mir eingefallen sind und sind Teil eines wichtigen Briefes an einen meiner Schüler, Antwort auf fünf, sechs Fragen, die er mir gestellt hatte.

 

Erste Fragestellung

Zweitens: In deinem Brief erwähnst du, dass in den Erklärungen und Auslegungen zu

 

 

»Herr der Welten« (Sure 1, 1)

von achtzehn Welten die Rede ist. Du fragst nach dem Sinn dieser Zahl.

Bruder, ich weiß im Augenblick auch nicht den Sinn dieser Zahl. Doch so viel kann ich jetzt schon sagen: Die Sätze des Weisen Qur’an sind nicht auf eine einzige Bedeutung beschränkt. Denn da er all die verschiedenen Schichten des Menschengeschlechts anspricht, gibt es für eine jede dieser Schichten eine Art Ganzes, dass eine solche Bedeutung in sich enthält. Die Bedeutung, die jeweils ausgesprochen wird, ist Teil eines allgemein gültigen Gesetzes. Jeder Kommentator und jeder (Schrift-) gelehrte erwähnt jeweils nur einen Teil des Ganzen. Je nach Eingebung, Beweislage oder Schulung wählt er die eine oder die andere Bedeutung aus. Auf diese Weise gelangte denn auch die eine oder andere Gruppe zu der Meinung, die dieser Zahl entsprach.

Zum Beispiel reicht die individuelle Bedeutung der folgenden Sätze

 

 

»Er ließ die beiden Meere strömen, dass sie einander treffen. Zwischen ihnen ist eine Trennwand, die sie nicht überwinden können.« (Sure 55, 19-20)

auf die die Freunde Gottes solchen Nachdruck legen, die sie in ihren Anrufungen so oft rezitieren (dhikr) und wiederholen, vom Meer der göttlichen Herrschaft und dem Meer des Dienstes und der Anbetung im Bereich des Notwendigen und im Bereich des Möglichen bis zu den Meeren des Diesseits und des Jenseits, den Meeren der (für uns) unsichtbaren und der (von uns) bezeugten Welt, den Ozeanen des Ostens und des Westens, des Nordens und des Südens, zum Adriatischen Meer und zum persischen Golf, zum Mittelmeer, dem Schwarzen Meer und dem Bosporus – woher die Fische stammen, die man Brassen nennt – zum Mittelmeer, dem Roten Meer und dem Suezkanal, zu den Seen mit süßem und salzigem Wasser, zu den Seen über und unter der Erde mit süßem und verschiedenen anderen Gewässern, zu den Salzseen und ganzen Seenlandschaften, bis zu den kleinen Seen, welche von den großen Strömen, wie dem Nil, oder Euphrat und Tigris gebildet werden, bis zu den großen Meeren, in die sie schließlich münden. All das kann wörtlich damit gemeint sein, oder sinnbildlich so zum Ausdruck gebracht werden.

In gleicher Weise umfasst auch (die Ayah)

 

 

»Lob und Preis sei Gott, dem Herrn der Welten« (Sure 1, 1)

sehr viele Wahrheiten. Leute geistiger Entdeckungen (keschf) und Kenner der Wahrheit erklären sie je nach ihren Entdeckungen ganz verschieden.

Ich selbst denke mir, dass es im Himmel Tausende von Welten gibt. Unter seinen Sternen könnte so mancher eine Welt für sich sein. Auch hier auf Erden kann eine jede Art, unter allen, die erschaffen wurden, eine Welt für sich sein. Ja sogar jeder Mensch ist eine kleine Welt für sich.

Was den Ausdruck

 

 

»Herr der Welten« (Sure 1, 1)

betrifft, so bedeutet er, dass »eine jede Welt unmittelbar durch die Herrschaft Gottes des Gerechten regiert, verwaltet und versorgt wird.«

 

Drittens: Der Ehrenwerte Gesandte Gottes, mit dem Friede und Segen sei, sagte:

 

 

»Wenn Gott einem Volk Gutes erweisen will, lässt er es seine eigenen Fehler erkennen.«

Und im Weisen Qur’an sagt der Ehrenwerte Jusuf, mit dem der Friede sei:

 

 

»Und nicht spreche ich meine Seele frei, denn wahrlich, die Seele verlangt gierig nach dem Bösen.« (Sure 12, 53)

In der Tat ist, wer sich selbst gefällt und auf sich selbst vertraut, ein unglückseliger Mensch. Doch wer die Fehlerhaftigkeit seiner Seele erkennt, ist ein glücklicher Mensch. So gehörst du also zu den Glücklichen. Doch manchmal geschieht es, dass die eigenwillige Seele sich in eine klagende Seele oder eine ruhige Seele verwandelt, doch dabei Waffen und Ausrüstung an die Nerven weiter gibt. Diese Adern und Nerven aber setzen ihre Aufgabe noch bis zum Ende des Lebens fort. Und obwohl die eigenwillige Seele schon längst gestorben ist, bleiben ihre Spuren dennoch weiterhin sichtbar. Es gibt große Heilige und Gelehrte, die sich über ihre eigenwillige Seele beklagen, wo ihre Seele doch längst schon zur Ruhe gekommen war. Obwohl ihre Herzen längst von Ruhe und Frieden erfüllt waren, klagten sie noch immer über die Qual ihres Herzens. So handelt es sich also bei solchen Persönlichkeiten nicht um ihre eigenwillige Seele, sondern um eine Funktion, welche diese eigenwillige Seele auf die Nerven übertragen hat. Was die Krankheit selbst betrifft, so befällt sie nicht das Herz, sie ist vielmehr eine Qual in unserer Vorstellung. Was also, mein lieber Mitbruder, dich angreift, ist – möge Gott es so wollen – nicht deine Seele und die Qual deines Herzens, vielmehr – wie gesagt – ein Zustand (hal), der – um den Kampf fortzusetzen – infolge der menschlichen Natur auf die Nerven übertragen wurde und die Ursache ständiger Weiterentwicklung bildet.

 

Zweite Fragestellung

An verschiedenen Stellen der Risale-i Nur finden sich Antworten auf drei Fragen, die ein alter Hoca gestellt hatte. Wir wollen nun hier einen kurz zusammengefassten Hinweis geben.

 

Er fragt: Muhyiddin Arabi schreibt in einem Brief an Fachru-d’Din Rasi: »Gott zu kennen ist etwas anderes, als von Seinem Dasein zu wissen.« Was meint er damit? Was ist der Sinn seiner Frage?

 

Erstens: In der Einführung zum Zweiundzwanzigsten Wort, die du ihm vorgelesen hast, verweisen Vergleiche und Beispiele für den Unterschied zwischen einer wahrhaftigen Erkenntnis der Einheit Gottes (Tauhid) und einer nur scheinbaren Erkenntnis auf diesen Sinn, während das Zweite und Dritte Kapitel des Dreiunddreißigsten Wortes in den entsprechenden Abschnitten diesen Sinn näher erläutern.

 

Zweitens: Muhyi-d’Din Arabi, in dessen Augen die Erläuterungen der führenden Gelehrten zu den Grundlagen des Glaubens und zur Theologischen Wissenschaft über die Grundpfeiler des Glaubens, die Existenz des Notwendig-Seienden und die Einheit Gottes (Tauhid) als nicht ausreichend erschienen, machte (diese Aussage) gegenüber Fahru-d’Din Rasi, einem der führenden Theologen.

