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Jugendliche mit Migrationshintergrund werden an deutschen Schulen und Hochschulen diskriminiert. Dies geht aus einem am Mittwoch vom Paritätischen Gesamtverband vorgestellten Bericht hervor. Vorstandsmitglied Barbara John kritisierte „die Talentverschleuderung, die wir seit Jahren betreiben“ und forderte „durchgreifende Strukturreformen“.

 

„Fast jeder dritte Jugendliche in Deutschland hat einen Migrationshintergrund und wir können vielen von ihnen kein sachgerechtes Bildungsangebot machen“, sagte John. Tshikudi Londji vom Forum der Migrantinnen und Migranten (FdM) erklärte, die ökonomische Zukunft Deutschlands sei davon abhängig, ob derzeitige Barrieren und Vorurteile innerhalb der Gesellschaft abgebaut würden und den Migranten eine „gute Bildung“ geboten werde.

 

Dem Bericht zu Bildungschancen junger Migranten zufolge macht mittlerweile fast jeder dritte deutsche Schüler Abitur, von den ausländischen Schülern aber nur jeder zehnte. Das Missverhältnis ist am gravierendsten bei denen, die ganz ohne Abschluss die Schule verlassen: Dies sind sechs Prozent der deutschen, hingegen 15 Prozent der ausländischen Schüler.

 

Die „eklatante Ausgrenzung von jungen Menschen mit Migrationshintergrund“ an den Schulen setze sich im Hochschulstudium fort, sagte John. Nicht einmal drei Prozent der in Deutschland studierenden Ausländer sind Bildungsinländer, die ihre Hochschulreife hier erworben haben.

 

„Unser Bildungssystem fördert die soziale Segregation, reproduziert und zementiert soziale Ungleichheiten“, resümierte John. Wer einen Migrationshintergrund mitbringt sei „doppelt schwer benachteiligt“. Statt die Mehrsprachigkeit und kulturelle Vielfalt der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu wertschätzen und zu fördern, werde dieses Potenzial von den Erziehungs- und Bildungsinstitutionen weitestgehend ignoriert.

 

Schulen sollen autonomer entscheiden dürfen

 

„Nicht die Kinder müssen sich an die Schulen anpassen, sondern die Schulen an die Kinder“, meinte John. Sie forderte mehr Entscheidungsfreiheit für Schulen, wie sie ihr Lehrangebot gestalten, welche Lehrer sie einstellen und welche Förder- und Ganztagsangebote sie leisten wollen. Nur so könnten die Bildungsstätten sich individuell auf ihr Klientel einstellen.

 

Um die Schüler mit Migrationshintergrund zu unterstützen, sollten Schulen zu „Integrationszentren“ werden, die auch die Eltern ausländischer Familien stärker einbinden sowie eine Vernetzung mit Migrantenorganisationen, Jugendhilfe und Jugendsozialarbeit fördern.

 

Migrationskinder könnten meist nur in der Schule lernen, erklärte John weiter. Deswegen sollte es mehr gemeinsame Lernzeit in Form von Ganztagsangeboten geben. Zudem sollte Deutsch als Fremdsprache durchgängig – nicht nur im Kindergarten und in der Grundschule – gefördert werden. Viele deutsche Kinder gingen außerhalb der Schule zur Nachhilfe, was sich ausländische Familien oft nicht leisten könnten. Hier müsse die Gesellschaft ihren Beitrag leisten, betonte John.

 

Quelle: focus.de

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