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Anschlag in Afghanistan

Ein tragischer Zufallstreffer?

Von Stephan Löwenstein, Kundus/Faizabad

16. April 2010 - Am Mittwoch rauschte spontaner Beifall durch das Atrium, das von den Betreuungseinrichtungen im Feldlager in Mazar-i-Scharif umgeben ist. Der Applaus der einigen hundert Soldaten galt dem Verteidigungsminister, Karl-Theodor zu Guttenberg. Genauer gesagt galt er einer Aussage Guttenbergs in seiner kurzen Ansprache. Er habe soeben entschieden, dass künftig zwei Panzerhaubitzen in Kundus stationiert werden sollten, schwere Artilleriepanzer, welche die dort oft in Gefechte verwickelte Truppe unterstützen sollen. „Endlich“, riefen einige. Kein Zweifel, der Minister hat eine bei den Soldaten populäre Entscheidung getroffen. Und er hat einen wirkungsvollen Zeitpunkt gefunden, um sie mitzuteilen.

 

Artillerie in Kundus versinnbildlicht die Härte und Intensität der Kämpfe, die inzwischen auch in der Nordregion, wo die Bundeswehr ihren Einsatzschwerpunkt hat, durch die aufständischen Taliban an die afghanischen Polizisten und Soldaten und die Soldaten der internationalen Afghanistantruppe Isaf herangetragen werden. Auf der anderen Seite zeugen nunmehr sechs oder sieben gefallene deutsche Soldaten alleine in diesem Jahr von dieser Situation in bestimmten Gebieten, für die sich Verteidigungsminister zu Guttenberg inzwischen das Wort „Krieg“ zueigen gemacht hat. Acht besonders schwierige Distrikte sehen die Militärs in der Nordregion, besonders um Kundus, aber auch im westlichen Teil des deutschen Zuständigkeitsgebietes; und einige Hochburgen der Taliban liegen auch in der rund 80 Kilometer südlich von Kundus gelegenen Provinz Baghlan.

Die Lage schien unter Kontrolle, als sich die Explosion ereignete

Dort sind am Donnerstag die vier Bundeswehrsoldaten während einer Operation gemeinsam mit der afghanischen Armee ums Leben gekommen und weitere fünf verwundet worden. Gerade als Guttenberg sich zum Rückflug in Richtung Deutschland aufmachte. Zuletzt hatte er das Regionale Wiederaufbauteam Faizabad besucht, ganz im Nordosten Afghanistans. Auf dem Umschlagplatz der Bundeswehr im usbekischen Termes entschloss sich der Minister zur spontanen Rückkehr nach Afghanistan. Er wolle sich in Mazar-i-Scharif, wo das deutsch geführte Regionalkommando Nord sitzt, ein genaueres Bild von der Lage geben lassen, sagte er.

 

Die Deutschen begleiteten – zusammen mit schwedischen und kroatischen Kräften – in einer größeren Operation zwei afghanische Kandaks. So heißen die Bataillone der afghanischen Nationalarmee (ANA), die jeweils rund 500 Mann stark sind. Etwa 200 deutsche Soldaten waren an der Operation beteiligt, die auch nach dem Vorfall fortgesetzt wurde. Dabei ging es darum, eine teilweise zerstörte Brücke zu sichern, die wieder instandgesetzt werden soll. Im Zuge derselben Operation sollte ein Stützpunkt für die ANA errichtet werden, von dem aus die Regierungssoldaten die von Taliban kontrollierten Dörfer in der Gegend wieder unter Kontrolle bringen wollen. Die Umgebung schien schon weiträumig gesichert zu sein, so dass die Soldaten sich in keiner Gefahr mehr wähnten, beschossen zu werden. Da traf eine Explosion eines ihrer geschützten Fahrzeuge, ein sogenannter Eagle-IV, wie sie erst seit gut einem Jahr in den Beständen der Bundeswehr und gleich in den Einsatz gebracht worden sind.

 

Offensichtlich war es eine jener alten russischen BM-1-Raketen, wie sie in Afghanistan weit verbreitet sind. Diese Waffen haben eine deutlich größere Reichweite als die bei den Taliban-Kämpfern ebenfalls gebräuchlichen RPG-7-Panzerfäuste, können aber nicht gelenkt und nur sehr grob gezielt werden. Immer wieder ist das Feldlager in Kundus mit solchen BM-1-Raketen angegriffen worden; aber war bislang der Schrecken, den sie hervorriefen, größer als der Schaden. Nur selten treffen sie überhaupt einmal das Camp, deutsche Soldaten waren noch nicht zu Schaden gekommen.

 

Wenn eine solche Rakete tatsächlich ein so kleines Ziel wie ein Fahrzeug getroffen hätte, wäre es ein bitterer Zufall gewesen. Guttenberg sprach daher davon, es scheine sich um einen tragischen Fall zu halten. Doch verwenden die Aufständischen die Raketen auch schlicht als Ladungen für ihre Sprengfallen, die mal ferngesteuert, mal durch Druck gezündet werden. Auch wenn dies hier der Fall gewesen wäre, müssten es merkwürdige Umstände gewesen sein, denn die Straße war zuvor schon von Minentrupps abgesucht worden.

 

Auch wenn diese Operation nicht unmittelbar mit der zu tun hatte, während derer am Karfreitag drei Bundeswehrsoldaten gefallen waren, dürfte sie die innenpolitische Debatte in Deutschland über den Afghanistaneinsatz verstärken. Dazu gehört auch die Ankündigung des Verteidigungsministers, die deutschen Kräfte mit zusätzlichen, schweren Waffen zu verstärken, die einst ursprünglich für das Gefecht der verbundenen Waffen in einem Krieg gegen einen gleichwertigen Gegner entwickelt worden sind.

 

Neben der Panzerhaubitze sollen das weitere Schützenpanzer „Marder“ sein, sowie weit reichende, gelenkte TOW-Panzerabwehrraketen. Sie sollen gegen Einzelpersonen oder kleine Gruppen von verschanzten Gegnern eingesetzt werden, wenn diesen mit den leichten Waffen der Infanterie nicht beigekommen werden kann.

Text: F.A.Z.

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Northern attack

 

In a different incident in the north, four German soldiers were killed and five others injured in Baghlan province when the group came under fire from opposition fighters.

 

The soldiers were reported to have come under rocket fire while close to the Pol-i-Khomri military camp, the German Defence Ministry, said.

 

It was the deadliest single attack for foreign troops in 2010.

 

US and Nato troops are in the country to secure it from Taliban and al-Qaeda fighters.

 

The forces are in the country after the US-led invasion in 2001 to remove the Taliban, whom they accused of harbouring al-Qaeda operatives, from power following the September 11 attacks on the US of the same year.

 

source: (aljazeera) Agencies

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