Eine mit Hilfe der Theologie erworbene Gotteserkenntnis verhilft in der Tat nicht zu einer vollkommenen Erkenntnis und dem absoluten Bewusstsein göttlicher Gegenwart. Wenn sie jedoch mit den Mitteln des Qur’an erfolgt, der in seiner Verkündigung ein Wunder ist, so vermittelt sie sowohl eine vollkommene Kenntnis und bewirkt zugleich auch das absolute Bewusstsein göttlicher Gegenwart. Möge Gott es wollen, dass all die Abschnitte der Risale-i Nur als Positionslampen auf der leuchtenden Straße des Qur’an, dessen Verkündigung ein Wunder ist, dienen werden. Des Weiteren ist die Erkenntnis Gottes, die Fachru-d’Din Rasi mit Hilfe der Theologie erworben hat, so mangelhaft sie in den Augen Muhyi-d’Din Arabis auch sein mochte, gegenüber der Erkenntnis Gottes, erworben mit den Methoden der Sufis, in gleicher Weise mangelhaft, verglichen mit der Erkenntnis, wie sie durch das Geheimnis des Erbes des Propheten unmittelbar aus dem Weisen Qur’an erlangt wird. Denn Muhyi-d’Din Arabi ging auf seinem Weg in gewisser Weise so weit, dass er, um die beständige Gegenwart Gottes zu gewinnen, sagte:

 

 

»Es gibt kein Sein außer Ihm.«

wobei er schließlich die Existenz des Weltalls leugnete. Und was (all die anderen Mystiker) betrifft, so gingen auch sie, in ihrem Bestreben, die beständige Gegenwart Gottes zu erlangen, in einer gewissen recht merkwürdigen Art so weit, zu sagen:

 

 

»Es gibt nichts (gar keine Welt, die wir bezeugen könnten) außer Ihm.«

wobei sie schließlich das Weltall unter einem Mantel völligen Vergessens bedeckten. Was aber jene Erkenntnis betrifft, die dem Weisen Qur’an entnommen wird, so schenkt sie eine immerwährende Gegenwart Gottes, ohne gleichzeitig das All zum Nichtsein zu verdammen, noch es in einer völligen Vergessenheit einzusperren. Vielmehr befreit sie (das All) aus seiner Herrenlosigkeit und nimmt es im Namen Gottes des Gerechten in seinen Dienst. Alles wird zu einem Spiegel der Erkenntnis. So wie Sa’adi Schirasi sagte:

 

 

»In den Augen eines wachen Menschen ist jedes Blatt ein Brief in der Erkenntnis des Meisters.«

Mit jedem Ding öffnet sich ein Fenster zur Erkenntnis.

In einigen der »Sözler« (Worte) haben wir die Unterschiede zwischen dem Weg der gelehrten Theologen und der dem Qur’an entnommenen wahren Hochstraße anhand des folgenden Gleichnisses dargestellt. Beispiel: Wenn es darum geht, Wasser herbeizuschaffen, so graben einige unter den Bergen und bringen so von weit entfernten Orten durch Leitungsrohre Wasser herbei. Andere graben überall einen Brunnen und schöpfen Wasser. Die erste Art ist mit vielen Mühen verbunden, mit Verstopfungen und mit Versickerungen. Diejenigen aber, die überall Brunnen zu graben und Wasser zu fördern wissen, können Wasser überall ohne Mühe herbeischaffen.

In gleicher Weise schneiden die Theologen die Kette der Ursachen am Ende der Welt bei der Unmöglichkeit ihrer Umkehrung ab und beweisen damit das Sein dessen, der da notwendigerweise sein muss (Vacib-ul-Vucudun vucudunu). So folgen sie einem langen Weg. Was aber die Hochstraße des Weisen Qur’an betrifft, so findet und schöpft er Wasser überall. Jede seiner Ayat schlägt wie der Stab des Mosis überall und lässt lebendiges Wasser empor strömen. Das lässt jedes Ding den folgenden Grundsatz rezitieren:

 

 

»und in jedem Ding findet er ein Zeichen, das beweist, dass Er ein Einziger ist.«

Des Weiteren gehört zum Glauben nicht nur das Wissen; im Glauben verbunden sind auch noch all die vielen feinsinnigen Organe (des Menschen). So wie Nahrung in den Magen gelangt und von dort über die verschiedenen Venen in die einzelnen Organe verteilt wird, so gelangen auch die Dinge des Glaubens, welche durch Wissen erworben wurden, nachdem sie durch den Magen des Verstandes gegangen sind, in den Geist (ruh), das Herz, die innere Wahrnehmung (sir), die Seele (nefs) usw. und jedes (Organ) erhält seinen Anteil und nimmt ihn in sich auf. Wenn nicht jedes seinen Anteil erhält, ist (die Versorgung des menschlichen Organismus) nur mangelhaft. In dieser Weise gab also Muhyi-d’Din Arabi seine Erklärung für Fahru-d’Din Rasi ab.

 

Dritte Fragestellung

 

 

»Wir haben die Söhne Adams geehrt.« (Sure 17, 70)

 

 

»Er war in der Tat ungerecht und unwissend.« (Sure 33, 72)

In welcher Weise können diese beiden Ayat miteinander in Übereinstimmung gebracht werden?

 

Antwort: Im Elften und im Dreiundzwanzigsten Wort und in der Zweiten Frucht am Fünften Ast des Vierundzwanzigsten Wortes folgt die Erklärung dazu. Hier eine Zusammenfassung dieser Wahrheit (sirr):

Gott der Gerechte in Seiner Allmacht (kudret) formt viele Dinge aus einem einzigen Ding, lässt sie viele Aufgaben versehen und schreibt tausend Bücher auf eine einzige Seite. Genauso erschuf er auch den Menschen als eine Konzentration in seiner Art statt vieler verschiedener Arten. Das heißt, Er wollte, dass durch den Menschen in einer einzelnen Art so viele Funktionen ausgeübt würden, wie sie der Zahl der Arten, Gruppen und Familien all der verschiedenen Tierarten entspricht. Daher hat Er den Sinnen und Fähigkeiten des Menschen von Natur aus keine Grenzen gesetzt, ihnen von Natur aus keine Fesseln angelegt, sondern ihn frei gelassen. Die Sinne und Fähigkeiten der Tiere sind begrenzt. Ihre Natur ist gebunden, während hingegen eine jede der menschlichen Kräfte über eine unendliche Entfernung frei in Richtung Ewigkeit zu schweifen vermag. Denn da der Mensch ein Spiegel der unendlichen Manifestationen der Namen des Schöpfers des Universums ist, wurde auch seinen Kräften (kuva) eine grenzenlose Fähigkeit zu deren Entfaltung gegeben.

Wenn dem Menschen in seiner Gier z.B. die ganze Welt gegeben würde, sagte er doch

 

 

»Gibt es denn da nicht mehr?« (Sure 50, 30)

Des Weiteren findet er es in seinem Egoismus für annehmbar, dass Tausend Leute zu seinem eigenen Nutzen Schaden erleiden sollten usw... Es gibt grenzenlose Möglichkeiten, sich im Bereich seiner schlechten Gesinnung zu verbreiten. Er kann selbst die Stufe eines Nimrod oder Pharao erreichen. In Übereinstimmung mit dem Elativ der Ayah am Anfang des Kapitels ist er besonders ungerecht. In gleicher Weise liegt es auch in seiner Fähigkeit, grenzenlose Fortschritte in seiner guten Gesinnung zu machen und sich bis zur Stufe der Propheten und Seiner Getreuen zu entfalten.

Des Weiteren ist der Mensch im Gegensatz zu den Tieren unwissend in Bezug auf alle lebensnotwendigen Dinge und muss alles erst noch lernen. Da er unendlich viele Dinge braucht, ist er in Übereinstimmung mit dem obigen Elativ der gleichen Ayah besonders unwissend. Was aber das Tier betrifft, so braucht es, sobald es zur Welt kommt nur ganz wenige Dinge. Ferner kann es die Dinge, die es braucht, um alle Bedingungen seines Lebens (zu meistern), in ein, zwei Monaten, ein, zwei Tagen, ja sogar in nur ein, zwei Stunden erlernen. Es ist, als habe es schon in einer anderen Welt Vollkommenheit erlangt und sei nun mit ihr hier angelangt. Doch der Mensch kommt erst in ein, zwei Jahren auf die Beine und lernt erst mit fünfzehn zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Der Elativ »besonders unwissend« zeigt dies an.

 

Vierte Fragestellung

 

 

»Erneuert euren Glauben durch: Es gibt keine Gottheit außer Gott.«

Du fragst nach dem Sinn dieser Hadith.

Die Weisheit (dieser Hadith) wurde schon in vielen »Sözler« (Worten) erwähnt. Ihr Geheimnis und einer ihrer Aspekte ist der folgende:

Da sich der Mensch und seine Welt ständig erneuern, bedarf auch sein Glaube einer beständigen Erneuerung. Denn in jeder einzelnen Person kann man sich viele einzelne Persönlichkeiten vorstellen. Je nach der Anzahl seiner Jahre, ja nach der Anzahl seiner Tage, ja sogar nach der Zahl der Stunden kann man ihn stets wieder als eine andere Persönlichkeit betrachten. Denn da der Mensch der Zeit unterworfen ist, gilt er jeweils einer bestimmte Persönlichkeit als Modell, das sich jeden Tag mit einer anderen Persönlichkeit bekleidet.

Ferner gibt es gleich der Multiplizität und Erneuerungsfähigkeit im Menschen selbst, auch eine Mobilität in der Welt, in der er lebt. Sie vergeht, während eine andere an ihre Stelle tritt. Sie verändert sich ständig. Jeden Tag öffnet eine neue Welt ihre Pforten. Was nun aber den Glauben betrifft, so ist er sowohl das Licht, das das Leben eines jeden Individuums erleuchtet, als auch der Lichtstrahl, den er erblickt, wenn er zur Welt kommt.

 

 

»Es gibt keine Gottheit außer Gott.«

Das ist die Flamme, um dieses Licht zu entzünden.

Da aber nun ferner die Seele (nefs), die Begierde, die Einbildung und der Satan ihren Einfluss auf den Menschen ausüben, so nutzen sie seine Nachlässigkeit (ghaflah), um seinen Glauben zu zerstören, suchen ihn auf vielfältige Weise zu überlisten und löschen so das Licht des Glaubens mit ihren Zweifeln und mit ihren Einflüsterungen. Des Weiteren ist er dazu geneigt, mit seinen Worten und Taten, die in den Augen mancher Imame geradezu Unglaube (kufr) sind, ganz offensichtlich dem Gesetz (schari’ah) zuwider zu handeln. Darum ist es auch notwendig, dass er jederzeit seinen Glauben erneuert, zu jeder Stunde und an jedem Tag.

 

Frage: Die gelehrten Theologen verpacken die Welt in ein kurz zusammengefasstes Konzept eines Seins von »hudus« (von Gott geschaffen, von Ihm abhängig und vergänglich) und »imkan« (möglich und veränderlich, weil Gott es aus dem Nichtsein gerufen hat), verfügen so in ihren Gedanken über sie und beweisen daraufhin Gottes Einheit (Vahdaniyet).

Ein Teil der Mystiker sagt hingegen, um Gottes Gegenwart zur Gänze zu erfahren

 

 

»Es gibt nichts (gar keine Welt, die wir bezeugen könnten) außer Ihm.«

vergisst die ganze Welt, deckt den Mantel des Vergessens über sie und erfährt danach dann die völlige Gegenwart. Und ein anderer Teil von ihnen sagt, um die wahrhaftige Einheit und Gottes Gegenwart zur Gänze zu erfahren

 

 

»Es gibt kein Sein außer Ihm.«

hüllt die ganze Welt in seine Phantasie ein und schleudert sie ins Nichtsein. Dann erst erfährt er die völlige Gegenwart. Stattdessen zeigst du uns außer diesen drei Arten eine Hochstraße im Qur’an. Und als ihr Kennzeichen sagst du

 

 

»Es gibt keinen Angebeteten außer Ihm!« »Es gibt kein Ziel außer Ihm!«

Kannst du uns ein Zeugnis der Einheit (Tauhid) und, zusammengefasst, einen kurzen Weg zu ihr zeigen?

 

Antwort: Alle »Worte« und alle »Briefe« zeigen diese Straße. Aber für dieses Mal wollen wir, so wie du das gewünscht hast, auf die machtvollen Zeugnisse und die umfangreichen Beweise mit einer kompakten Zusammenfassung verweisen. Folgendermaßen:

In dieser Welt verweist ein jedes Ding alle Dinge auf seinen eigenen Schöpfer. Und hier im Diesseits zeigt ein jedes Werk, dass alle Kunstwerke die Werke seines eigenen Schöpfers sind. Und im Universum beweist ein jedes Schöpfungswerk, dass alle Werke der Schöpfung Handlungen dessen sind, der es selbst bewirkt hat. Und jeder Name, der sichtbar wird in allem Sein, ist ein Zeichen, dass alle Namen Namen und Titel des Trägers dieses Namens sind. Das heißt: jedes Ding ist ein Zeugnis für die Einheit und Allgegenwart und ein Fenster zur Erkenntnis Gottes. In der Tat ist jedes Werk, besonders aber wenn es sich um ein Lebewesen handelt, ein verkleinertes Abbild des Kosmos und eine Frucht, die der Erdball hervorgebracht hat und zugleich auch der Kern in ihr. Wenn dies aber so ist, so muss auch der, der dieses verkleinerte Abbild, diese Frucht und den Kern in ihr erschaffen hat, in jedem Fall derselbe sein, der auch den ganzen Kosmos erschaffen hat. Denn der Schöpfer einer Frucht kann kein anderer sein, als der Schöpfer des Baumes (der diese Frucht trägt).

Wenn es aber nun so ist, dann verweist jedes einzelne Werk auf alle Werke seines Schöpfers und schreibt auch jede einzelne Handlung alle übrigen Handlungen dem zu, der sie selbst verrichtet. Denn wir sehen, dass jeder Schöpfungsakt sich als Endpunkt eines langen Schöpfungsprozesses zeigt, der so weitreichend und umfangreich ist, dass er die meisten Formen des Seins von den Atomen bis zu den Sonnen umfasst. Das heißt, dass der, der einen Schöpfungsakt vollzieht, auch der sein muss, der alle Handlungen verrichtet, die an ein universelles Gesetz gebunden sind, das alles Sein umfasst und sich von den Atomen bis zu den Sonnen erstreckt.

Denn sicherlich muss derjenige, der auch nur eine Fliege ins Leben ruft, zugleich auch derjenige sein, der alle Insekten und alle kleinen Tiere erschafft und die ganze Erde mit Leben erfüllt. Des Weiteren muss derjenige, der ein Atom sich wie ein Mewlewi-Derwisch drehen lässt, auch der sein muss, der in Folge alles Sein in Bewegung versetzt, so wie die Sonne mit all ihren Planeten durch den Weltraum eilt. Denn das Gesetz wirkt in Folge auf alle Reaktionen ein und verbindet sie miteinander der Reihe nach.

Das heißt: So wie ein jedes Werk alle Werke seinem Schöpfer zuschreibt und ein jeder Akt der Schöpfung alle Schöpfung als einen Akt dessen beansprucht, der ihn bewirkt hat, so ist auch ein jeder Name, der sichtbar wird in allem Sein, ein Zeichen, dass alle Namen Namen und Titel des Trägers dieses Namens sind. Denn alle Namen, die sich im Universum zeigen, gleichen konzentrischen Kreisen und den sieben Farben des Lichts, die ineinander über gehen und einander helfen, in ihrem Tun einander ergänzen und ausgestalten.

Zum Beispiel: wenn der Name »Lebensspender« (Muhyi) in einem Ding erscheint und in dem Augenblick, in dem ihm das Leben geschenkt wird, erscheint zugleich auch der Name »Allweiser« (Hakiem) und ordnet das Nest dieses Lebewesens, das sein Körper ist, in Weisheit. Zugleich erscheint auch der Name »Freigiebiger« (Keriem). Er gestaltet das Nest. Zu gleicher Zeit erkennt man auch die Erscheinung des Namens »Erbarmer« (Rahiem) der liebevoll (schefkat) für alle Bedürfnisse dieses Körpers sorgt. Zu gleicher Zeit wird auch die Erscheinung des Namens »Versorger« (Rezzaq) sichtbar, der dem Lebewesen auf unerwartete Weise all das gibt, was für seinen Fortbestand an körperlicher und geistiger Nahrung notwendig ist. Usw...

Das heißt also, wem der Name »Lebendiger« (Muhyi) gehört, dem gehört auch der Name dessen, dem der Name »Allweiser« (Hakiem) gehört und das Licht allen Seins ist, es umfasst. Auch der Name »Erbarmer« (Rahiem) gehört Ihm, der alles Sein in Liebe umsorgt. Auch der Name »Versorger« (Rezzaq) gehört Ihm, und ist der Titel dessen, der alle Lebewesen freigiebig mit allem ausstattet. Usw...

Das heißt: jeder Name, jede Handlung, jedes Werk ist ein solches Zeugnis für die Allgegenwart Gottes, dass es darauf hinweist, dass alle Worte, die auf den Seiten des Alls und den Zeilen der Jahrhunderte geschrieben stehen und das Sein genannt werden, Stempel und Siegel Seiner Allgegenwart (Vahdaniyet) und Einheit (Ahadiyet) sind und Ornamenten gleich aus der Feder ihres Schreibers hervorgegangen sind.

 

 

»Oh Gott segne den, der gesagt hat: ›Das beste von allem, was ich und die Propheten vor mir gesagt haben, ist: Es gibt keine Gottheit außer Gott.‹ Friede sei mit ihm, seiner Familie und seinen Gefährten!«

 

Fünfte Fragestellung

In deinem Brief stellst du noch eine andere Frage zu einem weiteren Thema. (Du fragst nämlich), ob allein schon

 

 

»Es gibt keine Gottheit außer Gott«

zu sagen, bereits genügt. Denn kann man, ohne

 

 

»Mohammed ist Gottes Gesandter.«

zu sagen, zu denen gehören, die gerettet sind?

Diese (Frage erfordert eigentlich eine) längere Antwort. Doch für heute wollen wir nur so viel sagen:

Diese beiden Teile des Glaubensbekenntnisses kann man nicht voneinander trennen. Sie beweisen sich gegenseitig. Sie ergänzen einander. Sie können nicht ohne einander sein. Weil aber nun der Prophet, mit dem Friede und Segen sei, das Siegel und Erbe aller Propheten ist, ist er mit Sicherheit auch das Haupt aller Wege, die (zu Gott hin) führen. Außerhalb seiner hohen Straße kann es keinen Weg zu Wahrheit (hakikat) und Erlösung geben. Alle Leute der Erkenntnis (marifet) alle Imame, die sich, wie Sa’di Schirasi, mit ihrer Erforschung und Bewahrheitung (tahkik) beschäftigt haben, sagen:

 

 

»Unmöglich ist, Sa’di, der Sieg auf dem Weg zur Erlösung, einzig, es sein denn, du folgst Mustafa und seiner Spur!«

Ferner haben sie gesagt: Alle Wege sind verschlossen, ausgenommen die hohe mohammedanische Straße.

Doch geschieht es manchmal, dass (Menschen) die Straße Mohammeds, mit dem Friede und Segen sei, wandeln, ohne zu wissen, dass es die Straße Mohammeds ist, und sie selbst mitten auf dieser Straße.

Desgleichen geschieht es zuweilen: Sie kennen den Propheten nicht. Doch während sie des Weges ziehen, ist dieser ein Teil der Straße Ahmeds.

Und weiter geschieht es zuweilen, während sie sich in einem Zustand der Ekstase befinden, oder in Meditation versunken sind, als Einsiedler leben oder als Wandermönche umherziehen, ohne auch nur an die mohammedanische Straße zu denken. Nur das

 

 

»Es gibt keine Gottheit außer Gott.«

genügt ihnen. Bei allem ist dennoch der wichtigste Aspekt folgender: etwas nicht anzunehmen (aus seiner Unwissenheit heraus) ist die eine Sache, etwas anzunehmen (aus seinem Unglauben heraus) ist die andere Sache. Diese Art Eremiten und Ekstatiker, oder solche, die von nichts gehört oder gewusst haben, kennen den Propheten nicht oder denken nicht an ihn, sodass sie ihn annehmen könnten. In diesem Punkt bleiben sie unwissend (cahil). Was ihre Gotteserkenntnis betrifft, so wissen sie nur:

 

 

»Es gibt keine Gottheit ohne Gott.«

So könnten sie zu denen gehören, die gerettet werden. Wenn hingegen Menschen den Propheten gehört haben und seine Botschaft vernommen haben und ihn dennoch nicht annehmen, so kennen sie Gott den Gerechten nicht. Für sie drückt das Wort:

 

 

»Es gibt keine Gottheit außer Gott.«

nicht die Einheit Gottes (Tauhid) aus, was die Voraussetzung zu ihrer Rettung wäre. Denn ihr Zustand (hal) ist keine Unwissenheit, sodass es noch in gewisser Weise zu entschuldigen wäre, wenn sie den Glauben nicht annehmen, sondern die Annahme des Unglaubens und eine Verleugnung. Ein Mensch, der Mohammed verleugnet, mit dem Friede und Segen sei, der mit all seinen Wundern und Werken der Stolz des Weltalls und der Ruhm des Menschengeschlechtes ist, kann sicherlich in keiner Weise irgendein Licht empfangen und Gott nicht erkennen. Wie dem auch immer sei... dies möge für jetzt genügen.

 

Sechste Fragestellung

Einige der Ausdrücke, die im Ersten Kapitel, (mit der Überschrift:) »Streitgespräch mit einem Teufel« verwendet wurden (und worin es um die Wege und) Methoden des Teufels geht, waren doch reichlich grob ausgefallen. Trotzdem einige Ausdrücke mit Interjektionen wie: »Um Himmels willen!«, »Gott bewahre!« oder »den unmöglichen Fall einmal angenommen« schon etwas abgeschwächt worden sind, lassen sie mich trotzdem noch erzittern. In dem Abschnitt, den ich dir geschickt habe, finden sich einige kleinere Abschwächungen. Hast du deine Abschrift entsprechend korrigieren können? Ich überlasse es dir, von diesen Ausdrücken, diejenigen zu streichen, die du für unnötig hältst.

Mein lieber Bruder! Dieses Kapitel ist besonders wichtig, denn der Meister aller Gottesleugner ist der Teufel. Wenn der Teufel nicht zum Schweigen gebracht wird, lassen sich seine Nachahmer nicht überzeugen. Da der Weise Qur’an die groben Ausdrücke der Gottlosen erwähnt und sie zurückweist, ermutigt mich das. Zitternd und in Form einer Annahme des Unmöglichen habe ich diese törichten Ausdrücke verwendet, wie sie diese Parteigänger aller Anhänger des Teufels zwangsläufig annehmen mussten, weil ihr Weg das so erfordert, und die sie mit ihrem eigenen Mund aussprechen müssen, ob sie wollen oder nicht, um auf diese Weise die völlige Verdorbenheit des satanischen Weges zu demonstrieren. Doch indem wir sie gebrauchten, haben wir sie bis zum Boden des Brunnens verfeinert und von dem ganzen Gebiet für den Qur’an Besitz ergriffen und ihre Listen bloßgestellt. Betrachte einmal diesen Sieg in dem folgenden Gleichnis:

Lasst uns doch z.B. einmal uns ein sehr hohes Minarett vorstellen, das bis an den Himmel reicht, zu dessen Füßen aber ein Brunnen gegraben wurde, der bis zum Mittelpunkt der Erde reichen solle. Zwei Gruppen streiten nun darüber, wo zwischen der Spitze des Minaretts und dem Boden des Brunnens ein Mann stehen sollte, dessen Ruf zum Gebet von allen Menschen im ganzen Lande gehört werde! Die erste Gruppe sagt: »Sein Platz sollte an der Spitze des Minaretts sein, von wo er den Aufruf zum Gebet für den ganzen Kosmos rezitieren werde. Weil wir seinen Ruf hören, ist er auch lebendig und er ist erhaben. Natürlich kann ihn nicht jeder sehen dort droben in seiner hohen Position. Doch entsprechend ihrem eigenen Standpunkt kann jedermann ihn dort oben sehen, auf einer bestimmten Stufe (makam), während er hinauf oder hinunter steigt. So wissen sie entsprechend alle: Jetzt steigt er hinauf! Und ganz gleich, wo man ihn gerade sehen kann: er ist doch der Herr der höchsten Stufe (makam)! Die andere, teuflische, törichte Gruppe aber sagt: »Nein! Sein Platz ist nicht an der Spitze des Minaretts. Ganz gleich wo man ihn gerade sehen kann: sein Platz ist auf dem Grund des Brunnens.« Doch in Wirklichkeit hat ihn gar niemand auf dem Grunde des Brunnens gesehen, noch können sie jemals ihn dort erblicken. Stellen wir uns doch einmal vor, er sei schwer und willenlos wie ein Stein! Dann würde er sicherlich auf dem Grunde des Brunnens liegen und dort würde jemand ihn auch sehen.

Das Schlachtfeld dieser beiden einander entgegengesetzten Gruppen ist also nun der weite Abstand zwischen der Spitze des Minaretts und dem Boden des Brunnens. Die Gemeinschaft der Leute des Lichts, die man die Gefolgschaft Gottes nennt, zeigt allen weitsichtigen (Menschen) den Muezzin auf der Spitze des Minaretts. Und denen, deren Blicke in ihrer Kurzsichtigkeit nicht so hoch empor reichen, zeigen sie den Muezzin auf einer Stufe, die ihrem jeweiligen Standpunkt entspricht. Ein kleines Zeichen genügt ihnen schon als ein Beweis dafür, dass der Muezzin keine leblose Masse wie ein Stein ist, sondern ein vollkommener Mensch (insan-i kamil), der zu seiner Zeit nach oben steigt, sichtbar wird und zum Gebet ruft. Was aber die andere Gruppe, die man die Gefolgschaft des Satans nennt, urteilt törichter Weise so: »Zeigt ihn entweder allen auf der Spitze des Minaretts, oder aber sein Platz ist am Grunde des Brunnens.« In ihrer Dummheit wissen sie nicht, dass es nur an denen liegt, deren Blick nicht so weit empor reicht, wenn man ihn nicht jedermann auf der Spitze des Minaretts zeigen kann. In ihrer Spitzfindigkeit wollen sie den ganzen Bereich für sich in Anspruch nehmen, allein die Spitze des Minaretts davon ausgenommen.

So tritt dann also jemand hervor, um den Streit zwischen den beiden Gemeinschaften zu schlichten und sagt zu dieser Gefolgschaft des Satans: »Oh unglückselige Gruppe! Wäre der Platz (makam) dieses gewaltigen Muezzins am Grunde des Brunnens, so müsste er wie ein Stein so leblos und kraftlos sein. Und der auf den Stufen, die im Brunnen hinunter führen und denen, die im Minarett hinauf führen, sichtbar wird, könnte nicht er sein. Da ihr ihn aber dort sehen könnt, kann er sicherlich nicht so kraftlos, tot und wesenlos sein. Die Spitze des Minaretts muss sein Platz (makam) sein. Da dies aber nun einmal so ist, zeigt ihn also nun auf dem Grunde des Brunnens – wo ihr ihn aber auf gar keinen Fall zeigen könnt und ihr werdet auch niemanden glauben machen können, er sei dort, oder aber schweigt! Das Gebiet, das ihr verteidigt, ist der Grund des Brunnens. Was aber den übrigen Bereich und den weiten Zwischenraum betrifft, so ist er der Bereich dieser gesegneten Gemeinschaft. Wo immer sie diese Persönlichkeit zeigt, es sei denn am Grunde des Brunnens, dort werden sie auch den Fall für sich entscheiden.«

So wird denn wie in diesem Gleichnis, worin mit dem Kapitel über die Diskussion mit dem Teufel vom Throne Gottes bis hinab auf den Grund dieser weite Zwischenraum der Gefolgschaft des Satans aus der Hand genommen, die gesamte Gefolgschaft des Satans in die Ecke getrieben und zum Schweigen gebracht. Ihr bleibt ein Platz überlassen, der zuhöchst irrational, der völlig unmöglich, der so ganz und gar verabscheuungswürdig ist. Man treibt sie in einem Loch zusammen, das so eng ist, dass kaum jemand hinein gelangen kann, während der gesamte Zwischenraum im Namen des Qur’an (von seiner Gefolgschaft) in Anspruch genommen wird.

Sagt man zu ihr: »Was ist der Qur’an?«, so sagen sie: »Ein schönes Buch (von und über) einen Menschen, das in den guten Sitten Unterricht erteilt.« Dann wird man ihnen auch sagen: »Weil dies so ist, darum ist es auch das Wort Gottes und als ein solches müsst ihr es auch annehmen. Denn nach der Lehre (meslek), der ihr angehört, werdet ihr nicht sagen: es ist ein schönes (Buch).«

Und wenn man sie ferner fragte: »Was wisst ihr über den Propheten?« dann sagen sie: »Er ist ein hochintelligenter Mensch von guter Gesinnung.« Dann wird man ihnen sagen: »Wenn dies so ist, dann kommt zum Glauben. Denn war er von guter Gesinnung und auch klug, dann war er in jedem Fall auch der Gesandte Gottes. Denn mit eurer bloßes Aussage: er ist ein guter (Mensch), bleibt ihr nicht in eurem Rahmen. Denn eure Lehre sagt so etwas nicht.« Usw... Diesem Beispiel können noch andere Hinweise und weitere Aspekte der Wahrheit beigefügt werden.

Auf Grund dieses Geheimnisses werden die Leute des Glaubens, die mit dem Teufel diskutieren, im Ersten Kapitel nicht dazu gezwungen, die Wunder Ahmeds und die unbestreitbaren Beweise dafür kennen zu lernen, um so ihren Glauben bestätigen zu können. Ein kurzer Wink, ein kleiner Hinweis rettet ihren Glauben. Alle Taten Ahmeds, alle Qualitäten Mohammeds, das ganze Verhalten des Propheten, mit dem Friede und Segen sei, gleichen einem Wunder und beweisen, dass ihm ein Rang (makam) unter den Höchsten aller Großen gebührt und nicht unter den Niedrigsten der Niedrigen am Grunde des Brunnens.

 

Siebente Fragestellung

 

Eine Problemstellung als Lehrbeispiel:

 

Für einige meiner Freunde, die in ihrer abgrundtiefen Furcht den Mut verloren haben, sehe ich mich dazu veranlasst, sie mit sieben Beispielen in ihrer geistigen Verfassung zu stärken und dabei einen Gunsterweis (ikram) des Herrn anzuführen, als ein (Zeichen für den) Schutz Gottes über denjenigen, welche im Dienst am Qur’an stehen, und um jenen Teil der Freunde zu retten, die schon dabei sind, die Nerven zu verlieren. Vier dieser sieben Beispiele zeigen, wie sie ganz entgegen ihren Absichten eine Ohrfeige bekommen haben, weil sie, die meine Freunde waren, einzig um eines weltlichen Vorteils willen, aufgrund meines Dienstes am Qur’an und nicht gegen mich persönlich, aber doch eine feindselige Haltung eingenommen haben. Was die restlichen drei dieser sieben Beispiele betrifft, so waren sie wirklich meine Freunde und sind es noch heute. Doch zeigten sie vorübergehend nicht jene mannhafte Haltung, wie sie eine Freundschaft erfordert, weil sie sich darum bemühten, die Zuwendung der Weltleute zu gewinnen, weltliche Vorteile zu erlangen und für ihre eigene Sicherheit zu sorgen. Statt dessen mussten diese drei Freunde unglücklicherweise entgegen ihren Absichten einen schweren Tadel erfahren.

 

Von den zuerst erwähnten vier, die zunächst Freunde gewesen waren, dann aber eine feindselige Haltung angenommen haben, war

 

der erste ein Kreisdirektor, der bei verschiedenen Gelegenheiten darum gebeten hatte, eine Kopie des Zehnten Wortes zu erhalten. Ich habe ihm eine gegeben. Doch dann brach er meine Freundschaft, weil er befördert werden wollte und nahm eine feindselige Haltung gegen mich ein. Er übergab (das Buch) dem Gouverneur, verbunden mit einer Anklage und einer Anzeige. Doch als ein Gunsterweis für den Dienst am Qur’an wurde er nicht befördert, sondern abgesetzt.

 

Der zweite war ebenfalls ein Direktor, war zunächst mein Freund und später mein Gegner, nahm mir gegenüber, nicht aus persönlichen Gründen, sondern auf Grund meines Dienstes eine feindselige Haltung ein, um sich bei seinem Vorgesetzten in Erinnerung zu bringen und die Sympathien der Weltleute zu gewinnen und erhielt entgegen seinen Absichten eine Ohrfeige. Er wurde in einer unerwarteten Angelegenheit zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt. Da bat er denn einen Diener am Qur’an um sein Gebet. Möge Gott es so wollen, dass er um der Gebete willen, die für ihn verrichtet werden, gerettet wird.

 

Der dritte war ein Lehrer. Da er sich mir gegenüber als Freund erwies, betrachtete auch ich ihn als meinen Freund. Doch später wählte er stattdessen eine feindselige Haltung, um nach Barla versetzt zu werden und dort zu leben. Doch entgegen seinen Absichten erhielt er eine Ohrfeige. Er wurde von seiner Lehrtätigkeit zum Militärdienst versetzt. So hat man ihn aus Barla entfernt.

 

Der vierte war auch ein Lehrer. (Weil er ein Hafidh war und ich in ihm einen praktizierenden Gläubigen sah), erwies ich ihm meine innige Freundschaft, in der Absicht, dass er mir im Dienst am Qur’an seine Freundschaft bezeigen möge. Doch dann wurde er auf ein einziges Wort eines Beamten hin unsicher und zeigte uns die kalte Schulter, um so wieder die Sympathien der Weltleute zu gewinnen. Auch er erhielt entgegen seinen Absichten eine Ohrfeige. Er wurde von seinem Schulrat ziemlich heftig zurecht gewiesen und verlor seinen Posten.

So empfingen denn diese vier Männer auf Grund ihrer feindseligen Haltung ihre Ohrfeigen. Auch drei Freunde bekamen zwar nicht gerade eine Ohrfeige, weil sie nicht jene mannhafte Haltung gezeigt hatten, wie man sie von wahren Freunden erwartet, aber doch entgegen ihren Absichten eine ernsthafte Warnung.

 

Der Erste: Als eine geachtete Persönlichkeit, die ein sehr bedeutender, ernsthafter und treuer Schüler von mir war, schrieb er ständig die »Worte« ab und verteilte sie. Als ein hoher, aber leicht verwirrter, Beamter kam und sich dabei auch noch ein kleiner Zwischenfall ereignete, versteckte er die »Worte«, die er bereits abgeschrieben hatte und hörte auch vorübergehend damit auf, neue abzuschreiben, um bei den Weltleuten nicht in Schwierigkeiten zu geraten und keine Unannehmlichkeiten von ihnen zu bekommen und vor ihren Bosheiten sicher zu sein. Doch als ein Zeichen seines Irrtums, in dem er zeitweilig seinen Dienst am Qur’an unterbrach, litt er nun ein Jahr lang beständig unter einer Katastrophe, die über seinem Haupt schwebte, nämlich eine Strafe von Tausend Lira bezahlen zu müssen. Wann immer er die Absicht äußerte, mit den Abschriften fortzufahren und zu seiner früheren Aufgabe zurückkehrte, wurde der Schuldspruch über ihn aufgehoben, bis er – Gott sei’s gedankt – schließlich freigesprochen wurde. So wurde er in all seiner Armut davor bewahrt, die Tausend Lira bezahlen zu müssen.

 

Der Zweite: Er war mir fünf Jahre lang ein mutiger, ernsthafter und tapferer Freund gewesen. Danach dachte er einige Monate nicht mehr daran, mich zu besuchen, obwohl wir doch Nachbarn waren und zufällig begegneten wir einander auch nicht. Er wollte das Wohlwollen und die Sympathien der Weltleute und des erst kürzlich erschienen Distriktkommissars gewinnen. So besuchte er mich nicht im Ramadan und an den Festtagen. Doch die Ereignisse in seinem Dorf verliefen entgegen seinen Absichten und am Ende verlor er seinen Einfluss.

 

Der Dritte: Ein Hafidh, der mich ein, zwei Mal in der Woche besuchen kam, war Imam geworden. Um nun auch noch einen Turban tragen zu dürfen, verließ er mich für zwei Monate. Er besuchte mich noch nicht einmal während der Festtage. Doch entgegen seinen Absichten und ganz gegen die sonst übliche Gewohnheit gestattete man ihm, auch nachdem er schon sieben, acht Monate Imam gewesen war, nicht, einen Turban tragen zu dürfen.

So gibt es denn eine ganze Reihe ähnlicher Ereignisse. Doch um die Gefühle einiger Leute nicht zu verletzen, möchte ich sie hier nicht erwähnen. So schwach nun diese Hinweise auch im Einzelnen sein mögen, so spürt man doch insgesamt eine Kraft (kuvvet) in ihnen. Es erwächst aus ihnen die Überzeugung, dass zwar nicht ich selbst – denn ich halte mich nicht selbst für eines besonderen Gunsterweises (ikram) für würdig – aber doch wir alle rein im Hinblick auf unseren Dienst am Qur’an als einen solchen Gunsterweis Gottes verstehen dürfen, dass wir diesen Dienst unter dem Schutz des Herrn verrichten. Daran sollen meine Freunde denken und nicht in Panik geraten. Weil aber unser Dienst ein Gunsterweis Gottes ist und nicht ein Grund, stolz, sondern vielmehr dankbar zu sein, und weil es da einen Erlass (ferman) gibt:

 

 

»...doch vielmehr verkündige die Gnadenerweise deines Herrn.« (Sure 93, 11)

auf Grund dieses Geheimnisses erkläre ich dies lediglich meinen Freunden persönlich.

 

Achte Fragestellung

 

Eine Anmerkung zum Dritten Beispiel des Dritten Punktes des Fünften Hindernisses der Hindernisse zur persönlichen Meinungsfindung im Siebenundzwanzigsten Wort.

 

Eine wichtige Frage: Einige von den Erforschern der Wahrheit sagen: Jedes der Worte im Qur’an, Dhikr und Lobpreisungen (tesbih) erleuchten die feinen inneren Organe (Latife) des Menschen in vielerlei Hinsicht und versorgen sie mit geistiger Nahrung. Kennt man nicht ihre Bedeutung, so genügen bloße Worte allein noch nicht sie auszudrücken. Worte sind nur wie ein Kleid. Könnte man sie ändern, wäre es dann nicht weit zweckmäßiger, wenn ein jedes Volk diesen Bedeutungen ein Kleid in seiner eigenen Sprache anzöge?

 

Antwort: Die Worte des Qur’an und die Lobpreisungen des Propheten sind nicht ein lebloses Kleid, sondern wie die lebendige Haut eines Körpers, sind in der Tat im Laufe der Zeit zu einer Haut geworden. Kleider kann man wechseln. Wollte man aber seine Haut wechseln, würde dies dem Körper schaden. Segensreiche Worte, wie sie im Ruf zum Gebet (esan) oder beim Gebet (namas) selbst gebraucht werden, sind zu Merkmalen und Kennzeichen ihrer Bedeutung geworden. Diese Kennzeichen und Merkmale aber kann man nicht auswechseln. Ich selbst habe schon oft in mir einen Zustand (hal) beobachtet und untersucht und dabei festgestellt: dieser Zustand, das ist die Wahrheit. Und es ist folgender Zustand:

Ich habe einmal in der Nacht (Arefe) vor dem Opferfest (Kurban) Hunderte Male die Sure »Ichlas« rezitiert und bemerkt: Ein Teil von meinen feinen innerlichen Organen empfing daraus seine Nahrung, wurde ruhiger und schließlich still. Ein anderer Teil, schon mit der Fähigkeit zu innerer Wahrnehmung begabt, wendet sich noch eine längere Zeit der Bedeutung zu, entnimmt sich seinen Anteil und wird ruhig. Wieder ein anderer Teil, wie das Herz, entnimmt sich seinen Anteil an inneren Werten, der zu einer Quelle geistlicher Freude wird und geht sodann in das Schweigen ein. Usw... Schritt für Schritt bleiben bei der beständigen Wiederholung nur noch wenige dieser feinen geistigen Organe über, die sich erst sehr spät satt und zufrieden zeigen und bis dahin weiter machen, bis am Ende kein Bedürfnis nach innerer Wahrnehmung und Bedeutung mehr übrig bleibt. So wie Unaufmerksamkeit (ghafla) die Kraft der inneren Wahrnehmung schwächt, so kann sie doch letzteren keine Schwäche zufügen. Ihnen genügt schon ein bloßes (Segens)Wort, die bloße Erfassung von Sinn und Verständnis in einem befriedigenden Wort, Merkmale und Kennzeichen für allgemein gebräuchliche Ausdrücke. Denkt man an diesem Punkt noch weiter über den Sinn (der Worte) nach, so entsteht schließlich ein Überdruss, der (nur noch) destruktiv wirkt. Und diese feinen geistigen Organe brauchen keine Lehre und kein Verständnis, vielmehr bedürfen sie (einer beständigen) Erinnerung, Hinwendung und Ermutigung. Und diese Worte, die gleich einer Haut sind, genügen ihnen und versehen die Aufgabe des Sinnes. Und besonders dann, wenn diese arabischen Worte gemahnen, dass sie Worte Gottes und göttliche Verkündigung sind, so sind sie eine Quelle immerwährender Segensfülle.

So zeigt denn dieser Zustand (hal), den ich selbst erfahren habe: Den Esan, die Lobpreisungen nach dem Gebet und Wahrheiten wie die Fatiha und die Sure-i Ihlas, die stets wiederholt werden, in einer anderen Sprache zum Ausdruck zu bringen, bringt einen großen Schaden. Denn nachdem die immer sprudelnde Quelle der Worte Gottes und Seines Propheten versiegt ist, dann ist auch der beständige Anteil dieser beständigen feinen innerlichen Organe gleichfalls verloren. Ferner gehen auch mit jedem Wort mindestens zehn Verdienste (sevab) verloren und nicht jeder kann (das Bewusstsein) der beständigen Gegenwart Gottes während des ganzes Gebetes aufrecht erhalten. So entsteht denn in dieser Unaufmerksamkeit durch die menschlichen Worte der Übersetzung ein Schaden, als legte sich Finsternis über den Geist.

So wie schon Imam-i A’sam gesagt hat, ist

 

 

»Es gibt keine Gottheit außer Gott.«

Kennzeichen und Merkmal der Göttlichen Einheit (Tauhid). Desgleichen sagen auch wir: Die übergroße Mehrheit aller Worte der Lobpreisungen (tebish) und des Gedenkens (dhikr), besonders aber der Ruf zum Gebet und das Gebet selbst sind zu solchen Kennzeichen und Merkmalen geworden. Und wie Zeichen werden sie nicht nur in ihrer wörtlichen Bedeutung sondern mehr noch in ihrer üblichen, den religiösen Vorschriften entsprechenden Bedeutung betrachtet. Weil dies aber so ist, kann man diese Worte nach der Schari’a nicht verändern. Selbst ein ungebildeter Mensch ist in der Lage, jene Bedeutung, die ein jeder Muslim kennen muss, kurz zusammengefasst, rasch zu erlernen. Wie können Menschen, die ihr ganzes Leben im Islam verbringen und dabei ihre Köpfe mit Tausenden sinn- und nutzloser Dinge füllen sich entschuldigen, wenn sie nicht in ein, zwei Wochen eine Zusammenfassung der Bedeutung jener gesegneten Worte lernen, die der Schlüssel zum Ewigen Leben sind? Wie können sie Muslime sein? Wie können sie verständige Menschen genannt werden?... Und es ist nicht verständig, die Fassung der Quelle des Lichtes um solch fauler Kerle willen zu zerstören!...

Des Weiteren versteht, wer »Subhanallah« (Gott sei gelobt!) sagt, von welchem Volk auch immer er sein mag, dass er Gott den Gerechten damit preist. Genügt denn das nicht bereits? Wenn er die Bedeutung (dieser Worte) auch nur einmal in seine eigene Sprache überträgt, lernt er sie für alle Male mit seinem Verstand. Statt dessen wiederholt er sie hundert Mal am Tag. Diese hundert Mal sind, von dem Lernanteil des Verstandes einmal abgesehen, zusammen mit der kurzgefassten Bedeutung des Ausdrucks und dem in ihn übergegangenen und mit ihm verschmolzenen Ausdruck eine Quelle vieler Lichter und der Fülle des Segens. Besonders die Heiligkeit, die er aus den Worten in der Sprache Gottes empfängt, die Segensfülle und das Licht, das ihm aus dieser Heiligkeit erwächst sind von höchster Wichtigkeit...

 

Zusammenfassung: Die wesentlichen Elemente des Glaubens sind die schützende Fassung der Heiligen Worte Gottes. Nichts vermag an deren Stelle zu treten und sie zu ersetzen, nichts ihren Platz einzunehmen und ihre Aufgabe zu erfüllen. Selbst wo es zeitweilig eine andere Ausdrucksmöglichkeit gibt, so ist es doch nicht ein ständiger, ein erhabener, ein heiliger Ausdruck.

Was die Worte betrifft, welche die schützende Fassung für die Auslegung der Vorschriften des Glaubens bilden, so ist es nicht notwendig, sie zu ändern, denn eine solche Notwendigkeit wird durch gute Ratschläge und andere Belehrungen, Unterweisung, Studium und Predigt aufgehoben.

 

Kurzum: Der Aufbau der arabischen Sprache in ihrem Wortschatz und in ihrem Satzbau und der Qur’an, der in seiner Vielfältigkeit und in seiner Ausdruckskraft ein Wunder ist, sind von solcher Art, dass es keine Möglichkeit gibt, sie zu übersetzen! Ja, ich kann sogar sagen, dass es unmöglich ist. Wer daran einen Zweifel hat, möge im Fünfundzwanzigsten Wort über den Qur’an und das Wunder seiner Verkündigung darüber nachschlagen. Was da eine Übersetzung genannt wird, ist nur eine kurz zusammengefasste, mangelhafte Auslegung. Wo bleibt da nun Ausdeutung und Sinn? Wo findet sich die wahre Bedeutung der Ayat, die sich so lebendig und in vielerlei Hinsicht um sie herum gruppieren?

 

Neunte Fragestellung

 

Eine wichtige, persönliche Angelegenheit und ein Geheimnis der Gottesfreundschaft.

Eine riesengroße Gruppe der Leute der Wahrheit und Rechtschaffenheit in der islamischen Welt wird die der Leute der Tradition (Sunnah) und der Gemeinschaft (Cemaat) genannt und hat die Wahrheit von Qur’an und Glaube im Rahmen dieser Rechtschaffenheit buchstäblich allen in Ehren gehaltenen Bräuchen (Sünnet-i Seniyye) entsprechend bewahrt. Die überwiegende Mehrheit der Gottesfreunde erwuchs aus diesem Kreis. Ein anderer Teil der Gottesfreunde erschien auf einem Weg außerhalb einiger Grundsätze der Leute der Sunnah und Cemaat und zeigte sich im Gegensatz zu deren Fundamenten. So haben sich denn in der Betrachtung dieser Gruppe der Gottesfreunde zwei (extreme) Richtungen gebildet:

Was die eine Richtung betrifft, so hat sie ihnen (den Status) der Gottesfreunde aberkannt, weil sie sich im Gegensatz zu den Grundsätzen der Leute der Sunnah verhielten. Ja, sie gingen sogar so weit, dass sie einen Teil von ihnen geradezu als Ungläubige bezeichneten.

Die zweite Gruppe ist die derjenigen, die ihnen nachfolgen. Da diese deren Heiligkeit anerkennen, sagen sie: »Die Wahrheit beschränkt sich nicht auf die Leute der Sunnah ve Cemaat.« Sie haben eine Gruppe von Reformatoren gebildet und sind in ihr bis zum Irrtum fortgeschritten. Sie wissen nicht: Nicht jeder, der recht geführt ist, ist ein Führer. Ihre Scheychs konnte man wegen ihrer Fehler entschuldigen, wenn sie in Ekstase waren. Was aber sie selbst betrifft, so sind sie nicht zu entschuldigen.

Was (darüber hinaus) eine gemäßigte Richtung betrifft, so leugnet sie nicht die Heiligkeit der Gottesfreunde, erkennt aber den Weg (den sie eingeschlagen haben) und ihre Schulen (meslek) nicht an. Sie sagen: »Soweit ihre Aussagen den Grundsätzen (des Glaubens) widersprechen, so befanden sie sich entweder, von ihrem ekstatischen Zustand (hal) übermannt, in einem Irrtum, oder aber es handelte sich dabei um metaphorische Umschreibungen, deren Bedeutung unbekannt ist.«

Leider hat die erste Gruppe und unter ihnen, besonders die der Gelehrten unter den Anhängern, einer oft allzu wörtlichen Schriftauslegung, um die Schule der Anhänger der Sunnah in Schutz zu nehmen, viele bedeutende Gottesfreunde verleugnet, ja sich geradezu gezwungen gesehen, sie der Irreführung zu beschuldigen. Was aber Anhänger und Nachfolger betrifft, welche die zweite Gruppe bilden, so hat sie den wahren Weg (meslek) verlassen, weil sie ihren verschiedenen Scheychs gegenüber eine viel zu gute Meinung hatten, und waren einer Art Reformation, ja geradezu einem Irrweg verfallen.

Es gab da in Verbindung mit diesem Geheimnis einen Zustand (hal), der mich in meinen Gedanken und Überlegungen sehr lange Zeit beschäftigt hat: Ich habe einmal einen Teil dieser Leute des Irrweges in einer Zeit heiliger Gebete geradezu verflucht. Da trat meinem Fluch eine gewaltige innere Kraft entgegen. Sie gab mir nicht nur mein Gebet wieder zurück, sie untersagte es mir sogar.

Danach erkannte ich: Dieser Teil der Leute des Irrweges, welcher der Wahrheit (des Islam) entgegen arbeitet, zieht das Volk, von einer geistigen Kraft unterstützt, mit sich mit. Und hatte dabei Erfolg. Nicht allein (nur infolge der äußeren) Gewalt, vielmehr verbunden mit jener Sehnsucht, die aus der Kraft der Heiligkeit erwächst, sieht ein Teil der Leute des Glaubens, von eben dieser Sehnsucht getrieben stillschweigend darüber hinweg und hält (das Ganze am Ende) gar nicht mehr für so schlecht.

Da ich also nunmehr dieser beiden Geheimnisse gewahr wurde, ergriff mich Furcht. »Gepriesen sei Gott!«, sagte ich. »Kann es denn Heiligkeit geben, außer auf dem Weg der Wahrheit? Besonders aber auf diesem fürchterlichen Strom des Irrtums, können denn da die Leute der Wahrheit vorankommen?« Dann wiederholte ich nach islamischem Brauch an dem gesegneten Arefe-Tag die Sure-i Ichlas und rezitierte sie hundert Mal. So gesegnet stellte sich die später durch Gottes Barmherzigkeit zusammen mit der folgenden Tatsache als »Antwort auf eine wichtige Frage« niedergeschriebene Fragestellung in meinem armen Herzen ein. Und die Wahrheit ist folgende:

Zu Zeiten Sultan Mehmeds des Eroberers erzählte man sich die berühmte und lehrreiche Geschichte von »Cibali Baba«. Ähnlich wie er gibt es unter den Gottesfreunden einige, die äußerlich besonnen und vernünftig erscheinen und trunken sind in Gott. Und ein anderer Teil von ihnen erscheint dagegen manchmal nüchtern und Herr seiner Sinne zu sein und manchmal in einen Zustand (hal) völlig außerhalb ihres Verstandes und Urteilsvermögens zu geraten. Unter diesen wiederum gibt es einige, die alle Dinge miteinander verwechseln und sie nicht voneinander unterscheiden können. Sie behandeln eine Angelegenheit, die sie in einem solchen Zustand göttlicher Trunkenheit wahrgenommen haben, im Zustande der Nüchternheit. Sie befinden sich im Irrtum und wissen nicht, dass sie sich im Irrtum befinden. Einige dieser Gottesnarren leben unter Gottes besonderem Schutz und geraten nicht auf Irrwege. Andere aber werden nicht bewahrt und können sich unter der Schar der Ketzer und Neuerer wiederfinden. Es wird sogar für möglich gehalten, dass sie selbst unter die Ungläubigen geraten können.

So kommt es denn, dass solche, die zeitweilig oder andauernd von Gott berauscht sind, als von Ihm gesegnet und als Gottesnarren angesehen werden. Und weil diese Gottesnarren als ungebunden und gesegnet gelten, sind sie auch nicht verantwortlich. Da man sie aber nicht zur Verantwortung ziehen kann, kann man sie auch nicht kritisieren. Während sie zwar stets Heilige und Gottesnarren sind und bleiben, stellen sie sich doch gleichzeitig auf die Seite der Leute des Irrweges und der Neuerer. Sie gehen ihren Weg (meslek), machen ihn in gewissem Grade populär und unglückseligerweise bewirken sie so, dass einige Leute des Glaubens und der Wahrheit gleichfalls diesen Weg einschlagen.

 

Zehnte Problemstellung

 

In Zusammenhang mit einer Eingebung meines Herzens wurde von Seiten einiger Freunde darum gebeten, einen Grundsatz bezüglich der Besucher zu erklären. Darum wurde das folgende niedergeschrieben.

 

Es sollte eigentlich bekannt sein, dass diejenigen, die uns besuchen, entweder kommen um der Dinge des irdischen Lebens willen. Diese Tür ist ihnen verschlossen. Oder aber sie kommen um des jenseitigen Lebens willen. In dieser Hinsicht gibt es zwei Türen: Entweder sie kommen, weil sie meine Person für gesegnet halten und glauben, dass ich einen geistlichen Rang (makam) inne hätte. Auch diese Türe ist geschlossen. Denn ich bin keineswegs stolz auf mich. Ich bin auch keineswegs stolz auf diejenigen, die auf mich stolz sind. Vielmals Dank sei Gott dem Gerechten, dass er mich nicht hat stolz werden lassen. Der zweite Aspekt ist jedoch der, dass ich einzig der Verkünder des weisen Qur’an bin. Die durch diese Pforte eintreten, sind mir wie mein Augapfel. Ich heiße sie mit allem schuldigen Respekt willkommen. Auch unter ihnen gibt es drei Arten. Sie sind entweder Freunde, oder Brüder, oder Schüler.

Die charakteristischen Merkmale und die Bedingungen für Freunde sind: Sie müssen uns mit aller Entschlossenheit im Dienst an den Worten (Sözler) und Lichtern (Envar) des Qur’an ernsthaft zur Seite stehen und sie dürfen in ihrem Herzen nicht für Ungerechtigkeit, ketzerische Erneuerungen und Irrlehren eintreten. Sie sollen sich auch darum bemühen, für sich selbst einen Nutzen zu gewinnen.

Die charakteristischen Merkmale und die Bedingungen für die Brüder sind: Sie sollen ernsthaft daran mitarbeiten, die Worte (Sözler) zu verbreiten, die fünf Pflichtgebete zu verrichten und die sieben Todsünden zu meiden.

Die charakteristischen Merkmale und die Bedingungen für die Schüler sind: Sie sollen die Worte (Sözler) so für sich empfinden, als wären es ihre eigenen und sie hätten sie selbst verfasst, und wissen, dass die Aufgabe ihres Lebens darin besteht, sie zu verbreiten und ihnen zu dienen.

Diese drei Ebenen sind mit meinen drei Personen verbunden. Der Freund ist mit meiner individuellen und essentiellen Person verbunden. Der Bruder ist vom Standpunkt des Dienstes und der Anbetung mit der Persönlichkeit in mir verbunden. Was den Schüler betrifft, so ist sie in meiner Person als Lehrer (hoca) und Verkünder des Weisen Qur’an verbunden.

Solche Besuche bringen auch drei Früchte hervor:

 

Erstens: In Anbetracht (meiner Tätigkeit als) Verkünder von mir oder aus den Worten (Sözler) eine Lesung in den Juwelen aus dem Qur’an erhalten; und sei es auch nur eine einzige Lektion.

 

Zweitens: Im Hinblick auf den Dienst und die Anbetung im Jenseits einen Anteil an meinen Verdiensten zu haben.

 

Drittens: Sich gemeinsam der Schwelle (Dergah) Gottes zuzuwenden und unsere Herzen im Dienste des Weisen Qur’an Hand in Hand zu verbinden und miteinander um Erfolg und Rechtleitung (hidayat) zu bitten.

Wenn es ein Schüler ist, so ist er allmorgendlich mit seinem Namen bei mir anwesend und manchmal sogar in meiner Vorstellung und empfängt seinen Anteil.

Wenn es ein Bruder ist, so ist er mehrmals, mit seinem besonderen Namen und seiner Gestalt in meinem Gebeten (dua) und erhält seinen Anteil. Danach ist er mit allen Brüdern verbunden und ich übergebe ihn der göttlichen Barmherzigkeit, sodass er, wenn ich im Gebet »Brüder und Schwestern« sage, er mit dazu gehört. Auch wenn ich es nicht weiß, so weiß doch Gott in Seiner Barmherzigkeit um sie und sieht sie.

Wenn es ein Freund ist und er seine Pflichtgebete verrichtet und die Todsünden meidet, ist er in meinen Gebeten in die Gemeinschaft aller Brüder mit eingeschlossen.

Die Bedingung dabei ist, dass diese drei Arten (von Besuchern) mich in ihren innerlichen Gebeten und in ihre Verdienste mit einschließen.

 

 

»Oh Gott verleihe Deinen Segen dem, der gesagt hat: ›Der Gläubige ist dem Gläubigen wie ein Bauwerk, in dem die einzelnen Steine bleiverfugt einander Halt und Stütze gewähren.‹ Friede sei ihm und seiner Familie und seinen Gefährten.«

»Gepriesen seist Du! Wir haben kein Wissen, außer dem, das Du uns gelehrt hast. Denn Du bist der Allwissende, der Allweise.« (Sure 2, 32)

»Und sie sagten: Dank sei Gott, der uns bis hierher geführt hat. Wir hätten keine Rechtleitung finden können, hätte nicht Gott selbst uns geführt. In der Tat sind die Propheten zu uns gekommen mit der Wahrheit.« (Sure 7, 43)

»Oh Gott, der Du Noah unter seinem Volk geantwortet hast, der Du Abraham gegen seine Feinde geholfen hast, der Du Joseph zu Jakob zurückgebracht hast, der Du Jobs Leiden von ihm genommen hast, der Du das Gebet des Zacharias beantwortet hast, der Du von Junus ben Mette angenommen hast, worum er Dich gebeten hat! Bei dem Geheimnis derer, die Dir diese Gebete dargebracht haben, mich zu bewahren, zu zerstreuen, die mir übel wollen und meine Gefährten vor allem Übel der Teufel unter Dschinnen und Menschen zu bewahren, uns zu helfen im Angesichte unserer Feinde, uns nicht unserer eigenen Ratlosigkeit zu überlassen, unsere Ängste und ihre Ängste von uns wegzunehmen, die Krankheiten unsrer Herzen und ihrer Herzen zu heilen. Amen. Amen. Amen!...«

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